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Geschrieben

Liebe Kinofreunde!

 

Ich bin gerade dabei, mal wieder eine Maschine zu restaurieren, die mir durch ein paar witzige Umstände kostenlos zugelaufen ist - außerdem habe ich sie gerade noch vor der Verschrottung retten können.

 

Es begab sich so, daß ich zufällig auf meinem Bahnhof einen der Stummfilmmusiker aus Essen traf, den wir ab und zu mit seiner Combo zur Stummfilmuntermalung im Kino in Duisburg einsetzen. Und dieser meinte zu mir "hömma Martin, das ist ja ein Zufall. In Essen steht da son Filmprojektor rum, der geht Ende der Woche in den Schrott, wollst Du den haben?" Ich fragte (wobei mir schon beim formulieren der Frage klar war, daß es eigentlich eine dumme Frage an einen Profimusiker ist) "Was ist denn das für ne Maschine?" Antwort "Weiß ich doch nicht!" Ich fragte dann vorsichtig (und die Frage war klug, denn sie führte tatsächlich, ohne die Maschine gesehen zu haben, zur Beantwortung meiner letzten Frage) "Was für eine Farbgebung hat sie denn?" Antwort "So gelb".

 

Und da ist sie nun. Unter Tonnen von Dreck findet man nach gründlicher Reinigung nun folgende Maschine wieder, die fast so aussieht, als hätte sie gestern erst die Fabrik verlassen. Die Elektrik und Elektronik funktioniert auch schonmal soweit.

 

ernemann12fortschritt.jpg

 

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Dem Experten fällt auf, daß die Filmbahn sowie die beiden (siehe der Erwähnung der Experten ^^) Tongeräte noch fehlen. Ein Bildstandtest konnte noch nicht durchgeführt werden. Hoffentlich ist der nicht so, wie der übliche Ruf dieser Maschinenkonstruktion.

 

Ich dachte mir, diese kleine Geschichte könnte Euch interessieren.

 

Gruß

Martin

Geschrieben

Glückwunsch zu der Maschine! Mir ist Anfang des Jahres eine E12p zugelaufen. Eigentlich wollte ich nur den Gleichrichter haben als es dann hieß, hinten in der Ecke steht noch eine Maschine.

Da die Maschine erst 500Stunden auf der Uhr hatte, kann ich zur Haltbarkeit des Getriebes nichts sagen. Wenn man Bauer gewohnt ist, muss man hinsichtlich der Konstruktion natürlich Abstriche machen. Im Open-Air Einsatz hat sie sich aber dieses Jahr wacker geschlagen.

Ich hatte mir von Ernemann Unterlagen und Schaltplan schicken lassen.

Geschrieben

Meine ist, wie Du am Umschalthebel uf dem Blendengehäuse sehen kannst, eine Ernemann 12 S Bi - Format 35 / 16; das war mit der Bemerkung mit den zwei Tongeräten gemeint. Meine ist aus Erstbesitz und hat 1700 Stunden auf der Uhr. Bei mir waren alle Unterlagen in drei Original Ernemann - Heftern dabei: Die Montage- und Betriebsanweisung, die Anleitung des Lampenhauses, und die Anleitung der Bi - Format - Maschine. Die Tonanlage bestand aus einem Transdominar - Verstärker, welcher in der sichtbaren Aussparung der Säule montiert war. Dazu gabs noch einen Hasso - Umroller, zwei Klebepressen, je eine in 35 und in 16, einen Irem - Gleichrichter sowie diverse Spulen. Sonst wär wie gesagt alles im Schrott gelandet.

 

Angeblich soll die Maschine jährlich einmal von einem Kinotechniker gecheckt worden sein. Sollte das stimmen, muß das aber ein sehr nachlässiger Techniker gewesen sein. Die Gründe: Zunächst war die Maschine und die beiden Laufwerke total verdreckt; ich würde mich nicht trauen, wenn ich als Techniker zum Check gerufen würde, eine Maschine in diesem Zustand zu verlassen. Zweitens war das Abstreifblech der Schaltrolle verbogen, so daß es auf der Schichtseite des Filmes schliff. Sowas muß man als Techniker sehen. Drittens war der Einbrechschutz im Tongerät schlecht montiert; auch dieser guckte zu weit raus, so daß dieser auf der Blankseite des Filmes schliff. Sowas muß man als Techniker sehen. Viertens war die Bremsrolle und die Andruckrolle Tongerät knapp 5 mm seitlich aus der Flucht. Auch das muß man als Techniker sehen.

 

Hab ich da Recht?

 

Die Musiker haben übrigens noch einen Steinway - Flügel bekommen. Auch der wäre sonst einfach im Schrott gelandet.

 

Gruß

Martin

Geschrieben

... mal wieder eine Maschine ... Martin

Servus Martin,

vielleicht ist das indiskret, aber ich muss doch einmal fragen: Wie viele Maschinen hast du eigentlich bei dir rumstehen? Und vor allem: Wo lagerst du die? Hast du ein ehemaliges Straßenbahndepot gepachtet???

Gruß

Horst

Geschrieben

Es gibt hier in der Maschinensammlung seit Oktober 1995 eine Dresden D2, seit Mai 1998 eine Bauer Selecton II/O, seit Januar 2001 einen Domic - Spulenturm, seit Dezember 2009 eine Bauer B12 im Eisenbahnclub, seit September 2011 einen Hasso - Spulenturm und dann seit Oktober 2011 eine Ernemann 12 S Bi - Format. Mehr große Maschinen gibt es nicht.

 

An kleinen Maschinen gibt es zwei Bauer P7, einen Bauer P8 T400, einen Elmo GS 1200, zwei Siemens 2000 Transistor, einen Bauer P6 alter Serie, einen Siemens 2000 stumm alte Ausführung und einen Seimens 2000 Zweiband 16 / 8. Der Rest ist Diverses als Ersatzteilspender.

 

Das kann man von der Menge doch noch irgendwo unterbringen, oder?

 

Du siehst ja links im Bild noch die Rückseite der Bauer Selecton II/O hervorluken.

 

Gruß

Martin

Geschrieben

... Maschinensammlung ...

Wirklich, eine wahnsinnige Freizeitbeschäftigung. Wenn ich mal nicht mehr bin, vermache ich dir meine beiden Askania!

Geschrieben

Gestern noch mal, nachdem die Filmbahn fertig war, mit Filmschleife die Ernemann 12 ausprobiert. Zur Beleuchtung wurde eine starke LED - Taschenlampe hinter das Blendengehäuse gehalten und als Abbildungsoptik diente ein Ernostar - Altglas, was hier gearde noch so auf dem Fußboden rumflog.

 

Leider ist der Bildstand nicht befriedigend. Sieht vom Rhythmus und den Schwankungen in etwa so aus, wie bei einer durchschnittlichen TK 35. Werd mal messen, ob die Schaltwelle krumm ist, aber eigentlich paßt der Rhythmus da nicht zu. Kann man vielleicht durch Veränderung der beiden Riemenspannungen nochwas rausholen? Hatte ich nicht mal sowas von der Meo 5 gehört?

 

Letzte Frage: Wie kann man die Flucht des Kreuzgetriebes justieren? Geht das mit einem Hakenschlüssel an den beiden dicken Hakenmuttern hinter der Schaltrolle? Hatte gestern zum Test noch eine nagelneue Schaltrolle draufgemacht, die breite Zähne hatte. Hier lagen die Zähne leider nicht zentrisch in den Perforationslöchern. Da die Bildbühne nicht justierbar ist in ihrer Flucht, hoffe ich, daß es bei der E 12 das Getriebe ist.

 

Haben eigentlich alle E 12 Köpfe das Koppelzahnrad auf der Schaltwelle und das Antriebszahnrad hinter der Nachwickelrolle?

 

Gruß

Martin

Geschrieben

Die Maschine habe ich gut von meinem alten Vorführmeister in Erinnerung (erst MGM, dann im Arsenal Berlin und dort mit Ernemann 12S).

Er war als Ernemann-Freak einer derjenigen, die für die Anschaffung plädierten. Später aber war er unzufrieden.

Insbesondere die Ankopplung zum angeflanschten 16mm-Teil war stets problematisch, die starren Andruckklappen ein Grund für jahrelange Perforationsschäden an 16mm-Filmen. Woraufhin dann eine Favorit 16 gekauft wurde (allerdings mit faschem Bild-Tonabstand, aber mit dem besten 16mm-Bildstand aller Zeiten. Der ihr nachfolgende Selecton II-0 machte leider ein schlechteres Bild). Beides war dennoch besser als der "Universalprojektor" E15-S mit den Kunststoffandruckbändern (Delrin?), wo sich auch das Blendengehäuse immer wieder aufheizte und vor jeder 600m-Überblendung der Bildstand zu zittern anfing. Es war wirklich nicht begeisternd, und Stumpf baute dann in den 90er Jahren Bauer-B14-Maschinen ein, die noch heute dort im Betrieb sind.

 

Dies nur als Anekdote...

Geschrieben

Wahrscheinlich typisches E12 Problem: Kerbstift am Zahnrad zwischen Schaltrolle und Gehäuse zu fest eingetrieben. Das verbiegt die durchgehärtete Welle, und der Bildstand ist hin. Die Welle selbst kannst du nicht verbiegen, die bricht. Es gab zwei Versionen der E12. Die alte hatte komplett Sinterlager für die Vor-Nachwickelrolle und im Getriebe sowie im Tongerät, die neuere hat dann schon Kugellager für Vor-Nachwickelrolle, übers Getriebeinnenleben kann ich da nix sagen. Die Getriebe selbst sind bis auf die blöden Sinterlager alte Ernemannqualität. Kannst mich ja mal anrufen, ich hatte die Kiste x-mal zerlegt.

Jens

Geschrieben

 

 

Die Musiker haben übrigens noch einen Steinway - Flügel bekommen. Auch der wäre sonst einfach im Schrott gelandet.

 

Gruß

Martin

 

Zeigt nur, wieviel solche Sachen heute noch Wert sind, Maschinen, wie auch Flygel... NICHTS!

Zur Rechten zeit am rechten Ort.

 

 

Martin, zur Ermittlung von Bildstandsfehlern gibt es elektronische Meßgeräte und Direktkamerafilme. Aus der Fehlerfrequenz ist dann die Ursache schnell ermittelt.

 

 

st

Geschrieben

@Stefan: Selbstverständlich habe ich eine neue Rolle (die ich allerdings schon so 10 mal benutz habe) Direktkamerafilm zum Prüfen (PTF35 / 150 Meter). Ich werd da mal eine Schleife von machen und durchlaufen lassen. Nur dazu hatte ich gestern mitten in der Nacht dann doch keine Lust mehr, verständlicherweise.

 

@Jens: Verstehe ich das richtig, daß die Welle jetzt nur unter Spannung im elastischen Bereich verformt ist? Soll heißen, ich bekomme irgendwie den Stift ruas und alles ist wieder okay? Nur wie krich ICH so einen Stift raus? Sowas ist mir im Leben noch nie gelungen. Besitze allerdings auch keinen Stifteaustreibersatz. Kann man da an der quasi empfindlichsten Stelle am Projektor einfach draufhauen? Also ich hätte da echt Sorge vor. Andere Tips?

 

Beste Grüße

Martin

Geschrieben
... daß die Welle jetzt nur unter Spannung im elastischen Bereich verformt ist? Soll heißen, ich bekomme irgendwie den Stift raus und alles ist wieder okay? ...

Andere Tips?

 

Aufs blaue, weil ich mit der Maschine überhaupt nicht vertraut bin: Wenn der Stift die Ursache ist und er nur unter Anwendung von Hammerschlägen oder ähnlich roher Gewalt rausgehen sollte, ausbauen das Teil und den Stift rausfräsen lassen. Auf diese Weise hab ich mir schon viele Teile gerettet, Motoren wie Uhren.

Geschrieben

Hallo Martin, den Stift ausbohren, anders bekommst du den fast nicht heraus. Der Stift ist relativ weich. Dafür sollte man das Getriebe ausbauen, dann geht das fast ohne Probleme. Die Bohrung in der Welle kannst du nicht beschädigen. Grund für den konischen Stift und das 'seltsame' Zahnrad ist der 16mm Vorbausatz, der incl. der 16mm Schaltrolle von eben diesem Zahnrad angetrieben wird, deshalb muß das spielfrei sein. Für den 35mm Betrieb reicht es völlig, wenn das Zahnrad nicht auf der Schaltwelle rutschen kann. Ansonsten bekommst du Seitenspiel in der Schaltwelle.

Als neuen Stift habe ich dann einfach einen Hohlfederstift genommen, und die Schaltwelle bleibt gerade. Den konischen Stift bekommt man nur mittels Schaltuhr und Rundlaufprüfung wieder eingetrieben, der darf nämlich nur gerade so fest eingetrieben werden das er hält, jedes bißchen mehr verbiegt die Welle und der Bildstand ist hin.

Jens

Geschrieben

Und was empfielst Du mir nun als Endlösung, da ich - falls es wirklich nur am Stift liegen sollte und das Getriebe keinen anderweitigen Schaden hat - die Maschine auch mit dem 16 mm - Laufwerk wieder komplett funktionierend haben möchte?

 

Hab grad nachgesehen: Auf der einen Seite guckt der Stift ein Stückchen raus, auf der anderen Seite ist er ein Stück vertieft.

 

Beste Grüße

Martin

Geschrieben

Tja, dann Meßuhr und Schraubensicherung. Getriebe ausbauen, Stift auf geeigneter Unterlage austreiben, zur Kontrolle dann mal ohne Stift die Welle auf Rundlauf prüfen, ist zu 99,9% bolzengerade, dann den Stift mit Schraubensicherung wieder einstecken und nur soweit eintreiben, bis es unrund wird und wieder einen Hauch zurück, bis es rund läuft. Feddich. Nur, vorher das Getriebe prüfen, ob nicht das hintere Lager unter der Schwungmasse in dem Lagerbügel auch noch spielfrei ist oder verschlissen, wie das bei meiner E12 war. Dann ist der Bildstand durch zu viel Spiel in der Sperrscheibe eh nix mehr und du brauchst erstmal ne neue Buchse. Der Haltebügel des Lagers ist mittels Stiften fixiert und mit Inbusschrauben angeschraubt. Kann sein, das die Fixierstifte bei einer neuen Buchse entfernt werden müssen, damits nicht klemmt. Leider kann man das Spiel des Getriebes nicht mittels exzentrischer Lagerbuchsen einstellen, die E12 war eine Billigmaschine für kleine Säle und 'geringe' Lebensdauer, ein Wegwerfprodukt halt, so scheint es mir. Sofern also die Lagerbuchsen ausgelaufen sind, mußt du sie ersetzen. Dürfte es bei Ernemann noch geben, da die E15 wohl das gleiche Getriebe hat, oder du drehst dir welche und reibst sie aus, je nachdem, welche Möglichkeiten du hast.

Jens

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