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Geschrieben

Hallo,

 

die Webseite http://www.kodachromeprocessing.com/ (die zur britischen Firma "Process C-22" gehört) macht Reklame mit "Kodachrome is not dead... ...only sleeping". Zuerst hatte ich ja gedacht, daß sie es doch irgendwie geschafft haben, den Film wieder als Farbfilm zu entwickeln. Leider liest sich der Text etwas anders:

**NEWS UPDATE 2011-12**

We STILL PROCESS K-14 Kodachrome films, such as Kodachrome 25, 64, 200 and K40 in 35mm and 8mm cine formats. These CANNOT presently be colour-processed, as the last Kodachrome laboratory closed in December 2010. Kodachrome is extremely difficult to gain reasonable images from, and our process (for black and white slides) will be unique.

We are still hoping to process in colour one day, but only time will tell if

this will even be possible. Experiments are still being planned...!

In the meantime get it done with us in black/white, or keep your

film permanently frozen inside the black pot.

A webpage devoted to Kodachrome is coming soon.

 

Hmmm...

Jörg

Geschrieben

Hallo Jörg,

 

die Seite wirkt so als wäre sie schon eine Weile nicht auf den neuesten Stand gebracht. Nur die angegebene Telefonnummer, die hat man aktuell einfach durchgestrichen. Kein Vertrauensbeweis, wenn man wegen Fragen zu alten Filmen nicht mal anrufen kann. Und der Slogan, man sei das einzige Labor, das in Europa alte Filme entwickele, stimmt auch nicht. Neben http://www.oldfilmprocessing.com/, auch aus Grossbritannien, die Du ja in einem anderen Thread schon angeführt hattest, gibt es ja auch Frank Bruinsma vom Super 8 Reversal Lab. Und Kodachrome in Super 8 kann auch Dagie Brundert schwarzweiß entwickeln: http://www.dagiebrundert.de/K40.html Dafür muss man nix ins Ausland schicken.

 

Jürgen

Geschrieben

Wozu soll dieses Angebot aus UK dienen? Es gibt genug Möglichkeiten, dem Kodachrome ein sw-Negativbild zu entlocken. Die Zeit der KC-Entwicklung ist vorbei und es trauert auch keiner mehr diesem Material nach, auch wenn man heute nicht wissen kann, wie sich die gegenwärtigen Materialien in einigen Jahrzehnten verhalten werden (hinsichtlich Farberhaltung).

Im ebay werden für teilweise horrente Preise laufend uralte KC-Rohfilme unterschiedlicher Formate und Konfektionen angeboten. Ich frage mich nur, wozu? Selbst im K14-Prozess, so es ihn heute noch geben würde, könnte man nach 30 Jahren keine optimalen Ergebnisse mehr erreichen. Für sw-Experimente gibt es weitaus besseres, als uralte KC-Filme, deren Träger teilweise sicher auch schon geschrumpft oder von Essig befallen sein dürften.

Geschrieben

Wozu soll dieses Angebot aus UK dienen?

 

Hallo,

bei aller Berechtigung des Aspekts auf den Jürgen Lossau hinweist, die Frage stell ich mir auch aus folgenden Gründen: Es gab einen "allerletzten Termin" durch Kodak, der verstrichen ist. Jetzt frag ich mich auf welche unerschöpflichen Mengen aus dunklen Quellen da spekuliert wird sofern man davon ausgeht, daß die Leute nicht von der freien Wohlfahrt sind sondern ein Geschäft wittern. Erstens. Zweitens wird da unterschwellig Hoffnung auf einen eventuellen Farbprozess gemacht. Das ist noch komischer oder ist das nur ein (linker) Lockvogel. Sollte man sich in der Hoffnung wiegen, "da käme mal ein Kodachrome Nachfolger", Leute auch bei Kodachrome gab es ein auf und ab und so einfach ist das nicht. Der für mich beste Kodachrome war der Kodachrome II entwickelt im K12 Prozess. Überhaupt wurde "die Hauptarbeit" im K12 Prozess erledigt, als K14 auftauchte ging die Kurve längst steil nach unten. Das Problem bei K12 war das Härtebad weil da tonnenweise Natriumsulfat und große Mengen Formalin "in den Kanal" gingen. Meine Vermutung ist ohnedies daß beim Ende des Stuttgarter Labors (dem Lausanne nach meiner Ansicht nicht das Wasser reichen konnte) Umweltauflagen eine große Rolle spielten. Möglich natürlich daß auch die Größe zum Tod führte.

Noch was: Ich dachte immer Kodachrome sei besonders robust. Zwischen 1992 und 1995 weilte ich in Paris mit Familienangehörigen und einer filmte mit der Super-8 und Kodachrome (nicht ich). Der Film wurde vergessen und den fand ich und schickte ihn zur Entwicklung. Vor dem "Aus". Das Ergebnis war niederschmetternd. Viel zu dunkel, die Personen kaum zu erkennen. Ich hatte "das" nicht erwartet. Gelagert hat der Film mit Kamera im Schrank.

Aaton.

Geschrieben

Er kann auch falsch belichtet gewesen sein.

 

Hallo,

das wurde von mir überprüft. Die verwendete Kamera hat Belichtungsautomatik und die funktionierte. Und die Person die filmte griff da gar nicht ein. Darüberhinaus war es nicht allein "das zu Dunkle" sondern die völlige Veränderung der Charakteristik (Grobkörnigkeit, Farbveränderung zu einer "Einheitssoße" - sprich verschiedene unterschiedliche Farben gab es gar nicht mehr etc.).

Aaton.

Geschrieben

Hallo,

das wurde von mir überprüft. Die verwendete Kamera hat Belichtungsautomatik und die funktionierte. Und die Person die filmte griff da gar nicht ein. Darüberhinaus war es nicht allein "das zu Dunkle" sondern die völlige Veränderung der Charakteristik (Grobkörnigkeit, Farbveränderung zu einer "Einheitssoße" - sprich verschiedene unterschiedliche Farben gab es gar nicht mehr etc.).

Aaton.

 

vielleicht ist der Film ja auch mal falsch gelagert worden ? Oder an der Kamera war zu dem zeitpunkt des Filmens irgendetwas nicht in Ordnung ? Oder beides zusammen . . .

 

Es gibt immer viele Fehlerquellen, die nachher nicht mehr nachzuvollziehen sind. Ich schrieb hier ja mal von einem Kodachrome 16mm film, dessen Kurierdienst-Fahrer auf dem weg zur Entwicklung einen schweren Unfall erlitt . . . und der Film war von Hitze und Löschwasser sehr mitgenommen . . .

 

Oft erfährt man ja gar nicht, was wirklich war. Erst recht nicht, was vor dem Kauf der Filme war.

Geschrieben

vielleicht ist der Film ja auch mal falsch gelagert worden ? Oder an der Kamera war zu dem zeitpunkt des Filmens irgendetwas nicht in Ordnung ? Oder beides zusammen . . .

 

Es gibt immer viele Fehlerquellen, die nachher nicht mehr nachzuvollziehen sind. Ich schrieb hier ja mal von einem Kodachrome 16mm film, dessen Kurierdienst-Fahrer auf dem weg zur Entwicklung einen schweren Unfall erlitt . . . und der Film war von Hitze und Löschwasser sehr mitgenommen . . .

 

Oft erfährt man ja gar nicht, was wirklich war. Erst recht nicht, was vor dem Kauf der Filme war.

 

Hallo,

ja sicher. Der Film stammte "aus meinem Fundus" und die Kamera war auch meine. Und ich weiß wie ich Filme einkaufe und wie der Zustand meiner Geräte ist. Gefilmt hat dort ein Familienmitglied und "vergessen" wurde der Film weil ich zu dem Zeitpunkt bereits mit Super-8 und "Kassettenfilmen" nichts mehr am Hut hatte. Die Kamera war eine Bauer C2 die Geissler gewartet und mit einem "neuen Kameravorderteil, einem neuen Motor und einem neuen Handgriff" ausgestattet hatte. Mit dem Gerät hatte ich vorher 10 Jahre (von 1967 bis 1977, dann kamen 20 Jahre Pause) Kodachromes verbraten. Mit erstklassigem Ergebnis und nicht einem Ausreißer. Der Vorfall hat auch mich überrascht. Den Film hab ich trotzdem integriert, weil eine abgebildete Person verstorben ist.

Aaton.

Geschrieben

Es gab einen "allerletzten Termin" durch Kodak, der verstrichen ist.

Ohne dieses Forum hätte ich den Termin nie erfahren.

Das Ende der Entwicklungsmöglichkeit von Kodachrome in Farbe wurde für viele ehemalige Filmer einfach nicht klar und laut genug kommuniziert.

Eine kurzer Dreizeiler im Börsenteil der Zeitung über Kodak und ein Artikel in einer Zeitschrift, die nur noch 1% der ehemalig aktiven S8 Filmer aus den 70ern/80ern lesen.

Das reichte nicht aus, um allen Super8lern klar zu machen, was hier passierte.

 

Die letzte Kassette K40 brachte ich im September (oder Oktober) 2010 zur Post. Der Postbeamte wog und frankierte den Beutel (an Wittner) und meinte: "Ach da sieh an! Super8. Schon lang nicht mehr gesehen, diese Beutel. Früher hatten wir von denen etliche zu transportieren. Hab früher auch gefilmt. Ich müsste mal schauen, es könnte sein, dass ich noch ein paar Kodak Kassetten zuhause habe, die ich zur Entwicklung einsenden könnte."

Ich hab ihn drauf hingewiesen, dass er das ganz ganz schnell machen muss, da Kodak in Kürze den Entwicklungsprozess einstellt.

"Ach das machen die schon nicht, die würden ja massenhaft mit den Kunden Ärger kriegen, weil die Entwicklung mit dem Kaufpreis der Kassette ja bezahlt wurde."

Nicht mal das *Aus* der kostenfreien Entwicklung ist zum *Normalbürger* durch gedrungen.

Kein Einzelfall. Auch heute noch. Keiner weiß was von dem *Aus* der kostenfreien Entwicklung. Und erst recht nicht vom *Aus* der Entwicklung in Farbe überhaupt.

 

Und immer wieder auf ebay lesbar: "Kamera und zwei unbenutzte Kassetten Kodak Film. Entwicklung inbegriffen."

Manche sind vorsichtiger: "...mit zwei Filmkassetten. Ob man diese noch entwickeln kann, weiß ich nicht."

Geschrieben

Das Kodachrome ein Latentbild nicht gut hält kann ich bestätigen. Ich habe mindestens drei mal teilbelichtete Filme in Ebaykameras gefunden. Mit solchen Kassettenresten habe ich dann gern gleich die Grundfunktiknen der Kamera getestet. Ergebnis jedesmal: alter Teil monochromer Matsch (Rosa oder hellgrün, kaum noch Farben), der frisch belichtete Teil noch ziemlich tragbar.

 

Damals 10-12 Jahre abgelaufene Kodachromes hatten für meinen Geschmack oft die schönsten Farben... Leicht pastellig, etwas blaue Schatten, etwas weichere Gradation und leicht Rosa belegte Lichter. Traumhaft im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Übrigens kann man Kodachrome durchaus selbst farbig entwickeln. Es dauert ewig, ist sauteuer und eine maßlose Sauerei. Problem: Das Ergebnis ist niederschmetternd schlecht und verkehrt, da die Farbkuppler die falschen sind, die Zwischenbelichtungszeiten und Lichtfarben falsch sind und man einen halben Tag pro Entwicklungsgang einplanen muss. Allein das Entfernen von Remjet im stockdunklen ist ein grauenvoller Kampf.

 

Sowohl Lukas als auch ich haben mit K64 (da in KB besser testbar) experimentiert und ihm (falsch)farbige Bilder entlockt. Es lohnt nur einfach nicht.

Geschrieben

Ohne dieses Forum hätte ich den Termin nie erfahren.

Das Ende der Entwicklungsmöglichkeit von Kodachrome in Farbe wurde für viele ehemalige Filmer einfach nicht klar und laut genug kommuniziert.

 

Hallo,

....liegt an Dir. Wie Du vielleicht weißt fotografiere Ich auch (und bin auch "Dunkelkammerfan"). Ich hab es von Anbeginn an nie ohne Literatur gemacht und zu der gehört "die Fachzeitschrift". Zu Beginn das Fotomagazin, Agfas Photoblätter, die Leica Photogaphie und Großbildtechnik (Linhof). Später konsumierte ich alles was am Kiosk zu bekommen war. Bei Schmalfilm gab es (für mich) zunächst das Film und Ton-Magazin, aber die Zeitschrift gefiel mir nicht so. Auf "Schmalfilm" kam ich erst nach meiner 20-jährigen Pause. Info ist etwas vom Wichtigsten.

Die Dinge die Du erwähnt hast sind durchweg Geschichte. Ich gehörte zu den Mitunterzeichnern der Petition an Kodak mit dem Erfiolg daß meine persönlichen Daten bei Google aufgerufen werden konnten. Und was hat es gebracht? Die Geschichte Kodaks zeigt großartige und abstoßende Facetten. Zu letzteren gehören die Behandlung von Land (Polaroid) und auch der 9,5mm Filmgemeide durch die Firma. "Schmerz" empfinde ich beim Gedanken welches enorme Wissen und Können möglicherweise verloren geht und ebendiesen empfinde ich auch beim Gedanken an die Leute die Begeisterung im Beruf mitbrachten und da gabs nicht wenige. Ich bin jetzt gespannt auf das was Jürgen Lossau zum Thema weiß - hoffentlich nichts Desillusionierendes.

Aaton

  • 3 Jahre später...
Geschrieben

Den Prozess kannst Du Dir grundsätzlich zusammengooglen. Vor allem auf photo.net gibt es viel interessantes, auch noch von damaligen Kodak-Leuten wie dem "PhotoEngineer". Aber wirklich: Lass es. Es lohnt nicht, und die Ergebnisse sind überhaupt nicht reproduzierbar. Viel zu viele Faktoren, die man nicht strikt einhalten kann.

Geschrieben (bearbeitet)

Du findest einige Rezept-Anregungen in dem Buch: https://archive.org/...e/n107/mode/2up

 

Kapitel 9 und 10 beschäftigen sich mit chromogenen Entwicklungen und Kodachrome, allerdings in der ersten Version.

 

Die Farbbildung basiert auf einem Farbstoff und einem Farbentwickler. Als Farbentwickler dürfte sich der CD1 eignen. Das Hauptproblem sind die Farbstoffe, die man a) bekommen muss und b ) teils sehr teuer sind. Das war der Scharm der Rezepte aus deinem Link in dem anderen Thema. Es waren verfügbare und nicht zu teure Farbstoffe. Selbst wenn es nicht die richtigen Grundfarben sind, würde ich mal einen ersten Versuch damit starten. Im schlimmsten Fall kann man mit den Farbstoffen immer noch SW-Filme farbig tonen.

Bearbeitet von Theseus (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Die Chemie ist nicht nur giftig, sie ist schlichtweg nicht zu bekommen. Es sei denn du kaufst bei Alibaba die MOQ von einer Tonne. Pro Substanz.

Klar, man kann es mit Alternativen versuchen (hab ich ja auch). Die Chemie ist aber gar nicht das große Problem, abgesehen davon, dass sie quasi sofort verfällt und ergo nur im Dauerbetrieb mit ständiger Regenerierung reproduzierbar funktioniert.

 

Die Zwischenbelichtungen sind haarig. Die erste, rote, muss von der Tragerseite erfolgen, also von der Remjetseite aus. Es muss dabei genug belichtet werden, um alle Kristalle der Schicht zu erwischen, aber nicht zu viel, um nicht die nächste Schicht mit zu schleiern. Gleichzeitig muss die Farbe exakt stimmen. Am Schwierigsten ist aber, sicherzustellen, dass die Schichtseite dabei nicht ein Quentchen des Lichtes abbekommt.

 

Übrigens, sebst wenn man alle 16 Schritte perfekt hinbekommt (und danach arm ist und alles Werkzeug auf ewig blau gefärbt), sieht das Ergebnis Scheisse aus, denn auch die neuesten K40 sind 15 Jahre überlagert. Und der K40 alterte meist nicht gut.

 

Ich finde es ja toll, wenn es noch mal jemand probieren will. Man lernt dabei eine Menge. Trotzdem rate ich davon ab, weil der Frust letztendlich garantiert ist. Und ich rate nicht oft von Experimenten ab. :)

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