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Geschrieben

Ich habe einige Filmrollen aus den 70er und 80er Jahren bekommen, die offenbar längere Zeit falsch gelagert waren, äußerlich stellenweise einen Schimmelflaum aufweisen und entsprechend muffig riechen. Das Bild selbst scheint jedoch einwandfrei zu sein und nicht in Mitleidenschaft gezogen.

 

Ich habe die Rollen mit einem in 70-prozentigem Ethanol getränkten Tuch kreisförmit abgerieben, bis kein Schimmel mehr sichtbar war. Unmittelbar danach habe ich die jeweilige Rolle zweimal langsam umgespult, damit eingedrungene Feuchtigkeit verdunsten kann und der Film nicht aufquillt und verklebt. Außerdem habe ich die Rollen eine Zeitlang offen gelagert und die alten Dosen bzw. Kartons vernichtet.

 

Frage 1: War das richtig? Hat jemand von euch Erfahrung in der Behandlung solcher Filme?

 

Frage 2: Muss ich befürchten, dass eventuell nicht restlos entfernte Schimmelrückstände die Rolle wieder befallen können, auch wenn ich sie unter 20° C und bei unter 60 % relativer Luftfeuchtigkeit lagere?

 

Danke im Voraus!

Geschrieben

Du hast schon vieles richtig gemacht, doch der Pilz ist drin. Im Film darinnen

 

Um das Lebewesen, Pilze sind etwas zwischen Flora und Fauna, abzutöten, braucht es die chemische Keule. Ein bewährtes Fungizid ist Formaldehyd. Deshalb werden maschinell verarbeitete Farbfilme seit Jahrzehnten mit einem letzten so genannten Stabilisierbad, einer Formaldehydlösung, behandelt. Aaaber Formaldehyd ist giftig für uns.

 

Es gibt ein anderes wirksames Mittel, die gute alte Weißblechdose. Weißblech ist verzinntes Stahlblech. Das Zinn ist ein Vorrat an Reagens für giftige Verbindungen zusammen mit Schwefel. Schwefel wiederum ist in der Gelatine von Natur aus schon enthalten, aber auch als Rest vom Fixieren.

 

Relative Luftfeuchte von 60 Prozent ist zu viel, da rostet der Stahl langsam, aber sicher weg. Der Unterschied in der Spannungsreihe zwischen Eisen (Hauptbestandteil von Stahl) und Zinn ist zwar klein, doch vorhanden, elektrochemische Korrosion in Gegenwart des Elektrolyten Wasser gegeben. 40 Prozent und weniger ist angezeigt.

 

Was du auch tun kannst, ist mit dem Filmmaterial in Kunststoffdose in ein Spital oder eine Arztpraxis gehen, wo man bereit ist, ein paar Röntgen-Strahlen abzugeben. Eine heftige Strahlendusche setzt dem Pilz recht zu. Ansonsten Film trocken halten und von Zeit zu Zeit mit Hi.-Kohlenlicht projizieren, das schön Ultraviolett auf ihn schickt.

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Geschrieben

Formaldehyd ist giftig für uns.

Ja, und vor allem ist es kanzerogen.

Weißblech ist verzinntes Stahlblech ... Relative Luftfeuchte von 60 Prozent ist zu viel, da rostet der Stahl langsam, aber sicher weg.

Ich benutze nur lackierte Blechdosen (Desjardin "Hollywood" gold oder grau), die sind lackiert und scheinen mir sehr rostresistent.

40 Prozent und weniger ist angezeigt.

Ich bin schon froh, dass ich mit Luftentfeuchter von 70 auf 50 bis 60 runtergekommen bin! Wie schafft man es, 40 % zu erreichen??

 

Noch eine wichtige Frage: Ist es notwendig, nach der Projektion eines solchen Akts die Filmbahn zu desinfizieren?

 

Wie auch immer, ich werde diese Akte wohl nicht behalten. Vielen Dank für die Hinweise und Ratschläge!

Geschrieben

Bitte, gern geschehen

 

Wie man es schafft, 40 % r. Lf. zu erreichen? Aus den Tropen in gemäßigte Zonen umziehen?

Spaß beiseite, die Filme gehören unter ein anderes Dach. Ich habe auch schon in einem Haus gewohnt, das im Lehmboden steht, da ist alles immer naß. Nicht umsonst heißt das Stadtviertel Bachletten.

 

Ich reinige Projektoren in drei Stufen. Zuerst mit einem leicht öligen Lappen, dann mit mit bloßen Fingern, um zu spüren, ob irgendwo noch etwas hockt, und zuletzt mit einer trockenen Zahnbürste, hauptsächlich Greifer, Greiferschlitze und Bildfenster. Pilze brauchen organisches Material zum Leben, vielleicht wachsen sie in Hautschuppen, die ich hinterlasse, aber da fängt ja eine Angst an, die mir ungesund erscheint. Bring einfach die Filme ins Trockene.

Geschrieben

Schimmel mag auch keine sauren Umgebungen, Sauerteig beim Brot als Konservierungsmethode oder Zugabe von Ascorbinsäure zu Lebensmitteln zur Konservierung.

Formalin ist schon eine gute Lösung. Ja gilt als schädlich, korrosiv, usw. Aber in der Natur selber in Organismen gebildet zur Verhinderung des Bakterien oder Pilzbefalls ist die Lösung auch nicht unnatürlich.

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Viele Produkte des täglichen Lebens enthalten, gewollt, oder ungewollt Formalinlösung. Von der Schreibtinte (der typische Geruch der Federhaltertinte) bis zu Stoffen. Es geht nicht ohne. Und wie immer, die Anwendung und die Dosierung macht die Gefahr aus.

 

Stefan

Geschrieben

Also ich habe in einem Fotobetrieb in den Jahren 1967 bis 1975 in der Colorabteilung gearbeitet. Dort wurden großformatige Bilder produziert. Das Fotopapier durchlief die einzelnen Entwicklertanks und als letztes noch ein Formaldehydbad mit sehr konzentriertem Formaldehyd. Teilweise habe ich auch mit bloßen Händen im Formalinbad gearbeitet. Dieses Formaldehyd sollte die Bildoberfläche stabilisieren und härten.

Eine Absauganlage war nicht vorhanden. (Sie wurde allerdings dann nach einer Arbeitsplatzuntersuchung - TÜV oder Gewerbeaufsicht vorgeschrieben und auch angeschafft. Meine Kollegen und ich mußten zwar ständig husten und hatten immer gereizte Augen, was dem Arbeitgeber zwar herzlich egal war, aber ich zumindest lebe heute immer noch und bin mir keiner Beschwerden bewußt die auf die karzinogene Eigenschaft des Formaldehyds zurückzuführen sein könnte.

Oder sollte das Formaldehyd mich soooo benebelt haben, daß ich es als toll empfand mich in der Film/Kinobranche selbständig zu machen ?

Geschrieben

Wie man es schafft, 40 % r. Lf. zu erreichen? ... Filme gehören unter ein anderes Dach. Ich habe auch schon in einem Haus gewohnt, das im Lehmboden steht, da ist alles immer naß.

... Bring einfach die Filme ins Trockene.

Bei mir: Neubausouterrain, trockene Betonwände und trockener Fußboden, nur eine Außenwand - und trotzdem 70% ohne Luftentfeuchter...

 

... mit bloßen Händen im Formalinbad gearbeitet ... Absauganlage war nicht vorhanden ... bin mir keiner Beschwerden bewußt die auf die karzinogene Eigenschaft des Formaldehyds zurückzuführen sein könnte.

 

Nun ja, Kettenraucher wie Altkanzler Schmidt beweisen, dass man dennoch ein hohes Alter erreichen kann.

Habe selbst früher gelegentlich im Pharmabereich mit Formalin gearbeitet. Aber eben: Bei Ratten konnte man karzinogene Wirkung nachweisen. Die WHO hat Formaldehyd schon 2004 ausdrücklich als "krebserregend für den Menschen" klassifiziert, damit gehört es zu den "besonders gefährlichen Stoffen". Personen, die in der Industrie Formalin ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko durch Nasopharynxtumoren. Also vorsicht! Dann doch lieber den verschimmelten Film wegschmeißen.

Geschrieben

Bei mir: Neubausouterrain, trockene Betonwände und trockener Fußboden, nur eine Außenwand - und trotzdem 70% ohne Luftentfeuchter...

Hi,

bei Beton wird nur etwa die Hälfte bis max. Dreiviertel des Anmachwassers (je nach Klassifizierung) durch den Abbindeprozess gebunden. Der Rest muß verdunsten, was aufgrund der hohen Dichte auch schonmal 5-1o Jahre dauern kann, abhängig von der Dicke des Bauteils. Souterrain ist insofern noch zusätzlich problematisch, als das sich in Räumen unter Erdniveau grundsätzlich gerne mehr Feuchte aufhält.

  • Like 1
Geschrieben

Formaldehyd ist eine Substanz, die in der Natur überall vorkommt.

Kettenraucher nehmen viel davon auf, bei unvollständier Verbrennung entsteht immer Formaldehyd.

Baumwolle enthält als näturlichen Abwehrmechanismus Formaldehyd.

Im Blut von Warmblütern befinden sich ständig ca 5mg Formaldehyd je Liter. (und dann in der Bratensoße?)

Als natürlichen Schutzmechanismus enthälz Holz Formaldehyd, und gibt dieses permanent über lange Zeit ab.

usw.

 

Es ist alles eine Frage der verwendeten Konzentration.

 

Mein vorheriger Einwand soll keine Aufforderung sein, ungeschüzt mit konzentrierter Lösung zu arbeiten. Wenn, dann muß dieses unter Absaugung und in gut belüfteter Athmosphäre erfolgen.

Die Filmvorführung hinterher stellt dann kein Problem mehr dar, die Belastung dürfte nicht höher sein, als sie durch das neue bügelfreie Baumwollhemd schon um ein Vielfaches höher ist. Je weniger Bügelaufwand ein Hemd hat, je höher der Gehalt an Formaldehyd im Stoff.

 

Grüße

 

Stefan

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