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Geschrieben

http://www.francesca...om/nitrate.html

 

Interessante Ausführungen über Schönheit und Gefährlichkeit des Nitro-Zellulloids.

Ein anderer Punkt ist, dass ich im Netz Aussagen fand, dass es Sicherheitsfilm schon vor 1920 gab und dieser von Anfang an im Amateurbereich zum Einsatz kam, also 16 mm Film grundsätzlich Sicherheitsfilm ist.

 

Hier noch ein Forum, welches sich mit Filmen der "Nitro"-Zeit beschäftigt

http://www.nitrateville.com/index.php

 

Achtung: Registration hat eine Riesenhürde, es werden Quizfragen gestellt, ich habe dieses Forum über Facebook kontaktiert und hoffe, dass sie mich reinlassen, damit ich über neue Antworten benachrichtigt werde, andererseits auch Fragen stellen kann (die dann vielleicht auch beantwortet werden und nicht wie auf der Facebookseite unkommentiert stehen bleiben),

Geschrieben

Hier eine Übersetzung bzw. der Versuch derselben. Wer Ideen hat, wie man es besser übersetzen kann oder Fehler findet, möge sich melden.

 

Es gibt einen Grund, warum man beim Film poetisch auf die Silber-Leinwand verweist. Das Publikum wurde mit Bildern bezaubert, die aussahen, als seien sie in flüssiges Silber eingeritzt. Regiesseure arbeiteten mit Kameraleuten daran, die Leinwand mit Lichtern und Schatten zu bemalen. Ihr Pinsel war die Filmkamera, gefüllt mit Zelluloidfilm und sie erschufen umwerfende Abbilder mit einem Aussehen, wie fließendes Silber, die so heutzutage nicht mehr kopiert werden können, denn unglücklicherweise gibt es bei ihrer Kunst eine tragische Seite:

So, wie die Oleanderblume, die lieblich duftet und für die Augen schön anzusehen ist, aber gleichzeitig hochgiftig ist, ist es auch beim Filmmaterial, welches zwischen 1880 und 1953 in Gebrauch war. Dieses schuf beeindruckende Abbildungen mit allen Zwischentönen, die zwischen schwarz und weiß denkbar sind, welche das Filmerlebnis verbessern, aber leider war dieses Filmmaterial gefährlich. Das Trägermaterial ist ein Kunststoff, der in Schießbaumwolle und einigen Sprengstoffarten zum Einsatz kam. Nitro-Filmmaterial war nicht nur leicht entflammbar, wenn es Hitze oder einer Flamme ausgesetzt ist, sondern hat auch das Potential, einfach so plötzlich in Flammen aufzugehen.

Filmvorführer und Negativ-Cutter wurden sich schnell der Gefahren bewusst, die das Arbeiten mit Nitrofilm mit sich bringt. In Brand geratene Projektionskabinen, wie sie im italienischen Klassiker "Cinema Paradiso" thematisiert wurden, waren in Filmpalästen rund um die Erde etwas ganz normales.

In den ersten Tagen des Films wurden Filmtheater oft schnell und ohne viel Planung errichtet und Vorführer nahmen die Gefahren des Nitrofilms nicht ernst.

Eine vergessene, brennende Zigarette, ungeeignete Aufbewahrung oder eine überhitzte Lampe, wenn der Film durch den Projektor läuft, können einen Brand auslösen. Es gab etliche Todesfälle im Publikum, ausgelöst durch die Flammen, Rauchvergiftung oder dass die Person von den anderen fliehenden Zuschauern erdrückt wurde.

In seinem Buch "Nitrate Won’t Wait: A History of Film Preservation in the United States" (Nitrofilm wartet nicht: Die Geschichte der Film-Erhaltung in den USA), schildert Filmhistoriker Anthony Slide entsetzliche Begebenheiten, bei denen Nitrofilm-Material eine Rolle spielte - außerhalb von Filmtheatern, wie Filmverleihern, Schulen und Amateurfilmvereine. Unzweifelhaft ist, dass die grausamste Filmbrandkatastrophe im Januar 1927 in Quebec war. Ein kleines Feuer in der Vorführkabine des Laurier Palace Cinema in Montreal verursachte ein Chaos, in welchem 77 Kinder ums Leben kamen durch Erstickung oder, weil sie von den in Panik fliehenden Massen erdrückt wurden. Diese Tragödie führte dazu, dass Quebec Kindern unter 16 Jahren den Kinobesuch verbot, ein Gesetz, welches bis 1967 gültig war.

Wenn Nitrofilm einmal in Brand geriet, gibt es keine Möglichkeit, dies aufzuhalten. Wasser, Sand und Schaum sind nutzlos, da Nitro seinen Sauerstoff, den es zum Brennen benötigt, selbst generiert und einfach weiterbrennt. Die Filmrolle in Wasser untertauchen war auch keine Hilfe, da es unter Wasser weiter brennt.

Nach etlichen Unfällen ordneten Feuerwehren in größeren Städten an, dass Vorführkabinen aus Beton und Stahl gebaut werden. Möbel aus Holz waren strikt forbidden und niemand anders durfte sich in der Kabine aufhalten, als der Vorführer. Sicherheitstüren wurden installiert, so dass im Falle eines Filmbrands nur der arme Vorführer verbrennt.

In der Anfangszeit des Films konnten Filmstudios nicht erahnen, dass Nitrofilm-Material sich im Laufe der Zeit von einem glasklaren Film zu einer faulig-riechenden, dreckigen Substanz wandelt, die dann zu einem braunen Pulver trocknet, welches die Tendenz hat, sich selbst zu entzünden.

Nitrofilme wurden im 1. Weltkrieg zu Sprengstoff verarbeitet, so sind sehr viele Filme, die vor 1917 entstanden, verloren.

Studio-Chefs waren beim Erhalten der Originalnegative ihrer Filme recht fahrlässig.

Auch vor Fernsehen, Videocassetten und DVDs, galten Filme als Wegwerfartikel. Filme wurden einmal veröffentlicht, dann gab es vielleicht noch eine Wiederveröffentlichung, vielleicht noch 2 weitere. Die Kopie bekam durch das häufige Vorführen mehr und mehr Kratzer und wurde am Ende zerstört, um das Silber zurückzugewinnen. Manche Filme wurden im Meer entsorgt, auf Müllhalden.

Es gab 1955 und 1960 fatale Filmbrände in MGM Archiven. Diese Brände brachten die Culver Stadtfeuerwehr dazu, anzuordnen, dass MGM ihre Nitrofilme entsorgt. 1978 war das Schreckensjahr für Filmarchivare und brachte viele Fragen auf, wie man Nitromaterial sicher aufbewahren kann. "United States National Archives and Records Administration" und "George Eastman House" erlitten verheerende Verluste, als sich deren Filme entzündeten. Dreihundertneunundzwanzig Originalnegative des Eastman House zerstörten sich selbst, während die National-Archive Millionen Meter Wochenschaumaterial verloren.

Bei tausenden Filmen tickt die Uhr. Negative und Kopien unzähliger Filme wurden zerstört oder werden vermisst, nicht nur Massenware; das Originalnegativ des Klassikers Citizen Kane verendete vor einigen Jahren und viele andere stehen in der gleichen Gefahr. Filmarchivare arbeiten fieberhaft daran, die Filme auf ungefährliches Filmmaterial zu kopieren und trotz aller Bemühungen, können sie auch heute, im digitalen Zeitalter, diesen Wettlauf nicht gewinnen. Die Kopien sind noch immer aus Zellulose und jeder, der sich mit Film-Restaurierung befasst, ist in eben diesem Wettrennen, die Schätze der frühen Jahre der Filmgeschichte vor dem Verblassen zu bewahren. Film-Resataurierer schätzen, dass 85 % oder mehr der Filme, die vor der Einführung des Tonfilms entstanden, verloren, wenn nicht gar vergessen sind.

Zwei maßgebliche Bücher zum Thema "Nitrofilm" sind

"Nitrate Won’t Wait: A History of Film Preservation in the United States" (Nitrofilm wartet nicht: Die Geschichte der Film-Erhaltung in den USA) vom Filmhistoriker und -archivar Anthony Slide

und

"This Film is Dangerous: A Celebration of Nitrate Film, a compendium of articles and essays on nitrate film and its dangers" (Dieser Film ist gefährlich: Ein Fest des Nitrofilms, ein Kompendium von Artikeln und Aufsätzen über Nitrofilm und dessen Gefahren). Bearbeitet von Roger Smither, Catherine A. Surowiec usw.

  • Like 1
Geschrieben

Wieder so ein Text, bei dem ich sagen muß, haarscharf ist auch daneben. Es ist nicht der Film, der den Zauber des ursprünglichen Kinos ausmacht, sondern das Licht, die Projektionslichtquelle.

 

Der Verlust des Umgangs mit Kalklicht, Reinkohlen- und Hochintensität-Kohlenlampen ist schmerzhaft. Die Ödnis des heutigen Lichtspiels beginnt mit der Xenonlampe und verfestigt sich mit der Metalldampflampe.

 

Was das Filmmaterial betrifft: Man kann heute noch silbrig schimmernde Bilder machen, es geht nicht um Nitrat, nicht um unvergütete Objektive, nicht um Handkurbel. Es geht einzig und allein um relativ silberreiches Positiv, gekalkte Bildwand und lebendiges Licht. In Kilchberg am Zürichsee gibt es das Unternehmen Optipro, das sich auf Vorführungen mit Kalk- und Kohlenlicht spezialisiert. Kontakt: Giovanni Cappecchi, Paradiesstr. 31.

Geschrieben

also ehrlich: leichte transparenzverluste bei totalem sicherheitsgewinn finde ich vorteilhaft.

nitrofilm ist zumindest beim projizieren einfach nur gefährlich und damit nicht toll.

die verwendung von nitrofilm war schon immer scheiße. außer man möchte (illegales) feuerwerk veranstalten oder gar bomben herstellen.

in dem falle scheiße ich auf "bessere qualität".

und ja, ich habe häufig nitro (unter den gebotenenen sicherheitsvorkehrungen) vorgeführt.

  • Like 1
Geschrieben

Nein, Cellulosenitrat ist nicht besser lichtdurchlässig als Cellulosetriacetat oder Polyethylenterephthalat. Die Brechungsindizes sind verschieden und die kristalline Ausrichtung. Wenn alte Kopien schöner oder besser waren, liegt das daran, daß man früher mehr Sorgfalt walten ließ. Es gab noch Fachleute aus der Foto- und aus der Reprografie. Ich war selber Maschinenentwickler bei Cinégram Zurich, wo mein Chef, der Produktionsleiter, gelernter Fotograf war, Dietrich von Holten aus Ostfriesland.

 

Sicher waren die Verhältnisse beim Drehen auch anders, doch die Leistungen der Kameraleute und Beleuchter kommen nur ins Kino, wenn die Kopienmacher es verstehen, Dichte und Kontrast des Positives einzustellen. Ich glaube, viele Vorführer haben ein Bild in Erinnerung, das mit den Objektiven zusammenhängt. Eine Schwarzweißkopie, gespielt mit einem Petzval-Typ, sieht ziemlich anders aus als eine Farbenkopie, gespielt mit einem vergüteten unverkitteten Siebenlinser. Das vierlinsige Portrait-Objektiv von Voigtländer nach Petzval hat tierische Mittenschärfe. Wenn man es groß genug baut und nur den Mittenbereich nutzt, hat man ein gutes, preisgünstiges Projektionsobjektiv.

 

Dann hat sich seit den 1970er Jahren ein Paradigma praktisch umgekehrt. Nachdem bei der Aufnahme traditionell möglichst große Schärfentiefe gesucht wurde, kam der Reportagestil in Mode. In Nachahmung oft schlechter Lichtverhältnisse ließ man Scheinwerfer weg, hielt die Blende offen und griff zum empfindlichsten Film. Wenn man das beherrscht, hat man schon Möglichkeiten, aber wie viele Szenen schreien eigentlich nach der Schere, weil falsch fokussiert wurde! Es wird fast immer zu lang fokussiert in Unkenntnis der asymmetrischen Schärfeausdehnung vor und hinter der Zielebene. Hier zeigt sich, wer das fotografische Handwerk kennt. Heute wird nicht mehr für 25 bis 50 ISO belichtet, sondern für 250 bis 800.

 

Es gibt da allerdings noch ein Problem, das kaum beachtet wird. Ich bin der Meinung, daß die Kinematografie in ihren eigenen Regeln erstarrt. Die Filmemacher setzen immer wieder die bewährten Abläufe ein, sie lassen im Regen Dinge glänzen und stellen bei Bettszenen Gegenlicht auf. Die Filme sehen alle ähnlich aus. Im Dezember lief Kind Hearts and Coronets am Fernsehen, er wirkte schlecht. Logisch, der Film wurde nicht fürs Fernsehen gemacht, er gehört auf die Kinowand. Dort jedoch ist er wundervoll.

 

Der Kinofilm ist mit dem Abgang gesellschaftlicher Generationen gestorben, durch das Verschwinden der Menschen, die mit einem Gegenüber leben. Ein Gegenüber war der Zuschauer im Kino. In den vergangenen 40 Jahren ist der Film hinausgezerrt worden ins Allgemeine, überall Verfügbare. Die Vertrautheit der Lichtspieltheater ist für mich ein wesentlicher Bestandteil von Kino. Die Gesellschaft war aber neu gestimmt und heute will jede/r für sich selbst wissen, wie was geht. Es ist gut so, nur sind kaum mehr Geschäfte zu machen mit den alten Streifen. Sie benötigen ein vorbereitetes Publikum, mit anderen Worten geschichtliche Didaktik.

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Geschrieben

Kollodium? Generiert ein Negativ, das vor einem dunklen Hintergrund aber wie ein Positiv wirkt ...

Ach: Dann ist doch wieder Schießbaumwolle im Spiel ... ;)

Geschrieben

Der Sicherheitsfilm - so ist zu lesen - wurde zusammen mit dem 16mm Film gleich zu Beginn eingeführt. Ob dies auch beim 9,5mm Film ab Anfang so war kann ich nicht sagen.

Die Frage Nitrofilm vs. Sicherheitsfilm sehe ich aus rein praktischer Sicht. Für mich kommt konsequenterweise nur Sicherheitsfilm in Frage. Das er in den Anfangstagen noch nicht verfügbar war ist für mich kein nachträfglicher Anlaß dieses Trägermatreila schönzureden. (nebenher bin ich Einatzleiter bei einer großen Werkfeuerwehr und Brandschutzbeauftragter im selben Unternehmen)

Geschrieben

Die ersten 9,5er Filme waren noch nicht auf Sicherheitsfilm kopiert, das war m.W. auch ein Grund, warum der Pathé Kleinprojektor auch mit diesen Blechummantelungen geliefert wurde, bzw. die Filme ihre "Spulentrommeln" gleich mit dabei hatten.

Ich habe mal eine Doublette davon aus der Blechhaut gezogen und angezündet - mit den von mir erwarteten Ergebnissen: Es brennt wie Zunder.

Geschrieben

... und auch 16mm-Film ist nicht zwingend Sicherheitsfilm (abweichend von dem, was man im Netz so manchmal liest). Eastman/Kodak hat dazu lediglich festgestellt, dass aus dem eigenen Haus kein 16mm-Nitrofilm kam - ohne ausschließen zu können, dass andere Hersteller in ungenannten Drittländern 35mm unperforierten Rohfilm zu 16mm verarbeiteten.

 

Kodak never produced 16 mm or narrower film on nitrate base. Some may have been slit to 16 mm from 35 mm for whatever reason. Also, Kodak never produced 70 mm or 35 mm color camera original or color print films on nitrate base, but they did produce on nitrate base a special black and white Eastman nitrate film for use in making 35 mm and 70 mm imbibition films (dyed by the Technicolor process).

 

http://motion.kodak.com/motion/Support/Technical_Information/Storage/storage_nitrate.htm

Geschrieben

... but they did produce on nitrate base a special black and white Eastman nitrate film for use in making 35 mm and 70 mm imbibition films (dyed by the Technicolor process).

 

 

70mm Technicolor-Kopien auf der Basis des Druckprozesses gab es nicht ... hier irrt Kodak.

Geschrieben

Jepp. Ich könnte mir aber vorstellen, dass hier eine Verwechslung vorliegt und sie tatsächlich das Material für b&w separations (also für die archivarische Aufbewahrung) meinen ...

Geschrieben

Jepp. Ich könnte mir aber vorstellen, dass hier eine Verwechslung vorliegt und sie tatsächlich das Material für b&w separations (also für die archivarische Aufbewahrung) meinen ...

Möglich ... könnten auch b/w Seperationenfilm für die dyetransfer Phototechnik gemeint sein ... die gab es bei Kodak ja seit den 30er Jahren und m.W. auch für die Mittelformatfotografie als 70mm Rollfilm.

Geschrieben

also ehrlich: leichte transparenzverluste bei totalem sicherheitsgewinn finde ich vorteilhaft.

Auch meine Rede, schließlich ist der Film ist ja noch der Bereich, wo es relativ leicht ist, Kunst recht originalgetreu auch ohne Nitro zu erhalten - in dem man den Film kopiert.

Puppensammler haben es schwerer, denn bei Puppen, bei denen Nitrozelluloid verarbeitet wurde, gibt es zur Vernichtung der Puppe keine Alternative (ein nachgebildeter Kopf ist ja nicht mehr original).

Nitrozelluloid war damals DER Kunststoff und oft ahnt man bei historischen Gegenständen nichts von einer möglichen Gefahr. Da ist auch mal eine Theaterorgel abgebrannt, weil man nicht auf die Idee kam, dass die die Registerschalter aus... Nitrozelluloid waren.

Nein, Cellulosenitrat ist nicht besser lichtdurchlässig als Cellulosetriacetat oder Polyethylenterephthalat. Die Brechungsindizes sind verschieden und die kristalline Ausrichtung. Wenn alte Kopien schöner oder besser waren, liegt das daran, daß man früher mehr Sorgfalt walten ließ.

Wenn also die Bildqualität unter der Umstellung auf Sicherheitsfilm nicht litt, hast Du dann eine Idee, weshalb man dann so lange an Nitrozelluloid bei Foto und Film festhielt? Meines Wissens war dies auch der einzige Bereich, wo sich dieser Stoff noch lange hielt.

Manche, die in den 50er Jahren aufgewachsen sind und mit einem Stückchen Film gerne mal eine Stinkbombe bastelten, erlebten, dass plötzlich die Filmstücken, die sie vom Vorführer geschenkt bekamen, nicht mehr kokeln wollten. Das war eben die Umstellung auf Sicherheitsfilm.

Übrigens, der eine Film, den 1965 die Feuerwehr Laxenburg drehte und wo sie zeigte, wie alle Löschversuche scheitern, ist wohl online nicht mehr zu haben. Youtube spuckt bei der Suche jede Menge Müll aus (Videos in denen die Worte zwar vorkommen, die aber mit dem Thema nix zu tun haben) und der einzige Link verlangt Registrierung und Anmeldung, wenn man etwas sehen will. Vielleicht hat jemand von Euch irgendwo noch diesen Film, bei dem Youtube nur meint "Dieses Video ist nicht verfügbar. Das tut uns leid." Gemein ist bei der Suche ja, dass "Nitro" gerne als Name für alles mögliche verwendet wird und der Begriff "Zelluloid" ja auch eher als Sinnbild für Kinofilm zum Einsatz kommt.

Ich fand noch einen Link auf ein PDF

http://www.bundesarc...isung_nitro.pdf

und in ein Fotoforum

http://www.hobbyphot...Nitrofilme.html

Geschrieben
Wenn also die Bildqualität unter der Umstellung auf Sicherheitsfilm nicht litt, hast Du dann eine Idee, weshalb man dann so lange an Nitrozelluloid bei Foto und Film festhielt?

 

Meine Idee wäre, daß Nitrocellulose am günstigsten herzustellen ist. Die Filmfabriken hatten ja eigentlich Abfälle der Textil- und Papierindustrie verwertet, indem sie die zu kurzen, nicht mehr verspinnbaren Baumwollfasern aufkauften. Zur Veresterung, wie der chemische Prozeß heißt, braucht man Salpetersäure und Schwefelsäure, beide nicht sonderlich teuer, Wasser und Wärme.

 

Celluloseacetate erfordern mehr Aufwand, die lästig korrosive Essigsäure (verdunstet und läßt alles verrosten), mehr Zeit. Triacetat muß genau eingestellt sein, sonst zerfällt es binnen Monaten. Nur leicht daneben, vergammelt es über Jahre, begleitet vom Essigsyndrom.

 

Es gibt da aber noch ein Geheimnis, das ja keines mehr ist, sonst wüßte ich’s nicht: Cellulosenitrat zerfällt bekanntlich langsam und gibt dabei nitrose Gase ab, Stickstoffverbindungen. Fotochemiker wußten seit der Naßplatte (Collodium oder Schießbaumwolle = Cellulosenitrat) um eine empfindlichkeitsteigernde Wirkung solcher Gase. Das feuchte Collodium ist recht klebrig und wurde von Anfang an als Unterguß verwendet, als Haftschicht zwischen dem glatten Kunststoff und der Fotoschicht. Experimente mit passend hergerichteten Trägern und Substraten haben bestätigt, daß ein Empfindlichkeitsgewinn zu holen ist. Ich weiß nun nicht, in welchem Wellenlängenbereich die Wirkung am stärksten ist, doch das könnte man, glaube ich, noch in einer Fußnote einer hochwissenschaftlichen Chemie-Seminarschrift finden.

 

Bei den großen Filmfabriken, wie Eastman-Kodak, Agfa, Ilford und Ferrania wird man das ausgenutzt haben, und zwar gerade bei den in großen Mengen verkauften Amateurfilmen. Zeitliche Staffelung ist da gut möglich, so daß die Filme ein halbes Jahr reiften, sprich: ½ Blende empfindlicher wurden, wie ich schätze. Auf der Schachtel stand 20 Grad Scheiner, der Film wurde auf 18,5 Scheinergrade fabriziert. Die Sache ist verwandt mit der Hypersensibilisation, wie sie unter Astrofotografen bekannt ist. Das ist Empfindlichkeitsdrücken mit Wasserstoff.

 

Witzig ist, daß das PETP oder PET, wie man heute bevorzugt schreibt, dieses Polyester also, im Jahre 1940 im Labor der Etablissements Industriels Du Pont de Nemours, Wilmington, Delaware, erstmals synthetisiert worden ist. Erst 1950 ist Du Pont mit dem Kunststoff als Filmträger aufgetreten, die Handelsmarke ist Cronar. Es hat doch 15 Jahre gedauert, um vom Polyamid als Zahnbürstenfaser zum Polyester als Industriefolie zu schreiten. 1955 hat Eastman-Kodak eine Lizenz zur Fabrikation von PET aufgenommen, das natürlich Estar heißen muß. Aus Mortsel kommt Gevar.

Geschrieben

Hallo

 

Dies ist "leider" mein erster Beitrag hier und ich wollte euch dies, aufgrund meines kürzlich "aufflammenden" Interesses über dieses Thema Nitrofilm, nicht vorenthalten:

 

http://www.dewezet.d...rid,493989.html

 

oder

 

http://www.weserberg...hameln&Itemid=8

 

oder

 

http://www.feuerwehr...te/490/1312.htm

 

Ich bin quasi direkter Nachbar des Herren (3 Fenster weiter links in dem Komplex), und was zu der Zeit abging, ohne Worte.

 

Deshalb sind wir alle hier nur sehr froh, dass nur Sachschaden entstanden ist, niemand schwer verletzt oder getötet wurde, und dankbar für die VORBILDLICHE Arbeit der Feuerwehr und der Polizei, die sehr

 

schnell vor Ort war.

.

Über qualitative Vor- und Nachteile des Nitrofilms zu schreiben ist nicht meine Absicht, nur was passieren kann, wenn man

 

seine Sammlung! in einem etwa 10m² grossen Raum, seinem Wohnzimmer, lagert und abspielt...

 

Ich hoffe um euer Wissen und die Vorstellung, was ich mit meinem Post meine, Sorry.

 

:!: :cry: :roll: :mad: abwechselnd

 

Grüsse

  • Like 1
Geschrieben

150.000€ Schaden. Vermutlich wird eine Versicherung angesichts der Lagerung von Nitromaterial nicht zahlen - das hat sich ja richtig gelohnt für den Sammler...

 

 

- Carsten

  • 4 Wochen später...

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