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Geschrieben

Guten Tag,

warum sind beim 35mm Negativfilm (Aufnahmefilm) die Ecken abgerundet

und beim Film für´s Kino die Ecken eckig.

Ich nehme an, daß ist so um das Aufnahmematerial von den Kopien zu

unterscheiden. Liege ich da richtig?

 

Gruß Bodoni

Geschrieben

Vor allem wohl Ergebnis einer historischen Entwicklung. Die Bell&Howell (BH) Perforation mit den abgerundeten Ecken war die historisch ältere, die KS Perforation (Kodak Standard), die heute in allen Positiv-Materialien zu finden ist, wurde erst Anfang der zwanziger Jahre eingeführt - und seinerzeit ebenfalls für Negativ-Material vorgeschlagen. Hat sich aber zumindest in der damaligen westlichen Welt - der Ostblock ging dem Vernehmen nach einen anderen Weg - nicht durchgesetzt, weil der BH Perforation ein exakterer Bildstand zugeschrieben wurde. (Ob das heute auch noch so gelten würde, lasse ich einmal dahingestellt.)

  • 1 Jahr später...
Geschrieben
nicht durchgesetzt, weil der BH Perforation ein exakterer Bildstand zugeschrieben wurde. Ob das heute auch noch so gelten würde, lasse ich einmal dahingestellt.

 

Mein Forschungsergebnis besagt, daß die Lochform von Bell & Howell ab 1908 mit dem Schleifen der Stempel zu tun hat. Bei der Matrize, das ist die Lochplatte, werden erst gebohrte Öffnungen, die naturgemäß rund sind, mit Räumnadeln bearbeitet, welche selbst erst rund hergestellt und danach an zwei gegenüberliegenden Seiten abgeschliffen werden. Die Stempelnadeln schleifen ist komplizierter. Vom Ingenieurstandpunkt aus ist es wünschenswert, das Werkzeug aus einem Stück zu fertigen, was mit den Radien der BH-Form möglich ist. Der Stempel kann so aufgespannt werden, daß man mit jeder Nadel an die Schleifscheibe drankommt und die Drehbewegung macht.

 

Für die Kodak-Standard-Form muß man den Stempel aus Einzelteilen aufbauen. Jeweils ein Klotz Kaltarbeitsstahl wird erst sehr genau rechtwinklig zugeschliffen. Dann wird die Nadel freigefräst und schließlich werden die Seiten und die vier Eckenradien geschliffen, jeweils ⅜" lang. Die 16 Teile, wie sie bei der Bell-&-Howell-Perforiermaschine und ihren Abkömmlingen eingesetzt sind (8 Fangstifte, 8 Stanznadeln), werden miteinander zu einem Block verschraubt und dieser in die Halterung des Apparates montiert, form- und kraftschlüssig.

 

 

Wir lesen in One Reel a Week von Balshofer und Miller auf Seite 78: The difference between the new Bell & Howell perforators and the Eberhard Schneider perforators, which punched one hole on each side of the film and rat at only half the speed, was comparable to that between a Model T Ford and a Rolls Royce.

 

Der Unterschied zwischen den neuen Bell-&-Howell-Perforierern und denen von Eberhard Schneider, die ein Loch auf jeder Seite des Films stanzten und mit halber Geschwindigkeit liefen, war vergleichbar mit jenem zwischen einem Ford T und einem Rolls-Royce.

 

 

Der Werkzeugaufwand ist erheblich. Eine Perforiermaschine kann für passables Geld fabriziert werden, es handelt sich im Grunde um eine Exzenterpresse mit einer Parallelogrammführung und Greifervorschub. Das Werkzeug, Matrize, Stempel und Fangstifte, kostet fast mehr als der Apparat. Das Originalwerkzeug von Bell & Howell war geläppt, die Führung des auf und abgehenden Werkzeughalters, die Oberflächen desselben und des Einstellkeils geschabt.

Geschrieben

Spannend. Und: ich lerne zudem noch etwas über Metallbearbeitung ... :-)

 

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