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Ende des perforierten Films in naher Zukunft ?


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Geschrieben

Digital *IST* um Welten schlechter, wenn ich mir ankucke, was an Rohmaterial direkt aus der Kamera rauskommt.

 

*WELCHES* Kamerasystem? *WER* hat sie bedient und *WAS* ist das Motiv? Schlechter in Vergleich zu *WAS*? *WELCHE FORM* von Rohmaterial?

 

Mal so generell: Ehrlich, ich finde es schön, dass man sich kritisch mit digitaler Technik auseinandersetzt. Aber so manches Pamphlet über geschmähte "Digitalos...und deren Schrott" hier im Forum in letzter Zeit gehen mir ziemlich auf den Sack. Es schadet ganz sicher nicht, wenn auch hier im Forum zwischendurch mal Digitalverweigerer auf den aktuellen Stand gebracht werden. Erstens stimmen einige Sachen so einfach nicht mehr, und zweitens begegnet man Neulingen hier im Forum, die vielleicht mal für Rein-Analogisten wenig nachvollziehbare Wünsche mit ihren Erstlingswerken haben, mit mehr offenheit und kann plausibel darlegen, WAS ALLES auf den Tisch gelegt werden muss für eine Abtastung, die dem Original zumindest einigermaßen gerecht wird. Ist auf jeden Fall besser, als "NUR PROJEKTION IST DAS EINZIG WAHRE!!! Nimm Dir doch deinen Camcorder und mach deine Digiclips bis Du umfällst". Das klingt nicht nur verbittert, verschroben und unattrkativ (und wenig hilfreich), das ist es auch. Einen Thread mit dem Titel: "So klappt der Umstieg vom Schmalfilm- aufs Videohobby" möchte ich hier auch absolut nicht vorfinden, denn es geht hier um das kultivieren von (Schmal)film, und nicht um Methoden, wie man davon abkommt. Nur schadet es nicht, den "Feind" - wenn er denn einer ist - wirklich zu kennen.

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Geschrieben

Ich denke, daß unser Mißverständnis im Kern hierauf beruht:

 

Ist auf jeden Fall besser, als "NUR PROJEKTION IST DAS EINZIG WAHRE!!!

 

Das habe ich nie behauptet. Im Gegenteil, ich bin ja sogar ein Verfechter der Röhre. Was mich nur bis heute in 99% der Fälle stört, ist das aus der Kamera kommende Rohmaterial bei Röhre, Transistor und Chip als primärem Aufnahmemedium hinter dem Objektiv, und zwar im Vergleich des Farb- und Kontrastumfangs, letzteres besonders beim Helligkeitskontrast, wo Video schon weit vorher schlappmacht, weil dann oben alles ausreißt und unten alles im Dunkelgraubereich rummatscht (ähnlich wie die ganzen flauen Farben dazwischen), sowie in zweiter Hinsicht (weil inzwischen umgehbar, wenn auch noch immer viel zu selten adäquat oder nur überhaupt umgesetzt) der Bewegungseindruck aufgrund der spezifischen Verschlußgeschwindigkeit wegen Halbbildaufnahme, dem auch durch räumliche Halbbildinterpolation nicht beizukommen ist, wie so mancher moderne Videot vermeint.

 

Was man in der Produktion auf Video zu sparen meint, muß man dann zur Rettung in der Postpro für Hochleistungsrechner, teure Software und hochbezahlte erfahrene Color grader vielfach wieder ausgeben, um ansatzweise an die Qualität des Rohmaterials aus der Filmkamera ranzukommen. Sonst kommt da eben sowas wie Apocalypto (2006) von Mel Gibson bei raus, wo der neueste Liebling der Pixelneurotiker, die Red eingesetzt wurde, und die Bildqualität entsprach in Kontrast, Farben und Bewegungseindruck wieder nur dem einer Ein-Chip-Hi8-Kamera für Videoamateure aus den späten 80ern. Ähnliches gilt auch für Public Enemies (2009) von Michael Mann. Das digitale Gegenbeispiel ist dann z. B. Lars von Trier mit Antichrist (2009) und Melancholia (2011; auch wenn darin besonders im ersten Teil soviel frei aus der Hand gewackelt wurde, wie's heute Unsitte ist), der zwar digital gedreht, aber dann in der Postpro auch genug Geld auf den Kopf gehauen hat, um das ganze anständig aussehen zu lassen. Daß der unbehandelte Digitalmatsch aber nachwievor die Digitalproduktion dominiert, kann man auch an Filmen wie District 9 (2009) von Neill Blomkamp oder Lawless (2012) von John Hillcoat sehen.

 

Es ist ja wahrlich nicht so, daß ich eine vage subjektive Empfindung ohne jede Begrifflichkeit oder technischen Sachverstand wiedergegeben hätte. Ich habe auch niemals gegen die digitale Projektion oder Video als Vorführ- und Storagemedium gewettert. Dann würde deine Kritik wunderbar passen. Aber ich habe schon im letzten Post sehr spezifische technische, per hard science naturwissenschaftlich meßbare Probleme von Video als primärem Aufnahmemedium aufgezählt und in diesem Post wiederholt.

 

Es ist also wahrlich nicht so, daß ich Video an sich verteufeln würde. Aber genau die gegenteilige Haltung, wonach Video als Aufnahmemedium heute schon problemlos und zum Nulltarif alles könnte, was Film kann, die von Marketingabteilungen verbreitet wurde und wird, weil die Profitrate aufgrund Marktsättigung bei rundum zufriedenen Filmkunden sank, hat dazu geführt, daß die großen Firmen immer mehr aus der Produktion von Filmmaterial aussteigen und wir seitdem zunehmend mit solchen Machwerken wie z. B. den vier oben genannten beglückt werden, deren optische Qualität in materialtechnischer Hinsicht bestenfalls einen ansonsten guten Film versaut.

Geschrieben

Halbbilder haben aber mit dieser Fragestellung (also im Kinobereich) nun überhaupt nichts zu tun. Video kommt heut zu Tage wunderbar ohne aus. Und Belichtungszeiten kann man bei Video einstellen, man muss nur die richtige Wahl treffen, dann ist der Bildeindruck der gleiche wie bei Film.

 

Wenn du nicht (fast) immer so ungenaue, argumentative "Rundumschläge" machen würdest (die Halbbilder mal als Beispiel), hätten die Leser wohl mehr von deinen Beiträgen und man könnte sie auch ernster nehmen.

Geschrieben

Also die 1080p meines iPhones auf dem EPSON TW-5500 betrachtet sind ungleich größer, schärfer, heller und mit 30fps auch flüssiger als jeder S8-Film aus dem Bauer.

Nur: es ist kein Film den ich da sehe, sondern ein Video. Das gleiche gilt für meine 5DmkIII Videos, wobei deren Bildeindruck durch die langen Brennweiten aber schon ungleich mehr an Film *erinnert*.

 

Auch das ist aber kein Film, sondern Video. Und deshalb vergleiche ich es auch nicht. Weder technisch (Auflösung, Dynamik) noch emotional (Haptik, Handwerk, Sinnlichkeit).

 

Für mich ist das eine noch sinnlosere Diskussion als die von Schallplatten vs. CDs. Beides hat seinen Platz, seine Berechtigung und seinen Preis -- und das war's eigentlich auch schon an Gemeinsamkeiten.

Geschrieben

Halbbilder haben aber mit dieser Fragestellung (also im Kinobereich) nun überhaupt nichts zu tun. Video kommt heut zu Tage wunderbar ohne aus. Und Belichtungszeiten kann man bei Video einstellen, man muss nur die richtige Wahl treffen, dann ist der Bildeindruck der gleiche wie bei Film.

 

Das hat sehr viel mit Kino zu tun, wo nämlich mal wieder in Halbbildern aufgenommen und dann per reiner räumlicher Interpolation deinterlacet wird. Hatte ich aber schon geschrieben.

Geschrieben

Für mich ist das eine noch sinnlosere Diskussion als die von Schallplatten vs. CDs.

Beides hat seinen Platz, seine Berechtigung und seinen Preis . . .

und das war's eigentlich auch schon an Gemeinsamkeiten.

 

Diese Einstellung kann ich auch teilen ...

 

Mann sollte übrigens auch nicht Frauen vergleichen ;-)

Geschrieben

@bdv: War ja auch nicht direkt auf Dich gemünzt, sondern ich wollte dem mal Luft machen wo wir gerade beim Thema waren.

 

Aber mit den Halbbildern liegst Du nicht ganz richtig. Tatsächlich wird lediglich für diverse ÖR-Sender dokumentarisches in Interlace-Formaten (1080i wegen der 720p50-Kompatiblität...in dem ja die meisten HD-Sender ausstrahlen - da gibt es ja noch gar kein vernünftiges 1080p) aufgezeichnet. Auch nicht immer. Oft genug werden Dokus auch in 25p erstellt. Seit 2005 gibt es eigentlich keine Notwendigkeit für TV-Beiträge zu deinterlacen, da alle Rundfunkt-Tauglichen Kameras intern sowohl progressiv, als auch in interlace aufzeichnen. Für Kino sowieso. Wenn dort noch in Interlace aufgezeichnet wird, dann will man damit meist einen pseudo-dokumentarischen Bildstil erreichen (District 9). Von "dominieren" kann da keine Rede sein.

 

Auch stimmt so nicht, dass man jetzt wesentlich mehr Leute für die Datenverarbeitung benötigt. Es hat sich nur mehr von den Filmlaboren zu den Produktionsstätten hinverlagert. Eigentlich ist es gleich geblieben. Im Labor brauchtest Du für 35mm auch Farb-Spezis, die vernünftige Lichtbestimmungen durchführen können (die im Durchlaufbetrachter mit völlig verwischten Bildern mal eben 300m-Film über den Tisch jagen und in wenigen Sekunden jede Farbtafel gefunden haben und sofort das korrekte Kopierlicht eingestellt haben). Hier wie da sind Spezis gefragt. Und dass Digitalproduktionen nicht per se günstiger sind, sondern bestenfalls Kosten verlagern, hat jetzt nach knapp 10 Jahren auch der letzte Produzent kapiert. Sonst würde es ja auch wirklich keine 35mm-Produktionen mehr geben. Gottseidank gibt es sogar noch welche auf 65mm (zumindest teilweise, wie bei THE MASTER).

  • Like 2
Geschrieben
Für Kino sowieso. Wenn dort noch in Interlace aufgezeichnet wird, dann will man damit meist einen pseudo-dokumentarischen Bildstil erreichen (District 9).

 

Beim herrschenden visuellen Analphabetentum, das von den Marketingabteilungen von Videofirmen noch befeuert wird, wage ich das nachwievor in vielen Fällen zu beweifeln. Beim visuellen Analphabetentum rede ich nicht nur von Blindheit gegenüber den Vorteilen von Film, sondern beim Spielfilm auch von der Krankheit, daß allein aus dem Prinzip heraus, irgendwie hip sein zu wollen und: "weil man das halt heute so macht", der Begriff: "Stativ" grundsätzlich und nicht nur in Actionszenen immer mehr zum Fremdwort wird (hier kann man wirklich langsam von einer penetranten Dominanz sprechen; es gibt ja auch noch einige altmodische Regisseure und Kritiker, die diesen wachsenden Trend des sinnlosen Dauergewackels, von dem immer mehr Leute glauben, daß man damit auch noch Zeit und Geld in der Produktion sparen würde, ebenso wie ich bemängeln), sowie das Wissen um intelligente, sinnvolle und ausdrucksstarke Bildgestaltung (u. a. auch in Einstellungsgrößen und Brennweiten) immer mehr verlorengeht. Stattdessen meinen immer mehr Analphabeten, Laien wie Berufskranke, die Spezialeffekte, wenn sie von: "tollen Bildern" reden. Auch geplante Bildgestaltung an sich fällt zunehmend hinten runter, wie ich erst neulich wieder in einem Interview mit einem amerikanischen Regisseur (könnte Gilliam gewesen sein) gehört habe, einfach nur, weil die Leute Zeit und Geld sparen wollen, weshalb auch Studios zunehmend Produktionen größtenteils ohne Stativ und Storyboard bevorzugen oder ihnen zumindest aus genau diesem Grunde wohlwollend gegenüberstehen.

 

Auch stimmt so nicht, dass man jetzt wesentlich mehr Leute für die Datenverarbeitung benötigt.

 

Ich habe ja nicht gesagt, daß es mit Video notwendigerweise mehr Leute als bei Film wären. Ich habe nur gesagt, daß man das, was man in der Produktion zu sparen meint, an Gesamtkosten und -aufwand in der Postpro hinten wieder reinstecken muß. Bei einem größeren Aufwand in der Post, den man schon daran erkennen kann, wenn man das aus der Kamera kommende Rohmaterial miteinander vergleicht.

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Geschrieben

Ja, viele Stilmittel werden extrem unkritisch verwendet. Der Lars darf das aber...der kann sich meinetwegen bei seinem Œuvre alles erlauben. Meinen Segen hat er! :)

 

Ich persönlich finde aber schlimmer, dass es in Deutschland keine Filmliebe in dem Sinne "wie zB" in Frankreich gibt. Ich meine, die wenigsten hier können was mit Fassbinder oder gar Werner Herzog anfangen, bzw deren Filmen. Und ich meine Filmstudenten! Donnersmarck würde ich jetzt nicht als Galionsfigur der dt. Filmes ansehen.

 

Und nochmal zum Rohmaterial: Nicht nur Digikamera-Genies wie Anthony Dod Mantle bekommen mit jeglichen Kamerasystemen Bilder hin, die ohne große Bearbeitung durch die Post gewunken werden können. Das ist ja auch das Ziel, weg vom "We fix it in the post" zu kommen. Da steuern auch Produzenten energisch gegen, da sie die Kosten kennen. Und ich weiss nicht, mit welchen Kameras Du so zu tun hattest. Aber mit Alexa und F65 ist man mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo Analog-Hardlinern wirklich die Argumente ausgehen. Und jetzt nicht mit dem Kaufpreis kommen, denn eine Arricam ST gibt es auch nicht beim Saturn auf dem Wühltisch und Produktionskameras werden seit jeher primär gemietet.

Geschrieben
Ich meine, die wenigsten hier können was mit Fassbinder

 

Für mich vor allem anstrengend, weil grundsätzlich so nah am Kitsch, wie er seine Schauspieler spielen läßt. Hat aber durchaus seine Berechtigung, und paßte in den 90ern wunderbar in das so seltsam-verrückte Spätprogramm von VOX, das damals ja zu großen Zügen aus den Archiven des verdienstvollen Filmverlags der Autoren plus Schlingensief bestand.

 

oder gar Werner Herzog anfangen

 

Weltklasse! Vor allem Aguirre und Woyzeck! Von Nosferatu dagegen enttäuscht. Muß immernoch Fitzcarraldo sehen.

 

Donnersmarck würde ich jetzt nicht als Galionsfigur der dt. Filmes ansehen.

 

Der hatte vor allem Glück, daß er einen Film machen konnte, der politisch den Leuten so schön in den Kram paßte, daß bis heute die meisten Leute glauben, das wäre Ulrich Mühes bester Film gewesen! Was wohl auch der Hauptgrund dafür ist, daß Donnersberg, äh...marck seitdem wieder in der Versenkung verschwunden ist.

 

Zur Arri Alexa: Neulich erst Lawless gesehen und verdammt enttäuscht, weil die furchtbare Bildqualität den an sich wirklich guten Film ruiniert hat. Zu den Cinealtas: Sin City und Crank sahen wie das Maximum aus, was man als ambitionierter Amateur in der Post aus einer Hi8-Kamera rausholen kann, wenn man auf keinen realistischen Look wert legt. Und die furchtbare Bildqualität von Public Enemies, der offenbar wie im Kino üblich, wo sowas vorkommt, aus reiner Unwissenheit auch noch mit Halbbildern gedreht und wohl erst von einem wohlmeinenden Menschen in der Post deinterlacet wurde, hatte ich ja schon weiter oben erwähnt.

 

Ansonsten seh' ich mir grade die Filmliste von Mantle auf Wikipedia an, hmmmmm...

 

Das Fest und Dogville: Bei beiden muß ich wohl nicht viel zu sagen, daß das nach meiner ganzen bisher gezeigten Haltung allein schon visuell nicht gerade meine Lieblingsfilme sein können, wo die Bildqualität offenbar sowas von egal war, daß nichtmal versucht wurde, den Look von SD-Video zu kaschieren. Wobei mich auch immer nervt, daß ausgerechnet Das Fest für den ultimativen Dogmafilm und von Lars von Trier gehalten wird, obwohl es doch gerade gegen die Dogmaregel von 35mm verstieß!

 

Aber die Ursachen für die Popularität sind ähnliche wie bei Das Leben der Anderen, wo nämlich genauso einfach nur mit großen Gesten und Getöse des konfirmistischen Rebellen offene Türen eingerannt werden, wo schon seit Jahren und Jahrzehnten ein öffentlicher und auch offiziell staatlich geförderter Milliardenmarkt existiert, der sich gerade durch Leugnung seiner eigenen Existenz (repressive Toleranz nach Marcuse, wonach in einer ethnozentrischen und positivistischen Kultur Toleranz primär für konservative und reaktionäre Standpunkte eingefordert wird und die herrschende Mehrheit sich als von der liberalen, gerne auch: "falsch verstandenen" oder: "übertriebenen" Aufklärung verfolgte Unschuld und Minderheit geriert) und den Glauben an die eigene Sendung am Leben erhält, s. für eine gute Darstellung der ganzen Sozialdynamik des konservativen Rebellen und des seit der Zeit von Reagan, Thatcher und Kohl andauernden reaktionären Rollbacks Bob Roberts (1992) von und mit Tim Robbins. Die Handlung von Dogville war darüberhinaus auch gerade durch den Brechtschen Verfremdungseffekt als Theaterstück mit rudimentären Kulissen nicht unbedingt einfach aufzunehmen, schien letztlich aber wenigstens kapitalismuskritisch zu sein.

 

Der Adler der neunten Legion: Kam mir ähnlich wie Centurion hauptsächlich wie uninspirierte Direct-to-video-Actiondutzendware vor (einer von beiden hatte aber eine ganz nette wiederkehrende Zeitlupenrückblende, die sich gut zur Illustration der realen Varusschlacht im Teutoburger Wald eignen würde). Antichrist und The last king of Scotland waren gut, wobei der eine von Lars von Trier und der andere auf Film gedreht war und mir hauptsächlich wegen des Spiels der beiden Hauptdarsteller gefiel.

Geschrieben

... nun hab´ ich alles gelesen und muß noch eins drauflegen. Vor ein paar Tagen in einem kleinen französichen Dorf nahe Marseille, ja, im Dorfgemeinschaftshaus, mit kleiner Bühne und Kinobetrieb auf 8m breiter Leinwand. Da gab´s doch tatsächlich "LA BELLE AU BOIS DORMANT", ein 135 Minuten Programm als Projektion aus dem Royal Ballet, Covent Garden, London, via 2k-Projektion. Fast ausverkauft, trotz 15 € Eintritt. Ich musste einfach rein, wollte sehen, wie die das dort handhaben und ich wurde nicht enttäuscht. Bild 16:9, keine wie auch immer geartete Artefakte, weder in den Schatten noch in den Lichtern, schon gar nicht in den Bewegungen.Ton 6-kanal, wie es sich inzwischen gehört. Perfekt ausgeleuchtet bis in die Ecken, war das Bild auch noch. Dass es keine Filmprojektion war, vermochte nur zu erkennen, wer sich auskennt und weiß, dass bei Film ca. alle 20 Min. oben rechts zwei Blinkzeichen kommen und Aktenden i. R. erste leichte Laufstreifen und Staubablagerungen zeigen. So was fehlte völlig. Der Bildgenuss (schreibe bewußt nicht Filmgenuss) war ungetrübt und es war kein erstes Haus am Platz mit 8 Sälen, sondern das Cine Calanques, in Cassis am Cap Canaille. Und noch etwas: das Publikum war dermaßen in Bann gezogen, das Tänzerinnen und Tänzer auf der Leinwand oft spontanen Beifall bekamen. Klar, wäre die Aufzeichnung in London mit 3 Arris im Blimp in der E-CAM-Technik von 1967 gemacht worden, man hätte die 7 600m-Rollen koppeln und vom Teller spielen, oder nach guter alter Art im Überblendbetrieb zeigen können, - saubere Theaterkopien vorausgesetzt. Die 35-er Projektoranlage in Cassis ist aber schon den Weg alles Irdischen gegangen. Einziger Wermutstropfen: die Klimatechnik im Saal konnte mit der Bildwiedergabetechnik leider noch nicht mithalten. Nach Jahren der Hutschachtelkinos mit grausligen Umlenkspiegelstrahlengängen wünscht man sich Kinoprojektion eigentlich genau so!

Geschrieben

Nachdem ich mit fürchterlichem Keuchhusten noch wach liege, schreibe ich einmal meinen Senf dazu:

 

Zuerst haben Film-Kopien heute keine Überblendzeichen mehr, bzw seit 2000 in D hergestellte.

 

Zu den Cine-Altas: Deren Bilder sehen auf den Materialien, die ich gesehen habe nicht aus wie Video, sondern sehr homogen. Das was nach Postproduziertem Hi8 Aussieht, ist die Panavision Genesis, die habens ja bis heute nicht geschafft, vom Röhrenvideo-look wegzukommen.

 

F65 und Co. sehen in der 4K Projektion nicht mehr aus wie "Video" das ist "Film" vom look her zumindest.

Wer SD-Video auf Film sehen will, der Sehe sich bitte "Bavaria" an.

Übrigens gab es in den 90ern schon FAZ Verfahren nach der ARRI-Methode, da sah D1 auch schon sehr nach Film aus. Die von Arri damals gemasterten HD aufnahmen zu "Tatoo" sahen auch mehr nach Film aus, als "Collateral", gedreht mit Pana"wischn"

 

und nun gute Nacht :)

Geschrieben

Das was nach Postproduziertem Hi8 Aussieht, ist die Panavision Genesis, die habens ja bis heute nicht geschafft, vom Röhrenvideo-look wegzukommen.

 

Echt? Ich glaube ich habe von der bewußt noch nie Material gesehen. Und hätte aufgrund der TechSpecs viel mehr "Filmnähe" erwartet, als Du beschreibst. Sie ist eine echte 3Chip - kein Beyermosaik, 12 MPix auf S35 Fläche (genügend große Einzelzellen, wideGamut, 10 bit/color, 4:4:4 Ausgabemöglichkeit) - und ausgerechnet so eine macht keine schönen Bilder? Krass.

 

Ja, wünsche Dir auch gute Besserung!

Geschrieben
Das was nach Postproduziertem Hi8 Aussieht, ist die Panavision Genesis, die habens ja bis heute nicht geschafft, vom Röhrenvideo-look wegzukommen.

 

DANKE! Endlich gibt mal jemand auf dem Planeten zu, daß es auch HD- bzw. Digital-Cinema-Kameras gibt, deren Bilder wie herkömmliches: "Röhrenvideo" aus einer 25 Jahre alten Amateurvideokamera mit ca. 300-400 Bildzeilen aussehen! Jedenfalls ohne einfach nur von einem vagen: "Gefühl" von: "steriler Perfektion" bei Video allgemein zu sprechen und auch ohne dabei zwischen Video als Aufnahme- und Storagemedium zu unterscheiden.

 

Aber nochmal zu den CineAltas: Public Enemies sah wirklich auch nicht besser als Apocalypto aus! Was die Frage aufwirft, was der technische Unterschied zwischen Public Enemies und Antichrist bzw. Melancholia war. Unwissen und Dummheit auf Seiten von Michael Mann, weil er und keiner seiner Crew die Kamera richtig einstellen konnte (oder nichts von Color grading für Digitalmatsch wußte) und sich hinterher verzweifelt-verwirrt fragten, warum der Film: "irgendwie" so schwach aussah (sofern die unaufhörlichen öffentlichen Lobpreisungen über Plot und Schauspieler Zeit für soviel selbstkritische Nachdenklichkeit lassen)? Autosuggestive Arroganz eines oder mehrerer durch Marketingabteilungen befeuerter Videoten gegenüber Film? Schlichter visueller Analphabetismus in puncto materialtechnischer Bildqualität, sich also kein Teammitglied einen Dreck darum geschert hat, weil alle im Team in dieser einen Frage blind sind?

 

Oder besseres handwerkliches Können auf Seiten der von-Trier-Filme schon beim Einrichten der Kamera? Auge, Herz und Hirn für materialtechnische Bildqualität, um in der Farbkorrektur in der Post auch wirklich 150% geben zu können? Warum aber hat dann von Trier auch bildtechnisch sowas wie die ansonsten geniale Serie Geister verbrochen? Wenn er die Serie schon fürs dänische Fernsehen drehte, warum konnte er dann Anfang der 90er nicht einfach 16mm oder Super16 nehmen?

 

Und, ach ja: Natürlich gute Besserung!

Geschrieben
Warum aber hat dann von Trier auch bildtechnisch sowas wie die ansonsten geniale Serie Geister verbrochen? Wenn er die Serie schon fürs dänische Fernsehen drehte, warum konnte er dann Anfang der 90er nicht einfach 16mm oder Super16 nehmen?

 

Und wo wir schon beim Fernsehen sind, bevorzuge ich doch definitiv die fundamentale Entscheidung für die bestimmte Ästhetik, die Oliver Stone für JFK und Nixon getroffen hat: Auch alle Fernsehbilder für die beiden Filme wurden der Schönheit der Kunst wegen (und meiner Meinung nach auch der puren Erträglichkeit halber!) auf Film gedreht, wenn auch in verschiedenen Formaten, sprich Filmbreiten.

 

Das betraf nicht nur die Berichterstattung draußen auf Achse, die zu der Zeit, in der die beiden Filme spielen, noch auf 16mm gedreht wurde (und uns heute aber, was viele ähnliche Pseudodokufilme in der Post nachbasteln, nur in der Qualität einer nach damaligen technischen Standards erstellten hastigen Abtastung für die Abendnachrichten erhalten sind), sondern auch die in der Realität definitiv auf Video gedrehten Studioaufnahmen, die uns besonders für die USA für einen großen Teil der 50er und 60er nur in der Form des Kinescopes erhalten sind, wo also eine Filmkamera einen Fernsehbildschirm abfilmte.

 

Bei beiden Situationsarten (Berichterstattung und Studio) hat sich Stone bewußt und eigentlich anachronistisch dafür entschieden, auch diese Einstellungen auf Film zu drehen und noch die höchstmögliche Filmqualität aus den Kameraoriginalen herauszukitzeln, ob im Blow-Up auf der Leinwand oder in den Heimvideoversionen der beiden Filme, und durch andere Formen des Bildaufbaus, -ausschnitts, der Kameraarbeit, der Lichttechnik und des Schnitts entsprechende mimetische Akzente zu setzen und so aufs Medium Fernsehen zu verweisen. Wenn man mal drauf achtet, wieviele Einstellungen in den beiden Filmen eigentlich TV-Studioaufnahmen sind/sein sollen, staunt man wirklich Bauklötze, daß sich wirklich weder bei JFK, noch bei Nixon auch nur eine einzige Einstellung genuinen Videomaterials findet, und das nichtmal, was das (überraschend wenige) echte Archivmaterial angeht! Das war schon vor Stones beiden Filmen aus den 90ern normalerweise anders, sprich, Fernseh- und Videomaterial wurde (und wird natürlich heute besonders!) auch auf genau diesem Medium gedreht, das es innerhalb der Filmwirklichkeit sein soll.

 

Genau diese bewußte Entscheidung von Seiten Stones aber hat der Regisseur bzw. DP von Bobby (2006), der teilweise parallel mit Stones beiden Filmen spielt, und der so sehr als: "in der Tradition von JFK und Nixon!" hochgelobt wurde, nicht bemerkt, nachvollzogen oder kapiert, oder alles drei. Stattdessen hat der Idiot ohne Rücksicht auf Qualität, Erhaltungszustand oder Kopiequalität des Materials grundsätzlich *IMMER* Video den Vorzug gegeben, besonders bei echtem Archivmaterial! Wo immer er nur Video in den Film reinschmeißen konnte, bei dem nicht selten allein schon das Magnetband als das physische Trägermedium so gut wie hinüber war, hat er das getan!

 

Auf heute bezogen heißt Stones ästhetische Entscheidung vor allem, auch innerhalb eines Films vorkommende TV-Bilder nach Möglichkeit in der bildtechnischen Qualität so nah wie möglich an Filmqualität zu drehen (u. a. progressiv, von den restlichen Eigenschaften wage ich ja nachwievor kaum zu träumen!) bzw. herzustellen, selbst wenn man auf Video dreht, und stattdessen andere typische Merkmale (s. o.) der Fernseh- bzw. Amateurvideosituation mimetisch nachzuahmen.

Geschrieben

GEISTER wurde übrigens auf 16mm gedreht. Und Michael Mann hat offenbar kein Problem mit durchgehender Belichtung (also zB 1/24 bei 24fps). Ich mags auch nicht, genau so wenig wie HFR wie beim HOBBIT (vom Genre mal ganz zu schweigen). Aber ich finde gut, dass es die Möglichkeit dazu gibt. Möglicherweise nutzt das mal jemand richtig pfiffig und sinnvoll...Filmästhetik hin oder her.

 

Aber ist das überhaupt noch für diese Forensparte passend?!

Geschrieben

GEISTER wurde übrigens auf 16mm gedreht.

 

Zumindest für die zweite Staffel gibt IMDB für die Innenaufnahmen Video an: http://www.imdb.com/...ref_=tt_dt_spec Und wenn ich mir die Augenfolter gerade wieder auf YouTube ankucke, würde ich auch für die erste Staffel nichts anderes annehmen. Bei Lawless ist's wenigstens nur das Aufnahmeformat, Geister hätte darüberhinaus auch ungemein von Stativen, besserer Beleuchtung und Weißabgleich profitiert. Bei Geister ist darüberhinaus der Kontrast zwischen genialer Story, Schauspielern, und teilweise Bildideen einerseits und wirklich mieser Bildqualität und ständigem Rumgehampel der Kamera andererseits wesentlich größer, sprich, die Serie hätte mit den entsprechenden technischen Grundvoraussetzungen noch wesentlich mehr zu gewinnen!

 

So aber ist man ständig gebannt, ohne wegkucken zu können, und fühlt sich hinterher körperlich wirklich wie von Lars von Trier gefoltert und gerädert! >.<

Geschrieben

Wie hiess das Thema dieses Thread doch gleich...? Aha, Ende des perforierten Films... dass ich nicht lache...

 

Hallo,

Leserbriefzuschrift in der Augsburger Allgemeinen vom 16.04.2013: "Den derzeitigen Personal -und Materialeinsatz gegen Cyber Kriminalität sehe ich wie den Wachtmeister Krause auf seinem antiquierten Beiwagen Motorrad, "bewaffnet" mit Stöpselgewehr sowie Pocket- und Super-8-Kamera, im Einsatz gegen hochkarätige Sportwagen".

Das ist das typische Bild das sich im Gehirn des "einfachen Mannes auf der Straße" festgesetzt hat wenn das Stichwort "Schmalfilm" fällt: Uberholt, von gestern etc. Wir tun ja auch nichts dagegen. Die gegenwärtigen Aktivitäten in Bezug auf Selbermachen halte ich für kontraproduktiv. Jeder fehlende Kunde der Labors ist ein Sargnagel für unser Hobby. Die Gefahr halte ich für genauso groß wie die der Filmpreise. Wenn nicht größer.

Davon abgesehen daß es psychologisch mehr als ungeschickt ist, vorsichtig gesagt.

Geäußert zu dem Thema (meiner Ansicht nach zu Recht) hat sich ja schon mal Frank Bruinsma.

Aaton

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