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Tipps für den Umgang mit Paillard-Bolex-H-Kameras


Film-Mechaniker

Empfohlene Beiträge

Freunde des Gelochten!

 

 

Angeregt durch eine persönliche Unterhaltung gebe ich hier ein paar Hinweise, mit denen vielleicht der eine oder der andere Schaden vermieden werden kann. Auch zur Beurteilung von eBay-Angeboten ist es gut, die entscheidenden Details zu kennen. Manchmal tut’s mir einfach weh anzusehen, wie mit Filmgeräten umgesprungen wird. Darüber hinaus verliere ich ein noch paar Worte zum Kopieren.

 

Aaalso:

  • Man lege die H nie auf harte Unterlagen. Immer wieder sehe ich in Videos, sogar bei so genannten Tutorials, wie Kameras auf Tischplatten und sonstwas umherrutschen. Abgesehen von Schäden, die man der Aufzugkurbel zufügen kann, die neu auch genug Geld kostet, kann durch starken Druck oder Schlag auf die Aufzugwelle im Innern einiges beschädigt werden. Die Wellen sind aus Stahl, doch die beiden Werkplatinen aus Aluminium, eine 3, die andere 2 mm stark. Oder schwach. Platinen richten kann teuer werden. Darum lasse man die Kamera in Koffer oder schützender Tasche, auf Stativ oder Trickanlage, wenn man manipuliert, oder unterlege wenigstens eine Jacke oder sonst etwas Weiches. Zum Filmeinlegen setze man sich mit Vorteil und lege sich die Kamera auf die Oberschenkel, Objektiv(e) von sich wegzeigend. Die Aufzugkurbel ist mit Linksgewinde angeschraubt. Man kann sie bei allen Modellen wegnehmen. Kurbel aufklappen, ganz ausziehen, mit wenig Druck nach rechts am Mitnehmer anlegen und mit einem trockenen Handschlag lösen.

  • Man lasse sie ohne Film nie schneller laufen als mit 32 B./s. Der Grund dafür liegt im Greifermechanismus.

  • Man reinige die Filmkammer nur mit einer ZAHNBÜRSTE. Wattestäbchen und Pinsel verlieren zu gerne Fusseln oder Haare, die man mühsam entfernen muß. Beim Ausbürsten des Filmkanals das Blechrähmchen mit den Seitenführungen nicht verbiegen. Ansonsten darf man in Filmlaufrichtung schon etwas drücken. Mit Druckluft ausblasen ist sehr gut, wenn man in der Umgebung nicht Staub aufwirbelt. Bei stationären Druckluftanlagen mit betätigter Pistole von weiter weg herangehen, um eventuelle Öltropfen aus der Pistole nicht direkt in die Kamera zu jagen. Druckluft in Flaschen ist äußerst praktisch. Absatz, das ist angeklebte Filmgelatine, mit einem nassen Hölzchen attackieren, bis keine Spur mehr zu sehen ist. Eine gründliche Reinigung im prallen Sonnenlicht kann Unglaubliches zu Gesicht bringen.

  • Ein erster Test, den man z. B. auf einer Börse machen kann, geht so: Feder ganz aufziehen, niedrigste Bildfrequenz einstellen, Kamera auf den Kopf drehen und auslösen. Wenn’s dann rappelt und lauter tönt als in Aufrechtstellung, hat das Werk dringend Pflege nötig. Man checkt auf diese Weise den Regler, das am schnellsten bewegte Element. Manchmal sind die Reglerlager durch einen Schlag oder anhaltende Erschütterungen gelockert.

  • Wenn man bei einem Reflexmodell Abdrücke auf dem Rand der Revolverscheibe sieht, ist die Halterung des Prismenblocks möglicherweise auch in Mitleidenschaft gekommen. Es gibt Leute, die beim Reinigen des Glases den Revolver drehen und ihn auf die ausgeschwenkte Halterung schlagen.

  • Revolver- und Objektivgewinde nie schmieren. Wenn man dort putzt, dann mit einer mit Isopropanol befeuchteten und abgeschlagenen Zahnbürste.

  • Da ich nun bei den Objektiven bin: verharzte Blendenringe nicht forcieren! Die Irisblende kann beschädigt werden. Verharzte Distanzringe gehen nicht so leicht kaputt, an ihnen zu würgen ist allerdings auch nichts Gescheites. Wenn man Fungus zu sehen glaubt oder Flecken nicht entfernen kann, Fachleute ansprechen. Grundsätzlich kann jedes Objektiv renoviert werden. Ernst zu nehmende Reparateure erstellen einen detaillierten Kostenvoranschlag, insbesondere falls es ums Trennen von Kittgliedern und Neukitten geht. Man kann beschädigte Vergütung entfernen und Linsen neu beschichten lassen, nur ist bei Fungus manchmal auch das Glas angefressen. Dann kann man eine Linse nur noch ersetzen respektive das Ganze am besten vergessen. Man stecke sein Geld besser in ein neues Objektiv. Neue Optiken mit C-Fassung gibt es von Linos (Rodenstock), München; Schneider, Bad Kreuznach; Bolex (Kern), Yverdon; Kowa, Düsseldorf; Walimex (Samyang), Burgheim, u. a. m. Für gut erhaltene gebrauchte Objektive steigen die Preise unaufhaltsam.

  • Das Äußere einer Kamera ist technisch belanglos. Ein zerkratztes, verdrecktes Gehäuse braucht nicht ein schlechtes Werk zu bergen. Umgekehrt ist es eher gefährlich, und zwar daß man auf ein poliertes Äußeres hereinfällt, hinter welchem sich heimtückische Mängel verstecken können. Den Kunstlederbesatz kann man ohne weiteres ersetzen. H-Kameras mit Krokodillederfassung sind bekannt, ihre Mechanik ist jedoch nicht besser als die einer gewöhnlichen. Sinterlager und gehärtete Greifer brauchen auch nichts zu bedeuten, kommt es beim Greiferlager doch in erster Linie auf die Passung an. Harter Greifer ist eigentlich ein Thema bei Projektoren, die ungleich mehr Film transportieren als Kameras. Bei der H mit Schleppgreifer spielt die Form der Greiferspitze die Hauptrolle.

  • Service-Techniker können Fett und Öl für ungefähr drei Jahre anbringen. Es ist tatsächlich so, daß man seine Kamera regelmäßig zum Techniker des Vertrauens bringen soll. Auf jeden Fall sollte vor einem Engagement, bei dem mehr als zehn Rollen Film zu belichten sind, ein Service durchgeführt werden. Dabei ist das Auflagemaß der drei Revolvergewinde zu prüfen.

  • Wer eine alte H besitzt, die noch Aufzug am Federkern erlaubt, kann das ausnutzen, indem er dort eine flexible Welle anschraubt (Linksgewinde). Solche gibt es im Baumarkt beim Bohrzubehör. Am anderen Ende befestigt man einen Griff und eine Kurbel. Wenn man selber durch den Sucher schauen will, spannt ein Helfer während laufender Kamera ständig nach. So lassen sich 30 Meter ohne Unterbruch abdrehen, besonders in Eiseskälte. Viel weniger Gewicht als mit einem Elektromotor und keine Batterieprobleme!

  • Das Negativ-Positiv-Verfahren reizt immer wieder. Man kann auf die fantastischen Negativfilme zugreifen, für schnelle Muster das Kopierwerk sparen und mit etwas mehr Einsatz perfekte Schwarzweißkopien herstellen. Für alle Formate gilt, daß man bei Rotlicht erst das Kopiermaterial automatisch einfädelt, wie wenn man damit filmen möchte. Anschließend spannt man bei Rotlicht den Vorspann des Ausgangsmaterials von Hand dazu, so daß es mit der Schicht zum Kopierfilm läuft, wobei man beide Schleifen jeweils ein Bild größer macht. Sofern man keine beidseitig gezahnten Wickeltrommeln kaufen will, stürzt man einseitig perforiertes Ausgangsmaterial, d. h. man kopiert es rückwärts. Damit man den Abzug seitenrichtig projizieren kann, muß er auf beidseitig perforierten Film gemacht werden. Zum Glück kommt das nur bei 16 mm vor. Zur Belichtung stellt man seine Kamera ohne Objektiv vor eine Wand, wo man etwa Styroporplatten hinmacht und beleuchtet. Besitzer von Magazinmodellen und Elektromotoren können ohne weiteres 200 Fuß lange Kopien ziehen.

  • Mein letzter Tipp ist kein streng technischer, sondern ganz einfach der, daß man ab Stativ filme. Man kann kein zu gutes Dreibeinstativ haben. Obschon die Paillard-Bolex H 16, H 9 und H 8 als leicht tragbare Reisekamera entworfen wurde, schadet es den Bildern nicht, wenn sie in der Projektion stillstehen wie ein Kinofilm. Eine weitere Gestaltung des Filmmaterials macht mehr Freude, wenn man keine wackelnden Aufnahmen schneidet. Ich bin sicher, daß auch heute noch und in der Zukunft Schmalfilme mit vielleicht antiquiert erscheinenden Mitteln produziert werden. Die Mußestunden beim Planen, Drehen und Montieren sind unschätzbar wertvoll. Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!

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Hallo alle,

 

Hier ein Link, der aufzeigt, wie man eine Bolex zerlegt... ein ganz schönes Stück arbeit...

 

http://cinetinker.bl...isassembly.html

 

Weiss eigentlich jeder Bolex-Filmer hier, wie man mit dieser Kamera korrekt eine Überblendung macht...? Mit Fader und allem drum und dran...Wenn gewünscht, kann ich gerne mal eine bebilderte Anweisung hierzu erstellen... So eine Überblendung mit der Bolex ist gar nicht ganz ohne...

 

Rudolf

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Hallo Olaf,

 

Yverdon und Saint-Croix liegen mitten im Uhrengebiet der Schweiz. Das Welschland, wo französisch gesprochen wird, ist das Herz der Uhrenindustrie. Dürfte also nicht ganz zufällig sein, dass gerade dort die legendären Hermes Schreibmaschinen, die perfekten Thorens Plattenspielr und auch meine geliebten Bolexe gebaut wurden...

 

Rudolf

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...und ganz allgemein wegen des sinnlosen Verschleisses durch diese hohen Drehzahlen...

 

Das dürfte ja eigentlich sogar dem unwissendsten einleuchten, dass man keine sinnlos hohen Drehzahlen abfordert, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das gilt ja auch für einen Kolbenmotor, der da sehr empfindlich reagieren kann...

 

Der Fliehkraftregler ist dabei aber das kleinste Problem, da dieser sowieso ständig die volle Kraft des Federwerks abbremsen muss, ob mit oder ohne Film in der Kamera. Dem geht es allenfalls sogar leichter, wenn er weniger bremsen muss, wenn die Kamera schneller läuft, da muss er weniger dagegenhalten...

 

Rudolf

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