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Breitwand-Seitenverhältnisse


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

In welchem Seitenverhältnis sollten Kopien abgespielt werden, die aus der Zeit des Übergangs vom Academy-Bildformat (1:1,33) auf Breitwand stammen, also aus den Jahren 1953 ff.? Die Diskussion darüber wird wohl auch mit diesem Beitrag nicht zu einem Abschluss kommen. Hingewiesen sei jedoch auf diese Seite, die seit gerade drei Tagen online ist und die eine Fülle von Materialien zum Thema beherbergt:

 

http://www.3dfilmarc...n-documentation

 

Persönlicher Lerneffekt (fürs erste):

 

- die Studios kennzeichneten die Aktkartons durchaus mit dem minimalen und dem maximalen Seitenverhältnis ("minimum aspect ratio 1,33:1, maximum aspect ratio 2:1") - und gaben Empfehlungen für das bevorzugte Seitenverhältnis (1,85:1):

http://www.3dfilmarc...al_reelband.jpg

 

- VistaVision in 35/4 war empfohlen für 1:1,85 (was offenlässt, wie VistaVision 35/8 vorgeführt werden sollte):

http://www.3dfilmarc...on book (1).jpg

 

- und letzthin: Der Beatles-Erstlingsfilm A HARD DAYS NIGHT (immerhin schon 1964) sollte in 1:1,75 vorgeführt werden (Überraschung: der kam doch auf dem Filmband in 1:1,33 daher ... ?)

http://www.3dfilmarc...AHDN_5Bcrop.jpg

  • Like 1
Geschrieben

Spannendes Thema. Formate gabs ja viele, ich hatte hier noch einen Testfilm für 1,75, hab ich jetzt verschenkt. Es gab auch 1,5, hat Hitchcock geliebt. Ich würde die Film entweder in 1,37 oder 1,66 zeigen, eventuell vorher mal reinschauen.

Jens

Geschrieben

Da war kein Übergang vom Normal- zum Breitbild. Das Normalbild gibt es bis heute, und zwar beim Normalfilm, beim Schmalfilm und beim Kleinfilm. Auch der Stummfilm ist nicht abgeschafft worden, das läppische Super-35 ist nichts anderes als das alte Vollbild von 1909.

 

Unter dem Druck des aufkommenden Fernsehens enstanden die Breitwand- und, gleich wichtig, Großwandverfahren CINERAMA, CinemaScope, VistaVision, Todd-A. O., usw. CINERAMA ist nicht mehr, das ursprüngliche CinemaScope ist nicht mehr, VistaVision wurde verändert, Todd-A. O. lebt noch ein wenig. IMAX ist ohne Film. Das Normalbildfernsehen ist auch tot. Das Normalbildkino hat alles überdauert.

 

Bitte in der Wiki die Einzelheiten nachlesen

Geschrieben

Im Buch "The advanced projectionist manual" stehen einige interessante Antworten zu der Formatfrage. Es wird angegeben, von welchem Filmverleih die Kopien für welches Format gedacht waren. Ob die Angaben der Richtigkeit entsprechen, entzieht sich meiner Kenntnis.

 

Aus der Praxis ein paar Beispiele: "Taxi Driver" sollte eigentlich in 1:1,85 vorgeführt werden. Ich hab damals beim Anspielen gemerkt, daß dann einige - meiner Meinung nach - bildwichtige Inhalte abgeschnitten werden (wie zum Beispiel ein Teil der Reklamebeleuchtung des Kinos am Anfang), daher habe ich den in 1:166 vorgeführt.

 

Was ist mit "Rocky Horror Picture Show"? Man hört immer von 1:1,66. Da mich aber diese Kameraklappen in der Hochzeitsszene am Anfang unglaublich stören, spiele ich den immer in 1:1,85. Ich habe bisher keine abgeschnittenen bildwichtigen Inhalte feststellen können.

 

"Easy Rider" hab ich auch immer in 1:1,66 gespielt.

 

"Babel" wurde damals bei uns in 1:1,66 angeordnet, genauso wie "Irina Palm" und einige andere.

 

Gruß

Martin

  • Like 1
Geschrieben

Einspruch, @Filmtechniker, Einspruch!!!

 

 

Das Normalbildfernsehen ist noch nicht tot.

 

Es werden mitunter noch Filme im 4:3 Vollbild (nicht Letterbox im 16:9-Format!!!) gezeigt. Außerdem gibt es auch noch Haushalte, die ein Fernsehgerät mit 4:3-Bild haben.

 

Die Behauptung:

 

"Normalbild gibt es bis heute, und zwar beim Normalfilm, beim Schmalfilm und beim Kleinfilm"

 

.......ist soweit okay, aber nicht vollständig.

 

IMAX ist ohne Film.

 

Auch das IMAX 15/70-Filmformat ist (solange diese Filmkopien noch vorgeführt werden) Normalbild.

 

 

......das läppische Super-35 ist nichts anderes als das alte Vollbild von 1909.

 

Nein. Super35 ist nicht läppisch, sondern gibt es in 2 Versionen:

- A - im Größenverhältnis 4:3 über 4 Perforationslöcher

- B - im Größenverhältnis 5:3 über 3 Perforationslöcher.

 

Bei der Filmaufnahme - B - wird Filmmaterial eingespart.

 

 

Vielleicht solltest Du besser die Einzelheiten in der Wiki nachlesen.

 

 

Gruß

Maximum

Geschrieben

Wir müssen uns über die Begriffe einig werden. Mit Normalbild meine ich das Bild im Seitenverhältnis 3 zu 4. Auf Normalfilm entsteht es mit 4-Loch-Schritt. Zu IMAX finde ich Angaben zum Seitenverhältnis von 1:1,9; 1:1,43 und 1:1,44. Am genauesten wird wohl im Magazin in70mm berichtet, wo 1:1,433 steht. Das Kamerafenster hat das Seitenverhältnis 1:1,364.

 

Fernsehen im Bildseitenverhältnis 3 zu 4 gibt es immer noch, da gebe ich dir Recht.

 

Super-35 mit Filmschritt über 3 Löcher gehört nicht zu den Normalverfahren. Deshalb ist „Super“ ja fehl am Platz.

  • Like 1
Geschrieben

Hallo.

Eine Ausgabe der "Filmschätze" auf arte (ich glaube über die Berichterstattung zum Hindenburg-Unglück)

beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Bildformaten der frühen Lichttonfilme.

Schade, daß ÖR-Mediatheken so "vergesslich" sind.

Die Sendung ist mir als exzellent in Erinnerung geblieben.

Bei unserem Deutsch/Französischen Freundschaftssender gibt man sich eher etwas mehr Mühe,

wenn´s um die hinreichend korrekte Darstellung historischen Materials geht. Etwas off topic...

MfG

Dieter

Geschrieben

Wie viele „Übergangsfilme“ gibt es und wie viele sind mit Kopien im Verleih? Ich glaube, 20.

 

 

Ich habe Erfahrung mit

 

Der blaue Engel, 1929-30

Die Drei von der Tankstelle, 1930

Grock, la vie d’un grand artiste, 1931

 

Am heikelsten ist die semiprofessionelle Produktion um Grock herum, da ist Manches auf Stummbildhöhe kadriert. Die Drei habe ich schon mit CS-Maske projiziert, es ging. Den blauen Engel kann man getrost Academy spielen.

 

Auf jeden Fall ist das Bildseitenverhältnis immer 3 zu 4.

Geschrieben

Blauer Engel spielen wir auch hin und wieder. 1:1,37 geht wirklich wunderbar. Hab ich vor gut zwei Monaten mal wieder im Programm gehabt.

 

Gruß Martin

Geschrieben

Hmm, den hab ich letztens auch in 1:1,37 gespielt. Mir ist nichts negatives aufgefallen.

 

Und ganz wichtig, bitte unbedingt dran denken: die Kopien sind Dolby SR!

 

Gruß Martin

Geschrieben

Es gibt im (kostenlosen) Cinematechnologymagazine eine (mittlerweile) 10teilige Artikelserie namens 'All shapes and sizes' zur Geschichte der unterschiedlichen Seitenverhältnisse - mit massig historischen Abbildungen.

 

Eine davon unten abgebildet - gegen 1930 gab es danach im Umfeld der Formatanpassung für den Tonfilm auch Überlegungen nach grundsätzlich anderen Formaten. Kodak veröffentlichte eine Studie, zur 'wissenschaftlich/ästhetischen Unterstützung der Diskussion', die die Statistik der Seitenverhältnisse berühmter Kunstwerke beleuchtete (zumindest solcher im Querformat) - offensichtlich, um daraus das 'künstlerisch wertvollste' Seitenverhältnis zu destillieren:

 

post-76064-0-35022000-1367108784_thumb.jpg

 

- Carsten

Geschrieben

M - Eine Stadt sucht einen Mörder ist im Original Bildformat 1,20:1 und Mono Lichtton.

Bei einer Kopie in Dolby SR kann es sich nur um eine neu überarbeitete Synchronisation handeln.

Geschrieben

Nein, es ist die restaurierte Fassung. Ton ist auch mono, kein "stereofonisierter Remix". Vermutlich hat man das in SR gemacht, weil so viele Kinos gar nicht mehr wissen, wie man Mono abspielt.

 

@Martin:

Es geht bei "M" schon irgendwie in 1.37, aber mach mal den Vergleich und Du wirst sehen, daß die Bildkomposition um Längen besser wirkt.

Geschrieben

Erstens: natürlich geht es um die restaurierte Fassung; sprich, die aktuellen Verleihkopien vom DIF (wenn ich mich recht erinnere).

Zweitens: natürlich ist der Ton weiterhin monofon, er wurde aber, wie den Aufklebern auf den Dosen entnommen werden konnte, mit einer mit SR komprimierten Tonspur versehen. Ich traute zunächst den Aufklebern natürlich nicht, rief umgehend beim Verleih an, der mir SR bestätigte (allerdings war die Dame nicht wirklich freundlich, ich zitiere: "Wenn da SR draufsteht, dann müssen Sie den Film auch in SR spielen"). Beim nachfolgenden Anspielen der Kopie (was man ja ohnehin mit jeder Filmkopie vor der ersten Aufführung in seinem Hause macht) bestätigte sich die SR - Angabe. Bei SR - Wiedergabe war kein Pumpen oder ein abgehackter Ton zu hören; bei Monowiedergabe allerdings schon sehr starkes Rauschen (man muß allerdings auch das Alter der Tonaufnahme berücksichtigen).

 

Gruß

Martin

Geschrieben
........natürlich ist der Ton weiterhin monofon, er wurde aber, wie den Aufklebern auf den Dosen entnommen werden konnte, mit einer mit SR komprimierten Tonspur versehen. Ich traute zunächst den Aufklebern natürlich nicht, rief umgehend beim Verleih an, der mir SR bestätigte (allerdings war die Dame nicht wirklich freundlich, ich zitiere: "Wenn da SR draufsteht, dann müssen Sie den Film auch in SR spielen").

 

Ich werde auch nicht wirklich freundlich wirken, wenn ich Dich, @Martin, jetzt direkt frage:

 

 

 

"Was hat deine monofone Ton-Antwort in SR mit dem Thema "Breitwand-Seitenverhältnisse" gemeinsam?

 

 

 

Hier schon mal meine Antwort:

 

Nichts!

 

Thema verfehlt! Setzen, siebenpunkteins...äh...sechs!"

 

 

 

 

Wer hat das Fettnäpfchen versteckt?

 

 

Gruß

Maximum

Geschrieben

Darf ich mal ganz unbefangen in die Runde fragen? Manche Kinematheken sind ja furchtbar stolz darauf, ein "besonderes Tonfilmformat" eingerichtet zu haben; sie nennen das dann "frühes Tonfilmformat" oder (wie Torkell Saetervadet, dessen Buch ich sehr schätze, es nennt) "the Movietone format". Masken zu 1:1,18, Projektionsoptiken für das Format 1:1,18, und natürlich eine Kasch-Position für 1:1,18.

 

Nur: Hat es das Format 1:1,18 jemals gegeben - oder ist das nur eine Fiktion?

 

Wenn wir aus heutiger Perspektive auf das Filmband der fraglichen Zeit zwischen 1928 und 1932 schauen, dann ist da in der Höhe mehr drauf, als man für die Projektion eines 1:1,33-Bildes braucht. Gut und schön - aber das hatten wir ja nun wiederholt in der Filmgeschichte. Die Technicolor-Kopien der sechziger Jahre wurden annähernd bildstrichfrei ausgeliefert; aber käme irgendjemand auf die Idee, GOLDFINGER oder EASY RIDER in 1:1,2 zu zeigen? Beide waren nicht einmal für 1:1,33 gedacht. Oder die LOVE STORY, 1972. Ein so knapper Bildstrich, dass 1:1,2 nachgerade Freude bereiten würde. (Die Paramount bat mit Aufkleber auf dem ersten Aktkarton, diesen Film doch bitte in 1:1,66 zu spielen.)

 

Was auf dem Filmband drauf ist, kann mithin nicht zählen. Die entscheidende Frage ist, doch in welchem Seitenverhältnis die Filmtheater seinerzeit - 1928 bis 1932 - Tonfilme projizierten; denn daran wird sich eine historisch korrekte Wiederaufführungspraxis messen müssen. Hat die Umrüstung auf Tonfilm also dazu geführt, dass die Theaterbesitzer ihre bisherige Bildwand seitlich kappten - denn darauf läuft das Format 1:1,2 ja letztlich bei gleicher Bildhöhe hinaus -, so dass das projizierte Bild kleiner war als in Stummfilmzeiten? Das scheint mir dann doch sehr fraglich. Richtig, sie hätten (bei gleicher Bildbreite) das Bild in die Höhe wachsen lassen können. Doch ich erlaube noch einmal daran zu erinnern, dass zu jener Zeit die Bildwand meist in einer theaterähnlichen Bühne aufgestellt war - die konnte nicht so einfach nach oben wachsen. Übrigens dürfte es auch reichlich Theater gegeben haben, die auf der alten Stummfilmbildwand weiterspielten (wenn es nicht gerade eine Gipswand war). Bildseitenverhältnis 1:1,33.

 

Die Frage ist letztlich: Ist die seinerzeitige Aufführungspraxis hinreichend belegt, um eine Projektion im Sonderformat 1:1,18 zu rechtfertigen?

 

Anmerkung: Ich glaube sofort und unbesehen, dass M im strengen 1:1,2-Format besser aussieht als in 1:1,33. (Ähnliches gilt, auf anderer Ebene, für EASY RIDER, der in 1:1,33 besser aussieht als in 1:1,66.) Aber die Frage ist doch: Hat der Kameramann für dieses Format kadriert? Oder hat er, ungeachtet des erweiterten Höhenformats, bei seinen Einstellungen das 1:1,33 im Kopf gehabt - mit dem er schließlich aufgewachsen und aus Stummfilmzeiten vertraut war ... ? Fragen über Fragen - vielleicht hat jemand schlüssige Antworten ....

Geschrieben

Fragen über Fragen - vielleicht hat jemand schlüssige Antworten ....

 

Ganz schwierig ... ausprobieren und dann dem eigenen "Gefühl" trauen, wie es am besten aussieht, falls keine eindeutige Formatanweisung vorliegt.

 

Ein stufenlos verstellbarer Höhenkasch, eine gute Auswahl an abgestuften Brennweiten und verschiedene Masken bzw. die kontinuierlich verstellbare DP75 Maske helfen dabei enorm ... wir sind sehr froh, dass wir darüber in unserem großen Haus verfügen.

 

 

Geschrieben
Ich glaube sofort und unbesehen, dass M im strengen 1:1,2-Format besser aussieht als in 1:1,33. (Ähnliches gilt, auf anderer Ebene, für EASY RIDER, der in 1:1,33 besser aussieht als in 1:1,66.) Aber die Frage ist doch: Hat der Kameramann für dieses Format kadriert? Oder hat er, ungeachtet des erweiterten Höhenformats, bei seinen Einstellungen das 1:1,33 im Kopf gehabt - mit dem er schließlich aufgewachsen und aus Stummfilmzeiten vertraut war ... ?

 

Wirklich beweisen läßt es sich bei "M" nicht. Aber am Schneidetisch oder in der Projektion sieht die Bildkomposition meiner Einschätzung nach bei ca. 1:1,2 angenehmer aus. Zum Beispiel deutet die Kadrierung von Dokumenten, Schildern meines Erachtens auf die volle Bildhöhe hin. Im ganzen Film konnte ich außerdem keine Einstellung sehen, die "toten Raum" oben und unten hatte oder gar Nichterwünschtes sehen ließ (Scheinwerfer, Aufhängung Hintersetzer, Kulissenrand o.ä.).

Wie gesagt, kein Beweis, nur ein subjektiver Erfahrungswert. Im Zweifelsfall lieber ein wenig mehr gezeigt als zuviel abgeschnitten, finde ich.

 

Bei EASY RIDER hatte ich den Eindruck, daß die auf 16-mm-Material gedrehten Sequenzen ganz sicher nicht mit Blowup auf 35 BW im Kopf entstanden sind, schon von daher wirkt er auf 1,37 schlüssig.

Geschrieben

Wir befinden uns im Nebel historischer Verzerrung und menschlicher Sorglosigkeit. Ich meine, die Bildwände wurden gewechselt, als Lautsprecher ins Spiel kamen, und zwar oft einfach vorgestellt, also ein Rahmen vor die Mauer und ein poröses Tuch drauf. Seitenverhältnis nach wie vor 3:4.

 

Kameraleuten fiel es dann und wann schwer, für das neue kleinere Bild zu kadrieren. Die Kameras selbst bekamen oft nur um Tonspurbreite zugelötete Fenster. Wenn da keine Marken auf Mattscheibe und in den Sucher kamen, passierten wohl so Mischbilder, die in der Breite stimmen, in der Höhe jedoch klemmen. Es wurde damals sicher geflucht im Kino.

Geschrieben

Ein stufenlos verstellbarer Höhenkasch, eine gute Auswahl an abgestuften Brennweiten und verschiedene Masken bzw. die kontinuierlich verstellbare DP75 Maske helfen dabei enorm ... wir sind sehr froh, dass wir darüber in unserem großen Haus verfügen.

Seit wann ein verstellbarer Höhenkasch? BOUNTY auf Karlsruher Marienstrasse vor etwa 5 Jahren in letterboxed gesehen - und die gerühmte DP75-Maske kann nur ein "Schmetterling" sein (Erfordernis für curved screen-Projektion, damit keine Bildteile in den rundlaufenden Kasch rutschen).

 

Was auf dem Filmband drauf ist, kann mithin nicht zählen. Die entscheidende Frage ist, doch in welchem Seitenverhältnis die Filmtheater seinerzeit - 1928 bis 1932 - Tonfilme projizierten; denn daran wird sich eine historisch korrekte Wiederaufführungspraxis messen müssen. Hat die Umrüstung auf Tonfilm also dazu geführt, dass die Theaterbesitzer ihre bisherige Bildwand seitlich kappten - denn darauf läuft das Format 1:1,2 ja letztlich bei gleicher Bildhöhe hinaus -, so dass das projizierte Bild kleiner war als in Stummfilmzeiten? Das scheint mir dann doch sehr fraglich. Richtig, sie hätten (bei gleicher Bildbreite) das Bild in die Höhe wachsen lassen können. Doch ich erlaube noch einmal daran zu erinnern, dass zu jener Zeit die Bildwand meist in einer theaterähnlichen Bühne aufgestellt war - die konnte nicht so einfach nach oben wachsen. Übrigens dürfte es auch reichlich Theater gegeben haben, die auf der alten Stummfilmbildwand weiterspielten (wenn es nicht gerade eine Gipswand war). Bildseitenverhältnis 1:1,33.

 

Die Frage ist letztlich: Ist die seinerzeitige Aufführungspraxis hinreichend belegt, um eine Projektion im Sonderformat 1:1,18 zu rechtfertigen?

 

Anmerkung: Ich glaube sofort und unbesehen, dass M im strengen 1:1,2-Format besser aussieht als in 1:1,33. (Ähnliches gilt, auf anderer Ebene, für EASY RIDER, der in 1:1,33 besser aussieht als in 1:1,66.) Aber die Frage ist doch: Hat der Kameramann für dieses Format kadriert? Oder hat er, ungeachtet des erweiterten Höhenformats, bei seinen Einstellungen das 1:1,33 im Kopf gehabt - mit dem er schließlich aufgewachsen und aus Stummfilmzeiten vertraut war ... ? Fragen über Fragen - vielleicht hat jemand schlüssige Antworten ....

Das BIO am Kurfürstendamm projizierte noch in den 1960er Jahren viele bundesdeutsche Nachkriegsfilme mit 1.18er-Maske. Die Kadrierung durch den Kameramann/-frau und die Suchereinzeichnungen sind zwar entscheidend und zumeist auf Breitwand ab 1,66 aufwärts zielend, aber der überkorrekte Projektionst dürfte ein Liebhaber der 1.18er -Maske gewesen sein.

 

Bei Reduktionskopien von VistaVision - Du hattest den Fall bereits erörtert - gab es auch 1.96 : 1 in der Projektion. Die Bildfenstermasken des alten Bauer U2-Projektors des ZOO PALAST (den wir gerne mal exponieren würden) besassen 1,96er Masken - vermutlich von Arnold Ladwig oder seinem Vorgänge Schläger ausgefeilt. Auch DELPHI FILMPALAST AM ZOO zeigte 1983 "DIe Zehn Gebote" in der WA-CRI-Kopie mit 1:2-Maskierung, wie mir Vorführer Klinger bestätigte (was ich aus der Parkettperspektive in etwa bestätigen konnte). Warscheinlich eine Jonigkeit-Anweisung mit Bezug auf die amerikanischen Empfehlungen.

 

Generell aber wies Max Knapp, der stets Kontrollgänge in seinen Weddinger Kinos unternahm, die Vorführer in den 50er/60er Jahren an, generell in 1,85 : 1 zu projizieren. Er legte wohl mehr Wert auf den Effekt als auf die Bildkomposition, aber ihm war auch der 4-Kanal Magnetton letzlich ein entscheidenderer Aspekt der Kindarbietung, zumal er ihn selbst aussteuerte, sofern er durch die Häuser zog.

 

"M" ist ja auf 35mm neuerlich in 1,18 kopiert. Und so auch auf "arte" ausgestrahlt worden.

Ein "luftigerer" Kopf- und Fussraum sieht ja generell "besser" aus.

Ob es noch Unterlagen zu Fritz Langs Vorführwünschen gibt?

  • Like 1
  • 1 Monat später...
Geschrieben

Joke of the day (der mir allerdings mehr die Tränen in die Augen treibt):

 

Audiokommentar des Regisseurs zu einer DVD. Titelvorspann des Films, Musik setzt ein.

 

"Hallo, ich bin der Wim Wenders,

das ist meine Firma Anfang der 70er Jahre,

die Wim Wenders Produktion,

und das ist mein sechster Film,

den ich im Sommer 1975 gedreht habe.

In Breitwand, wie Sie sehen

(es erscheint eine Schrifttafel vor schwarzem Hintergrund)

 

post-79359-0-15505000-1370723912.jpg

 

eins zu einssechsundsechzig,

damit auch der Vorführer nix falsch macht, haben wir es ihm eingezeichnet

(erscheint ein weißer Rahmen um die Schrift)

..."

 

Man darf raten, in welchem Seitenverhältnis die DVD ist. Knapp unter 1:1,8 (ein Phantasieformat) ...

Irgendwie kommt man zu der Überzeugung, dass ein guter Teil der Menschheit offenbar weder lesen noch hören noch denken (vulgo: folgerichtige Schlussfolgerungen aus Gelesenem oder Gehörten ziehen) kann. Oder: Vielleicht sollte ich doch weniger Wenders-Filme sehen - zumindest nicht auf DVD ...

 

post-79359-0-16728500-1370723954.jpg

  • Like 1
Geschrieben

@Sam:

 

Ein Kameramann sagte mal über Wenders, für ihn sei Kino, wenn zwei Männer an eine Mauer pinkeln, auf der "Alabama" geschrieben steht. :roll:

(Quelle: Norbert Jochum: "Linsenberichte. Ansichten deutscher Kameramänner")

 

Jahrelang war Ernst-Wilhelm W. inoffizielles Werbe-Maskottchen für Sony-Videotechnik, heute begegnet er raunend & staunend den unfaßbaren Wundern eines Samsung-Smartphones - das kann man nicht mal mehr parodieren:

 

Geschrieben

Hatte ja schon des öfteren das Gefühl, dass Wim Wenders Filme macht für Leute die eigentlich keine Filme mögen, von daher treffendes Zitat.

 

Du bist übrigens nicht korrekt informiert - das Note 10.1 ist ein Tablet mit dem man auch telefonieren kann - da darf der Wim schon einmal staunen ;-)

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