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Geschrieben

Hallo in die Runde!

 

Das schöne Pfingstwochenende gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe in meiner Eigenschaft als Neumitglied endlich mal kurz vorzustellen und Euch ein paar Infos zu meiner Person und Denkart zu geben:

 

Vorname: Martin, Alter: 49, Standort: Düsseldorf. Hobbies: Wenn es der Beruf zeitlich mal wieder erlaubt: Alles, was mit "dead media" zusammenhängt (Tonband, alte Tonstudiotechnik, Schallplattentechnik, Filmtechnik, Elektronik- vor allem Röhrentechnik, Meßtechnik und alles, was mit Mechanik zu tun hat). Dank einer kleinen Werkstatt mit Drehbank, Shaping und Fräsmaschine bin ich recht unabhängig bei Reparaturen und eigenen Projekten, besonders wenn's ein E-Teil mal nicht gibt. Reparaturen an alten 16mm-Filmprojektoren sind seit Langem ein besonderes Steckenpferd. Gipfelt darin, daß sich langsam auch etliche 16mm FWU-Rollen ansammeln. Meist mit technischen Themen. Vom Vater her filmtechnisch vorbelastet: der war begeisterter Schmalfilmer mit seiner Eumig C3. Es gibt allein 4 große Rollen aus meinem Geburtsjahr. Ratet mal, wer darauf in epischer Breite wohl zu sehen ist!

Bin selbst definitiv kein Digitalfreund, aber ohne wird es in Zukunft wohl kaum gehen. Fazit: Machen wir das Beste daraus in der Erkenntnis, daß jedes (Speicher-) Verfahren naturgemäß seine prinzipbedingten Vor- und Nachteile hat und auch zukünftig immer haben wird! Man denke allein an die Gefahr des "Loches im digitalen Gedächtnis" wenn der Tag des "großen blackouts" kommt.

 

Nach längerem, stillem Mitlesen in diesem Forum keimte nun auch bei mir der Wunsch auf, im einen oder anderen Fall aus eigener Erfahrung etwas Konstruktives beizusteuern. Ich muß Euch allen sagen: Wenn man das geballte Wissen in diesem Forum auf sich wirken läßt, weiß man erst, was man alles noch nicht weiß!

 

Cineastische Pfingstgrüße von Eurem newbie

 

Martin

Geschrieben

Hallo Martin,

 

herzlich willkommen! Ich gehöre zu denen, die sich sehr spät noch eine 35er mit einigen Filmen "an Land gezogen" habe. Und ohne das Forum und dessen hilfsbereiten Mitgliedern wäre ich beim Aufarbeiten der Maschine absolut gekniffen gewesen. Die 16- und 8- mm-Fraktion ist ja auch gut vertreten, so dass Du sicher viel interessanten Austausch haben wirst. Das hier ist ein Urquell an Wissen um sowohl digital als auch analog.

 

Leider bin ich in aus Platzgründen Sachen Werkstatt nicht annähernd so gut ausgestattet wie Du. Neulich hätte ich mir eine Drehbank gewünscht. Essen - Düsseldorf ist ja nur ein Katzensprung und vielleicht kann ich Dich ja mal ansprechen, wenn es mal wieder um ein Drehteil geht. Und natürlich soll so etwas niemals umsonst sein.

 

Beste Grüße aus dem Pott und viel Spaß hier :-)

 

Detlev

Geschrieben

Hallo Martin,

 

herzlich willkommen! Ich gehöre zu denen, die sich sehr spät noch eine 35er mit einigen Filmen "an Land gezogen" habe. Und ohne das Forum und dessen hilfsbereiten Mitgliedern wäre ich beim Aufarbeiten der Maschine absolut gekniffen gewesen. Die 16- und 8- mm-Fraktion ist ja auch gut vertreten, so dass Du sicher viel interessanten Austausch haben wirst. Das hier ist ein Urquell an Wissen um sowohl digital als auch analog.

 

Leider bin ich in aus Platzgründen Sachen Werkstatt nicht annähernd so gut ausgestattet wie Du. Neulich hätte ich mir eine Drehbank gewünscht. Essen - Düsseldorf ist ja nur ein Katzensprung und vielleicht kann ich Dich ja mal ansprechen, wenn es mal wieder um ein Drehteil geht. Und natürlich soll so etwas niemals umsonst sein.

 

Beste Grüße aus dem Pott und viel Spaß hier :smile:

 

Detlev

 

Hallo Detlev,

 

natürlich - einfach persönliche Nachricht und dann Muster schicken! Kann zwar nicht alles machen -schon gar nicht "zeitnah" und auch keine "Superpräzision"- aber meistens paßt´s.

 

Gruß,

 

Martin

Geschrieben

Willkommen Namensvetter,

 

wenn ich mal Zeit habe, werde ich meinen Geyer 16 von 1928 und den Kinox S 500 restaurieren.

 

Beneidenswert, dass Du eigene Werkzeugmaschinen und 16mm-Filme von Deinem Geburtsjahr besitzt :-) Ich habe leider keinen Platz und Geld für Dreh- und Fräsmaschine. Während meiner Aus- und Weiterbildung hatte ich die Möglichkeit, ein Malteserkreuzgetriebe zu drehen und zu fräsen, sowohl konventionell als auch cnc-gestützt. Es ist aber nur ein Modell aus Stahl ;-)

Geschrieben

Willkommen Namensvetter,

 

wenn ich mal Zeit habe, werde ich meinen Geyer 16 von 1928 und den Kinox S 500 restaurieren.

 

Beneidenswert, dass Du eigene Werkzeugmaschinen und 16mm-Filme von Deinem Geburtsjahr besitzt :smile: Ich habe leider keinen Platz und Geld für Dreh- und Fräsmaschine. Während meiner Aus- und Weiterbildung hatte ich die Möglichkeit, ein Malteserkreuzgetriebe zu drehen und zu fräsen, sowohl konventionell als auch cnc-gestützt. Es ist aber nur ein Modell aus Stahl ;-)

 

Hallo Martin,

 

der Kinox S 500 ist ein interessantes Teil. Ich habe meine Wehrmachts-Stummfilmversion neulich teilrestauriert. Achtteiliges Malteserkreuz, über Kurbelschleife während Schaltphase beschleunigt, um die Dunkelphasen zu verkürzen. Sieht man bei 16mm-Projektoren sonst selten. Mit passendem Öl seidenweicher Lauf- dabei äußerst kompakte Konstruktion. Ein schönes Beispiel dafür, was die "Altvorderen" damals so alles ´draufhatten!

Geschrieben

Kurbelschleife im Kinox S500??? Das wusste ich noch garnicht. Kurbelschleife kenne ich eigentlich nur aus 70mm-Kinoprojektoren.

 

Mit welchen Mitteln hast Du ihn restauriert?

Geschrieben

Na dann nenne mit mal den 70mm Projektor mit Kurbelschleife. Die DP 70 hat ein stinknormales Kreuzgetriebe, die UP auch, auch die Bauer.

Philips normalfilmapparate hatten auf Wunsch ein "beschleunigtes Kreuzgetriebe"

Geschrieben

Kurbelschleife im Kinox S500??? Das wusste ich noch garnicht. Kurbelschleife kenne ich eigentlich nur aus 70mm-Kinoprojektoren.

 

Mit welchen Mitteln hast Du ihn restauriert?

 

Im Prinzip war´s Glück, als ich den vor einigen Wochen in der Bucht ergatterte. Ich nenne ihn vorläufig mal W-Typ, da genaue Typisierung bisher noch nicht vorliegt (vergl. meinen post in "Schmalfilmprojektor Kinox S 500 Lichtton"). Der Projektor sah auf den Angebotsfotos des Verkäufers jämmerlich aus und ich wollte ihn nur des Kreuzgetriebes wegen zum Ausschlachten haben. Aber auch diesmal ging´s daneben, denn als er eintraf war klar, zum Schlachten zu schade, da historisch. Gesamtzustand: Mechanik noch komplett, Werk nicht fest, das Uraltöl (da Gerät wohl liegend gelagert wurde), war schon vor Langem teilweise ausgelaufen und im ganzen Gerät gleichmäßig verteilt. Als knochenhart verharzte Schicht war es zunächst kaum zu entfernen. Da ich mir nicht sicher war, ob der steingraue Wehrmachtslack einer Behandlung mit Verdünner widersteht, also erstmal mit Lampenöl und Terpentin vorsichtig anzulösen versucht. Das ging. Ergo nach Komplettdemontage (außer Getriebe) erfolgte Vorreinigung aller Teile in Petroleum, um die verharzten Ölschichten vorsichtig aufzuweichen, sodann Hauptreinigung in einem handwarmen Sud aus Spee-Waschpulver. Restliche Spuren konnten danach noch mit "Superschaum" von Loctite zum Verschwinden gebracht werden. Dem Getriebe habe ich dann das Restöl abgezapft, um die Konsistenz zu ermitteln. Es kam ein nach uraltem Staufferfett stinkender, honigartiger Schleiber aus dem Getriebekasten. Danach Auffüllen des Getriebes bis oben mit Petroleum zwecks Spülung (das Ganze 2x wiederholt). Das dünne Petroleum zeigte dann auch die Undichtigkeiten vorne an der Getriebetragplatte. Die hintere Kastendichtung war i.O., sodaß ich es dort nicht geöffnet habe. Bis auf wenige Teile besteht das Werk offenbar aus Zinkdruckguß, ebenso das Gehäuse. Ein Glück, daß die verwendete Legierung gut ist. Wäre da mehr Wismuth drin gewesen, wäre es wohl der Zinkpest anheimgefallen... . Sodann Ausbau der vorderen Getriebeeinheit, die aus einem gußstählernen Lagerschild besteht und Stern-bzw. Schaltrad / Schaltrolle trägt. Regelrechte Modulbauweise. Dahinter war dann schließlich auch die schöne Beschleuniger-Kurbelschleife zu sehen. Kaum Verschleißspuren sichtbar, minimales Spiel, keine merbare Lagerluft! Daraufhin Neuabdichtung mit Hylomar. Die Platte ist mit nur drei Schrauben M4 am Werkskasten gehalten. Ein Innengewinde im Werkskasten war hinüber (Einschraubtiefe in Zink kleiner 4mm ist keine wirklich gute Idee). Dafür also einen kleinen Gewindeadapter gedreht und von innen eingeklebt. Daduch kann das Gewinde nie wieder ausreißen und es sind wieder optimale Anzugsmomente beim Anschrauben erreichbar. Erfolg: Getriebe nach Zusammenbau erneut mit Petrol auf Dichtheit geprüft. Befund: Wieder dicht!

Schließlich Elektrik (Schalter, Motor, Lampenanlaßwiderstand) gereinigt, Belegung der vierpoligen Anschlußdose geprüft und Maschine nach Nachlackierung der verosteten Lampen-/Lüftungsgitter wieder montiert. Beibehaltung der Originallackierung, obwohl einige Gebrauchsspuren. Motto: so viel Originalsubstanz wie möglich erhalten. Klärung der Ölfrage: Meine Überlegung ging dahin, ein dickes Öl zu nehmen. Achtteiliges MKG hat eher kleinere Reibstellen wegen der kleineren Raddurchmesser. Das Originalöl war ja auch nicht gerade dünnflüssig. Daher ATF als Alternative verworfen. Test mit SAE 90 Hypoidgetriebeöl zeigte bis auf hohe Drehzahlen zufriedenstellende Ergebnisse (und stinken tut´s auch :)). Erster Funtionstest: totaler Reinfall: hundsmiserabler Bildstand!! Prüfung ergab, daß Schaltrolle lose auf der Welle. Diese wird durch einen kleinen Kerbnagel gehalten, der verschlissen war. Aus passendem Federstahldraht ergo einen neuen, stramm sitzenden Kerbnagel hergestellt und Schaltrolle neu aufgekeilt. Resultat: guter Bildstand. Wackelt man an der Schaltrolle, so stellt man fest, daß diese Konstruktion weitaus spielärmer ist als wir das von den untersetzten Bauer-Selecton MKGs her kennen. Ein Argument für beschleunigte Achtfach-Malteser, auch wenn die weniger Licht auf die Wand bringen. Zeitaufwand bislang zwei Wochen. Der Vorschalttrafo wird wohl nächste Woche fertig. Ist ebenso wie der Vierpol-Stecker zwar nicht original, aber der Funktion tut´s keinen Abbruch.

 

Soviel in Kürze zur Frage nach den "Mitteln".

 

Herzlichst,

 

Martin

  • Like 1
Geschrieben

Na dann nenne mit mal den 70mm Projektor mit Kurbelschleife. Die DP 70 hat ein stinknormales Kreuzgetriebe, die UP auch, auch die Bauer.

Philips normalfilmapparate hatten auf Wunsch ein "beschleunigtes Kreuzgetriebe"

 

Genau das hatte mich bei meinem W-Typ so gewundert: Beschleuniger kenne ich eher aus dem Bereich der "Normalfilm-Königsklasse", also 35 / 70mm. Es war mir im 16mm-Bereich bisher so noch nicht vorgekommen. Aber ich kenne ja auch noch nicht alle 16mm- Malteserkonzepte. Ist Dir aus dem 16er-Umfeld dazu vielleicht Weiteres bekannt?

Geschrieben

Leider nein, bei 16mm Kenne ich bisher nur das Stiftradgeriebe von Philis, die Untersetzung von Bauer und die Lytax-Schaltwalze. Und eben diverse Greiferkonstruktionen.

Im 35mm Bereich gab es auch bei der FP20 für ein paar Jahre (oder nur einzelne Modelle) ein beschleunigtes Getriebe, aber die machen einen solch wahnsinnigen Lärm, dass es kein Spaß ist, dort neben der Maschine zu stehen.

 

Was mich und sicher auch andere Forenten interessieren würde, ist ein Bild des Innenlebens des Getriebes. Es wäre sehr nett, wenn du hiervon Bilder einstellen könntest, sofern Du welche gemacht hast :)

 

Liebe Grüße

Chris

Geschrieben

Hallo Chris,

 

Bilder habe ich davon während der Reparatur keine, da ich mit ölverschmierten Pranken nicht meine alpha 55 versauen wollte. Werde diese aber gern nachreichen, sofern ich die Maschine nochmals öffne...

 

Gruß Martin

  • 3 Wochen später...
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Achtteiliges Malteserkreuz, über Kurbelschleife während Schaltphase beschleunigt, um die Dunkelphasen zu verkürzen.

 

Nur weil ich gerade auf dem Schlauch stehe: Das achtteilige Malteserkreuz hat ja schon ein Schaltverhältnis von 1:8, also doppelt so schnell wie ein normales (vierteiliges) Malteserkreuz? Kann man das denn nochmal beschleunigen? Das höchste Schaltverhältnis, das ich von Greiferprojektoren kenne, liegt irgendwo zwischen 1:6 und 1:7 - und beansprucht die Perforation schon deutlich höher (vom Bildstand mal ganz zu schweigen).

Geschrieben

Hallo Sam,

 

zu dem Thema gibt es häufig Mißverständnisse. Richtig ist, daß bei einem höherteiligen Schaltrad die Sperrzeiten (= Zeit in der das stillstehende Filmbild dargeboten wird) sich verkürzen und die Schaltzeiten (= Zeitraum, innerhalb dem der Film weitertransportiert wird) sich verlängern. Es ist also nicht so, daß ein höherteiliges MKG die schnellere Fortschaltung (und damit die kürzere Dunkelphase) bringt. Geh´ doch mal bitte auf den thread "Projektoren ohne Malteserkreuz???" und dortselbst auf den Beitrag #65 von unserem Mitglied filmuwe. Er stellt den Sachverhalt vorbildlich detailliert dar und gibt exakte Daten und Zahlen an. Auch nimmt er dort auf das Thema der Filmbelastung beim Schaltvorgang bezug. Ich hoffe, das trägt zur Klärung der Problematik bei!

 

Viele Grüße,

 

Martin

Geschrieben

Danke - jepp, verstanden. Ein typischer Denkfehler meinerseits: Nicht auf den Weitertransport von Malteserkreuz und Kreuzwelle kommt es an (die beläuft sich nun tatsächlich nur auf 45°), sondern auf den Eingriff der Stiftscheibe - und steigt mit der Schlitzzahl an (nicht ab!) und beträgt beim achtteiligen Kreuz (und tangentialem Eingriff) schon 135°. Das heißt, das "natürliche" Schaltverhältnis eines achtteiligen Kreuzes liegt irgendwo bei 1:2,67. Da macht natürlich eine Beschleunigung Sinn ...

(Tümmel zeigt die Variation der Schaltwinkel bei Kreuzen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Schlitzen auch in einer Graphik sehr anschaulich, falls es noch jemand interessiert - Abb. 72,S. 68)

  • Like 1
Geschrieben

Dank für die Info, das sehe ich mir gerne mal an!

 

Das eigentlich Interessante an der MKG-Problematik ist bei 16mm-Projektion mit den beiden markanten Vertretern Kinox (Zeiss Ikon) mit achtfach-MKG einerseits Bauer (Selekton I; II, O undd W) mit vierfach-MKG andererseits gut zu beobachten. Bauer war wegend des vierfach-MKG genötigt, eine Untersetzung anzuwenden, um einen praktikablen Schaltrollendurchmesser verwenden zu können. Da Bauer aber kein völlig spielfreies Untersetzungsgetriebe mit verspannten Zahnräder benutzte, hat diese Konstruktion leider mechanisches Spiel, welches aber nicht aus dem eigentlichen MKG, sondern vielmehr aus dem Untersetzungsgetriebe herrührt. Daher wird hier bezüglich Bildstand unnötig Qualität verschenkt. Der Kinox (und es ist ein Weltkriegsgerät!) macht das geschickter, da man für gleichen Schaltrollendurchmesser beim achfach-MKG kein Untersetzungsgetriebe brauchte. Die Schaltung ist sogut wie spielfrei! Dafür ist es halt langsamer, was die ZeissIkon-Leute mit der Kurbelschleife recht gut zu kompensieren wußten. Mich beeindrucken die Laufwerkseigenschaften des Kinox nach wie vor sehr. Vor allem: so schön einfach!!! Nimmt man dagegen einen Bauer auseinander, ist´s bei Weitem komplizierter.

 

Viele Grüße,

 

Martin

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