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Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Liebe Forumsmitglieder,

 

als Filmliebhaber interessiere ich mich natürlich für auf Super8 und 16mm erhältliche Spielfilme.

 

Da ich diese Kunstform sehr schätze, kann ich mit den sogenannten "Digest-Fassungen" gar nichts anfangen. Bei mir geht der "Original-Fimmel" soweit, dass ich die Filme auch in den jeweiligen originalen Sprachfassungen sehen will. Der Synchronisation kann ich nichts abgewinnen - ausser Bauchschmerzen. Ich kaufe meine Filmeklassiker bei Anbietern in England oder in den USA.

 

Und hier fängt das Dilemma an: Zeigen kann ich diese Filme eigentlich nur mir selbst. Die meisten Bekannten und Verwandten verstehen zuwenig englisch, als dass ihnen meine Filmabende Freude bereiten täten. Und eine Synchronfassung könnte ich zwar vorführen, habe aber selbst keine Freude dran.

Was bleibt, sind Stummfilme - ein bischen wenig! Zudem interessieren die meisten Stummfilmtitel kein Schwein!

 

Ich habe grossen Spass und Freude an meinem Super8- und 16mm-Heimkino - aber es ist eine einsame Sache, und das verleidet mir den Spass immer wieder. Ich schäme mich fast, das hier zuzugeben, aber die DVD ist für mich als Filmenthusiast eine echte Alternative und ich gestehe, dass ich die Filmabende inzwischen mit Beamer und DVD-Player bestreite. Es ist ein Jammer.

 

Kennt Ihr das auch? Vielleicht gibt es ja Leidensgenossen da draussen.

 

Schöne Grüsse,

Michael

Geschrieben

Für Filmsammler hat der einzelne Film einen Wert, der über das reine Ansehen und "Handlungsablaufkonsum" hinaus geht. Für den "Normalverbraucher" ist Film eher wie ein Kaugummi - nach Gebrauch wegwerfen, etwas Neues muß her. Bewegtbild ist nur noch interessant, wenn es neu ist und groß beworben wird, alte Filme kennt man immer weniger, weil es ja keine Wiederaufführungen mehr gibt und auch das Fernsehen lieber drittklassige US-Ware zeigt.

 

Was die OV angeht: Seit Jahren habe ich es nicht mehr geschafft, aus dem Freundes- und Bekanntenkreis irgendwen zu bewegen, sich einen Film in =V oder mit Untertiteln anzuschauen. "Nö, das ist mir zu anstrengend." - Daß ein Film etwas Rares sein kann, vielleicht nur einmal in einer bestimmten Version oder Kopie zu sehen ist, interessiert nicht. Neuwertige Technicolor-Kopie eines Klassikers? - "Da bin ich bei meinem Rollenspielabend." - 70-mm-Restaurierung? - "Da kommt der Tatort mit der neuen Kommissarin XY." Meine Lieblingsantwort: "Da haben wir (Sprecherin+Ehegatte) unseren Salatabend." - D.h.: Ehepaar ißt abend Salat statt etwas anderem. Da hat die Filmkultur Pech gehabt, aber selbst ohne Salatabend hätte man sich ja doch keine OV angeschaut - zu anstrengend. Nur die Begründung "Ich bin einfach zu träge, um außer Essen, Fernsehen und Urlaub andere Aktivitäten in Betracht zu ziehen", die habe ich wörtlich noch nicht gehört. Und das sind alles keine Topmanager, Selbständige oder körperlich hart arbeitenden Menschen, sondern Um-vier-Uhr-fällt-die Klappe-Jahresresturlauber.

 

Ich hab's akzeptiert und schenke mir die Hinweise inzwischen (auch auf die 35-mm-Vorführtermine im Nostalgieforum, da außer den ohnehin Kinobegeisterten, die ich persönlich kenne, keiner kommt). Der Umgang mit Film und Kino erinnert mich immer an Helmut Qualtingers Bonmot über das Rauchen: "Man steckt's in'n Mund und's vergeht die Zeit."

 

Als neulich einmal LAWRENCE OF ARABIA lief, gab es fünf oder sechs Besucher, die empört wieder gingen, als sie an der Kasse erfuhren (!), daß der Film über drei Stunden geht und sogar eine Pause hat. "Was, so lang? Da ist ja der ganze Abend weg?" - Mir fällt da nichts mehr ein. (Waren übrigens keine jungen Leute, sondern ältere Semester.)

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Geschrieben

Nun, die oben geschilderten Ärgernisse sind bei uns in der Schweiz zum Glück etwas gemildert durch den Umstand, dass OF mit Untertiteln hierzulande zur Kinokultur gehören, man ist quasi damit aufgewachsen. Da jammern nur wenige.

 

Die von Magentacine geschilderten Ausflüchte wären für mich verständlich und entschuldbar, wenn die-/derjenige seine Zeit für eine andere Leidenschaft braucht (z. Bsp. Chorsingen/ Theaterspiel/ etc.). Ich muss zugeben, ich überlege es mir auch elf Mal, ob ich mir das antun und der Einladung zum nächsten Männerchorkonzert folgen soll. Wenn man selbst nicht drin steckt, sieht eine Sache oft ganz anders aus.

 

Mein Dilemma bleibt ein anderes (siehe Eingangsposting).

Geschrieben

Hallo Michael,

 

DU BIST NICHT ALLEIN!

 

Mir als Filmsammler geht es ähnlich, dank DVD; ipod, Internet & Co. gehören "bewegte Bilder" inzwischen zum "Wegwerfmassenkonsum", dem man keine besondere Aufmerksamkeit mehr schenken muß (kann).

 

Das finde ich schade, werde es aber nicht ändern können.

 

Meine Alternative bzw. Versuch ist, immer wieder mit Filmen in Erscheinung zhu treten, ich mache Vorführungen von Jazzfilmen, lade im Sommer oder zu Halloween zum Open-Air-Kino in den Garten oder nehme sonstige Möglichkeiten zur Vorführung wahr (ich habe z. B. vor einiger Zeit mal ein Hinterzimmer eines historischen Cafes gemietet, um alte Musik/Jazzfilme der 30er/40er Jahre zu zeigen).

 

Man muss halt aktiv werden.

 

Viel Spaß,

Silas

Geschrieben

Als neulich einmal LAWRENCE OF ARABIA lief, gab es fünf oder sechs Besucher, die empört wieder gingen, als sie an der Kasse erfuhren (!), daß der Film über drei Stunden geht und sogar eine Pause hat. "Was, so lang? Da ist ja der ganze Abend weg?" - Mir fällt da nichts mehr ein. (Waren übrigens keine jungen Leute, sondern ältere Semester.)

 

Da muss dir auch nichts mehr einfallen ...

Geniesse deine Filme in Ruhe und lass die Rastlosen ziehen ;-)

Lieber einsam und kompromisslos glücklich als halbherzige Kompromisse.

Mit dem Schmalfilm Hobby sind wir doch auch alle Grenzgänger des Altertums.

Geschrieben

 

Bei mir geht der "Original-Fimmel" soweit,

dass ich die Filme auch in den jeweiligen originalen Sprachfassungen sehen will.

 

Schöne Grüsse

Michael

 

Kinotechnik Rinser hat auch noch einige 16mm Filme in englischer Sprache.

Zum Beispiel Octopussi auf 16mm Polyester in englischer Sprache jedoch Vollbild und kein CinemaScope.

Geschrieben

Meine Alternative bzw. Versuch ist, immer wieder mit Filmen in Erscheinung zhu treten, ich mache Vorführungen von Jazzfilmen, lade im Sommer oder zu Halloween zum Open-Air-Kino in den Garten oder nehme sonstige Möglichkeiten zur Vorführung wahr (ich habe z. B. vor einiger Zeit mal ein Hinterzimmer eines historischen Cafes gemietet, um alte Musik/Jazzfilme der 30er/40er Jahre zu zeigen).

 

Man muss halt aktiv werden.

 

Viel Spaß,

Silas

Danke für Deine Tipps! Das gibt mir wieder Mut - werde versuchen, in Deinem Sinn aktiv zu werden.

Gruss,

Michael

Geschrieben

Ich gehöre ja zu den ganz wenigen Cineasten, die, wenn sie das Stichwort Synchronisation anschneiden, von vornherein immer grundsätzlich die Synchronfassung bevorzugen, auch gegenüber der untertitelten Fassung, die man selbst dann versteht, wenn man der Fremdsprache nicht mächtig ist (wobei das Englische, besonders das nordamerikanische, nun wirklich kein Problem für mich darstellt).

 

Ich bestreite auch garnicht, daß ein Großteil der Übersetzer in diesem Land, die das Erbe von Leuten wie Erika Fuchs und Rainer Brandt faktisch mit Füßen treten, für ihre sklavisch in Ausdruck, Grammatik und Satzstellung am Original pappenden Arbeit für gewöhnlich einen Kopf kürzer gemacht gehören.

 

Nein, der Grund, weshalb ich selbst mit auf Deutsch gedrehten O-Ton-Fassungen wenig anfangen kann, besteht darin, daß nämlich weltweit zumeist mit dynamischen Mikros geangelt wird, worauf meine Ohren äußerst empfindlich reagieren, da das nicht nur den Dynamikumfang deutlich reduziert (was in maßvollerem Umfang auch bei Synchros gemacht wird), sondern, was noch viel schlimmer ist, darüberhinaus auch den chaotisch gestreuten Diffusschallanteil soweit über Gebühr erhöht, so daß das Ergebnis O-Ton für mich nurnoch nach einem Gemurmel aus der Blechdose klingt. Ähnlich wie z. B. das Kameraobjektiv Kontrastunterschiede härter zeichnet als das menschliche Auge, ist dieser unnatürlich blecherne Diffusschallanteil aufgrund der Verwendung eines dynamischen Mikros nicht zu verwechseln mit dem Anteil an wet- bzw. Effektsignal des gewollten, künstlich im Synchronstudio erzeugten Raumklang, der dem natürlichen Eindruck des menschlichen Gehörs wesentlich näherkommt.

 

Und in zweiter Linie kann ich nur immer wieder meinen Hut vor der Leistung ziehen, die sowohl die Techniker als auch die Sprecher jahraus, jahrein in unseren Synchronstudios leisten, wobei bei den Sprechern mehrjährige komplexe Ausbildung, die in ihrem Wert in nichts der regulären Schauspielausbildung nachsteht, oft auch heute noch das Gold in den Kehlen (das hier, im Unterschied zur gleich hoch gebliebenen Ausbildungsqualität, leider heutzutage nichtmehr so häufig anzutreffen ist wie noch in früheren Jahrzehnten) zur Perfektion veredelt hat.

 

Dafür, daß man die Texte, die sie von den Übersetzern bekommen, in den allermeisten Fällen unbesehen in die Tonne kloppen kann, können weder Sprecher, noch Techniker was, die beide als Gruppen meine größte Hochachtung aufgrund der über Jahrzehnte geleisteten Synchronarbeit genießen. Weshalb man auch die schlechten Übersetzungen nicht immer als grundsätzliches Totschlagargument gegen Synchros an sich benutzen sollte, wie das so häufig in Absehung aller obengenannten technischen und ästhetischen Aspekte passiert.

 

Und was das zweite häufige Totschlagargument angeht: Meine Vorliebe für Synchros hat mich jedenfalls nicht in der Erwerbung meiner Englischkenntnisse behindert.

Geschrieben

Nein, der Grund, weshalb ich selbst mit auf Deutsch gedrehten O-Ton-Fassungen wenig anfangen kann, besteht darin, daß nämlich weltweit zumeist mit dynamischen Mikros geangelt wird, worauf meine Ohren äußerst empfindlich reagieren, (...)

 

Mit dynamischen Mikrofonen habe ich jetzt noch keinen angeln sehen. Richtrohre sind Kondensatormikrofone mit Keulencharakteristik für die Deine Ausführungen durchaus zutreffen mögen.

Geschrieben

Wird denn nicht - auch wenn der O-Ton bei der Aufnahme aufgezeichnet wird- nicht generell nochmal nachsynchronisiert ?

 

Ne, nicht unbedingt.

Ich glaube aber, dass stellenweise bei ungünstigem O-Ton nachsynchronisiert wird - auch bei deutschen Produktionen.

Geschrieben

Manchmal auch bei Zensur. Die FSK fand es in einem Heinz Erhardt Film (Mädchen ohne Gedächtnis) unzumutbar, dass er sagte "Der menschliche Körper ist meine Domäne, besonders der weibliche", die Synchronistion fällt auf, auch wenn man nicht weiß, wie der Satz "ich bin auch Fotograf" ursprünglich heißen sollte.

Ein anderer Heinz Erhardt Film (Ohne Krimi geht die Mimi): Trude Herr muss sich wohl beim Text vertan haben, niemand hat es gemerkt, Nachsynchro des falschen Wortes und Hoffen, dass es niemand merkt.

Eindeutig zu merken war es beim allerletzten Heinz Erhardt Film: In zwei Szenen wohl kein brauchbarer Originalton, dafür dann die Stimme von Klaus Havenstein, denn Heinz Erhardt konnte nicht mehr reden. Seltsamerweise in einer Szene, wo Heinz Erhardt gefragt wurde "Wie reden Sie mit mir" und auch das Publikum sich wunderte, wie Heinz Erhardt auf einmal redete.

Geschrieben

Ich gehöre ja zu den ganz wenigen Cineasten, die, wenn sie das Stichwort Synchronisation anschneiden, von vornherein immer grundsätzlich die Synchronfassung bevorzugen,

 

Dann sind wir schon zwei.

Ich bevorzuge die deutschen Syncversionen aber jetzt weniger wegen irgendwelcher Mikros, Abmischungen, oder Aufnahmeverfahren, sondern einfach, weil ich in meiner eigenen Muttersprache bespaßt werden will. Ich kann Englisch und schaue die englische Version oft genug beim ersten oder zweiten Durchgang, aber ich möchte in jedem Fall auch in Deutsch unterhalten werden. Ich mag nämlich die deutsche Sprache und ihre Möglichkeiten für Wortspiele und Wendungen. Ich liebe geschliffene Formulierungen und Eleganz. Mit sprachlicher Eleganz hat die deutsche Sprache zwar keinen Exklusivvertrag (das können andere Sprachen natürlich auch), aber das kann die deutsche Sprache eben auch leisten. Und ich will das hören.

 

Und wegen dem Verlust der Authenzität bei einer deutsch synchronisierten Fassung; der größte Brocken an Authenzität bricht schon weg bei der Übertragung des Inhalts vom Buch zum Drehbuch. Das Drehbuch enthält meist nur noch einen winzigen Bruchteil der Originalität des Buches. Deshalb hat aber noch niemand den Film als Medium komplett boykottiert. Wäre auch blöd.

 

Mit jedem Verlust von Authenzität gibts auch einen Zugewinn an neuer, kreativer Interpretation (man muss ja nicht immer alles Schwarz sehen).

Wenn also zum englischsprachigen Film das deutsche Dialogbuch geschrieben wird, und die deutsche Sync angefertigt wird, bricht zwar Authenzität weg, aber kreative Energie und Neuinterpretation kommt hinzu. Das ist für mich mindestens genau so spannend wie das englische (authentischere) Original.

  • Like 2
Geschrieben

Mit dynamischen Mikrofonen habe ich jetzt noch keinen angeln sehen. Richtrohre sind Kondensatormikrofone mit Keulencharakteristik für die Deine Ausführungen durchaus zutreffen mögen.

 

Schön wär's. Mit Kondensatoren habe ich auch schon selber gedreht und fand den Klang dann auch dementsprechend besser, eben wie aus dem Studio. Die Klangqualität von Kondensatormikros ist wesentlich höher und natürlicher als bei dynamischen, was ganz einfach daran liegt, daß Kondensatoren wesentlich empfindlicher sind. Und was auch genau der Grund dafür ist, weshalb sie am Set oder sonstwo in freier Wildbahn so selten eingesetzt werden, weil sie eben auch viel empfindlicher auf Stöße, ruckartiges Schwenken und sonstwie unachtsame Handhabung reagieren, indem sie viel schneller den Geist aufgeben. Und die hochwertigere Technik darin, die sie schwingungsempfindlicher für eine natürlichere Klangwiedergabe macht, macht sie ebenfalls wesentlich teurer als Dynamische, weshalb es doppelt ärgerlich ist, wenn eins kaputt ist.

 

Alles Gründe, weshalb Kondensatoren selten zum Angeln und höchstens als Standmikro auf dem Tisch bei längeren Interviewgesprächen verwendet werden.

Geschrieben

Mit jedem Verlust von Authenzität gibts auch einen Zugewinn an neuer, kreativer Interpretation (man muss ja nicht immer alles Schwarz sehen).

 

Das wär' auch schön. Aber leider kenne ich Synchros seit ihrem Bestehen meistens so, daß die Übersetzer bis hin in die Grammatik und Satzstellung so krampfhaft am Original kleben, daß die Übersetzung mindestens furchtbar häßlich und nicht selten schon unverständliches Kauderwelsch wird. Leider hat aber Hollywood einen derart großen Einfluß auf unsere Alltagskultur, daß eine große Zahl typischer wörtlicher Übersetzungsfehler und falscher Freunde bei uns inzwischen schon in den normalen Sprachgebrauch übergegangen sind, wo die Leute z. T. sogar schon aggressiv drauf beharren, das hätte schon immer so geheißen.

 

Einige Beispiele:

 

- Das rhetorische you als du statt deutsch man (oder alternativ das Passiv),

 

- der sog. Nominalstil des Deutschen wird immer häufiger mißachtet: Das Englische strebt, genau wie Latein, vielmehr zum dynamischen Verb, wo das Deutsche zum gravitativen Substantiv bzw. seltener zur Verbsubstantivierung neigt (Heinrich Heine spricht, mit Bezug auf die mittelhochdeutschen Nibelungen, auch von einer Sprache wie aus schweren monolithischen Felsblöcken, was hier auch genauso noch aufs Neuhochdeutsche zutrifft)

 

- das Überhandnehmen von Possessivpronomen, wo im Deutschen üblicherweise eigentlich der bestimmte Artikel + Dativ verwendet wird (nur ein Beispiel: "Mir tun die Füße weh", und nicht: "Meine Füße tun weh"), und ähnlich des alleinstehenden unbestimmten Artikels (wo im Deutschen eigentlich entweder eine klärende Kennzeichnung durch Substantive und/oder Verba erfolgt, oder, seltener, man oder das Passiv verwendet wird),

 

- die wörtliche Übernahme des Partizips, das im Deutschen eigentlich mit einem Nebensatz (relativ, adverbial, kausal, konditional, einer der zeitlichen Abfolge, usw.) oder einer Beiordnung aufgelöst gehört,

 

- Lehnbedeutungen wie z. B. realisieren aus to realize statt eigentlich begreifen, registrieren oder dergleichen,

 

- die im Deutschen überaus häßliche Mitnennung des Jahrhunderts in einem Wort bei Jahrzehnten ("1920er"! *KOTZ!* Im Deutschen wird das Jahrhundert entweder aus dem Kontext erschlossen oder getrennt per Genitiv ("des 20. Jahrhunderts") beigefügt. Hier war aber vor allem die deutsche Wikipedia als Hauptmultiplikator schuld, wo man auch für Artikel über Jahrzehnte ein entsprechendes Lemma brauchte und das dann wörtlich von den an der Seite querverlinkten englischen Artikeltiteln übernahm, und das wurde dann einfach in tausenden von Artikeln, wo Jahrzehnte erwähnt wurden, wikipediaweit übernommen, weil auf die Originalartikel mit dieser bescheuerten und eigentlich grundlos aus dem Englischen übernommenen Konvention verlinkt werden mußte.)

 

Eine der ganz wenigen Ausnahmen sind hier, was Synchronisationen angeht, Rainer Brandt. Und die Synchro zu Die Abenteuer des Baron Münchhausen (1989), wo die Dialoge tatsächlich wie eins zu eins aus einem deutschen Theaterstück des Rokokos klingen.

 

Was insgesamt auch genau der Grund ist, weshalb ich denke, daß das Latinum zum Einstellungskriterium für Synchronübersetzer bzw. -regisseure gemacht werden sollte, da im Latein- als einzigem Fremdsprachenunterricht die Recodierung von den Konventionen der Ursprungs- in diejenigen der Zielsprache noch ernstgenommen wird.

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  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Liebe Forumsmitglieder,

 

als Filmliebhaber interessiere ich mich natürlich für auf Super8 und 16mm erhältliche Spielfilme.

 

Da ich diese Kunstform sehr schätze, kann ich mit den sogenannten "Digest-Fassungen" gar nichts anfangen. Bei mir geht der "Original-Fimmel" soweit, dass ich die Filme auch in den jeweiligen originalen Sprachfassungen sehen will. Der Synchronisation kann ich nichts abgewinnen - ausser Bauchschmerzen. Ich kaufe meine Filmeklassiker bei Anbietern in England oder in den USA.

 

Und hier fängt das Dilemma an: Zeigen kann ich diese Filme eigentlich nur mir selbst. Die meisten Bekannten und Verwandten verstehen zuwenig englisch, als dass ihnen meine Filmabende Freude bereiten täten. Und eine Synchronfassung könnte ich zwar vorführen, habe aber selbst keine Freude dran.

Was bleibt, sind Stummfilme - ein bischen wenig! Zudem interessieren die meisten Stummfilmtitel kein Schwein!

 

Ich habe grossen Spass und Freude an meinem Super8- und 16mm-Heimkino - aber es ist eine einsame Sache, und das verleidet mir den Spass immer wieder. Ich schäme mich fast, das hier zuzugeben, aber die DVD ist für mich als Filmenthusiast eine echte Alternative und ich gestehe, dass ich die Filmabende inzwischen mit Beamer und DVD-Player bestreite. Es ist ein Jammer.

 

Kennt Ihr das auch? Vielleicht gibt es ja Leidensgenossen da draussen.

 

Schöne Grüsse,

Michael

 

Auf die Gefahr hin, daß das jetzt etwas "off-topic" ist -geht es doch um Spielfilme- möchte ich, durchaus mit einem Augenzwinkern mal folgendes loswerden:

 

Fakt ist, daß es für alte Spielfilme den meisten mainstream-verseuchten Konsumenten an Verständnis fehlt.

Fazit: man braucht -logisch betrachtet- den Aufwand außer für sich selbst nicht zu treiben. Schon gar nicht im Familienkreis. Das ist nämlich dann ebenso ersprieslich wie die sattsam bekannten, langweiligen Diaabende bei Freunden. Die wollten einem die Urlaubs- oder sonstigen Erlebnisse als wertvolles Kulturgut nahebringen, obwohl sie doch nur emotional determiniert und von daher nur für diejenigen wertvoll sein können, welche in das Ereignis emotional involviert waren. Das persönlich Erlebte kann aber nicht notwendig den Enthusiusmus beim Zuschauer garantieren. In Wirklichkeit lagen die wahren Beweggründe oftmals in einer Art Exhibitionismus und manchmal auch Angeberei. Dem bin ich immer gern aus dem Wege gegangen. Ich persönlich liebe es eher, im Verborgenen meinen Kram alleine zu genießen. Daß sich Leute für Dinge interessieren, die ich toll finde, ist eher die Ausnahme, kommt aber bei einer Vorführung unter Gleichgesinnten durchaus vor und dann hat das Ganze auch eine andere Qualität. Aber nicht mit Spielfilmen! Es ist bei mir das16mm-Format unter Verwendung von altem "Bildungsfilm". Nicht nur, daß in alten Dokus das Zeitkolorit viel unmittelbarer erlebbar ist, vielmehr sind auch die Inhalte und ihre Darstellung gar köstlich. So läuft auf unseren technischen "Altherrenabenden" auch regelmäßig der FWU-Film "Der Bleiakkumulator". Herrlich, wenn der korktrockene Techniker mit Hornbrille und Weißkittel im quasi Frankenstein-Labor-Ambiente zum Saftkrug (!) mit der Schwefelsäure greift, diese in die Zellen gießt und mit kurzem Blick auf das Rieseninstrument feststellt, daß noch nichts festzustellen ist... . Nicht, daß wir uns darüber lustig machen wollten. Aber die technisch Interessierten haben vielfach einen anderen Humor. Und der läßt sich mit soetwas sehr gut kommunizieren. Allerdings habe ich zugegebenermaßen auch ein halbes Leben gebraucht, um gerade eine handvoll solcher gleichgesinnten "Spinner" zusammenzukriegen. Auch mein Uralt-VHS-Video vom aus dem 4. Stock herabfallenden Fernseher wird regelmäßig gegeben. Da vom soundtrack auch eine Tonbandaufnahme auf 38 cm/s in Stereo existiert, sind die Lacher gesichert. Das Band wird dann auch gern mal auf 9,5 wiedergegeben. Bei der drastischen Reduzierung der Laufgeschwindigkeit klingt das zersplitternde Bildröhrenglas fast wie Glockenläuten.

 

Spaß beiseite, laßt es uns mal realistisch sehen:

Wenn sich keiner für die eigenen Filme interessiert, ist das nicht tragisch. Es kann daran liegen, daß man nicht die richtigen Inhalte zur Hand hat. Das alte Spiel von Angebot und Nachfrage bedeutet aber nicht, das alle einen schlechten Geschmack hätten. Sogar die mainstreamer können z.B. guten von schlechtem Kommerz unterscheiden. Aber nicht alle haben den gleichen Geschmack! Und wenn ich dann auch noch mit einem Minderheitengenre ankomme, muß ich damit rechnen, daß sich die mögliche Anzahl der möglichen Rezipienten im Superpromillebereich bewegt und von daher rein statistisch im "Standard"-Bekanntenkreis nur eine winzige Trefferquote existieren kann.

 

Meinen kleinen Kreis an Technikverrückten durch geeignete Materialauswahl und alternative Präsentation (also alte Technik, ratternde Projektoren usw.) beim gemütlichen Bier aus den Sitzen zu hauen, macht da nach wie vor deutlich den meisten Spaß!!! Allen anderen im Bekanntenkreis schenke ich ´ne DVD zum Geburtstag...

 

Martin

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Geschrieben

Was zum Thema Synchronfassjng ja noch zu sagen wäre: oft bleibt den Übersetzern eben wenig Spielraum, denn es muss ja noch lippensynchron aussehen. So wird z.B. aus "that makes sense" eben das (falsche) "das macht Sinn", statt dem (korrekten, aber längerem und motorisch divergierendem) "das ergibt Sinn".

  • Like 1
Geschrieben

Bei mittlerweile über einem halben Jahrhundert Synchrontätigkeit sehe ich kaum jemals, daß sich auch nur halbwegs an den Lippenbewegungen orientiert wird, solange der Mund nicht in Großaufnahme zu sehen ist. Aus dieser enormen Masse an jahrzehntelanger Synchronarbeit ist deutlich ersichtlich, daß es sich bei der angeblichen Lippenorientierung um eine faule Ausrede für faule und unfähige Übersetzer handelt.

 

Das einzig wichtige scheint mir (und den Synchrontätigen gewesen) zu sein, daß Sprechanfang und -ende einigermaßen hinkommen, definiert mindestens als Pause ab einer gewissen Länge. Weitaus enger ist im allgemeinen die Orientierung an der Körpersprache in Mimik und Gestik, die in die emotionale Tonlage einfließt. Ärgerlich ist oft die falsche Satzmelodie und Silbenbetonung, wenn sie gedankenlos aus der Originalsprache übernommen wird, obwohl es die Körpersprache garnicht verlangt, oder eine im Deutschen einigermaßen weiterhin natürlich wirkende (in gewissen Grenzen zu haltende!) Umstellung der Satzglieder anhand besonders auffälliger Körpersprache bzw. eines speziellen Schnittrhythmusses des Bildes zweckdienlicher wäre.

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