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Geschrieben

Ja, ich meine die Anlagen.

 

Ihr wißt ja, was FIAT RITMO heißt: Fahre Italiano alte Tragdor und Rost, in Turin montiert.

 

Das Bild, das mich nachdenklich macht, ist, ich klaue es hier, dieses:

 

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Das Apparategestell ist aus der guten alten Zeit. Ihr seht Guß, Gleitlager, Öllöcher*, schwarzer Lack. Wir wissen nicht, wie die Prioritätenliste bei Ferrania aussieht, aber solches Material baut heute niemand mehr. Deshalb hätte ich die kleinere Maschinerie bei der Entdeckung des Asbestes sofort an einen anderen Ort gebracht. Wenn da jetzt noch eine Verbindungsstraße durchs Fabrikgelände gebaut wird, ist Asbest das kleinere Problem. Asbest ist überhaupt nur ein Problem, wenn man es bearbeitet. Gut, wenn es von der Decke rieselt, das ist auch nicht lustig.

 

Immerhin hat man nun einen Dampfkessel und der große Kühlapparat ist im Bau. Ich weiß, was es bedeutet, mit klammen Mitteln etwas bestimmtes Technisches einzurichten. Filmherstellung ist noch eine Stufe heikler als Kopieren oder Entwickeln. Insgesamt rechne ich den Ferrania-Leuten gute Chancen aus. Sobald sie einen brauchbaren E-6-Farbumkehrfilm herstellen, können sie damit Tausende von Kameras füttern, und zwar perforiert in den Formaten 105 mm, 70 mm, 35 mm, 16 mm, zusammen mit Wittner in Doppelacht, DS-8 und Super/Single-8; zusammen mit dem 9,5er Club in Frankreich in Neuneinhalb und in praktisch allen Roll- und Planfilmformaten. Da werde ich meine Graflex 4" × 5" hervornehmen und „Ferrania“-Ex-Scotch-Chrome 100 als Diafilm probieren.

__________________

 

* Der Fachmann spricht nicht von Löchern, er sagt Ölbohrung oder -öffnung.

Geschrieben

Gleitlager sind übliche Maschinenelemente und kein Hinweis auf "altes, schlechtes Glump"

 

 

Was mir bei der Entwicklung bei Ferrania zunehmend Sorge bereitet sind die andauernd neu auftretenden Probleme. Probleme die im Vorfeld bei einer kompetenten Generalplanung mit Projektmeilensteine und entsprechende (Netzplan)-Terminplanung doch vorhersehbar gewesen wären. So etwas ist doch kein organisatorisches Hexenwerk (ist teilweise mein berufliches Tagesgeschäft)

Geschrieben

Habe mich wieder ein Mal unglücklich ausgedrückt, ich wollte das Gegenteil sagen. Gute alte Zeit meine ich so, diese Güte wird nicht mehr gebaut. Nachdenklich, weil solche wertvollen Anlagen noch unter Plastikfolien herumstehen, statt längst betriebsbereit zu sein. Ich habe nämlich auch nicht verstanden, warum die Ferrranier sich überhaupt mit einem Gedanken an die große Gießanlage tragen, wenn die kleine vollends genügt. Sie würden kaum je wieder mit bunten Schachteln bei Fotohändlern aufliegen. Das kleine Kühlaggregat müßte m. E. auch reichen. Glauben sie wohl, den Markt ankurbeln zu können?

Geschrieben (bearbeitet)

Nach meinem Wissen wollen sie keine größere Anlage bauen, sondern die Flaschenhälse der bestehende beseitigen, damit sie kontinuierlich produzieren können. In erster Linie geht es wohl um die Trocknungskapazitäten.

Bearbeitet von Theseus (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Im Vergleich zum Engagement bei Foma Bohemia ist Film Ferrania ein nicht mehr ganz neuer Ferrari in den Händen alternder Automechaniker in einer verdreckten Garage.

 

Die Tschechen ritten ihren Škoda bis zum Stillstand und es gab keinen Autoschrauber. Das Ganze auf dem Feld

 

Inovis Coat und FilmoTec haben wohl die modernsten Anlagen, Audi Quattro.

 

Kodak fährt einen Nachkriegs-Ford.

Geschrieben

Daß es in der Vergangenheit geschehen ist und sie die abgerockte Maschinerie seit wenigen Jahren hätscheln wie nichts sonst.

 

Foma Bohemia gehörte zu einer Firmengruppe, die sich mit Schwerchemie abgibt. Nickel-Cadmium-Zellen, anorganische Pigmente, Fungizide, richtig böse. Die Gruppe wurde 1995 von der Muttergesellschaft BOCHEMIE gegründet. Sie umfaßt derzeit Unternehmen in der tschechischen Republik, der Slowakei, Polen, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, der Türkei und Vietnam. Von der Firmenzentrale kam kein Geld für Investitionen. 2005 gab es ein Management-Buy-Out, doch auch seither sind keine Anzeichen dafür erkennbar, daß neue Einrichtungen angeschafft werden würden.

 

Interessant in dem Zusammenhang ist der neue (?) Film von Foma Bohemia. Er trägt die Bezeichnung RETROPAN 320 soft new. Die Hälfte des Umsatzes macht Foma jedoch mit Industrie-Röntgen-Film, etwa zur Prüfung von Pipelines.

  • 5 Wochen später...
Geschrieben

Ich spinne mal. Das ist zwar leider heute nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert, um die Ecke denken auch nicht, eine Meinung gegen dem Mainstream schon gar nicht. Dennoch:

 

Ich hätte gar nichts dagegen, 50 Euro für 30 Meter Doppel 8 Film in Farbe von Foma zu bezahlen. Ich hätte auch nichts dagegen, nochmal 50 Euro für das Entwickeln bei Foma auszugeben. Die Chemiebaukästen sollten doch dort noch verfügbar sein, oder zumindest recht rasch wieder in Schwung kommen können. Ein zuverlässiger Anbieter reicht mir.

 

 

Die Kommentare, das sei aber nicht Kodak bunt, würden mich gar nicht stören.

Geschrieben

wenn denn mal dieses Wissen nicht schon verloren gegangen ist...

 

Anfang 2000er wusste bei Agfa schon niemand mehr Bescheid darüber, wie der originale Entwicklungsprozess für Agfachrome ging... und da war der Entwicklungsdienst noch nicht einmal 10 Jahre eingestellt. (der Mitarbeiter von Agfa damals war wirklich rührig, konnte mir aber nicht weiterhelfen)

 

Und wann stellte Foma zuletzt Umkehr-Farbfilm her...?

Geschrieben

Ich bin mir aber nicht sicher, ob der AP-41-Prozess (z.B. für Dia-Fotofilm Agfa CT18) auch für die Agfachrome-Schmalfilme gilt.

Diese haben ja z.b. Remjet - Orwo UT15, der nach Prozess 9165 entwickelt wurde hat keinen Rem-Jet.

Geschrieben

Um so besser. Wenn bei Foma eine Giessmaschine steht, die funktioniert, Ingenieure vor Ort sind, die wissen, wies geht, dann sollen die mal Farbfilm auferstehen lassen. Remjet treibt möglicherweise eh die Kosten hoch. Weg damit also.

Geschrieben

Einen Film ohne Infrastruktur zur Entwicklung sollte und wird heute keiner mehr gießen. Siehe Gigabit, und was mit dem passierte.

E6-Maschinen liessen sich auch schwerlich umrüsten, weil der alte Agfacolor-Prozess so viele Bäder hat und so lange dauert. Für uns paar Lomo-Tank-Heinis lohnt das nicht. Dazu kommt, dass der Prozess nicht gerade ungiftig ist...

Geschrieben

Wir würden uns ja Alle freuen, wenn es wieder einen Anbieter von frischem (feinkörnigen und farbstabilem) Umkehrfilm geben würde.

 

Bei Ferrania hat man auf dem Areal alle irgendwie verwertbaren Reste also eingesammelt. Chemierestbestände, sogar große Acetatrollen scheint es noch zu geben und Maschinen.

 

Sorge bereitet mir der Eindruck man könnte sich dort verzetteln und zu groß zu planen. Nostalgie ist schön und gut aber nicht unbedingt eine tragfähige Basis.

Sie haben wohl eine kleine Begießmaschine im Labormassstab für 23cm Breite und 600m Länge der Rollen. Darauf sollten sich die Jungs konzentrieren. Nehmt diese kleine Begießmaschine die Labore für die Emulsion und verlasst das alte Gelände. Ab in eine neue kleine Halle mit 250...400 m2 Fläche und dort neu aufbauen. Kerntechnologie ist die Emulsion und das Begießen. Vorkonfektioniertes Trägermaterial mit 23cm Breite kann man auch Polyester nehmen. Es muß m.E. nicht zwingend Acetat sein. Die Jungs sollten sich auf EINE logistisch-technische Herausforderung konzentrieren. Wenn sie endlich eine fertige "smallroll" vorweisen könnten, dann kann man das Konfektionieren auch als Lohnauftrag vergeben.

Wichtig ist doch, das endlich es einen kleinen Erfolg gibt. Die ersten Meter Film im Labormassstab. Das wäre ein Meilenstein. Und dann kann vorsichtig immer noch gewachsen werden. Ich fürchte die Jungs planen zu groß und bewältigen dann diese Größe nicht.

 

Im Moment lese ich die Botschaften so, dass es noch keine "100ml der Emulsion" im Laborversuch gegeben hat und damit auch keinen cm2 irgendeines Versuchsfilms. Der wäre aber so extrem wichtig um zu zeigen dass vorankommen. Und wenn es erst eine winzige Versuchsmenge in nicht endgültiger Qualität ist.

 

Geschrieben

Was mich persönlich an der Ferrania-Sache sehr irritiert: Da versuchen Leute mit gigantischem Aufwand eine Farbemulsion nach dem (geschätzten) technischen Stand von 1970 zu gießen. Gleichzeitig gibt es nach wie vor Leute (Fuji, Kodak), die Emulsionsrezepte und Fertigungsverfahren haben, die viele Generationen moderner sind.

 

So ein Steinzeit-Filmmaterial wäre aber wirklich nur dann interessant, wenn es irgendwo zwischen spotbillig bis geschenkt zu haben ist. Dass das nicht der Fall sein wird, ist aber vermutlich jedem klar.

 

Das einzig sinnvolle wäre m.M. nach, mit Fuji oder Kodak einen Vertrag auszuhandeln und eines ihrer abgekündigten Filmmaterialien in Lizenz zu fertigen.

 

 

Vielleicht schätze ich aber auch alles falsch ein und in zwei Jahren läuft bei Ferrania ein Film vom Band, der in Punkte Feinkörnigkeit und Farbwiedergabe neue Standards setzt. Ich glaube es aber kaum.

Geschrieben

Ein "Rezept abkaufen" ist eine Sache.

Danach zu fertigen ist eine andere Sache.

 

Du brauchst erst einmal die Bereitschaft dass man Dir ein Rezept verkauft.

Dann die Chemie dafür. Problem könnte sein, das es bei älteren Rezepturen einzelne Bestandteile gibt die heute schwer zu bekommen sind und deren Anwendung durch heutige Umweltauflagen erschwert ist.

Dann brauchst Du Trägermaterial.

Und gaaaanz wichtig - die Mehrschichtengießtechnologie. Das ist nicht so eine einfache "Schwammgummirolle" die unten in der Emulsion eintaucht und oben damit auf den Träger draufschmiert.

Wenn Ferrania scheitert, weil zu groß geplant, dann ist vorhandene Gießmaschinentechnologie gefährdet. Und rettbar (=nutzbar) ist m.E. nur eine Maschinengröße mit der man relativ problemarm in eine neue Halle unziehen kann. Solche Monster wie in einem alten Kodakfilm zu sehen waren sind nicht geeignet, weil das Gebäude um die Maschine herumgebaut werden muss.

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