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Geschrieben

Hallo in die Runde,

 

ich eröffne mal einen Thread zum Thema Bildformate, weil mich das Thema interessiert.

 

Europäisches Breitbildformat 1,66:1

In Europa war neben 2,35:1 m.E. ja lange das Format 1,66:1 en vogue, das »europäische Breitwandformat«. Ist das denn heute in digitalen Zeiten noch aktuell oder haben die Europäer inzwischen zu 1,85:1 aufgeschlossen? Denn das etwas breitere Format 1,85:1 ist ja meines Wissens inzwischen der Flat-Container bei DCP geworden.

 

Was passiert bei 1,78:1 (16:9)?

Was passiert eigentlich, wenn Filme, die für 1,66:1 gedreht wurden, auf DVD/BR gepresst werden, lässt man da ein paar Pixel »unter den Tisch fallen«? Oder »mattet« man die Filme einfach anders? Oder arbeitet man mit schmalen Streifen? Oder macht man vielleicht mal dieses, mal jenes?

 

Und was geschieht mit 1,85:1-Filmen in solchen Fällen?

Mit anderen Worten: Wenn ich einen Film von BR vorführe, habe ich wohl nie ganz den gleiche Bildausschnitt wie bei DCP.

 

Filme heute noch in 1,33:1

Ich war schon als Junge bass erstaunt, als mich meine Eltern Anfang der 80er in »Mephisto« (großer Film!) mitnahmen und der Film im damals schon »veraltet anmutenden« 1,33:1 vorgeführt wurde. Heute kann ich mir das nur mit der vielleicht zusätzlich geplanten TV-Auswertung erklären. Aber die Zeiten haben sich ja geändert.

Gibt es eigentlich noch Filmemacher, die bewusst in 4:3 produzieren, da war doch so eine britische, oskargekrönte Filmemacherin? (Ich meine jetzt nicht solche Formatwechsel wie in »Grand Budapest Hotel«.)

 

Das »neue« Scope-Format 2,39:1

Stimmt es, dass das Cinemascope-Format in elektronischen Tagen etwas breiter geworden ist, also von 2,35:1 zu 2,39:1 aufgebläht wurde (Scope-Container bei DCP?)? Wird heutzutage bei elektronischen Kameras immer noch mit Anamorphoten gearbeitet oder wird später »gemattet«, also der Ausschnitt genommen? (Ich vermute mal, letzteres.)

 

Scope-Fragen: analog auf DCP und digital auf analog

Was geschieht, wenn man einen (älteren) Analog-Cinemascope-Film (2,35:1) in DCP umwandelt, fällt links und rechts was weg oder nimmt man die minimalen Verzerrungen in Kauf?

Und was geschieht, wenn man einen aktuellen 2,39:1-Film auf Analogmanterial kopiert bzw. kopiert hat, hat man bis vor ein paar Monaten ja noch gemacht? Gehen Randinformationen verloren? Oder schneidet man oben und unten was ab?

 

Welches Format wird heute am häufigsten verwendet?

Was denkt ihr, welches Format nutzen die Filmemacher heute am liebsten, das Flat-Format (1,85:1) oder Scope (2,39:1)? Meine erste Schätzung wäre: halbe halbe, wobei manche vormals Scope-verliebte Regisseure wegen der höheren Pixelzahl wohl inzwischen Flat bevorzugen?

 

Gruß und Dank!

 

Johann

Geschrieben (bearbeitet)

Filme heute noch in 1,33:1

Ich war schon als Junge bass erstaunt, als mich meine Eltern Anfang der 80er in »Mephisto« (großer Film!) mitnahmen und der Film im damals schon »veraltet anmutenden« 1,33:1 vorgeführt wurde.

 

Gibt es eigentlich noch Filmemacher, die bewusst in 4:3 produzieren, da war doch so eine britische, oskargekrönte Filmemacherin?

 

4:3 veraltet nie, es ist das dynamischste aller Bildformate und gehört zu bewegten Bildern wie sonst nichts.

 

Ich drehe immer, bewußt und absichtlich 4:3, aber Tausende andere filmen ebenso in diesem Format. 8 mm, Super-Single-8, 9½, 16 und 35 werden alle auf Bildwände mit dem Seitenverhältnis Dreizuvier gespielt. Man muß einen Grund haben, nicht Dreizuvier zu wählen.

Bearbeitet von Filmtechniker (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Problem ist halt, dass in den meisten heutigen Kinos 4:3 das flächenmäßig kleinste Format ist und die Gewohnheit und das Wissen über BW und Scope es 'mickrig' aussehen lässt. Das ändert sich aber schlagartig, wenn man z.B. in einem echten IMAX Kino sitzt. Oder einfach näher an der Bildwand im klassischen Kino ;-)

 

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

4:3 veraltet nie, es ist das dynamischste aller Bildformate und gehört zu bewegten Bildern wie sonst nichts.

 

Mir gefällt 4:3 nach wie vor sehr gut - ist irgendwie vollmundig ... :-)

 

Warum ist es deiner Meinung nach das dynamischste aller Bildformate ?

Geschrieben

Johann fragt :

Das »neue« Scope-Format 2,39:1

Stimmt es, dass das Cinemascope-Format in elektronischen Tagen etwas breiter geworden ist, also von 2,35:1 zu 2,39:1 aufgebläht wurde (Scope-Container bei DCP?)? Wird heutzutage bei elektronischen Kameras immer noch mit Anamorphoten gearbeitet oder wird später »gemattet«, also der Ausschnitt genommen? (Ich vermute mal, letzteres.)

 

Von der Verwendung des 2,39 oder auch 2,4 Formates von einer Aufblähung zu sprechen ist ja wohl eine Übertreibung.

Ausserdem ist es, genau genommen im Sinne der Resolution, eine Verkleinerung des Formates durch einen dickeren Bildstrich. Es hat aber Bildkompositorisch absolut keine Relevanz !

 

Zur Frage der Neuaufnahmen des Scopeformates ist aktuell ein Revival der anamorphotischen

Aufnahme zu beobachten. Nicht zuletzt durch eine geschickte Marketingidee von ARRI. Sie haben

die ALEXA mit Blick auf den US-Markt von Anfang an mit der anamorphotischen Nutzung des kompletten

Chips ohne Pixelverlust in Kombination mit neuen ARRI/ZEISS X2 Anamorphoten. ARRI Slogan :

STRETCH YOUR IMAGINATION

In USA sehr erfolgreich, mittlerweile vermietet auch Panavision Alexas mit Panavision Anamorphics.

Aktuelles Beispiel hierfür : GODZILLA

 

Was das klassische 3:4 Format angeht, stimme ich Filmtechniker 100% zu.

Geschrieben
Warum ist es deiner Meinung nach das dynamischste aller Bildformate ?

 

Weil seine Diagonale 5 ist. 3-4-5 sind die kleinsten ganzen Zahlen als Seitenlängen eines rechtwinkligen Dreiecks. 3:4 ist wie der Dreivierteltakt. 4:5 entspricht dem zusammengesetzten entsprechenden Musiktakt.

 

Die ruhigsten Bildformate sind 1:1 und 1:2.

Geschrieben
Europäisches Breitbildformat 1,66:1

In Europa war neben 2,35:1 m.E. ja lange das Format 1,66:1 en vogue, das »europäische Breitwandformat«. Ist das denn heute in digitalen Zeiten noch aktuell oder haben die Europäer inzwischen zu 1,85:1 aufgeschlossen? Denn das etwas breitere Format 1,85:1 ist ja meines Wissens inzwischen der Flat-Container bei DCP geworden.

Ich glaube, die Verbreitung von 1,85:1 und 1,66:1 ist komplexer gewesen als es die Bennenung mit amerikanischem und europäischem Breitwandformat suggeriert. Letzter von mir gesichteter Film in 1:66:1 war DIE SCHÖNEN TAGE.

 

Was passiert bei 1,78:1 (16:9)?

Was passiert eigentlich, wenn Filme, die für 1,66:1 gedreht wurden, auf DVD/BR gepresst werden, lässt man da ein paar Pixel »unter den Tisch fallen«? Oder »mattet« man die Filme einfach anders? Oder arbeitet man mit schmalen Streifen? Oder macht man vielleicht mal dieses, mal jenes?

In der Regel sind die Filme letterboxed.

Im Fernsehen wird 1;85:1 idR seitlich beschnitten, damit 16:9 gesendet werden kann.

 

Und was geschieht mit 1,85:1-Filmen in solchen Fällen?

Mit anderen Worten: Wenn ich einen Film von BR vorführe, habe ich wohl nie ganz den gleiche Bildausschnitt wie bei DCP.

Doch. Siehe oben. Bei uns sind für die Projektion von Blu-ray die drei Formate 1,78:1, 1,85:1 und 2,39:1 eingerichtet.

 

Filme heute noch in 1,33:1

Ich war schon als Junge bass erstaunt, als mich meine Eltern Anfang der 80er in »Mephisto« (großer Film!) mitnahmen und der Film im damals schon »veraltet anmutenden« 1,33:1 vorgeführt wurde. Heute kann ich mir das nur mit der vielleicht zusätzlich geplanten TV-Auswertung erklären. Aber die Zeiten haben sich ja geändert.

Gibt es eigentlich noch Filmemacher, die bewusst in 4:3 produzieren, da war doch so eine britische, oskargekrönte Filmemacherin? (Ich meine jetzt nicht solche Formatwechsel wie in »Grand Budapest Hotel«.)

THE ARTIST und BLANCANIEVES sind - da als Stummfilme konzipiert, in 1,33:1 gedreht.

 

Das »neue« Scope-Format 2,39:1

Stimmt es, dass das Cinemascope-Format in elektronischen Tagen etwas breiter geworden ist, also von 2,35:1 zu 2,39:1 aufgebläht wurde (Scope-Container bei DCP?)? Wird heutzutage bei elektronischen Kameras immer noch mit Anamorphoten gearbeitet oder wird später »gemattet«, also der Ausschnitt genommen? (Ich vermute mal, letzteres.)

Der Wechsel von 2,35:1 zu 2:39:1 fand zu analogen Zeiten statt und offensichtlich aus Gründen der analogen Technik (Bildstrich), wurde aber scheinbar nicht so groß beachtet. Das "neue" Scope-Format wurde dann nur digital übernommen.

 

Scope-Fragen: analog auf DCP und digital auf analog

Was geschieht, wenn man einen (älteren) Analog-Cinemascope-Film (2,35:1) in DCP umwandelt, fällt links und rechts was weg oder nimmt man die minimalen Verzerrungen in Kauf?

Und was geschieht, wenn man einen aktuellen 2,39:1-Film auf Analogmanterial kopiert bzw. kopiert hat, hat man bis vor ein paar Monaten ja noch gemacht? Gehen Randinformationen verloren? Oder schneidet man oben und unten was ab?

Wenn ich das richtig verstanden habe, müsste eigentlich oben und unten ein schmaler schwarzer Balken sein bei 2,35:1, das wird aber mit Sicherheit durch seitlichen Beschnitt kompensiert.

 

Mal sehen wie die neu digitalisierten Filme aus der 20 Jahre-Arthaus-Reihe daher kommen, da gibt es ja genug Formate, die man vergleichen kann.

Geschrieben (bearbeitet)

Problem ist halt, dass in den meisten heutigen Kinos 4:3 das flächenmäßig kleinste Format ist und die Gewohnheit und das Wissen über BW und Scope es 'mickrig' aussehen lässt. Das ändert sich aber schlagartig, wenn man z.B. in einem echten IMAX Kino sitzt. Oder einfach näher an der Bildwand im klassischen Kino ;-)

 

Hmm, bei seitenkaschierten Bildwänden ist das natürlich unausweichlich. Das ist auch der Effekt, der erzielt werden sollte, als die Breitwand-Formate eingeführt worden sind, eben breiter zu sein, als das Normalbild. Daß bei den BW-Formaten durch das größere Projektionsbild bei gleichzeitig kleinerem Filmbild die Helligkeit leidet und auch weniger Information auf größerer Fläche verteilt wird, ist aus technischer Sicht völlig daneben. Sinnvoller wäre es da tatsächlich gewesen, BW-Formate mit Höhenkasch zu zeigen, was ja auch mancherorts gemacht wurde, allerdings leider auch bei CS, wo es nun ja wieder sinnvoll ist, tatsächlich in die Breite zu gehen.

 

IMAX erzielt ja durch den katastrophal geringen Sitzabstand und die Bildausmaße den Effekt des mittendrin statt nur dabei, allerdings sind die Filme vom Motiv auch entsprechend komponiert gewesen, denn das Hauptaugenmerk lag zu großen Teilen immernoch innerhalb eines (gedachten) klassischen Bildseitenformates à la CS. Der Rest drumherum schafft dann die Atmosphäre.

Im klassischen und modernen Kino (also ohne und mit Amphitheaterbestuhlung) bedeutet zu weit vorne sitzen Hals und Nackengymnastik (Erst recht, wenn die Bildwandmaße völlig überzogen sind...). Wenn dann vorne auch noch Hochpolstersitze stehen, kann man es auch gleich seinlassen.

Bearbeitet von FP (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Die 2.35 vs 2.39 CS Frage ist bei den Meisten Kinos irrelevant, da hier durch das Maskenfeilen und Anpassen nie zu 100% das gesamte Filmbild projeziert wurde. Auch heute mit der Digitaltechnik nicht, da wird auch, wenn es die Gegebenheiten nicht anders zulassen, beschnitten.

 

Wundert mich dass das "echte" Cinemascopeverfahren mit 4 Magnettonpisten und einem 2.55 Seitenverhältnis nicht besprochen wurde.

Geschrieben
Wundert mich dass das "echte" Cinemascopeverfahren mit 4 Magnettonpisten und einem 2.55 Seitenverhältnis nicht besprochen wurde.

 

Gut, dass Du es erwähnt hast. Ergänzend möchte ich als 70mm-Cineast

noch hinzufügen, dass auch das 70mm-Format mit dem Höhen-Seitenverhältnis

1:2,2 nicht angesprochen wurde.

 

Wobei es auch 70mm-Filme (Blow-Up) gibt, die 1:1,85 vorgeführt werden.

 

 

Gruß

Maximum

Geschrieben (bearbeitet)

Hitchcock drehte in 1:1,5, und Youtube teilweise in irgendwas zwischen 1:2.4 bis 1:3,5 oder so. Hauptsache flach und breit. Jedem sein Plaisier. Seit DCI Kino gibt es zu mindestens die Möglichkeit, alles im Originalformat zu zeigen, sofern das DCP so erstellt ist. Der Projektor ist halt immer ein ~ 1: 1,9.

Jens

Bearbeitet von Jensg (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Scope-Fragen: analog auf DCP und digital auf analog

Was geschieht, wenn man einen (älteren) Analog-Cinemascope-Film (2,35:1) in DCP umwandelt, fällt links und rechts was weg oder nimmt man die minimalen Verzerrungen in Kauf?

Und was geschieht, wenn man einen aktuellen 2,39:1-Film auf Analogmanterial kopiert bzw. kopiert hat, hat man bis vor ein paar Monaten ja noch gemacht? Gehen Randinformationen verloren? Oder schneidet man oben und unten was ab?

 

Das ist ne etwas kompliziertere Nummer. Zunächst mal wird in so einem Fall heutzutage nie nur für ein DCP gescannt, sondern immer auch für eine 1080p Auswertung. Man muss aus dem Format also sowohl 1920 als auch 2048 Pixel erzeugen. Das ist aber halb so wild - zum einen kann man heutzutage auch krumme Formate ganz gut elektronisch skalieren, zum anderen liegt das Bild ja für den Scan in einem horizontal komprimierten CS-Frame (ca. 22mm*18,6mm) vor, der nach dem Scan ohnehin elektronisch auf quadratische Pixel gebracht werden muss. Man scannt Scope also nicht anamorphotisch entzerrt, sondern entzerrt elektronisch durch Skalierung.

 

Dabei ist es in der Regel kein Problem, aus dem gleichen Ausgangsmaterial sowohl die 1920 als auch die 2048 zu erzeugen ohne zu croppen - beides sind schließlich nur Skalierungen mit unterschiedlichen Faktoren. Ausserdem wird heutzutage bei solchen Arbeiten ohnehin tendenziell in 4k gescannt, man hat da reichlich Material zum Skalieren und Filtern.

 

Das gilt aber nur für 'echte' anamorphotische Prozesse bzw. Scans von solchen Materialien.

 

Die Seitenverhältnisse von Konsumermedien sind in den Letterboxformaten tatsächlich nicht sauber standardisiert. Das liegt im Wesentlichen wohl daran, dass Letterboxbalken vom Kunden als nachteilig empfunden werden und die Studios oder Dienstleister sich gerne mal für ein etwas höheres Format entscheiden. So präzise wie per DCI ist das also nicht geregelt und man muss bei bestimmten Scheiben schonmal nachjustieren.

 

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Hitchcock drehte nicht direkt in 1.5 : 1.

Dies ist zunächst die A.R. eines Vistavision-Negativs, und selbst noch auf Positiv anzutreffen, sofern man direkt auf 8-35 kopiert oder von 8-35 auf 4-35 linear verkleinert. Gut erkannt.

Die intendierte (Projektions)-A.R. ist dann bei VistaVision bspw. immer 1.66, 1.85 oder 1.96 : 1 - entweder durch hard matted auf denprints oder durch die Projektormaske kaschiert.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

... und selbst noch auf Positiv anzutreffen, sofern man direkt auf 8-35 kopiert oder von 8-35 auf 4-35 linear verkleinert.

 

Nee ... da geht doch noch oben die Tonspur ab. ;-)

8/35 hatte, so gibt es Torkell Saetervadet an, die Dimension von 36,02 x 18,35mm (Projektorfenster), also 1:1,96. 4/35 ist seitlich beschnitten und kommt printseitig im Normalformat daher - lässt damit alle Bildformate zwischen 1:1,33 und 1:1,85 zu. (1:2,0 war für 4/35 nur im Ausnahmefall vorgesehen, wenn der Balkon zu tief hing und die eigentlich vorgesehene Bildhöhe nicht erreicht werden konnte.) - Wir sind uns aber einig: Hitchcock kann nie 1:1,5 gewollt haben, weil VistaVision ein solches Seitenverhältnis gar nicht vorsah.

Bearbeitet von Sam (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Ich glaube, ich muss die Diskussion mal erden.

Die Idee von VISTA VISION war nicht eine neue, breitere AR zu schaffen. Die Idee war einzig und alleine eine bessere

Auflösung für die schon eingeführten Breit-Kasch-Formate zu erreichen, die ja bei der Projektion unter der fast doppelten Vergrößerung gegenüber dem academic ratio litten. Das VV Negativformat 1:1,5 war ein Zufallsprodukt, das sich durch

8perf/horizontal ergab. Es war für die Regisseure und DOPs total irrelevant, denn sie mussten 1:1,85 komponieren.

Für 1:1.66 war genügend headroom Reseve, bevor die Printkaschierung wirkte. Alle anderen Print-Variationen, wie

zB 70mm wurden nach dem Prinzip des common headroom unten kaschiert, was sich noch mehr vom Negativformat

entfernte. Also, warum sollte sich Hitchcock für das 1:1,5 gate in seiner elephant ear cam scheren ???

Bearbeitet von Klaus Peter Weber (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

... Ergänzend möchte ich als 70mm-Cineast

noch hinzufügen, dass auch das 70mm-Format mit dem Höhen-Seitenverhältnis

1:2,2 nicht angesprochen wurde. ...

 

Gruß

Maximum

 

Ja, stimmt. Ich halte hier die BR des 70-mm-Films von "The Sound of Music" (1965) in den Händen, Format 1:2,20. Für die 35-mm-Auswertung wurde sie auf 1:2,35 gebracht - hat man wohl so gemacht. Die Bild- und Soundqualität ist (nicht nur) für damalige Verhältnisse übrigens einfach atemberaubend.

Geschrieben

... und hier ein paar Links zu einem EA-1:1,33-print (englische Technicolor-Kopie, noch mit Bildrahmen und interessanterweise Intensitätsschrift - alle Rechte an den Scans bei Barbara Flückiger/Timeline of Historical Filmcolors, http://zauberklang.ch/filmcolors):

 

http://zauberklang.c...tchAThief_5.jpg

http://zauberklang.c...tchAThief_1.jpg

http://zauberklang.c...tchAThief_2.jpg

http://zauberklang.c...tchAThief_3.jpg

http://zauberklang.c...tchAThief_4.jpg

 

Dass VistaVision kein neues Breitbildformat erfinden wollte, ist schon klar. Paramount hatte sich anfangs ja auf 1:1,66 festgelegt - die schmalste der seinerzeit diskutierten vier Varianten (1:1,66; 1:1,75; 1:1,85; 1:2,0). Aber ein bisschen mehr in die Höhe wollten sie wohl schon gehen - höher als CinemaScope. Jedenfalls liefen die Paramount-Leute mit dem nachfolgenden Foto (hier aus dem International Projectionist, April 1954) herum, das in manchen (anderen) Publikationen die Bildunterschrift trägt: "Y. Frank Freeman, vice president of Paramount Pictures, shows Alfred Zukor, board chairman, new VistaVision high and wide screen." Nur bei 8/35?

 

post-79359-0-48765900-1402668259.jpg

 

VistaVision hatte ja im Übrigen auch noch Pläne für squeezed 4/35-Kopien - mit einer anamorphotischen Kompression von 1:1,5. Außer der seinerzeitigen Ankündigung habe ich davon nie wieder gehört. Weiß jemand mehr?

Geschrieben

Noch ein interessantes Format aus den wilden widescreen fifties, das hier noch nicht erwähnt wurde, ist SUPERSCOPE.

Auch SUPERSCOPE ist enstanden aus der Erkenntnis, dass die Kaschbreitwand keine befriedigende Projektionsqualität erreichte.

 

Nur, anders als bei VV, ging es den Erfindern nicht um die Resulotion, vielmehr um die zu dunkle Projektion !

 

Die Details wiedermal aus einer meiner Themenfolien entnehmen :

post-75932-0-75436100-1402733992_thumb.jpg

post-75932-0-09269700-1402734043_thumb.jpg

 

Erste Produktion in SS war 1953 Robert Aldrichs Superwestern VERA CRUZ, 1957 entstand

THE UNHOLY WIFE als letzter in diesem Verfahren. Es waren nur 30 Filme, dann entschloß

sich REPUBLIC PICTURES zusammen mit UNITED ARTISTS zu SUPERSCOPE 235 zu wechseln,

was dem Cinemascope System entsprach.

Geschrieben

Guckste mal 'Über den Dächern von Nizza' und maskierst den mal in 1,66, da schneidest du nach meinem Erachten zu viel ab.

Jens

Geschrieben

p.s.

 

Der Prozess wurde übrigens nur von Technicolor ausgeführt und war so zur Basistechnologie für Technicolors TECHNISCOPE

in den 1960ern wurde und ab 1984 unter Mitwirkung von DOP John Alcott für seinen Film GREYSTOKE weiterentwickelt zu

SUPERTECHNISCOPE, was dann unter dem Bergriff Super35 bis zuletzt existierte. Um auf die ARs zurück zu kommen,

bei TECHNISCOPE war systembedingt 1:2.35 festgelegt, ohne jeglichen Spielraum. Das ist der Idealfall für die Bildgestaltung,

man kann sicher sein, dass die Bilder so projeziert werden, wie sie intendiert waren. Ganz im Gegenteil SUPER35, wo von

Cinemascope über 70mm bis zu unterschiedlichen TV-Abtastungen alles umgestzt wurde. Ein Horror für die Kameraarbeit,

darf mann doch immer nur Kompromisskadragen machen, um allem einigermassen gerecht zu werden. Insofern sind die

abgehalten AR-bsenzählereien bis zu zwei Stellen hinterm Komma für mich als DoP blanker Zynismus.

Geschrieben (bearbeitet)
Es waren nur 30 Filme, dann entschloß sich REPUBLIC PICTURES zusammen mit UNITED ARTISTS zu SUPERSCOPE 235 zu wechseln,

was dem Cinemascope System entsprach.

 

Wenn ich ergänzen darf, nur um Mißverständnisse zu vermeiden...

 

Auch SuperScope 235 ist aufnahmeseitig sphärisch, nur wird statt einem 1:2-Bild ein cinemascope-konformer 1:2,35-Streifen herauskopiert. Vorführseitig entspricht die SuperScope-235-Kopie einer herkömmlichen CinemaScope-Lichtton-Kopie. Gegenüber der ursprünglichen 1:2-SuperScope-Kopie hat sie den Vorteil, daß keine eigene Maske und kein Versatz der Objektivfassung nötig sind.

 

Bei Martin Hart gibt es ein gutes Kapitel zu SuperScope, es gab - zumindest als Angebot von Technicolor - sogar SuperScope 255, das Kopien im noch breiteren Scope-Magnettonformat ergab (ergeben hätte?). Ich vermute stark, daß es zwar das Logo, aber keinen so kopierten Film gibt!

Bearbeitet von magentacine (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

p.s.

 

Der Prozess wurde übrigens nur von Technicolor ausgeführt und war so zur Basistechnologie für Technicolors TECHNISCOPE

in den 1960ern wurde und ab 1984 unter Mitwirkung von DOP John Alcott für seinen Film GREYSTOKE weiterentwickelt zu

SUPERTECHNISCOPE, was dann unter dem Bergriff Super35 bis zuletzt existierte. Um auf die ARs zurück zu kommen,

bei TECHNISCOPE war systembedingt 1:2.35 festgelegt, ohne jeglichen Spielraum. Das ist der Idealfall für die Bildgestaltung,

man kann sicher sein, dass die Bilder so projeziert werden, wie sie intendiert waren. Ganz im Gegenteil SUPER35, wo von

Cinemascope über 70mm bis zu unterschiedlichen TV-Abtastungen alles umgestzt wurde. Ein Horror für die Kameraarbeit,

darf mann doch immer nur Kompromisskadragen machen, um allem einigermassen gerecht zu werden. Insofern sind die

abgehalten AR-bsenzählereien bis zu zwei Stellen hinterm Komma für mich als DoP blanker Zynismus.

 

Anhand der oft bei SMPTE/ ISO und DIN divergergierenden Standards habe ich das mal bis zu 20 Stellen hinter dem Komma "übersetzt"!

 

Bei GREYSTOKE scheint mir die 35mm-Kopierung fehlerhaft zentrisch versetzt zu sein, linksseitig beschnitten. Auch auf Videomedien noch anzutreffen.

Auf 70mm war der Film gestochen scharf, gleichwohl im Super 35-Prozess eigentlich keine Direktkopien vorgesehen waren.

Einige Super 35-Produktionen wie ABYSS hinwiederum sind in Wahrheit Flat-Drehs auf 1.85 : 1 mit Lichttonkaschierung.

 

Techniscope begann spektakulär mit hohem kopierwerkstechnischem Aufwand und changierte immer mehr zur Schäbigkeit.

Aber in den letzten Jahren gab es ja auch 35mm 2-Perf-Drehs mit Aufnahme-A.R. von 16 : 9 / 1.78 : 1. War Arri ganz stolz darauf... ;-)

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Magentacine, selbstverständlich stimmt Deine Anmerkung.

 

Aber Mister Hart zeigt da eine merkwürdige Grafik mit mit entsprechendem Kommentar :

 

 

ssfrm3.jpg

2x squeeze anamorphic print with standard optical sound. Since the screen ratio was 2:1 the image on the print was .715" x .715". The direct extraction from the centered silent aperture frame placed the Superscope frame in the center of the 35mm print. A black band was printed onto the right side of the image since the full available width, used by CinemaScope, was not utilized.

 

 

 

The big goof turned out to be the 2:1 image printed in the center of the film. Since the advent of sound on film, the image was offset by the area taken up by the soundtrack. Every theatre in the world had its projectors aligned for that offset. Even CinemaScope maintained the same centerline as the standard academy frame. But exhibitors had two choices with RKO Superscope, either show the picture off center on their screen or readjust their projectors, a difficult choice since trailers, newsreels, and all other films on the program adhered to the conventional image centerline.

 

Darin kann ich ihm nicht folgen. Ich habe schon als Lehrling im Vorführraum

​ab 1955 mehrere Superscope Kopien in der Hand gehabt, die alle gecentert

waren und ohne Problem mit 1:1 Maske mittig vorgführt wurden konnten.Auch die Printmasken waren mittig und nicht einseitig wie bei Hart.

 

Hier noch ein scan von einer Kopie, die ich 1555 einlegen durfte und von der ich

mir einen kleinen Schnipsel archiviert hatte.

 

post-75932-0-33989400-1402761245_thumb.jpg

Geschrieben

Da sieht man, wie Theorie und Praxis auseinandergehen! Ich meine mich zu erinnern, daß die Asymmetrie der SuperScope-Kopien in den 1954/55er Kinohandbüchern und in der Kinotechnik noch behandelt wurde. Vielleicht gab es von Anfang an solche Probleme, daß Technicolor die Sache schnellstens "geradegerückt" hat, denn wenn ohnehin optisch kopiert wird, sollte die Einmittung des 1:2 ja kein Problem darstellen. Ich schau mal nach, was ich finde.

 

Gut, daß es "Schnipselsammlungen" gibt (nicht nur erotische...)

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