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Wann liefen diese Filme in Berlin?


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Geschrieben

Fraglos waren das Zeiten, in denen sich die Innovationsfreude der amerikansichen und sowjetischen Film- und Kinotechniker förmlich überschlugen - währenddessen die Umwälzungen späterhin, seit Zeiten der "Armenhaus"-Kinos (nicht herabwürdigend gemeint, sondern eine Tatsache dieser Zeit) seit Ende der 60er Jahre nur durch den Wechsel der Tonsysteme (und in bescheidererem Maße als die Jahre zuvor) noch auffielen (Mono-LT zum Dolby-A-Ton zum Dolby-SR-Ton zum Digitalton ... begleitet von simultanen Abschaffungsversuchen des Magnettons).

Am Bild änderte sich trotz neuester Objektive, Spiegel und Leinwände nichts Weltbewegendes mehr: eine Stagnation auf dem Niveau der zehner Jahre des 20. Jhds. möchte ich attestieren, wo alles schon einmal erfunden und verbaut worden war.

 

Wichtig noch der o.g. Hinweis, daß Cinemiracle offenbar eine Billiglösung für konventionelle Filmtheater gewesen sein dürfte: die Cinemiracle Leinwände waren auch flacher (auch im 'Sportpalast'?), der Bezug hierzu wie zu einem durchgehenden Vorführraum taucht immer wieder in der Literatur auf. Das "Zusammenrücken" der vormals noch überkreuz projizierenden Bildwerfer und die Spiegelumlenkung fiel auch mir daher unangenehm auf: die Abbildungen etlicher Leinwände ('Atrium Stuttgart bswp.) erscheinen bedenklich flach.

 

Den unkomprimierten Digitalton bei den HD-Vorführungen angehend war mein Eindruck natürlich subjektiv, das war mit Vorsicht angedeutet worden. Er war aber in einem mir sehr bekannten Haus (Zoo-Palast) ein spürbar besserer Ton, als ich ihn die letzten 25 Jahre (seit der 70mm-Vorführung von "Unheimliche Begegnung der 3. Art") dort vernommen hatte, was ich u.a. auch dem Tonsystem zuschreiben mag. Daß letzthin Orchestermusik unbedingt auf Magnetton produziert werden sollte, ist mir spätestens seit 1991 sonnenklar geworden (Einführung der dig. Kinotonsysteme). Selbstverständlich gilt das auch für den Filmton! Gerade dieser ist auf optimale Muskwiedergabe angewiesen, da herausragende Filme i.d.R. auch herausragende Filmmusikkomponisten haben/hatten. Hinzu kommen die Ansprüche der Mehrkanal-Wiedergabe, wohingegen mir im E-Musik-Bereich eine vollkommene 2-Kanal-Aufnahme und Wiedergabe zumeist genügt.

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Geschrieben

35mm 4-kanal-stereo:

3x 35-15.000hz, 55db geräuschspannungsabstand, 65db dynamikumfang, 2,5% klirrgrad;

1x 70-9.000hz, 45db geräuschspannungsabstand, 50 db dynamikumfang, 5% klirrgrad

 

70mm todd-ao:

6x 30-16.500hz, 65-70db geräuschspannungsabstand, 85-90db dynamikumfang, 3,5%klirrgrad

 

70mm dolby-A (42):

4x 30-19.000hz, 85-90db geräuschspannungsabstand, 110-115db dynamikumfang, 3%klirrgrad;

2x 30-250hz 125db dynamikspitze, rauschen der rummelplatzspuren durch filter nicht hörbar;

 

70mm dolby-A (43):

4x 30-19.000hz, 85-90db geräuschspannungsabstand, 110-115db dynamikumfang, 3%klirrgrad;

2x 30-250hz, 125db dynamikspitze, rauschen der rummelplatzspuren durch filter nicht hörbar;

2xstereo surround 500-19.000hz, 85-90db geräuschspannungsabstand, 110-115db dynamikumfang, 3% klirrgrad

 

70mm dolby-SR (46):

4x 20-21.500hz, 105-110db geräuschspannungsabstand, 135db dynamikumfang, 2-3%klirrgrad:

2x 20-250hz, 145db dynamikspitze, klirrgrad und geräuschspannungsabstand spielen bei rummelplatzspuren keine rolle;

2xstereo surround 500-21.500hz, 105-110db geräuschspannungsabstand, 135db dynamikumfang, 2-3% klirrgrad

 

cinerama 7-kanal-raumton:

7x 20-18.000hz, 70db geräuschspannungsabstand, 90db dynamikumfang, 2-3% klirrgrad

 

digitale spielart namens cinema digital sound:

5x 20-20.000hz, 96db geräuschspannungsabstand, 96db dynamikumfang, <0,1% klirrgrad,

1x 20-200hz, 96db dynamikspitze, geräuschspannungsabstand und klirrgrad spielen bei rummelplatzspuren keine rolle.

kompressionsfaktor 4:1!

 

digitaler scheinraumton von dolby:

5x 20-18.000hz, geräuschspannungsabstand zwischen 108 und 132db, dynamikumfang zwischen 108 und 132db, 0,01%klirrgrad,

1x 20-120hz, 142db dynamikspitze, geräuschspannungsabstand und klirrgrad spielen bei rummelplatzspuren keine rolle. allerdings ist die auflösung dieser "tiefbasslösung" zu gering um eine gute wiedergabe dieser ohnehin überflüssigen spur möglich zu machen.

kompressionsfaktor etwa 13:1!

 

digitale spielart von digital theater systems:

3x 20-19.000hz, 120db geräuschspannungsabstand, 120db dynamikumfang, 0,01% klirrgrad;

2x 80-19.000hz, 120db geräuschspannungsabstand, 120db dynamikumfang, 0,01% klirrgrad;

1x 20-80hz, 120db dynamikspitze, geräuschspannungsabstand und klirrgrad spielen bei überflüssigen rummelplatzspuren keine rolle.

kompressionsfaktor 4:1!

 

digitale spielart von sony:

8x 20-20.000hz, 120db geräuschspannungsabstand, 120db dynamikumfang, 0,01% klirrgrad

kompressionsfaktor 5:1!

 

Expert Grouper

 

Könnest du bitte erklären wie du bei 16bit Systemen auf einen Dynamikumfang von über 132db bei Dolby Digital oder über 120dB bei DTS & SDDS kommst?

Geschrieben

Hallo,

 

ist ja alles sehr schön, jedoch ohne Angabe der genauen Meßverfahren nicht vergleichbar.

Es wäre auch sinnvoller, sich an Physik des menschlichen Gehörs zu orientieren als sich nur von Zahlen beeindrucken zu lassen.

 

Gruß FH99

Geschrieben
Das "Zusammenrücken" der vormals noch überkreuz projizierenden Bildwerfer und die Spiegelumlenkung fiel auch mir daher unangenehm auf: die Abbildungen etlicher Leinwände ('Atrium Stuttgart bswp.) erscheinen bedenklich flach.

Natürlich war die Cinemiracle Bildwand flacher. Schließlich war der Bildwerferraum weiter hinten. Und die flachere Bildwand sollte ein Nachteil des Cinerama- Verfahrens ausgleichen: Bei der stark gewölbten Cinerama Bildwand ergaben sich nämlich sehr wenige Sitzplätze mit guten Sichtverhältnissen (20m breite Bildwand -> ca. 70 Plätze, 27m Bildwand -> ca. 115 Plätze).

Hätte man die tief gewölbte Cinerama- Bildwand von einem BWR bespielen wollen, so hätte dieser im Bereich dieser wenigen Plätze sein müssen. Beim (legitimen) Cinerama- Nachfolger „Omnimax“ befindet sich übrigens der Bildwerfer auch genau im Brennpunkt der Bildwand.

Die Aufteilung auf drei Bildwerfer hatte den Vorteil dass die BWRs sich in beliebigen Abstand zur Bildwand befinden konnten, ohne dass sich die optischen Verhältnisse änderten.

Oder anders gesagt: Cinemiracle war ein Evolutionsschritt zur 70mm Projektion, bei (in der Breite) ähnlicher Nutzfläche, während Cinerama’s Weiterentwicklung „Omnimax“ ist, mit Erweiterung des Sichtbereiches nach oben und unten.

Übrigens wird als Grund für das besondere „Sehgefühl“ bei Cinerama der Umstand angeführt, dass bei diesem System die Schärfenebene um den Zuschauer gewölbt ist. Während bei CS, 70mm bzw. Cinemiracle die Schärfenebene als mehr oder weniger gewölbte Linie wahrgenommen wird, umschließt sie bei Cinerama nahezu den Zuschauer.

Geschrieben

Lese-Empfehlung: Interview mit dem Cinerama-Techniker Wentworth Fling, in einer der letzten Ausgabe der Zeitschrift FILM HISTORY. Einige interessante Fakten:

 

Die Probleme der Trennlinien wurden deshalb nie richtig behoben, weil Eastman Kodak nicht in der Lage war, das Farbnegativmaterial zur Aufnahme aus benachbarten Schnitten der Gußrolle gekennzeichnet anzuliefern.

Die lichtempfindliche Emulsion wird auf ein breites Filmband gegossen, das erst in weiteren Verarbeitungsschritten auf die endgültige Breite geschnitten und perforiert wird.

 

Da über die Breite der Gußbahn leichte Variationen in Empfindlichkeit und Farbwieergabe existieren konnten, wäre es nötig gewesen, eine Filmrolle 1,2,3 usw. aus nebeneinanderliegenden Schnitten in den drei Cinerama-Kameras zu verwenden, um etwaige Farbdifferenzen zu minimieren.

 

(Dieses Phänomen ist auch bekannt von Agfacolor und Orwo, noch in den 1950ern verwendete man für den Prestige-Farbfilm ERNST THÄLMANN nur die "mittleren" Rollen einer Gußbahn, da am Rand die Gleichmäßigkeit der Emulsion nicht gewährleistet war.)

 

Bei der Produktion des RENAULT DAUPHINE-Werbefilms in Cinerama und Eastmancolor erklärte sich Kodak-Pathé in Frankreich bereit, nach den Wünschen der Cinerama-Ingenieure die Schnittrollen zu kennzeichnen, damit den Kameras möglichst "ähnliches" Farbmaterial zur Verfügung stand.

 

Laut Mr. Fling war der DAUPHINE-Werbefilm in Bezug auf die Schnittstellen so überzeugend, daß er als "Demonstrationfilm" die MGM-Verantwortlichen von der Sinnhaftigkeit der Spielfilmproduktion überzeugte.

 

Fling geht in dem Artikel außerdem auf die Kompromisse ein, die sich mit der Cinerama-Spielfilmproduktion und Hollywood-Personal ergaben, auch von der Tonseite her ist es aufschlußreich, wie nach und nach das Verfahren "verwässert" wurde, bis hin zum Entwicklungsstop für die einstreifige Cinerama-Panoramakamera, die das Problem der "geknickten Horizonte" und Schnittstellen lösen sollte.

Geschrieben

Könnest du bitte erklären wie du bei 16bit Systemen auf einen Dynamikumfang von über 132db bei Dolby Digital oder über 120dB bei DTS & SDDS kommst?

 

srd hat 18bit und nicht 16. und vom system her kann das encoding bei dolby stereo digital zwischen 18 und 22bit erfolgen. das das in der praxis von der auflösung her nicht so einfach geht ist auch klar aber das gilt nicht für den dynamikumfang selbst.

 

bei dts wie auch CDS hast du recht. beide verfahren haben 16bit auflösung. nur darf man die auflösung nicht mit dem digital zurechtgezimmerten dynamikumfang verwechseln der ebenso wie ein expander nur eben auf digitaler ebene wirkt und arbeitet.

 

im nachhinein wird die tonwelle auf 120 db geräuschspannungsabstand und 20bit signalbreite hochgezimmert erreicht aber nicht die auflösung die ein echtes 20bit verfahren zur verfügung stellt und bekommt durch diesen expander zusätzlich probleme bei der wiedergabegüte. da sind die analogen verfahren nicht viel anders. das scheint den leuten in beiden fällen aber völlig egal zu sein.

 

genauso gibt es digitale cd plattenabspieler mit 20bit wandlerbänken die das signal trotz 16bit auf 120 db dynamikumfang wie geräuschspannungsabstand hieven können und das dann auch tun.

 

daher auch die angabe bei dolby srd zwischen 108 und theoretisch möglichen 132db die in der praxis wohl eher 120db lauten werden.

 

mit zahlenspielen muss man aber trotzdem sehr vorsichtig sein was tonverfahren angeht da hier nicht alles gehörmässig nachvollziehbar ist was alles so auf den einzelnen datenblättern aufscheint und angegeben wurde. trotzdem kann ich sagen dass die von mir gebrachten zahlen den vergleichswerten vermutlich am nächsten kommen ohne dabei auf klangliche aspekte einzugehen..

 

wenn man den rauschabstand und nicht den geräuschspannungsabstand der einzelnen verfahren hernehmen würde so würde sich das bild weiter zugunsten der analogen systeme verschieben.

 

wenn es eine angabe für tonauflösung gäbe so wären die digitalen "wunderverfahren" sofort als das entlarvt was sie in wirklichkeit sind. nämlich krawallmachersysteme der alleruntersten ebene.

 

gäbe es eine angabe für tongüte würde man auch mit den dolbysierten 70mm spielarten nichts mehr zu tun haben wollen und das einfordern was früher ohne weiteres möglich war. nämlich realistische wie autentische tonverfahren ohne expanderscheintricks maskierungsnetz oder kirmeseffektlautsprecher die nur kreischen können oder den saal völlig zugrollen. das sollte man lieber dem kirmes oder zirkuszelt auf der grünen wiese überlassen falls dort von den gleichwertigen plexen überhauptnoch platz gelassen wurde.

 

Expert Grouper

Geschrieben

Forts. „Cinemiracle“:

 

R.M. Hayes vergleicht in „Widescreen Movies“ auf S. 40 das damals neue System mit Cinerama:

 

[…] it was a far superior presentation. […] and the ‘join lines’ where the three images came together on the screen were virtually nonexistent. An official announcement to press hailed the Cinemiracle process as a ‘seamless Cinerama!’.

 

Eine derart positive Zeichnung hat mich schon erstaunt. In dem Kapitel springt er noch einmal zurück zu Cinerama, S. 41:

 

Where the three panels overlapped, a double light intensity was created by the arc lamps. The oscillating sawteeth decreased the light at thus conjunction point to 50 percent, giving equal light on the screen from each projector and smoothly blending the dividing lines of the three separate images into one. Cinemiracle overcame the problem of join lines very simply: It used mirrors! Any magician would have been proud.

 

Zur modifizierten Kamera äußert Hayes auf S. 44:

 

The design and placement of the mirros reduced the problem of parallax to a minimum.

 

Ebendort beschreibt Hayes noch die Projektorenkonstellation der beiden seitlichen Projektoren sowie Reaktionen der Cinerama Inc. auf das neue Patent “Cinemiracle”:

 

When the image from these two machines met on the screen with the center projected panel, they became one combined elongated picture on a deeply curved screen. (Cinerama later adopted an almost identical arrangement in booths of its newer theatres.)

 

Allerdings gibt Hayes auch zu (ebenso wie ich), “Windjammer” lediglich in einer Cinerama-Präsentation gesehen zu haben. Immerhin unterstreicht er dann auf S. 44, ebenso wie @TomCat in seinen Ausführungen, den hohen Aufwand und eine mangelnde Effizienz der Cinerama-Konfiguration wo

 

[...] four machines in one booth also meant four projectionists confined to a single room. Theaters built expressly with this arrangement in mind were able to allow for needed work space in the initial design of the structure, but theaters that have been converted to show the process of Cinerama or Cinemiracle often had to „make-do“ with the physical limitations of the exisiting structure. Needless to say, some of these booths were very close quarters! Since the light source for the projectors in those pre-Xenon days was carbon arc lamps, these booths were also extremely warm. It was not unusual to find the operators working in undershirts, while outside it was the dead of winter.

 

Die Frage wäre nun, was es eher gegeben hat: das Ei oder die Henne? Werden Filmtheater entweder um die Leinwand herum gebaut oder um den Projektionsraum herum konzipiert? Eine Interpretation von @TomCat besagt, die Anpassung des 3-Streifen-Verfahrens an existente Projektionsräume konventioneller Theater sei als evolutionärer (und wirtschaftlicher?) Fortschritt anzusehen. Aus dem Projektionswinkel der nunmehr in einer einzigen Kabine zusammengerückten 3 Bildwerfer resultiert somit eine gegenüber Cinerama flachere Leinwand, so @TomCat, deren weiterer Vorteil günstigere Sichtverhältnisse in Erweiterung des Sitzplatzsektors im Auditorium seien.

@Expert Grouper indes sieht eine eindeutige technische Überlegenheit des Cinerama-Systems gegenüber Cinemiracle: der Primat seiner Wertung scheint das Optimum an Bildwirkung und sozusagen des Umschlingungswinkels der Leinwand gegenüber dem Betrachter zu sein. In dieser Aussage sehe ich eine Präferenz für den maximalen Aufwand (?) im technischen Apparat zur Erzielung von unverwechselbaren Eindrücken, die sich betont vom konventionellen Kino/Spielfilm exponiert abzusetzen haben, denn dies sei eine unverrückbare Aufgabe und Chance des Verfahrens. Hier habe Cinemiracle einen unvorteihafteren Eindruck hinterlassen und sei zudem, das wird von @Expert Groupers nicht marginalisiert, wirtschaftlichen Zwängen geschuldet.

Ich frage mich, ob die beeinträchtigte oder nicht optimal ausgereizte Wiedergabe bei Cinemiracle-Vorführungen in Dtl. letzlich nicht doch auf Kompromisse bei der Anmietung traditioneller Theater beruhte, die sich selten 100%tig für Cinerama-Wiedergabe eigneten und daher von bei Cinemiracle-Installationen von vorneherein sich im Nachteil gegenüber den Cinerama-Einbauten und "Räumen" befanden.

 

In der kinotechnischen Evolution, unabhängig von irgendeiner einer positiven und negativen Bewertung, führt seine geschichtliche Einordnung von @TomCat über Cinemiracle zu einer späteren Roadshow-Theater-Form, die sich in dieser Deutung idealiter in den 70mm-Kinos der ehemalen DDR verwirklicht haben dürfte (eine knappe Handvoll davon existieren wohl noch). In diesem Theatern findet sich eine zurückgenommene Bildkrümmung, die offenbar vom Radius zum Projektionsabstand abgeleitet ist (mir erzählte auf meine diesbezügliche Frage vor einem Jahr Kurt Enz, die filmtechnischen Gremien der DDR seinen darin übereingekommen, lieber keine 3-Streifensysteme zu implementieren. Ebenso habe man sich auf eine verzeichnungsfreie Bildwandtype für den 70mm-Film geeinigt – Hier bitte ich aber zu bedenken, dass bereits mit Aufkommen des Todd-AO-Verfahren verzeichungsfreie Optiken im Umlauf waren, etwasdie Philips-BF-Serie und das Cine-Apergon, die auf die Bildwandkrümmung hin korrigiert waren, d.h. den Bildstrich parallel zur Bildwandober- resp. Unterkante exakt mitführen konnten. Bei ISCO oder Schneider könnte man sich derartige Optiken, gerade im Zeitalter schneller Computer-Berechnungen und Produktionsweisen, heute jederzeit fertigen lassen. Nach meinem Dafürhalten gab und gibt es kein stichhaltiges Argument gegen stark gekrümmte Leinwände: sie eignen sich für Chaplin-Filme ebenso wie für Star-Wars-Abenteuer, denn das Prinzip ist zeitlos vernünftig erdacht.)

 

@magentacine (dieser Wertung neige ich zu) erinnert an die Strategien der Cinerama Inc., diesen Roadshow-Anspruch durch Entwicklung von 1-Streifen-Cinerama-Systemen und der späteren Aufgabe sämtlicher Sonderverfahren „verwässert“ zu haben – dies analog zu Michael Todds Anweisung, „Around the World in 80 Days“ in Europa nicht in 70mm, sondern als optimierte Normalfilmkopie herauszubringen. Der Höhepunkt der Large-format-Entwicklerfreude zeige sich am Renault-Film, dessen Kontrollmanie beim Rohlfilmprozeß die MGM zur Produktion von „How the west was won“ im 3-Streifen-Verfahren überzeugt habe. Ob der Film unbedingt deswegen oder deswegen nicht produziert worden wäre, wüsste ich nicht zu sagen, allenfalls hinzuzufügen, dass auch die osteuropäischen und sowjetischen Breitfilmproduktionen unter einer eminenten Ausschussrate, hier im Entwicklungsprozeß etwas des 70mm-Positivs verhaftet, zu leiden hatten: ich schätze die Ausschußrate auf 9 : 1, was bei den Amerikanern hinsichtlich ihrer gedruckten 35mm-Technicolor-Weltpremieren-Kopien (z.B. „Gone with the Wind) kaum besser gewesen sein mag. Es ließe sich auch spekulieren, ob das Renault-Anliegen nicht sogar eine Reaktion auf Unzufriedenheit mit dem Cinerama-System oder gar eine Reaktion auf Cinemiracle gewesen war. nebenher noch meine Meinung zum von Dir empfohlene Buch "Widescreen Cinema" von Prof. John Belton: bei ihm findet sich nicht ein einziger Satz über das Cinemiracle-System, trotz seiner ansonsten (berufsmäßig bedingten) "Recherchegenanauigkeit". Das Buch eignet sich m.E. nochmals viel weniger als die "fehlerhafte" Publikation "Widescreen Movies" von John Hayes ein nachhaltiges Interesse an diesen Themen zu erwecken, das länger als die Spanne eines Hochschulsemesters währt. Hier zeigen sich selbst die Bilddokumentationen auf www.widescreenmuseum.com im Vorteil, trotz der Amerika-Zentriertheit des Autors. Daß nun Prof. Belton sich für die osteuropäischen Verfahren kaum interessiert, bleibt unverständlich. Das schiefständigste Beispiel für Populärpublikationen und unzulässige Verkürzungen stellt aber Wolfgang Jacobsens Berliner Kinematheks-Publikation "CinemaScope - Zur Geschichte der Breitwandfilme" dar. Alle diese Publikationen sind heute kaum noch das Papier wert, auf dem sie gedruckt und nachgedruckt werden.

 

Nochmals zur Bildwandkrümmung bei Cinemiracle: Es finden sich historische Hinweise, dass bei Cinemiracle gern und bevorzugt die spezifisch gekrümmten Todd-AO-Leinwände der 70mm-Todd-AO-Theater für diese 3-Streifen-Projektion mizgenutzt wurden. Die spezifische Todd-AO-Krümmung wird übrigens in den Bauer- und Philips-Tabellen als abhängige Größe zur Entfernung zum Projektionsraum und der Breite des Saal definiert. Bauer ist hier „toleranter“, da sich Todd-AO angeblich auch für kleinere oder mittlere Theater eigne, aber die ersten Todd-AO-Vorführungen (in vorhandenen, umzubauenden Kinos) wie auch in Todd-AO-Zweckbau-Theatern (‚Savoy’ in Hamburg) zeigen ein gewaltig gekrümmte Bildwand, die mit schätzungsweise 120 Grad im Grunde auch mit der späteren Festdefinition von „Dimension 150-Multi-Purpose-Theatres“ in etwa konform geht, allerdings kein reines Segment eines Kreisbogens beschreibt, sondern vergleichbar den ersten Cinerama-Leinwänden eine wiederum eine Parabelform annimmt (die Flanken der Leinwand verlaufen also flacher als das Mittelteil).

Ich habe nur wenige Hinweis dafür gefunden, daß Cinemiracle generell nur für flachere Leinwände konzipiert war. Allenfalls Mr. Hart äußert hierzu eine Meinung und gibt 120-Grad-Krümmungen an:

http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/wingcm1.htm

Einen harten Hinweis auf Wünsche der Cinemiracle Corp. gibt die Theatergeschichte des Villa-Theatres in Utah, USA, wo annotiert wird, daß zur "Windjammer"-Premiere das Haus zwecks Umbau geschlossen wurde, um eine Cinemiracle-Bildwand einzubauen, welche flacher als der Cinerama-Typus war. Vorher muß dort eine Lamellen-Leinwand für Cinerama arretiert gewesen sein, von der ich nicht weiß, ob sie jemals wieder retabliert wurde:

http://www.villatheatre.com/History/196...racle.html

Dementsprechend würden bei abweichenden Krümmungsindizes auch die Verzerrungen und Verkantungen unkalkulierbarer werden, sofern die Cinemiracle Corp. die Leinwandkrümmung nie spezifiziert haben sollte und nach Zusammengehen mit der Cinerama Inc. auf deren Bildwände projiziert wurde? Diese Frage bezieht sich peripher einmal nicht auf projektionsstechnische Eigenheiten, sondern auf ein hypotethisiertes (Miß-?)Verhältnis von Aufnahmewinkel und Optiken der Cinemiracle-Kamera zum Rundhorizont eines gar beliebig gewählten Wiedergabeschirms (oder gar Flachbildfernsehers). Sollte die Annahme zutreffen, so sind die flacheren Leinwände lediglich als Kompromiß anzusehen, um gegen Cinerama sich einen Marktanteil dort zu verschaffen, wo Cinerama nicht sesshaft werden wollte.

Die vielen Umbauten etwa des Berliner ‚Capitol’ zeigen mir immer deutlicher, dass offenbar die Produktionsgesellschaften gewaltigen Druck auf die Kinobetreiber ausgeübt hatten. So waren im ‚Capitol’ zwei voneinander abweichende Bildwandkonstruktionen für die 3-Streifen-Projektion innerhalb weniger Jahre gesichtet worden: die erste hing noch höher, die letztere tiefer und wurde später dann gleichzeitig auch für 70mm-Projektion mitgenutzt. Ob die Krümmungsindices dieser beiden Cinerama-Leinwände je divergierten, und wann die Lamellenbildwand entfernt wurde, weiß ich im Moment leider nicht.

 

Capitol__Cinerama-Theater_Capitol_1959__web.jpgCapitol__Projektionskabinen__web.jpg

Geschrieben

bei den artikeln über sportpalast und das capitol (am lehniner platz), finde ich doch ausgesprochen bedauerlich, wie spekulativ viele beiträge sind.

denn über beide gibt es bücher, von denen hier keine rede ist.

 

zum capitol/früher universum: über den architekt erich mendelsohn, der das universum am lehniner platz gibt es ohnehin viel literatur; zur zeit des neubaus der schaubühne erschien das buch DER MENDElSOHN-BAU AM LEHNINER PLATZ. ERICH MENDELSOHN UND BERLIN. HG. SCHAUBPHNE AM LEHNINER PLATZ, BERLIN 1981.

es handelt sich um mehr als eine entkernung. auch die außenfront blieb fast überhaupt nicht stehen. 1979 war ich im herbst zum ersten mal in berlin und schaute mir den skandal, der sogar bei uns (ich bin frankfurter) durch die zeitung ging, an. das gesamte gebäude war vollständig abgerissen, nur noch ein teil der vorderen front (da wo in der regel die großen plakate prangten) war rudimentär erhalten. grundrisse in dem obenengeannten buch bestätigen, daß auch nichts von dem früheren mauern blieb. es wurde allerdings auch damit argumentiert, daß die fundamente nicht sonderlich stabil gewesen seien. die grundrisse der neuen schaubühne folgen nur in der äußeren dem vorbild von erich mendelsohn, ansonsten haben beide gebäude nichts miteinander gemein.

 

zum sportpalast gibt es ein ausführliches buch (DER SPORTPALAST, vermutl. aus den 90ern), das alle veranstaltungen chronologisch aufzeichnet, da lassen sich auch die daten von cinerama-präsentationen etc. finden, auch jede menge bildmaterial. auch gibt es hier einen grundriß, der beweist, daß man bei cinerama und cineramiracle allmählich von der tiefgekrümmten leinwand abkam.

 

ansonsten gutes neues jahr!

freund hein

Geschrieben

Na, ja...die beiden Bücher zum Universum kenne ich halbwegs auch, studiert hatte ich sie nicht, da so gut wie nichts Brauchbares über die mich interessierende Kinoepoche berichtet wird, in keinem Falle über die Breitwandzeiten, über die hier explizit die Rede ist.

Das kann man natürlich bedauern, aber kommt nicht umhin, sich der Sache spekulativ und durch Darstellungen von Zeitzeugen zu nähern, die sich ja auch gottlob meldeten (siehe Filmblätter-Abb. zum 'Capitol'-Umbau). Weitere sehr gute Dienste in diesem Thread taten etliche Abbildungen (einige von mir wieder gelöscht, wegen geringem Webspace).

Erstmals fragte ich vor zehn Jahren meinen Prof. für Theaterwissenschaften, ob ihm irgendwelche Literatur oder Unterlagen zur Zeit der 50er/60er Jahre des 'Capitol' bekannt sei, insbesondere die Kino-Um- und einbauten interessierten mich sehr. Er schaute mich schief an, da ich mich doch eigentlich für Theaterkunst zu interessieren hätte, mit Vorrang also für die heutige Schaubühne ebendort, verwies mich aber auf die auch Dir (und mir ebenfalls) bekannten Bücher ("Berlin und seine Bauten" u.a.), die leider völlig unbrauchbar waren. Die Entstehungsgeschichte las ich gar nicht erst, da Kino dort marginalisiert wurde, daher auch das Unwissen über Abriß und Neubau des (äußerlich identischen) Hauses.

 

Wie Du selbst weißt, ist das Interesse an 50er, speziell 60er Jahre-Architektur (der großen Zeit des Funktionalismus?) gering. Marc Glöde, der hier an der FU einige Seminare zur Kinoarchitektur abhielt, bemerkte ebenfalls mir gegenüber, wie gering die Literatur zu dieser Epoche gesät sei, bezogen auch und gerade auf diese Stadt. In jedem Falle ist das noch aufzuarbeiten - bin da seit einiger Zeit dran, nur dauert dies einige Jahre.

 

Zum 'Sportpalast' hast Du mich überrascht: in unserer Filmbibliothek am Weltplatz Nr. 1 und in den Archiven ebendort nichts darüber zu finden. Im Internet ebenfalls kein Buch darüber gefunden.

Die Abbildung aus dem Denkmalamt (übernommen in "Kinoarchitekur in Berlin 1895-1996", S. 162) hatte ich kurz hier ins Netz gestellt, darauf ist eine eher leicht gebogene Todd-AO-Bildwand á la 'Delphi' zu sehen, die offenbar für "Windjammer" eingebaut wurde. Erst nach diesem Film liefen auch Cinerama-Titel in Berlin an: die Bildwand wird vielliecht die immergleiche seit 1959 gewesen sein; oder hast Du einen Hinweis, daß man von der tief gekrümmten Leiwand (z.B. ab 120 Grad aufwärts, bis hin zu 146 Grad) wieder abkam, bzw. eine solche überhaupt je installliert hatte? Vielleicht weiß es @TomCat?

 

Welches Buch ist es denn, das Filmaufführungen im 'Sportpalast' behandelt? Dieses hier? http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3...73-2044850

Geschrieben
auch gibt es hier einen grundriß, der beweist, daß man bei cinerama und cineramiracle allmählich von der tiefgekrümmten leinwand abkam.

 

Telefonierte gerade, hier noch ein Zeitzeugen-Bericht:

Der Kopierkwerkstechniker ungenannten Namens verbirgt sich für Cinerama-Projektionen im 'Sportpalast' der Titel "Das war der Wilde Westen" und "Südseezauber" auf tief gekrümmter Leinwand, die er grob auf 27 Meter schätzt (folglich sehr klein für das Riesenauditorium wirkend, in keiner Weise auch nur annähernd vergleichbar mit der Bildwirkung im späteren Royal-Palast!). Er habe stets über die Abbildung aus dem Buch "Kinoarchitektur in Berlin" (angeblich von 1959), die ich ihm zeigte, gestaunt, welch völlig fremdartige, flache Leinwand dort zu sehen ist.

Nochmals zur Erinnerung: "Windjammer" war überhaupt die allererste 3-Streifen-Projektion in Berlin, aber die oben genannten, später gezeigten Titel liefen keineswegs auf einer "typischen" (?) flacheren Cinemiracle-Leinwand. Auch die späteren 70mm-Einsätze des Musical-Festivals (1962) liefen auf der selben tief gekrümmten Bildwand, mit erschreckender Randunschärfe (man habe die Bildmitte wie ein Brennglas wahrgenommen, während der Ränder total verschwommen waren). Allerdings wurden die Kaschzüge für 70mm etwas weiter zugefahren.

 

Cinemiracle, d.h. "Windjammer", hat der Kollege auch nicht 1959 im 'Sportpalast', sondern erst anläßlich der WA Anfang der 60er Jahre im 'Capitol' auf einer flacheren Leinwand, deren Flanken zunehmend eben verliefen, gesehen: diese Bildwand hing etwas höher, als die spätere Cinerama/70mm-Bildwand im gleichen Saal, die bald darauf eingebaut wurde, wiederum etwas größer war, aber somit auch tiefer hing und folglich Zuschauerköpfe im Blickfeld unvermeidlich werden ließ. Etwa zeitgleich wurden im 'Sportpalast' Cinerama auf eindeutig tiefgekrümmter Leinwand (keine Parabelform und keine flachere Version!) die o.g. Kopien gesehen.

So, wie der Kollege die 'Capitol'-Bildwand zur Windjammer-"WA" Anfang der 60er Jahre beschreibt, könnte man mutmaßen, daß der Umbau 1958 für Todd-AO (obwohl "80 Tage" dann lediglich in Normalfilmkopie lief) vielleicht auch die Grundlage für die dort erste "echte" Cinerama-Vorführung, "This is Cinerama!", im Herbst 1959 in Berlin darstellte? Meinen die 'Filmblätter' vielleicht keinen Umbau für Todd-AO, sondern einen intendierten Umbau für 'Cinemiracle', der dann, nachdem "Windjammmer" an den 'Sportpalast' vermietet wurde, für "This is Cinerama" gleich mitverwendet wurde? (Eine zugegebenermaßen wilde Spekulation, die den zeitgenössischen Berichten über aufwendige Umbaumaßnahmen für "This is Cinerama" durch die Deutsche Cinerama-GmbH widerspräche.) Da nun im 'Capitol' auf einer parabelartigen Leinwand Anfang der 60er Jahre die WA von "Windjammer" lief, und schließlich erstmals für noch kommende Cinerama-/70mm-Aufführungen um 1961/63 ("Cinerama Holliday", "Auf der Suche nach dem Paradies", "El Cid", "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm") eine "echte" Cinerama-146-Grad-Leinwand von dem Kollegen gesichtet wurde (er kennt das 'Capitol' aber erst seit "Windjammer"!), so könnte man vermuten, daß zunächst erst flachere (Parabel-)Leinwände in beiden Häusern installiert waren, die hernach irgendwann tiefer gekrümmten Bildwänden wichen.

Demnach eine diametral entgegengesetzte Information, über die @freund hein verfügt. Es ist wirklich spannend!

 

Sportpalast_-_Auditorium__ca._1959__Film-_und_Kinotechnik_6.1959.komp.jpg

Geschrieben

Das angegebene Buch ist richtig.

Es ist sogar noch lieferbar. (Zumindest stand es bis heute 17:55 Uhr noch im Bücherbogen am Savignyplatz :roll: .) Ziemlich spannend für jemand wie mich, der ein Teil der Veranstaltungen miterlebt hat. (Für mich gibt es übrigens keine Widersprüche: Die Angaben im Buch, das selbst Erlebte so wie die Auskünfte, welche Cinerama einholte, passen zusammen.)

Ich werde demnächst mit diesen Infos die "Kino- Events im Palast" für dieses Forum zusammenstellen.

Aber im Augenblick bastel ich noch an "technische Hintergründe von Cinerama und warum Cinemiracle besser ist". Vielleicht bekomme ich den Text ja noch vor den Münchener Filmtagen ins Forum.

Geschrieben

hier sind die exakten angaben über das sportpalast-buch, das chronologisch alle ereignisse aufzählt und auch einige grundrisse und baugeschichte des gebäudes liefert:

alfons arenhövel: arena der leidenschaften. der berliner sportpalast und seine veranstaltungen 1910-1973. berlin, 1990.

darin findet sich auch zu den cinemiracle-veranstaltungen ein ebensolches bild wie es mr. cinerama zeigt und einen schlecht reproduzierten grundriß mit einer schwachgekrümmten leinwand, wie sie eher bei cinemascope üblich war.

 

auch gibt es ein buch über karlsruher kinogeschichte, wo man auch einen grundriß des cinemiracle-kinos city findet, dessen leinwand in etwa die abmessung 12,7m x 5,7m hat, mit einer durchbiegung von gerade mal 1,5m. die maße erklären sich auch daraus, daß das kino erst 1960 gebaut wurde und nicht nur allein für 3-streifen-projektionen konzipiert war. die quelle lautet:

gerhard bechtold: kino. schauplätze in der stadt. von loeper verlag, karlsruhe, 1987.

 

es findet sich auch einiges auf der webseite von CINEMA TREASURES was solche dinge angeht. cinerama-leinwände waren anfangs 146 grad, später baute man solche mit 120 grad, die man auch für todd-ao, ultra panavision , dimension-150 oder sogar cinemascope nutzen konnte; es gibt auch fälle mit leinwänden von 90 grad und weniger.

der grund liegt einfach darin, daß je geringer die durchbiegung der leinwand ist, desto näher lassen sich die projektoren nebeneinander plazieren - oder womöglich gar in einem projektionsraum unterbringen. außerdem konnte man diese geringer gekrümmte leinwand natürlich auch für die viel häufigeren scope-filme nutzen - was bei falschen objektiven sicher unvorteilhaft aussah.

 

auch bedeutet eine starke krümmung wie 146 grad, daß es nur wenige sitzplätze in der mitte des kinos gibt, die überhaupt eine optimale sicht auf die leinwand erlauben. dies ist auch bei goldowskij (grundlagen der breitwand-filmverfahren, halle, 1959) sehr zutreffend als eines der probleme der cinerama-kinos geschildert. ich habe dies selbst einmal in bradford erlebt, daß ich auf einem seitenplatz dort saß.

 

in bradford/nordengland ist das pictureville cinema das einzige kino in europa, wo regelmäßig 3-streifen-cinerama-filme laufen. jährlich findet dort im märz das widescreen weekend statt, dieses jahr natürlich unter dem thema 50 jahre todd-ao; aber in cinerama läuft dieses jahr auch HOW THE WEST WAS WON und zwar in einer visuell beindruckenden technicolor-fassung.

Geschrieben

Es ist in Europa wohl so, daß Cinemiracle Corp. (in Dtl. vertreten durch die Modern Cinema Systems KG) bestrebt war, sowohl in Hallen als in vorhandene Groß-Theater vorzustoßen, in die die Cinerama Inc. noch nicht vorgedrungen war. Da dort in etlichen Fällen noch nicht einmal die seit vier Jahren bestehenden 70mm-Verfahren installiert waren, konnte, so las ich aus der Wertung eines zeitgenössischen Journalisten, der Cinemiracle-Umbau auch als Vorbereitung auf das kommende 70mm-Todd-AO-System fungieren. Im 'Atrium' in Stuttgart war das in dieser Folge geschehen. Da zudem die 3-Streifen-Anlagen zumeist als Wanderanlagen in Dtl. tournierten (Einbauten der Kinoton GmbH, zumeist modifizierte FP 20-S-Bildwerfer), steht Cinemiracle somit eindeutig an der Schnittstelle zwischen Cinerama und 70mm-Todd-AO (ob hierin Absicht, Strategie, PR-Überlegungen oder schlichter Zufall lagen, konnte ich noch nicht herausfinden, aber diese Frage ist nicht unwesentlich).

Nicht nur das Spiegelsystem ist als Fortschritt gegenüber Cinerama zu werten (die Spiegel ließen sich laut zeitgenössischer Quellen motorisch durch Feldgeber im zentralen Steuerpult des Vorführraums bezüglich der Überlappungen bedarfsweise nachjustieren, von wo aus auch im 1-Mann-Betrieb die gesamte Vorführung angefahren und überwacht werden konnte), auch der Umstand einer Lamellenbildwand konnte durch die streifenlose Parabelleinwand (offenbar im Krümmungsindex vollkommen identisch zu Todd-AO?) reduziert werden, allerdings unter Einbuße der Sogkraft einer stärker durchgebogenen Bildwand des Cinerama-Typus.

 

Schaut man auf die Konstruktionszeichnungen der frühen Cinemiracle-/Todd-AO-Einrichtungen, so scheinen die Krümmungstendenzen für die Bildwände im Ansatz identisch zu Cinerama, ausgenommen die parabelförmige Verflachung an den Flanken. Vielleicht mag es jemand für seine eigenen künftigen Kinos errechnen? Es sieht schon danach aus, als würde der Krümmungsradius der Todd-AO/Cinemiracle-Bildwand, denkt man ihn sich fortlaufend in ein volles Kreissegment, in etwa den alten 146-Grad-Winkel beschreiben.

 

Der drohenden Konkurrenz durch die Cinemiracle Corp. wird die Cinerama Inc. evtl. durch ihre Installation von 120-Grad Leinwänden Ausdruck verliehen und in Übereinkünften mit der Cinemiracle Corp. nachgegeben haben (die "New Cinerama"-Leinwand/Super Cinerama war konzipiert für sowohl 3-Streifen- wie 70mm-Systeme: vgl. vorbildlichst die Zweckbauten Europa-Palast in Essen sowie Royal-Palast in Berlin u.a.). Warum zeitgleich oder wenig später noch Mr. Vetter von der Todd-AO-Corp. ein angeblich neuartiges Dimension-150-Projektionsprinzip einführte, ist mir suspekt, handelt es sich doch um die (annähernd?) gleichen Parameter wie bei Super-Cinerama-Kinos für universell sämtliche Formate.

 

Die Vorrichtung im City in Karlsruhe war gewiß kein Einzelfall, war der verstellbare Bildwandrahmen doch erstmals (?) im Hamburger 'Savoy' zu bewundern gewesen, wo er für 35mm und 70mm-Projektion unterschiedlich positioniert wurde.

 

Was bei mir etwas auf Widerstand stößt, ist die verbreitete und sehr kühle Einschätzung, die gekrümmten Leinwände hätten unvorteilhafte Sichtverhälnisse beinhaltet, seien also ein Problem. Das ist auch unter den meisten Technikern und Ingenieuren der Kanon der Weltanschauung. @freund hein legt ja bereits die Finger in die Wunde an ihre schwächste Stelle: Projektion von CinemaScope-Filmen auf die volle 120-Grad-Leinwandbreite bei nicht "falschen" Objektiven (oder zumde noch Steilprojektion wie im 'Royal-Palast'-Frankfurt/Main). Gehen wir davon aus, daß für Scope-Formate leider nie Optiken mit entsprechendem Ausgleich fabriziert wurden. Allerdings treten diese Nachteilde im fast selben Maße bei 70mm-Projektion mit nicht korrigierten Objektiven auf: siehe Europa-Palast in Essen, Royal-Palast in Berlin, Schauburg in Karlsruhe u.v.a. Häuser. Hierfür gabe es jedoch etliche Spezialoptiken: nur wurden sie seltenst angeschafft.

Es ist wäre doch ungerecht, nur von unvorteilhaften (der Ausdruck ist sehr gängig, auch in der Technik-Profi-Szene) Bildeindrücken zu sprechen. Oftmals verteidige ich als letzter Exot die unbedingte NOTWENDIGKEIT der tief gekrümmten Bildwände für jede Art von Breitwandprojektion, die sonst keine spektakuläre wäre, nach meiner Auffassung.

 

Bin zudem gar nicht sicher, ob in Bradford nicht Fehler bei der Installation der Lamellen-Leinwand begangen wurden. Mir erzählte jemand mal, es sei etwas falsch dort eingerichtet, es betraf wohl die Spezial-Bildwand...

 

Ganz ruhig würde ich auch die These "auch bedeutet eine starke krümmung wie 146 grad, daß es nur wenige sitzplätze in der mitte des kinos gibt, die überhaupt eine optimale sicht auf die leinwand erlauben" einmal umdrehen wollen: es gibt bei Cinerama-Theatern viele tolle Plätze, aber auch einige wenige Plätze (einige seitliche in der vorderen Saalhälfte), die ungünstig liegen, was nichts an der Notwendigkeit der tief gekrümmten Bildwand ändert.

Man sollte es auch wahrnehmungspsychologisch bewerten: ingesamt waren für mich stets alle, auch noch so durch Billigobjektive "verzerrten" Projektionen auf die stark gekrümmte Bildwand das mit Abstand größerere Erlebnis als auf einer leicht gebogenen, konventionellen. Das sehen auch die Amis so. (Deshalb gibt es auch Omimax, obwohl hinsichtl. der Charakteristika der Bildwandkrümmungen von Cinerama grundverschieden).

Sitze ich indessen seitlich in den ersten Reihen eines Theaters mit heute allgemein beliebter flacher Leinwand, so ist auch dieser Eindruck für mich sehr störend. Angenehmer wäre er, wenn zumindest die gegenüberliegende Randseite des Bildes sich mir entgegenkrümmen würde.

Lösbar wäre dies alles nur durch ein holographisches Bild usw., aber wir sprechen ja von antiquierten, historisch so und nicht anders festgelegten Verfahren und sollten uns davor hüten, wie Tomlinson Holman von THX einfach in bestehenden Cinerama-Kinos (Grindel in Hamburg) die Bildwandkonstrukte abzureißen und gegen eine neue, flachere und kleinere Leinwand zu ersetzen. Hier bin ich einmal nicht auf Seiten der Techniker, sondern der uralten (und natürlich auch neuen!) Filme, die für die gekrümmte Leinwand prädestiniert waren ("2001" inlusive, auch wenn Kubrick zunächst in 35mm und A.R. 1.85 : 1 filmen wollte).

Der Ruf immer wieder nach der flachen, unverzerrenden Leinwand hört sich für mich immer wieder wie ein ökonomische Reform an (ähnlich Hartz IV, Scherz am Rande), ohne die Möglichkeiten der heute stark verbilligten Objektiv-Spezialtypologien zu berücksichtigen. Damit aber schafft man leider kein Event-Kino, sondern doch nur wieder einen Kompromiß zwischen verschiedenen Arten von Film- & Kinoauffassungen, die bis zur Unkenntlichkeit des originären Ansatzes dann "zwangsvereinigt" werden, wenn einem die Attraktionen ausgehen, formuliere ich mal in bewußt anstößiger Übertreibung.

 

:wink:

Todd-AO-Index__small.jpg

Geschrieben

Cinerama zum Thema "Laterna Magica im Sportpalast" (weiter oben):

Und gerade hierüber finde ich nun überhaupt nichts mehr. Und würde für Bilder zur "Kinoära" im 'Sportpalast' gute Beträge zahlen, wenn jemand hierzu Fotos fände.

 

Aufführung 12. Aug. bis 13. Sept. 1965

aaa.jpg[/img]

 

(Aus Arena der Leidenschaften)

(Natürlich möchte ich keine Entlohnung :) . Aber an dieser Stelle Dank für die PN bzw. Mail.)

Geschrieben

cinerama schrieb:

Sitze ich indessen seitlich in den ersten Reihen eines Theaters mit heute allgemein beliebter flacher Leinwand, so ist auch dieser Eindruck für mich sehr störend. Angenehmer wäre er, wenn zumindest die gegenüberliegende Randseite des Bildes sich mir entgegenkrümmen würde.

 

Das ist Ansichtssache!

 

Als ich nach vielen Jahren "Reihenmitte" (von Reihe 1 -17) im frankfurter ROYAL zum ersten Mal auf einem extremen Seitenplatz (Reihe 5 oder 6) saß (Matrix Teil 1, ausverkauftes Haus!), empfand ich den Bildeindruck als unzumutbar.

 

Hier kamen alle Abbildungsfehler zusammen: gebogene Horizontlinie durch Schrägprojektion auf tiefgekrümmte Bildwand, Kompression des (mir nahen) rechten Bilddrittels, Trapezverzeichnung des Mittelteils, nur das linke Bilddrittel wirkte normal.

(Wobei das unscharfe S-35-Bild in trübsinniger Farbgebung mit grünstichigen Schatten und extremem Korn sowieso nicht für die Großbildwand geeignet war!)

 

Bei tiefgewölbten Bildwänden muß man einfach auf die äußersten Sitze verzichten, so einfach ist das.

 

Allerdings gebe ich Dir recht: Auch ohne korrigierende Objektive können bestimmte Aufnahmen (Weitwinkel!) auf gekrümmter Bildwand manchmal einen besonderen plastischen Effekt erzielen, ich erinnere mich an einige Einstellungen aus Polanskis PIRATEN, die auf der ROYAL-Leinwand (aus der Reihenmitte) geradezu dreidimensional wirkten, ich schätze entweder 35 oder 40mm Brennweite (CS-Format).

Geschrieben

Der Fall Royal-Frankfurt verschärft sich dadurch, daß eine Steilprojektion (nicht "Schrägprojektion" wie Du anführst) gegeben war. Gewisse Verzeichungen sind oft auch filmimmanent und gewollt, manche gleichen sich sogar automatisch auf Konkavbildwänden wieder aus.

"In 80 Tagen um die Welt", "Die Bibel", "Krieg der Sterne", "Das Schwarze Loch", "Cleopatra", "2001" u.v.a. sind auf flacher Leinwand aus meiner Sicht unerträglich, trotz 70mm. Sie dürfen so auch nicht gezeigt werden, das wäre eine Art Werkschändung, ließe sich darüber entrüsten.

Ich habe diese Vergleiche in bis zu vierzig verschiedenen Aufführungsorten dieser Filme ziehen können. Vernunftsthesen der Techniker ignoriere ich seitdem vollständig, da deren Empfehlungen zur flachen Bildwand leider einen schwerstwiegenden (!) Verlust an Sinnlichkeit nach sich zog. Und den lasse ich mir nicht nehmen.

Die Entscheidung ist für mich seit Jahrzehnten zugunsten der Konkavbildwand gefallen. Und wenn ich nachts von Breitwandfilmen träume (s.o.) oder diese im Fernsehen sehe, stellt sich sofort die Imagination einer 120-Grad-Leinwand ein. Das ist Kino, und nicht der flache Kontrollschirm der Bildinspizienten aus der Postproduktionsbranche.

 

Spezielle Weitwinkelschwenks des Dir gut bekannten "2001" (und darin eindrücklicher zu betrachten als in "Piraten") hatten seinerzeit etwa auf der Berliner Royal-Cinerama-Bildwand - auch und gerade infolge gewisser Verzeichnungen und Beschleunigungswinkel an den Leinwandflanken - zu beinahe schwindelerrengenden Eindrücken geführt. Dafür ist das Large-Format-Cinema erfunden worden, und das Weltraumkino sowieso.

Alle späteren WAs auf verzeichnungsfreier, flacherer Leinwand, "endlich" ganz ohne Bildbeschnitt und sogar mit modernsten Objektiven (alls das bspw. zur neuen Gloria-Palast-Eröffnung, Berlin 1988) waren für mich ein Kulturschock, trotz oder wegen 70mm.

 

Ich wiederhole es gern: es gibt Objektive, die man bei ISCO und sonstwo fertigen lassen kann (ähnliche bereits vor 50 Jahren!!!), wenn man Tonnenverzeichnungen nicht mag. Stattdessen flache Leinwände zu fordern, klingt für mich absurd .... aber man hätte damit gleich zweimal gespart: den teuren, gebogenen Leinwandrahmen sowie Spezialobjektive.

 

Bei tiefgewölbten Leinwänden muß man nicht auf die äußersten seitlichen Plätze verzichten, auch wenn Leo Goldowsky das kolportiert und sogar mit einfachen Strahlensätzen berechnet. Im Berliner Royal-P. war auch hier alles ein Erlebnis, jeder noch so billige Film.

Ist eben Gewöhnungssache und wohl auch eine Weltanschauung, und man schafft ja auch keine Omnimax-Kinos ab, weil sich dort alles biegt, was nicht niet- und nagelfest ist. Solche Bildwand-Visualisierungen sind nicht nur "schlüssig" errechnete Technik, sondern auch Kunstwerke der Moderne. Erst das, was paradigmatisch vom gängigen "Standard" abweicht, gebiert einen Kunstgenuß, einen "tieferen Sinn", könnte man durchaus annehmen.

Aber auch aus völlig umgekehrter Perspektive legitimiert sich bei optimierten Projektionsvorrichtungen die 120-Grad-Leinwand: die Dimension-150-Kinos wurden als "Multi-Purpose"-Theater beworben, wobei unterschiedliche Stellungen der Kaschzüge zu durchaus adäquaten Abbildungen der unterschiedlichsten Formate und ihrer Größenverhältnisse führen sollte. Diese Prinzip war bereits bei den Super-Cinerama-Theatern gegeben (Royal-Frankfurt, Royal-Berlin, Europa Essen u.a.).

Welche Kinos haben solche Optionen überhaupt noch? Die Museumskinos kaum, die Programmkinos ebensowenig und neuere Großkinos nur andeutungsweise in wenigen Prestige-Sälen, die man sich weltweit an einer Hand abzählen kann. 8)

 

Saal_1__23.2.2004_006__cloned__heller__small.jpg

 

 

Sofern es nicht zu langweilig wird: ich werde noch einige andere kuriose Leinwandtypen in diesem Forum vorstellen, die hoffentlich die Fantasie ein wenig beflügeln.

 

Eine sicherlich strittige Allegorie zum Thema: auch der Klang einer leicht verstimmten ("verzerrend" intonierten) Renaissance-Orgel oder einer barocken Silbermann-Orgel (die zumeist heute nicht mehr nachbaubar sind) sind ein einmaliges ästethisches Phänomen. Trotz oder wegen leichter Nonlinearität der Partialtoncharakteristik haben sie einen einzigartigen, unverwechelselbaren und effektreichen Klang. An diesem Punkt überzeugt mich der mathematische Purist der Jetztzeit weniger, da seine berechneten Orgeln bekanntlich zu steril klingen. (So wie heutzutage die Multiplex-Säle. Und daß eine Flachleinwand nur dann an "Leben" gewinnt, wenn sich auch noch plastisch im Raum etwas bewegt, erkennst Du am obigen @TomCat-Foto der Laterna-Magica-Performance!) :lol:

 

Und hier ein Rätsel aus der Kunstgeschichte: distorsions ad infinitum...

 

CSN_VoltaQu.jpg

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