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Geschrieben

Hallo, wer kennt sich mit der Digitalisierung alter Schmalfilme aus?

 

Im Nachlass meines Großvaters fand sich eine Dose mit einer 16mm Spule, den Bildern nach Familienaufnahmen aus der Zeit der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es handelt sich um Kodak Safety Film, also vermutlich Acetat. Ich brachte den Film zum örtlichen Fotohändler zwecks Digitalisierung. Ich liess mich zu einer Nassreinigung überreden, den zusätzlichen Vorschlag einer Farbkorrektur - gegen Aufpreis- lehnte ich ab, weil es mir bei einem SW-Film nicht sinnvoll erschien ;-). Allerdings wirkte die Dame bei der Filmannahme recht inkompetent, sie meinte steif und fest, dass es sich um einen Super-8 handelte. Naja, nach 10 Tagen bekam ich dann das Ergebnis in Form einer DVD zurück, in der Rechnung stand dann doch 16mm... Leider ist das Ergebnis enttäuschend: Extrem "harter" Kontrast, unscharf und blaue bzw. rote Farbränder an Kanten. Gegen Ende zu wird die Qualität jedoch deutlich besser.

 

Auch der Film sieht nicht mehr gut aus, im Vorspann sind Knicke, die Gelatineschicht wirkt matt und fleckig. An den Klebestellen ist das Material schrumpelig. Ich bin der Meinung, dass der Film vor der Digitalisierung besser ausgesehen hat, kann es leider nicht nachweisen. Könnte es sein, dass die Nassreinigung mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat, oder ist das hohe Alter Schuld? Würde es Sinn machen, es bei einem anderen Dienstleister noch einmal zu probieren? Oder besteht die Gefahr, dass der Film dann vollends ruiniert wird? Es ist zwar kein künstlerisch wertvoller Streifen, aber doch eine lebendige Erinnnerung an vergangene Zeiten, die ich gerne erhalten möchte.

 

Der Film riecht nun auch scharf nach Essig, das war mir vorher nicht aufgefallen.

 

Beste Grüße

 

Yoshi

Geschrieben (bearbeitet)

Die Farbsäume deuten auf eine inkompetente Abtastung hin. Hier würde ich unbedingt versuchen zu reklamieren, so einen Pfusch sollte man sich nicht bieten lassen. Diese chromatischen Aberrationen KÖNNEN ja nicht aus dem Schwarzweiss-Original stammen, das sollte auch der (nicht so) kompetenten Dame einleuchten.

 

Wie breit ist der Film denn? 8 oder 16mm kann man ja recht gut unterscheiden. Super 8 kann es nicht sein (das gab es erst ab 1965) -- wenn dann Normal-8. Dann sollte man Dir aber auch nicht 16mm berechnen.

 

Der Essiggeruch (siehe: Essigsäuresyndrom) bedeutet leider, dass Dein Film einen nahezu unaufhaltbaren Selbstzersetzungsprozess begonnen hat. Du kannst ihn verlangsamen, aber nicht stoppen. In sofern war gut, dass Du abgetastet hast, lass es aber am besten noch mal richtig machen. Screenshot in Berlin ist eine gute, bezahlbare Adresse -- nicht high-end, aber meist gut genug. AVP in München ist sehr gut, aber auch sehr teuer.

 

"Nassreinigung" kann viel bedeuten. Auch hier kann man viel falsch machen. Lässt sich aus der Ferne schwer sagen. Für Knicke ist der Vorspann ja quasi da, den kann man ersetzen. Flecken auf der Schicht können durch nasse Aufwicklung entstehen, das wäre dann ein grober Fehler. Flecken können aber auch durch das Essigsäuresyndrom entstehen. Sei froh, das Du den Film überhaupt noch retten kannst. Er könnte auch schon so aussehen: http://hometheaterfo...44_22_94997.jpg

Bearbeitet von F. Wachsmuth (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Tja, Naßreinigung sollte man wohl bei Essigfilmen unbedingt unterlassen, wie ich auch schon feststellen mußte. Anscheinend bildet die halb zersetzte Acetat-Oberfläche mit dem Wasser eine schleimige matte Schicht, die noch ein ganzes Weilchen klebrig bleibt, Staub anzieht und teilweise im Projektor kleben bleibt (Knicke). Ich habe die Schicht dann später mit einem Lappen sehr fest abgerieben, bis der Film wieder glatt war. Der Essiggeruch kam mir danach auch intensiver vor aber das kann täuschen.

 

Das Problem mit dem unterschiedlichen Kontrastumfang sollte eigentlich auch bekannt sein und entsprechend ausgeglichen werden. Im Endeffekt muß eine gute Kopie wie das Original wirken.

Bearbeitet von Spock (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Vielen Dank schon einmal für die Antworten. Natürlich ist es ein 16 mm Film, das steht sogar auf der Verpackung! Hat aber nicht mehr gekostet als Super 8.

 

Mir fällt auf, dass der Film recht dunkel ist. Ist das normal? Ich kann nicht ausschliessen, dass er von Anfang an falsch belichtet war.

 

Am liebsten würde ich mir den Film mal im Original anschauen. Kann man 16-mm-Projektoren irgendwo ausleihen? Ich habe schon in mehreren Fotogeschäften nachgefragt, leider ohne Erfolg. Ansosnten werde ich noch mal einen Digitalisierungsversuch wagen - diesmal ohne Nassreinigung. Da der Streifen insgesamt nur knapp 5 Minuten lang ist, dürfte es nicht so teuer werden.

 

Zum Schluss eine Frage: Ich würde gerne ein Bild einfügen, bekomme aber immer die Fehlermeldung "post too short"!

Geschrieben
Am liebsten würde ich mir den Film mal im Original anschauen. Kann man 16-mm-Projektoren irgendwo ausleihen?

 

Nein, nicht in Projektor spannen!

 

Wenn der Film schon nach Essig stinkt, Essigsyndrom Vollgas, dann ist er auch am Schrumpfen. Wieviel das Material bereits zu klein geworden ist, kannst du leicht mit einem Stück Polyesterfilm im selben Format feststellen. Falls du keines hast, kann ich dir einen Schnipsel zusenden. Bei mehr als acht Promille Schrumpfung (0,8 %) in der Länge fügst du dem Film mechanische Schäden zu: eingedrückte Perforation, eventuell Risse.

 

Was noch geht, ist, den Film mit einem Betrachter anzuschauen, Zeiss-Moviscop und ähnliche. Nicht auf einen Schneidetisch! Die Zahnkränze ums Prisma sind für ungeschrumpften Film ausgelegt und viel zu groß, die Perforation wird brutal eingedrückt. Sind die Lochkanten ein Mal aufgestaucht, wird es sehr teuer.

 

Ich befasse mich seit einiger Zeit mit dem Bau einer Spezialkopieranlage für stark geschrumpften Film, der Prototyp ist halb fertig (16 mm). Die Perforation muß unversehrt bleiben, nur so kommt man noch an die Bilder heran. Ich versuche die Grenze von 20 Promille zu überschreiten. Es gibt noch viel stärker geschrumpfte Filme, die warten alle auf eine gescheite Einrichtung, auch bei den Filmarchiven.

 

Bis dahin mußt du dich bei einer seriösen Unternehmung um Abtastung mit zahnkranzlosem Apparat bemühen. Kostet auch schon einiges, liefert dafür beste (Video-) Qualität.

Geschrieben

Eine Kopie, es sieht zwar auf den ersten Blick wie ein Umkehroriginal aus, ist jedoch ein Kontaktpositiv ab Reduktions-Zwischennegativ, etwa Mitte der 1930er Jahre, Bilder aus Ägypten. Etwa 35 Promille Längenschrumpfung

 

post-79259-0-15531800-1415983985_thumb.jpg

 

Heute aufgenommen. Man sieht auch, wie die Bildgelatine, genau gesagt, die dünne Deckschicht aus leerer Gelatine, retikuliert ist, eben verschrumpelt. Das darf man nur noch trocken angehen, Handreinigung mit weichem Samt. Was man zum Duplizieren für einen Aufwand betreiben muß, will ich hier nicht beschreiben. Die Bilder müssen den Aufwand wirklich lohnen, sonst bleibt man besser bei einer Abtastung. Diese stumme Kopie kann ruhig sterben, ich meine zerfallen, der Inhalt ist eigentlich wertlos. Solche Streifen gab es früher für Vorträge oder für die private Sammlung. Ein paar Kupfer treibende Handwerker werden gezeigt, Kamele, Kairo von weitem und in den Gassen, ein Boot, zum Schluß eine Möwe.

 

Übungsmaterial für mich, ich bin am Suchen nach der besten Methode, kurzfristig einen einigermaßen ebenen Abschnitt (ohne Schneiden) herzurichten. Wärme, Dampf, Begasen, Druck, der Ansätze sind nicht wenige. Zugspannung ist unzulässig, auch wenn man beim Anziehen von Hand eine eigenartige Elastizität bemerkt, die frischer Film nicht hat. Die Gefahr des Zerreißens ist zu groß, auch und gerade bei Spleißen. Eine winzige Randverletzung genügt, um ein Durchreißen zu ermöglichen, und das wollen wir nicht.

 

Es gibt noch viel zu tun. Wenn jemand wirklich eine Naßreinigung durchführen (lassen) will, dann muß das von Hand und ganz sorgfältig gemacht werden. Sobald sich Ablösung der Beschichtung zeigt, muß man abbrechen. Also Stundenansatz mal Zeit, Proben, . . .

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

@ Yoshi:

 

Wenn Dir der Inhalt des Films wirklich wichtig ist, würde ich ihn ihn auf jedem Fall bei professionellen Abtastern wie z.B. AVP Sandel in München abtasten lassen. Das ist wirklich jeden Cent wert und sooo teuer ist AVP ja nun wirklich nicht.

 

Wie siehts eigentlich mit einer Kopie aus (auf Film) ?

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