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Li La Laune - Die Deidesheimer Dosenstory 2015


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Geschrieben

Manchmal spiele ich gerne eine Partie 35mm Roulette. Dann schieße ich mir für einen schmalen Euro einen Film, den ich nicht kenne, und prüfe dann anschließend im Rahmen einer häuslichen Heimkinovorstellung, ob ich mit dem cineastischen Ü-Ei einen Gewinn gemacht habe oder nicht. Auf diese sehr unterhaltsame Weise landete eines Tages "Soul Plane" (http://wunderblog.da...ipp-soul-plane/) in meinem Fundus; ein erfrischend frech frivol amüsanter Film, der meine Frau und mich sofort in fröhliche Lachtränen ausbrechen ließ. Meine Frau, dies sei hier ergänzend angemerkt, hat in Sachen 35mm genau so einen an der Wurzel wie ich ;-)

 

"Soul Plane" ist nicht nur gnadenlos gut, sondern auch aus Polyester. Während meine Acetat-Streifen aufgrund ihres Sauer-Potenzials bestens klimatisiert im Keller ruhen, genießen meine Polyester-Kopien grundsätzlich den Vorzug, in den exklusiven Gemächern meiner Frau als liebevoll inszenierte Deko-Objekte in Dosen ihrer Wiederaufführung zu harren. So nun auch diese rabenschwarze Knallerkomödie :cool: in ihren ebenso rabenschwarzen Filmdosen. Genau an dieser Stelle kommt Deidesheim 2015 ins bunte Spiel.

 

Die Filmbörse in Deidesheim 2015 entpuppte sich als wahre Fundgrube für Sinnvolles und Schönes. Darum drehte ich dort mehrere Runden, immer auf der Suche nach Sachen, die meinem forschenden Blick bislang entgangen sein könnten. Dabei zogen mich von Anfang an fünf fliederfarbene Filmdosen magisch an. Dieser Farbton ist selbst nach meinen Maßstäben für Filmdosen recht außergewöhnlich, und ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass meine durchgeknallte Frau spitze kleine Schreie des Glücks ausstoßen würde, wenn ich mit diesen farbenfrohen Filmdosen als Souvenir nach Hause käme. Natürlich wusste ich auch schon, dass diese Schmuckstücke die ideale und einzig wahre Aufbewahrungsart für meinen "Soul Plane" wären. Nachdem ich den entsprechenden Stand bereits mehrfach umkreist hatte, beschloss ich, nunmehr tatkräftig zuzuschlagen.

 

Die beiden Standbetreiber erwiesen sich jedoch als zähe Verhandlungspartner. Meinen Wunsch, mir nur die Dosen ohne den darin befindlichen Film zu verticken, mochten sie mir nicht erfüllen. Dafür überzeugten sie mich schließlich durch den wirklich sehr kommoden Gesamtpreis davon, den Film quasi als Zugabe zu den lila Dosen mitzukaufen. Das war ein klarer Fall von 35mm Roulette. Und so kam ich mit einem Film mit dem Titel "Der Amerikaner" (1970) aus Deidesheim zurück nach Hause, wo sich meine Frau von den lila Launedosen erwartungsgemäß mächtig angetan zeigte.

 

Baldigst möglich zog dann "Soul Plane" in seine neuen standesgemäßen lila Launedosen um, die vorherige standardschwarze Verpackung zurücklassend. Nun hatte ich fünf leere schwarze Filmdosen in Reserve und auf dem Makeup-Tisch einen Fragezeichen-Film, dem ich nur wenig Chancen auf ein dauerhaftes Bleiberecht einräumte. So ein alter Schinken, ziemlich genudelt und gefleddert und mit einem, wie ich dachte, düsteren Programmkinoproblemthema - das ist nicht mein übliches Beuteschema. Doch meine Frau dachte intuitiv anders darüber. So revidierte ich die teilweise arg mitgenommene Kopie und brachte sie auf meiner geliebten FP30 an den Start. Was dann kam, war allerdings der absolute Hammer!

 

"Der Amerikaner" entpuppte sich als eine von meisterlich leichter Hand (Richard Donner) inszenierte erfrischend frech frivol amüsante :smile: Komödie, die schon mit den ersten Bildern beste Laune verbreitete. Meine Frau und ich mussten bei dieser vergnüglichen Zeitreise sehr oft sehr heftig lachen, fast permanent schmunzeln und immer mal wieder darüber philosophieren, was Film in dieser Phase des gesellschaftlichen wie geschlechtlichen Aufbruchs noch so alles durfte, ohne gleich von moralinsauren Tugendwächtern mit dem erhobenen Zeigefinger in politisch korrekten Grund und Boden verdammt zu werden. Was waren das noch für wunderbar unschuldige Zeiten.

 

Sofort nach dieser ersten Vorstellung war völlig fraglos klar, dass ein neuer Kultfilm den Weg in unsere Cineasten-Herzen und in mein Filmlager gefunden hatte. Und all das nur, weil mich auf der Deidesheimer Filmbörse fünf lila Launedosen frisch und fliederfarben angelacht haben, die ich ganz dringend und zwingend für meine Frau und für "Soul Plane" haben musste.

 

Zum Glück hatte ich ja nun auch noch fünf leere schwarze Filmdosen für den witzig spritzigen Neuzugang übrig :-D

 

So bewahrheitete sich einmal mehr einer der Lieblings-Aphorismen meiner Frau: Das wichtigste im Leben finden wir nicht durch intensive Suche, sondern so, wie man eine Muschel am Strand findet, im Grunde findet es uns.

 

Ein kunterbunter Lichtspieler.

 

Detlev

Geschrieben

Das Buch "Deidesheimer Filmbörsengeschichten" füllt sich langsam! :-)

 

Man fühlt sich wie ein weißer Hai, Stände mehrfach zu umkreisen. Das mache ich auch immer so ;-)

Nur die Meerjungfrau mit den roten Haaren ist mir entwischt ;-)

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