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Geschrieben

Mainstream ist nach meinem Empfinden erheblich schlechter bzw. flacher und wiederholbarer geworden. Seit 1992 mache ich jetzt Open-Air Kino, seit 2002 auch noch ein stationäres Kino mit Programmheft.

Die Auswahl an Filmen, die eine Wiederaufführung im Open-Air Kino lohnen, ist in den letzten Jahren verschwindend gering geworden, bezogen auf die Majors. Bei der normalen Kinoprogrammplanung sitze ich auch so manches Mal vor dem Filmecho und frage mich, was denn spielen, das etwas Niveau hat.

Ohne, das ich jeden Besucher dazu persönlich einladen muß.

Na ja, mal sehen, was es dieses Jahr wird.

Jens

Geschrieben

Laserhotline schrieb

Und aprops "vorhersehbar": auch ich habe mir PANS LABYRINTH angesehen. Obgleich der Film vom Produktionsdesign, Kameraarbeit und Filmmusik höchst ungewöhnlich war, war er für mich doch vorhersehbar.

 

 

Ich hatte erwartet -

 

- daß der Film sich wesentlich stärker an Mainstream-Sülze orientieren würde, also das "unsagbar" Böse in bewährter amerikanischer Manier psychologisch abspalten und das "die Unschuld belohnen" würde.

 

- jedes Unbehagen am Ende in gefühlsseligem Schmalz aufgelöst werden würde.

 

Musterbeispiele für so was sind die Verfilmung der UNENDLICHEN GESCHICHTE, in der am Ende die Hauptfigur mithilfe der Phantásien-Figur Fuchur den "bösen Jungs" vom Filmbeginn mal ordentlich heimleuchten darf - jede Konsequenz in der Trennung der Welten wird also um eines billigen Pseudo-Spielbergeffekts willens aufgegeben.

 

Das Proll- und Proletten-Publikum in der von mir besuchten 18-Uhr-Vorstellung (vielleicht 15 Leute im 450-Platz-Kino) war auch befremdet bis enttäuscht.

Vermutlich hatten sie sich mehr, krassere und besser konsumierbare Gewalt erhofft, zugleich hatte man ihnen (dem weiblichen Teil wenigstens, der dann auch mit Kreischstimme während der Nachspannmusik über den Film lamentierte) die watteweiche Genugtuung eines Happy End mit Friedefreudeeierkuchen genommen.

 

Und so hat PANS LABYRINTH mich dann doch positiv überrascht, indem er sich nicht scheut, den Zuschauer vor den Kopf zu stoßen. Was die Brutalität angeht, so finde ich diesen Film weniger problematisch als andere aktuelle Produktionen.

Die erste Szene, in der der Offizier den vermeintlichen Partisanen ermordet, ist wirklich schockierend und überfallartig, folgt nämlich genau nicht den Kinokonventionen, die Gewalt ästhetisierend genießbar machen. Ich glaube nicht, daß viele nach dem Film glucksend und feixend von dieser "geilen hammerharten Szene" berichten werden. Anders als bei Produkten wie SAW3, die sich hervorragend eignen, um in öffentlichen Verkehrsmitteln von großäugigen Jüngelchen atemlos blubbernd und wirr gestikulierend nacherzählt zu werden... :(

Geschrieben

Also ich weiss nicht, gab's denn jemals Zeiten mit einer höheren Dichte an (nach welchen Kriterien auch immer) 'guten' Filmen?

 

Klar, es gibt heutzutage mehr Müll und Mittelmäßiges, aber ich kann mich eigentlich nicht über das Fehlen guter Filme beschweren. Es kann natürlich nicht jede Woche ein Schätzchen laufen. Und muss auch nicht. Wer inhaltliche Vielfalt fordert muss auch in Kauf nehmen, dass Vieles einzelnen nicht gefällt. Das fordert aber eine Toleranzfähigkeit beim Publikum, die es eben heutzutage scheinbar nicht mehr gibt. Dafür muss man schon explizit Kinoliebhaber sein. Was mich wundert ist, dass vielerorts die Kneipen und Resturants Abends voll sind und die Leute reichlich Geld da lassen. Ist zwar schön, dass die Leute Geselligkeit schätzen und auch Geld dafür lassen, aber warum geht das nicht im Kino? Ich glaube nicht, dass es ursächlich an der Qualität der aktuellen Filme liegt.

 

 

- Carsten

Geschrieben

Zu meinen fünf filmkundigen Vorrednern würde ich dennoch leichte Widerrede halten:

 

 

- Der US-Mainstream ist heute teils avancierter und abwechslungsreiche als in den 70er/80er Jahren: professionellere Drehbücher, wandlungsfähigere Schauspieler, einfallsreicheres Production Design, näherer Bezug zur Tagespolitik in den Action-Streifen.

 

Negativ ist ihm der Rückgang der "auratischen Bilder" und sinnlich ausgeleuchteten Tableaus anzulasten, der mißverstandene Begriff interessanten Sounddesign (Berieselungscluster für den Adrenalystoß) oder der entfesselten Kamera (Übernahme der Reality-TV-Schmuddeligkeiten)

 

- Der europäische Mainstream ist in den genannten Kategorien demgegenüber konformer, pflegeleichter und unpolitischer geworden. Zumeist ist aber die Herkunft des europäischen Kunstgewerbsverständnisses im literarischen Bildverständnis noch immer erahnbar: die Bilder sind "verbindlicher".

 

 

Noch nie gab es so viele Filmproduktionen und Filmseher wie heute. Die Branche boomt in allen Bereichen und definiert sich ständig neu.

 

Wem es schlecht ergehen wird, das sind die Filmtheater. Infolge von Multimedia und des kommenden Weltproduktionsstandards HDTV wird es viele neue kinoähnliche "Locations" geben, die sich billig anbieten, und über die der Kunde sogar (anders als im zu "Respekt" und "Beherrschung" aufrufenden Theatersaal) beliebigen Einfluss nehmen kann.

 

Wenn der DVD-Markt für die produzierende Industrie seit Jahren einen Boom darstellt, währenddessen das Kino als schrumpfendes Marktsegment nur noch das kulturelle Feigenblatt für einen weiteren PR-Effekt darstellt, so werden die Strategien offensichtlich, wohin die Produktion sich primär wenden möchte, um schnellstmöglich bei risikobehafteten Filmproduktionen Margen zu erzielen, noch bevor sich herumspricht, wie schlecht der Film denn sei.

 

Daß in diesem Konnex Auswertungsfenster abgeschafft werden und Filmtheater doch bitte freiwillig den Bezug brieflich versandter Festplatten (gegenüber dem Premium-Filmkopie) "schlucken" sollen, sind nach meiner Einschätzung völlig logische Bestrebungen produzierender Gewerbe, die den Untergang des Kinowesens achselzuckend inkauf nehmen.

(Jeder Produzent hat ja mittlerweile einen häuslichen oder firmellen HD-Schirm, der ihm - auch persönlich - das Wegbrechen des Kinomarktes versüßt.)

 

Ist das Auswertungsfenster weg - das wäre eine gewagte These - so verschwindet die flächenbildende Infrastruktur der Filmtheater auf immer. :roll:

Geschrieben

Wieso, Bierchen im Wohnzimmer ist doch billiger und die Musiklautstärke lässt sich auch besser in den Griff kriegen als in der Kneipe.

Und selbst das mit dem Gezapften ist mittlerweile drin dank 'PerfectDraft' ;-)

 

Redet deswegen jemand vom Niedergang der Kneipenkultur?

 

- Carsten

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

hallo, ihr aktiven!

 

liegt das problem -wirklich- bei der kürzung des abstandes dvd-kino??

das kann ich mir einfach nicht vorstellen!

 

nach spätestens 10-12 wochen ist die auswertung im kinobereich doch durch; da hat auch die "filminsel" in biblis als mittelding zwischen kommunalem kino und gewerblichem abspieler längst ausgewertet.

die kopien liegen im fzl, und werden nach einigen monaten weitgehend vernichtet.

als exvorführer und kinogänger liegen meiner bescheidenen meinung nach die probleme da:

- eintritt ok, ausser sa/so

- concession-bereich völlig überteuert (wenn geöfffnet), im cxx m. waren zu den nachmittagsvorstellungen mehr bereiche geschlossen als geöffnet. um einen cafe (!) zu trinken, muß man ins erdgechoss wandern. der aufzug ist ja für die besucher nicht zugänglich (wegen gefahr des steckenbleibens - nächtes mal einen otis bestellen!.

-

Geschrieben
Wieso, Bierchen im Wohnzimmer ist doch billiger und die Musiklautstärke lässt sich auch besser in den Griff kriegen als in der Kneipe.

Und selbst das mit dem Gezapften ist mittlerweile drin dank 'PerfectDraft' ;-)

 

Redet deswegen jemand vom Niedergang der Kneipenkultur?

 

- Carsten

das soll einen kinobesuch ersetzen?

nie im leben!

Geschrieben

Hallo,

 

das Problem ist nicht das Auswertungsfenster, sondern die für viele nicht mehr nachvollziehbaren Kosten eines Kinobesuchs.

Rechnet doch mal nach was der Besuch eines Kinderfilms mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern + Essen & Trinken bei euch kostet.

Die DVD gibt es später für 1 Euro zu leihen.

Und in Zeiten von länger Arbeiten für weniger Lohn ist das der springende Punkt.

Geschrieben

In der Kneipe lassen die Leute regelmäßig viel mehr Geld. Ich kenne genug hinreichend verdienende Singles, die sich Kino durchaus leisten können, aber trotzdem nur selten hingehen. Es ist einfach verkehrt, die früheren Besucherzahlen als 'Normal' hinzustellen. Zur Hochzeit des Kinos gab es Zeitung und Radio für den Durchschnittsbürger. Heute ist das Kino eine von Dutzenden Möglichkeiten, seine Freizeit rumzubringen.

 

Und rede mir keiner davon, dass die Filme früher besser waren. Die ganzen miesen Schinken sind nur (zu Recht) in Vergessenheit geraten.

Es läuft ja genug von diesem Billigschrott heute im Fernsehen.

 

- Carsten

Geschrieben

Mal überlegen wann ich das letzte mal in einer Kneipe war. Das muss so um 1998 gewesen sein. :lol:

 

Bei mir ist es die Entferung und das volkommen fehlende Ambiente in einem Plex. Das was man da heute erlebt habe ich nicht als Kino in Erinnerung. Sowas rangiert eher unter Affenzirkus. Aber es kann nur schlimmer werden.

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