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Geschrieben

Ich habe eine 35mm Filmkopie aus den 70er Jahren, den ich hüte wie meinen Augapfel.

 

Ich besitze diese seit den 90er Jahren, seitdem konnte ich dabei zusehen, wie die Farben immer mehr verschwinden und der Rotstich sich immer mehr ausbreitet.

Zuerst waren die Farben noch sehr gut, dann gingen sie ins bräunliche über und seit ein paar Jahren schimmert alles mehr oder weniger rötlich, je nach Szene.

 

Nach langer Suche habe ich nun für viel Geld eine zweite Kopie dieses Filmes auftreiben können, die offensichtlich in den letzten Jahrzehnten besser gelagert wurde:

Hier sind noch sehr gute Restfarben drin, die Kopie hat aber auch schon den leichten bis stärkeren Braunstich. Die neue Kopie ist derzeit etwa auf dem Stand wie meine

ursprüngliche vor etwa 10 Jahren, was bedeutet, in weiteren 10 Jahren wird die neue Kopie ebenfalls den totalen Rotstich haben.

 

Dies möchte ich unbedingt verhindern !

 

Ich hörte, dass man Filme einfrieren kann, um dem Farbverlust vorzubeugen.

 

Hat jemand damit Erfahrung ? Was muss man dabei beachten ?

 

Ich würde nun einfach die Akte in stabile Plastiktüten packen, diese vakuumieren und diese dann wiederum in PVC-Dosen packen und ab in eine eigens für diesen Zweck angeschaffte

Gefriertruhe.

 

Nur:

Bringt das wirklich etwas ?

Wenn ja, hilft es Dauerhaft oder wird der Prozess des Fading dadurch nur hinausgezögert ?

Nimmt das Filmmaterial durch das langzeitige Einfrieren keinen Schaden und wird z.B.

derart brüchig, dass es nicht mehr projeziert werden kann ?

Bei wieviel Grad sollte der Film dann über die Jahre gelagert werden und was ist zu beachten, wenn er zweckt überprüfung und Projektion aufgetaut werden soll ?

 

Bin für alle Infos dankbar

Geschrieben

Unterm strich ist das schon die richtige Art, jedoch würde ich bei den Folien aufpassen, nicht dass es eine Reaktion der Tüten mit dem Film durch austretende Dämpfe gibt. Bei Kirch hat man die Filme auf 4 Grad heruntergekühlt bei absolut trockener Luft, sprich keine große Luftfeuchtigkeit während des einfriervorganges, der aber 4 tage dauerte, um das Material keinem großen Stress auszusetzen.

Geschrieben (bearbeitet)

Auftauen im Bundesarchiv mittlerweile innerhalb eines Tages moeglich.

Film trocknet bei Tiefkuehlung etwas aus und wird spröde und schrumpft ggf. ein wenig.

Nicht zu oft sollte m.E. dieser Vorgang wiederholt werden!

Vinegar Syndrome und Color Fading werden jedoch drastisch verzögert.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Trocknung, bei Frost ist relative Feuchte der Luft 0% . Der Träger leidet unter der Lagerung, kann sich Wellen, usw, auch wenn die chem. Prozesse der Farbveränderung und ggf. unausweichlichen Essig Zersetzung langsamer ablaufen.

Die ideale Form zum Erhält gibt es nicht. Dass im Ferseharchiv kühl gelagert wurde, ist klar, nur wie oft wird das Material denn benutzt? Und man lagert dort mastrerfaehige Filme ein, kaum zerspielte Theater Kopien.

Was nützt der Gefriervorgang, kostet viel Geld am Ende, Energie ist teuer, wenn man den Film dann nur sehr selten anschauen kann? Die eigene Erfahrung lehrt, Material, das nicht im sofortigen Zugriff ist, wird kaum mehr angeschaut.

 

Meine Idee wäre, Film mit Blackmagic 4k Scanner im As Is Zustand scannen, nachbearbeiten, als DCP zu speichern und über 4k DCP Projektor zu projizieren. Dann kann wenigstens der gegenwartige Zustand in der Projektion langfristiger beibehalten werden. Für 35 mm Kopien ist die Auflösung schon mehr, als drinsteckt. Damit wird das Ergebnis eine sehr genaue Wiedergabe der Filmkopie sein.

Die Kopie, es ist eine Kopie, kein Original! kann dann auch kühl gelagert werden, wenn es der Inhalt wert ist, und der Film nicht z.B. neu vom Negativ kopiert werden könnte.

 

Aber das ist meine Sichtweise, die Andere nicht unbedingt teilen müssten.

 

Gruss

 

Stefan

Geschrieben (bearbeitet)

Ich denke, der beste Kompromiss ist, den Film nicht einzufrieren, sondern bei möglichst optimalen 'normalen' Umgebungsbedingungen zu lagern. Wie/Wo hast Du denn die erste Kopie des Films gelagert?

 

Konstant niedrige Temperatur bei niedriger Feuchte ist nicht ganz trivial zu halten. Aber wie gesagt, einfrieren scheint mir übertrieben.

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Die Frage lautete, ob Vinegar Syndrome und Color Fading durch Einfrierem hinausgezögert werden koennen?

Ja, je kälter, desto besser.

Erleidet das Material Schaden?

Nicht nach korrektem Auftauen.

Film kann dann Feuchtigkeit erneut aufnehmen, um geschmeidig zu sein. Ohne Verwellungsgefahr.

 

Unter Umstaenden koennen Silberscheiben und magnetic Tapes leiden.

 

Bei 35mm und 70mm Commag-Kopien koennen indes Verwellungssymptome sich zeigen.

 

 

 

 

Image Permanence Institute

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Es liegt mir nichts an einer Abtastung, denn von diesem Film gibts bereits eine qualitiatv hochwertige BluRay.

Nein, es geht mir eben darum, von meinem All-Time-Favourite-Titel eine ordentliche 35mm Kopie für mein 35mm Heimkino zu besitzen. Nur das ist meine Motivation, sonst nichts.

Es ist doch ein schlechter Witz des Schicksals, dass von all meinen 35mm Kopien, die ich besitze ausgerechnet nur diese eine einzige, die mir am allerwichtigsten ist, Probleme mit Rotstich bereitet.

 

Die erste Kopie bekam ich 1997, damals war sie 15 Jahre alt und die Farben soweit ganz ordentlich, auch wenn in manchen (wenigen) Szenen der Eindruck eines ganz leichten Braunstiches auftauchte.

Breits im Jahre 2005 konnte ich dann einen leichten "Brauntouch" überall dort festellen, wo eigentlich tiefes Schwarz herrschen sollte, vor allem beim Abspannhintergrund. Ansonsten waren die Farben aber noch alle als

recht gut zu bezeichnen und die Kopie war echt noch gut anzusehen.

Die letzte Prüfung Anfang 2015 zeigte nun aber einen sehr deutlichen Rotstich, ein richtiger roter Schimmer, als hätte man rotes Filterglas vor die Projektiorlinse gehalten. Manche Szenen sind besser, andere schlechter,

das hängt vor allem auch davon ab, welche Farben im Bild überwiegen. Es gibt zum Beispiel Szenen, in denen alles in Blau gehalten ist, in denen also gar kein Rot vorkommt. Dort ist dann kurzzeitig kein Rotstich zu erkennen.

In Szenen, vor allem in dunklen Szenen, in denen warme Farbtöne vorkommen sieht es ganz schrecklich aus. In Landschaftsaufnahmen ist es auch ganz schlimm. Ein blauer Himmel wurde grau, grünes Gras wurde bräunlich.

Der Film wurde seit 1997 in einem extra hierzu angemieteten Kellerraum ohne Heizung gelagert, in dem es im Sommer bei Höchsttemperaturen etwas über 20 Grad ist und im Winter normalerweise nie unter 0 Grad ist. Meist herrscht eine (wohl optimale) Temperatur zwischen 10 und 15 Grad.

 

Mir ist eine dritte Kopie dieses Titels bekannt, die einem Bekannten gehört. Die ist bereits 2005 so rot gewesen, wie meine ursprüngliche jetzt. Offensichtlich wurde diese schlechter gelagert.

 

Die Kopie, die ich nun erwerben konnte, gehörte dem Vorbesitzer laut eigenen Angaben bereits seit Anfang der 90er. Er hat diese unter ähnlichen Umständen gelagert wie ich meine, nur eben ein paar Jahre länger.

Möglicherwiese ist das der Grund für den etwas besseren Zustand, aber ich weiß ja nun ganz genau, worauf es hinauslaufen wird.

 

Da ich ja zwei Kopien habe, möchte ich eine davon auf jeden Fall einfrieren, im Zweifelsfall natürlich die bessere.

 

Vielen Dank für euere Antworten und Ratschläge. Diese führen aber nun wiederum zu weiterer Verunsicherung und Fragen meinerseits:

 

1) Wenn Filmarchive bei 4 Grad lagern, ist das dann schon ausreichend oder ist es besser, unterhalb des Gefrierpunktes zu gehen ?

2) Wenn ja, was ist die beste Temperatur, bei der das Trägermaterial geringsmöglichen Schaden nimmt ?

3) Wenn das schonende Einfrieren 4 Tage dauert, wie soll das gehen ?

4) Wie taue ich "schonend" wieder auf ?

5) Ist es besser, den Film jahrelang eingefroren zu lassen oder kann ich z.B. alle zwei Jahre einmal zu kontrollzwecken auftauen und überprüfen ?

Geschrieben

Bei Punkt 3/4 würde ich über Kühlschrank/Gefriertruhe gehen und die Feinjustierung mit dem Thermostaten regeln.

 

Richtig.

Der findige Bastler besorgt sich über ebay China für 20 Euro einen digitalen Temperaturregler, umgeht den Thermostaten im Kühlschrank und schließt den digitalen Regler an. Nun kann man unter zuvor überlegter zugrundeliegender Temeraturkuve über jeden beliebiegn Zeitraum auftauen oder einfrieren. :idea:

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