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Stahlende Optiken aus den 60er/70er Jahren


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Geschrieben

Dem Spezialglas für Kameralinsen wurde in den 60er- und 70er-Jahren häufig der radioaktive Stoff Thoriumdioxid beigegeben. Thorium besitzt eine Halbwertzeit von 1,5 Millarden Jahren, also was für die Ewigkeit ;-)

Thoriumoxid wurde wegen dem veränderten Brechungsindex bis zu 30% Gewichtsanteilen zum Optikglas dazu gegeben, d.h. man brauchte weniger Glasgewicht und Abmessungen für die Optik bei gleicher Brennweite und Lichtempfindlichkeit.

 

Ich habe mir aus der Bucht eine schwere Rodenstock Optik (made in Germany) mit einer gewaltigen Lichtempfindlichkeit von F0.7 gekauft. Das diese strahlt ist bekannt. Wieviel sie strahlt wollte ich wissen, da ich sie zerlege und komplett reinigen möchte, sie stammt aus dem Jahr 1963. ich habe mir aus alten Armeebeständen ein hochempfindlichen geigerzähler gekauft, der auch die Alphastrahlung messen kann. Gut, das Teil stammt aus dem Jahr 1971 ist noch nie benutzt, wurde aber auch nicht in den Lagerjahren frisch justiert.

 

Ich messe am Frontglas mit dem großen Durchmesser fasst keine Radioaktivität, dafür am hinteren Glas das zum Film zeigt ca. 4,5 milliRem pro Stunde. Ich musste den Geigerzähler um den Faktor 10 dämpfen, da sonst die Anzeigennadel fast abbricht.

 

Rechne ich diesen Wert auf milliSievert pro Jahr um: sind es also 0,045 msV pro Stunde = 0,045 x 24 x 365 = 394.2 mSv pro Jahr.

 

Aus dem Internet erfahre ich: "Eine in Deutschland lebende Person erhält eine mittlere effektive Dosis von 2,4 mSv pro Jahr."

 

Also strahlt die Optik theoretisch das 200fache des normalen Umfeldes. zum Glück ist es nur Alphastrahlung, harte Beta oder Gammastrahlung kommt aus dem Glas nicht raus.

Alphastrahlung durchdringt keine Hautschicht aber vorsicht beim Reinigen oder ein Unfall wo das Glas bricht, hier können kleinste Splitter eingeatmet werden oder durch Hautverletzungen in den Körper eindringen - dann könnte man langfristig Probleme (Tumore nach einigen Jahrzenten) bekommen. Klar ist auch, so eine Optik gehört nicht in den Hausmüll.

 

Hier ein paar Aufnahmen mit F0.7 (nicht von mir)

 

BokehTraum für Filmer:

 

 

hier gibt es schon eine für Kameras umgebaute 0.7er Optik: http://www.ebay.com/itm/DE-OUDE-DELFT-RAYXAR-CAMERA-LENS-LEICA-M-MOUNT-MR-MIYAZAKI-CUSTOM-50MM-f0-75/371470731971

Geschrieben

Ach ja, die Optik ist für einen 15mm Lichtkreis berechnet und besitzt ein Auflagemaß von 7,12mm. Ich versuche mal einen 16mm Sensor damit zu belichten......

 

01.gif

Geschrieben

Hier noch eine kleine Liste der bekannten Thorium Objektiven, meist für Kleinbild. es gibt dann noch umgelabelte Objektive, d.h. Baugleiche von z.B. Foto Porst.

 

Canon FL 58mm f1.2

 

GAF Anscomatic 38mm f2.8 (Anscomatic 726-Kamera)

 

Kodak Ektanar 38mm f2.8 (Instamatic 804-Kamera)

 

Kodak Ektanon 46mm f3.5 (Signet 40 Kameratasche)

 

Kodak Ektanon 50mm F3.9 (Kodak Bantam RF-Kamera)

 

SMC Takumar 50mm F1.4 (Asahi Optical Co.)

 

Lieferung Takumar 35mm f2.0, 50mm F1.5, 55mm f2 (Asahi Optical Co.)

 

Lieferung Takumar 6x7 105mm F2.4 (Asahi Optical Co.)

 

Super-Multi-Coated Macro-Takumar (Asahi Optical Co.)

 

Yasinon-DS 50mm F1.7 (Yashica)

 

Geschrieben (bearbeitet)

Ach herrje! Danke für den interessanten Bericht. Gibt es außer den genannten denn noch andere Schmalfilmkameras, die diese Thorium-Objektive haben? Wie sieht es mit den Schneider-Kreuznach-Objektiven aus, die bei Nizo verwendet wurden, Beaulieu, den Canon-S8-Modellen oder den russischen K3s?

 

ich selbst verwende oft die Pentax Cosmicar TV Zoom 1.0/8–48mm, ist diese auch belastet?

Bearbeitet von Patrick Müller (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Ich bin mir nicht sicher ob bei Schmalfilm dieses Glas auch verwendet wurde - hier finde ich einfach keine Info im Netz. Meist ist Radioaktives Glas an einem starken gelbstich der Gläser zu erkennen. Die Alphastrahlung soll über die Jahrzehnten aus dem Dichtungsmaterial kleine Dämpfe schlagen und so die Gläser färben (lt. Internet wissen).

 

ich werde nur mit Handschuhe die Optik zerlegen und reinigen, nicht das an den Glaskanten mir kleinste Teile in die Haut drücken...... die Strahlenbelastung immer schön klein halten!

 

Ich habe noch einen Bericht gefunden, das bei einer TV Kamera aus den 60er Jahren das "Sucherglas" aus dieser Mischung war, hier soll die Strahlenbelastung bei 8 Stunden täglich Gebrauch nicht höher sein als bei Piloten die in großen Höhen über dem Teich fliegen. Also bei normalen Gebrauch sollte es keine Probleme geben...... ich gebe es aber zu, wenn ich meinen unkalibrierten Geigerzähler so knattern höre, bekomme ich schon ein komisches Gefühl ;-)

Geschrieben

Und bevor weiter Panik geschoben wird, lasse den Geigerzähler bitte erst kalibrieren oder messe mit dem richtigen Aufsatz, ggf. Röhre. Bei der Feuerwehr hatten wir einen längeren Lehrgang im Umgang mit diesen Gerätschaften. Die wollen richtig bedient werden, sonst wird, gerade bei den alten Dingern, gern mal Mist angezeigt. Sollten die Optiken wirklich in der Intensität strahlen, wie du gemessen hast, müsste beim Fotografieren der Film schon bei längerer Belichtung einen Schleier bekommen haben.

Geschrieben

Radioaktiv sind auch einige meiner Lieblingsoptiken: Cooke Speed Panchros S2u3 oder auch Bausch u. Lomb Super Baltars, besonders das 20mm.

 

Schreibe später mehr ...

Geschrieben

So, habe gerade die Optik mal an einen Speedbooster (zusätzlich 1 2/3 Blende Gewinn) und der BMPCC Kamera (S16mm Film Sensor) geklemmt. Siehe Anhang. Kamera Entfernung ca. 30cm. Problem war das Tageslicht (es regnet) durch dem Fenster, die Kamera überstrahlte..... ist schon fast ein Nachtsichtgerät.

 

Ist klar, bei so einer Lichtstärke ist das Bild extrem weich und die Tiefenschärfe auf wenige Millimeter begrenzt. Aber das Bild zeigt, es funktioniert.... :dance1:

 

Ich werde mal anständige Drehteile anfertigen müssen, die schweren Teile mit den Fingern halten ist nicht so der Hit......

post-82877-0-84503400-1455105678_thumb.jpg

Geschrieben (bearbeitet)

Sagt mal, wie sind eigentlich unsere Optiksachen schwarz gemacht? Eloxiert? Brüniert?

 

Ich werde die Aktion mal auf stabile Füße stellen, habe gerade einen fertigen Adapter MFT zu Leica M39 in China bestellt. Dann brauche ich nur noch eine Hülse mit M39 aus Stahl/Messing/Alu drehen und die schwere Optik in die Hülse stecken und verkleben...... dann habe ich automatisch gleich eine Fokusverstellung..... wäre schön wenn die GewindeHülse schwarz ausschauen könnte....

 

2058520335.jpg

 

Oben die Xray Rodenstock Optik..... der hintere Flansch ist genau 32mm dick...darauf die Gewindehülse kleben....

Bearbeitet von ruessel (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Kannst ja einen Magneten dranhalten, wenn der zieht, hast du Eisen oder Nickel oder Kobalt drunter.

Ansonsten wird das Meiste aus Aluminium gemacht und schwarz eloxiert. Messing und Bronze sind

recht aus der Mode gekommen. Schade eigentlich

Geschrieben (bearbeitet)

Alpha-Strahler sind eigentlich harmlos, wenn sie nicht inkorporiert werden. Ein einfacher dünner Gummihandschuh ist völlig ausreichend. Was nicht passieren darf ist der Eintritt von Alphastrahlers in den Körpern - also das Einatmen von Feinstaub der Alphastrahler enthält, das Verschlucken oder der Eintritt in offene Wunden.

Der Strahler ist ja immer (!!!!) stofflicher Natur. Die Strahlung kann sich also nicht "selbstständig" machen. Was die tatsächliche Strahlenbelastung anbelangt, sind die lokalen Schwankungen der natürlichen Hintergrundstrahlung oder (oh pfui ;-)) eines Gasglühstrumpfes viel höher.

 

P.S. Ich habe Zweifel am Meßwert 4,5 mRem/h

Bearbeitet von Volker Leiste (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

ich warte zur Zeit auf einen weiteren MFT Adapter aus China, ich möchte unbedingt eine Fokusverstellung einbauen. Die Nachfrage nach dieser Optik ist hoch, deshalb werde ich den Bau mal auf Video dokumentieren, einschl. die Messung mit dem Geigerzähler...... ;-)

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