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Mein Schmalfilm und ich: Eine filmreife (Lebens)geschichte


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Geschrieben

Schönen Guten Tag,

 

per Zufall bin ich gerade in ein Gespräch mit dem wohl qualitiativ erstklassigsten Schmalfilmverkäufer bei Ebay geworden, bei dem ich persönlich schon sehr viel kaufte.

 

Schließlich kamen wir auf das Thema Schmalfilm und deren Anfänge und ich fands sehr interessant, wie man, manchmal auch über Umwege, zu diesem Hobby gestoßen ist. Diese nostalgische Reise an die persönlichen Urgründe zu diesem Hobby möchte ich hier gerne fortführen bzw. auch von Euch erfahren.

 

Deshalb meine Frage:

 

Wie seid ihr damals zu dem Schmalfilmhobby gekommen? Wie alt wart ihr? Was war Euer erster Film und Euer erster Projektor?

 

 

Danke. :-)

Geschrieben (bearbeitet)

Hhmm... - ich bin eigentlich noch nicht so lange dabei. Ich fing damals anno 2003 mit 23 Jahren an, per Zufall, da ich eigentlich einen Beamer suchte und per Suchmaschine auf Filmprojektoren stieß. Das Thema interessierte mich, ich kaufte einen Projektor, ein paar Filme, die ich, zugegeben, zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gut behandelte und dann ging es los in meiner Studenten-WG. Jedoch nach 2 Jahren brach ich das Hobby ab, da es mir als Student zu teuer war und ich stieg tatsächlich auf einen Beamer und DVDs um.

 

So lag der Projektor und die paar Filme für längere Jahre einfach unterm Bett, bis ich alles 2013 wieder hervorholte. Ich hörte vonseiten der Kino- und Filmindustrie, dass es analoges Kino alsbald nicht mehr geben wird, worauf ich fortan den Kinobesuch verweigerte bzw. so still dagegen protestierte. Ich sagte mir, dass ich mir digitales Kino, sprich DVD und Beamer auch zu Hause anschalten kann, dafür brauchte ich nicht ins Kino zu gehen.

 

Und so bildete sich daraus, aus dieser "Protestbewegung" meine Rückkehr zu Super 8. Ich sanierte meinen Projektor, sah mir die Filme an, die ich erst einmal restaurierte und wurde Mitglied im Forum, wo ich eine Menge lernte. So beschloß ich mir einen richtig guten Projektor zu kaufen, Filme nach Geschmack und Sinnhaftigkeit, nicht nach Sammlerwert zuzulegen, etc.

Bearbeitet von -- JS. -- (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Mit 6 Jahren durfte ich mal in den BWR eines Kinos in meiner Nähe. Von da an war klar, dass ich das ratternde Teil und auch das mit den horizontal-drehenden Scheiben haben muss.

 

Kurz darauf habe ich dann in der Schule gesehen, dass es das auch kleiner gab. Es war ein Bauer (Ich glaube P6) und kurze Zeit später war dann ein Eumig Mark S unterm Weihnachtsbaum. Mein erster Schmalfilm Calimero in SW war mit dabei. Es gab da noch einen Second-Hand Laden in Wien, die auch Schmalfilme hatten, dort deckte ich mich mit Filmen ein solange es den Laden noch gab.

 

Im Alter von 12-13 Jahren habe ich dann eBay entdeckt und ein Bauer P7 flatterte ins Haus und darauffolgend bald auch passende Kameras für S8 und 16mm.

 

Als dann das oben erwähnte Kino vor 6 Jahren den Vorhang auf Ewig schloss kam eine FP20 mit allem drum und dran ins Haus, genau der Projektor, den ich zum erstem Mal überhaupt gesehen hatte.

Bearbeitet von Michael1 (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Ich fing 1984 Feuer als ich mit meinen Eltern eine Tour durch die U.S.A. (Westküste) machte. Die Universal Studios und Disney Land haben es mir angetan. Wieder zuhause habe ich mir Daddies Super8 Kamera (billiges Neckermann-Teil aber wenigstens mit Einzelbildschaltung) gekrallt und einen noch vorhandenen K40 verwendet, um meinen ersten Stop-Motion-Trickfilm mit Dinos aus Knetmasse zu drehen. Meine Eltern befürchteten während der mehrwöchigen Arbeit an diesem Film in unserer Kellerbar, dass dies nichts werden könnte. Nach der Entwicklung waren sie mehr als positiv vom Ergebnis überrascht. In Bezug auf Spezialeffekte habe ich dann Mitte bis Ende der 80er noch so einiges ausprobiert. Ab ca. 1986 begann ich mich für Spielfilme im Super8-Format zu interessieren und kaufte mir vom Konfirmationsgeld meinen ersten Tonfilmprojektor (Chinon SP330). Spielfilme waren zu dieser Zeit für einen Appel und ein Ei gebraucht zu beziehen. Schnell ergab sich eine Sammlung die Spaß machte. Meine ersten beiden kommerziellen Filme stammten allerdings noch aus der Zeit vor meiner Geburt und wurden meinem Vater zu Weihnachten zusammen mit einem Stummfilmprojektor von meinem Großvater geschenkt: "Apollo 11 - First Man On The Moon" und "Das Diadem" mit Diana Rigg. Beide habe ich heute noch. Parallel dazu lief ständig die Super8-Kamera, allerdings mittlerweile eine Bauer 715XL, an welche ich für 300 Mark gebraucht kam. Damals verwendete ich eigentlich immer Agfachrome Material, das 1989 für sage und schreibe 13,50 Mark inklusive Entwicklung erhältlich war.

 

Mit der Reduzierung der Amerikanischen Truppen bei uns in Rheinland-Pfalz Anfang der 90er Jahre schwappte einiges an Filmgeräten auf den Markt und ich erworb (auf einem Flohmarkt) um 1990 einen Bell & Howell Filmosound 545 für 60 Deutsche Mark. Filme waren zu dieser Zeit noch Mangelware. Ich überredete meinen Vater, bei der Montana Filmproduktion in Mainz einen Film auszuleihen. Das klappte auch und so konnte ich den ersten 16mm Film zuhause projizieren. In der Zeit danach ging ich im Namen des Tennisclubs bei unserer Stadtbildstelle ein und aus und lieh alles aus, was verfügbar war. Wenig später erfuhr ich vom Big Reel Magazin und abonnierte es sogleich. 16mm Kopien waren Anfang der 1990er Jahre in den U.S.A. sehr günstig zu bekommen, zumal es damals noch die Versandmöglichkeit per Schiff gab. Das dauerte oftmals 8 Wochen, aber 20 Dollar Versand für einen 16mm Spielfilm waren unschlagbar. Heute gibt es nur noch Luftpost zum 4-fachen Preis. Super8 und 16mm liefen immer parallel. Meine Eltern unterstützten das Hobby großzügig. Auf Flohmärkten konnte ich häufig schöne Kopien finden.

 

Irgendwann begann das Interesse an 35mm. Mein erster Projektor war eine Zeiss-Ikon Phonobox. Es ergab sich eher zufällig, dass das Gerät nebst einiger Film abgegeben wurde. Die Maschine fand Platz im neu errichteten Heimkino, für welches die ehemalige Autowerkstatt im Keller weichen musste. Mit der Phonobox erzielte ich nur bedingt gute Ergebnisse und so schaute ich mich weiter um, bis ich aus "allen vier Himmelsrichtungen" eine Bauer B12 zusammengetragen hatte - stets mit der großartigen Unterstützung meiner Eltern. Der Projektorkopf stammte von einem ehemaligen Vorführer aus der Pfalz, Fuß und Tischplatte von Kinograph Mauß aus Dreieich und das Lampenhaus von Kinotechnik Rinser aus München, den ich damals häufiger besuchte und der mir immer sehr weiterhalf. Die B12 wurde auf Halogen gerüstet und verrichtete ihre Arbeit mit herausstechendem Bildstand.

 

So fing es bei mir an und es hat mich in den vergangenen 32 Jahren nicht losgelassen.

 

Herzlichst,

 

Euer filmfool

Geschrieben

Bei mir war es ein glücklicher Zufall:

 

Kurz nach der Jahrtausendwende bin ich mit einem Schellackplattensammler bzgl. Plattenkauf/-tausch in Kontakt gekommen (damals über das für mich noch recht neue Internet.... :rolleyes:).

Dieser Kollege (darf ich inzwischen sagen, wir treffen uns immer noch regelmäßig ein paar Mal im Jahr zum Jazzfilme tauschen und schauen) hatte damals noch ziemlich neu einen Bauer P-Serie 16mm Projektor und eine Schuhschachtel voller Soundies (das sind Filmmusikboxenfilme aus den 40er Jahren).

 

Damit hat er mich angefixt (vor allem mit „Take the A-Train“ von den Delta Rhythm Boys und „What’cha know Joe“ von Larry Clinton & Orchestra).

 

Kurz darauf bin ich dank ebay in die weite Welt des Filmes eingetaucht, zuerst Musiksachen aus den 40er – 50er Jahren, vor allem Soundies und Telescriptions.

 

Passte recht gut zu alten Platten, die sich auch bei mir stapeln.

 

Mein erster Film: „He’s funny that way“ von Jane Harvey, 1946

 

Mein erster Projektor: Siemens 2000 (natürlich!), einfache Ausführung mit Lichtton und 5 Watt-Verstärker, den habe ich immer noch, allerdings schon lange nicht mehr benutzt.

 

Inzwischen habe ich den Focus erweitert auf klassische Cartoons und deutsche Trickfilme bis ca. 1950, Laurel & Hardy, Industriefilme über Ruhrgebiet, Schwerindustrie, Energieerzeugung, Scopitones, Star Trek (die Serie) und auch Spielfilme.

 

Ich war allerdings schon etwas vorbelastet, mein Vater filmt seit 1970, zuerst Super 8, dann ab den 90ern mit versch. Videoformaten. Dadurch habe ich schon als Kind immer wieder mal eine Kamera in der Hand gehalten. Habe aber das Analogfilmen mit Einstellung des K 40 aufgegeben.

 

Filme zeigen macht mir einfach mehr Spaß.

 

Silas

Geschrieben

Ich habe ca. 1974 mit der Carrena Zoomex II (Doppel8) meines Vaters angefangen. Ca. 1976 müsste es gewesen sein, als ich meine Nizo 136XL bekam. Etwa zeitgleich habe ich im Gymnasium in der Neigungsgruppe "Film" angefangen. Im Abitur hatte ich als GK Kunst das mündliche Thema "Technik der Filmtricks"

Geschrieben

Bei mir fing alles als Kind Ende der 1970er Jahre an. Mein Vater hatte eine Revue S8, aber nie wirklich Lust damit zu filmen. Ich fand das aber irrwitzig spannend und habe mich als 10-12 jähriger unseren Familien-/ Urlaubsfilmen gewidmet. Das ging so bis Anfang der 1980er und dann bin ich zur Photographie gekommen. Der Kassiker: Foto-AG in der Schule geleitet, usw.

 

Mit Super 8 war dann Mitte der 1980er erstmal Schluss. Angefangen habe ich wieder 2011 zur Geburt meiner Tochter, übrigens mit derselben Revue S8 von Papas Dachboden.

 

Traurig ist leider, daß alle (!) Filme aus Kindertagen futsch sind. Die waren mit diversen Kauffilmen in einer Kiste im Keller und in den ist irgendwann mal eingebrochen worden. Alles geklaut.

 

Falls also jemdem u.a. mal ein Film mit einenm älteren Herrn im orangenen 70er-Jahre-Trainingsanzug in Zeitlupe über den Weg läuft: ist das meiner (die Szene mit meinem turnenden Opa habe ich komischerweise nie vergessen)

Geschrieben

Oh Gott, Thorsten, das ist schrecklich, aber ich würde selbstgedrehte Filme niemals im Keller aufbewahren. Soetwas gehört ins direkte Wohnumfeld ;-)

Ich habe am 1. 1. 1997 auch mit einer Revue S8 angefangen. Ach, das waren noch Zeiten.

Geschrieben

Oh Gott, Thorsten, das ist schrecklich, aber ich würde selbstgedrehte Filme niemals im Keller aufbewahren. Soetwas gehört ins direkte Wohnumfeld ;-)

Heute käme ich auch nicht auf die Idee. Aber mit Anfang 20, 25 qm Appartment mit Fotolabor in der Diele, ... habe ich das leider etwas anders gesehen.

Geschrieben

Nein, das nicht, Ecke Niederrhein. In Freiburg kenne ich aber einen "Schellackplattenfreak" (meine andere Leidenschaft). Wir treffen uns leider nur unregelmäßig auf der Rüdesheimer Platten- & Grammophonbörse.

Geschrieben

Als Kind / Jugendlicher in den 70er / 80er Jahren viel ferngesehen...und was kam da nicht alles, als bei 3 Programmen am Samstagabend kurz vor Mitternacht schon Sendeschluss war...:

Die Reihe "Der phantastische Film", Stummfilme in der ZDF-Sonntagsmatinee, immer wieder Filmreihen berühmter Regiseure -

kurz, ich sah einfach alle Filmklassiker von 1915 bis 1970 im TV, später dann versucht im Kino nachzusehen und dadurch Lust bekommen, selber mal FIlme zu drehen.

Als Jugendlicher dann mitte der 80er mit Super-8 geliebäugelt, aber ich hatte kein Geld.

1990 dann, als Super8 "unten durch" war hab ich mir günstig eine riesen Cosina- Plastikkiste angeschafft und erste Aufnahmen gemacht, bald aber war die Optik hinüber...lies sich irgendwie nicht mehr scharfstellen (beim Zoomen vom Tele in den WW-Bereich wurde das Bild unscharf) - zumindest die Aufnahmen für die 10-jährige Angst sind damit entstanden

1999 dann Wiedereinstieg in die alte Leidenschaft mit einem Braun Silberling, im örtlichen Foto-Fachgeschäft Second-Hand erworben (den Neckermann-Projektor von 1990 hatte ich da noch).

Anfang 2000er dann Internet - und dadurch festgestellt, daß es tatsächlich noch mehr so Spinner wie mich gibt....

Seitdem dabeigeblieben.

Die letzten Jahre mehr Rückzug ins private Filmgeschehen (Kinder), versuche ich jetzt wieder mehr zu machen...

Geschrieben

Mein Vater fing 1971 mit Filmen an -- Super 8, die Kamera eine riesige Revue S8 Deluxe (Chinon) mit tausenden an Raffinessen, groß und sauschwer. Anlass war ganz klassisch die Geburt meines großen Bruders, also Familienfilme. Fasziniert von der Technik kaufte er gleichzeitig auch meiner Mutter eine Kamera, eine leichte und sehr kompakte Zeiss Ikon M803. Gefilmt wurde beiderseits mit Kodachrome. 1976 kam ich dazu, der Filmverbrauch stieg, vor allem meine Mutter hatte wirklich Talent im Einfangen lebendiger, unterhaltsamer Szenen aus der Hand, während die akribisch geplanten Stativaufnahmen meines Vaters einen heute oft gähnen lassen.

 

Leider starb mein Vater 1979 viel zu früh nach langer und schwerer Krankheit. Damit hörte auch die Filmerei auf, meine Mutter hatte andere Sorgen, allein mit einem drei- und einem sechsjährigen Kind.

 

Auch meine Oma filmte viele Jahre, und zwar erheblich viel und erheblich gut. Als bildende Künstlerin hatte sie ein besonderes Talent für Motivauswahl, Szenenkomposition und erfrischende Erzählmethoden. Auch der Filmschnitt bereitete ihr besondere Freude, einzelne "die schneide ich später noch" 15m-Rollen gab es da eigentlich nie.

 

Naturgemäß erinnere ich aus meinen ersten drei Lebensjahren nur sehr wenig. Umso wichtiger wurden für mich die alten Super 8 Filme, die mindestens jährlich mit großer Freude betrachtet wurden. Sie wurden für mich immer mehr ein Schauglas in die Vergangenheit, eine Zeitmaschine, die mich vieles besser verstehen liess. Ich erinnere noch gut, mit meinem Bruder im Keller regelmässig ein regelrechtes Kino einzurichten und gegen 10 Pfennig Eintritt die Filme vorzuführen. Eine Tonspur vermisste ich nie, es gab genug dazu zu erzählen. Der kleine Noris Record 100 (Natürlich Revue OEM) mit seiner 8V/50W Lampe lief grundsätzlich störungsfrei und tut es noch heute!

 

Fasziniert von der Technik gruben mein Bruder und ich gelegentlich gern die beiden eingemotteten Kameras aus. Im Kühlschrank lag schon immer diese eine S8-Kassette, die legten wir dann abwechselnd ein, spielten Reporter und filmten hemmungslos Nachbarn und Passanten von der Müllbox hinter der Hecke aus. Magischerweise hielt diese S8-Kassette einfach ewig. Stundenlang, tagelang, vielleicht sogar wochenlang. Ach wie selig ist man doch, wenn man einfach nicht weiß, was dieses "Exposed" im Bildfenster bedeutet. Schliesslich fing die Restmeteranzeige immer wieder von vorne an und Film sah man ja auch noch! Was aus dieser Kassette geworden ist, weiß ich leider nicht. Vermutlich habe ich sie aus Neugier irgendwann gewaltsam geöffnet und mich so zusätzlich infiziert.

 

1986, ich war noch keine 10, hängte der örtliche Fotohändler, ein alter Freund meines Vaters, zu Ostern dann mal eine Tüte mit ein paar Ablauffilmen für uns Jungs an unsere Haustür. Da waren auch zwei weisse Agfa Moviechrome nebst Beutel für die Umkehranstalt dabei. Gefühlt pures Gold! Der eine Film hielt für Versuche mit Stop-Trick her. Das hat tagelang gedauert, aber es sind hübsche kleine Szenen entstanden, denen man das fehlende Gefühl für Bewegungszeiträume ansieht. Der andere Film wurde auf einem sonntäglichen Waldspaziergang verfilmt -- dort, wo ich heute mit meinen Kindern Baumhäuser baue und Rehe beobachte. Beide Filme sind besondere Schätze und werden heute noch gerne gesehen.

 

(Ich erinnere übrigens noch genau die knappe Einweisung des Fotohändlers: "Drei Regeln: Keine Szene unter 3 Sekunden, keine Szene über 12 Sekunden, Kamera ruhighalten und nicht schwenken". Etwas knapp, aber durchaus gut!)

 

Bedingt durch guten Einfluss in der Schule, eines netten Nachbarn und einige von meinem Vater geerbte Fotoapparate begann mit etwa 13 Jahren aber zunächst die große Liebe zur Fotografie und zum eigenen Fotolabor. Ich fotografierte wie ein besessener, oft 1-2 Filme pro Tag (36er Tura 400 für DM 2,50 von Brinkmann), baute mir eine mobile Duka und nahm diese auf nahezu jede Reise und an die Unmöglichsten Orte mit. Zusammen mit einem Sandkastenfreund erkundeten wir alle Ecken der Fotografie, von Street über Makro und Natur, von Fotogrammen und flüssiger Emulsion über Lochkameras und Fachkameras bis zu eigenen Foto-Love-Stories mit Freunden bis hin zu kleinen bezahlten Aufträgen, bei denen wir die gemachten Bilder quasi in Echtzeit in der mobilen Duka entwickelten, abzogen und zum Trocknen oben auf die Leine hängten. Wir fühlten uns wie Doisneau, Cartier-Bresson und die Magnum-Riege zugleich. Später wollten dann auch Freundinnen Fotos von sich und kamen auch zunehmend gern und höchstinteressiert mit in unsere Dunkelkammern, um sich das alles doch mal genauer anzusehen. :)

 

Erst 1999, mit 23 Jahren, sprang der Silberkornfunken auch auf das Bewegtbild über. Vollkommen spontan und Trunken vom ersten guten Gehalt kaufte ich bei Foto Wannack, auf dem Weg von der Garage zur Wohnung, eine gebrauchte Bolex H16 nebst Bauer P6 und Zubehör -- ungeplant, aus dem Schaufenster heraus, ohne auch zu verhandeln. Zwei abgelaufene K25 bekam ich obendrauf geschenkt. Fasziniert von der unglaublichen Qualität des 16mm Formats wollte ich mehr, aber 100 DM für zweieinhalb Minuten Film waren einfach viel. Ich stolperte über Kahl, rief ihn an und kaufte 10 Dosen ominösen SW-Film. Ich verdrehte quasi völlig ungeübt alle 10 Rollen in Goodwood beim Festival of Speed. Nach ewig langem warten und mehrfachem Nachhaken bekam ich die Filme entwickelt von Kahl zurück: Verschleiert, matschig, voller Schlieren, ungleichmässig entwickelt. Daraufhin kaufte ich mir (noch bei ihm) einen Lomo-Tank und wurde nach geäußerter Kritik unsanft aus der Kundenkartei rausgeschmissen.

 

Dank meiner zehnjährigen Duka-Erfahrung klappte das Selbstentwickeln schnell prima, allerdings war es sehr viel Arbeit, 30m 16mm Film zu entwickeln dauerte fast zwei Stunden und ergab nur wenig Film. So führte mich letztlich der Durchsatz der Lomodose zurück zu Super 8. Es war einfach praktischer: Kleinerer Projektor, kleinere Spulen, mehr leichte Kameras als die riesige H16. Ich erinnere noch, dass es bei Wittner das 10er Pack K40 für 110€ gab, also tatsächlich 11€ pro Kassette inkl. Entwicklung. Ich denke, ich habe 200 dieser günstigen K40 verdreht, bis es damit vorbeiging. Wann genau ich am Haken war, kann ich nicht mehr sagen, ich habe mit dem Filmen einfach nie wieder aufgehört oder aufhören können.

 

Die Fotografie ist sekundäres Hobby geworden, aber immer noch sehr wichtig: Die Entwicklung von Fotografensoftware für Profis ist mein Broterwerb geworden und finanziert mir laufend das Filmerhobby. Nur um die nötige Zeit muss ich kämpfen, es gibt leider immer wieder Wochen, in denen ich keinen Film belichte, und dann werde ich unglücklich...

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