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Geschrieben

Hallo allerseits

Rogue One als Spinn-Off zwischen Star Wars 3 und 4 hat eine Grenze überschritten. Peter Cushing ist seit 12 Jahren tot und gewichtet den ohne Zweifel spannenden SF-Thriller in einem Ausmass, das mir Unbehagen bereitet. Ich bin mir sicher, dass die Filmemacher alle offenen Fragen juristisch sauber geklärt haben bis auf die Tatsache, dass Peter Cushing nicht gefragt wurde, ob er denn in diesem Film mitspielen wollte oder nicht. Sein Auftritt hat mich fasziniert, aber Momente später auch traurig gestimmt. Im Augenblick wanke ich noch zischen Ekel und Egal.

Diese Diskussion hatten wir schon mal, wenn auch aus trivialen, abstossenden Gründen. Da wurden m.E. Edward G. Robinson und Humphrey Bogart in eine Werbung für ein widerliches amerikanisches Süssgetränk eingebaut. Die Reaktionen damals waren allerdings einhellig ablehnend, soweit ich mich erinnern kann, und diese Brause-Fuzzis haben sich sehr schnell feige verkrochen.

Peter Cushing hingegen wird beraubt, sein Lebenswerk, das ausschliesslich ihm gehört, wird geschändet. Peter Cushing wird vergewaltigt, in einem Film mitzuspielen. Egal, wie man es betrachtet, dieser Mann wird enteignet, entmündigt und bestohlen.

Wo führt das hin, wenn diese Methode, die bei Fast & Furious 7 - wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen - noch sanft austariert wurde, Usus wird ? Erleben wir Marilyn Monroe in einem Porno mit Charlton Heston ? Adolf Hitler in einem Prequel von "Der Untergang" ? Ein Sequel von "Bullit" mit Steve McQueen - oh, das gabs ja schon, als Werbung für eine bescheuerte Automarke...

Oder, was wahrscheinlicher sein wird, da es diese Software schon gibt, Dich oder mich in einem Polizeiverhör, wo wir zugeben, der oder jene ermordet zu haben, weil sie unsere Gesichter und Stimmen aus dem Netz fischten ?

Man hätte die Sequenzen mit Peter Cushing mit etwas mehr respektvoller Phantasie anders gestalten können, als Spiegelbild oder als Schatten oder weiss ich wie sonst. Diese Art von Kinounterhaltung stösst mich ab. Sicher, man kann jetzt alle Vorbehalte in den Topf werfen, dass mit dieser Denkweise jegliches Bild- und Tonmaterial von Verstorbenen in Zukunft tabu ist. Aus dem damaligen Rahmen gerissen, ja.

Wenn Peter Cushing diesmal auch das Glück hatte, dass nichts Verwerfliches aus seinem Wesen gebastelt wurde, können wir sicher sein, dass diese Zurückhaltung für die Zukunft gilt ?

 

Rabust

  • Like 1
Geschrieben

Er sah so artificial aus, dass es eine Beleidigung ist, ihn mit seiner wahren Person und Schauspielleistung zu vergleichen. Wir haben das unter Freunden schon vor Jahren diskutiert, wie es sein wird wenn die Technik verstorbene Schauspieler in neuen Filmen ermöglichen wird. Es funktioniert nicht, weil das Wissen das man eine eigentlich tote Person sieht einem aus der Handlung nimmt, bzw man kommt gar nie rein.

  • Like 1
Geschrieben

Mal ehrlich! Mich hat der CGI-Charakter nicht im Geringsten gestört. Sie wollten die Überleitung zum Originalfilm so gut wie möglich gestalten und das ist Ihnen gelungen. Sie konnten Cushing auch nicht mehr befragen, ob er es gut oder schlecht findet, als Computerfigur wiederaufzustehen. So wie ich seine Interviews und sein Wesen deute, bin ich aber der Meinung, dass er es locker genommen hätte. Und er wurde mitnichten "vergewaltigt", denn so erinnert man sich zumindest an ihn. Fragt Eure Kunden und ich wette, die meisten werden sich über die Aussage keine Gedanken gemacht haben.

  • Like 1
Geschrieben
vor 41 Minuten schrieb Majorsmith:

"Die Meisten" kennen ihn gar nicht :-(

Ebendrum! Evtl. interessiert sich dann doch der ein- oder andere Besucher für den Schauspieler und entdeckt seine anderen Filmwerke.

Geschrieben (bearbeitet)

Wir haben ihn in 4k gespielt, und ich saß bei etwa einer halben Leinwandbreite. Mir war auch sofort klar, dass das CG ist, weil ich weiss, wie lange Cushing schon nicht mehr unter uns weilt, aber es ist erschreckend gut gemacht, da widerspreche ich Majorsmith. Er ist ja wirklich sehr viel und demonstrativ in RogueOne dargestellt, auch in Gesichts-CloseUps, und das hätten die bei so einer Produktion auch nicht gemacht, wenn sie nicht überzeugt vom Resultat gewesen wären.

Minimale unnatürliche Artefakte in der Feinmimik, aber sehr viel besser, als ich das von allen anderen bisherigen Versuchen kenne. Ich war eher erschrocken, wie gut das bei dieser Ausführlichkeit geklappt hat. Was mich etwas wunderte war allerdings, dass er in der Rogue One Darstellung eher etwas älter aussieht als im Original. Da haben die ein bißchen übertrieben. Im Original hat er noch ein recht straffes, ungeädertes und energisches Gesicht, sehr passend zu seiner Rolle. In Rogue One wirkt er doch eher als alter Mann.

Das ist jetzt aber keine Detailkritik an Rogue One, war einfach mein Eindruck, finde solche Kleinigkeiten in der Wahrnehmung eher spannend

Achtung, Spoiler...

 

Wo es nicht gut geklappt hat war beim Auftreten von Leia am Schluss, das sah schon eher aus wie im Computerspiel. Das haben die aber glaube ich auch selbst gemerkt und ihr nur gerade soviel Screen-Time wie nötig gegeben, kaum anderthalb Sekunden, und Abgang...

 

Was die rechtlich-ethische Seite angeht - ich sehe das eher dialektisch - die Büchse der Pandora ist geöffnet, wir wissen aber ja gar nicht, ob die Erben von Cushing nicht dazu gefragt wurden. In zukünftigen Verträgen wird sowas bei Top-Schauspielern sicher verhandelt werden, ich bin sicher, die Anwälte spitzen schon die Füller... 

Grundsätzlich sehe ich keine Berechtigung eines Studios, sowas ohne vertragliche Regelung zu machen, da stimme ich Rabust zu.

- Carsten

 

 

 

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
  • Like 1
Geschrieben

Die gesamte hysterisch hoch angegangene Diskussion hätte im Übrigen sehr viel flacher verlaufen können, hätte man den Abspann bis zum Schluss angesehen.
Dort wird nämlich dem Nachlassverwalter von Peter Cushing ausdrücklich gedankt und Cushing selbst noch einmal gesondert erwähnt.
Rechteklau o.ä. sieht anders aus.

Geschrieben

Nebenbei, Cushing ist schon 1994 verstorben. Er würde sich aber sicher freuen, dass seine eher als Nebenrolle angelegte Figur 40 Jahre nach Star Wars noch mal so wichtig werden würde.

- Carsten

Geschrieben (bearbeitet)
Am 15.12.2016 um 15:43 schrieb Rabust:

Wo führt das hin, wenn diese Methode, die bei Fast & Furious 7 - wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen - noch sanft austariert wurde, Usus wird ? Erleben wir Marilyn Monroe in einem Porno mit Charlton Heston ? Adolf Hitler in einem Prequel von "Der Untergang" ? Ein Sequel von "Bullit" mit Steve McQueen - oh, das gabs ja schon, als Werbung für eine bescheuerte Automarke..

Rabust

In Brian Singers SUPER MAN RETURNS wird durch die digitale Reanimation des verstorbenen Marlon Brando ein althergebrachter Topos der von der "Frankfurter Schule" (Adorno/Horckheimer) kritisierten Kulturindustrie bedient: die sog. "Wiederholung des Immergleichen".

Noch spannender ein anderer womöglich aufbluehender Industriezweig: https://meta.tagesschau.de/id/114623/digitale-klone-wie-us-forscher-tote-lebendig-halten-wollen

Im dritten Schritt - in von Forschern geschätzten 400 bis 500 Jahren - erlebt man (wir nicht mehr) die Aufhebung der Laetalitaet. Die Biochemie soll die Endlichkeit des Lebens und dessen Zerfall aufheben. In Gesellschaften, die noch immer von Klassenteilung oder Produktivitaetsstau oder Rohstoffmangel geplagt sind, müssten privilegierte Nutznießer sich nun gegen Unterprivilegierte abschirmen. Das teuerste Medikament der Geschichte kommt in Umlauf.

Die Billigdroge "Unterhaltungskino" unserer Zeit spielt in Folge der ihr verfügbaren Visual Effects populär mit Szenarien dieser Art, weil darin Urwuensche bedient werden.

Falls "unser" Planet bis dahin ueberhaupt durchhält, beginnt der Countdown dorthin schon jetzt.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Also ich finde es immer bizarr, wenn man versucht, einen Toten in einem Film mitspielen zu lassen.

Bei Filmen, wo ein wichtiger Darsteller während der Dreharbeiten verstarb und man versuchte, es weiträumig zu umfahren, war mein Gedanke "Man hätte es sein lassen sollen".

Aber in der Filmindustrie scheint es nur 2 Maßstäbe zu geben "Muss Geld bringen, wenn es genug Zuschauern gefällt, ist es gut"

Geschrieben

Mal ganz was anderes bekommt ihr eigentlich die KMDs auch nur mit 24fps laut Freigabekarte zb jetzt aktuell steht Rogue One auch ein 25fps in der Freigabekarte das wirkt sich in der Laufzeit wie folgt aus:

24fps: 134:03

25fps: 128:41

werden nur die 24er Schlüssel erstellt oder bekommt jemand von euch auch die 25er?
 

FSK.pdf

Geschrieben

Ich glaube nicht, dass irgendein Kino ne 25er kriegt. 25fps Laufzeiten stehen doch in jeder Freigabekarte. Der Hintergrund sind vermutlich Fernsehauswertungen.

 

- Carsten

Geschrieben

Komische Frage ... bei jeder Freigabe werden die Laufzeiten in 24 und 25 B/s angegeben. Das spart das Nachrechnen für das spätere DVD-Release. Heißt aber nicht, dass ein DCP auch in 25 B/s vorliegt. Beim Umstieg von analog zu digital hat man die Längenangaben zusammengelegt. Analog wurde ja bekanntlich noch in Metern gerechnet und daraus die Kino-Länge errechnet. Für DVD musste man dann neu zählen, bei anderer Schnittfassung sowieso.

  • 2 Wochen später...

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