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Vorzüge und Legenden des Digital Cinema


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Geschrieben

Hallo,

 

ich hoffe ich darf auch antworten, obwohl die Frage an Jens ging.

 

Bei Xenonlampen vergrößert sich der Bogenabstand in der Tat, wodurch wie richtig bemerkt weniger Licht durch Etendue-beschränkte optische Systeme gelangt. Allerdings ist hier nicht nur die Vergrößerung des Bogens relevant sondern auch die veränderte Position des Plasma Hotspots im Reflektor. Bei Projektoren mit Xenonlampen läßt sich dies durch Nachjustieren der Lampe korrigieren (Bei NSH oder UHP, wo der Brenner in den Reflektor eingekittet ist geht dies nicht).

 

Beste Grüße

Nils

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Top-Benutzer in diesem Thema

Geschrieben

Hallo Andreas,

 

kein Problem, ich werde häufiger mit Jens angesprochen. In diesem Fall war ich mir nicht sicher, wen Du meinst.

 

Kennst Du übrigens das Buch "Projektion Displays" vom SID? Dürfte Dich ansonsten sicher interessieren. Ist leider nur wie viele Fachliteratur teuer.

 

Beste Grüße

Nils

Geschrieben

Bei den Lampen passiert auch noch was lästiges. Das Quarzglas verdampft ein wenig und schlägt sich auf dem Spiegel nieder. Verschlechtert die Lichtleistung. Die Kühlung der Lampen ist sowieso so ne Sache bei den Videobeamern.

Zu der ANSI-Lumen/Helligkeit. Da wird je nach Hersteller ganz schön gemauschelt (visuell). Manche sind sehr ungleichmässig ausgeleuchtet, in der Mitte sehr gut sichtbar heller. (ANSI-Norm halt). Gute Hersteller legen wesentlich mehr Wert auf ne gescheite Ausleuchtung. Das kostet dann aber auch und macht sich nebenbei auch in besserer Farbwiedergabe und anderen, nützlichen Details bemerkbar.

Ich vergleiche immer wieder preiswerte DLP's und LCD's mit teuren, und kann die meisten billigen nur für Computerpräsentationen empfehlen, nicht für Videowiedergabe.

Jens

Geschrieben

Ist nur ne Vermutung von mir. Den gleichen Effekt gibts bei Halogenstäben für die Baustrahler. Auf dem Spiegel schlägt sich ein weisser Belag nieder, der sich mehr oder minder leicht abwischen lässt. Gleichzietig wird das Glas des Stabes milchig.

Diesen Effekt habe ich auch bei den Lampen aus Videobeamern festgestellt. Der Belag lässt sich vom Spiegel leicht abwischen, das Glas des Kolbens ist milchig und rauh.

Daher die Vermutung. Oder hast du eine andere, eventuell bewiesene Erklärung dafür?

Jens

Geschrieben

Hallo Jens,

 

das milchig werden ist die Rekristallisierung (Wechsel von amorpher zu kristalliner Struktur) des Quarzes -ein normaler Alterungsprozeß der je nach Qualität des Quarzes langsamer oder schneller geht. Dieses fühlt sich tatsächlich rauh an läßt sich aber nicht wegwischen und sollte nicht abdampfen.

 

Bei billiger Lampen können noch Wassereinlagerungen zu Trübungeffekten führen.

 

Kann es sein, dass es sich um eingebrannten Staub handelt bei dem Belag?

 

Beste Grüße

Nils

Geschrieben

Hallo,

 

ich nehme an das sind Ausduenstungen aus irgendwelchen Lacken und Kunststoffen

(z.B. diese Gummilippe ringsrum aus Silikon (?))... was aehnliches (dort allerdings nicht

entfernbar) kann man bei alten Autos an der Windschutzscheibe beobachten, dort v.a.

am Rand wo das Glas auf der Dichtlippe aufliegt. Sublimation des Quarzes halte ich

fuer unwahrscheinlich, bei der Temperaturfestigkeit....

 

Gruesse

Marc

Geschrieben

Nee, ist kein Staub, eher irgend was aus dem Glas oder eventuell Metalldampfoxid. Lässt sich auf jeden Fall leicht abwischen, wenn man von manchen Lampen das Wärmeschutzglas entfernt hat. Danach hab ich die Lampen allerdings bisher nicht wieder eingebaut, kann von daher auch keine Aussage über den Helligkeitsgewinn machen.

Jens

Geschrieben
Sehr geehrtes Forum,

 

ich habe zum Thema Digitalprojektion in div. Untersuchungen durchgefuehrt. Ergebnisse dieser Arbeiten finden sich in verschiedenen Publikationen. Diese sind unter anderem auf meiner Website zu finden: http://filmlichter.de/index.php?seite=publikation

 

Der Rahmen dieser Untersuchungen wurde von den Anforderungen und Moeglichkeiten fuer eine digitale Projektion im Kino gesteckt.

 

Fuer Kritik stehe ich jederzeit gern zur Verfuegung.

 

Mit freundlichen Gruessen, Andreas Niemand

Ich möchte flüchtig darauf eingehen.

Viel Mühe in der Erfassung des Meßergebnisse und Spezifika, und auch erstaunlich, daß überhaupt analogen Eigenschaften zumindest einige Qualitäten noch zugestanden werden.

Was mir fehlt, ist dennoch der A/B-Vergleich zu optimalen Filmmaterialien aller Breiten, Typen und Formate zum derzeitgen Digital-Niveau. Dies bleibt insgesamt der wunde Punkt, daß dieser "Härtetest" mit 35-mm-Originalmaterialien heute nicht mehr als Nonplusultra aufgefaßt wird, da Film allenfalls noch als Abkömmling einer Umkopierung für diverse komparatistische Studien zum Digital Cinema herangeführt wird, d.h. leider nur suboptimal verhandelt wird.

 

Aber immer bemüht sich die Studie um das Nachzeichnen des vorgegebenen Versuchsaufbaus (war es das Colloquium im ARRI-Kino von vor drei Jahren?).

Ziel der Studie ist, den Status Quo der Digital-Projektion zu beleuchten und a priori als kommenden Standard der Kinoprojektion zu empfehlen. Wo es ihr mangelt, gelte es noch Abhilfe zu finden. Eine Optimierung von chemischen Filmmaterialien ist also nicht Ziel der Untersuchung, sondern dessen optimale Umwandlung in das digitale Medium.

So verwundert mich in der Tat, daß der Vergleichsprojektion mit 35-mm-Kopie noch einige Vorzüge zugesprochen werden, aber gleichzeitig deren Vorlage, ein 2 k Intermediate, nicht infrage gestellt wird. Wenn nun anderseits zwar an Linienpaare und eine 4-k-Auflösung des 35-mm-Negativs erinnert werden, so bleibt doch dieser Faktor unberücksichtigt in den folgenden Vergleichsprojektionen, die a) 2k-Auflösung auf ausbelichteter 35-mm-Kopie offerieren und b) 2 k-Auflösung als HD-Master in Direkteinspeisung in einen digitalen Projektor anbieten.

 

Daß hierbei die Güte des "Analogen" bei 35mm längst nur noch in digitalisierter "Konserve" vorliegt, ist ein bedauerlicher Niedergang in der analogen Kinematographie der letzten Jahre - und hat dieser qualitativ den Grabstein gemeißelt.

 

Kurzum: die mich interessierenden A/B-Vergleiche haben somit nicht stattgefunden: verglichen wurde "digital" auf 35mm mit "digital" auf DLP.

 

Zur weiteren Diskussion habe ich einige Kernaussagen der Abhandlung von Andreas Niemand exzerpiert - vielleicht kommen ja noch weitere Details zum Vorschein?

 

Projektionssysteme unterliegen nicht, anders als Fernsehbildschirme, einer bestimmten Norm oder Anforderung

zur Bilddarstellung.

(...)

Die Quelle der digitalen Projektion ist der digitale Film. Geht man davon aus, daß während der Postproduktion

( Schnitt, Farbbearbeitung, Effekterstellung) keine Veränderungen der technischen Qualität

des Filmmaterials passieren, so bleibt als entscheidender Faktor für die Bildqualität der vorangehende

Prozess der Digitalisierung.

Für reale Aufnahmen (keine computergenerierten Bilder) gibt es zwei Möglichkeiten: entweder wird analoger

Film mit einem Scanner digitalisiert oder es wird mit einer Digitalen Kamera gedreht. Berücksichtigt

man nur praktikable und verfügbare Techniken, so ist die Digitale

(...)

Ein 35mm- Negativ hat eine Nutzbreite von 25 mm, bei 80 lp/mm ergibt sich die horizontale Auflösung

zu 4000 Pixeln.Der von einem Film aufnehmbare Dynamikbereich ist sehr groß. In einer Aufnahme kann der abgebildete

Beleuchtungsstärkeunterschied auf einem Negativfilm 10000:1 und mehr betragen, ohne daß helle oder

dunkle Bereiche überstrahlen oder absaufen. Andere Angaben sprechen von einem Blendenumfang von

12 und mehr Blenden, die Film gleichzeitig abbilden kann. Daraus errechnet sich ein Dynamikumfang

von 72dB oder 4096:1.

Filmscanner sind in der Lage, die hohe Auflösung und den großen Dynamikbereich des Negativfilmes

in die digitale Ebene zu ¨uberf¨uhren. Verfügbar mit Auflösungen bis zu 6 oder 8K können so die 4000

Pixel des 35mm-Filmmaterials artefaktfrei digitalisiert werden.

(...)

Die Quelle für qualitativ hochwertige Bilder, so wie sie der Kinozuschauer

heute und in den nächsten Jahren erwartet, kann momentan nur die Kette Filmkamera- Negativfilm-

Filmscanner sein.

(...)

Weiterhin bietet die Kombination Film-Scanner ein Potential für die Qualitätsverbesserung der

Kinoprojektion beim Übergang zur digitalen Präsentation.

VISUELLE TESTS:

Die Projektoren wurden auf gleiche Helligkeit eingestellt, der Filmprojektor zeigte die optische Kopie

einer 2K-Laserausbelichtung, der Projektor zeigte die bikubisch auf native Pixelzahl des DLP-Chips verkleinerten

Versionen der 2K-Bilder.

(...)

Die Projektoren wurden auf gleiche Helligkeit eingestellt, der Filmprojektor zeigte die optische Kopie

einer 2K-Laserausbelichtung, der Projektor zeigte die bikubisch auf native Pixelzahl des DLP-Chips verkleinerten

Versionen der 2K-Bilder.

(...)

Für den Eindruck der Farbsättigung zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen Film und Digitalprojektion.

Generell wird der Film ein wenig satter bewertet. Dieser Eindruck nimmt bei dunkler werdenden

Farbfeldern zu. Die Ursache wird wiederum im vorhandenen Restlicht der Digitalprojektion vermutet.

(...)

Eine Leinwand in einem Kino ist zwischen 18 und 100m2 groß, manchmal sogar bis zu 200m2. Daraus

ergibt sich ein notwendiger Lichtstrom des Projektors zwischen 3400 lm (18m2) und 18800 lm (100m2)

für eine zu erreichende Leuchtdichte von 55cd/m2. Die hier vermessenen Projektoren sind daher allein

vom Lichtstrom für Leinwände bis etwa 30m2 einsetzbar. Projektoren mit Leuchtmitteln gr¨oßerer Leuchtdichte

existieren, so dass auch größere Leinwände bespielbar sind.

(...)

DLP-Lichtventile sind in Auflösungen über 2K momentan nicht als Seriengeräte realisierbar, wobei

hingegen die LCoS- Technologie schon heute 4K erreicht.

(...)

Die Werte für den Normkontrast ähneln sich bei Digitaler und Filmprojektion. Beide Werte liegen im

Bereich von etwa 100:1. Die gemessenen Sequentialkontraste der Digitalprojektoren erreichen nicht die

Werte einer Filmprojektion. Weiterhin zeigen die visuellen Tests die Abhängigkeit der Kontrastempfindung

von der durchschnittlichen Bildhelligkeit. Somit zeigt sich f¨ur den Kontrast ein gemischtes Bild. Da

sich das menschliche Auge auf einen Leuchtdichtebereich anpasst, können die Normkontraste der Projektoren

durchaus ausreichend sein. Werden allerdings dunkle Filme oder längere dunkle Passagen gezeigt,

so ist das Restlicht des Digitalprojektors störend, das Bild ist flau und kontrastarm. Hierbei zeigt der

Filmprojektor seine Stärke, auch dunkle Passagen detailliert wiedergeben zu können.

(...)

 

Bemerkenswert ist die Beurteilung der Schärfe. Hier wurde dem Digitalprojektor bei den visuellen Tests

durchweg der Vorzug gegenüber der Filmprojektion gegeben.

Filmprojektionen sind momentan in ihren Kennwerten Kontrast, Übertragungsverhalten und mögliche

Auflösung den Digitalprojektoren überlegen. In allen anderen Bereichen jedoch liefern Digitalprojektoren ein vergleichbares oder besseres Ergebnis. Digitale Projektionen liefern eine farbneutrale und scharfe

Wiedergabe des gewünschten Bildes. Durch die Digitaltechnik ist ein besseres Qualitätsmanagement von

der Abnahmekopie zur Vervielfältigung für die Zuschauertheater möglich.

Geschrieben
Was mir fehlt, ist dennoch der A/B-Vergleich zu optimalen Filmmaterialien aller Breiten, Typen und Formate zum derzeitgen Digital-Niveau. Dies bleibt insgesamt der wunde Punkt, daß dieser "Härtetest" mit 35-mm-Originalmaterialien heute nicht mehr als Nonplusultra aufgefaßt wird, da Film allenfalls noch als Abkömmling einer Umkopierung für diverse komparatistische Studien zum Digital Cinema herangeführt wird, d.h. leider nur suboptimal verhandelt wird.

 

In der Tat wurde dieser so Test nicht durchgefuehrt. Ziel war die Untersuchung der digitalen Projektion hinsichtlich ihrer Eigenschaften im Kino.

Entscheidendes technisches Gütekriterium für einen Kinofilm ist die Projektion im Kino für den Kinbozuschauer. Wie diese erreicht wird, ist nachrangig.

Andererseits scheinen die zitierten mehrfachen Umkopierungen Stand der analogen Projektion zu sein. Der viel zitierte ( und auch kritisierte) Bolewski-Report (FKT 3/2002, s.124-126) beschreibt eine teilweise geringe Schärfe der analogen Kinoprojektion (deutlich unter 2k).

Ins Schärfe das entscheidende Qualitätskriterium? War die analoge Kinoprojektion früher technisch besser?

 

Neben der künstlerischen Verwirklichung ist Kino und Kinofilm immer auch ein Wirtschaftsgut. Hat sich der dabei übliche technische Standard in den letzten 20 Jahren verschlechtert?

 

Daß hierbei die Güte des "Analogen" bei 35mm längst nur noch in digitalisierter "Konserve" vorliegt, ist ein bedauerlicher Niedergang in der analogen Kinematographie der letzten Jahre - und hat dieser qualitativ den Grabstein gemeißelt.

 

Wie lässt sich diese Behauptung belegen?

 

Kurzum: die mich interessierenden A/B-Vergleiche haben somit nicht stattgefunden: verglichen wurde "digital" auf 35mm mit "digital" auf DLP.

 

Wie kann ein solcher Vergleich stattfinden?

In meinen Augen wäre das ein 6-8k-35mm Scan (der dann scheinbar "alles" aus einem Film herausholt) auf einem 2- 4k-Digitalprojektor vs. ein 35mm-Negativ mit den notwendigen analogen Zwischenschritten, jedoch immer optisch kopiert.

Das scheint mir der technisch maximale Vergleich zu sein, den man den beiden Medien digital vs. analog heute zurechnen kann.

Wirtschaftlich kommt er in meinen Augen nicht in Frage, dh. er behandelt keine wirtschaftlich relevanten Produktionsmechanismen.

 

Ich meine, dass ein analoger Dreh(35mm Negativ) mit durchgehender digitaler 4k- Nachbearbeitung und anschliessender digitaler 4k-Projektion die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung für das Kinofilmerlebnis darstellt.

Eine Alternative zur digitalen Projektion wären analoge Abzüge eines 4k-Masters, ohne Synchronkopierungen etc.

 

(war es das Colloquium im ARRI-Kino von vor drei Jahren?).

 

Nein. Es wurden separate Untersuchungen durchgeführt.

Geschrieben

Hallo Cinerama,

 

bezüglich Deiner flüchtigen Erwiderung (ein nettes Understatement übrigens):

Digitales Kino wird 35mm erstzen, genauso wie die Tastentelefone die Wählscheibentelefone, Farbfernseher den Schwarzweißfernseher,... ersetzt haben -selbst wenn die heutige 35mm Technologie noch Weiterentwicklungspotential birgt und/oder unter seinen Möglichkeiten verwendet wird. Diese Aussage enthält ausdrücklich keine Wertung, welche Technlogie besser ist, sondern stellt nur den vorhersehbaren Ablösung einer Technologie durch eine andere dar.

Und ich gebe Dir auch recht, dass in diesem Fall die Entwicklung zu einem signifikanten Anteil durch wirtschaftliche Interessen vorangetrieben wird.

 

Diese Realität akzeptierend hat Andreas Niemand einen Vergleich zwischen Digitalen Projektoren angestellt. Ein reine wissenschaftliche Abhandlung, die Ihrer Natur entsprechend, sich auf einen Auschnitt beschränkt um den Rahmen nicht zu sprengen. Im Paper wird ja auch nirgendwo durch Niemand (schöne Doppeldeutigkeit!) behauptet 35mm Projektoren zu begutachten.

 

Vielleicht findet sich ja jemand, der einen wissenschaftlich fundierten Verglecih 35mm - digital anstellen wird. Nur fürchte ich, wird wie immer das Ergebnis ist, es nichts am Lauf der Zeit ändern.

 

Beste Grüße

Nils

Geschrieben

Hallo allerseits: es wurden ja kritische Einwände ausdrücklich erfragt, daher habe ich einige Antithesen entwickelt, obwohl der Report sehr informativ ist.

Was mir fehlt, ist dennoch der A/B-Vergleich zu optimalen Filmmaterialien aller Breiten, Typen und Formate zum derzeitgen Digital-Niveau. (...)

 

In der Tat wurde dieser so Test nicht durchgefuehrt. Ziel war die Untersuchung der digitalen Projektion hinsichtlich ihrer Eigenschaften im Kino.

Entscheidendes technisches Gütekriterium für einen Kinofilm ist die Projektion im Kino für den Kinozuschauer. Wie diese erreicht wird, ist nachrangig.

Dies wäre ein Punkt, den ich als vorrangig betrachte. Über 150 Jahre haben die Techniker und Unternehmer in photochemische und kinematographische Erzeugnisse Zeit und Geld investiert, um dem Zuschauer einen höheren "Realismus" in der Betrachtung zu offerieren. Daher halte ich es für vermessen, wenn diesen Verfahren keine Parallelexistenz mehr zugestanden würde, sondern primär aus Gründen der Marktdurchdringungen mit einem neuen Produkt und dem Argument angeblicher Wirtschaftlichkeit (nebeher: Digital Cinema ist zur Zeit nicht wirtschaftlich und auch technisch nicht optimal) sich ausschließlich für digitale Lösungen zu interessieren. Ich habe diese Erfahrungen gemacht: den Protegisten einer Digitalisierung liegt wenig am analogen Medium, mitunter haben sie es zu wenig in Augenschein genommen.

Andererseits scheinen die zitierten mehrfachen Umkopierungen Stand der analogen Projektion zu sein. Der viel zitierte ( und auch kritisierte) Bolewski-Report (FKT 3/2002, s.124-126) beschreibt eine teilweise geringe Schärfe der analogen Kinoprojektion (deutlich unter 2k).

Genau dieser Punkt zeigt, daß in der Öffentlichkeit unfaire Debatten geführt werden: viele berufen sich zwar auf den (verschlechterten!) Status Quo analoger Projektion und analoger Kopien, aber es wird zu wenig herausgestellt, daß einige Verschlechterungen auch durch die Digitalisierung des analogen Materials stattgefunden haben.

Ist Schärfe das entscheidende Qualitätskriterium? War die analoge Kinoprojektion früher technisch besser?

Oh ja - und für mich ist sie das halbe Leben: die wundervolle Schärfe! Sie ist für mich das wichtigste Kriterium, gefolgt von Farbe und Kontrast.

Natürlich war die Bildprojektion - zumindest in den Schlüsseltheatern - früher bessser! Es gab vor fünf Jahren noch kein Digital Intermediate (daher war selbst im Duprozeß auf 35mm eine bessere Schärfe der damaligen Kopien als der heutigen zu konstatieren). Ich neige auch dazu, daß ich landweit seltener als heute schlechte Bildstände gesehen habe (die mir ein jüngeres Symptom der Massenkopierung und der elektronischen Schrittmotoren der 35mm-Projektoren zu sein scheinen - das müßte man statistisch einmal erfassen). In den meisten Kinos meines Wendekreises stand der Bildstand fabelhaft, und viele gesehene (und selbst kopierte) Filme vom Kamera-Originalnegativ nebst einer Unzahl an 70mm-Screenings lagen an Schärfe haushoch über derzeit allen gängigen Kinolevels.

Daher sind diese Erfahrungen für mich bindend und historischer Maßstab, nicht das, was man heute aus Film gemacht hat. Und auch der Grund für mein Unverständnis, alles nur noch digital lösen zu wollen, nur weil keiner mehr anständig auf Film aufnehmen will resp. korrekte Kopien zieht.

 

Das ist ein großes Absurdum! Es ließe sich jederzeit ädern, wenn sich dei Produzenten für eine bessere Bildgüte intessierten und auch objektiv darüber aufgeklärt würden.

 

Neben der künstlerischen Verwirklichung ist Kino und Kinofilm immer auch ein Wirtschaftsgut. Hat sich der dabei übliche technische Standard in den letzten 20 Jahren verschlechtert?

In einigen Punkten ja, in anderen Punkten nein. Visuell und optisch hat sich der Look der Filme (abgesehen von der Entwicklung schärferer Aufnahemmaterialien) ins Diffuse verschoben.

 

Daß hierbei die Güte des "Analogen" bei 35mm längst nur noch in digitalisierter "Konserve" vorliegt, ist ein bedauerlicher Niedergang in der analogen Kinematographie der letzten Jahre - und hat dieser qualitativ den Grabstein gemeißelt.

 

Wie lässt sich diese Behauptung belegen?

Genau damit spreche ich auf die Digitalisierung von Filmmaterialien an, die auf einem 2 k Digital Intermediate (der industrielle Standard seit ein paar Jahren) deutlich in Schärfe und Farbkonstrast verschlechtert wurden (von Ausnahmen abgesehen, die etwas besser aussahen, aber auch nicht optimal sind).

 

Kurzum: die mich interessierenden A/B-Vergleiche haben somit nicht stattgefunden: verglichen wurde "digital" auf 35mm mit "digital" auf DLP.

 

Wie kann ein solcher Vergleich stattfinden?

In meinen Augen wäre das ein 6-8k-35mm Scan (der dann scheinbar "alles" aus einem Film herausholt) auf einem 2- 4k-Digitalprojektor vs. ein 35mm-Negativ mit den notwendigen analogen Zwischenschritten, jedoch immer optisch kopiert.

Das scheint mir der technisch maximale Vergleich zu sein, den man den beiden Medien digital vs. analog heute zurechnen kann.

Wirtschaftlich kommt er in meinen Augen nicht in Frage, dh. er behandelt keine wirtschaftlich relevanten Produktionsmechanismen.

Das wäre ein möglicher Weg. Ob er "wirtschaftlich" gewollt ist, ist eine andere Frage, aber von solchen Produzenten, dei 200 Mio. Dollars in RACHE DER SITH oder TITANIC investieren, aber außerstande sind, ein visuell und optisch gutes Biuld zu erzeugen, ungerne vorsetzen. Hier regt sich Widerstand gegen die vermeintliche "Wirtschaftlichkeit".

Da aber 2 k-Scans/Abtastungen und 2 k Screenings der derzeitige Standards sind, für mich aber 70mm der beste Standard bleibt, regt sich doch ein gewisser Unwille gegenüber den digitalen Bestrebungen.

 

Ich meine, dass ein analoger Dreh(35mm Negativ) mit durchgehender digitaler 4k- Nachbearbeitung und anschliessender digitaler 4k-Projektion die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung für das Kinofilmerlebnis darstellt.

Eine Alternative zur digitalen Projektion wären analoge Abzüge eines 4k-Masters, ohne Synchronkopierungen etc.

Für den Mainstream-Bereich würde ich dem 70mm-Format adäqute Bildträger (dann doch wieder analoge) einfordern wollen. Diese Kompromisse - 2 k und 4 k - lassen mich denkbar kalt.

 

Soweit meine Skepsis und Distanz zu den derzeitigen Entwicklungen, aber Du hattest den Widerspruch ja erfragt, und ich wollte antworten.

Geschrieben

Danke Cinerama. Ich bin hocherfreut ueber Deine Aussagen. Daher hoffe ich, dass Du meine forsche Fragerei entschuldigst. Mit Deinen Aussagen sehe ich in Dir einen Verfechter des großen Kinos alter Schule ( Hinweis 70mm-Kopien).

 

Daher moechte ich keinen Diskurs ueber "digital ist besser" beginnen, da dieser der Problematik nicht gerecht wird.

 

Ich denke eher an Dispute aus dem Audiobereich... Ein guter Freund von mir hat amtliche analoge Aufzeichnungs- und Bearbeitungstechnik in seinem Studiokeller und findet keine Kunden mehr, die bereit sind, fuer diese Technik Geld auf zuwenden...

Geschrieben

Mein persönlicher Standpunkt zum Thema Koexistenz: Ich gehe davon aus, das es IMMER analoge Projektion geben wird. Zum einen ist das ein Kostenfaktor, der in den naechsten 15 Jahren keine durchgehende Digitalisierung zulässt und zum anderen ein Nischenfaktor, der genau die cineastische Erfahrung beibehält, die eingefordert wird.

 

Will heissen: Es gibt noch immer Schallplatten. Wirds auch immer geben.

Die breite Masse kauft CDs. Oder MP3s.

Geschrieben

Hallo Andreas,

 

bezüglich Deines Kommentares

Zum einen ist das ein Kostenfaktor, der in den naechsten 15 Jahren keine durchgehende Digitalisierung zulässt

denke ich, dass Du durchaus Recht haben könntest, würde aber nichts darauf verwetten.

 

Und hierbei spielt weniger eine Rolle, dass digitale Systeme immer günstiger werden, sondern viel mehr das Angebot an filmischen Inhalten.

In Amerika läßt gerade eine erste Kette ihre ca 2000 Säle mit digitalen Projektoren versehen. Wenn es mehr davon gibt könnte es interessant sein für Verleiher -auch vor dem Hintergrund eines Overscreenings in vielen Industriestaaten und einer dann möglichen Bereinigung des selbigen- nicht mehr alles in 35mm herauszubringen. Wer jetzt laut Kartellamt ruft, der möge sich fragen wo selbiges war, als es in den 90er langsam aber sicher keine Musikneuerscheinungen mehr auf Platte zu kaufen gab. Gleiches sehen wir seit einiger Zeit mit VHS und DVD um ein branchenspezifisches Beispiel zu geben.

Natürlich wird es immer eine kleine Nische geben, in der 35mm oder 70mm oder... gezeigt werden, aber niemand wird ernsthaft protestieren wenn jemand sagt "Kinofilme werde nur noch digital gezeigt". Um hier noch eben den wirtschaftlichen Aspekt den Du nanntest wieder einzuführen, möge nicht unerwähnt bleiben, dass das Digitale Kino kleineren Produktionen wahrscheinlich den Weg in die Lichtspielhäuser öffnen wird, da das Produzieren langfristiger wohl billiger wird als auf 35mm. Also wird auch von dieser Seite wenig in die Nische fließen, d.h die Filmprojektion wird sich wohl auf Altmaterial, was schon über das TV in die Wohnzimmer geflimmert ist, beschränken.

 

Beste Grüße

Nils

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hallo,

 

seht doch mal die 35mm-Kopien ganz unvoreingenommen an... ich habe jetzt

schon so viele Kopien, Trailer, etc aus den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern

gesehen, die katastrophalen Bildstand (horizontal und vertikal) hatten,

absolut miese Schaerfe (deutlich unter 16mm-Qualitaet!), flauer Kontrast,

die Farben ein einziges Grau, die reinste Milchsuppe.. vor allem Kopien

aus den 80ern sind betroffen. Es mag ja sein dass es diese hervorragenden

Kopien frueher gab. Aber Standard war das nicht. Heute im Schnitt etwas

besser, aber im Vergleich zur Kontaktkopie vom Kameranegativ immer noch mies...

Da sehnt man sich schon fast nach einer (guten!) Digitalprojektion :roll:

 

Gruesse

Marc

Geschrieben

Wenn Du "miese Kopien" der 50er bis 80er vergleichst, mußt Du auch miese elektronische Projektionen via VGA-Beamer oder bestenfalls Eidophor miteinander vergleichen.

 

Oder heutiges IMAX mit LCoS 4 k-Beamern von SONY, wenn es sie denn gäbe...

 

"Saure Gurken" gab und gibt es überall. :cry:

Geschrieben

Hallo cinerama,

 

nicht ganz, wenn ich Digitales Kino mit VGA-Beamer und Eidophor

vergleiche, muesste ich im Gegenzug 35mm mit S8 vergleichen. Das Format

sollte schon das selbe sein...

Aber natuerlich hast Du recht dass es starke Schwankungen gab, nach

oben und nach unten. Leider scheint es eben ueblicherweise oft nach unten

zu sein... :evil:

 

Gruesse

Marc

Geschrieben

Fast kein Widerspruch: bis auf die vergessene Berücksichtigung des 70mm-Formats: ein immerhin genormtes Format und ein noch immer gültiger Kinostandard.

Auf dem Kinosektor erlebt man also die Tendenz nach "unten": und mittlerweile werden von einigen renommierten Filmemachern auch hochwertige 35-mm-Aufnahmefilme als nicht mehr "wirtschaftlich" oder "erforderlich" erachtet, denn die Blue-Ray-Disc steht ab Ende März vor der Tür - und mehr braucht auch eine Star-Wars-Kamera nicht zu leisten.

 

So dreht sich die Spirale des Aufstiegs und Falls aller Wertschöpfungen weiter - das wird so bereits im "Kapital" leuchtend beschrieben.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Also ich hab mich neulich mit einem Journalisten unterhalten der zu berichten wußte, daß in Amerika wohl die ersten Kinos wieder von digitaler Projektion "zurück" zur 35mm Projektion umstellen. Es sollen Tests gemacht worden sein wie z.B.: In einem Kino lief in 2 Sälen der gleiche Film zu versetzten Anfangszeiten. In Saal 1 digital u. in Saal 2 auf 35mm. Es wurde explizit darauf hingewiesen, daß in den beiden Sälen auf unterschiedliche Art und Weise projeziert wird. Bei anschließenden Umfragen warum sich jemand für die digitale Vorführung entschieden habe, soll die Mehrheit geantwortet haben, daß sie das nur auf Grund der für sie besser passenden Anfangszeit getan haben. Desweiteren soll auch ein sehr hoher Prozentsatz mit der digitalen Projektion nicht zufrieden gewesen sein (zu kühle Farben, fragmentartiges Bild, etc.). Es soll sogar vorgekommen sein, daß Zuschauer, die zuvor schon einmal eine digitale Vorführung besucht haben, bewusst in die 35mm Projektion gegangen sind, weil sie sie für qualitativ besser halten.

Ob das ganze wirklich der Wahrheit entspricht kann ich nicht beurteilen, weil ich von solchen Tests vorher noch nichts gehört habe und auch nichts darüber gelesen habe. Ich weiß auch nicht mit welchen Filmen und welchen Digital-Projektoren diese Tests durchgeführt worden sein sollen, denn das konnte mir der Journalist nicht sagen.

Aber wenn das alles so stimmt, und die Projektoren den gängigen Standards entsprochen haben, scheint das "digitale Kino" ja doch nicht in so riesigen Schritten voran zu schreiten...!

Gruß.

Geschrieben

Dazu braucht man meines Erachtens noch detailliertere Informationen. Gerade bei der Aufnahme und Farbkorrektur werden immer wieder Böcke geschossen. Das sieht man auch am ausbelichteten 35mm Bild. Wenns arg farbbetont wirkt und so eigenartig unwirklich, steckt meist eine 'billige' Kameraversion bei der Augnahme dahinter. Manche Videokameraleute und Regisseure lieben dies, ich persönlich finde es befremdend.

Jens

Geschrieben

Hallo,

 

in der Justitzsprache gibt es den schönen Ausdruck des "Hören-Sagens". Solche Aussagen sind nicht gerichtsverwertbar. Von einem Journalisten hätte man eigentlich eine fundiertere Aussage erwarten dürfen. Vielleicht steht eine wahre Geschichte dahinter, aber ich gebe Jensg recht, dass die Aussage so unbrauchbar ist, dass man selbige in der Katergorie "Small Talk" ablegen und danach vergessen kann.

 

Beste Grüße

Nils

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