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Vorzüge und Legenden des Digital Cinema


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Geschrieben

Von unbrauchbarer Aussage hat @jensg m.E. nicht gesprochen, auch nicht vom "Small Talk".

Weit eher, @Nils[uSHIO], erschien mir Deine Prophzeiung der Vorseite recht kühn?

Aber ich möchte stattdessen einige Beobachtungen, die @jensg u.a. machen konnten, an dieser Stelle bestätigten und verdeutliche mein Statement zur letzten HD-Digital-Vorführung in Berlin, wo es damit hinsichtich Farbe und Kontrast nicht recht zu klappen scheint:

 

Der Abschluß des Berlinale-Wettbewerbs 2006 wurde mit einer Digital Cinema-Vorführung der HD-Restaurierung von PAT GARRETT & BILLY THE KID bestritten: ein undankbares Beispiel zur Präsentation (oder zum Testen?) der neuen elektronischen Technologien: wir sahen durchgehend ein falsches "Color Grading", lila-farbene Hauttöne wie bei George Lucas' HD-Videoproduktion REVENGE OF THE SITH (2005), bei genauem Hinsehen (Betrachtungsabstand 20 Meter bei etwa 18,30 Meter breiter Bildwand) gab es Jalousie-Flickern und Wabern sowie Pixelwandern in speziellen Farbflächen zu genießen - zuvorderst aber eine (gegenüber dem ohnehin unausgegorenem filmischen Original) noch dramatischere Verschlechterung der Schärfe zu konstatieren, die mutmaßlich auf mangelnde Planlage im HD-Abtaster zurückzuführen ist (so werden etwa bei SONY ja generell die Negative abgetastet, und vor dem Abtastfenster bewegt sich lediglich eine einzige Greiferspitze, die haargenau auf Bell & Howell-Perforation bemessen ist und dann bei geschrumpftem Material entsprechend zu "arbeiten" beginnt: was zu der dramatischen Bildstandsverschlechterung und eklatanten Unschärfe in großen Teilen des Films geführt haben könnte). Die Farben wirkten desaturiert und im Kontrast drastisch abgesenkt, und auch die DLP-Projektion war nicht unbedingt als "hell" zu bezeichnen. Fazit: man hätte bei PAT GARRETT im Zuge der Restaurierung auf herkömmlichen Printern zunächst vom Negativ und den "out-takes" ein lichtbestimmtes Interpositiv fertigen können und dieses dann abtasten mögen, wenn man schon diesen aufnahmetechnisch seit jeher problematischen Film unbedingt in HD restaurieren und projizieren wollte. So aber wurde - aufgrund der Abtastung vom offenbar teilweise geschrumpften Negativ mit Kerbenschaltungen usw. - fast alles falsch gemacht, was man sich überhaupt zum Thema Filmrestaurierung zusammenreimen könnte, ohne speziell dieser Restaurierung beigewohnt zu haben.

Aufgrund fast identischer, einseitig farb-verdrehter Bildwiedergabe in der DLP-Projektion im Vergleich zu ebensolchen in anderen Häusern, selbst mit rein digital produzierten wie STAR WAR - REVENGE OF THE SITH, ist nachzutragen, daß allem Anschein nach auch die Kalibrierungen vieler DLP-Cinema-Projektoren den jeweiligen Originalen (ob nun filmisch oder photographisch minderwertiger: digital gedreht) nicht optimal entgegenkommen, wenn ein sorgsamer Abgleich und Vergleich mit filmischen Originalen nicht gegeben ist, d.h. ein völllig anderer, photographisch verfälschter Eindruck entsteht. Es mag sein, daß die Techniker weitgehend ihren Service-Anleitungen diese Geräte "vorschriftsmäßig" kalibrieren: die Diskrepanz zum photograpischen Original bleibt eklatant verdreht. Solange ist festzuhalten, daß es ein Irrweg bleibt, einseitig nur auf neue Technologie zu setzen und alles an Erkenntnis und Güte einer einst photographischen Hochkultur auf dem Schlacht-Altar götzenhaft kultivierter Digitalisierung zu opfern.

 

Es sei der Branche zu wünschen, nicht blindlinks auf Vorschußlorbeeren und Marketing-Kampagnen der Produzenten und Firmen allein zu vertrauen, sondern weiterhin auf die bewährte und auf lange Erfahrung basierende Güte des chemischen Filmmaterials zu vertrauen.

 

So sieht man einer - um all dies einmal zuzuspitzen - zutiefst verunsicherten und desorientierten Branche entgegen, die obsessiv auf halbgare digitale Transfers und halbfertige Digi-Projektionen setzt, weil es scheinbar immer unkalkulierbarer erscheint, ob nach der analogen Kopierung eine halbwegs zumutbare Kopie aus dem Entwickler gelaufen kommt. Daß die Produzenten und Verleiher sich mit der Abnahme ebenso von 35-mm-Ausschußkopie wie unausgeglichenen HD-Mastern für das Digital Cinema abgefunden haben, zeigt m.E. ein hohes Maß an Auflösung von Werten - dies war zu besseren Zeiten des analogen Film professioneller gehandhbat worden und zeigt unabhängig von der Frage "digital oder analog?" Auflösungssymtome der Branche.

Sowohl die derzeitige digitale Bilderzeugung wie auch die analoge erscheint fast wie ein Fanal des Rückzugs in einer Reihe von Kapitulationserklärungen gegenüber einem Medium, das einst primär vom komponierten Bildern und nicht allein von "Affekten" (d.h. vom Bewegungsdrang, vom Adrenalynstoß, von Stimmungen, Musiken oder Stories) lebte.

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Geschrieben

@ cinerama

 

Von unbrauchbarer Aussage hat @jensg m.E. nicht gesprochen, auch nicht vom "Small Talk".

Weit eher, @Nils[uSHIO], erschien mir Deine Prophzeiung der Vorseite recht kühn?

 

Jensg hat das Fehlen von

“detailliertere Informationen”
bemängelt. Dies habe ich ihm Rahmen der Interpretation als „so unbrauchbare Aussage“ kategorisiert. Wenn ich Jensg falsch interpretiert habe höre ich dies gerne von ihm.

Gerne antworte ich noch bezüglich meiner „kühne Prophezeiung“, wenn Du mir sagst um welches es genau geht.

 

Deine Erfahrung der schlechten digitalen Aufführung will ich nicht in Abrede stellen, der Erfahrungsbericht geht aber natürlich an der Kernfrage dieses Threads vorbei. Beide Projektionsarten kann man durch Fehlbehandlung qualitativ mindern. Entscheidend ist, ob die digitale Projektion das Potential hat in der Praxis den heutigen in den Kinos vorhandenen Standard (also nicht die theoretischen Potentiale des 35mm, die auch ich liebe!) zu substituieren oder vielleicht sogar noch –z.B. Stichwort 3D Projektion- etwas hinzuzufügen. Meiner Meinung nach ist dies mit Ja zu beantworten. Sollte ich Recht haben wird den Rest die Dynamik der Marktwirtschaft regeln.

 

So sieht man einer - um all dies einmal zuzuspitzen - zutiefst verunsicherten und desorientierten Branche entgegen, die obsessiv auf halbgare digitale Transfers und halbfertige Digi-Projektionen setzt, weil es scheinbar immer unkalkulierbarer erscheint, ob nach der analogen Kopierung eine halbwegs zumutbare Kopie aus dem Entwickler gelaufen kommt.

 

Ja, die deutsche Kinoindustrie ist in der Krise, dass selbige wie das hypnotisierte Karnickel vor der Schlange „Digitale Projektion“ sitz um bald von selbiger gefressen zu werden kann ich bei allen Bemühungen nicht erkennen. Wo sind dann die Großaufträge zur Umrüstung der Kinos oder andere Fanale der großflächigen Umrüstung?

Das Gegenteil ist der Fall: weitgehende Zurückhaltung, wegen Unsicherheiten über Standards und Systemlebensdauern und nicht selten auch wegen fehlender finanzieller Mittel.

 

Sowohl die derzeitige digitale Bilderzeugung wie auch die analoge erscheint fast wie ein Fanal des Rückzugs in einer Reihe von Kapitulationserklärungen gegenüber einem Medium, das einst primär vom komponierten Bildern und nicht allein von "Affekten" (d.h. vom Bewegungsdrang, vom Adrenalynstoß, von Stimmungen, Musiken oder Stories) lebte.

Mit dem künstlerisch, Medium obsessivem Auge betrachtet: ja, Du hast Recht

Mit dem wirtschaftlichen Augen geschaut: siehe die große Zahl der Kinobetreiber die den enormen Besucherrückgang in 2005 weites gehend auf das Fehlen der Effektgeladenen Blockbuster zurückführen

 

Beste Grüße

Nils

Geschrieben
Also ich hab mich neulich mit einem Journalisten unterhalten der zu berichten wußte, daß in Amerika wohl die ersten Kinos wieder von digitaler Projektion "zurück" zur 35mm Projektion umstellen. Es sollen Tests gemacht worden sein wie z.B.: In einem Kino lief in 2 Sälen der gleiche Film zu versetzten Anfangszeiten. In Saal 1 digital u. in Saal 2 auf 35mm. Es wurde explizit darauf hingewiesen, daß in den beiden Sälen auf unterschiedliche Art und Weise projeziert wird. Bei anschließenden Umfragen warum sich jemand für die digitale Vorführung entschieden habe, soll die Mehrheit geantwortet haben, daß sie das nur auf Grund der für sie besser passenden Anfangszeit getan haben. Desweiteren soll auch ein sehr hoher Prozentsatz mit der digitalen Projektion nicht zufrieden gewesen sein (zu kühle Farben, fragmentartiges Bild, etc.). Es soll sogar vorgekommen sein, daß Zuschauer, die zuvor schon einmal eine digitale Vorführung besucht haben, bewusst in die 35mm Projektion gegangen sind, weil sie sie für qualitativ besser halten.

Ob das ganze wirklich der Wahrheit entspricht kann ich nicht beurteilen, weil ich von solchen Tests vorher noch nichts gehört habe und auch nichts darüber gelesen habe. Ich weiß auch nicht mit welchen Filmen und welchen Digital-Projektoren diese Tests durchgeführt worden sein sollen, denn das konnte mir der Journalist nicht sagen.

Aber wenn das alles so stimmt, und die Projektoren den gängigen Standards entsprochen haben, scheint das "digitale Kino" ja doch nicht in so riesigen Schritten voran zu schreiten...!

Gruß.

 

Ob die Geschichte stimmt, weiss ich nicht. Jedenfalls habe ich von solchen "Rueckumstellungen" nichts gehoert.

In der Regel werden die digitalen Projektoren auch parallel zu den existierenden 35mm installiert, die "alte" Maschine bleibt also sowieso da. Im Moment gibt es auch (noch) nicht genug digitale Releases, um die Kinos voll digital zu betreiben.

Den angeblichen Test halte ich fuer eine Erfindung. Die meisten Leute hier sehen den Unterschied definitv nicht. Es ist erstaunlich, wie schlecht die Qualitaet in vielen Kinos in den USA ist, und dass die meisten Leute das nicht mitkriegen und so akzeptieren.

Ein ganz anderes Problem ist, dass es hier extrem schwer ist, halbwegs qualifizierte oder wenigstens motivierte Arbeitskraefte fuer die Kinos zu finden. Die drastische Mehrheit in der potentiellen Bevoelkerungsgruppe fuer diese Art von Taetigkeit (und Bezahlung) sind derart bescheuert und faul, dass Wartung oder wenigstens die Maschine halbwegs sauberhalten oft nicht stattfindet. Die Kopien werden auch relativ oft von den "Vorfuehrern" zerfahren und da viele Amerikanische Projektoren gelinde gesagt boser Schrott sind, fallen die auch ziemlich bald auseinander. Da die Ersatzteile aber in der Regel sehr teuer sind, wird oft erst repariert wenn die Qualitaet wirklich dermassen schlecht ist, dass die Kunden es dann endlich bemerken, oder wenn gar nicht mehr geht.

Daher klingt fuer die Betreiber das digitale Kino sehr attraktiv. Natuerlich sind diese Projektoren nicht komplett wartungsfrei, der Bediener kann aber bei weitem nicht so viel sicht- und hoerbaren Schaden anrichten, und es bleibt auch wirklich nicht viel mehr zu tun als die Filme zu laden, Playlists zu erstellen, und dann auf Play zu klicken.

Wie sich das jetzt wirklich alles entwickelt, kann man aber ueberhaupt nicht voraussehen. Wir haben in den letzten Monaten Chrsitie CP2000 in allen unseren Saelen installiert (insgesamt 102), und daher sind wir im Moment "die erste 100% digitale Kinokette der Welt" und sind daher Testgelaende fuer Installation und Betrieb von digitalen Kinosystemen. Es sollen auch in Laufe des Jahres mehr und mehr digitale Kopien zur Verfuegung stehen. Aber, wie gesagt, es bleibt abzuwarten wie sich das alles entwickelt.

Geschrieben
Ein ganz anderes Problem ist, dass es hier extrem schwer ist, halbwegs qualifizierte oder wenigstens motivierte Arbeitskraefte fuer die Kinos zu finden.

 

Wieviel Geld verdient man denn in USA? :?:

Geschrieben

Der Vorführer im Cinerama Dom in Hollywood erzählte mir, daß er für 70 mm Vorführungen mehr bezahlt bekommt als für 35. Möglicherweise wird dann später der Voführer für Digital Projektion auch weniger bekommen als für 35 mm Film?

Geschrieben
Wann gibt es eigentlich endlich die ersten Digitaleinschubkits in die Filmbahn für meine B12?

Das wäre ja dann die preiswertere Alternative zur digitalen Projektion, da brauchts doch nur ein DLP pannel mit separater Steuerelektronik unter Verwendung der Xenonlampe vom Projektor. Der DLP Einschub muß halt an Stelle der Bildfenstermaske eingesetzt werden. Duch Auswechseln des DLP Einschubs können dann auch normale 35 mm Filme gezeigt werden, wie bisher.

Geschrieben

Hab ich mir auch mal so vorgestellt. Theoretisch geht das, praktisch würden bisher mangels Kühlung die Spiegelchips verbrennen. Laut Christies wird bei ihren Projektoren die Lampenhelligkeit im Verhältnis zur Bildhelligkeit geregelt.

Für kleine Maschinen vielleicht kein Problem, so ein Vorsatz.

 

Man darf jedoch nicht vergessen, das die in Beamern verwendeten Lampen weniger Hitze entwickeln wie Xenonlampen, aber deswegen auch kein so schönes Farbspektrum haben.

Jens

  • 1 Monat später...
Geschrieben

http://www.br-online.de/kultur-szene/thema/digitalkino/index.xml

 

Kleine Seite des Bayr. Rundfunks zum Thema "Digitales Kino" .

 

Ich möchte kurz kleine Teile zitieren:

 

Das hochauflösende Bild digitaler Kinoprojektoren erreicht noch nicht die Brillanz, den Kontrast und die Auflösung analoger Filmkopien.

 

Der erste Satz lässt ja schon mal auf eine einigermaßen Objektive Recherche hoffen.

 

Aber bei etwas kleineren Leinwänden, wie sie in der überwiegenden Mehrzahl der Kinos angebracht sind, spielt die Digitaltechnik ihre Stärken aus: Das Bild ist wesentlich schärfer, der Bildstand ist vollkommen ruhig und vor allem: Alle Vorstellungen sind qualitativ gleich.

 

Aha, auf "kleinere Leinwänden" ist die Digital-Technik, die ja der analogen Technik noch unterlegen sein soll (siehe) der analogen voraus. Interessante These. Hört sich für mich eher an wie "Den Unterschied sieht eh keiner." :shock:

 

Im Kino selbst werden die Filme dann durch den mechanischen Projektionsvorgang stark beansprucht, sodass der Film nach sechs Wochen Dauervorführung Kratzer und andere Beschädigungen aufweist, die die Qualität zum Teil stark beeinflussen.

 

Polyesterschlampen :twisted:

Das KANN natürlich sein, MUSS aber nicht.

Von "stark" beansprucht kann ja bei professioneller Handhabung kaum die Rede sein. Eine Kopie kann nach 6 Wochen (und mehr!) noch aussehen wie am ersten Tag oder vllt sogar besser (Filmreiniger).

 

Dem letzten Satz unter "Digitales Kino" (Navigation links) kann zugestimmt werden:

 

Allerdings ist die Technik immer nur Unterstützung: Hauptanreiz sind nach wie vor gute, spannende und interessante Filme - gleich ob in Analog- oder Digitaltechnik vorgeführt.

 

gruß

Geschrieben

Fast alle Journalisten sind in bezug auf diese Problematik in keiner Weise vorbelastet und gehen mit dem Thema leichtfertig im ähnlichen Sinn um, als ginge es um Trendmeldungen zu neuen Automobilmarken, deren Daten und Versprechungen man von den Herstellern übernimmt.

 

Man hat als Journalist "Wind" bekommen, daß in Kürze irgendwo etwas passiert und schreibt dann mit anderen "um die Wette". Am verantwortungslosesten und (leider auch am inkompetentesten) geht das Film(!)-Fachblatt BLICKPUNKT:FILM mit den Thema um. Ausschließlich "Erfolgsmeldungen" von Herstellern und und Distributoren sind in diesem blauäugig verblendetem "Managermagazin" zugelassen, die in keiner Weise der Realität und einer seriösen Reportage gerecht werden. "Hauptsprachrohr" und Zitatengrube der dortigen Digital-Sparte ist nicht selten der Betreiber eines (erst tlws.) mit (zwischenzeitlich veralteter) Digital-Technik ausgestatteteten Filmtheaters aus Nürnberg, der als Branchen-Vorreiter in BLICKPUNKT:FILM eine kostenlose Werbeplattform gefunden zu haben scheint. Beinahe ebenso leichtfüßig geht die Filmförderungsanstalt (FFA) mit Prognosen und Förderprogrammen um, die über mögliche Fehlentwicklungen und auch destruktive Folgen eines Roll-Outs kein Wort verlieren und eklatant an Mangel an Film- und Kinokenntnis und ihrer Historie leiden.

 

Eine erfreulichere und tiefgreifendere Debatte fand ich derzeit lediglich in einem Pro-Seminar SS 2006 am Filmseminar der Freien Universität Berlin (Seminar Dr. Morsch), in dem man sich historisch, technisch, ästhetisch, ökonomisch und mit tauglicher Literatur dem Thema weitaus seriöser annähert - nicht frei von Widersprüchen.

 

Das bislang beste Buch zum Thema (kenne allerdings nicht alle Publikationen hierzu) ist bis dato möglicherweise:

 

Peter C. Slansky: DIGITALER FILM - DIGITALES KINO.

UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2004. www.uvk.de

ISSN 1433-6960

ISBN 3-89669-431-6

 

Den oben beehrten "Fachgremien" sei es dringend zum Nachhilfeunterricht anempfohlen.

Geschrieben
Hab ich mir auch mal so vorgestellt. Theoretisch geht das, praktisch würden bisher mangels Kühlung die Spiegelchips verbrennen. Laut Christies wird bei ihren Projektoren die Lampenhelligkeit im Verhältnis zur Bildhelligkeit geregelt.

Für kleine Maschinen vielleicht kein Problem, so ein Vorsatz.

Nö. Die DLP-Engines sind immer noch viel zu gross, um als "Einschub" verwendbar gemacht zu werden. Die ersten digitalen Projektoren hatten übrigens im Prinzip einfach den Projektorkopf auf ein konventionelles Lampenhaus aufgesetzt, allerdings mussten die Lampengrössen damals wesentlich höher sein als bei vergleichbaren Lampenhäusern für die gleiche Leinwandgrösse, da die Lichtausbeute der ersten Generation von DLP-Engines noch sehr dürftig war. Mittlerweile ist das viel besser geworden, und die Lampengrössen sind nun den für 35mm-Installationen vergleichbar, mehr oder weniger. Das hat auch mit optimiertem Lampenhaus-Design zu tun. Die Christie CP2000 regeln in der Tat den Lampenstrom mittels Lichtsensor im Projektorkopf, um die eingemessene Bildwandhelligkeit beizubehalten. Man kann den Sensor auch zur Ausrichtung der Xenonlampe nach dem Lampenwechsel benutzen.

Geschrieben

Hallo!

 

Ich muss Dir in einem Punkt widersprechen, die Lampenhelligkeit wird nicht bildabhängig geregelt.

 

Der Lampenstrom und damit die Helligkeit wird nicht verändert währen des Betriebes bei offenem Dowser, falls der Dowser geschlossen wird und die Lampe auf die Klappe brennt wird der Strom reduziert. Hört mann auch schön wie der Gleichrichter leiser wird.

 

Der Christie hat dieses automatische Lampenregelungsprogramm und eine elektronische Ausleuchtungsregelung mittels Schrittmotoren, wir haben aber diese automatische Nachführung ausgeschalten, da wir gemerkt haben das diese z.T. genau das Gegenteil macht. Besser ist von Zeit zu Zeit die Lampe neu justieren "lassen" und das Auto Programm zu deaktivieren.

 

Bei Barco weis ichs nicht!

 

mfg

Michael

Geschrieben
Ich muss Dir in einem Punkt widersprechen, die Lampenhelligkeit wird nicht bildabhängig geregelt.

Das habe ich auch nicht gesagt. Der Projektor hat keine Möglichkeit, die tatsächliche Bildwandausleuchtung zu messen und zu bewerten. Aber er hat einen Lichtsensor im Projektorkopf, der theoretisch dazu benutzt werden kann, den Lampenstrom so anzugleichen, dass am Sensor die gemessene Helligkeit gleichbleibt. Zumindestens in der Theorie. Wir haben gerade 102 dieser Kisten installiert, und Christie haben von dieser Option gesprochen, zusätzlich zur Positionsveränderung der Lampe. Wie gut das in der Realität funktioniert, haben wir noch nicht detailliert sehen können, da die Projektoren erst seit kurzer Zeit im Betrieb sind. Wir probieren hier auch Optionen und Integrationslösungen aus, die nicht unbedingt den Weg in die weite Welt machen werden. Die Fabrik ist gerade mal 1h von hier entfernt, und unsere Installationen dient in vielerlei Hinsicht als Test und Pilotprojekt auf weiterer Ebene.

Wie sind die Geräte, die Ihr offensichtlich habt, integriert? Habt Ihr die DCA21 Automation?

Geschrieben

Hallo Michael!

 

Genau die Kamera wird eigentlich nur für die Ausleuchtung benutzt.

 

Die Geräte werden mit Solo Servern von XDC bespielt und die Automation wird eben durch den Server gemacht und dieser wiederum wird von unserer Hausautomation (Ca21,Ernemann-Cinemat 800) druchgeführt, aber nur Start und Stop der Show. Den Showablauf steuert sich der Server selber über 16 GPI´s. Die frei belegbar und programmierbar sind. Ist eigentlich sehr gut und genau das was in mitteleuropäischen Kinos gebraucht wird. Ich habe noch nichts besseres gesehen.

 

Bis dann

Michael

Geschrieben
Hallo Michael!

Genau die Kamera wird eigentlich nur für die Ausleuchtung benutzt.

OK; dann weisst Du offensichtlich mehr als die Christie Digital Ingenieure, mit denen ich vor 2h telefoniert hab. Wo können die Dich erreichen?

 

Warum Server-basierte Automation? In dem Fall müssen die Automationsleitungen zu Licht- und Tonprozessorsteuerung extra gelegt werded. Wenn Ihr bereits CA21 installiert habt, warum nicht einfach die Automation den Ablauf regeln lassen und vom Server nur start/stop and event cues zur Automation?

 

Wie sind die Server tonmässig eingebunden? Analog oder digital mit DMA8 oder CP650?

Geschrieben

Hallo!

 

Die Server sind mittels DI Boxen zwischen dem Server Ausgang 4Kanal PCM (=8Channels) an den CP650 an den Opt IN Ein/Ausgang angeschlossen und zusätzlich über einen Y Schalter gemeinsam mit dem DTS6D an den 6-Channel Input des CP650 verbunden (Analog).

 

Wir verwenden nur Start und Stop und Cue an der Ca21 (customized Software, ist nicht mit einer normalen Ca21 zu vergleichen) und der Cp650 wird direkt vom Server umgeschalten sobald "Start Sequence" stattfindet bzw. Cinemat800, da wir im Wechsel mit 35mm spielen ist es notwendig ohne langes Umstecken oder wechseln des Programms spielen zu können, der Vorfuehrer muss nur den Projektor 2 anwählen und schon gehts los, Licht und Kaschierung........ ist alles über die interne Automation gesteuert.

 

Ich glaube die Christie Leute wissen schon wie das geht, Ansteuerung erfolgt über das Netzwerk an den Kopf bzw. den TPC des Cp2000, mit standartissierten Befehlen.

 

mfg

Michael

  • 2 Wochen später...
  • 2 Wochen später...
Geschrieben
Also ich hab mich neulich mit einem Journalisten unterhalten der zu berichten wußte, daß in Amerika wohl die ersten Kinos wieder von digitaler Projektion "zurück" zur 35mm Projektion umstellen. Es sollen Tests gemacht worden sein wie z.B.: In einem Kino lief in 2 Sälen der gleiche Film zu versetzten Anfangszeiten. In Saal 1 digital u. in Saal 2 auf 35mm. Es wurde explizit darauf hingewiesen, daß in den beiden Sälen auf unterschiedliche Art und Weise projeziert wird. Bei anschließenden Umfragen warum sich jemand für die digitale Vorführung entschieden habe, soll die Mehrheit geantwortet haben, daß sie das nur auf Grund der für sie besser passenden Anfangszeit getan haben. Desweiteren soll auch ein sehr hoher Prozentsatz mit der digitalen Projektion nicht zufrieden gewesen sein (zu kühle Farben, fragmentartiges Bild, etc.). Es soll sogar vorgekommen sein, daß Zuschauer, die zuvor schon einmal eine digitale Vorführung besucht haben, bewusst in die 35mm Projektion gegangen sind, weil sie sie für qualitativ besser halten.

Ob das ganze wirklich der Wahrheit entspricht kann ich nicht beurteilen, weil ich von solchen Tests vorher noch nichts gehört habe und auch nichts darüber gelesen habe. Ich weiß auch nicht mit welchen Filmen und welchen Digital-Projektoren diese Tests durchgeführt worden sein sollen, denn das konnte mir der Journalist nicht sagen.

Aber wenn das alles so stimmt, und die Projektoren den gängigen Standards entsprochen haben, scheint das "digitale Kino" ja doch nicht in so riesigen Schritten voran zu schreiten...!

Gruß.

 

Ob die Geschichte stimmt, weiss ich nicht. Jedenfalls habe ich von solchen "Rueckumstellungen" nichts gehoert.

In der Regel werden die digitalen Projektoren auch parallel zu den existierenden 35mm installiert, die "alte" Maschine bleibt also sowieso da. Im Moment gibt es auch (noch) nicht genug digitale Releases, um die Kinos voll digital zu betreiben.

Den angeblichen Test halte ich fuer eine Erfindung. Die meisten Leute hier sehen den Unterschied definitv nicht. Es ist erstaunlich, wie schlecht die Qualitaet in vielen Kinos in den USA ist, und dass die meisten Leute das nicht mitkriegen und so akzeptieren.

Ein ganz anderes Problem ist, dass es hier extrem schwer ist, halbwegs qualifizierte oder wenigstens motivierte Arbeitskraefte fuer die Kinos zu finden. Die drastische Mehrheit in der potentiellen Bevoelkerungsgruppe fuer diese Art von Taetigkeit (und Bezahlung) sind derart bescheuert und faul, dass Wartung oder wenigstens die Maschine halbwegs sauberhalten oft nicht stattfindet. Die Kopien werden auch relativ oft von den "Vorfuehrern" zerfahren und da viele Amerikanische Projektoren gelinde gesagt boser Schrott sind, fallen die auch ziemlich bald auseinander. Da die Ersatzteile aber in der Regel sehr teuer sind, wird oft erst repariert wenn die Qualitaet wirklich dermassen schlecht ist, dass die Kunden es dann endlich bemerken, oder wenn gar nicht mehr geht.

Daher klingt fuer die Betreiber das digitale Kino sehr attraktiv. Natuerlich sind diese Projektoren nicht komplett wartungsfrei, der Bediener kann aber bei weitem nicht so viel sicht- und hoerbaren Schaden anrichten, und es bleibt auch wirklich nicht viel mehr zu tun als die Filme zu laden, Playlists zu erstellen, und dann auf Play zu klicken.

Wie sich das jetzt wirklich alles entwickelt, kann man aber ueberhaupt nicht voraussehen. Wir haben in den letzten Monaten Chrsitie CP2000 in allen unseren Saelen installiert (insgesamt 102), und daher sind wir im Moment "die erste 100% digitale Kinokette der Welt" und sind daher Testgelaende fuer Installation und Betrieb von digitalen Kinosystemen. Es sollen auch in Laufe des Jahres mehr und mehr digitale Kopien zur Verfuegung stehen. Aber, wie gesagt, es bleibt abzuwarten wie sich das alles entwickelt.

Das ist die rosige Sicht der Akteure, die von Einbauten leben. Verwiesen wird immer gern auf einen Wartungs- und Personalmißstand "heutiger" (?) Kinos, und geantwortet wird mit einem neuen Marktprodukt, das angeblichen technologischen Mängel der analogen Wiedergabe abhilft (auch hier gibt es SMPTE-Normen, man braucht sich nur daran zu halten!) und "faule" Mitarbeiter, zu "bescheuert" und unfähig, die Geräte "sauber" zu halten, entfernt. so daß nunmehr eine Digitallösung einigen (nur leider nicht allen) Theaterbetreibern scheinbar einen Mehrwert und eine Erlösung von Wartung, Fehlbedienung, streikendem Personal (das man endlich nach Hause schickt, anstatt es fortzubilden oder besser zu bezahlen!), zerkratzten oder falsch lichtbestimmten Filmkopien oder häufigem Ölwechsel ( :cry: ) verspricht.

 

Mit Deinem Plädoyer (oder einer leicht desillusionierten "Bestandsaufnahme"?) schreibst aber auch Du das menschliche Potential im Filmtheater (dem Du selbst jahrelang angehörtest und dort "humane" Verbesserungelegenheiten hattest) a priori ab, verschiebst die individuelle Verantwortung der Akteure vor Ort für ihren Spielbetrieb (merke: Humanverantwortung gehört zur Theaterkultur, die es auszubauen und nicht abzubauen gilt) in die Hände einiger weniger, begnadeter externer Wartungsingenieure und vermeintlich "wasserdichter" Wartungs- und Lizenzverträge, die es fortan dem Betreiber ermöglichen, irgenwann die Vision vom ferngesteuerten Kino, in dem er nur noch die Kasseneinnahmen spät abends abholt, Wirklichkeit werden zu lassen.

 

Dem könnte ich ebenso entlehnen: Die Spielplangestaltung, Filmumsetzung, Format-Wahlfreiheit (16mm-, 35mm-, 70mm-Kopie oder 2 k-Download) gelte es abzuschaffen zugunsten einer "Einheitsnorm", um den Kunden das Versprechen zu geben, sie erlebten überall gleiche digitale Perfektion, die niemals hinter ihrem Home-Cinema-Konsum hinterherhinke, die immer gleich gut funktioniere (ähnlich THX identischen [?] Projektionsbedingungen - vom Sound reden wir diesmal lieber nicht), es gewänne eine unbegrenzte Programmvielfalt (die m.E. doch nur die Schwelle zum Fernsehkino senkt), wobei es mit einem Streich leichter würde, dem früheren Ringen um (m.E. werthaltigere) 35-mm-Auswertungsmuster (die m.E. aber auch zu einer längeren Theateramortisation zwingen, dem Film Prolongationschancen geben, ein Auswertungs- und Kaskaden-Fenster zum Schutz eben dieser Auswertung zur Bedingung machten) ganz digital und ganz revolutionär leichte und billige Bezugs- und Vertriebssysteme gegenüberzustellen.

Irgendwie entspricht dies der Methode der Media-Märkte, gewinnt man den Eindruck.

 

Die Folge wäre meineserachtens: die dispositionellen Hemmschwellen sinken dann sofort und überall: die Auswertungsfenster verkürzten sich durch die Monopolisierung des Digigalvertriebs, der schließlich explizit von Downloads lebt, und immer häufiger (nicht nur ausnahmsweise und zur Fußballweltmeisterschaft) kommen kinofremde Unterhaltungsstoffe ins Kino (Sport und Concerts), die Domäne des Fernsehens sind und damit m.E. zu einer Entwertung des Alleinstellungsmerkmals "Filmtheater" führen, das alsbald zum coctail-bezahlten Verschiebebahnhof für Network-Programme würde, die es aber zuhause auch billiger gibt. Fazit: globale Inflation der Distributionsware Film durch Digital Cinema.

 

In solchen digital umgerüsteten Kinos allerdings, dies wäre meine mittelfristige Vision für einen "Roll-out", zahlt man alsbald nicht mehr für ein Filmwerk, sondern für die Zwangsabnahme von Geränken und Zugaben. Ähnlich der Bewirtschaftungsbasis der Porno-Kinos - welche ebenfalls nach ihrer Video- und DVD-Umrüstung, nachdem sie lange Zeit qualitativ hochwertige 35-mm-Film zeigten, einem Entwertungsprozeß anheimfielen und mittlerweile kaum noch relevante Standorte in den Schlüsselstädten besitzen.

 

Der totale digitale Roll-out bleibt somit eine Allmachtsphantasie von George Lucas und einigen Firmen, die es geschafft haben, über DCI-Empfehlungen der Branche einzuflüstern, sie würde von diesen Umrüstungen ausschießlich profitieren und einem auf lange Zeit gültigen Standard folgen. Das Gegenteil steht zu befürchten.

 

Ich hoffe, der so visionär aufgebauschte "Roll-out" geschieht alsbald nicht, denn mittelfristig sehe ich aufgrund dieses Distributionskonzepts - mit allem, was an "Pferdefüßen" dran hängt -, eine große Pleitewelle für Filmtheater bevorstehen.

 

Zu investieren ist stattdessen in erster Linie in derzeitiges Humankapital, dabei sind die angeblich faulen und unfähigen Mitarbeiter zu motivieren, zu schulen und besser zu bezahlen, es sind die 35-mm-Anlagen wieder einmal zu warten, und es ist den Verleihern einzuschärfen, sie möchten ihre Kopierwerksaufträge mit der Auflage verbinden, daß bei Hochgeschwindigkeitskopierung das Bildstands- und Kontrastproblem verbessert wird. Das sind unsere heutigen, realen und leichter abwendbaren Bedrohungen und Belastungen!

 

Oder es müßte ggf. wieder langsamer kopiert werden und es würden die Mehrkosten anderweitig umgelegt werden: sei es durch Einstellung von ABM-Kräften, Zivildienstleistenden, sei es durch Einsparung von Digital-Cinema-Investments, sei es durch eine verbesserte Mehrsaalbespielung mit nur einer Kopie, sei es auch durch Betriebsstillegung einiger überzähliger - weil nie ausgelasteter - Multiplex-Kinosäle, sei es auch durch eine Verlängerung der Auswertungsfenster, die ebenso wieder eine Verlängerung der Film(kopien)amortisaton nach sich zöge und dem Kino als Erstauswerter bestimmte Monopolverfügungen zurückgibt.

 

Ob diese "Revision" bisheriger Fehlentwicklungen allseits gewollt und durchsetzbar ist, überlasse ich den Diskutanten. Es wird genug Spott für dieses Konzept geben, steht zu erwarten. Dieser real aber den Anforderungen nahekommende Vorschlag ist natürlich auch - welch ein Schimpfwort! - ein stückweit eine "konservative" Revolution. Warum nicht? Back to the roots! Das Filmtheater ist konservativ bestimmt in seinem Element: einige Grundpfeiler haben sich in 110 Jahren nicht verändert, dazu gehört m.E. auch der sher verläßliche und profitable Filmbandvertrieb.

 

Ich sehe daher nicht, daß die digitale "Schein"-Revolution, von der John Belton spricht, der Filmtheaterbranche das Paradies auf Erden bringt. Digital Cinema (so sehr ich einige Möglichkeiten und Technologien bewundere und bestaune) mutet mir letzlich doch immer wieder an als "Trojanisches Pferd", als daß, von dem es genuin abstammt: einem Derivat der Fernseh- und HDTV-Industrie. Und diese Industrie verbreitet sich nach diametral anderen Gesetzmäßigkeiten als denen des tradierten Theaterbetriebs, der durch Fernsehinfusionen vermutlich Schaden nimmt.

 

Filmtheater und Broadcasting - das gehört nicht zusammen, sondern es konkurriert miteinander: inhaltlich und ebenso auch technologisch.

 

Bleiben wir dringend beim Filmband und nutzen seine Potentiale! :wink:

Geschrieben

Ein schon etwas älterer Text. Aber hat sich die Situation grundlegend gewandelt? Hat die Fußball-Weltmeisterschaft dem Roll-out den nötigen "Kick" verliehen, oder hat es sich nicht eher eingebürgert, in Clubs und Gastätten, Freiluftrestaurants und zentralen Metropolen-Plätzen wie dem Sony-Center in Berlin Live-Events zu gucken, dazu kostenlos? Wenn selbst Fußball keinen ausreichenden "Kick" gibt, was wird es dann sein?

 

Im Raum San Diego fand offenbar ein massiver Roll-Out statt, die Premiere von MIP:III (?) soll in einem Plex in sämtlichen Sälen digital projiziert worden sein.

In Deutschland ist die Branche zurückhaltender oder vorsichtiger, da Investitionsruinen erwartet werden und der Mehrwert dem Publikum (außer dem Neuigkeitseffekt einer weitgehend gesättigten Marketingfloskel?) wohl nicht anhaltend vermittelbar sein wird.

 

Während die Verleihe enorme Einsparungen erwarten, kommen auf die Kinobetreiber riesige Investitionen zu. Die Digitalsound-Systeme,[...] sind noch nicht abgeschrieben, da fallen schon wieder hohe Ausgaben für die digitale Projektionstechnik an. Während ein 35mm-Projektor für 50.000 Euro zu kaufen ist, kosten D-Cinema-Systeme leicht das vierfache. Hinzu kommt, dass die Einsatzdauer eines Digitalprojektors viel kürzer sein wird als die eines 35mm-Projektors, da die Technik nicht nur neuer und damit anfälliger ist, sondern außerdem vergleichbar der Heimcomputertechnik schnell veraltet (Festplattenkapazitäten, Zugriffszeiten, Bildauflösung). Gleichzeitig können die Kinos angesichts des boomenden Heimkino-Marktes keine für sie positive Änderung des Konsumverhaltens erwarten. Deshalb fordern die Kinobetreiber von den Verleihen finanzielle Unterstützung bei der Umrüstung. In Deutschland ist dies auch bereits insofern geschehen, als dass über das europäische Digitalkino-Netzwerk CinemanetEurope europäische Fördergelder in das Projekt beantragt wurden. Ebenso ist in Deutschland im Gegensatz zu den USA die Filmbranche noch mehr unter dem "Kulturlabel" zu suchen, so dass sich zumindest in Deutschland auch zahlreiche Filmförderanstalten an der Ko-Finanzierung dieser Kino-Ausstattungen beteiligt haben.

 

Neue Einnahmequellen könnten dennoch durch E-Cinema erschlossen werden. Mit den digitalen Projektoren können Konzerte, Sportereignisse oder Computerspiel-Turniere gezeigt werden. Auch kontextsensitive Kinowerbung - abhängig von Uhrzeit, Publikum oder Genre des Hauptfilms - ist möglich und würde der Kinowerbung eine neue Dynamik verleihen. Diese Einnahmen werden allerdings sehr langsam wachsen (Freeman 2004).

 

Intermediäre

 

Verleihe und Kinos stehen nun vor dem Henne-Ei-Problem. Für die Kinos ist eine Umrüstung auf eigene Kosten nicht finanzierbar. Die Verleihe können die Einrichtung des Vertriebsnetzes und die Ausrüstung der Kinos ebenfalls nicht aus der eigenen Tasche zahlen. Hinzu kommt, dass weder Verleihe noch Kinos Erfahrung in der Übertragung von digitalen Daten haben. Hier treten die Intermediäre auf die Spielfläche. Intermediäre finanzieren und bauen die Distributionsinfrastruktur und vermieten diese an Kinos und Verleihe. Dabei bieten sie meist eine komplette Prozesskette von der Produktion bis zur Projektion an. Dazu gehört auch der Betrieb von Playout-centern [...]. Besonders aktive Akteure in diesem Bereich sind die deutsche T-Systems, Technicolor und Boeing Digital Cinema (Slansky 2004).

 

 

Quelle: http://www.kefk.net/Film/Zukunft/Akteure/index.asp

Geschrieben

Wieso wird eigentlich immer vom großen Roll-Out gesprochen? Sicherlich, irgendwann wird der Zeitpunkt da sein, an (bzw. ab) dem alle Filme auch digital zur Verfügung stehen.

Dass muss aber doch nicht zwangsläufig heissen, dass die Verleiher keine 35mm Kopien mehr ziehen lassen.

Kinos, die es sich leisten wollen (und können) werden sich Digitalprojektoren anschaffen, andere wiederum nicht. Und die spielen weiterhin 35mm. Solange sich eine 35mm-Kopie für den Verleih rechnet (also mehr einspielt als sie kostet), wird sie doch auch hergestellt? Oder denke ich da zu naiv?

Geschrieben

Die Antwort lautet "Jein"

 

Sicherlich wird es eine Zeit der Koexistenz geben (müssen).

 

Problem für die 35mm Kopie wird sein, das der Fixkostenanteil immer mehr durchschlägt je weniger davon produziert werden. In der Industrie kursieren Zahlen, dass bei einem Marktanteil von 30% bis 50% Digital Cinema die 35mm Kopien unrentabel werden. (Habe ich nur gehört, ich kenne die Berechnungsgrundlage nicht und vermag daher nicht abzuschätzen, ob es stimmt.

Ein Verleiher wird langfristig nicht interessiert sein 2 Standards zu unterstützen. Es kostet ihn mehr und es interessiert ihn wenig, wenn ein Kino inverstieren muss, um den aktuellen Standard spielen zu können.

Geschrieben

"roll-out" ist eine marketing-worthülse, die von der industrie geschickt lanciert wurde, um unterschwellig etwas "großes", "unabwendbar zwingendes" und "beschlossenes" zu suggerieren.

 

Unklugerweise haben auch die gegner oder zweifler der digitalen technik dieses wort artig in ihren sprachgebrauch übernommen und kommen zumindest in dieser hinsicht der industrie durch die nutzung dieses idioms auch noch entgegen und unterstützen damit die breite implementierung dieses scenarios.

Geschrieben
Und wie steht es mit der Atmosphäre?

 

 

PERFO.

´

Die "Kinoatmosphäre" ist nach meiner (minderheitlichen oder "koditionierten") Empfindung im Digital Cinema eine andere. Nicht mehr die des handgemachten, von akrobatischen aber auch kleinen unvollkommenen oder pannengespickten Zirkus- und Schaubudenbetrieben präsentierten, dafür die einer vernetzten, numerische Gleichheit versprechenden Global Community. Der Kinobetreiber hat ein gutes weiteres Stück (ist das gut oder schlecht?) sein einstige Talent an Performance-Möglichkeiten (Wahl der Roadshow-, Repertoire-, Schmalfilm-, Archiv-Raritäten-Fassungen) jetzt an Online-Dienste und die dahinter stehenden zentralistischen Vertriebsformen überantwortet. Will heißen, die Vielseitigkeit (oder Unvollkommenheit) eines Bühnen- oder Theaterbetriebs, von dem Kino abstammt, soll in etwas anderes verwandelt werden, das von ferngelenkten Himmelskörpern geschickt wie eine Gottesgabe uns segnet.

Wieso wird eigentlich immer vom großen Roll-Out gesprochen? Sicherlich, irgendwann wird der Zeitpunkt da sein, an (bzw. ab) dem alle Filme auch digital zur Verfügung stehen.

Dass muss aber doch nicht zwangsläufig heissen, dass die Verleiher keine 35mm Kopien mehr ziehen lassen.

Kinos, die es sich leisten wollen (und können) werden sich Digitalprojektoren anschaffen, andere wiederum nicht. Und die spielen weiterhin 35mm. Solange sich eine 35mm-Kopie für den Verleih rechnet (also mehr einspielt als sie kostet), wird sie doch auch hergestellt? Oder denke ich da zu naiv?

Diese Lösung wäre die einzige, die nach meinem Eindruck eine massive Insolvenzgefahr bändigen würde, die ebenso auch diejenigen treffen könnte, die digital umgerüstet haben und darin einen Marktvorsprung entdeckt zu haben glaubten. Es ist von Relevanz nicht wenige Betreiber (sowohl Kleinbetreiber wie auch Multiplexe), Staat und Kartellamt schon jetzt zu aktivieren, um die Angebotspalette beizubehalten.

Die totale Abschaffung eines nachwievor für 99,9% aller Kinos unabdingbaren Verwertungsstandards dürfte weder friedlich noch förderlich für alle Seiten vonstatten gehen (ebenso wie jeder wirtschaftliche oder politische Umbruch, der nkicht nur Fortschritt, sonder auch Rückschritt sein kann). Mich interessiert die Frage: ist der derzeitige Zustand der Branche tatsächlich so destaströs, daß man eine Formatrevolution (Abschaffung Filmband, Ersatz durch Himmelskörper) "über's Knie zwingen" sollte? Ist der Gesamtzustand (statistisch allgemein wie auch èn detail betrachtet) nach einer Umrüstung schlagartig sicherer und stabiler als der jetzige? Nun: der jetzige ist absolut nicht ideal, wir wissen es. Aber die Szenarien des Neuen ist keiner imstande, bezogen auf die Filmtheaterlandschaft, glaubhaft darstellen zu können. Es gibt landläufig viele Marketing-Visionen und Versprechen (erst gestern eine Digital Cinema-Konferenz im Berliner CinemaxX mit buntgewürfelten 2 k-, 4 k- und 5-K-Darbietungen), aber kein einziges präzise vermitteltes Bild von der damit sich gewandelten Kinobranche.

Man darf diese oder jenen Schritt wagen und riskieren, dabei gewinnen oder untergehen. Die Branche aber erführe eine Spaltung, das halte ich für gewiß.

":145cgsmp]Die Antwort lautet "Jein"

 

Sicherlich wird es eine Zeit der Koexistenz geben (müssen).

 

Problem für die 35mm Kopie wird sein, das der Fixkostenanteil immer mehr durchschlägt je weniger davon produziert werden. In der Industrie kursieren Zahlen, dass bei einem Marktanteil von 30% bis 50% Digital Cinema die 35mm Kopien unrentabel werden. (Habe ich nur gehört, ich kenne die Berechnungsgrundlage nicht und vermag daher nicht abzuschätzen, ob es stimmt.

Ein Verleiher wird langfristig nicht interessiert sein 2 Standards zu unterstützen. Es kostet ihn mehr und es interessiert ihn wenig, wenn ein Kino inverstieren muss, um den aktuellen Standard spielen zu können.

Es ist genau der letzte Punkt, der von absoluter von Brisanz ist. Den Parallelvertrieb von zwei Formaten halte ich für unökonomisch, für nicht tragbar, mithin ein Grund, warum noch immer kein Rollout stattfand. Oder der doch irgendwann, nachdem er stattgefunden haben könnte, zur Einstellung der 35-mm-Belieferung führen solle.

Aber man kann es auch von Status Quo her betrachten: die Lieferung und Auswertung einer 35-mm-Kopie lohnt nachwievor, sie ist gegenüber der Digital-Lösung ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal der Kinobranche. Der Produzeht wie auch der Verleiher sind sich darüber bewußt, daß diese Investition amortisiert werden muß. Daher gibt es auch das exklusive "Kinofenster" und eine möglichst erst nach Monaten oder Jahren einsetzende Monitor-Zweit- und Drittverwertung.

Mit Einführung des Digital Cinema entfällt teilweise der Schausteller-Druck auf die Verleiher und ebenso die Kinobetreiber, über den das Publikum durch eine Exklusivauswertung über Wochen und Monate (früher waren es Jahre - es gab Fernsehverbot und immens erfolgreiche Wiederaufführungen!) an eine Ware und ihre theatergebundene, identitätsstiftende Zurschaustellung gebunden war. Die neue Technologie (ökonomisch gesehen) macht Kinos mit anderen Wettbewerbern kompatibel und austauschbar mit dem innovativen Unterschied, daß der Kinobetrieb einen höheren Unterhalt als der Kneipenbetrieb erfordert. Dies ist aber dann dem Produzent "Wurst", wie und wo er sein Geld verdient. Daher müssen die Theaterbetreiber um ihrer Existenz kämpfen, die nicht selbstredend für die Produzenten als "Heilige Kuh" gilt, da diese keine Schausteller sind.

 

Wie aber Kinobetriebe überleben sollen, deren Angebote nach Abschaffung des Auswertungsfenster, bedingt und befördert auch durch digitale Vertriebsstrukturen und der leichtfertigen Parallelstarts über Online-Dienste oder (HD)DVDs, da ist vollkommen ungelöst.

Um diese Frage drücken sich alle Seiten n bemerksnwerter Schweigsamkeit. Nach meinem Eindruck ist das Auswertungsfenster mit Einführung von Digital Cinema nicht überlebensfähig. Allenfalls nur dadurch, indem die bisherigen Distributoren an ihre bisherigen Vertriebswege und Auswertungsfenster) weiterhin gebunden bleiben und das Filmband eine verbindliche Verwertungs-Exklusivität behält, d.h., daß von digitalen Parallelstarts (in die Home Cinemas und auch professionellen Cinema) abgesehen wird, um der theaterbasierten Auswertung weiterhin den Vorrrang zu geben.

 

Daher ist allem Anschein nach das technisch "konserative", oft genug verächtlich betrachtete Filmband (viele Massenkopien sind natürlich unschön, gar keine Frage!) perplexerweise ein magischer Eckpfeiler am Fundament der Filmtheater.

Das sollte man sich überlegen, liebe FFA, lieber HDF und liebe AG Kino/Gilde!

Geschrieben
die Lieferung und Auswertung einer 35-mm-Kopie lohnt nachwievor, sie ist gegenüber der Digital-Lösung ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal der Kinobranche.... Wie aber Kinobetriebe überleben sollen, deren Angebote nach Abschaffung des Auswertungsfenster, bedingt und befördert auch durch digitale Vertriebsstrukturen und der leichtfertigen Parallelstarts über Online-Dienste oder (HD)DVDs, da ist vollkommen ungelöst.

 

Hallo Cinerama,

 

Gebetsmühlenartige Wiederholung von Arguementen machen sie nicht besser, aber ich sehe mich jetzt genötigt auch meine nochmal zum Besten zu geben. Nach wie vor teile ich Deine Einschätzung, dass das Kino bedroht ist. Allerdings teile ich nicht Deine Einschätzung, dass die digitale Projektion das Bedrohungspotential bildet. Wir sind hier aller einer Meinung, dass der große Roll Out (noch?) nicht stattgefunden hat. Aber schon jetzt bietet T-Online Filmdownloads zeitgleich oder -nah zum Kinostart an. Die Bedrohung besteht einzig und allein in der Verwässerung des Auswertungsfensters. Diese wurde möglich, da das Gewinnpotential aus alternativen Vertriebswegen (TV, Internet, DVD,...) in den letzten Jahren kontinuirlich gewachsen ist und das Kino schon längst überholt hat. Diese Entwicklung hat schon lange eingesetzt bevor irgendjemand über einen digital Rollout in den Kinos gesprochen hat. Wie Du selber schon anführst gab es früher jahrelange TV Sperren. Diese sind schon längst mit dem Erscheinen der zahlungskräfitgen und -bereiten Privatsendern verschwunden (in Deutschland war dies Ende der 80er / Begin der 90er).

 

Digitale Kinoprojektoren sind, wie immer man sie finden möge, der verkehrte Buhmann. Seine Kräfte auf den Versuch die 35mm Projektion als Kinostandard zu erhalten ist legitim, wenn man díe 35mm Projetkion bevorzugt. Aber zur Rettung des Kions liefert es, wie Deine eigenen Ausführungen schon zeigen, keinerlei Beitrag.

Geschrieben
Wie aber Kinobetriebe überleben sollen, deren Angebote nach Abschaffung des Auswertungsfenster, bedingt und befördert auch durch digitale Vertriebsstrukturen und der leichtfertigen Parallelstarts über Online-Dienste oder (HD)DVDs, da ist vollkommen ungelöst.

Um diese Frage drücken sich alle Seiten n bemerksnwerter Schweigsamkeit. Nach meinem Eindruck ist das Auswertungsfenster mit Einführung von Digital Cinema nicht überlebensfähig. Allenfalls nur dadurch, indem die bisherigen Distributoren an ihre bisherigen Vertriebswege und Auswertungsfenster) weiterhin gebunden bleiben und das Filmband eine verbindliche Verwertungs-Exklusivität behält, d.h., daß von digitalen Parallelstarts (in die Home Cinemas und auch professionellen Cinema) abgesehen wird, um der theaterbasierten Auswertung weiterhin den Vorrrang zu geben.

 

Daher ist allem Anschein nach das technisch "konserative", oft genug verächtlich betrachtete Filmband (viele Massenkopien sind natürlich unschön, gar keine Frage!) perplexerweise ein magischer Eckpfeiler am Fundament der Filmtheater.

Das sollte man sich überlegen, liebe FFA, lieber HDF und liebe AG Kino/Gilde!

 

sorry ... aber Du ernährst Dich von reinen spelkulationen. Das auswertungsfenster ist weder bisher abgeschafft, noch die abschaffung ist irgendwo in sicht. Im gegenteil ... die kaskadenverwertung wird immer umfangreicher und nuancierter und bisher weiß jeder produzent, dass je erfolgreicher eine exklusive kinoauswertung am anfang ist, desto besser rollt der euro danach. Empfehle, Dich einmal mit erfahrenen filmproduzenten zu unterhalten, dann merkst Du wie wichtig allen eine kinoauswertung ist und dass die kinoauswertung das maß allen anderen fließenden geldbeträgen ist ...

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