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ARD-Skandal-TATORT "Roter Schatten": Kinoverleih?


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Geschrieben (bearbeitet)

Mehr Wirbel und Ernsthaftigkeit als die Uli-Edel-Raueberpistole zur RAF entfachte jetzt ein Fernsehspiel von Dominik Graf: virtuos in der Handhabung und Nachwirkung filmischer Montagemittel: ROTER SCHATTEN.

Fast 10 Millionen Zuschauer (selber verpasst wegen Vorurteilen gegen TV-Spielfilme.)

Der "Tagesspiegel" schreibt: http://www.zeit.de/kultur/film/2017-10/tatort-stuttgart-der-rote-schatten-obduktionsbericht

Die Springer-Presse kontert: http://www.bz-berlin.de/kultur/fernsehen/darstellung-im-raf-tatort-ist-gefaehrlicher-unsinn

 

Gibt es Verleihinitiativen fuer einen Kinostart?

Vorerst nur im Stream: http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/videos/der-rote-schatten-video-102.html

Danke fuer Infos.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Er lief in Ludwigsburg im Scala zeitgleich in einer etwas (10 Minuten) längeren Fassung, weil der Produzent Jochen Laube aus Ludwigsburg kommt. Im Kino - bei freiem Eintritt - mit DarstellerInnen und dem Regisseur D.Graf und Produzent J.Laube - volles Haus und durchaus tauglich für die große Leinwand, wahrscheinlich sogar besser als im Frenseher.

Liebe Grüße

Gerhard

Geschrieben

Das besondere bei diesem Tatort-Film im Vergleich zu anderen, zeitgenössischen Tatort-Filmen ist, daß

 

1.) nicht die privaten Komplexe der Ermittlerfiguren im Vordergrund standen, ohne der Handlung Beitrag zu leisten,

 

2.) die dargestellten Figuren über den gezeigten Handlungszeitraum eine charakterliche Entwicklung erfahren haben, die auch gezeigt wurde,

 

3.) es zwei losgelöste Nebenhandlungsstränge gab, die zwar nicht stringent verfolgt wurden, jedoch den Vortrieb der Haupthandlung gewährleisteten und daß es

 

4.) infolge dessen auch Nebenfiguren, die keine Perspektive auf Wiederkehr haben, in gebotener Kürze differenziert dargestellt worden sind.

 

Zu 1.):  Keine nervigen Kinder, keine hysterischen Ehefrauen, keine nervigen Affairen mit Ermittlungssubjekten, keine unprofessionellen Techtelmechtel untereinander.  Lediglich die Vergangenheit des einen Kommissars in Zeiten des deutschen Herbstes spielt eine Rolle und dient nur dem Zweck, die Handlung zu tragen.  Das hätte nicht sein müssen, hat aber im Gegenzug auch nicht geschadet.

Zu 2.):  Der ältere Ermittler gerät in die Lage, die Ideale seiner Jugend und Adoleszenz, die lange verdrängt wurden, anhand seiner Arbeit zu reflektieren.  Er erkennt, daß das "System", in welchem er steckt und wofür er arbeitet und - wie sein Kollege - eine Kugel kassieren würde, in der Tat seine Schattenseiten hat.  Zugegebenermaßen hätte gerade diese Erkenntnis eine deutlicherer Betonung verdient, wenngleich dies zur ordentlichen, dramaturgisch wertvollen (d. h. von der typischen ARD-Degeto-Holzhammerdramaturgie(R) befreiten Spielweise) Darstellung mehr als der üblichen 90 Minuten bedurft hätte.

Zu 3.):  Eine Frau wurde in der Badewanne ertränkt, ein Geldtransporter wurde überfallen, schön und gut.  All diese anfänglichen Nebelkerzen dienten nur dem Zweck, den Blickpunkt auf die Hauptsache, nämlich die Verquickung zwischen Staat, V-Männertum, und möglichen "Skandalen" zu lenken.  Gut gemacht, wie ich finde, denn die Schwerpunkte waren deutlich gesetzt.  Es wurde kein "alles ist überwacht"-CIA-Thriller daraus (vgl. Außer Atem, 2011, furchtbarer Film, oder z. B. auch Mercury Puzzle, 1998, ein NSA-Thriller, wo der Geheimdienst auf unrealistische Weise als allwissend und omnipräsent auftritt), sondern ein die deutsche, föderalistisch gestaltete Realität aus der Unfähigkeit der Behörden einerseits und die Allmachtsphantasien einzelner andererseits glaubhaft wiedergebender Film geschaffen.

Zu 4.):  Im Zuge dessen fand ich die Stelle am interessantestens, als der ältere Ermittler auf ein Wort mit dem pensionieren LKA-Mann ein Glas Wein trank, denn diese Nebenfigur ist erstens nicht so sehr Nebenfigur, wie sie zu sein scheint und zweitens ist auch diese Figur einem Wandel unterworfen, indem sie innerhalb der Kürze ihres Auftretens ihre Rolle in vergangenen Zeiten reflektiert und somit nich in sich selbst einen Wandel hervorruft (das wäre unrealistisch), sondern dazu beiträgt, jemand anderen zum Denken anzuregen und daraus einen Mehrwert ziehen könnte.

 

Dieser Film mag nicht unterschätzt sein, ein "Blockbuster" mit viel Peng-peng und Bumm-bumm, wie es der Baader-Meinhof-Komplex war (i. ü. ein Film, der ebenso historische Ungenaugigkeiten präsentiert), ist es nicht, aber er ist nicht minder interessant, und daß er zum Nachdenken und zur Reflexion über diese Zeit und was die Umstände dieser Zeit mit diesem Land gemacht haben, anregt, ist ein Verdienst.

Geschrieben
vor 8 Stunden schrieb FP:

Das besondere bei diesem Tatort-Film im Vergleich zu anderen, zeitgenössischen Tatort-Filmen ist, daß

 

Das Besondere an diesem (und den anderen sehenswerten Tatorten der letzten Zeit) war, dass er von einem begnadeten Filmemacher gedreht wurde.

Leider funktioniert das Tatort-Konzept nicht so, dass die Namen der Regisseure im Mittelpunkt stehen. Sinnvoll wäre es. (Vgl. auch "Stau" von Brüggemann neulich.)

Und leider zieht niemand den richtigen Schluss daraus, dass die Filme so unterschiedlich gut sind - nämlich, dass es nicht reicht, lustige Kommissar/Gerichtsmediziner/Staatsanwalt-Gespanne zu etablieren. Die Experimente, die man sich immerhin zunehmend traut, scheinen aber überwiegend zu gelingen. Und zwar auch in den Augen der "Tatort"-Stamm-Zuschauerschaft.

 

Immerhin wird der nächste potentiell sehenswerte Tatort ("Waldlust" von Axel Ranisch) nächste Woche in Hof eine Kinopremiere haben. 

Auch wenn er mit Sicherheit ganz anders werden wird als der von Dominik Graf ;-)

 

P.S.: Zur Frage nach einem Kinoverleih: ÖR-Produktionen können in der Regel relativ unproblematisch gezeigt werden, wenn man das mit freiem Eintritt macht. Anders wird es immer ein wahnwitziger Aufwand.

Geschrieben (bearbeitet)

Also wenn ein Fokus des Films, wie Ihr schreibt, auf das Vexierspiel der Verquickung von Instanzen, V-Maennern und Sondereinsaetzen setzt, spielen diese Filme (nicht erst seit Akira Kurosawa oder Oliver Stone) immer mit mehreren Varianten eines Tathergangs.

 

Jedem ist auch bekannt, wie infolge der Selbstauflösung der einst gefürchtetsten Nachkriegsorganisation sich alle Zeugen und am Zeitgeschehen Beteiligten gegenseitig in Widersprueche verwickelten. Und doch wenig wissen.

 

Wie ein Schock mutet in seiner Unversöhnlichkeit aber auch als ein Gebilde schlüssiger Argumentation (nur ein Perfektionismus perfider Erfindungen?) die folgende Aussage aus erster Hand an. [Eine Verfilmung dieses Horror-Interviews wird kaum jemand sich zutrauen... Um so schlafraubender die Macht der Worte]:

 

https://web.archive.org/web/20070529192730/https://www.rote-hilfe.de/publikationen/die_rote_hilfe_zeitung/1997/4/interview_mit_irmgard_moeller

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)

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