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Geschrieben

Liebe Kollegen, 

 

nachdem ich Anfang des Jahres über eine Bolex H8 gestolpert bin, bin ich Schmalfilmer (meine Frau würde sagen, ... nahm das Unglück seinen Lauf;-)). Sonst habe ich bisher vor allem analoge Kameras durch die Gegend geschleift.

 

Dabei hat es mir bei den Projektoren vor allem der Eumig P8 (allererstes Modell) angetan.

 

Die Gummis für die Motorhalterung waren verrottet, irgendjemand hatte den Projektor in Maschinenöl gebadet...das alles konnte ich mittels 3D-Drucker, Schraubenzieher, fluchen und einer Menge Reinigungspapier lösen. (Ob die gedruckten Teile die Wärme aushalten muss ich noch sehen).

 

Jetzt stehe ich vor einem anderen Problem: Der Motor läuft ungleichmässig und bringt nicht die volle Leistung. Wenn ich den Projektor laufen lasse wird er manchmal schneller, manchmal langsamer.

 

Woran könnte das liegen? Bei einem baugleichen Modell passiert das nicht.

 

Besten Dank.

 

Beste Grüsse

 

Geschrieben

Die Lüfterflügel sind schnell verbogen. Sie zu richten, ist ein Mordsgefummel.

Der Antriebs„riemen“ ist ein O-Ring, der sollte die passende Größe haben und überall glatt sein.

Die Motorlager brauchen Schmierung.

Die Kohlebürsten des Motorkollektors können abgenutzt sein.

Der Mechanismus sollte von altem Fett befreit werden. Er braucht Öl.

Die Drahtpeesen zum Antrieb der Spulendorne sollten unverzerrt sein.

Alle elektrischen Leitungen und Kontakte müssen einwandfrei sein. Der Lackdraht im Trafo. und im Motor kann Kurzschlüsse machen.  Das kann man zum Glück leicht durchmessen.

Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb marcel_13:

Die Gummis für die Motorhalterung waren verrottet, irgendjemand hatte den Projektor in Maschinenöl gebadet...das alles konnte ich mittels 3D-Drucker, Schraubenzieher, fluchen und einer Menge Reinigungspapier lösen. (Ob die gedruckten Teile die Wärme aushalten muss ich noch sehen).

 

Du hast doch nicht wirklich Gummi gedruckt? Gummiteile sollten schon mit Gummiteilen ersetzt werden, wegen der Elastizität.

Geschrieben

Geht auch, Gummi wäre besser. Drucken, wenn man Gummi mit Schere und Messer schneiden kann, ich komme da nicht mit.

 

In 400 Jahren wird ein rechteckiges Schild, das in den Ecken Durchbrüche zum Anschrauben haben soll, irgendwo von einem Roboter von einem Stück Kokillengußstahl abgesägt und danach von einem anderen Roboter in einen Apparat gelegt werden, in dem die Öffnungen elektrisch erodiert werden, weil es kein teures Werkzeug erfordert, nur geringe Kräfte im Spiel sind und sehr genau funktioniert. Irgend ein Firmenschild für eine Anwaltskanzlei an einem Gebäude, elektropoliert. Der Schwachsinn ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch.

Geschrieben (bearbeitet)

Wenn man als Mechaniker wegautomatisiert ist, findet man es keinen Fortschritt.

Zum Glück habe ich nun selbständig wieder einiges zu tun, noch nicht existenzsichernd,

doch ganz erfüllend.

 

Industrie 4 ist Schwachsinn. Wenn ich nur höre, wie erwachsene Menschen davon sprechen, Maschinen und Systeme würden miteinander kommunizieren, sorry, dann erlebe ich die reine Hohlheit. Seit wann kommunizieren Maschinen miteinander? Man will partout das Kind nicht beim Namen nennen und schraubt seine Sprache ins Irrsinnige, wohl mit der Absicht, sich wichtig zu machen, mächtigen Eindruck zu machen. Richtige Ausdrucksweise wäre: Es werden nach von Menschen eingerichteten Programmen Daten gesammelt, verarbeitet und mit übergeordneten Programmen verbunden angewendet. Von embedded systems habe ich schon gehört, aber computerisierte Industrie ist eine Lüge. Industrie ist nämlich das Gegenteil der Mechanisierung und von Automatisierung, sie ist menschlicher Fleiß. Es gab nur eine industrielle Revolution, die zum ausgequetschten Fleiß-, will sagen Fließ(band)arbeiter.

 

Doch zurück zum P8.

Bearbeitet von Filmtechniker (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Hallo Simon,

bei allem (sehr großen) Respekt vor Deinen mechanischen Kenntnissen, aber Industrie 4.0 (oder IIC oder IVI) ist ganz sicher nicht deine Domäne :10_wink:

 

Und ja, verteilte Systeme können in der Tat direkt miteinander kommunizieren, ohne übergeordnetes "Programm", das macht eine Service-orientierte Architektur (SOA, bzw. heute Micro services) möglich, auch das "Internet der Dinge" (IoT) und es funktioniert sogar, und sogar gut. Industrie ist eben vor allem Mechanisierung und Automatisierung (und eben heute immer weniger Menschen darin). Das kann man bedauern, es aber nicht ändern (wir sind nun mal nicht alleine auf der Welt).

Geschrieben

Helge, die Sprache ist nicht deine Stärke. Systeme kommunizieren nicht miteinander, das tun nur Lebewesen, und um nicht zu esoterisch zu erscheinen, sage ich, eigentlich nur Menschen. Communicare heißt gemein machen, so daß man etwas Gemeinsames hat.

 

Was am Internet ist mechanisch? Es hat mit Mechanisierung nichts zu tun. Michani, für ein Mal eingedeutschtes Griechisch, bedeutet Handhabe, Vorrichtung, nichts weiter. Automaten gibt es auch rein mechanische, schon lange, den Jacquard-Webstuhl, alle kurvengesteuerten Anlagen. Ich bin damit einverstanden, wenn man sagt, daß der Mensch Verbindungen herstellt und Einrichtungen selbsttätig werden läßt. Es sind jedoch nie die Dinge, die etwas tun, auch das Internet der Dinge wird von Menschen betrieben. Es läuft nicht von selbst. Diese Abspaltung, vermeintlich wahrgenommene oder behauptete Verselbständigung, das Sprechen von intelligenten Maschinen und künstlicher Intelligenz bedauere ich. Es gibt keine künstliche Intelligenz, da ist ein heftiger Widerspruch zwischen den beiden Wörtern. Intellegere, und das Latein kann man nicht abschaffen, ohne Italienisch, Französisch und etwa die Hälfte des englischen Wortschatzes zu negieren, bedeutet verstehen. Welche künstliche Einrichtung versteht, was ihr nicht schon zuvor zu erfassen gegeben worden ist? Wahre Intelligenz erlaubt, Verbindungen herzustellen, die es noch nicht gegeben hat.

 

Mit einem grauenvollen Neudeutsch, das nur ein mit vielfach unmöglichen Anglizismen vollgestopftes Deutsch ist, kann man nicht über den Humanismus hinwegwalzen und wenn man es trotzdem tut, hat man die menschlichen Errungenschaften seit der Renaissance einschließlich die der Französischen Revolution platt gemacht. Wer will denn in den Feudalismus zurückfallen?

Geschrieben

Die Systeme kommunizieren in der Tat direkt miteinander. Industrie ist Mechanisierung, nicht das Internet, das habe ich auch nicht geschrieben (soviel zur Stärke der Sprache, Simon).

Und es gibt in der Tat künstliche Intelligenz, künstliche, neuronale Netzwerke stellen Verbindungen her, die es vorher nicht gab.

Und auch das Internet der Dinge nutzt Verbindungen in Form von Services, die jemand angelegt hat, da hast Du recht. Aber diese Services sind direkt von jedem nutzbar, ohne neue Verbindungen herstellen zu müssen. Ich habe auch nie behauptet, daß Verbindungen ohne neuronale Netzwerke von alleine hergestellt werden, da hast Du etwas falsches aus meinem Beitrag herausgelesen :-)

Es macht vor allem keinerlei Sinn, die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes auf seine heutige Nutzung anwenden zu wollen.

Deine Beiträge zur Mechanik alter Kameras schätze ich übrigens sehr, aber das hier ist nicht Dein Ding, denke ich.

Ich hatte es ja schon gesagt, Schuster bleib' bei Deinem Leisten :10_wink:

Geschrieben

Diesen Satz zitierst du richtig, viele Leute sagen bei deinen Leisten.

 

Das ist nicht dein Ding, denke ich ist genau dieses Englischdeutsch.

That’s not your thing, I think  . . .

 

Na gut, im angelsächsischen Sprachgebiet hört man uber, auch nicht besonders schlau.

Geschrieben (bearbeitet)

Das ist nicht Dein Ding ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der nicht auf das Denglische zurückführbar ist, m.E. ist er deutlich zu alt, um in diesem Verdacht zu stehen.

Du machst Dir zuviel Gedanken über Sprache, ich denke ich schreibe nun wirklich verständlich und unter möglichst guter Vermeidung von Anglizismen (wo sie vermeidbar sind).

Das mit dem Leisten ist m.E. völlig korrekt, es ist eh' eine Übertragung des ursprünglichen Zitats ("Ne sutor supra crepidam" in etwa "Schuster geh nicht über die Sandale hinaus"), insofern gibt es beide Schreibweisen (deinem, deinen).

Bearbeitet von Helge (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Viele Ausdrücke, die wir für deutsch halten, sind dem Englischen entnommen.

Es macht Sinn ist englisch, auf Deutsch hat etwas (einen) Sinn.

Ich denke, sagte vor 30 Jahren noch niemand auf Deutsch. Wir sagen doch, ich glaube, soundso.

 

Eh kommt aus Österreich, zur Abwechslung eine Entlehnung vom Land am Strome.

Tschau ist das italienische ciao. Die Italiener sagen übrigens nicht tschau, sondern ciao, am Ende hört man kein u.

Tschüss ist niederländisch, tjus.

 

Was mich ganz grausam nervt, ist gerne an Stelle von bitte.

Deppenapostroph (z. B. nicht’s), IMBIß, trotz und dank mit Genitiv, der Kulturabsturz scheint bodenlos.

Seit wann ist die Umgangssprache das Maß? Bitte, nicht noch so vorgehen.

 

Zurück zum Eumig P8!

Geschrieben

Vielen Dank für die Tipps Filmtechniker der P8 läuft jetzt gleichmässig.

 

Ich wollte eigentlich keine Diskussion über 3D-Druck lostreten...aber da meine ersten Gedanke bei den porösen Gummis war: Spritzgusswerkzeug, TPE und das gleiche bei den fast bei allen P8 zerdepperten Füsschen, fand ich den 3D-Druck eigentlich ganz und gar unaufwändig...und ich hätte die Teile nie und nimmer rund aus einem Gummi geschnitten bekommen...

 

Doch zum P8. Ich habe jetzt:

- die Motorlager geschmiert

- die Kohlen geprüft

- alle Kabel geprüft

- alle Schalter aus und wieder eingebaut und dabei festgestellt, das der Abnehmer des Geschwindigkeitsreglers angelaufen war, das habe ich dann wieder blank geschmirgelt, ausserdem war auch hier alles in Oel gebadet

- Alles was ich gefunden habe wurde entfettet

- Den Lüfter habe ich ausgerichtet, aber den wieder gerade zu bekommen ist fast nicht möglich.

 

und dann habe ich mit der H8 einen Film gedreht um mich von den vielen kleinen Schrauben zu erholen...

Geschrieben

Jetzt habe ich doch noch einmal eine Frage an die Spezialisten.

 

Könnte man den Motorkondensator des P8 auch durch einen neuen ersetzen? Und wenn ja welchen?

 

Vielen Dank.

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

 

ich habe den Kondensator bei meinem Eumig P8 auch kürzlich ersetzt, da die alten Kondensatoren erfahrungsgemäß irgendwann explodieren können, da sie in der Regel direkt an der Netzspannung hängen. Beim Eumig P8 (in meinem Falle automatic novo) ist allerdings ein Mehrfachkondensator mit mehreren Kondensatoren in einem Gehäuse verbaut. Bei meinem war die Beschriftung leider schon größtenteils unlesbar geworden, es müsste aber 2x 5000 pF und 1x 10000 pF gewesen sein. Da nicht klar ist, welcher Draht zu welchem Kondensator führt und mir leider kein Schaltplan zugänglich war, habe ich den Motor mit drei einzelnen Kondensatoren gemäß der üblichen Schaltung für Bürstenmotoren entstört (siehe auch hier: E-Motor+Entst$C3$B6rung+002.JPG.

Kondensator C2 wird über beide Pole des Motor geschaltet und die beiden C1 jeweils von einem Pol auf das Gehäuse, das hier als Masseverbindung dient. Da direkt Netzspannung (bzw. beim P8 je nach Geschwindigkeitseinstellung maximal etwa 180-200 Volt) anliegen und durch die Abrissfunken gewisse Impulse entstehen, sollten die Kondensatoren entsprechend hochspannungsfest sein.

Die Verkabelung beim P8 muss man sich erst erschließen, da mir zumindest kein Schaltplan vorlag. Mit den neuen Kondensatoren läuft das Gerät seitdem einwandfrei.

Bearbeitet von Viennette (Änderungen anzeigen)
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hallo,

ich kann Sonntag Abend ein Foto machen, allerdings sieht man da nicht alles, weil einige der Kabel hinter dem Motor verschwinden. Diesen möchte ich nicht wieder ausbauen, weil das ein unglaubliches Gefummel war und ich zwei Abende gebraucht hatte, bis der Motor wieder stimmig eingesetzt war und es keine Verspannungen oder Schräglagen mehr gab. Ein Problem war auch die Stillstandsschaltung im P8 novo, die den Ausbau verkompliziert. Mit nur abgenommener Rückwand dürfte man grob schließen können, wie es gehört. Die beiden Anschlüsse, die dann zum Motor selbst gehen, musst du bei dir halt raussuchen, das sollte aber klappen, du kannst ja mal ein Bild des Motors machen, falls s Unterschiede in der Bausérie gab.

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo,

anbei nun etwas verspätet ein Foto der fertigen Lösung. Aus Platzgründen habe ich drei einzelne Kondensatoren flacher Bauart verwendet, die nun in isolierende Kunststofffolie eingebettet sind (2x weiß und 1x roter Wima). Grundsätzlich gibt es natürlich auch noch die normalen Entstör-Dreifachkondensatoren, allerdings nicht immer mit den richtigen Werten, die heutigen Kondensatoren haben meistens größere Kapazitäten und passen unter Umständen nicht an die alte Stelle, falls es eng zugeht. Wer die Kondensatoren ersetzt, sollte darauf achten, dass welche vom Typ "X2" oder "Y2" sind, da diese hier an Netzspannung anliegen und entsprechend impulsfest sein sollten.

 

Grüße,

IMG_20171211_192504450[1].jpg

Bearbeitet von Viennette (Änderungen anzeigen)

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