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Geschrieben

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/41926442

 

27.08.1973

produkte

Die Tonfilm-Ära beginnt wieder -- diesmal für die Super-8-Amateure. Der US-Photo-Konzern Kodak bringt in diesen Wochen ein komplettes Magnettonfilm-System auf den amerikanischen Markt: zwei Kameras namens "Ektasound", Tonfilmkassetten, -projektoren. Bei dieser Technik wird der Ton über ein mit der Kamera verbundenes Mikrophon auf einer magnetischen Randspur des Films aufgezeichnet, ist also -- im Unterschied zu den derzeit praktizierten, umständlicheren Verfahren mit separaten Tonbandgeräten -- garantiert synchron. Die Ausrüstung ist kaum größer als die für Stummfilme; die Preise für die "Ektasound"-Kameras in Amerika liegen zwischen 190 und 275 Dollar. (Im deutschen Handel ab Frühjahr 1974.)
 
 
20.08.1973

Heimkino: Zeitgeschichte in Super-8

Rund eine Million Heimprojektoren im Amateurformat Super-8 (davon jeder dritte mit Tonkopf) stehen in deutschen Haushalten bereit, um neben selbstgefertigten Urlaubsfilmen auch Werke der Film- und Zeitgeschichte im Wohnzimmer zu projizieren -- das hatte die Duisburger Filmverleih- und Vertriebsfirma Atlas Schmalfilm ermittelt. Für dieses Apparate-Arsenal dient Atlas seit Jahresfrist wohlfeile 120-Meter-Spulen an -- etwa Chaplin-, Kinder- und Hitler-Filme ("Mein Kampf" von Erwin Leiser in Fortsetzungen) zum Stückpreis von knapp 100 Mark. Vom Verkaufserfolg ermutigt -- allein die Leiser-Rollen wurden binnen sechs Monaten 4000mal abgesetzt
wird die Firma nun kühner. Im Verbund mit dem Wiesbadener Deutschen Institut für Filmkunde vertreibt sie demnächst frühe Inkunabeln der deutschen Filmgeschichte (Beispiele: "Das Kabinett des Dr. Caligari", "Dr. Mabuse, der Spieler", "Der Kongreß tanzt") komplett (200 bis 500 Mark) oder in zusammenhängenden 20-Minuten-Ausschnitten (69 bis 98 Mark). Wer 590 Mark anlegt, kann Pasolinis Bibelfilm "Das 1. Evangelium-Matthäus" komplett oder in sieben Teilen (je 98 Mark) erwerben oder im Frühjahr 1974 eine Edition von zehn langen und 16 kurzen Filmen Buster Keatons bestellen; ein weiteres Programm heißt "Atlas Horror Filmothek".

 

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/46414175

 

05.09.1966

SCHMALFILME: Kummer in Kassetten

Schlagersängerin Heidi Brühl kritzelte für Kodak. Mit Star-Autogrammen versuchte der US-Photokonzern Wind für ein Star-Produkt zu machen: Die vor zehn Monaten mit massiver Werbung eingeführten Super-8 -Filmkameras haben Absatz-Flaute.
Dem neuen Schmalfilmsystem Super-B war ein ähnlicher Blitzerfolg vorausgesagt worden, wie ihn Kodak vor drei Jahren mit dem Photoapparat Instamatic erzielt hatte. Ein "Wirbelsturm" werde "Gewohntes hinwegfegen", hatte das Fachblatt "Der Fotohändler" prophezeit.
Kodaks Super-8 macht das Filmen einfacher. Beim alten System, genannt Doppel-8, muß ein 16 Millimeter breiter Filmstreifen umständlich eingefädelt und zur Belichtung der zweiten Hälfte umgedreht werden; dabei verdirbt meist ein Teil des Films durch Lichteinfall. Bei Super-8 wird der Film in einer Kassette fertig zum Einlegen geliefert; er braucht nicht umgedreht zu werden (SPIEGEL 42/1965).
Kodak verteilte freigebig Lizenzen. Auch der deutsch-belgische Agfa-Gevaert-Konzern übernahm das System. Ziel der Super-8-Strategie: Bei den Nicht-Filmern sollte ein neuer Markt erschlossen werden. Nur jeder vierzigste westdeutsche Haushalt besitzt eine Filmkamera.
Die Welle begann auch zu laufen, nur in der falschen Richtung. Kaufinteressenten, ursprünglich durch Super-8-Werbung in die Läden gelockt, erwarben oft Kameras des alten Systems: Die Apparate sind billig geworden, da die Industrie in Erwartung des großen Super-B-Geschäfts die Preisbindung für herkömmliche Modelle aufgehoben hat.
Vor allem aber, sprach sich herum, daß der Kodak-Knüller teuer im Betrieb ist. Drei Farbfilmminuten mit Doppel-8 sind schon für etwas mehr als neun Mark zu haben, mit Super-8 dagegen kosten sie 21 Mark. Das liegt an den hohen Kosten der komplizierten Kassette, die überdies nur einmal verwendet wird.
Die Käufer sind allein auf den teuren und zudem wenig lichtempfindlichen Farbfilm angewiesen. Schwarz-Weiß -Film, der beim Doppel-8-System weniger als fünf Mark je drei Minuten Laufzeit kostet, gibt es für die neuen Kameras nicht. Die Filmhersteller, darunter Super-8-Promoter Kodak, argumentieren: Die Kassette sei so teuer, daß der Preisunterschied zwischen den beiden Filmarten beim Endpreis nicht ins Gewicht fallen würde. Dazu Versandhaus Quelle: "Das ist ein echter Mangel." Und Kameraproduzent Braun (Marke Nizo): "Daran hängt das ganze System."
Von dem Mangel profitiert die Fuji Photo Film. Co. Ltd., mit 11 000 Beschäftigten Japans größter Kamera- und Filmhersteller. Sie hat das gleiche technische Prinzip wie Super-8 eingeführt, aber dafür einen neuartigen Film entwickelt, der um ein Drittel dünner ist als herkömmliche Streifen. Die Einlegekassette für diesen Film kostet weniger als die von Kodak.
Bei Fujis System, das "Single-8" heißt, ist der Farbfilm zwei Mark billiger als bei Super-8. Anfang Oktober kommen auch Schwarz-Weiß-Filme heraus, die einschließlich Entwicklung nur etwa halb so teuer sein sollen wie der Super-8 -Farbfilm.
Für Deutschlands Agfa sind Fujis Erfolge besonders bitter. Agfa hatte, ehe es sich zum Bündnis mit dem marktmächtigen Kodak-Konzern entschloß, eine Option auf das Single-8 -System.

 

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