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Geschrieben (bearbeitet)

Gestern habe ich mit Freunden "Werk ohne Autor" im altehrwürdigen Delphi Filmpalast am Zoo besucht und war nach vorheriger Lektüre mehrerer Verrisse und viel "gebährneidischer" Nörgelei der Feuilletons äußerst positiv vom Film überrascht. Umso schockierter war ich von der 10-minütigen Zwangspause, mit der man dort den Film willkürlich zerteilt hat. Mitten im Erzählfluss: Film aus, Licht an, Pauseninsert.... Vorhang bleibt die ganze Pause auf, dann endlich Licht aus und weiter.

 

Nicht,  dass ich mich nicht gerne und wohlig an die großen alten Filmepen mit "Intermission" erinnern würde. Aber dort war die Pause vom Regisseur vorgesehen und (meist) dramaturgisch geschickt eingebaut und daher sinnvoll platziert (von Roadshow-typischer Pausenmusik ganz zu schweigen). Damit hat die Zwangspause hier aber ganz offensichtlich nichts zu tun.

 

Ich erinnere mich noch dann, wie der unselige Heinz Riech im seligen Royal Palast Mitte der 80er David Leans "Reise nach Indien" beim Ersteinsatz unverfroren mit einer "Erfrischungspause" zerteilte, nur um den Umsatz von halb-angetautem Nogger-Eis und hauseigener Gummiwaren zu steigern. Nach heftigen Protesten von Lean-Anhängern bei der Constantin musste man damals diese Praxis schnell wieder einstellen.

 

Ich persönlich empfinde eine solche willkürlich vom "Abspieler" wie mit der Axt hineingehauene Zerteilung als eine Unverschämtheit gegenüber den Filmemachern und der Integrität eines jeden Film(kunst)werks. Wie sehen das hier andere Forumsmitglieder?

 

Nachdem ich das neulich schon bei einem ähnlich langen US-Film im Filmterminal am Alexanderplatz erlebt habe, gehe ich dort einfach nicht mehr hin. Dann kann ich auch warten, bis der Film auf RTL zerstückelt wird. Aber jetzt auch noch im Delphi, das sich als Flaggschiff der Berliner Filmkunsttheater versteht? Wo der legendäre Walter Jonigkeit tatsächlich noch posthum ein Klingelschild am Eingang besitzt und der sich, ganz der alte "Schaumann" jetzt womöglich im Grabe umdreht? Dass, kaum das der Abspann läuft, das volle Saal-Licht angeht, hätte es bei ihm nicht gegeben. Warum nicht gleich das "Putzlicht" an?

 

Geht es hier ganz einfach um den Süßwaren- und Getränke-Umsatz, wie ich fest vermute? Oder traut man dem geneigten Publikum das sprichwörtliche Sitzfleisch einfach nicht mehr zu? Unterstellt man seiner zahlenden Kundschaft grundsätzlich ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndom bei (angeblich über-)langen Filmen oder nimmt man nur fürsorgliche Rücksicht auf Konfimandenblasen?

 

Wie wäre es mit dem nächsten Schritt? Man projiziert den Concessions-Umsatz echtzeitig auf die Leinwand und bevor nicht für 250 Euro Popcorn gekauft wurde, geht es eben nicht weiter mit der Show... 

 

 

 

Bearbeitet von breathtakingcinemascope (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema: ist vom Regisseur keine Pause vorgesehen, gehört auch keine Pause in den Film. Allerdings frage ich mich angesichts der Länge von 188 Minuten, ob das wirklich ohne Pause sein muss. Im Fall von WERK OHNE AUTOR läuft Florian Henkel von Donnersmarck hier Gefahr, dass viele Menschen seinen Film nicht in ganzer Länge sehen werden, weil es ihre Blase einfach nicht zulässt. Bei WERK OHNE AUTOR finde ich das schlimm. Bei einem Film wie EX LIBRIS mit seinen 197 Minuten Laufzeit macht das absolut nichts aus. Wenn man da den Kinosaal während des Films für kurze Zeit verlässt, verpasst man nichts.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb breathtakingcinemascope:

 

Ich persönlich empfinde eine solche willkürlich vom "Abspieler" wie mit der Axt hineingehauene Zerteilung als eine Unverschämtheit gegenüber den Filmemachern und der Integrität eines jeden Film(kunst)werks. Wie sehen das hier andere Forumsmitglieder?

 

 

Schlichte Betriebswirtschaft. Das Publikum von Filmen wie "Werk ohne Autor" ist gemeinhin sehr kauffaul oder möchte ab 18 Uhr aus gesundheitlichen Gründen nichts mehr verzehren. Wenigstens den Wasserumsatz kann man mit einer Pause ein wenig ankurbeln. Mit Arthouse lässt sich schwer Geld verdienen, außer man hat ein etabliertes Filmkunsthaus mit Kuchentheke oder anderem Chi Chi. 

 

Meine Beobachtungen bezüglich Aufmerksamskeitspanne betrifft tatsächlich nur die jüngeren. Arthousepublikum zieht sich auch mal den drei Stunden Streifen in militanter Sitzhaltung rein, aber die Blase...die wird halt älter. Ab 140 Minuten sind Pausen empfehlenswert und oft gewünscht.

 

Es ist zuzustimmen, dass die Pause allerdings stilistisch klug gewählt sein sollte. Einfach mal nen Cut in der Mitte des Films ist schon arg ignorant.

Geschrieben (bearbeitet)

Bei 189min liegt die Schuld nicht beim Kino, sondern beim Regisseur. ich nehme an, die Schweizer machen bei sowas gleich zwei Pausen.

 

Wieviel Mühe man sich beim Finden eines halbwegs geeigneten Pausenpunktes macht, ist freilich ne andere Frage. Bei 189min dürften aber auch die Chancen steigen, was Brauchbares zu finden. Seit wann muss das genau in der Mitte sein...

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
vor 1 Minute schrieb carstenk:

Bei 189min liegt die Schuld nicht beim Kino, sondern beim Regisseur. ich nehme an, die Schweizer machen bei sowas gleich zwei Pausen.

 

Wieviel Mühe man sich beim Finden eines halbwegs geeigneten Pausenpunktes macht, ist freilich ne andere Frage. Bei 189min dürften auch die Chancen steigen, was brauchbares zu finden.

 

- Carsten

 

Da hilft die App RunPee ?

 

http://runpee.com/

 

 

Geschrieben

Spätestens, wenn der Film in einigen Jahren im Fernsehen läuft, wird es nicht bei nur einer Pause im Film bleiben.

Und die ist bestimmt an allen unpassenden Stellen. Vorausgesetzt, der Film läuft nicht auf einem öffentlich rechtlichen

Sender.

 

Gruß

Maximum

Geschrieben (bearbeitet)

off topic - aber dennoch einige Punkte von oben aufgreifend, weil sie mich beschäftigten:

 

Altehrwürdig ist tatsächlich stadtweit das recht positive Markenzeichen obigen Kinos - aber evt. doch nur auf Architektur und Solitärdasein bezogen? Aussen vorbildlich renoviert, inwändig ebenfalls schon Mitte der 80er neu bespannt (durchaus ansprechend - bis auf die etwas pappartige Bestuhlung und das verkleinerte Bild, den Ausbau der Bauer U2-Projektoren und das Vermissen einer Höhenkaschierung seit Jahren).

Das Repertoire mit getimten Vorführabläufen (bei den opernhaften Monumentalfilmen) war seit den frühen 70ern dort prägend. Die Würde ist denoch nur relativ im Rückblick festzustellen, weil der Chef schon in den 70ern Anweisungen gab, Ouvertüren und Endtitel von Breitfilmkopien abzuschneiden, um Vorstellungszeiten zu raffen.

Dankbar ist man dennoch für seine Reprisen - etliche auch ohne Kappungen. Aber zumeist immer ohne Ouvertüre. Der Chef beendete 1983 als Geschäftsmann, der er primär war, sein Repertoire und übergab an den jüngeren Programmkinokönig Berlins, der nun all jene "Schinken" hasste...

 

Somit ist es schwierig vorauszusetzen, jenes Kino in seiner heutigen Gestalt möge zumindest im Vorführablauf oder im Service die (seiner Legende entsprechende) Perfektion walten lassen - zumal dies zu allen Zeiten dort brüchig war, selbst bei frühen Todd-AO-Premieren.

 

Etwas besser - trotz Verrohung - gefiel mir da die Stätte des gehassten Heinz R. im Europacenter (Royal Palast und City). Schon vor seiner Ägide, während seiner Ägide und bis zuletzt gab es allemal mehr Bild und Ton als an der Kantstrasse. Auch wünsche ich Heinz R. heute nicht mehr den Aufenthalt aller Verwünschten, weil zu seinen Lebzeiten die Roadshow-Stätten in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und anderswo noch in Betrieb waren. 

Schließlich, mit Auftritt des "Hätschelkindes" der Presse, dem Achim mit seiner Lounge-Konzeption seit 1987, kamen für kurze Zeit positiv anmutende Impulse (und zugleich der Anfang vom Ende der Riech-Gruppe), obwohl sich die Impulse nur vier Jahre später mit Achims Kreuzzug im Multiplex-Bau ins Gegenteil verkehrten und in vielen Metropolen zum Ende von Roadshow, von angestellten und gelernten Filmvorführern und von grossen Breitwand-Palästen führte. Dezidiert also zum Ende jener Paläste, an denen Heinz R. eisern festgehalten hatte (zumal er viele Grundstücke besass).

 

Selber seit Jahren ohne große Erwartungen an die berliner Kino-Performance, hilft mir das sehr, Enttäuschungen besser zu verarbeiten als noch vor 40 Jahren, als  man hoffte, die Errungenschaften der alten Epoche würden bewahrt oder sogar fortentwickelt.

 

- Ende off-topic -

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
  • Like 1
Geschrieben

Mag sein, dass dich einige Punkte beschäftigen. Aber vermutlich ist dein Ego wieder angekratzt, dass du deine OFF-TOPIC-Meinung in fast jedem Thread äussern musst.

 

Ist auch willkürlich. Schade.

 

Kann das mal jemand in einen anderen Thread verschieben?

 

 

Gruß

Maximum

Geschrieben (bearbeitet)

Das Problem ist vor allem betriebswirtschaftlicher Natur und es beginnt ja schon mit dem Personal.  Um die Pause an einem gescheiten Zeitpunkt zu setzen, muss sich wer den Film ansehen.  An diese Person sind Voraussetzungen gestellt!  (tl;dr s. u.)

 

1.)  Diese Person muss sich mit der im Hause vorhandenen Projektionstechnik auskennen.

Warum?  Je nach Server und Projektor ist das mit der Pause gar nicht so einfach.  Ich meine damit nicht, dass es eine Herausforderung wäre, ein Pausentemplate mit zugehörigen Automationsbefehlen zu erstellen und dieses in die Playlist einzusetzen.  Es geht mehr darum, zu wissen, welche Verzögerungen zu erwarten sind.  Meine Erfahrung mit Pausen war immer von Enttäuschung geprägt, denn nie klappte es reibungslos und ästhetisch, denn die Automation arbeitet mit diskreten Zeitabständen im Sekundenbereich.  Dumm nur, dass der Mensch in seiner Sinneswahrnehmung eben feiner ist und es merkt, wenn zuerst das Bild stehen bleibt und im weiteren die Bildklappe fällt.  Klar, man könnte es versuchen, der Automation mehrere Befehle auf denselben Zeitstempel zu legen, nur besteht dann das Risiko, einer könnte "verschluckt" werden.  Das führt dazu, dass jemand, der eine "schöne" Pause einfügen möchte (Vorführer will ich gar nicht mehr sagen...), die "Maschinerie" kennen muss!  Man gleiche das mal mit der Realität in einem Großteil der zeitgenössischen Spielstätten ab, mit meiner Wahrnehmung vom Stand meines Austretens aus dem Business sehe ich da eher schwarz.

 

2.)  Die Person muss mehrere Interessen wahren (können).

Angesprochen ist vor allem die Integrität des vorliegenden Werkes.  Wer also einen Handlungsstrang unterbrechen, jedoch gleichzeitig die Integrität des Kunstwerkes wahren möchte, muss ein Gespür dafür haben, wie solche erzählerischen Werke wie Filme, Theaterstücke oder prosaische Literatur aufgebaut sind.  Ein Stück weit gehört das (meiner Auffassung nach) zur Allgemeinbildung, aber eben nur ein Stück weit.  Wer aus dem Schulunterricht die Begriffe Exposition, Spannungsbogen, retardierendes Moment, Climax, etc... kennt, hat einen gewissen Vorteil.  Bloß, gerade im Programmkino hat man es nicht selten mit Filmen zu tun, die genau diesen, seit den Griechen nun bis zum Erbrechen ausgereizten, starren Rahmen durchbrechen.  Wo in einem der beiden Nymphomaniac-Filmen hätte man   d a s   retardierende Moment finden wollen?  Ganz gleich geht es ja schließlich darum, den Film in (mind.) zwei Teile zu trennen, denn eine Pause 15 Minuten nach Beginn oder vor Ende ist witzlos, schließlich wollen die Besucher auf Toilette und der Betreiber möchte ihnen dabei an der Theke noch ein paar Pfennig aus der Tasche ziehen.  Wo also in der Mitte, wo sich meistens die komplexe Handlung voll in Fahrt befindet, soll man anhalten?  Am besten bei einem Schnitt, der zwei komplette Settings voneinander abtrennt.  Für diese Momente muss man ein Gespür haben und gleichzeitig bedenken, dass wirtschaftliche und individuelle Interessen mitspielen.

 

nun für das tl; dr:

 

3.)  Diese Person muss motiviert sein!

Was bringen beste Kenntnisse über Vorführtechnik, Dramaturgie und den Kinobetrieb sowie Sympathie für das Publikum, wenn man keinen Bock hat?

 

Also, die perfekte Pause wird es nicht geben.  Sie gab es auch zu analogen Zeiten nicht, seitdem sich Kopierwerke auch nicht immer daran gehalten haben, die Aktwechsel am dramaturgischen Aufbau auszurichten.  Dafür entschädigt die Pause an sicht für ihre Durchführung vor allem dann, wenn man Kino als soziale Institution begreift.  In der Pause kann man über bereits gesehenes reflektieren, über noch zu sehendes spekulieren und erste Interpreationen wagen; geht man nicht alleine ins Kino gelingt so ein Austausch.  Das finde ich schön und lässt mich darüber hinwegsehen, ob das nun passend war.

 

--- ab hier off Topic, ignorabel ---

 

vor 18 Stunden schrieb cinerama:

Etwas besser - trotz Verrohung - gefiel mir da die Stätte des gehassten Heinz R. im Europacenter (Royal Palast und City). Schon vor seiner Ägide, während seiner Ägide und bis zuletzt gab es allemal mehr Bild und Ton als an der Kantstrasse. Auch wünsche ich Heinz R. heute nicht mehr den Aufenthalt aller Verwünschten, weil zu seinen Lebzeiten die Roadshow-Stätten in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und anderswo noch in Betrieb waren. 

Schließlich, mit Auftritt des "Hätschelkindes" der Presse, dem Achim mit seiner Lounge-Konzeption seit 1987, kamen für kurze Zeit positiv anmutende Impulse (und zugleich der Anfang vom Ende der Riech-Gruppe), obwohl sich die Impulse nur vier Jahre später mit Achims Kreuzzug im Multiplex-Bau ins Gegenteil verkehrten und in vielen Metropolen zum Ende von Roadshow, von angestellten und gelernten Filmvorführern und von grossen Breitwand-Palästen führte. Dezidiert also zum Ende jener Paläste, an denen Heinz R. eisern festgehalten hatte (zumal er viele Grundstücke besass).

 

Ein Heinz Riech war als Kind seiner Zeit im Umgang mit sächlichen Angelegenheiten eben weitaus pragmatischer und wenig sentimental, als man es heute ist, nachdem man heute erkannt haben mag, was einem durch den teilweise etwas irrsinnigen Fortschrittsgedanken der Nachkriegszeit abhanden gekommen ist.  Das mag hier mit Kinotradition beginnen und endet mit Betonwüsten statt pittoresken Altstädten.  Dessen ungeachtet hat ein Heinz Riech ebenfalls als Kind seiner Zeit deren Zeichen verstanden und dem Kino als Betrieb jedenfalls einen Dienst erwiesen, indem er in den angespannten Zeiten infolge des Konkurrenzdruckes durch andere Formen der Freizeitgestaltung in einer erneut gefestigten Wohlstandsgesellschaft, das eigentlich aus einer Armut heraus entstandene Konzept des Kinos weiterhin schwimmfähig zu halten vermochte.  Die Mittel, derer er sich bediente, waren radikal und rabiat, gleichzeitig aber effektiv und effizient.  Das Konzept des Heinz Riech war bestimmt nicht auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit angelegt und ich vermute mal, er selbst wird geahnt haben, dass falls es zu einer Besserung der Situation kommt, er damit einpacken kann.  Die alten UFA-Schachteln hatten sich dann mit den 90er Jahren und den aufkommenden Multiplexen so dermaßen überlebt, dass man lieber einen H&M reingebaut hat. 

 

So, wie du nun Heinz Riech würdigst, müsstest du auch Flebbe würdigen.  Seine Mittel sind ungekannt, aber er betritt einen neuen Weg im Versuch, das Kino den wiederum gewandelten Gewohnheiten einer nicht nur seeeehr verfestigten Wohlstandsgesellschaft anzupassen, sondern auch besonders auf das in den letzten 20 Jahren gestiegene Bedürfnis nach Individualität einzugehen.  Wer weiß, eventuell überlebt sich gerade das Betriebskonzept des Multiplexkinos für die Massen, ohne dass es die Eigner (in Hybris?) erkennen.  Wohl dem, der gegen nonlineare (hierin liegt der große Unterschied zum Fernsehen damals, ich muss für eine Angebotserweiterung das Haus gar nicht verlassen!) und stets verfügbare Home-Entertainment-Angebote einen attraktiven Mehrwert bieten kann.  (Nur der Nostalgiefaktor alleine reicht wohl nicht mehr aus...)

 

 

 

Bearbeitet von FP
, weil. (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Die Ermahnung ist gerechtfertigt: ein Lob des H. R. Iiegt mir fern, es war Ironie. Er hat aber die Schachtelkinos nicht erfunden, wie viele glauben: Anfang/Mitte der 70er Jahr tauchten in FE/FW Artikel zu einer neuen Kinoform aus Frankreich auf: vielleicht hat er die gelesen. H. R. hat dem Ruf der Branche sehr geschadet und prinzipiell gesetzliche Bestimmungen unterlaufen.

Der andere, HJF, hat Konzepte aus England übernommen, aber auch Projektdiebstahl an anderen begangen. Schmueckt sich gern mit Federn anderer und redet den Substandard schön. ?

 

Kommunale Kinos und auch Programmkinos sind da m.E. tendenziell ehrlicher und ambitionierter. Vom Grundansatz her: Kunst um der Kunst willen.✌️

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Grundsätzlich sind Pausen in Filmen, die nicht vom Regisseur von Anfang an eingeplant und genehmigt worden sind, abzulehnen!

Und das sage ich als Kinobetreiber.

 

Klar, manche verkaufen auch ihre Kinder......

  • Like 3
Geschrieben

Kino ist keine Kunst. War und wird es nie sein. Steuerlich ist Kino immer ein Gewerbe mit Gewinnerzielungsabsicht.

Wäre das nicht so, und es würde Filmkunsttheater tatsächlich geben, dann wären ja Verleihkosten nicht steuerlich absetzbar, Unterschied der Kunst zum Kunsthandwerk. Und diese Begründung brachte auch ein Finanzamt einem Filmkunsttheaterbetrieb gegenüber.

Insofern sind auch Pausen legitim, Gewinnmaximierung als Ziel eines Gewerbebetriebes mit Gewinnerzielungsabsicht. Und werden gemacht.

 

Nach den Bezugsbedingungen für Spielfilme (Reichsfilmkammer, als SPIO ab 1947 unverändert weitergeführt) ist ein Film pausenlos zu zeigen, wenn nicht eine intentionelle Pause durch die Filmschaffenden vorgesehen ist. Alles andere war früher sogar mal strafbar. Doch das ist wie der Besitz von Funksendern. 1991 habe ich noch einen armen Kaufmann 3 oder wares 3,5 Jahre Haft ohne Bewährung verschafft, weil wir als postalische Ingenieure dem Gericht bestätigt haben, beim gefundenen drahtlosen Heimtelefon handele es sich um einen Funksender.

Heute interessiert das niemand, so auch die Pause.

 

Ich habe nie eine Pause gemacht, wenn sie nicht vorgesehen war.

Es gibt aber auch andere Fälle. West Side Story hat eine in der Dramaturgie angelegte Pause, mit Intermission Logo. Und eine Entre Acte Musik vor dem nächsten Teil. In Wien, wo wir den Film sahen, wurde diese einfach unterschlagen. Weil das Logo schon jemand entfernt hatte, und die Kopie zuvor pausenlos zeigte.

All diese Vorgehensweisen, nicht vorgesehene Pause, entfernte und nicht gemachte Pausen, um noch eine Vorstellung rauszuquetschen, bestätigen nur eines, das Kino keine Kunst sein kann.

 

-St

Geschrieben (bearbeitet)
vor 4 Stunden schrieb stefan2:

...

 

Ich habe nie eine Pause gemacht, wenn sie nicht vorgesehen war.

Es gibt aber auch andere Fälle. West Side Story hat eine in der Dramaturgie angelegte Pause, mit Intermission Logo. Und eine Entre Acte Musik vor dem nächsten Teil. In Wien, wo wir den Film sahen, wurde diese einfach unterschlagen. Weil das Logo schon jemand entfernt hatte, und die Kopie zuvor pausenlos zeigte.

All diese Vorgehensweisen, nicht vorgesehene Pause, entfernte und nicht gemachte Pausen, um noch eine Vorstellung rauszuquetschen, bestätigen nur eines, das Kino keine Kunst sein kann.

 

-St

 

Interessant, wie Du neuerlich auf Wien herumtrampelst, wo immerhin die einzige Farbversion zu sehen war, die vom Originalnegativ gezogen war. Nur dies verdient den Begriff "Todd AO". Eine Unterschlagungsunterstellung ist natürlich juridisch grenzwertig, aber ich kenne dich ja nun 30 Jahre als Humoristen.

 

Anderentags besuchst du scheinheilig Festivals, auf denen derselbe Titel in der x-ten Dupgeneration als Todd AO ausgegeben wird - und bekommst den Mund nicht auf.

Wie steht es denn hier um die Unter.........? 

Entweder ist dir gerade unwohl, fürchte ich (chronische Sehschwaeche) oder du jongliert mit unbegruendet provokanter Absicht.

 

Zur Klarstellung:

Der besagte Film hat in den letzten Jahrzehnten kaum irgendwo eine Pause mehr gesehen, ich kenne sie nur von der Blu ray Disc, dort elektronisch eingefügt. Auch wenn sie im Negativ als Insert vorliegt, ergibt es wenig Sinn, denn ich kenne weder Nachmusik vom ersten Teil, noch Vormusik zum zweiten Teil. 

In der besagten Kopie war sie bei Erhalt nicht vorhanden. Deswegen auf jene 70mm-Vorführung zu verzichten und Dir zu Gefallen das unschaerfere DCP (mit  Pausenlogo?) zu spielen, kommt für mich nicht infrage.

Erinnere mich ebenfalls nicht, dass die superkoernige Dupkopie der x-ten Generation zur Berlinale 2009 mit Pause lief. Aber ich befragte vorhin erreichbare Zeitzeugen, die den Film seit 1962 bald hundertmal gesehen haben, ob er je mit Pause vorgeführt worden war. Herzliches Gelächter war die Reaktion.

 

Bild anbei, wonach die Filmemacher die Pause des besagten Films ablehnten.

 

Beschwere dich doch über Jonigkeit und Riech, anstatt über Wien.

 

#

Schlussbemerkung:

Die Reichsfilmkammer ist natürlich der Maßstab der nächsten tausend Jahre. Zum Glück ist sie aufgelöst.

DSC_6199.JPG

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Kino ist eine Dienstleistung, Film ist Kunst. Ich bin kein Künstler, sondern Kurator ... auch wenn Beuys das vielleicht anders gesehen hätte.

Es mag einige überraschen, aber es gibt kommunale Kinos, die keinen Vorsteuerabzug machen dürfen. Das hat dann auch bei der digitalen Kinotechnik voll durchgeschlagen, da nur der Nettopreis des Projektors förderfähig war.

 

Ansonsten fehlen leider Regisseure vom Schlage eines Kubrik, die jedes Aufführformat bei der Gestaltung schon mitbedacht haben. Da hätte man in der Schweiz die Pause dramatisch geklärt, während für die nörgeligen Berliner voll durchgespielt werden könnte. ?

Geschrieben

Nicht Kubrick, sondern Cecil B. DeMille war der Gott der Roadshow. (Anders als bei Kubrick stimmte bei ihm jede Einstellung, jedes Wort, jedes Ausstattungsdetail). Wo die Pause einsetzte, wusste er aus dem Kopf.

TITANIC und KING KONG seit 1997 hatten dagegen keine Pause - die Story so unterirdisch flach, daß man auch keine Pausen zum Nachdenken brauchte. In beiden Filmen mittendrin eingeschlafen, hat einen dann die Cola aus der Zwangspause ins Leben zurückgeholt.

Pause "aus medizinischen Gründen" - Kinobetreiber gleich Doktor der Flüssigkeiten.

 

"Kino ist für uns die wichtigste der Künste", glaubte W. I. Lenin, Begründer der roten Roadshow: https://www.politik-kommunikation.de/ressorts/artikel/lenins-zuege-die-grosse-rote-roadshow

 

Somit haben wir auf der Rechten DeMille und auf der Linken Lenin zur Auswahl, die ihre Werke penibel planten und gliederten. Weder Gott noch Revolution benötigtem jemals Popcorn oder Soft-Drinks, weder Luxus- noch Schachtelkinos.  :404_popcorn: 

 

 

 

Geschrieben (bearbeitet)

Um den filmhistorischen Background - Beziehung zwischen Robert Wise und DeMille - zu erklären, was oben unverständlich blieb, hat sich Wise den Hollywood-Mitgruender DeMille zum Vorbild genommen:

 

As two of his four roadshow features were being prepared for laserdisc, legendary film director Robert Wise recalled that he had been taken as a child to see the silent version of THE TEN COMMANDMENTS, for which reserved seats were sold well in advance, and a live orchestra accompanied the film.  He remembered it being an event like a roadshow.

 

http://cinemasightlines.com/showmanship_roadshow.php

 

Roadshow enthält nicht zwangsläufig eine Pause. Aber aus einer kinoseitigen Zwangspause wird noch lange keine Roadshow.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb tomas katz:

Kino ist eine Dienstleistung, Film ist Kunst. Ich bin kein Künstler, sondern Kurator ...

 

Das ist der entscheidende Satz.

Aber Du bist halt auch nicht nur technischer Dienstleister, sondern Teil der kreativen Welt "Film".

Es ginge uns besser, wenn wir mehr kuratieren würden - mehr auswählen, mehr Zusammenhänge herstellen, mehr Publikum an uns binden.

 

Es scheint mir so zu sein, dass es aktuell denen von uns am besten geht, die das tun.

Geschrieben (bearbeitet)

Plädoyer für/pro Pause/Intermission resp. Filmunterbrechung:

 

"As the human’s attention span dwindles, an intermission would not only allow viewers to refresh their snacks, but also their brains. Film overload can be dumped and that mid- or post-film exhaustion about which Aisha Harris complains — “it’s not that 170-minute Interstellar (2014) was bad; I was just ready for it to be over” — would theoretically occur less.

At its basest, intermissions would also allow viewers an opportunity to check in with their smart phones, which they might feel less inclined to whip out during actual films.

On a more positive note, intermission would allow movie lovers a chance to converse and analyze what they’ve seen so far and maybe even gain insight on plot points they’ve missed.

With the rise in binge-watching television, today’s American viewership is attuned to blocks of content with small breaks. So adding intermissions back to the cinema experience may even feel closer to the experience they regularly enjoy at home.


Will we see a return of the intermission to the American cinema? I hope. I don’t see films getting any shorter in the future, and my bladder isn’t getting any bigger.

You give me that ten extra minutes and I just might buy another soda, enjoy the whole movie, and not leave red-eyed and tired after three straight hours of full-sensory immersion. That sounds like a win for everyone."

 

Aus: https://medium.com/the-outtake/what-happened-to-the-movie-intermission-45afcda475ae

 

Damit wäre aber die Produzentenseite anzusprechen. Resp. die Verleiher müssten die Zustimmung der Produzenten erzwingen. Dies könnte "Schule machen" und Taktzeiten wie in Ausbildungsseminaren annehmen. Nicht eindaemmbar ist dabei der Störfaktor durch nachtrudelnde Gäste. Weitaus störender, als das Verlassen inmitten der Vorstellung einiger weniger.

 

Die klassische Roadshow konnte das Problem durch den Foyer-Gong und Vormusik zum zweiten Teil bändigen. Entfällt dieses Ritual, obsiegen eben Chaos und Bahnhofsatmosphaere (schlagartig einsetzendes/ausgeschaltetes Saallicht und erschrockenes Stoehnen im Handlungsfluss gestörter Gäste, offenbleibender Vorhang, nackte Leinwand als Symbol dafür, dass die Vorstellung noch lange nicht zuende ist oder weil vergessen wurde ein Pausenlogo einzublenden).

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)

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