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Geschrieben

Ich hab mal eine Frage:

 

Wie lange war eigentlich die höchstmögliche Vorführdauer eines 35mm Projektors bei

Kohle/Lichtbogen-Lampenhaus, OHNE das die Kohlestäbe ausgetauscht wurden ,

oder die Vorführung unterbrochen werden mußte, um die Kohlestäbe

in ihren Halterungen nachzujustieren?

 

Mußte bei Filmen grundsätzlich nach 600 m überblendet werden, oder konnte

man auch 1200 m fahren ?

 

Und war es überhaupt möglich, z.B. mit Tellerbetrieb einen ganzen Film

(90 Minuten) damit OHNE Unterbrechung vorzuführen , also mit

einer Maschine ?

 

Ich selbst habe nur 2 Tage Mitte der 70er in einem Kino

mit "Kohle" gearbeitet, mkit Überblöendung, immer 600m,

kann mich aber nicht mehr genau daran erinnern.

 

Danke für Informationen der Fachleute hier im Forum.

Geschrieben

Das kann man nicht allgemein beantworten, denn die Abbrandgeschwindigkeit ist ja unterschiedlich ganz nach der elektrischen Belastung und den verwendeten Kohlen. Ich habe die Paarung 8-6 oft eine Stunde lang brennen können, 356 mm lange Anode. 90 Minuten, nein.

Geschrieben (bearbeitet)

Hi.

 

Es kommt auf jeden Fall darauf an, mit welcher Maschine bzw. mit welchem Lampenhaus-Modell du vorgeführt hast und ob es Reinkohle oder Bekkohle (also Kohle mit Kupfermantel) war. Außerdem: Wie lang waren die beiden Stücke, wenn sie neu eingesetzt wurden? Mit welcher Ampère-Stärke hast Du das Lampenhaus betrieben? Hatte das Lampenhaus einen Nachschubmotor für die Stäbe, oder musstest Du sie von Hand nachstellen? Wurde das Lampenhaus (und dadurch auch der Motor) immer gut in Schuss gehalten usw, usw. Alles Faktoren die man Berücksichtigen muss. Meine Erfahrungen in Sachen Kohlelicht hatte ich bis kurz vor Ende der 90er-Jahre noch mit der Philips FP 6 mit dem Original-Lampenhaus (in einem kleinem Landkino, das mittlerweile abgerissen wurde) gemacht. Der Exzentermotor (für die automatische Nachschubsteuerung der Stäbe) musste damals schon sehr oft gewartet, gereinigt und quasi ständig Dauergeschmiert werden. Aber mit der für das Lampenhaus üblichen Bestückung schaffte ich es trotzdem im Schnitt (bei Maximal-Ampère-Belastung) tatsächlich 2 x 1200 Meter am Stück zu spielen. Den Rest der Stäbe verwendete ich danach immer noch für das Vorprogramm oder gar zunächst noch für einen einzelnen 600-Meter-Akt. Natürlich musste ich dafür schon die Verlängerung für die Pluskohle (Anode) benutzen. Und ja: Es ist ein schönes Licht. Die Farben des Films erscheinen (mir zumindest) dadurch viel strahlender und wärmer als mit dem Xenonkolben. Aber dennoch: Trotz des Spaßes den man dabei hat (vorallem beim Vorführen im Überblendbetrieb), war, ist und bleibt es unwirtschaftliches Arbeiten. Da ziehe ich doch den Xenonkolben vor... Bitte nicht gleich hauen deswegen.... ?

 

Grüße vom rosaroten Panther  

Bearbeitet von Der rosarote Panther (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Anscheindend m.W. bis zu 45min, also eine 1800m Spule war bei bestimmten Lampenhäusern drin. So etwas wurde mal bei den UP 70.0 Gesprächen erwähnt. Bei den kleinen Lampenhäusern für 600m Betrieb waren es wohl so 22-26min. je nach Kohlen, Strom und Abluftzug. So hat man mir das erzählt, ich hab leider nie mit Kohlen vorgeführt.

Jens

Geschrieben

Bei Reinkohle sollten schon drei Akte aus einem Paar machbar sein, im Überblendbetrieb wohlgemerkt. Mehr als 1200 Meter am Stück wär mir zu riskant, man weiß ja nie...

Das längste, was ich erlebt hab waren 1200 Meter 16mm auf Hortsonarc HI...mit gerade noch akzeptabler Lichtfarbe wegen des herabgeregelten Gleichrichters...trotzdem sehr nervenaufreibend!

Geschrieben

Danke für die Infos !

 

Soweit ich mich erinnern kann, waren das damals im MODERNES THEATER, Dormagen

diese Maschinen, Bauer B 8 A, 600 m F-Schutz-Trommeln

 

http://www.kinobauer.de/anleitungen/b8manual.pdf

 

und die Kohlestäbe waren mit Kupfer (?) umwickelt, und

der "Vortrieb" funktionierte noch (ziemlich gut).

 

@ Florian

Ich hatte in Sonsbeck (ehemaliges Jugendheim) damals eine 16mm Bauer Selecton II - 0

gesehen (leider seit einiger Zeit außer Betrieb, schlechter Zustand ) mit Kohlelampenhaus und Armen für

und 1500m Spulen. Da muß ja dann die Kohle für fast 2 Stunden Dauerbetrieb gereicht haben.

Oder man mußte kurz unterbrechen ???

 

Im Manual

http://www.kinobauer.de/anleitungen/Selecton2lampe.pdf

konnte ich dazu nichts finden.....

Geschrieben

Bauer ging bei HI-Kohlen bei 27A von einer Abbrandgeschwindigkeit von 13cm/Stunde aus. Demnach müsste bei den üblichen 30cm-Kohlen ein Spielfilm ohne nachsetzen drin gewesen sein. Bei 16mm wurde anscheinend mit deutlich weniger Ampère gespielt; wohl auch, um die Hitzekonzentration im Bildfenster nicht zu groß werden zu lassen.

Geschrieben

@ Rex am Rathaus :

 

"und die Kohlestäbe waren mit Kupfer (?) umwickelt, und

der "Vortrieb" funktionierte noch (ziemlich gut)."

 

Wenn das Fragezeichen hinter dem Wort KUPFER bedeutet, dass Du nach dem warum des Kupfermantels fragst, folgendes :

Der Kupfermantel in seiner elektrischen Eigenschaft als guter Stromleiter, sollte verhindern, dass der Kohlestab auf seiner ganzen Länge

glühte. Er war quasi ein bypass, denn die glühende Kohle wurde ja nur am Ende benötigt um mit ihrer Temperatur das "Leuchtsalz" im Inneren,

also die Seele des Beck Effektes, zum schmelzen zu bringen.

 

 

Geschrieben
vor 10 Minuten schrieb Majorsmith:

Hat das dann nicht rumgespritzt? Stell mir das gerade in Zusammenhang mit den damals noch verbreiteten Nitrozellulosefilmen spannend vor!

Nur im Moment des Zündens. Daher hatten alle HI-Lampenhäuser einen entsprechenden Schutz, der meist an die Lichtabschlussklappe gekoppelt war. Dabei ging es hauptsächlich darum den Spiegel zu schützen. Zum Film war die Entfernung wohl zu groß, zumal ja auch noch die Blende dazwischen lag.

Geschrieben (bearbeitet)

Kein Sarkasmus, die Zuschauer haben eine Pause zu Gute und jeder einigermaßen sozialisierte Filmgestalter bezieht das mit ein. Auch bei aus Kurzfilmen bestehenden Programmen gehört nach spätestens einer Stunde eine Pause hinein.

 

Das Herumspritzen, der offene Kohlenlichtbogen und Nitrofilm werden immer wieder falsch miteinander in Verbindung gebracht. Bei vergleichbarer Leistung ist die Energiedichte am Bildfenster etwa gleich groß bei Xenon- wie bei Kohlenlampe. Xenonlampen geben gleich viel Wärme ab. Nitrofilm entzündet sich nur auf Grund der Hitze, nicht wegen fliegender Funken oder Kupfertropfen. Kupferspritzer sind sowieso selten, weil die Kohlenspitzen unverkupfert sind und da erfolgt die Zündung. Der Kupfermantel schmilzt allmählich ab. Beim Zünden steht eine Spritzschutzklappe über den Kohlen. Mit dieser schützt man den Hohlspiegel.

 

1762592309_GlhendeKohlenelektrodenKinoDornach.thumb.jpg.420d8221387f27e8a731582ad900fd01.jpg

 

Zwischen Lichtbogen und Film stehen beim Zünden außerdem die meist verschlossene Blende und eine massige Klappe, die das Lampenhaus nach vorne verschließt. Gezündet wird etwa eine Minute vor Anlauf, damit der Lichtbogen sich stabilisieren kann. Man mache sich bitte keine Vorstellungen ins Blaue hinaus, weltweit wurde in allen Kinos während Jahrzehnte mit Kohlenlicht gespielt. Das ist ausgereifte Technik.

 

Der Beck-Effekt hat nichts mit Leuchtsalzen zu tun, sondern mit der laut Patent überhöhten Energiedichte in und zwischen den Kohleelektroden (schnelle Elektronen). Kohlen mit Effektsalzen wurden im Kino erst nach dem Ersten Weltkrieg verwendet, da war die Erfindung schon 15 Jahre alt.

 

Schmalfilmprojektoren mit Greiferantrieb haben meist ein größeres Schalt- und damit Helldunkelverhältnis als welche mit Schaltrolle, Ausnahme Philips EL 5000. Deshalb kann mit vergleichsweise geringerer Lampenleistung projiziert werden. Ein weit verbreitetes Produkt war die Strong-Junior-Hi-Lampe für 900 Watt elektrische Leistung. Darin brennt man 7-mm-Anoden bei grob 30 Mal 30, d. h. 30 Volt Leerlaufspannung und 30 Ampère theoretischem Strom. Im Betrieb fällt die Spannung auf etwa 28 Volt und der Strom geht auf 32 A. Für die, die gerne rechnen: 7er Kohle hat 38,48 qmm Schnittfläche; bei 32 A Strom ist die Stromdichte folglich 1,2 A/qmm. Da setzt der Beck-Effekt ein. Man muß Kohlen, elektrische Leistung und Abbrand aufeinander abstimmen. Kleinerer Querschnitt bedeutet früher einsetzender Beck-Effekt, aber auch schnellerer Abbrand. Es gab (gibt) auch härtere und weichere Kohlenstifte.

 

Noch eine kleine Anregung zum Nachlesen. King Kong hatte Premiere 1933 in der Radio City Music Hall vor 6200 Besuchern und im RKO-Roxy-Theater vor 3700 Zuschauern. An jeweils vier Projektoren hatte je ein Vorführer dauernd zu sitzen und den Filmlauf zu überwachen. Jeder spielte einen Akt. Ein Umroller besorgte das Filmrückspulen. Zwei Ersatzkopien lagen spielbereit. Halbzollkohlen, Blasmagnet, 110 Ampère, 50 Volt, 15-Zoll-Spiegel (Angaben ohne Gewähr)

Bearbeitet von Filmtechniker (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Die mir bekannten Bauer Hi Lampenhäuser hatten alle ein Schutzglas vorne am Lichtaustritt. Wurde wohl oft als Wärmeschutzglas bezeichnet, war manchmal eine Linse, jedoch ahb ich da keine spektrale Reduktion oder Reflexion feststellen können. Meine Vermutung geht in Richtung kontrollierte Luftströmung am Lichtbogen, das geht einfach besser ohne Störquellen wie die Feuchtluftkühlung des Bildfensters. Bei den Bauer Flügelzellenbildfensterkühlluftgebläsen war oft noch ein druckdichter Topf mit Wasser dahintergeschaltet, um die Kühlluft anzufeuchten und die Schrumpfung des Films im Bildfenster zu reduzieren.

Jens

Geschrieben

3 Rollen ging, habe ich selber mit den japanischen Beck-Kohlen Kohlen hinbekommen, die in einem sow. Lampenhaus benutzt habe. Aber manchmal war das sehr knapp, dass es nicht kurz vor Ende ausging. Der Schüler, der das außerdem machte, bevorzugte die Bauer B11 mit den Xenonlampen, obwohl er da permanent beschäftigt war mit Einzelakten.

Sinn gemacht hat die Kohle nicht, 60A bei 44 Volt, und wenig Licht, war ein Spleen von mir. (Laut Planung eines Ltp-Th mit 70 mm Beckkohle, wurden bei 70mm Film bei 225A 13200 Lumen erreicht, bei einem Primär Stromaufnahme einer Maschine mit Stromrichter von 60 kW. Das ist wie heute bei Dolby Laser Doppelmodulator.)

 

-St

Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb stefan2:

Sinn gemacht hat die Kohle nicht, 60A bei 44 Volt, und wenig Licht, war ein Spleen von mir.

 

Gewiß doch, das Licht vom Beck-Bogen wird von nichts anderem erreicht. Wie du weißt, ist der Hochintensitätbogen ein harter Strahler, da ist viel Ultraviolett und Violett drin. Diese Spektralanteile fehlen bei der Xenonlampe, weil man sie mit dotiertem Glas zurückhält. Entladelampen mit Quarzglas erzeugen Ozon (UV am heißen Glas). Eine mit Kalk geweißte Bildwand erhält durch das UV im Projektionslicht etwas Fluoreszenz, einen geheimnisvollen Schimmer. Die Glaslinsen des Objektives und die Scheibe des Mauerfensters zwacken natürlich gehörig vom UV ab, es kann aber noch etwas durchkommen. Offene Scheinwerfer, wie ich sie noch im Zirkus erlebt habe, erzeugen eine unvergleichliche Plastik.

Geschrieben

Simon, da ist was dran. Genauso wie mit Warmlichtspiegeln projizieren. Leuchtendere Farbe gab das. Und viel Hitze im Bildfenster. Na, Geschichte.

Jens

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