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History: 25 Jahre SCHINDLERS LISTE


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Geschrieben (bearbeitet)

Weltpremiere vor 25 Jahren: SCHINDLERS LIST kehrt zurück

 

Roman Polanski und Billy Wilder wurde der Titel angeboten, Wilder lehnte aus Altersgründen ab, unterhielt sich aber mit Steven Spielberg, der soeben die Rechte erworben hatte, über den Stoff. Letztlich entstand dabei Spielbergs bester Film, der zuvor mit JAWS, DUELL, 1941 oder INDIANA JONES leicht verdauliche Rummelplatz-Unterhaltung ablieferte und wie George Lucas Genre-Versatzstücke und Comics plagiierte. Der zur fast gleichen Zeit mit ARYAN PAPERS beschäftigte Stanley Kubrick soll am Thema verzweifelt sein und fand nicht mehr die Kraft zur Umsetzung. Auf SCHINDLERS LIST angesprochen, stellte Kubrick, zitiert nach seinem Biografen Frederic Raphael, das Unterfangen infrage: „Ist Schindlers Liste ein Film über den Holocaust? Nein, ein Film über den Erfolg!“ -> “Think that’s about the Holocaust? That was about success, wasn’t it? The Holocaust is about six million people who get killed. `Schindler’s List’ is about 600 who don’t. Anything else?” (Vermutung: Es gelingt dem deutschen Fabrikanten Schindler in der NS-Zeit auf fast märchenhaft-geglückt anmutende Weise, zugleich unter Lebensgefahr für sich und die Angehörigen, jüdische Verfolgte als Produktionsmitarbeiter von Verschleppungen abzuzweigen und in die Nachkriegszeit hinüberzuretten, weil er sie als für die Rüstungsindustrie relevant deklarierte. Ein Sonderfall in anbetracht der buchhalterisch-lückenlosen Erfassung von Sinti, Roma, Juden, Homosexuellen und politischen Abweichlern zwecks Überführung in die kontinentaleuropaweit verteilten Konzentrationslager zu dem Zweck, sich dort zu Tode zu arbeiten oder millionenfach in Massenverbrennungen respektive als Rohstoff für Seife zu enden.)

Als der Film anlief, wurde er tatsächlich zu einem kommerziellen Erfolg, und das ist durchaus als gesellschaftlicher Erfolg in Anbetracht uns noch heute täglich begegnender Haltungen des Wegsehens bei politischen Krisen zu werten. Unzählige Schulklassen sahen SCHINDLERS LISTE, und der Film löste in Deutschland Diskussionen zur Vergangenheit wie 15 Jahre zuvor bereits die US-TV-Serie HOLOCAUST (mit Meryl Streep) aus.

 

Kameramann Janusz Kaminski, gebürtiger Pole, verfügte über herausragende Kenntnisse zum Schwarzweissfilm und unterrichtete später auch an Filmhochschulen zu diesem Thema. (Tatsächlich waren es seine genialen Landsleute, die in den 1950er-Jahren das Großkopierwerk Mosaik-Studios in Berlin erst in die Geheimnisse der Schwarzweiß-Kopierung einweihten.) Unmengen in Berlin entwickelte Tests mit variantenreichen Farbtafeln zu jeder Szene von SCHINDLERS LIST huldigten einer Bildkunst der Filmgeschichte, die schon als ausgestorben galt. Bedeutsam die Szene mit Helen Hirsh (im Realleben mit anderem Namen vertreten: http://www.spiegel.de/sptv/themenabend/a-228446.html ), die als junge Haussklavin vom KZ-Kommandanten Amon Göth im Keller untergebracht wird (von ihm gehaßt, aber als Plot-Erfindung Spielbergs auch geliebt): Kaminski wünschte nach einem Dutzend Tests mit unterschiedlichsten Farbtafeln die Lippen der Film-Darstellerin zu verdeutlichen: eine Stilisierung des Lebens und der Verführung in Schwarzweiss.
Arri Contrast in Berlin-Ruhleben wurde von Herrn Spielberg schießlich nach hundertfach weltweit verschickten Negativ-Proben als Kopierwerk erwählt, das die hohe Kunst der Schwarzweiß-Entwicklung am vorzüglichsten beherrschte. Der Regisseur sah sich auch bei Serien-Filmkopien verschiedene Schwarzweissmaterialien an: einerseits von Agfa Gevaert (als zu flach und schlecht verworfen) oder von Orwo (Material, das ihm vom Look her gefiel, das aber projektionstechnisch Probleme bereitete, auch in USA, was er zutiefst bedauerte). Der Grund: zu unterschiedliche Güsse bei Orwo mit unterschiedlichen Wölbungstendenzen waren trotz guter Trocknung nicht vermeidbar. Für Deutschland wurden dennoch drei Orwo-Kopien gezogen -  sie sind dann bei der Projektion rasch ausgetrocknet und vorzeitig verschlissen. Kodak-Material stand 1993 nur noch vermindert zur Verfügung und mußte allein für den deutschen Filmstart aus ganz Europa zusammengepfiffen werden. Auch eine Farbfilmentwicklungsmaschine wurde in Berlin-Ruhleben für die Schwarzweiss-Positiventwicklung umgebaut. Ein Drittel der Gesamtauflage des 35mm-Starts wurden somit auf Kodak-Schwarzweiss-Printmaterial kopiert (mit ein paar Inserts auf Farbfilm, die vor schwarzweissem Grund ein dem Tode geweihtes kleines Mädchen zeigen, das mit einem roten Kleid hervorgehoben wird – aufgrund von Ausbelichtungsmängeln fällt diese Szene leider technisch heraus, dabei etwas "schwammig" wirkend). Das Kopienmanagement erfolgte unter anderem seitens Randolf Schm., dem technisch Verantwortlichen des Kinoverleihs United International Pictures in Absprache mit Manfred W. (Kopierwerksinhaber in Berlin), Letzterer wiederum in Absprache mit Spielberg, nicht zuletzt in Krakau.

 

Ein Debakel ereignete sich dann im von Joachim Flebbe betriebenen Premierenkino „Filmpalast Berlin“ am Kurfürstendamm (heute „Astor Filmlounge“), als die auf Triazetat-Material limitiert auf Schmitzer naß kopierte 35mm-Spezialkopie (die meisten anderen Kopien wurden vom Farbintermediate gezogen) auf dem Philips DP70-Projektor schon auf der Pressevorführung im Erstdurchlauf zerschellte. Pannen, die sich in späteren Jahren häuften. Der sogenannte Andruck der Spannbänder war auf Anschlag gestellt, und die Schaltrolle zerriss die Perforation des kompletten Films. Später und auch in anderen Kinos zum Serienstart wurden sogar DTS-Discs verwechselt, und statt SCHINDLERS LIST hörte man den Ton von JURASSIC PARK. (Zu dieser Zeit war noch kein Freigabe-Code auf DTS enthalten, der einen Filmstart nur mit dem zugeordneten Film zuließ).

 

Die Blu ray-Disc hat die besten Eigenschaften der damals von Arri Contrast hergestellten Arbeitskopie auf heutigen Medien übernommen, wobei gerade auch die Feinheiten von Tri-X und Double-X Schwarzweiss-Negativfilm gut hervortreten. Qualitäten, die sich einer 35mm-Direktkopie vom Originalnegativ annähern konnten. Für die in Kürze erscheinende 4K-Version hat Spielberg nun erneut auf dieselbe 35mm-Arbeitskopie zurückgegriffen und sich vor wenigen Tagen beim damaligen Kopierwerksbetreiber für „herausragende Leistungen“ bedankt. Nach einem Vierteljahrhundert eine nicht überall gepflegte Form der Anerkennung und des Respekts vor dem Einfluß der Filmkopierwerke auf das Endprodukt. Sollten sich hoffentlich keine Fehler bei der HDR-Anwendung ereignen, könnte die UHD-Disc oder das 4K DCP nicht anders aussehen als die Blu ray-Disc, denn bei geringsten Abweichungen der Gradation käme es zu einem Kippen der Abstimmungen, und die Balance bräche in sich zusammen.          

 

Text (c) jpg, 2018 [thanks for corrections and annotations] | Szenenbild: Amblin Entertainment/United International Pictures, 1993 | Kinofoto: kmb-bln, 1988

 

RedRobe.jpg

fpbrechte.jpg

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Bei einem Marketing-Workshop von Universal hieß es, dass die Kopien (wenigstens in Teilen) handcoloriert wurden und daher auch nur eine sehr begrenzte Anzahl pro Woche erstellt werden konnten.

Geschrieben (bearbeitet)

Aufgenommen wurden die betreffenden Szenen mit dem farbigen Mädchen vor schwarzweissem Hintergrund auf Farbfilmnegativ. Von Hand hat man in jedem Fall hat in USA mit dem alten Rotoscope die Umrisse des Mädchens erfasst, auf weisser Wand abgezeichnet und dann mit High-Contrast-Material abgefilmt, soweit ich mich an so etwas richtig erinnere. Damit wurde der Hintergrund digital schwarzweiss entsättigt und die veränderten Szenen zurück auf Originalnegativ ausbelichtet (und somit in das Kamera-Negativ eingefügt). Es könnten etwa sieben oder acht Einstellungen in der vierten Rolle gewesen sein. Dazu kommen in Farbe der Anfang des Films und die Mahnmalszene aus der Gegenwart am Ende, die in Israel spielt, aber in Jugoslavien gedreht wurde.) Noch einige andere Muster wurden in Farbe angeliefert, etwa Szenen der dt. Soldaten, die mit MG in die Decken der jüdischen Bewohner in Krakau hineinschiessen - sie wurden aber allsesamt nicht verwendet.

Bei 2/3 der dt. Kopien wurde von einem Farb-Intermednegativ kopiert, bei 1/3 vom Schwarzweiss-Dup auf Schwarzweiss-Printfilm, wobei die erwähnten Farbszenen am Negativ-Abziehtisch arbeitsintensiv eingefügt wurden.

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Ich kann mich daran erinnern, dass bei unserer Startkopie seinerzeit beim Blick über den Teller deutlich die verschiedenen benutzten Materialien erkennbar waren. Beinahe der gesamte Film wurde auf sw-Material gezogen, nur Start und Ende sowie die Szenen mit dem roten Mantel stachen als Farbfilm heraus und verhielten sich auch beim Aufwickeln etwas anders.

Geschrieben

Ob fuer die neueste Version die Anpassung der Aufnahme mit dem roten Mädchen nochmals qualitativ wiederholt und verbessert wird, wuesste ich doch zu gerne. Lag ja damals als Originalnegativ vor, womit heutiges Rotoscope oder die Fenstersetzung die geforderte Maskierung und die Farbentsaettigung ohne Qualitaetsverlust bewerkstelligen könnten.

  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Ende Januar startet die Wiederauffuehrung von SCHINDLERS LISTE (vielleicht eine Alternative gegenüber zu durchschnittlichen Neustarts? Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben):

 

http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/kultur-und-medien/Schindlers-Liste-kommt-im-Januar-wieder-ins-Kino-article4007638.html?fbclid=IwAR3dCBKocgqNdzdMZ6HUmkmbGJG4TTKUGgr_dc8Up3l4mG5XW6YF0BBMXIA

Geschrieben (bearbeitet)

Es ist eine Ehre und eine Notwendigkeit gerade in Zeiten von Chemnitz, AfD, Trump, Bolsonaro, LePen, Kurz, Salvini, Bin Salman, DeWilders, Orban, Kaczynski, Zeman, Putin, Erdogan, Assad usw. diesen Film unbedingt zu zeigen, als Erinnerung an grauenhafte Zeiten. Auf das die nie wieder über uns kommen !

Bearbeitet von Rabust (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
Am 28.12.2018 um 23:21 schrieb cinerama:

Ende Januar startet die Wiederauffuehrung von SCHINDLERS LISTE (vielleicht eine Alternative gegenüber zu durchschnittlichen Neustarts? Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben):

Die Situation der aktuellen sog. Flüchtlinge (de facto großteils Wohlstandsmigranten) zu vergleichen mit der Situation der Verfolgten des NS-Regimes ist ein Schlag ins Gesicht aller Opfer des Holocausts. Von den o.g. genannten "Flüchtlingen" sind gerade mal 0,5% asylberechtigt, dem allergrößte Teil droht im Heimatland keine Gefahr für Leib und Leben (Quelle: http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61634/asyl).

Wenn wir in ein technisches Fachforum (!) schon die Politik einbringen, dann doch bitte faktenbasiert.

(Im übrigen bist Du nicht ganz Up-to-Date, es heisst inzwischen "Geflüchtete".)

 

Davon unabhängig natürlich ein guter Film, den es sich lohnt zu zeigen.

Geschrieben

Edit:

 

Nicht unerwähnt bleiben sollte bei all dem auch, dass Antisemitismus wieder groß im Kommen ist: die Migranten bringen ihn mit. So musste erst vor rund 1 Jahr in Berlin (quasi bei Dir ums Eck, cinerama...) ein jüdischer Schüler seine Schule verlassen, da er durch seine Mitschüler (Muslime) bedroht wurde. In Berlin kann man durch bestimmte multikulturelle Stadtteile als gleichgeschlechtliches Paar nicht mehr händchenhaltend laufen, da man sonst angegriffen wird. Und in Frankreich sind wir schon etwas weiter, dort ist bereits ein regelrechter Exodus der jüdischen Bevölkerung im Gange.

 

Wer also vom "nie wieder!" redet, der sollte vor den aktuellen lokalen Entwicklungen nicht die Augen verschließen, anstatt reflexartig "Chemnitz, AfD, Trump, Bolsonaro, LePen, Kurz, Salvini, Bin Salman, DeWilders, Orban, Kaczynski, Zeman, Putin, Erdogan, Assad" zu nennen.

  • Like 1
Geschrieben
Am 28.12.2018 um 23:21 schrieb cinerama:

Ende Januar startet die Wiederauffuehrung von SCHINDLERS LISTE (vielleicht eine Alternative gegenüber zu durchschnittlichen Neustarts? Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben):

 

Eine Alternative zu Neustarts ist er insofern nicht, als es lt. Universal-Dispo nur am 27.1. öffentlich gezeigt werden darf. Schulvorstellungen sind auch darüber hinaus möglich.

Geschrieben (bearbeitet)

Danke. So auch in Bln. https://www.orte-der-erinnerung.de/veranstaltung/25-jaehriges-jubilaeum-von-schindlers-liste-bundesweite-wiederauffuehrung-am-27-januar-2019/

 

*

 

Infragegestellt wurde von @s16 der Satz "Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben" und als unzumutbarer Vergleich dargestellt. Nicht nachvollziehbar, da dieser Satz für alle politischen Spektren weiten Interpretationsspielraum zulässt. "Ob und warum" kennzeichnet das eindeutig. Grundsätzlich kann man alles miteinander vergleichen.

 

Die Filmbranchen-Zeitschrift "Variety" benutzt bzgl. der Wiederaufführung von SCHINDLERS LIST den Terminus Flüchtlinge wie folgt: "Schindler was a German businessman and a member of the Nazi Party, who saved the lives of mostly Polish-Jewish refugees from the Holocaust by employing them in his factories." https://variety.com/2018/film/news/steven-spielberg-restored-schindlers-list-release-1202920656/

Derzeit soll ein Film des Steven Spielberg über syrische Flüchtlinge anstehen: er selbst also untersucht und vergleicht anscheinend Fluchtbewegungen, so wie ich es verstehe.

Der Regisseur verwahrt sich, nach diesem Film befragt, auch gegen moderne Tendenzen, ihn zitierend:  "Antisemitismus, Homophobie, Islamphobie - all diese schrecklichen Dinge, die dieser Tage wieder überall vorhanden sind, lassen sich mittels des Films verhandeln. Vor allem erinnern 'Schindlers Liste' und die Arbeit der daraus hervorgegangenen Shoah-Stiftung uns immer wieder aufs Neue daran, dass so etwas wie damals unter Hitler auch heute wieder passieren könnte."  https://www.monat.at/people/2016-07-21-et-hat-mein-leben-veraendert-83745/

Die syrischen Kinder, die ich vor drei Jahren mit kostenlosem Kinoprogramm betreute, waren meines Wissens Bombenopfer - ob man sie zu den Wohlstandsmigranten zählt, sei jedem vorbehalten. @s16 hat obenstehend seine Auffassung vertreten - meine ist um 180 Grad eine andere. Hiermit begründet:

Die evtl. Straftaten muslimischer Kinder an der Berliner Schule eben so wie evtl. spätere Lebenswege der von Schindler geretteten Juden vor Zivil- oder Strafgerichten ändern nichts an der Aufnahmepflicht von Flüchtlingen. Das Angehen gegen Exzesse haben sich bspw. das "Jüdisch-islamische Forum" u.v.a. in unterstützenswerter Weise vorgenommen. Trotzdem rumort es nun in einigen jüdischen Gemeinden, die ob islamistischer Judenfeindlichkeit in sich gespalten sind: es finden sich einerseits Neu-AfD-Mitglieder in ihnen und anderseits Stimmen aus den Zentralrat der Juden, die vor dieser Partei warnen, deren Thüringer Landeschef wiederum vor dem Berliner Holocaust-Denkmal "als Denkmal der Schande" warnt. In diesem politischen Lager wird die jetzige Doktrin des israelischen Staates und der Siedlungspolitik m.W. nach nicht  erwähnt (oder kritisiert), sondern polarisiert.

 

Nachzutragen ist ein Malus der Geschichte, der 1951 auf der Genfer Konvention endlich zur Anerkennung des Flüchtlings-Status aufgrund folgender Erfahrungen führen sollte: nach ersten antisemitischen Progromen in Dtld. und Österreich 1938 waren Bemühungen um Aufnahme jüdischer Flüchtlinge im Ausland fehlgeschlagen: "Statt die Grenzen zu öffnen, wollte man sie vielerorts hochziehen – nicht zuletzt gegen den womöglich zu erwartenden Exodus ärmerer Juden aus Osteuropa. (...) Der Völkische Beobachter ätzte, man habe der Welt ihre geliebten Juden angeboten, aber: "Keiner will sie." Zufrieden registrierte man, dass Vertreibung und Schlimmeres offenbar widerstandslos hingenommen werden.https://www.zeit.de/2018/26/deutsche-juden-aufnahme-evian-1938/seite-2

 

 

In intellektuellen Kreisen wurde SCHINDLERS LIST auch kritisiert: Claude Lantzmann (SHOAH; ein 9-stündiges weltweit beachtetes Filmdokument) oder auch Stanley Kubrick (der die Arbeit an einem ähnlich gelagerten Projekt, ARYAN PAPERS, einstellte), stellten die Botschaft des "Erfolgs einer Rettung" in Frage.

 

*

 

Derzeit wiederholt der neue WDR-Intendant die TV-Serie HOLOCAUST von 1978, die seine Schulzeit prägte und damals in den "Dritten Programmen" Zuschauerrekorde, nachhaltige Diskussionen und auch Kritik an der ästhetischen Umsetzung auslöste. https://www.waz.de/kultur/fernsehen/us-vierteiler-holocaust-nach-40-jahren-wieder-im-fernsehen-id215908009.html

 

 

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Das Kino ist natürlich jetzt in aller Munde - keine Frage! Dennoch bin ich froh das ich den Film ganz regulär zu zeigen ohne dass ich mich an irgendetwas beteiligt habe. Das Kino hat wohl auch viele unschöne Mails mit Drohungen usw. erhalten. Darauf kann ich verzichten!

Geschrieben (bearbeitet)

Ich denke, den Film kostenlos für alle zu zeigen ist eine sehr schöne Geste. Antisemitismus ist sicherlich ein gesamtgesellschaftliches Problem, und nicht auf einzelne Parteien beschränkt.

 

Zu Cineramas Einlassungen:

 

Ein großer typisch Cinerama-scher Text-Teppich, der auf inhaltlich nicht auf die genannten Punkte einging, sich aber reichlich (und reichlich erfolglos) um Vernebelung und Ablenkung bemühte.

Ich war ja gespannt (denn ich hatte es vorausgesehen...), ob Du unehrlich genug wärst, im Nachhinein zu behaupten, man könne den Satz "Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben" in beide Richtungen lesen. Er war selbstverständlich (trotz Alibi-"ob") nur in eine Richtung von Dir gemeint, das zeigen ja auch Deine weiteren Formulierungen. Und ist ja auch Unfug, Schindlers Liste als Argument kontra Aufnahme von Migranten oder Verfolgten lesen zu wollen, wie von Dir nahegelegt - ersteres weil der Film bzgl. Migration keine Relevanz besitzt, zweiteres weil der Film natürlich ein starkes (und sehr emotionales) Argument ausschliesslich für die Aufnahme von Verfolgten (!) ist. Zu behaupten, Schindlers Liste wäre eine argumentative Basis ob (!) Verfolgte aufzunehmen sind, d.h. so zu tun als könnte man den Film so oder so lesen, ist schon beschämend unehrlich.

 

Beim Thema Flüchtlinge wirfst Du Dinge durcheinander: ich habe den Holocaust-Verfolgten nicht den Flüchtlingsstatus abgesprochen - ganz im Gegenteil. Du hast hingegen deren damaligen Flüchtlingsstatus bagatellisiert, indem Du sie in einen Topf wirfst mit den heutigen "Flüchtlingen" (welche größtenteils keine sind, wie bereits mit Zahlen und Quellen belegt). Die von Dir zitierte Variety bezieht sich ebenfalls explizit auf die damals Verfolgten, nicht auf die aktuellen Migrationsbewegungen.

 

Du bist schon ein Vogel, cinerama. Ich schrieb dass 0,5% asylberechtigt sind, die allermeisten Wohlstandsmigranten sind, und Du antwortest sinngemäss (am Thema vorbei) "aber es gibt auch syrische Flüchtlingskinder, die keine Wohlstandsmigranten sind". Man nennt sowas ein Strohmann-Argument, welches üblicherweise vorgetragen wird der Absicht, Wörter, Bedeutungen und Argumente zu vernebeln.

Eine Flucht ist übrigens beendet, wenn man sicheren Boden betritt. Allerspätestens in der Türkei, Griechenland oder Norwegen (!) gibt es keine Gründe mehr, nach Deutschland "weiterzuflüchten". Es handelt sich dann nicht mehr um Flucht, sondern um Migration. Selbst innerhalb Syriens gibt es sichere Gebiete. Wer daher fordert, diese Migranten in Deutschland aufzunehmen, der verfolgt andere Motive als die, den an Leib und Leben bedrohten zu helfen. Welche Motive das bei Dir sein könnten? Der Kampf gegen Faschismus und für Menschenrechte vermutlich nicht, als Stalin-Anhänger... ich zitiere:

https://www.filmvorfuehrer.de/topic/993-neulich-an-der-kinokasse/?page=78

Zitat

"Einmal den Tod von Stalin!"

"Ja, das wünschte sich wohl so mancher..."

CInerama: Ich nicht.

 

Und natürlich kann man auch nicht "alles miteinander vergleichen", auch das weisst Du natürlich, cinerama, anders als Du hier behauptest:

Zitat

Infragegestellt wurde von @s16 der Satz "Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben" und als unzumutbarer Vergleich dargestellt. [...] Grundsätzlich kann man alles miteinander vergleichen.

 Als Stichwort sei nur "Relativierung des Holocaust" genannt, in vielen Ländern durchs jeweilige Strafgesetzbuch abgedeckt.

 

 

Bearbeitet von s16 (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Zunächst der Hinweis, dass hier von keiner Seite aus Formulierungen mit Rechtsverstoessen vorliegen. Pure Zeitverschwendung.

 

Meinerseits genügt es, den Regisseur zitiert zu haben. Er sagt (nach meiner Wahrnehmung) etwas anderes als @s16.

 

Ein etwas älterer Artikel befasst sich mit Hintergründen von Fluchtbewegungen der letzten Jahre:

https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/5-mythen-ueber-die-fluechtlingskrise

Wer also Zweifel an den Thesen von @s16 hegt, findet dort genügend Antithesen.

 

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Der widerspruechlichen Auffassung von @s16 steht m. E. auch diese Spielberg-Anmerkung entgegen:

 

The Oscar winner also offered veiled criticism of Republican presidential nominee Donald Trump, known for his anti-migrant rhetoric. “We are a nation of immigrants — at least for now,” Spielberg said.

 

https://www.timesofisrael.com/anti-semitism-is-on-the-rise-spielberg-warns-in-harvard-speech/

 

Den obigen  Satz  erhalte ich aufrecht: Der Titel sensibilisiert zudem bzgl. der Frage, ob und warum Fluchtgruende zur Aufnahme Anlass geben".

Bearbeitet von cinerama (Änderungen anzeigen)
  • Like 1
Geschrieben

Wir haben hier in diesem Forum die Regel, dass wir alles politische "vor der Tür" lassen.

 

Hierzu gehört auch der diskurs pro und kontra Flüchtlinge (und allem was damit zusammenhängt) 

 

Sollte hier noch weiter über dieses Thema diskutiert werden, hat dies die Löschung der entsprechenden Passagen sowie eine Moderation des jeweiligen Nutzers zur Folge. 

 

Ich glaube das war jetzt verständlich! 

Geschrieben

Nicht nur im Forum, sondern auch im Kino sollte man das vor der Tür lassen. Zumal ich auch denke dass man da keinen Zusammenhang konstruieren sollte. Alle die den Film einsetzen wünsche ich volle Kassen und viele Besucher ?

  • Like 2
Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb chrisdae:

Nicht nur im Forum, sondern auch im Kino sollte man das vor der Tür lassen. 

 

Das würde ich nicht unterschreiben. Kino als Kulturinstitution kann (und darf) sich sehr wohl politisch engagieren und positionieren, und wir machen das auch. Das heißt nicht, dass wir keine Diskussion zulassen, aber eine inhaltliche Richtung ist da hier und da schon deutlich.

Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb daveangel:

 

Das würde ich nicht unterschreiben. Kino als Kulturinstitution kann (und darf) sich sehr wohl politisch engagieren und positionieren, und wir machen das auch. Das heißt nicht, dass wir keine Diskussion zulassen, aber eine inhaltliche Richtung ist da hier und da schon deutlich.

Kann jeder halten wie er will, wir halten uns neutral! 

Geschrieben
Am 6.1.2019 um 14:16 schrieb Transporterbobby:

Habe gerade gesehen, dass Schindlers Liste am Mittwoch im Fernsehen läuft. Sehr ärgerlich. Meine Hoffnung ist allerdings, dass unser Publikum wohl eher einen Bogen um die privaten Sender macht ?

naja, die leute die den film im kino sehen wollen, wollen ihn im kino sehen, nicht im fernsehen

 

wäre heute ja kein problem sich den film für ein paar € zu holen oder vielleicht ist er sogar bei amazon prime etc

Geschrieben
Am 6.1.2019 um 19:38 schrieb chrisdae:

Kann jeder halten wie er will, wir halten uns neutral! 

 

Das ist ja auch okay, ich hab mich nur am Wort "sollte" gestört ?

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