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Geschrieben

Hallo Ihr Lieben,

 

vielleicht kann mir ja jemand oder mehrere von Euch folgende Frage beantworten:

 

Welche Empfangsysteme und -software muss ein Kino derzeit nutzen, um Content (Film-DCPs) zu empfangen bzw. zu downloaden? Bei meinen Recherchen bin ich auf folgende Systeme gestoßen:

 

Live-Content:

LANSat von ZweiB

Gofilex

 

Film-DCPs:

Smartjog bzw. EclairBox (Frankreich)

Eclairplay (Downloadplattform)

Sharc (Software - Server/Client-Management)

Webgate (Arri)

Linkverteilsystem "DCP Manufaktur" - Cinemastering

 

Gibt es derzeit weitere verbindliche Smart-Media-Lösungen (Empfangsboxen oder Software), die man im Kino benötigt, um DCPs und Live-Content zu empfangen?

 

Freue mich auf Eure Unterstützung.

 

Liebe Grüße

Thomas

 

Geschrieben (bearbeitet)

Gofilex bedient hauptsächlich DCP-Transfer über eigene Hardware, Live-Content ist nur ein Zubrot. Ansonsten läuft LiveContent noch überwiegend über 'normale' DVB-S Satellitenfeeds und Standardreceiverhardware. Im Bereich Satellitendistribution haben sich in den letzten Jahren heftige Verschiebungen und Konzentrationen ergeben, im Grunde müsste man täglich neu recherchieren, wo z.B. Smartjog gerade untergekommen und tätig ist, einige Anbieter stellen unter dem gleichen Label ganz verschiedene Übertragungstechnologien zu Verfügung.

 

Die Zusammenstellung ist ein bißchen diffus. Webgate ist eine Lösung überwiegend für Postproduktion, Kinos haben damit garnichts zu tun. In dem Bereich gäbe es noch zahlreiche andere verwaltete und reine Softwarelösungen für den Medienaustausch. Auch gibt es zahlreiche Plattformen für z.B. Einreichungen von Filmfestivals (Shortfilmdepot, FilmFreeway, etc.)

 

Bezieht sich deine Anfrage nur auf Lösungen, die für deutsche Kinoanbieter verfügbar sind? Natürlich gibt es noch etliche andere Trailerportale, die schlichte Downloads anbieten. Ebenso gibt es mit MPS z.B. Anbieter in England, die auch den deutschen Kinomarkt bedienen, sobald eine konkrete Distributionsanfrage besteht. Einige Systeme existieren formal noch, werden aber kaum noch mit Inhalten bespielt.

 

Einen DropBox, OneDrive, GoogleDrive,... oder WeTransfer Link auf einen Trailer, Kurzfilm oder Screener kann jeder verschicken. Ich ziehe z.B. regelmäßig 3h DCPs von Tamilenfilmen aus einem GoogleDrive.

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Hallo Carsten,

 

danke dir. Meine Anfrage bezieht sich nur auf Lösungen, die für deutsche Kinoanbieter verfügbar sind. Also diese Linkverteilungssysteme über diverse Cloud-Links "OneDrive, GoogleDrive, Dropbox etc. sind also am Meisten am Markt vertreten? 

Mich interessiert natürlich, welche Systeme am Meisten genutzt werden und der meiste Filminhalt bereitgestellt wird - sicher hängt es von Kinos ab, welche Inhalte gebucht werden...Wenn ich das richtig wahrgenommen habe, dann gibt es zum einen diese Mediaboxen und zum anderen so eine Download-Software wie bei Sharc und eben diese Link-Downloads. Gibt es noch weitere Anbieter, die Hauptfilm-DCPs und zusätzlichen Live-Content liefern und dabei Mediaboxen etc. nutzen als die ich durch googeln ermitteln konnte - kannst du mir da aus Kinosicht was sagen?

Was ich auch in diesem Zusammenhang interessant finde, ist: Wie lange dauern die Downloads in der Regel? ich meine, wenn man mehrere Filme an einem Tag spielt, dann braucht man ja auch viel Vorlaufzeit für die Downloads von Filmmaterial oder?

 

-Thomas-

Geschrieben (bearbeitet)

Nein, Link-Verteilsysteme über Standardcloudspeicher sind sicher AM WENIGSTEN verbreitet.

 

Am meisten verbreitet in DE sind gegenwärtig Gofilex und SHARC. Die sind dann eben auch von der Anbindungsseite her sehr unterschiedlich. Gofilex stellt (im Idealfall) eigene dedizierte Breibandleitung, Kabelmodem, Router und NAS, während SHARC zunächst mal über kundeneigene Breitbandverbindungen arbeitet, einen Softwareclient für übliche Betriebssysteme anbietet (der die Angelegenheit im Wesentlichen komfortabler und sicherer macht als ein normaler Browser Download).

 

Allerdings bietet SHARC auch einen Client, der ohne Nutzerinteraktion auf üblichen intelbasierten NAS Systemen läuft, in Verbindung mit so einem Standalone Gerät ist die Nutzbarkeit aus Kinoseite im Grunde die gleiche wie bei Gofilex. Bei SHARC muss der Kunde etwas mehr Eigenleistung bringen, dafür gibt es von SHARC auch eine kleine Aufwandentschädigung für jeden Feature-Download. Ausserdem ist SHARC für die Kinobetreiber attraktiv, weil über den gleichen Mechanismus auch sehr komfortabel 99% aller Trailer verfügbar sind. Das war früher immer eine tierische Sucherei über alle Trailerportale. Heute reicht mit ganz wenigen Ausnahmen SHARC für alle Trailer. Gofilex hatte auch mal Trailerbelieferung in Aussicht gestellt, aber nie ein konkretes Angebot an die Kinobetreiber gemacht. SHARC hat ein luxuriöses Trailerportal gebaut, und Trailerbelieferung und Filmbelieferung in die eigene Transfertechnik integriert.

 

Typische Transferzeiten für Langfilme liegen so zwischen 2h und 6h, je nach Breitbandanbindung und Paket. Soweit ich weiss macht Gofilex nichts unter 50MBit. Bei SHARC kann man auch darunter was werden, bei Trailern ist das auch noch sinnvoll machbar, bei Langfilmen wird es schon zäh. In der Regel kommt es nicht zu Staus, weil die Buchung der Filme überlappend erfolgt. Ein Multiplex bucht nicht Montags 15 Filme auf Donnerstag (aber mit ner typischen Kabel oder schnellen VDSL Verbindung wäre selbst das noch machbar). Meistens bucht man mit ein bis zwei Wochen Vorlauf, und dann passt das.

 

Es gibt noch 1-2 andere Breitbandsysteme, die werden aber wohl überwiegend von größeren Multiplexen genutzt. Kollege nannte mir letztens nen Namen, habe ich aber wieder vergessen. Viele Kinos haben mehrere Systeme parallel im Einsatz, weil die Verleiher sich teilweise nur auf einzelne Betreiber eingeschossen haben. Manche Verleiher lassen auch immer noch Festplatten verschicken. Da hat sich in den letzten 1-2 Jahren aber ein bißchen was bewegt, und es wird sich auch weiter was bewegen. Einer der maßgeblichen festplattenorientierten Dienstleister ist z.B. kürzlich in die Insolvenz gegangen, und auf einen Schlag saßen ein paar Verleiher ohne Verteilnetzwerk da...

 

ZweiB hat den LANSat Vertreib vor einiger Zeit übernommen, in England z.B. ist LANSat recht verbreitet, ich weiss aber nicht, wie sich das Geschäft hierzulande bisher darstellt. Im Unterschied zu reinen 'Empfangsboxen' können einige der aufwendigeren Systeme auch DCP-Libraries und teilweise TMS Funktionalitäten übernehmen. Die LANSat Hardware kann z.B. DCPs wahlweise über Satellit oder übliche Breitband IP-Verbindungen/WAN entgegennehmen. Ich habe keine Ahnung, in welchem Anteil das typisch ist. Viele Kollegen gehen davon aus, dass DCP-Transfer über Satellit praktisch tot ist und VDSL/Kabel das Rennen gemacht hat. In Nordamerika ist das ganz anders, da ist die satellitenbasierte DCDC wohl der Platzhirsch, das ist ein größerer einheitlicher Markt, da funktioniert das besser.

 

- Carsten

 

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Hallo Carsten,

 

also ist Sharc die Ultimo-Lösung für Trailer und Hauptfilm-DCPs. Was ist mir Eclairplay und Smartjog (in Frankreich "Eclairbox")? Die Plattform Eclairplay wirkt hochprofessionell aufgebaut und ich dachte, dass da meisten Kinos auch den Download machen. Ich denke auch, dass nur ein Link per Mail an ein Kino das Eintrittstor für Hacker öffnet und deswegen unattraktiv sein muss. Da sind geschlossene Systeme sicher sicherer. Was ist mit Arri - wie liefern die DCPs an oder bieten die erstmal nur Trailer-DCPs über https://dc.arri.de/

 

-Thomas-

Geschrieben (bearbeitet)

Eclairplay war bis letztes Jahr TrailerLoop, ein reines Trailerportal. Die haben dann wohl gemerkt, dass sie gegenüber SHARC und Gofilex ins Hintertreffen geraten und haben daraus Eclairplay gemacht. Ich fand die Oberfläche von Eclairplay auch erstmal gut - aber DCPs bestehen aus mehreren Dateien, werden für den Transfer üblicherweise gezippt, und müssen dann nach dem Runterladen lokal entpackt werden, bevor man sie auf den Server spielen kann. Keine große Sache - aber, bei SHARC, sowohl bei Trailern als auch Hauptfilmen, entfällt das Entpacken, und man ist schnell verwöhnt. Warum soll ich einen Browserdownload als ZIP bei Eclairplay überhaupt in Erwägung ziehen, wenn ich das bei SHARC bequem in die Client-Downloadliste schieben kann und der Trailer dann direkt ingestbar und auf Integrität geprüft in seinem Standard-Download Ordner ankommt.

 

Mit ein paar Lesezeichen und gespeicherten Logins im Browser zwischen zwei drei Trailerportalen hin- und her zu wechseln ist jetzt nicht wirklich aufwendig. Nur hat es SHARC eben geschafft, alle Trailer aller maßgeblichen Verleiher in einer einzigen Oberfläche anzubieten (faktisch gibt es im Unterbau kleine Unterschiede, aber die spielen für den Anwender keine große Rolle), und daher glaube ich, dass die anderen Portale deutlich an Attraktivität verloren haben.

 

Ausserdem kann ich die Download-Warteliste für den SHARC Client bequem von zu Hause, oder vom Smartphone, Tablet, etc, beschicken. Das geht bei Eclairplay und den Webdownloads halt nicht. Eclairplay bietet wie früher auch schon Trailerloop auch Presse/Werbematerialien an, sowas braucht der Kinobetreiber ja auch. Soweit ich weiss will SHARC diesbezüglich aber auch nachlegen.

 

ARRI hat, zumindest aus Kinobetreibersicht, elektronische Distribution verpennt. Die waren vor einiger Zeit mal an einem Prototypen, 'CineWarp' beteiligt, der sich aber wegen einer obligatorischen Glasfaseranbindung wohl ausschließlich an Plexe gerichtet hatte. Aus dem Projekt ist nichts geworden, und seitdem hat ARRI nichts Eigenes mehr unternommen. Die kooperieren seit einiger Zeit mit Gofilex, keine Ahnung, wo das hinführt. Verschicken aber überwiegend noch Festplatten. Das ARRI Fusion Trailerportal ist eben nur für Trailer und Testcontent.

 

Ich weiss nicht, wer in Deutschland eine Eclairbox stehen hat. Die Kinobetreiber sind natürlich nicht unbedingt scharf drauf, sich beliebig viel Hardware hinzustellen, die Strom frisst und kontrolliert werden muss, bloß weil die Verleiher sich nicht auf die maßgeblichen Anbieter einlassen wollen.

Seit dem Sommer kooperieren Gofilex und MotionPictureSolutions (die stecken hinter LANSat...), das dürfte ein weiterer Schritt zur Weltherrschaft sein...

 

Ja, Dropbox-Links können mittlerweile sehr verfänglich sein. Das bekäme man mit üblichen Maßnahmen aber sicher in den Griff.

 

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Hallo Carsten,

 

herzlichen Dank für deine umfassenden Ausführungen. Spannend was sich da am Markt tut und welche Technologien für Kinobetreiber am Praktikabelsten sind. Ich denke, dass es keinen Sinn macht, wenn es mehrere Übertragungskabel und Boxen im Kino gibt. Da verliert man ja den Überblick.

 

Wie verhält sich das mit den technischen Problemen - wie zuverlässig sind die digitalen Lieferanten und was könnte besser sein bzw. was könnte man sich ersparen  - weißt du darüber was oder sollte ich dazu mit einem Theaterleiter besser sprechen?

 

-Thomas-

 

Geschrieben (bearbeitet)

Ich kann aus eigener Erfahrung nur Gofilex und SHARC beurteilen, und kenne damit übereinstimmende Beurteilungen von Kollegen (auch hier im Forum).

 

Im Normalbetrieb sind die sehr stabil. Bei der Bereitstellung von Gofilex kann es zu längeren Wartezeiten kommen, weil die eben Kabel bevorzugen, und da unter Umständen vom Kabelanbieter mehrere Subunternehmer bis hin zu Baufirmen kaskadiert beauftragt werden. Das hat einige Kollegen schonmal verärgert, weil das monatelang dauern konnte. Aber wenn es mal da ist, läuft es. Der Betrieb von SHARC, sowohl Trailer als auch Langfilme, ist ebenfalls störungsfrei und sicher. Zu Beginn hat das von denen verwendete FASP Protokoll mit einigen Routern Ärger gemacht, das haben die aber zum einen soweit im Griff, zum anderen kann man im Download Client auch die Transferzeiten und beanspruchten Bandbreiten konfigurieren.

Auch die Antwortzeiten bei Nachfragen sind sehr kurz, die reagieren meistens binnen weniger Minuten oder spätestens am nächsten Morgen, wenn man nachts noch ne Anfrage verschickt.

 

Von Gofilex kriegt man ansonsten wenig mit - da gibts halt keinerlei interaktive Komponente, weil die Belieferung ja mit der Filmbuchung vom Verleiher ausgelöst wird. Man kriegt nur ne Benachrichtigung, wenn das DCP da ist. Beim SHARC Portal muss es halt ein komfortables Portal geben, weil man als Kinobetreiber bei der Trailerauswahl ja selbst auch schon vor einer Filmbuchung aktiv werden will, es verschiedene Trailerversionen gibt, man ggfs. Flat, Scope, deutsche und Englische, FSK Versionen, etc. auswählen möchte. Beim Langfilm sind sicher beide Konkurrenten, ansonsten ergänzen die sich eher.

 

Es gibt bei einigen Kinobetreibern Vorbehalte gegen SHARC, weil man da eine spezielle Software installieren muss. Das kann ich vor dem Hintergrund sonstiger auf Kinorechnern installierter Software nicht wirklich nachvollziehen, der Client ist ausgesprochen schlank und unaufdringlich. Abgesehen davon kann man auf dem SHARC Portal zumindest Trailer auch optional ohne den Client als einfachen Browserdownload ziehen, nur verschenkt man halt viel Komfort dabei und ignoriert die Möglichkeit der Langfilmbelieferung, die halt nur per SHARC Client möglich ist.

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Kann mich da auch nur Carsten anschließen. Gofilex und Sharc werden am häufigsten verwendet. Auch bei uns. Seit einigen Monaten hab ich zwar auch eine Box von Eclair hier stehen, die große Masse kommt aber über Gofilex und Sharc. Ab und an auch noch eine Festplatte. Der Support von allen dreien, sofern überhaupt Probleme auftreten, ist hervorragend. Die Vorbehalte gegen Sharc und den Client waren mir allerdings neu und sind für mich nicht nachvollziehbar.

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