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Kodachrome 40 zu SW-Umkehrfilm entwickeln, "Geheimrezeptur" von Friedemann?


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Geschrieben

Die folgende Anleitung  habe ich von Friedemann auf Aphog gefunden und möchte sie nicht vorenthalten, da ich sie hier im Forum noch nicht entdeckt habe und - mein erster Eindruck - wohl bestens funktioniert. ☺️

 

Kodachrome zu brillantem SW-Umkehr-Film entwickeln

17. April 2016

Moin,

da hier ja offenbar einige laborerfahrene erwägen, mal (wieder) eine Schmalfilmkamera zu benutzen, wollte ich mein kürzlich entwickeltes Umkehrrezept für den Kodachrome 40 (der sich ja nicht mehr farbig entwicklen lässt) vorstellen.
Natürlich hat man es mit einem Fompan R100 oder Adox Pan-Reverso besser und leichter, aber vielleicht hat der ein oder andere ja noch einigermaßen junge (oder zumindest kühl gelagerte) K40 rumfliegen und möchte einen Kameratest lieber erstmal damit machen. Die Entwicklung zum Negativ ist recht einfach und bekannt, Umkehr liest man seltener. Zudem schlagen fast alle Quellen vor, den Film 2-3 Blenden überzubelichten. Mit meinem Rezept ist nur eine Blende Überbelichtung nötig, um fein durchgezeichnete, knackige SW-Positive zu erhalten.

Achtung: Ich habe bisher nur mit K40 getestet, nicht mit K25. Im Grunde sollte es dort aber genauso gehen.
Film wie 20 ASA belichten (also nur eine Blende über, ggf. per Gegenlichttaste)
Alle Zeiten gelten für 20°C. Ich setze grundsätzlich alle Bäder mit Aqua Dest an und empfehle das auch jedem.
  1. 5'00 Minuten Remjet Removal Bath -- Rezept s.u. (keine Agitation, höchstens in den ersten 10 Sekunden um Blasen zu entfernen). Ich benutze dieses erste Bad gern wärmer, z.B. auf 25° temperiert, dann wirkt es noch besser.
  2. 7'00 Minuten kräftig wässern. Auch hier verwende ich warmes Wasser. Sofort nach der ersten Befüllung des Tanks mit Wasser den Spuleneinsatz umso kräftiger bewegen, hier entfernen wir nämlich die in Schritt 1 angelöste Rußgelatine. Schnell und oft spülen, gerade in den ersten 3-4 Wasserwechseln ist eine schnelle, kräftige Befüllung des Tanks hilfreich. Die letzten 3 MInuten sind dazu da, das basische Vorbad aus der Schicht zu entfernen. Kürzeres Wässern kann den Entwickler verändern!
  3. 14'00 Minuten Erstentwickler (Dokumol 1+7, pro Liter Arbeitslösung 5g Kaliumthiocyanat und 50mg Kaliumiodid-Zusatz). Achtung: Die Additive sind beim K40 esenziell, er schleiert sonst extrem.
  4. 2'00 Wässern
  5. 3'00 Minuten bleichen (Kaliumdichromatbleiche, von Kaliumpermanganatbeliche rate ich hier besonders ab. Pro Liter Arbeitslösung 10g Kaliumdichromat + 20 ml Schwefelsäure konz.)
  6. 2'00 Wässern
  7. 2'00 Klärbad (Natriumsulfit, 150g pro Liter Arbeitslösung)
  8. 3'00 Wässern
  9. Zwischenbelichtung
  10. 5'00 Zweitentwicklung (Dokumol 1+7 ohne Additive)
  11. 2'00 Wässern
  12. 3'00 Fixieren (Beliebig, gemäss Anleitung "für Filme" ansetzen)
  13. Remjetreste nun mit Schwammtuch abstreifen (Waschsodalösung in einem Eimer, von dort durch ein gefaltetes Schwammtuch in einen Eimer mit klarem Wasser ziehen)
  14. 5'00 Wässern
  15. 1'00 Netzmittel

Die Ergebnisse sehen fantastisch aus, wie perfekt entwickelter Foma, nur wesentlich feinkörniger. Überlagerter K40 macht ggf. schlechtere Maximaldichten (Fog). Je nach Alter des Materials kann auch eine weitere Blende Überbelichtung nötig sein, mit den letzten K40 passten die 20 ASA aber ganz genau.

Die FD-Additive sind hier wirklich wichtig. Ohne die schleiert der K40 ganz enorm. Schleier lassen sich mit (verdünntem) farmerschen Abschwächer zwar entfernen, das geht aber schnell auch wieder auf die Dmax.

Rezept für 1 Liter Remjet Removal Bath (kann mehrfach angewendet werden, ich empfehle Ansatz von 3 Litern): 800ml Wasser 38-38°, 20g Borax (Natriumtetraborat), 100g Natriumsulfat, 1g Natriumhydroxid (Ätznatron, ggf. separat auflösen), auf 1l auffüllen. Warm angewendet wirkt sie am besten.

Noch ein paar Hinweise:
  • Man kann den Prozess verkürzen, in dem man die Remjet-Schicht erst später entfernt. Allerdings versaut man sich damit schnell den Entwickler, in dem dann RUßparktikel rumschwimmen, die man später auf die Schicht bekommt. Wirklich rausfilterbar sind die Rußpartikel nicht. Für One-Shot-Freunde aber eine Option.
  • Ein Liter Ansatz reicht für bis zu 10 Super-8 oder Doppel-8 Filme, wenn man lange Standzeiten vermeidet. Im Zweifel vorher Teststreifen machen.
  • Hast das Ergebnis einen gelb oder orange durchgefärbten Träger, hilft ein Bad in 5g Kaliumferricyanid und 8,5g Kaliumdihydrigenphosphat pro Liter Wasser. (Nach Sicht arbeiten, meist entfärbt sich der Film schon nach 1-2 Minuten). Hiernach erneut fixieren und wässern.
  • Mit obiger Lösung kann man zu dunkle Ergebnisse (beim K40) auch erstaunlich gut noch aufhellen, die Dmax wird von diesem "verdünnten und geteilten farmerschen Abschwächer" erst recht spät reduziert.
  • Ich arbeite zwar mittlerweile mit Lomo-Tanks, in meinem HT-Rohr sollte das aber alles genauso gut gehen.
Bei Fragen fragen -- und Ergebnisse bitte teilen. Ich filme im Moment ganz viel alte K40 auf, weil die Ergebnisse so hübsch aussehen (und endlich wieder genug Sonne am Himmel ist). 8o
 

 

 

Habe kürzlich in der Bucht 14 Kassetten mit  K40 ersteigert, für 25 Euro , alle (angeblich) im Tiefkühlschrank gelagert,  Ablaufdatum 1989 mit gleicher Emulsionsnummer. Wollte natürlich wissen, ob die noch brauchbar sind und habe mich an die Arbeit gemacht, einen Testfilm mit 12 DIN und mit 15 DIN belichtet (Beaulieu ZM4) und nach obiger Rezeptur entwickelt. Remjet Removal Bad bei 25 Grad Celsius eingefüllt und nicht bewegt, nach 5 min kommt bei der Wässerung schwärzliche Brühe aus dem Lomo-Tank, das funktioniert schon mal. Entwickelt habe ich dann in Orwo A71, 11 min, mit den empfohlenen Zusätzen, Zweitentwicklung ebenfalls mit Orwo A71.

Um es kurz zu machen, die Sache funktioniert. Noch trocknet der Film, zum Wochenende werde ich weiter berichten. Vielleicht braucht er noch 1-2 min Erstentwicklungszeit mehr, mal sehen, oder etwas reichlichere Belichtung. Eine Sache der Feinabstimmung. Ganz ehrlich, hätte ich so nicht erwartet. Jetzt bin ich natürlich mächtig gespannt, wie das in 16mm  aussieht, da hab ich auch noch einige Rollen!

 
Geschrieben

Ich glaube von Friedemann gehört / gelesen zu haben, daß er bei K40 mittlerweile auf A71 als Erstentwickler umgestiegen ist.

Mit A71 hat man dann wohl auch keine Empfindlichkeitseinbußen (sprich man kann die Filme mit Automatik auf 40 ASA belichten)

@F. Wachsmuth- liege ich dich da richtig ?

Geschrieben
Am 8.8.2019 um 22:01 schrieb F. Wachsmuth:

Ja, das ist richtig. Steht hier auch irgendwo ?

 

aus dem Laborbuch: 

For 40 ASA:
Use Orwo A71 as FD for 9'00 (120g Part A and 17g Part B per Liter), add Potassiumthiocyanate 4g/l and 50mg Potassium iodide/l

Auf diese Empfindlichkeit komme ich nicht, zumindest nicht mit  11 min Erstentwicklungszeit. In der Projektion ist er sehr schön, feinkörnig, scharf, mit etwas Tendenz zum Warmton, so wie in der Fotografie das Ilford Warmtone FB. Und noch etwas ist mir aufgefallen: die Kassetten sind von 1989, und anders als diejenigen neueren Produktionsdatums haben die alten in den ersten 30 Sekunden der Aufnahme auch einen erheblich besseren Bildstand! Mit Adoxpan reverso in der GK-Kassette sind die Aufnahmen zu Beginn der Kassette zittrig, erst nach gut einem Drittel wird der Bildstand dann besser/gut. Waren alten Kassetten von Kodak besser als die neueren oder gar die Klose-Kassetten? Und: muss die Friktion des Aufwickelmechanismus in der Kamera möglicherweise für die neueren Kassetten neu justiert werden? An der Beaulieu 4008 geht das, die Diskussion auf "Cinematography.com" ist zu diesem Thema interessant.

Slip clutch, jitter etc.

Geschrieben

Spätere K40 hatten eine mindestens steifere, evtl. auch dickere Unterlage als die frühen. Ich meine, 0,13mm waren sowohl die 8 als auch die 16mm dick, das für 16mm bestimmte Material hatte aber einen steiferen Träger (und ich meine auch eine etwas anders zusammengesetzte Remjetschicht). Späte K40 wurden wohl aus Material gefertigt, dass ursprünglich für 16mm vorgesehen war.

Geschrieben
vor 43 Minuten schrieb F. Wachsmuth:

Ich meine, 0,13mm waren sowohl die 8 als auch die 16mm dick, [...]. Späte K40 wurden wohl aus Material gefertigt, dass ursprünglich für 16mm vorgesehen war.

 

Das deckt sich auch mit meinen Untersuchungen.

K40 früher (ca. 70er Jahre) 130 µm

K40 später (ca. Mitte 80er, 90er) bis 145 µm

Selbiges auch bei AGFA/REVUE/PORST/PERUTZ.

Z. Vgl. Kodak E100D / 7285 (2011-13) je nach Charge 152~156 µm

Geschrieben

Hmm. Dann wäre zu vermuten, dass die neueren Kassetten etwas schwergängiger als die alten sind und die Friktion an der Rutschkupplung für den Aufwickeldorn damit härter einzustellen wäre? In der Reparaturanleitung für die Beaulieu 4008 steht etwas von 27 Pond/Gramm Zugkraft,  wohl zu messen mit einem speziellen Instrument, das wie eine Kassette eingelegt wird - was für den Filmtechniker. Simon!?

Geschrieben

Der Aufwickeldorn darf den Film garnicht durch die Kassette ziehen. Das macht allein der Greifer, und das dank des gebildeten Filmkanals ohne Widerstand des Druckstücks. 

Der Aufwickelkern nimmt den "geschobenen" Film nur mit, damit er sich nicht staut. 

Geschrieben

Ok, verstanden. Dann sollte der Zug, der vom Aufwickeldorn ausgeübt wird, nur so hoch sein, dass er zum Aufwickeln eben reicht, und ein Zuviel gerade am Anfang der Kassette - höhere Drehzahl und stärkerer Zug bei noch kleinem Wickeldurchmesser - könnte auf den ersten Metern den schlechteren Bildstand erklären? Dann wäre ja ein Versuch, die Friktion der Rutschkupplung mal zu verringern, gar nicht so doof?

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