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Geschrieben

Es tut mir leid, daß ich hier ganz deutlich werde, aber auch du zeigst Bastlergeist. Wenn ich für 600 Franken, netto, einen Service an H-Kameras anbiete, kann ich nicht basteln. Es gilt schon, die Mechanikerprinzipien einzuhalten (die Ingenieurgrundsätze lasse ich mal beiseite). Dazu gehört die Überlegung, welches von zwei miteinander zu verbindenden Teilen das Permanente und welches das Temporäre sei. Hier ist eindeutig die Wellengruppe permanent und der Stift ein Austauschstück. Folglich darf der Stift nicht hart sein, sondern er soll sich verformen beim Einsetzen. Das ist mit den gerillten Spirol-Stiften gelöst.

 

Spirol-StiftmitMittelrillen.thumb.jpg.803e19f839d4ffb7629cc3a63c6ebd35.jpg

 

In der Kupplungsgruppe als anderes Beispiel ist ein Kerbkegelstift aus Automatenstahl eingesetzt. Das Material beidseits jeder Kerbe wird beim Eintreiben gequetscht, die Bohrung in der Welle bleibt heil.

 

Gehärtete Stifte haben andere Funktionen in der Feinmechanik. Es geht hier nicht um wenige Prozent dicker als Soll.

 

Die Firma Spirol gibt es immer noch. Als ich ein Mal nach einem Angebot für die zur Sprache stehenden Stifte fragte, kam die Antwort aus München, daß man ab 200'000 Stück dabei wäre.

  • 5 Monate später...
Geschrieben

Neue Erkenntnis zu den (Paillard-) Bolex-H-Kameras, nachdem es mir schon lange geschwant hat: Die Ausrichtung der optisch relevanten Teile der Front wurde nicht in bei Paillard vorgenommen, sondern die Firma hatte fertig montierte Gruppen angekauft, die Gruppe mit dem Doppelprisma und die um den verstellbaren Verschluß.

 

Als Schmalfilmer hatte man also einst nach dem Kauf z. B. einer neuen H 16 die Gewähr, daß alles recht gut zueinander stimmte. Nun nach fünfzig oder sechzig Jahren, wenn ich alles auseinandernehme, gehen die Justierungen verloren. Ich muß alles zerlegen, wenn ich die Reste der alten Schmiermittel entfernen und frische einbringen will. Von den zu entdeckenden Schäden zu schweigen und die sind Legion.

 

An dieser Stelle möchte ich eine wichtige Sache wiederholen, damit sie von möglichst vielen aktiven Filmern gelesen wird, und zwar ist es so, daß die H 16 ab Nr. 100401 und die H 8 ab Nr. 97801 eine seitenverkehrte Filmführung haben. Entgegen den Normen ist hier die linke Filmkante, von hinter der Kamera Richtung Szene gesehen, die Bezugs- und Anlagekante. Weiter hat es keine Hilfsmittel gegeben, mittels derer die Bildfensterplatte über die Bezugskante hätte senkrecht zur Bodenfläche ausgerichtet werden können. Eine Einstellung dieser Art mit dem Ziel, daß der Film sehr genau im rechten Winkel zur Basis läuft, ist offenbar ein professioneller Anspruch, dem die Firma Paillard nicht gerecht wurde. Je nach der mehr und weniger zufälligen Lage der Bohrungen in der Front und den Gewindebohrungen im Gehäuse kommen die zwei Komponenten leicht verkantet zusammen. Bei mancher Kamera muß ich die Front ganz auf eine Seite gedrückt befestigen oder schief, damit die Verzahnung mit dem Verschlußrad das rechte Spiel hat.

 

Ich kann mir eine Vorrichtung für die Ausrichtung der Bildfensterplatte schaffen, denke auch an einen Prüfzylinder. Nachdem ich den Kameraboden eingeebnet habe, was oft vonnöten ist, weil die Stativgewinde aufgestaucht sind, schiebe ich den Zylinder neben die Kamera auf der Granitplatte und richte die Bfp. über einen Haarwinkel auf der oberen Stirnfläche aus, NOTA BENE an der ansonsten fast fertig montierten Kamera. Ziemlich gaga

 

Die H-Kameras sind in keinem Fall professionelle Geräte. Leider fallen viele Menschen darauf hinein, genau das anzunehmen, weil sie durch einen Reflexsucher blicken. In den Köpfen macht es Reflexsucherkamera gleich Profikamera. Das ist falsch. Auch eine Beaulieu R 16 ist da ziemlich wackelig. Bei einer Arriflex 16 kann der Filmkanal zur Bodenfläche in den Winkel gebracht werden. Es ist auch nicht ganz einfach, doch machbar.

 

An diesem Punkt trenne ich die Verbrauchergeräte von den beruflich nutzbaren. Bei einer Profikamera kann ich eine im Sucher sichtbare Bildkante zum Horizont oder zu einer ziemlich sicher senkrechten Linie ausrichten und habe anschließend keine schepsen Aufnahmen. Bei den (Paillard-) Bolex-Kameras sind nicht ein Mal die vier Kanten des Bildfensters genau im Winkel.

 

Aloha.

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  • Surprised 1
Geschrieben

Für die an Mechanik Interessierten:

 

Habe heute zum ersten Mal eine Prüfung vorgenommen, wie das Gehäuse winklig gemacht ist, und auf der Granitplatte gesehen, daß die linke Gehäuseseite in Form des umlaufenden Wulsts, mit Lack verschmiert, überfräst ist. Wenn ich das Gehäuse darauf aufliegen lasse, kann ich mit dem Winkel die Basis prüfen und das sieht sehr gut aus. Folglich kann ich mit relativ einfachen Mitteln die Bildfensterplatte, d. h. deren Bezugskante (die linke) parallel zum Gehäusewulst ausrichten. Wozu gibt es Parallelendmaße.

 

Dann aber: Das Bildfenster müßte gleichzeitig auf die optische Achse eingemittet werden. Das ist bei einem Reflexmodell mechanisch nur möglich, nachdem man das Doppelprisma entfernt hat. Also ist eine optische Lösung zu finden. Die sähe so aus, daß man das Bildfenster von hinten beleuchtet, um es mit einem Objektiv auf einer Fläche abzubilden. Das Objektiv seinerseits ist aber noch nicht zentriert im Gewinde.

 

Ihr seht, professionelle Ansprüche an eine vollkommen in die andere Richtung konstruierte Kamera zu stellen, geht ins Leere. Die H-Kamera ist auf Arbeitsteilung ausgelegt, darauf, von Angelernten gruppenweise zusammengesetzt zu werden. Wenn ich nach 90 Jahren alles in Personalunion mache, überkommt mich das pure Elend jener dummen Zeit. Man war bei Paillard (und anderenorts) so dumm, etwas einzukaufen, ohne etwas Eigenes dazu beizutragen. Die Kamera ist praktisch nicht von Paillard-Feinmechanikern durchgegangen worden. Trotz den Montagevorrichtungen und Lehren, die ebenfalls bei Bell & Howell gekauft wurden, kann das gate, die Bildfensterplatte, schief stehen, weil die ganze Front qua genügend Spiels zwischen Schraubenrad der 1-1-Welle und Verschlußrad eventuell schief angeschraubt werden muß. Paillard hatte Verschlußschraubenräder, das Teil BCM 3509 bei der H 16, in vier Größen vorrätig, je um einen Zehntel unterschiedlich im Durchmesser, um das Getriebespiel anpassen zu können. So etwas habe ich bei keiner anderen Kamera je gesehen.

 

Man hat auch keine Schmierung dieser Schraubenverzahnung vorgesehen, sondern nach einigen Jahren das Verschlußrad nicht mehr aus Messing, sondern aus Bronze machen lassen, um den Verschleiß zu verringern. So steht es im Serviceheft.

 

Richtig wäre der Zusammenbau eines Reflexmodells vollständig bis auf das lange Prisma. Wenn die Front dran ist, der Mechanismus sauber läuft, dann wird das Bildfenster ausgerichtet, so weit es unter dessen vier Befestigungsschrauben geht. Erst danach kann das lange Prisma hinein, verkeilt werden und der Deckel darüber.

 

Zusammengefaßt meine Erkenntnisse: Es sind lange nicht alle Filmkameras, professionelle wie die für Amateure, daraufhin konstruiert, daß der Film genau senkrecht zur Bodenfläche transportiert wird. Eine Caméréclair weist fast vorbildliche mechanische Eigenschaften auf. Bei einem Eyemo ist der Aufwand dafür schon erheblicher. Dafür ist das Eyemo-Objektivbajonett vorbildlich spielfrei, was man vom PL-Mount nicht sagen kann. So, und nun kann ich die künftigen Preise auf einem herleitbaren Grund abstellen, gewissermaßen auf Granit. Was haben wir anderes als Wasser und Granit in der Schweiz?

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