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Geschrieben

Eine Frage in die Runde:

 

Weiss jemand noch, welche Bodenformen gebaut wurden? Und vor allem welchem Zweck diese dienten? 

 

War dies ausschließlich um dem Zuschauer eine bessere Sicht zu ermöglichen, oder gab es weitere Argumente? Vielleicht um Platz für den Orchestergraben zu bekommen?

 

Klar ist mir die Treppen- und Berampungsform.

 

Soweit ich mich erinnere hatte "Der neue Krug" bzw. später das Jovel an der Weseler Str. in Münster eine Art konvexe Bodenform. 

 

Hat jemand ggf. noch Baupläne von dem ein oder anderen Haus aus der Nachkriegszeit?

 

Die letzte Frage noch: bis wann wurden Holzböden verbaut? War der Grund, dass man dies änderte der Brandschutz,  Kosten oder Akustik?  Und gab bzw. gibt es dazu Bestandsschutz?

 

Ich freue mich auf Meinungen von anderen Cineasten.

Geschrieben (bearbeitet)

Mit unserem Saalboden (1957, Zweckbau, also keine nachträgliche Umnutzung) habe ich mich kürzlich bezüglich zweier Aspekte befassen müssen.

 

Zum einen wurde bei uns eine Masterarbeit im Bereich Denkmalschutz/Dokumentation erarbeitet, dafür haben wir uns u.a. den Bodenaufbau und die Lage der Lüftungs-/Heizungsschächte unter dem Boden angeschaut.

 

Zum anderen haben wir während der Schließung eine Grundreinigung und erneute Bodenschwärzung durchgeführt. Da der Saal recht groß ist, haben wir relativ viel Putzwasser eingebracht, und nach der Erstreinigung fiel mir auf, dass das Bodenprofil und die Ausarbeitung eines Bodenschachtes es zulässt, dass man größere Mengen Wischwasser dort versickern lassen kann. Ich glaube, dass das absichtlich so geplant war. Leider lebt der Erbauer nicht mehr, so dass sich das nicht mehr verifizieren lässt. In Zukunft ist eine großzügige Nassreinigung jedenfalls mit viel weniger Aufwand machbar, indem man einfach viel Wischwasser im hinteren erhöhten Bereich des Saales ausbringt, großzügig durchwischt, und dann nochmal ebenso großzügig mit Frischwasser nachspült. Dafür sollte man sogar nen Wasserschlauch nehmen können statt Putzeimern.

 

Wir haben angesichts des Alters des Gebäude noch relativ viele Bauakten, aber das spezifische Bodenprofil wird darin nicht erwähnt, ich glaube es gibt auch keinen Profilschnitt in den Plänen. Fakt ist, der Saal fällt leicht ab (ca. 70cm auf etwa 16m Länge), wird dann im Bereich der vorderen 2-3 ursprünglichen Stuhlreihen horizontal, und steigt dann zur schmalen Bühne hin wieder leicht an (wenige cm). Auf der Höhe der vorderen Senke befindet sich seitlich links der erwähnte vergitterte Lüftungsschacht. In einer Tiefe von ca. 1m geht der Lüftungskanal dann ab nach hinten Richtung Heizung - der vertikale Teil ist aber noch tiefer nach unten ausgemauert (ca. 50cm), und unten liegen Kiesel und 60 Jahre Muttich drin. Auf der rechten Seite gibt es auch so einen Schacht, der endet aber auf der unteren Anschlusshöhe des Lüftungskanals und enthält keine solche 'Sickergrube'.

Wir haben jedenfalls mit breiten Wasserschiebern sehr leicht das ganze überflüssige Wasser in den linken Schacht befördern können, und nach ner halben Stunde war das versickert.

 

Der Boden besteht aus Gussasphalt. Im Bereich der Auflagen der seitlichen Lüftungsgitter kann man den Aufbau im Schnitt gut erkennen.

 

'Im Inneren des Schachtes kann man den Bodenaufbau erkennen. Der Gussasphalt ist ca. 1,7 cm stark und auf Holzlatten gegossen, darunter verläuft eine ca. 13 cm dicke Betonschicht und der Rest ist mit Ziegelsteinen gemauert.' Das mit Beton und Ziegelsteinen bezieht sich auf die Schachtwände, wie der weitere Unterbau des gesamten Bodens unter dem Gussasphalt gestaltet ist, wissen wir nicht.

 

Ich glaube auch, dass der Boden im Querverlauf leicht konkav ist. Wäre aber möglich, dass das nach über 60 Jahren Nutzung auch einfach 'eingelaufen' ist.

 

edit: Es gibt doch einen seitlichen Schnitt in den Plänen, weiss aber nicht, ob der bauverbindlich war, er entspricht jedenfalls auch nicht ganz der Realität im vorderen Bereich, und entstammt einem Plan, der eigentlich anderen Zwecken dient. Allerdings wurde das maßgebliche Gefälle von 70cm dort immerhin festgehalten. Man beachte die Einzeichnung der Profilansicht eines Ikovox Systems hinter der Leinwand (das auch tatsächlich dort verbaut wurde).

 

Bodenprofil.jpg

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Die Bodenkurve eines Saalbaus ergibt sich aus der Unterkante der Bildwand, dem Reihenabstand und der gewünschten Überhöhung des Blickwinkels über die Person davor.

Sie entspricht einer Parabelform. Nach hinten hin wird die Überhöhung immer größer, irgendwo im vorderen Bereich steigt dann die Saalkurve vom tiefsten Punkt an wieder an, es ergibt sich die von Carsten angesprochene "Ablaufrinne.

In der Praxis wird man die sehr weit hinten liegenden Reihen gestuft ausführen, den vorderen Bereich als Bodenkurve gießen.

Die Regel: Die Steigung der Rampe muß mindestens 15 cm von Reihe zu reihe betragen, zuzüglich oder abzüglich des Maßes, um welches der Sehstrahl von der horizontalen abweicht. Das bedeutet, bei stark ansteigendem Sehstrahl muß der Vorderplatz sogar höher sitzen, als der dahinter. Der Zuschauerraum fällt daher von hinten ab, bis er im vorderen Bereich wieder ansteigt. (SMPTE, DIN-DKG u.A. Normen, Mindestdurchgangsbreite 45 cm zwischen Stuhl und Reihe davor, sowie Mindestreihenabstand 85 cm beachten. in der Praxis Mindestabstände wg. Komfort möglichst großzügig überschreiten)

Stadionsitzanornung ist im Kino daher völlig falsch, die Sehunterkante ist nämlich nicht ein Rasenfeld sie liegt immer oberhalb des Bühnenbodens an der Bildwand.

Geschrieben

Die Stühle in den beiden vordersten Reihen sind (waren) bei uns in der Tat höher als die dahinter (auch etwas stärker geneigt). Haben wir schmerzlich erfahren, als wir eine Reihe von vorne in der Saalmitte als Ersatz kaputter Stühle eingebaut haben.

Geschrieben

Hallo Carsten,

warum ihr Holzlatten zwischen Beton und Asphalt habt, erschließt sich mir nicht genau. Es war allerdings seinerzeit gängige Praxis, einen Betonboden mit Gußasphalt zu belegen. Unter anderem deswegen, weil letzterer ohne großes Zutun eine glatte und widerstandsfähige Oberfläche liefert. Quasi selbstverlaufend ähnlich wie heutige Nivelliermassen. Schallabsorption kann auch ein Grund gewesen sein, aber das ist nur eine Vermutung.

Wobei, evtl habt ihr diese Holzlatten mit Zwischenabständen im gesamten Bodenbereich, damit das das Zeug mit Gefälle gegossen werden konnte. Ist aber auch nur eine Vermutung. Ich weiß nur, wie man das waagerecht einbringt.

Gruß, Thomas

Geschrieben (bearbeitet)

Wie gesagt, ob die Holzlattung da überall drunter ist, das wissen wir nicht. Es wäre aber unverständlich, warum sie nur rings um die beiden Luftschächte existieren sollte. Von daher nehme ich an, dass sie überall unter dem Gussasphalt liegt. Sogar thermische Dämmung wäre eine mögliche Begründung, denke ich. In einem der anderen Pläne des Saales findet sich mittig die Bemerkung 'Im nichtunterkellerten Teil 8cm Kiesbett aufbringen'. Das ist dann wohl die Unterlage unter dem Beton.

 

 

Bildschirmfoto 2020-10-25 um 22.46.34.png

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Danke zunächst für alle Anmerkungen.

 

Mir erscheint nur Carsten, dass Holz und Wasser irgendwie für mich verwirrend klingt. Holz ist ja nicht gerade unempfindlich gegen Nässe. Meinst Du nicht, dass Wasser auf dem Holzboden Schäden verursacht? Auch wenn der Holzboden imprägniert wurde? Nur so ein Gedankenspiel von mir.

 

Übrigens war in Münster der Boden ähnlich, wie von Dir beschrieben. Nostalgisch gesehen war es schon interessant, wenn es "knirschte", beim Begehen des Bodens. Aber ich fand und finde es nur schön. 

 

Und wenn ich Jean's Aussage lese, dass er jetzt gern ins Theater geht, dann kommt mir der Vergleich zwischen Theater des Westens bzw. Ronacher in Wien und dem SI in Stuttgart.-

 

Witzig fand ich dann z.B. auch im alten Woki in Bonn, dass mitten in der Vorstellung leere Bierflaschen von hinten nach vorne rollten. Für den Betreiber ein Horror, für den Besucher ein Grund für Lacher mitten im besten Gruselfilm.

 

Aus heutiger Sicht ist das natürlich wie ein Pagode Mercedes im Vergleich zu aktuellen Modellen. Trotzdem mag ich diese historischen Häuser sehr. Daher ist für mich z.B die Aufarbeitung der Lichtburg in Essen beim Besuch immer ein Schmankerl.

 

 

Geschrieben (bearbeitet)

Von dem Holz merkt man nichts, der Boden wirkt beim Begehen völlig massiv. Ist uns erst beim Ausbau des Bodengitters zum ersten Mal aufgefallen. Da der durchgehende Gussasphalt von einigen wenigen Rissen abgesehen vollkommen intakt und versiegelt ist, kommt da auch mit viel Putzwasser sicher nichts an der Holzunterlage an. 

 

Die rollenden Flaschen haben wir natürlich auch schonmal, aber durch die dichte und versetzte Bestuhlung und die konischen Flaschen laufen die sich doch relativ schnell am nächsten Stuhl fest. Durch die Härte des Bodens machen die aber zunächst mal schon ordentlich Lärm beim Umfallen.

 

Ich erinnere mich grade an den Holzboden in der Turnhalle meiner Grundschule. Samstags kamen die Putzkräfte, und Montag vormittags warf der Boden derartige Wellen, dass wir darüber Hürdenläufe veranstalten konnten.

 

 

- Carsten

Bearbeitet von carstenk (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Ich habe 2 Annahmen fürs Holz,

1. Verschraubung der Stühle, in Gußasphalt sonst nur gescheit möglich bei entsprechender Stärke. proble damit habe ich in der Linse in Weingarten, viele Stühle lose, und

2. thermische Entkopplung vom Boden, nutz sehr viel gegen kalte Füße, so eine Holzschicht.

Jens

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