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Geschrieben

Hallo,

 

mein Schwiegervater hat mir einen Revue Direct Sound 6 hinterlassen. Die Kamera arbeitet wie ein Uhrwerk und hat einen super Bildstand, wie so oft bei Tonfilmkameras.

 

Nun wollte ich sie aber wirklich mal mit Tonfilm ausprobieren und habe einen alten Kodachrome 40 Tonfilm gekauft. Leider produziert die Kamera nur Salat im Tonberich der Kassette. Muss sich die Gummiwalze beim Tonkopf mit drehen? Das tut sie nämlich nicht und der Film wird nicht angemessen über den Tonkopf transportiert... Kamera defekt? Oder ist die Kassette nur extrem schwergängig?

 

 

Geschrieben

Die Gummiwalze muß sich in der Tat drehen. Bei den Tonfilmkameras, die ich kenne, tut sie das aber nur wenn auch eine Tonfilmkassette eingelegt wird. Im Kassettenfach befindet sich ein Taster oder Schalter, der die (größere) Tonfilmkassette erkennt.

Geschrieben

Habe herausgefunden, dass der Metallstift angetrieben wird und sich die Walze nur mitdreht. Es geht aber nichts an, auch wenn der Tonknopf gedrückt ist. Leider komme ich nicht an den Mechnismus ran. Irgendwo muss es ein Problem mit dem Antrieb geben.

Geschrieben

Die Gummirolle wird bei geöffnetem Kassettenfach wahrscheinlich abgehoben, d.h. auch wenn sich der Capstan dreht sieht man das nicht an der Gummirolle, solange die Klappe offen ist.

Geschrieben

Die Gummirolle dreht sich mit eingelegter Tonfilmkassette und geöffnetem Kassettenfach wahrscheinlich nie, d.h., Du kannst nur auf den Capstan schauen. Wenn der mit Tonfilmkassette stillsteht, dann ist in der Tat ein Defekt der Mechanik zu vermuten.

Wenn sich der Capstan aber dreht, dann sollte durch Schließen des Kassettenfachs die Gummirolle angelegt werden und sich dann auch drehen.

Geschrieben

Eine Kamera mit einer so großen Anzahl von auf den ersten Blick bedeutungslosen Schräubchen habe ich noch nie gesehen, obwohl die Revue Direct Sound ja wirklich ein Monster von Kamera ist und eigentlich genug Platz bieten sollte. Am Versuch, sie zu öffnen, geschweige denn den Antrieb des Capestan prüfen zu können, bin ich vorerst gescheitern. Unter jeden abgenommenen Element verbirgt sich eine neue Metallhülle bzw. raumgreifende Platine. Schrecklich. Glücklicherweise sind Tonkameras auf dem Gebrauchtmarkt nahezu wertlos und ich könne mir ggf. eine andere kaufen für Tonfilmexperimente.

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb MFB42:

Tonfilmexperimente.

Die machen durchaus Spass.

Ich konnte mit 2 abgelaufenen Revuechrome mal einen Liveton-Film drehen (Kleingartenbotaniker), bevor meine Tonfilmkamera den Geist aufgab.

Aufgrund des vorhandenen Bild-Ton-Versatzes von 18B/s habe ich versucht, dies beim Filmen schon zu berücksichtigten und immer mit 1 Sekunde "stummen" Vor- und Nachlauf zwischen den einzelnen Einstellungen zu filmen, damit ich mich beim späteren evtl. Schnitt leichter tue.

Man orientiert sich bei den Filmaufnahmen auch eher am "Ton-Ereignis" als am Bild und ganz automatisch werden dadurch die Einstellungen länger als bei Stummfilmen (zumindest war es bei mir so) - somit scheint also die damalige Intention von Kodak -den Filmabsatz durch die Markteinführung von Tonfilm zu erhöhen- durchaus aufgegangen zu sein... (habe ich zumindest irgendwo mal gelesen, daß dies mit ein Grund für die Entwicklung des Tonfilms gewesen sei...)

Geschrieben (bearbeitet)

Ich habe den Schuldigen gefunden. Der Antriebsriemen des Capestan ist völlig verrottet und zu schwarzem Schleim zersetzt. Das Problem: der Riemen verläuft unter einer Platine, die auf beiden Seiten mit Kabelsträngen mit dem Gehäuse verbunden ist und nicht entfernt werden kann. (Orange: Verlauf des Riemens, rote Pfeile: Kabelstränge.) Ist das ein lösbares Problem? Gibt es ggf. "verschließbare" Riemen, die man an eine entsprechende Stelle einbauen kann? Ich habe da wenig Ahnung, würde die Kamera aber gerne zu Laufen bringen. Wenn's nicht geht, fliegt sie halt weg....

IMG_20211203_080409.jpg

Bearbeitet von MFB42 (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)

Ich habe mich jetzt vorerst für die Sekundenkleber-Option entschieden. Nachdem ich weiß, wie die Kamera auf geht, wird ein zukünftiger Wechsel leichter. Einen 5min-Dauertest hat meine Improvisation bereits überstanden. Die Designer solcher Kameras sollte man. Äähm. Nee.

 

Der Original-Riemen hat sich übrigens in einen ölige, klebrigen, hochviskosen Schleim verwandelt. Igitt.

 

Die Tage mache ich dann mal eine Ton- Belichtungstest mit der ersten und einzigen Tonfimkassette, die ich besitze (Kodachrome 40, 02/94). Ich entwickle dann nach deinem Rezept, @F. Wachsmuth also 14 min Erstentwickler. Bin neugierig. Wie immer, danke für die Tipps. Wenn es das Forum hier nicht gäbe, würde ich wohl noch Handyvideos drehen.....

Bearbeitet von MFB42 (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Sehr cool. Ich hab einen Projektor in dem der Cyanacrylat-geklebte Riemen schon seit Jahren hält. Und ja, dieser Zerfall zu Teer ist übel und macht oft viel kaputt. 
 

Ganzes K40 Rezept noch mal unten. Entwickel lieber erstmal nur die letzten 50 cm und guck wie die werden, Kodachrome altert sehr unterschiedlich. Manchmal fährt man "zum Negativ" besser. 
 

Und zum Lob für die Reparatur schenk ich dir ne Kassette Moviechrome 40 Sound. Schick mal Adresse per PN. 🙂

 

Gives 20-25 ASA, all at 20°C:
 
13'30 FD (Dokumol 1+5, add Potassiumthiocyanate 4g/l and 50mg Potassium iodide/l)
3'00 BL (Potassiumbichromate-based)
3'00 CL (Sodiumsulfate)
5'00 Soda-Soak (Remjet Removal), NO agitation!
5'00 Heavy Washing and Rinsing
5'00 SD (Not the same as FD!)
3'00 FX (hardening)
5'00 Rinsing
 
 
For 40 ASA:
Use Orwo A71 as FD for 9'00 (120g Part A and 17g Part B per Liter), add Potassiumthiocyanate 4g/l and 50mg Potassium iodide/l
 
The "Orwo A71" is only to get on Ebay every so often. Its *not* the same as "Orwo 71" (for which a recipe was published)
Geschrieben

@F. WachsmuthDanke für das Rezept. Ach. Jetzt bist du auf Dokumol 1+5 umgestiegen. Und ich habe gerade den Wechsel von 1+9 zu 1+7 gemacht.

 

In deinem "alten" Rezept hast du glaube ich zuerst den Remjet entfernt. Bei Vision3-Filmen habe ich gute Erfahrungen mit Remjet removal ganz am Anfang gemacht. Wenn ich das erst nach der Bleiche mache, habe ich den Vorteil es im Hellen zu machen, sorge mich dann aber etwas um meine Lösungen... Sind die dann nicht versaut, weil sich immer was ablöst? Das sind immerhin drei Schritte plus Spülen mit ganz schön viel Bewegung.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 3 Stunden schrieb MFB42:

Remjet removal. Wenn ich das erst nach der Bleiche mache, habe ich den Vorteil es im Hellen zu machen

Ich mache es auch immer nach der Entwicklung im Hellen.

(zumindest bei den alten abgelaufenen FIlmen, die Remjet haben.)

Da kann ich die 15 Meter in einen großen Bottich mit  Waschsoda hauen und bei Licht durch ein Schwammtuch ziehen.

Und sehe auch, ob alles weg ist.

Einmal vorher gemacht -  habe mir dabei durch ungenügendes Zwischenwässern die ganze Entwicklung des Films versaut.   

Bearbeitet von k.schreier (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Ja, das gute Schwammtuch. Irgendwann bin ich (natürlich hier durch das Forum) auf die Trockespiral-Reinigung nach Adrian Cousins aufmerksam geworden. Ich habe (bei neuen Vision3-Fimen, wohlgemerkt), zuerst Remjet removal nach Großmutters Rezept (30g Borax, 100g Natriumsulfat, 1g NaOH) warm eine Minute oder länger eingeweicht, dann wie ein Irrer gewässert und geschüttelt und gewässert und geschüttelt usw.

 

Dann normal entwickelt. Am Ende dann auf die Trockspirale und die Reste mit einer weichen, in Stabibad-Lösung getauchten Tapetenrolle von beiden Seiten gereinigt. Geht auf der Spirale durch Drehen gut und regelmäßig. Zum Schluss dann nochmal ein Durchgang mit Filmreiniger.

 

Im direkten Vergleich mit Andec waren meine Filme auf diese Weise nicht dreckiger und/oder zerkratzer.

 

Für die Schwammtuch-Soda-Bottich-Methode bin ich offensichtlich zu verpeilt. Das habe ich am Anfang auch so gemacht und immer Bandsalat herausbekommen.

 

Vor allem bei altem Fujichrome war ich schrecklich unzufrieden. Da hat sich der Remjet in klebrigen Flocken abgelöst und alles versaut.

Geschrieben (bearbeitet)

Remjet fäält seh unterschiedlich aus... und ab. 🙂
Meist löse ich auch vorher den Großteil ab, ganz schafft man es eigentlich nie. Aber wenn die Chemie eh schon auf ihr Lebensende zugeht oder das Remjet eben recht gut hält (wie bei den späteren K40), dann mach ichs manchmal auch später (Schwammtuch, zwei Waschbecken). 

 

Und für K40 Reversal empfehle ich doch sehr den A71. Kostet einen Bruchteil von Dokumol und schafft die vollen 40 ASA. Und sieht auch och besser aus (zumindest bei diesem Film). Gibt's immer noch hier: https://www.ebay.de/itm/174963501740

 

 

Bearbeitet von F. Wachsmuth (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
Am 4.12.2021 um 23:41 schrieb F. Wachsmuth:

 

Und für K40 Reversal empfehle ich doch sehr den A71. Kostet einen Bruchteil von Dokumol und schafft die vollen 40 ASA. Und sieht auch och besser aus (zumindest bei diesem Film). Gibt's immer noch hier: https://www.ebay.de/itm/174963501740

 

 

Der ist ja wirklich günstig. Sogar mit Versand (der wiederum recht teuer ist).

 

Hast du Entwicklungsempfehlungen/-zeiten für K40? Ist der A71 erst- UND Zweitentwickler? Wie lange hält der Ansatz so? Kann man ihn auch für andere Filme verwenden? Fragen über Fragen.

Geschrieben

Ja, hast du ja geschrieben. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil 🤦.

 

Der in Dokumol + Zusätze entwickelte Film ist übrigens (auch bei 20 ASA) extrem hell geworden (wenn auch scharf und nicht verschleiert). War wohl überlagert. Ich habe noch ein paar Meter in der Kassette gelassen für später. Vielleicht probiere ich mal den A71.

 

Es bleibt aber trotzdem die Frage nach der Haltbarkeit bzw. Entwicklungsempfehlungen für andere Filme. Vielen Dank!

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb MFB42:

Es bleibt aber trotzdem die Frage nach der Haltbarkeit bzw. Entwicklungsempfehlungen für andere Filme. Vielen Dank!

Da es sich um Pulverentwickler handelt ist das Material wohl relativ lange haltbar (das bei Ebay angebotene Material ist ja auch schon 30+ funktioniert aber noch tadellos)

Generell bietet sich dieser hart arbeitende ursprünglich wohl für Repro-. bzw. Dokumentenfilme gedachte Entwickler an, um aus ansonsten flauem überlagerten Material noch was rauszuholen.

Ich habe A71 z.b. erfolgreich als Erstentwickler bei der Farbentwicklung des mind. 40 Jahre abgelaufenen Fuji RT200 genommen, mit dem ich "Im Nebel" gedreht habe.

Geschrieben
Am 7.12.2021 um 10:18 schrieb MFB42:

extrem hell geworden (wenn auch scharf und nicht verschleiert). 


(...)

 

Es bleibt aber trotzdem die Frage nach der Haltbarkeit bzw. Entwicklungsempfehlungen für andere Filme. Vielen Dank!


Extrem hell: genau das ist Schleier. Fog. Fog ist auf Negativen dunkel, auf Umgekehretem Material hell. Kürzere FD *kann* helfen, aber meist schiebst du damit nur die ganze Kurve nach links, gewinnst also nicht mehr Details. Ausprobieren. K40 altert einfach schlecht. 
 

Haltbarkeit: lang! Als Pulver ewig, die Standzeit der Arbeitslösung ist aber auch enorm. Viel höher als bei Dokumol. Wie lang genau kann ich dir nicht sagen... ausprobieren. Aber ich war oft schon überrascht, "wie gut der immer noch geht". 
 

Zeiten: muss ich im Laborbuch gucken. Da stehen aber vor allem Spezialfälle drin. Tendenziell aber Dokumol oft zeitlich ähnlich. 

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