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Geschrieben

Liebe Leute, habe dieser Tage mal ganz tief unten im Archiv einen 70 Jahre alten Trailer ausgegraben - "Die Liebesabenteuer des Don Juan" - und habe tatsächlich einen Technicolor-Trailer mit monochromen rot-braunen Farben vor mir. Oder irre ich mich da - die graue Tonspur, das Technicolor-Label im Titel? Die Lagerbedingungen können so schlecht nicht gewesen sein, keine nenneswerte Schrumpfung, kein Essigeruch - aber die Farben? Nie im Leben ist der Trailer damals so kopiert worden. Ach so, letzter Einsatz des Trailers war laut Versandkarton 1966, danach eingemottet. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich ihn auch nie geschaut habe...

35mm_tr_liebesabenteuer_don_juan_3.jpg

35mm_tr_liebesabenteuer_don_juan_2.jpg

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Geschrieben

Ist halt spätes Technicolor, kein Printverfahren mehr. Bleicht halt genauso aus wie die anderen Filme. Hatte wir auch schonmal, mit ebendiesem hinweis. Ursprüngliches Technicolor ist Printverfahren mit den 3 Farben übereinander, der ganze Rest halt Schichtemulsion. Hoffe, das ist so verständlich, mir fehlen da öfters die genauen Begriffe.

Jens

Geschrieben (bearbeitet)

Naja, wie ich eben schon geschrieben hatte, 70 Jahre alter Trailer. Erstaufführung in Deutschland Januar 1951, das müßte schon eine Druckkopie sein.

Ich glaube nicht, daß der Trailer nachgezogen wurde, wenn ich mir die Schachtel ansehe (die ist obendrauf sogar noch in Sütterlin beschriftet)... Sonst hätte ich es ja nicht gepostet (den Koshofer habe ich auch schon aus dem Bücherschrank gezogen und nachgelesen, hat sich was mit den "stabilen Farben von Technicolor").

 

 

Bearbeitet von PerfoPeter (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Vielleicht Absicht, der Farbton. 70 Jahre alt, 1951, vor Xenon Zeitalter, damals gab es, so erfährt man es hier, ja noch Reinkohle und Beckkohlekopien.

Wenn ich mich nicht irre.

jens

Geschrieben

Wenn Farbkorrektur, dann nur für die Philips-SPP-Lampen (Blitzer), die sehr bläulich angehaucht waren. Die kamen aber m.W. erst Ende der 50er mit der FP20 in Mode, oder?

 

Reinkohlen sind sowieso "warm", Beckkohlenlicht wird nur blau, wenn der Brennpunkt nicht mehr stimmt/Strom und Spannungsverhältnis sich ändert.

 

Druckkopien sind beim Umrollen haptisch und optisch leicht zu erkennen. ..."Kratz mal an der Schicht..." (Scherz)

Geschrieben

Florian, ja, soweit mir bekannt. In Biberach im Kinomuseum steh noch eine originale FP20 mit Blitzlampe, lt. Philipsbeschreibung wurde die FP20 ja für diese Lampe erst entwickelt. Stefan weiß dazu bestimmt mehr.

Jens

Geschrieben

Die Pulslampe taucht erstmals mit der FP2 auf, und das war in den 30ern. Wie der Werbeprospekt zeigt, dort ist eine FP2 Doppelanlage und ein klassischer Bildwerfer abgebildet, steht als Bildunterschrift unter dem Becklichtprojektor "10000 Lumen, höchste Feuersgefahr", und unter der FP Doppelmaschine, "60000 Lumen, keine Feuersgefahr". Leider war die Farbwiedergabe des Quecksilberspektrums der verwendeten Blitzlampe nicht sehr gut, Schwarzweißfilme konnte man zeigen, Farbenfilme, die es ja nur in kleinen Auflagen gab, kaum. Zuletzt wurde dann die restlichen Maschine dieser Type noch von AGA Stockholm unter deren Namen vertrieben.

Weshalb dann wohl auch der AGA Baltic Projektor der Nachkriegszeit, wieder mit Kohle HI Lampe, als "Farbenfilmprojektor" in den Markt kam.

 

Philips konnte von dieser Technologie nie loslassen, zu bestechend die Vorteile des extrem hohen Lichtwirkungsgrades, der geringen Belastung des Films durch sehr kurze Durchleuchtungszeit, und damit einer viel besseren Schärfelage. Bedenkt man, daß durch den Bimetalleffekt des Filmmaterials bei Erwärmung durch Lichtabsorption das Filmbild 2/3 der durchleuchteten Zeit in Teilen außerhalb des Tiefenschärfebereichs der normalerweise verwendeten F 1,8 Projektionsoptiken ist, zeigt sich der echte Vorteil dieser Impulslichtquelle.

Auch bei der im Jahr  1958 auf der photokina in Köln vorgestellten, neuen, Version der Impuls Qucksilberlampe ist, trotz nun höherer Arbeitsdrücke, die Farbwiedergabe insbesondere im Rotbereich noch zu schlecht um befriedigend Farbfilme zu zeigen. Mittels eines Interferenzfilters versucht man gegensteuern, die Lichtleistung des 800W Impulslampensystems wird vom Hersteller, unter Verwendung eines F 1.6er Objektivs mit 5000 Lumen angegeben, was somit eine HJ Bogenlampe von ca 55 A ersetzen kann.

1961 kommt eine 1000 W Version hinzu, die dann etwa 8000 lm Lichtstrom erzielt, und damit 75 A Kohle ersetzen kann, und ab 1962 ein Projektor mit 2 x 1000 W Lampen, die eine strahlt direkt, die zweite unter 90° über einen an Stelle des Umlaufverschlusses laufenden Umlenkspiegels. Dadurch, daß der Abstand jetzt anders wird, und eine zusätzliche Linse eingebaut werden muß, ist der Wirkungsgrad nicht ganz so hoch, dennoch sollen laut Herstellerangabe jetzt 15000 lm erreicht werden, was die größten HJ  Kinolampen für 35 mm mit deren 12500 Lumen noch mal um 20% überbietet, bei wesentlich geringerem Energieverbrauch und geringerer Filmbelastung.

Die Farbwiedergabe bleibt weiterhin das Manko, die Xenontechnik bei Bauer und Zeiss Ikon macht hier das Rennen, auch weil deren Brenner 2000 Stunden zwischen Wechselintervallen erreichen, bestehende Vorschaltgeräte weiterbenutzt werden können. Die Impulslampen hatten etwa 33 bis 40 Stunden, bis sie getauscht werden mußten. Zudem war der Kühlwasserbedarf recht erheblich, und versagende Dichtungen ließen schon mal Wasser im Projektor austreten.

Spätestens 1980 war der Spuk vorbei, die letzten Anlagen auf Xenon umgestellt.

Philips ließ nicht ruhen, in Aachen forschte man weiter, und präsentierte in den 2000ern die Superhöchstdruck Brenner, bei denen durch den extremen Innendruck auch eine Kontinuumschleppe im Spektrum erzielt werden konnte. Neben höchsten Wirkungsgraden war es gelungen, durch einen besonderen Kreislaufprozeß die Lebensdauer "Richtung Unendlich" zu treiben. Die Quecksilberlinien ließen sich gut durch Notchfilter unterdrücken.

Unendlich bedeute dann 10000 h, was mit einer 3 bis 4 Tausend stündigen Garantie abgebildet werden konnte, ohne hier all zu viele Haftungsfälle zu haben.

Eingesetzt werden diese Lampe in modernen Digitalprojektoren, sowohl bei Heim-, bei Präsentations- und bei Kinobeamern. Wobei die einzelnen Brenner etwa 2500 bis 3000 lm bei ca 300 bis 400 W Leistungsaufnahme erzielen, was ein weiterer Vorteil, selbst gegenüber der SPP Type der 60er Jahre ist. Durch Mehrfacheinspiegelung von Brennern  wird die Lichtleistung der Projektoren gesteigert, und die Zuverlässigkeit erhöht.

Mehr weiß ich jetzt dazu nicht.

 

Das eigentliche Fragethema des threads, die Kopie scheint Druckkopie zu sein, und die Farbe kann durchaus stimmig sein.

Geschrieben

Das ist eindeutig eine Druckkopie, aber ja, die Farbstoffe können sich auch bei Technicolor Dye Transfer Kopien verändern. Habe auch solche im Archiv. Die Farben tendieren zu braun, weniger aber ins Rötliche. Das Fading der Farbstoffe scheint relativ gleichmäßig zu erfolgen. Ab dem Niederlegen des Druckverfahrens 1977 hat Technicolor zumindest teilweise auf farbstabilem Material kopiert, allerdings auch auf Fuji und auch auf Eastman.

Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb filmfool:

Das ist eindeutig eine Druckkopie, aber ja, die Farbstoffe können sich auch bei Technicolor Dye Transfer Kopien verändern. Habe auch solche im Archiv. Die Farben tendieren zu braun, weniger aber ins Rötliche. Das Fading der Farbstoffe scheint relativ gleichmäßig zu erfolgen. Ab dem Niederlegen des Druckverfahrens 1977 hat Technicolor zumindest teilweise auf farbstabilem Material kopiert, allerdings auch auf Fuji und auch auf Eastman.

Was durch das Prinzip des Drucks auch nachvollziehbar ist. Alle Farbstoffe verändern sich, auch Druckfarben. Beim TC Film sind nicht einzelne Schichten innerhalb einer Trägeremulsion aus Gelatine übereinander gegossen, sondern auf die Trägerschicht wird Farbe aufgedruckt. Somit altern alle Farben gleichmäßig, was eben zu einer geringeren Dichte des Bildes führt, und somit den Film Richtung bräunlich abdriften läßt.

Filme, die so aussehen, haben wir auch einige. In der Projektion fällt das nicht besonders negativ auf.

Bearbeitet von stefan2 (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
vor 5 Stunden schrieb stefan2:

Was durch das Prinzip des Drucks auch nachvollziehbar ist. Alle Farbstoffe verändern sich, auch Druckfarben. Beim TC Film sind nicht einzelne Schichten innerhalb einer Trägeremulsion aus Gelatine übereinander gegossen, sondern auf die Trägerschicht wird Farbe aufgedruckt. Somit altern alle Farben gleichmäßig, was eben zu einer geringeren Dichte des Bildes führt, und somit den Film Richtung bräunlich abdriften läßt.

Filme, die so aussehen, haben wir auch einige. In der Projektion fällt das nicht besonders negativ auf.

 

Danke für die Infos. Ich hatte es befürchtet. Das Material wirkt wie ein braun viragierter sw-Film, die Kontraste sind aufgrund des noch vorhandenen Schwarz auch ok. Ist bei dem alten Titel auch nicht so störend (obwohl er bestimmt mal knallbunt war - habe da etwas "Die Abenteuer des Robin Hood" im Hinterkopf... schade)

Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb filmfool:

Das Fading der Farbstoffe scheint relativ gleichmäßig zu erfolgen.

Yes, wobei mir auffiel, dass das Fading am äußeren Bereich deutlich mehr gefadet war/ist, als in der Rollen Mitte.

 

Ich gehe weiterhin von einer vermehrten Sauerstoff Zufuhr und damit einer Beschleunigung des Zersetzungsprozesses aus.

 

Daher wäre weiterhin die These: Null Sauerstoff, kein Zersetzungsprozess.

 

Ich plädiere für ein Filmarchiv auf dem Mond. Das wäre noch besser für die Nachwelt als Kansas.

 

Einziges Problem: Wer zahlt die Zeche?

 

Peter, Du solltest Dich mit Bezos anfreunden. Dann als Archivar anheuern und schwup brauchst Du nicht Mal mehr 2001, weil Du mitten drin bist.

 

2001 auf dem Mond vorgeführt, fänd ich Mal eine echt coole Idee.

 

Dann aber bitte in 70 und von Dir vorgeführt. 👽

 

 

 

 

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