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Geschrieben

Hallo und Servus aus München!

ich bin ganz neu hier im Forum, vielleicht eine kurze Vorstellung zu mir: Ich bin Filmstudent in München und interessiere mich sehr für das Filmen und Projizieren mit Super 8. Mittlerweile habe ich ein größeres Archiv von Super 8 und Normal 8 Material meiner Großeltern angesammelt, das ich derzeit mit einem mehr oder weniger funktionierenden Betrachter sichte. Als Filmemacher interessieren mich vor allem die Limitationen beim Analogfilmen, die uns zu ganz anderen kreativen Abläufen beim Dreh zwingen. Anstatt 350 GB Material für einen 5 Minüter hat man nur ein paar Rollen wertvolles Filmmaterial. Finde ich eine super Herausforderung!

 

Und jetzt zu meinem ersten konkreten Anliegen: Ein Freund hat mir vor kurzem eine sehr schöne Nizo 4080 von Ebay geschenkt, allerdings ohne Batteriefach und dementsprechend natürlich nicht auf Funktion geprüft. Ich habe jetzt erstmal ganz ketzerisch einen 7,2 V Modellbau Akku an die Kontakte im Handgriff gelötet, um herauszufinden ob die Kamera überhaupt noch geht. Die Kontrolllampen im Sucher funktionieren, der Zoom Motor dreht und auch die Belichtungsmessung scheint zu funktionieren. Allerdings wird der Film nicht transportiert und die grüne Kontrollleuchte im Sucher für den Filmtransport leuchtet dementsprechend auch durchgehend (heißt laut Anleitung: Problem mit Filmtransport). Sowohl mit eingelegter K40 Kassette als auch ohne bewegt sich gar nichts. 

 

Jetzt lautet meine Frage an euch: Wie kann ich dem Problem auf die Schliche kommen? Gibt es dafür vielleicht eine naheliegende Lösung? Und ist das als normalbegabter Filmstudent mit Lötkolben und ganz ohne Feinmechanikerausbildung überhaupt realistisch? Natürlich könnte man die Kamera an eine Werkstatt schicken oder ein anderes funktionierendes Modell kaufen. Mir geht es eher darum, die Kamera, die ich jetzt schon habe für ein paar Experimente mit Kommilitonen fit zu machen. 

 

Ich freue mich auf eure Expertise!

Geschrieben

Willkommen, Pedro

 

Nach über 40 Jahren hast du in der Plastik-Aluminium-Stahlblech-Armatur eingetrocknetes Fett, gewanderte klebrige Substanzen, Schmutz. Die Elektronik kann Fehler aufweisen, der Motor in seinen Lagern erstarrt sein. Wenn du bei Super-8 und diesen Konglomeraten aus Mechanik und Kleinelektrik bleiben willst, bitteschön. Ich helfe niemanden beim Wiederbeleben eines UHER-Report. Das geht in die selbe Richtung, einfach ein Graus. Wenn ich ehrlich bin: Heute habe ich schlicht keine Zeit mehr dafür.

 

Wenn du im Forum Hilfe bekommst, schön. Jemandem mit deinem Bewußtsein von Film würde ich zu rein mechanischem Gerät raten. Das ist der Erfindung der Filmkinematografie angemessen und behält seinen Wert.

 

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Geschrieben

Hallo Pedro,

 

die 4080 ist voller Riemen, wie ein Kassettendeck. Das macht sie so schön leise. Leider sind die Riemen heute fast alle vergammelt. Ein Tausch ist sehr sehr schwer, ich glaube es gibt keinen, der das anbietet. In sofern: Versuch es, aber bereite dich auf Totalschaden vor. Du wirst u.a. zig Kabel ablösen müssen. 

Geschrieben

Ich denke, die Riemen könnte evtl Click&Surr reparieren?

Friedemann hat völlig recht, ich könnte mir vorstellen, daß der Aufwickeldorn auch über einen Riemen angetrieben wird und dieser nicht mehr genügend Friktion entwickelt oder ganz gerissen ist.

Geschrieben

Mein Rat für den Einstieg:

eine einfache aber funktionierende Kamera kaufen anstatt in die teuere/ unrentable oder gar unmögliche Reparatur einer komplexen Tonfilmkamera  zu investieren.

Tonteil ist mangels Tonfilm eh nicht mehr nutzbar.

Geschrieben

Ich kann Klaus nur beipflichten. Die Nizo Tonfilmkameras der 40xx- und 60xx-Reihen haben zwar tolle Funktionen, von denen die meisten auch ohne Tonfilmkassette oder gar 60m-Kassette nutzbar sind und sie sind sehr leise, aber sie sind auch sehr anfällig. Bei der 60xx-Reihe kommt noch IIRC das Thema eines FPGA hinzu, das man im Fehlerfall nicht nachkaufen kann, sondern aus einer Schlacht-Kamera nehmen muß.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Helge:

Bei der 60xx-Reihe kommt noch IIRC das Thema eines FPGA hinzu, das man im Fehlerfall nicht nachkaufen kann, sondern aus einer Schlacht-Kamera nehmen muß.

FPGAs gab es damals noch nicht. Da waren gerade erst GALs im Kommen...🙂

Einige vierstellige Nizos haben aber uC der MCS-48 Serie. Die wurden maskenprogrammiert geliefert. Noch heikler sind die ungekapselten Chips, deren Bondwires direkt auf die Platine gelötet wurden. Sie haben nicht mal den schwarzen Epoxyklecks zum Schutz...

Geschrieben

Ich verstehe nur Bahnhof. Aber ok. Heute habe  ich 2 Carotisgabel-TEA's  in Eversionstechnik gemacht, da mir die POBA mit einem DES nicht geeignet erschien. In etwa so...🙃

  • Like 1
Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb F. Wachsmuth:

Ich meine, ich fand einen 8048. Der wurde wirklich noch maskenprogrammiert.

Stimmt teilweise. Es gab in der MCS48 Familie einen 8048, der war maskenprogrammiert. Und einen 8748, der hatte ein Eprom an Bord. Aber selbst wenn man heute noch einen 8748 finden würde, bräuchte man den Code, der programmiert werden muss und einen Programner, mit dem man den Code auf den 8748 bringt. Und der 8748 hat gegenüber dem 8048 dann noch einen höheren Strombedarf.

 

Also doch keine eigentliche Lösung.

Geschrieben

Wie gesagt, Maskenprogrammierung ist natürlich denkbar, aber eben sehr teuer, der Aufpreis pro Kamera wäre erheblich gewesen. Hinzu kommt die große Vorlaufzeit von SW-Fertigstellung bis zur Produktion bzw. Auslieferung, da liegen je nach Halbleiter-Prozeß und Hersteller einige Monate dazwischen, das schränkt die Flexibilität für Änderungen und in der Lagerhaltung ein.

Das Stromverbrauchsthema ist natürlich ein valides Argument, genauso die am Ende (bei entsprechenden Stückzahlen) niedrigeren Teilepreise - und wer weiß schon heute noch, auf welcher technischen und kommerziellen Grundlage damals entschieden wurde 😉

Geschrieben
vor 17 Stunden schrieb Helge:

Ich denke, die Riemen könnte evtl Click&Surr reparieren?

Friedemann hat völlig recht, ich könnte mir vorstellen, daß der Aufwickeldorn auch über einen Riemen angetrieben wird und dieser nicht mehr genügend Friktion entwickelt oder ganz gerissen ist.

Wir reparieren keine Nizo Tonfilmkameras, die sind nicht mehr zu retten.

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb F. Wachsmuth:

Ich korrigiere: ein 8021 war's. Aber auch maskenprogrammiert. Vielleicht war es das 1977 einfach wert, dafür konnte man dann immerhin mit "Mikrocomputer-gesteuert" werben. 🙂

 

 

Ja, sehr gut möglich. Vielleicht auch eine Fehlkalkulation bzw. ein Überschätzen der zukünftigen Stückzahlen und so auch einer der Nägel zum Sarg der Nizo Kameraproduktion gewesen…

Geschrieben

Um das Thema der Programmierung von Prozessoren abzuschließen und den Nicht-Nerds etwas Erklärung zu liefern:

https://de.wikipedia.org/wiki/Maskenprogrammierung
Anmerkung: da wo „von wenigen Tagen bis zu wenigen Wochen“ im Kapitel „Realisierungsdauer und Änderungen“ steht durfte man in den 70igern und 80igern getrost noch „Wochen bis Monate“ ansetzen, heute sind sämtliche Halbleiterprozesse um Klassen schneller 🤨

In meiner beruflichen Anfangszeit galten 4 Wochen schon als (sehr teurer) Turbo.

Geschrieben

Die Vorlaufzeit der Maskenproduktion ist wahrscheinlich im Verhältnis zu den Vorlaufzeiten zur gesamten Produktion nicht das riesige Problem gewesen. Schließlich brauchen auch die anderen Produktionsmittel wie Montage-Vorrichtungen, Stanzwerkzeuge, Formen für so eine Kamera ihre Zeit.

Geschrieben (bearbeitet)

Das stimmt natürlich, aber SW hat eine höhere Änderungsfrequenz und erreicht ihre Reife später. Aber natürlich gelten zumindest die Kosten- und Stückzahlargumente auch ein Stück weit für Kunststoff- und Metallwerkzeuge. Änderungen in begrenztem Umfang hingegen sind eher kurzfristig möglich.

Bearbeitet von Helge (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
vor 8 Minuten schrieb Martin Rowek:


Die Riemen lassen sich ersetzen, wenn man die Abmaße ermitteln kann.



 

Und, wenn man dran kommt! Gerade bei diesen Kameras eine Riesenaufgabe, bei einigen müssen IIRC Leiterplatten entfernt werden, die mit gefühlt hundert dünnen Drähtchen angelötet sind.

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb F. Wachsmuth:


Wo siehst Du denn da eine Reparaturanleitung, Martin?


Oh ich habe vergessen zu erwähnen, dass sich die Reparaturanleitung ganz unten befindet.

Geschrieben (bearbeitet)
vor einer Stunde schrieb Helge:

Und, wenn man dran kommt! Gerade bei diesen Kameras eine Riesenaufgabe, bei einigen müssen IIRC Leiterplatten entfernt werden, die mit gefühlt hundert dünnen Drähtchen angelötet sind.


Es gibt für alles das passende Werkzeug 😉 Ich glaube das ist doch eine schöne und interessante Aufgabe und insbesondere Herausforderung. Es gibt ja nichts zu verlieren. Ich habe mal bei meinem ersten Deidesheim Besuch einen Elmo GS 1200 mit 1,1-Optik und 250W-Halogenlicht für 175 € erworben und ihn mir heimschicken lassen. Das Relais für Vorlauf war defekt. Ich bin zwar kein Elektroniker, aber Relaistechnik war Bestandteil meiner Ausbildung und Löten habe ich bereits in der Schule gelernt. Das originale Relais war kaum verfügbar bzw. teuer. Zudem wäre ein spezieller Lötkolbenaufsatz erforderlich. Also kaufte ich mir ein Relais bei Conrad und lötete es über einen Kabelbaum auf die Platine. Ich musste lediglich die Kontaktbelegungen vom originalem Relais mit denen vom Conrad-Relais vergleichen und entsprechend auf die Platine löten. Das war eine schöne Herausforderung für mich. Die Betätigung der Vorlauftaste war erfolgreich und löste ein Glücksgefühl aus, weil ich davon ausging, dass es nicht klappt 😉

Bearbeitet von Martin Rowek (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Danke für eure vielen Antworten!

Ihr bestätigt meine Befürchtung, dass das ganze wohl ein komplizierteres Unterfangen wird. Ich hatte gehofft, dass es irgendeine offensichtliche Lösung für das Problem gibt. Ich werde mein Basteltalent mal auf die Probe stellen und die Kamera aufschrauben. Vielleicht kann ich ja was erkennen - etwas zu verlieren gibt es ja auch nicht. So wie ich das sehe muss aber wohl oder übel eine andere Kamera her, wenn das mit dem Super 8 Filmen demnächst noch was werden soll!

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