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Geschrieben

Noch andere Passagen aus Kritiken ( -> "faschistoid" beginnt nicht erst mit Bücherverbrennungen und Tötungslagern):

 

[...] Besonders Leonidas (Gerald Butler), König Spartas und Held des Films, schwingt alle fünf Minuten Reden, die sich stilistisch irgendwo zwischen Schulhofstreitereien und Josef Goebbels situieren. Diese Tiraden fallen während des Films allerdings kaum auf, da sie sich mühelos in ein Werk einpassen, das überzeichnet zu nennen eine Untertreibung sondergleichen wäre.

[...] Snyders Helden sind braungelockte, muskulöse Recken, die im von goldflutenden Weizenfeldern umgebenen Sparta vor allem mit Männlichsein beschäftigt sind. Die persische Armee besteht dagegen aus äußerst düsteren, dunkelhäutigen oder verhüllten Gestalten sowie missgestalteten Monstern aller Art und wird von prunksüchtigen, deutlich homosexuell konnotierten Anführern in die Schlacht geschickt. Die bösen Absichten sind letzteren schon im Gesicht abzulesen, verhandeln kommt also nicht in Frage und Mitleid schon gar nicht.

[...] Allzu ergiebig ist 300 in dieser Hinsicht dennoch nicht. Schließlich enthält noch fast jede Comicverfilmung der letzten Jahre faschistoide Momente und einem Actionfilm Gewaltverherrlichung vorzuwerfen, ist ein allzu einfaches und meist wenig produktives Unterfangen.

(Aus: http://www.critic.de/index.pl?aktion=kritik&id=814)

 

Zunächst zum Thema Faschistoid: Ja, ich denke 300 ist faschistoid. Aber das ist nicht schlimm - Dirty Harry ist faschistoid, Dark Knight Returns ist faschistoid... denn faschistoid ist bei weitem nicht das gleiche wie faschistisch. Frank Miller spielt gerne mit diesem Gedankengut und es zieht sich generell als roter Faden durch die Popkultur.

(Aus einem Forum: http://www.comicforum.de/showthread.php?t=76577&page=20)

 

„300“ will nie altgriechische Geschichte darstellen, auch nicht die Legende des Kampfes bei den Thermopylen im Jahr 480 vor Christus. Dennoch lässt er im Voice Over die Story als Historie erzählen, als Exempel für künftige Zeiten: ein breit angelegtes Schlachtengemälde, das Blut und Boden, Stärke und Ehre und Treue, Opfer und Kriegsarbeit, die frei macht, propagiert. Von Kind an werden in Sparta Kampfmaschinen herangezüchtet, missgestaltete Säuglinge werden weggeworfen, um eugenisch reine, arische Krieger in die Schlacht schicken zu können, denn der Krieg ist das Lebensziel eines jeden Spartaners.

 

Diese spartanische Grundeinstellung stellt der Film nie in Frage, ja, er affirmiert diese Mentalität ausdrücklich durch seine Ästhetik der Körperlichkeit, die sich vor allem darin ausdrückt, dass große, mächtige Körper kleinere, degenerierte Körper in heroischer Pose mit Speeren blutspritzend durchlöchern. Während andere Kriegsfilme, auch allerschlimmste Propaganda, immer die Haltung einnehmen, dass Krieg zwar notwendig, Frieden aber die bessere Alternative sei, zieht „300“ die Option der Kampflosigkeit nie in Betracht. Die Freiheit, für die Spartas elitäre Schutzstaffel der 300 kämpft, ist die Freiheit, wann und wo immer Krieg führen zu können, ist die Freiheit, im Felde der Ehre zu fallen, ist die Freiheit, den martialischen spartian way zu leben.

[...] Das also ist, was Zack Snyder für cool hält: faschistische, rassistische, kriegsverherrlichende Männlichkeit, martialisches Geschrei und heroische Blicke, Unbarmherzigkeit und Testosteron, Fetischisierung von Waffen und Heldentum, Ruhm und Ehre und Tod für Führer, Volk und Vaterland. Der Film bejaht Krieg nicht nur, sondern fordert ihn ausdrücklich, denn er ist niemals ironisch gebrochen, baut niemals eine zweite Ebene von postmodernem „Ist ja nicht so gemeint“ auf (auch wenn er in seiner Bildauswahl reichlich eklektizistisch ist und am Ende auch noch das Kornfeld aus Gladiator klaut).

[...] FAZIT: Gute Digitaltechnik darf nicht eine derart faschistische Kriegslüsternheit rechtfertigen.

(Aus: http://www.cinefacts.de/kino/review/ans...?reid=1001)

 

Außer einigen Schauspielern ist fast alles im Computer entstanden. Scheinbar ist der bedrohlichen Wirklichkeit (Klimakatastrophe, Liberalisierung) nur durch nostalgische Fantasy noch beizukommen?

 

Wer sowas in seinem Kino zeigt, muß immer auch die Bereitschaft einiger Gäste zum Verbrechen kühl einkalkulieren.

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Geschrieben

Ich kenne 300 nicht, aber langsam klingt das hier wie ein Abi-Kurs über Faschismus heute, gestern und übermorgen.

Das also ist, was Zack Snyder für cool hält: (...), rassistische, kriegsverherrlichende Männlichkeit, martialisches Geschrei und heroische Blicke, Unbarmherzigkeit und Testosteron, Fetischisierung von Waffen und Heldentum, Ruhm und Ehre und Tod für Führer, Volk und Vaterland.

 

Genau das war Sparta. Wie soll man einen Film über Sparta drehen, ohne das zu zeigen? Der damalige Spartaner war halt politisch nicht besonders korrekt, er knuddelte nicht mit Teletubbies und er kaufte auch nicht Yogitee im Bioladen.

Einfach mal die Faschismuskeule im Keller lassen und sich erkundigen, wer und was Sparta war. Ein auch für damalige Verhältnisse sehr grausames Kriegervolk, das zum Beispiel einmal im Jahr der versklavten spartanischen Urbevölkerung, den Heloten, den Krieg erklärte. Nur so, um nicht aus der Übung zu kommen, wurden dann die Eingeborenen massakriert. Was so etwas mit Faschismus zu tun hat, bleibt mir verschlossen.

Wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, antike Grausamkeit und antikes Verhalten mit Faschismus (eine Sache des 20. Jahrhunderts) gleichzusetzen, bleibt mir ebenfalls verschlossen. Auf die Idee kommt man wohl nur, wenn man nicht weiß, das die Weltgeschichte schon vor 1933 begonnen hat.

 

Aber was solls, heutzutage ist man ja schon Faschist, wenn man einen Apfel tötet, um ihn aufzuessen...

 

 

Brillo

Geschrieben

Die Bezüglichkeiten NS -> Antike sind in jeder staatlichen Schule erlernbar.

Neu in Sparta 2007 sind die Goebbels- und Göring-Reden und digitales Fantasy.

 

Aber auch schon Herodot war Geschichtsfälscher: er schrieb Siegergeschichte. (Darf ich mir als Ex-Politikstudent erlauben anzumerken.)

 

Manche haben den Film gar nicht gesehen, aber beschwichtigen schon im Vorfeld. Alles unter dem Mäntelchen von Fun und Fantasy.

 

Der Witz mit dem Apfel ist auch gut.

Geschrieben
Die Bezüglichkeiten NS -> Antike sind in jeder staatlichen Schule erlernbar.

Da muss ich gefehlt haben, sonst hätte ich bestimmt etwas erfahren über

Joseph Perikles, Adolf Cäsar, Martin Tiberius, Hermann Zeus, Benito Poseidon, Franco Sokrates etc.

 

Brillo

Geschrieben

also ich erwarte von dem film nicht dass er politisch korrekt ist... ich will einfach unterhalten werden... und wenn ich n trailer sehe mit einer szene wo einer ganz laut "DAS IST SPARTA" brüllt und danach jmd in ein tiefes schwarzes loch tritt dann will ich den film unbedingt sehen und zwar sofort :lol:

Geschrieben

box-office update:

 

"300" - die ersten 7 tage in USA = 95 mio us-$ ...

 

startwochenende in griechenland sensationell mit fast 2400 bes. pro kopie ...

danke Preston,

besser konntest Du nicht klarstellen um welche Inhalte es Dir geht.

danke Brillo,

für Deine besonders deutliche Verteidigung der Geldverdienerei mit den Faschismus verklärenden Filmen. Jetzt weiss ich wo Du stehst.

danke classic,

dass Du uns so knapp und präzise erklärst, woraufes bei dem Kulturgut Film ankommt. (keine Angst vor schwarzen Löchern, Du bist schon drin)

Danke Euch allen, daß ihr mir mal wieder klargemacht habt, dass dieses Forum für Diskussionen die über Kinotechnik hinausgehen nicht geignet ist. Schon an den Schnittstellen zu gesellschaftlichen Fragen (z.B. Digitalisierung) wird jegliche Kritik abgewürgt und lächerlich gemacht.

Und Tschüß

Krischan

Geschrieben
... dass dieses Forum für Diskussionen die über Kinotechnik hinausgehen nicht geignet ist.

 

diskussionen setzen verschiedene meinungen und das verlangen, sich ernsthaft mit anderen ansichten auszutauschen, voraus ... wenn alle das gleiche in vermeintlicher politischer korrektheit denken, tun und einfordern ... tja, das ist dann auch eine form von totalitärer gesinnung ...

Geschrieben

und wieder weichst Du aus und kommst mit Gegen-Vorwürfen der unfeinen Art. Bumm die totalitärismuskeule und Ruhe is ?!

Du tust genau das was Du eben noch anderen unterstellt hast, Du vertrittst nicht deine Meinung sondern machst anderen den absolut schwerwiegenden Vorwurf der politischen Korrektheit. (was soll das bitteschön sein ?)

Lassen wir es doch lieber dabei, dass sich mit 300 und anderem wie SAW (Horror-Porn) trefflich Geld verdienen lässt. Darauf sollten wir uns doch einigen können. Und wenn Du dann noch zugibst, dass Du das auch willst, sind wir, was das diskutieren angeht, schon viel weiter. Dann hast Du nämlich Deine erste Voraussetzung für eine Diskussion schon mal erfüllt.

Aber das nur als Anmerkung. Meine durch monatelanges Mitlesen ertworbene Einschätzung sagt mir es is genug. Ich geh lieber schauen ob Die hilfsbereiten Kollegen wissen wie ein E7 Kopp am Besten abgedichtet wird. Siffende Köppe is das erquicklichere Thema.

Und Tschüß

sacht Herr K.

Geschrieben

warum bin ich in einem schwarzen loch?

 

ich fand den film wirklich gut... und mit dem wissen, dass frank miller das comic geschrieben hat und seine frau für die colorierung zuständig war... war ich so begeistert wie die liebe zwischen könig und königin dargestellt wird...

 

ich habe den film auf einer mehr zwischenmenschlicheren ebene gesehen und verstehe jetzt nicht wieso der so schlecht abschneidet hier...

 

so wie ich jetzt deine metapher mit dem schwarzen loch interpretiere bin ich deiner meinung schon verloren weil ich nicht deiner meinung bin?

 

würde gerne eine vernünftige diskussion über den film führen und hoffe dass ich mit meinen beitrag dazu beitrage...

Geschrieben
danke Brillo,

für Deine besonders deutliche Verteidigung der Geldverdienerei mit den Faschismus verklärenden Filmen. Jetzt weiss ich wo Du stehst.

 

Bester Krischan,

fasse doch Mut! Was du eigentlich sagen wolltest ist doch: Brillo, du alter Faschist. Aber auch das hätte mich nicht berührt, warum auch. Nun ja, wenn dein Tunnelblick es dir erlaubt hätte, hättest du bemerkt, das ich schrieb, 300 nicht gesehen zu haben. Ich schrieb allerdings, das der Begriff Faschismus für Vorgänge der Antike falsch und damit unhistorisch ist. Wer das nicht begreift, ist historisch zu ungebildet, um bei diesem Thema ernst genommen werden zu können.

Ob aber DER FILM 300 faschistische Tendenzen hat oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Daran wird sich auch nichts ändern, denn die Videoästhetik des Trailers verhindert zuverlässig, das ich den Film ansehen werde.

 

Und Tschüß

Versuchs doch mal mit dem Telepolisforum. Da wird traditionell fast jeder, der eine abweichende Meinung hat, als Faschist bezeichnet. Das muß dort einen gewissen Wohlfühlfaktor ergeben, anders kann ich es mir nicht erklären.

 

Brillo

 

 

 

PS:

Mister Sturges, da ich nun quasi zum Faschisten befördert worden bin und Sie zum inhaltsverachtenden Geldmacher, sollten wir uns mit classic (der auch schon im schwarzen Loch steckt) zusammentun. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.... Wir sollten einen Verleih gründen mit ganz abscheulichen, inhaltsarmen, gewaltberstenden Filmen. Wir werden steinreich, kaufen uns Zylinder, rauchen Havannazigarren und fahren asoziale riesige CO2-Dreckschleudern mit gleich zwei Blondinen auf dem Rücksitz. Herrlich wird das.

Geschrieben
Wir sollten einen Verleih gründen mit ganz abscheulichen, inhaltsarmen, gewaltberstenden Filmen. Wir werden steinreich, kaufen uns Zylinder, rauchen Havannazigarren und fahren asoziale riesige CO2-Dreckschleudern mit gleich zwei Blondinen auf dem Rücksitz. Herrlich wird das.

Das interessiert mich. Kann ich mitmachen?

Geschrieben

fsk ab 16...

weiß jemand ob der trotzdem ungeschnitten ist?

ich befürchte, dass bei dieser fsk wieder irgendwelche stümper den film kaputt machen...

Geschrieben
fsk ab 16...

weiß jemand ob der trotzdem ungeschnitten ist?

 

laut imdb 117 min, laut FSK 116, angelieferte deutsche fassung 116min 28 sek ..

 

sieht ungeschnitten aus, die kleinen differenzen werden "rundungsfehler" sein ...

Geschrieben

Nächsten Mittwoch die 20.00 Uhr Preview ist bereits so gut wie ausverkauft, die Nachfrage an den Kassen enorm hoch, das lässt doch zumindest auf eine gute Besucherzahl bei "300" hoffen. Halte 2 Millionen Besucher bundesweit für durchaus realistisch. :D

Geschrieben
fsk ab 16...

weiß jemand ob der trotzdem ungeschnitten ist?

 

laut imdb 117 min, laut FSK 116, angelieferte deutsche fassung 116min 28 sek ..

 

sieht ungeschnitten aus, die kleinen differenzen werden "rundungsfehler" sein ...

 

Die BBFC (UK) gibt folgende Laufzeiten an:

 

35mm: 116:33

IMAX: 117:28

 

Jeweils mit der Bemerkung "This work was passed with no cuts made."

 

Die etwas längere IMAX-Version enthält vermutlich noch ein paar zusätzliche IMAX-DMR End Credits

Geschrieben
Halte 2 Millionen Besucher bundesweit für durchaus realistisch. :D

 

3 mio ... worum geht's?

 

Soll das ein Angebot sein? Also Du glaubst an 3 Millionen Besucher? Da würde ich auf alle Fälle gegenwetten! 8)

Geschrieben
Halte 2 Millionen Besucher bundesweit für durchaus realistisch. :D

 

3 mio...worum geht's?

 

Da würde ich auf alle Fälle gegenwetten! 8)

 

ok...Du sagst 2 mio, ich sage 3 mio - die grenze liegt also bei 2,5 mio - worum geht's?

 

zur einstimmung:

Geschrieben

mein größter lacher war, als ich bei der premiere von "starship troopers" zu filmbeginn in einem vollen saal saß, der zum ende dann zu 50% sich geleert hatte.

 

beim anschliessenden wein in den nahen szenekneipen konnte man zahlreiche gespräche mithören - starship troopers wäre NS propaganda.

 

ich denke Paul Verhoeven hätte seinen spaß gehabt.

Geschrieben
ich denke Paul Verhoeven hätte seinen spaß gehabt.

 

Na gut, aber es muß auch deutlich rüberkommen, was man im Film beabsichtigt hat. Wenn, wie du sagtest, bei vielen das nicht rübergekommen ist, hat man vielleicht als Regisseur den Ton nicht genau getroffen. Kenne den Film nicht, weiß daher nicht, ob da etwas mißverständlich war.

Glaube übrigens nicht, das Verhoeven das lustig fand, denn der Film wurde in Deutschland in den Kinos indiziert, was seine Kinoauswertung naturgemäß sehr erschwerte. Spätere TV- und Videoversionen wurden dann entschärft. Hier ein Ausschnitt aus dem Indizierungsantrag, entnommen von:

http://www.zensur-infos.de/extern/bpjsstarshiptroopers.htm

 

Das Stadtjugendamt Frankfurt/Main beantragt die Indizierung des Videofilms, da sein Inhalt jugendgefährdend i.S.v. § 1 Abs. 1 GjS sei. Zur Begründung seines Indizierungsantrages führt der Antragsteller aus, dass der Film geprägt sei durch massives, exzessives Töten für eine "gute Sache" ohne jegliche Hemmschwelle oder Skrupel. Verstärkt werde das Ganze durch entsprechende Soundeffekte und menschenverachtende Kommentare. Andere Mittel als die Lösung durch Gewalt würden erst gar nicht in Erwägung gezogen. Aufgrund seiner verrohenden, gewalt- und kriegsverherrlichenden Wirkung solle der Film indiziert werden.

 

 

Wäre noch interessant zu erfahren, ob der Film in anderen Ländern ähnliche Probleme gehabt hat oder ob das hier ein hausgemachtes deutsches Problem war.

 

Brillo

Geschrieben
Halte 2 Millionen Besucher bundesweit für durchaus realistisch. :D

 

3 mio...worum geht's?

 

Da würde ich auf alle Fälle gegenwetten! 8)

 

ok...Du sagst 2 mio, ich sage 3 mio - die grenze liegt also bei 2,5 mio - worum geht's?

 

zur einstimmung:

 

OK! Bis 2,5 Millionen Besucher hätte ich gewonnen, ab 2,5 Millionen Du. Einsatz? Eine neue DVD (keine Box oder ähnliches) nach Wahl des Gewinners.

Geschrieben
ich denke Paul Verhoeven hätte seinen spaß gehabt.

 

Na gut, aber es muß auch deutlich rüberkommen, was man im Film beabsichtigt hat. Wenn, wie du sagtest, bei vielen das nicht rübergekommen ist, hat man vielleicht als Regisseur den Ton nicht genau getroffen. Kenne den Film nicht, weiß daher nicht, ob da etwas mißverständlich war.

Glaube übrigens nicht, das Verhoeven das lustig fand, denn der Film wurde in Deutschland in den Kinos indiziert, was seine Kinoauswertung naturgemäß sehr erschwerte. Spätere TV- und Videoversionen wurden dann entschärft. Hier ein Ausschnitt aus dem Indizierungsantrag, entnommen von:

http://www.zensur-infos.de/extern/bpjsstarshiptroopers.htm

 

Das Stadtjugendamt Frankfurt/Main beantragt die Indizierung des Videofilms, da sein Inhalt jugendgefährdend i.S.v. § 1 Abs. 1 GjS sei. Zur Begründung seines Indizierungsantrages führt der Antragsteller aus, dass der Film geprägt sei durch massives, exzessives Töten für eine "gute Sache" ohne jegliche Hemmschwelle oder Skrupel. Verstärkt werde das Ganze durch entsprechende Soundeffekte und menschenverachtende Kommentare. Andere Mittel als die Lösung durch Gewalt würden erst gar nicht in Erwägung gezogen. Aufgrund seiner verrohenden, gewalt- und kriegsverherrlichenden Wirkung solle der Film indiziert werden.

 

 

Wäre noch interessant zu erfahren, ob der Film in anderen Ländern ähnliche Probleme gehabt hat oder ob das hier ein hausgemachtes deutsches Problem war.

 

Brillo

 

Ich denke mal, dass dies wieder ein typisch deutsches Problem ist. Allerdings hat die Indizierung letztendlich dazu geführt, dass die ungekürzte DVD zum Bestseller wurde :wink:

Geschrieben

Es gibt kein "typisch deutsches" Problem angeblich biederer Zuschauer, sondern Verhoevens STARSHIP TROOPER-Experiment war selbst ein dramaturigisches Problem. Die Intention gab sich satirisch und sarkastisch, und die Umsetzung erfreute sich herrlichster BDM-Maidels (in soldatischer Unform), Auftritten von ordnungsstiftenden SS-Männern (das Publikum gröhlte vor Lust bei den Premieren) und der unversigbaren SM-Neigung des Regisseurs zu körperlichen Verstümmelungen.

Er baute auf ein offenbar reiferes Publikum, das er schockieren oder profan provozieren wollte, und erreichte primär die Rabauken. Der tiefe Zynismus war zwar in Ansätzen erkennbar, verlief sich aber in einem Rechtfertigungsszenario.

 

Verhoeven hat jüngst einen NS-Historienfilm abgedreht, er war selbst als Kind Opfer der Rotterdamer Bombennächte bei Überfall durch Deutschland, also kein Nazi.

 

"300" bedient sich noch ungebrochener der Werte des Nationalsozialismus. Und in jedem Falle ist die historische Parallelisierung zur Antike eine der absolut tragenden Herrschaftsinstrumente des Systems 33-45 gewesen, ebenso in Italien. Bei der Weltpremiere verstanden dies auch die Kritikerkollegen und Teile des Publikums so. Und dies ist die Meßlatte für diesen Film.

 

Über Herrenmenschentum kann man jubeln, schmunzeln und sich am Vernichtungskrieg ästhetisch delektieren, um sich selbst stärker zu fühlen. Führt aber zu nichts Sinnvollem. Allenfalls zur Verhöhnung der Opfervölker und Familien. Zumal man zu solchen Menschen und zur Geschichte keinen Kontakt hat (?!) und in subjektivem Trotz sein individuelles Recht auf Genußfreiheit in den Vordergrund stellt, um sich präpotent aufzubauen, wenn schon sonst so viel verboten ist. Einfach mal ausrasten - macht doch Spaß.

"300" jedoch bleibt nüchtern betrachtet NS-Propaganda, und man könnte sich hier ehrlich dazu bekennen, anstatt sich in Ausreden zu flüchten.

 

Ich warte nur auf das Bekenntnis einiger Forumsteilnehmer, um etwas über den Wandel auch unserer kunstsinnigen Branche zu erfahren.

Warum so zaghaft?

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