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Kinopionier Jonigkeit feiert seinen 100. Geburtstag


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Geschrieben

17.4.2007 Kinos

Kinopionier Jonigkeit feiert seinen 100. Geburtstag

 

Berlin - Walter Jonigkeit, eine Berliner Kino-Institution und Chef des Delphi-Filmpalasts wird am 24. April 100 Jahre alt und residiert noch immer an seinem Schreibtisch über dem Delphi-Filmpalast, so aufrecht und gerade, dass man ihm die Hundert nicht glauben will.

 

Aus Anlass von Walter Jonigkeits Geburtstag wird am 24. April im Berliner Delphi um 19:30 Uhr die vollständige Fassung von Der Leopard von Luchino Visconti in einer öffentlichen Vorführung gezeigt – bei freiem Eintritt. Die Karten können am selben Tag ab 18:00 Uhr an der Kasse des Delphi-Kinos abgeholt werden.

 

Ein Leben im Zeichen des Kinos

Walter Jonigkeit ist ein Pionier der deutschen Kinogeschichte - ein Mann, der beinahe so alt ist wie das Kino selbst. Zahllose Erlebnisse und Anekdoten verbinden ihn mit der Berliner Kinogeschichte. Seine Berufung für das Kino stammt aus den frühen Tagen - als Kinos noch Paläste waren. Über sich selbst sagt er "Ja! Ich bin Kinokaufmann. Ich war 18 Jahre, da habe ich als Volontär angefangen bei der Trianon. Habe da richtig gelernt in der Reklameabteilung, in der Disposition, in der Buchhaltung und habe auch im Atelier gearbeitet. Ich kann mich wirklich Filmkaufmann nennen.“

 

Später fuhr er täglich aus Schmargendorf mit Bahn und Bus zu seinen Kinos: Das eine lag unter den Linden und hieß auch so: "Kamera unter den Linden". Hier hat Walter Jonigkeit bereits in den Dreißiger Jahren Programmkino gemacht. Die "Kamera unter den Linden" war eines der ersten Repertoirefilmtheater in Deutschland, das die Filme in Programmheften ankündigte, auf die Wünsche der Zuschauer einging und auch alte Filme wieder spielte. Berlins erstes Off-Kino!

 

Sein zweites Kino lag in Charlottenburg, und heißt heute noch "Die Kurbel". Der Knüller in diesem Kino war Vom Winde verweht. Zwei Jahre und vier Monate lief der ilm in der Kurbel. "Die Leute standen fünfhundert Meter die Straße runter. In der Straßenbahn rief der Schaffner: statt "Ku'damm, Ecke Giesebrechtstraße", Vom Winde verweht – aussteigen! Drei Vorstellungen am Tag: "Ein dolles Geschäft", erinnert sich Jonigkeit.

 

Mit dem Delphi in die Nachkriegszeit

Bereits 1946 baute er innerhalb von zwei Jahren seinen eigentlichen Filmpalast auf - das "Delphi": Vier stehen gebliebene Wände eines Tanzpalastes neben dem Theater des Westens. Es war eine chaotische Zeit, als Walter Jonigkeit zum großen Coup ansetzte, um die Trümmerstadt mit einem Premieren-Lichtspielhaus zu verwöhnen. Der damalige Bürgermeister Ernst Reuter hatte sein Büro in der Nähe der Baustelle und fragte eines Tages: „Na, Junge, watt brauchste denn?“ Antwort: „Alles!“ Reuter half mit Zement und Steinen, und Jonigkeit konnte den alten Palast in vereinfachter Form wiederherstellen lassen.

 

1949, nach zweijähriger Bauzeit, war es soweit: Premiere. Bei der Aufführung von Lord Nelsons letzte Liebe mit Laurence Olivier und Vivien Leigh in den Hauptrollen sind die Repräsentanten der englischen Besatzungsmacht anwesend. Das Delphi ist zu dieser Zeit einmalig in Berlin, es hat die größte Leinwand und die modernste technische Ausrüstung und mit seinen über tausend Plätzen gilt es deutschlandweit als unübertroffen.

 

Zum 10-jährigen Jubiläum bekam das Delphi als erstes Kino in Deutschland 70-mm-Projektoren, so konnten die großen, klassischen 70-mm-Filme gezeigt werden. In diesen Jahren übernimmt Jonigkeit zeitweilig noch weitere Kinos: die Astoria-Lichtspiele in Reinickendorf, die Viktoria-Lichtspiele in Schöneberg, in der Hasenheide die Neue Welt, wo Sonntagvormittags Boxkämpfe statt fanden und abends Filme gezeigt wurden. Zwischen 1956 und 1959 führt er das Freilichtkino in der Waldbühne. Außerdem eröffnet er Premieren-Kinos in München und in Hamburg das Savoy-Filmtheater, das Anfang der 60er Jahre bei den Filmverleihern als das schönste Kino der Republik bekannt und beliebt war.

 

Außergewöhnliche Reklame-Ideen hatte er immer: Abgerissene Kinokarten wurden als Werbung in der S-Bahn verteilt, Bierreklame in der Pause von Lawrence von Arabien: Getränkeumsatz gehört zum Kino wie die Kartenkontrolle. Für die Kartenkontrolle hatte Herr Jonigkeit immer die hübschesten und pfiffigsten Frauen der Stadt. Eine hat er dann geheiratet, und sie ist bis heute an seiner Seite!

 

Walter Jonigkeit sagt "Theater", wenn er vom Kinosaal spricht. Und so empfindet er das auch: "Die große Leinwand, man ist begeistert, man setzt sich hin, alles ist ruhig... ".

 

 

http://www.kino-zeit.de/news/artikel/69...tstag.html

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