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Geschrieben

Hallo miteinander,

gerade habe ich dieses Forum entdeckt. Ich habe vermutlich ziemliche Dummuser-Fragen:

 

Am letzten Wochenende habe ich im schwiegergroßelterlichen Haus in einem Wandschrank hinter einer "geheimen" Zwischenwand einen P800 mit Magnetton-Zweibandlaufwerk entdeckt, den Schwiegeropa in den 70ern dort hinverräumt haben muß, als er auf Super8 umstieg. Ich bin begeistert, er sieht aus wie neu, ich habe ihn mal auf reduzierter Helligkeit eingeschaltet und er läuft scheints tadellos.

Nun hätten wir auf einem Geburtstag morgen die Möglichkeit, die Schwiegereltern mit einem ebenfalls in einer Blechdose herumliegenden Normal8-Film zu überraschen, in dem sie sich 1959 kennenlernten. Den konnten wir bisher nie anschauen, weil nur noch der Super8-Projektor "da war". Ich habe mich schon mit der Anleitung schlau gemacht, wie das alles geht, hätte aber zwei Fragen:

- Der Projektor ist ja für 220V gemacht. Kann ich mich trauen, die alte Lampe auf volle Helligkeit zu schalten oder meint Ihr, daß sie dann sehr schnell kaputt geht? Wegen der 230V heute...

- für den Fall, daß der Film an alten Klebestellen reißt... es gibt im Hause auch einen Apparat zum Film schneiden/kleben. Wie ist best practice: Könnte man dann die beiden gerissenen Filmenden aus dem Projektor nehmen, reparieren und wieder in die Transportrollen einlegen, ohne die Spulen abzunehmen, damit man dann weiterschauen kann, oder wie händelt man das am besten?

 

Ich halte mich für technisch begabt, habe mich aber bisher nur mit Diaprojektoren beschäftigt, nicht mit Filmen... 😉

 

Danke und herzliche Grüße aus Süddeutschland

 

Jean-Claude

Geschrieben

Hallo Jean-Claude,

wenn der Film bei dieser einen Vorführung wirklich reißt würde ich einen Meter abrollen, neu einlegen und weiter gehts. Kleben kannst Du hinterher in Ruhe.

Ich würde mir den Film und besonders die alten Klebestellen vorher anschauen und wenn nötig etwas mit Filmklebeband stabilisieren.

Eine alte (gebrauchte) Glühlampe kann man schwer beurteilen. Wenn sie die Betriebsstunden bei Weitem noch nicht weg hat sind 230V kein Problem. Wenn der Glaskolben schon dunkel und die Lampe kurz vor dem natürlichen Tod ist und kein Ersatz vorhanden, dann würde ich den Geburtstag mit halber Helligkeit im abgedunkelten Raum retten.

Viel Erfolg und Grüße

Uwe

 

Geschrieben

Hallo, Jean-Claude

 

Für die Filme: Filmkanal pieksauber machen, dort wo der Greifer Bild um Bild schaltet; auch die Führungen an den Zahnrollen entstauben. Zahnbürste, Rundbürste

 

Für den Apparat: Nach Anleitung ölen

 

Die Lampe hält weniger lang mit Überspannung. Von 220 auf 230 Volt ist es gut 4,5 Prozent mehr Leistung, das hält sie wohl noch ein paar Stunden aus. Wenn keine Ersatzlampe vorhanden ist, auf halber Leistung laufen lassen.

 

Bei Filmriß mit einem Klebestreifen einseitig zusammenkleben und ein Papierstreifchen in die Windungen legen, weitermachen. Seriös reparieren hinterher

Geschrieben

Tatsächlich sind es von 220V nach 230V zwar „bloß“ 4,5% mehr Spannung, aber eben 9,3% mehr Leistung.

Daher wäre ich eher vorsichtig und würde ohne (geprüfte oder neue) Ersatzlampe bei reduzierter Helligkeit projizieren.

Ansonsten haben Uwe und Simon schon alles gesagt, eine sehr sorgfältige Reinigung vorher und Schmierung würde ich auch empfehlen!

Geschrieben

Lieber Uwe, Simon und Helge,

 

herzlichen Dank für Eure raschen Antworten, die mir sehr weitergeholfen haben. Ich werde das das alles so befolgen. Reinigen ist klar, schmieren soll man laut Bedienungsanleitung bei dem Projektor nichts. Sieht alles sogar nach den vielen Jahren in seinem Versteck super sauber aus.

 

Ich werde den Projektor heute abend mal mit irgendeinem der vielen "unwichtigeren" Filme ausprobieren (irgendwelche Reden von irgendwelchen Vereinsvorsitzenden aus den 60ern), da kann man nicht so viel kaputt machen...

 

Da der Großvater ein Technikenthusiast war und auch alles mögliche nachvertont und mit aufwendigen Vorspännen etc. versehen hat, hat er auch dieses Magnetton-Laufwerk auf der Rückseite des Projektors verwendet. Auf dem Verstärker dazu finden sich jedenfalls seine markierten Einstellungen. Ich finde aber in diesem ganzen Schrank voller Filmrollen nur Tonbänder ohne diese Perforation. Ich vermute aber, daß diese Perforation für die Nutzung Voraussetzung ist, oder? Das ist das Gerät: http://olafs-16mm-kino.de/Anleitungen/Siemens Anleitung P800 mit Zweibandlaufwerk.pdf

 

Aber Step by Step. Jetzt muß das erst mal klappen. Gibt auf jeden Fall im Schrank noch einen Fundus an verschiedenen Lampen und mir unbekannten Zusatzgeräten, vielleicht gibt es auch Ersatz, mal stöbern. Alles sehr spannend.

 

Ich wünsche Euch einen schönen Abend! 🙂

 

Jean-Claude

 

Geschrieben

Ich hätte ja ein Bild von dem Projektor gepostet, aber ich finde keine Möglichkeit, dies hier reinzukopieren oder hochzuladen, außer in eine (öffentliche) Galerie... 😞

Geschrieben

Es geht mir nicht darum, dich zu erschrecken, doch die Geschichte mit den wartungsfreien Lagern, mit denen die Nichtschmierenangabe in der Anleitung verbunden ist, war einst in Ordnung. Heute, nach schätzungsweise 60 Jahren, sind die Schmierstoffe längst ausgetrocknet. Wenn dir an dem Projektor gelegen ist, dann versuche, bei einer Mechanikwerkstätte oder Autowerkstätte einen Deziliter dickes Öl zu bekommen. Suche die Lagerstellen auf und gib überall je einen Tropfen Öl heran, während du den Mechanismus von Hand bewegst, damit es einzieht. Insbesondere die Greifersteuerkörper sollten ölfeucht sein. Das Getriebe müßte eigentlich gründlich gereinigt und danach frisch abgeschmiert werden. Bei den Motorlagern wird’s ein wenig komplizierter.

 

Ein weiterer beachtenswerter Punkt sind die Treibriemen. Wie du auf den Bildern von Olaf Carls siehst, gibt es zwei Keilriemen. Diese könnten bei deinem Exemplar möglicherweise ältlich geworden sein. Ich drücke mich sehr vorsichtig aus, im Grunde wissen alle, daß da mittelfristig Vorrat anzulegen ist.

 

Der P. 800 ist ein solides Gerät, das stundenlang laufen kann, aber dafür erfordert es Pflege. Sollte es dir zu viel werden und solltest du dich von der SEPMAG-Technik mit 8-mm-Magnetfilm überfordert fühlen, wäre in Zukunft ein anderes Gerät vielleicht bequemer. Es gibt 8er Projektoren mit zentraler Ölschmierung, da brauchst du nur an einer Stelle Öl einzugeben.

 

Gutes Gelingen der Projektion!

Geschrieben
vor 58 Minuten schrieb JCL:

Ich hätte ja ein Bild von dem Projektor gepostet, aber ich finde keine Möglichkeit, dies hier reinzukopieren oder hochzuladen, außer in eine (öffentliche) Galerie... 😞

Solltest du jetzt dürfen. (Normalerweise wegen Spamschutz erst nach 5 Posts / x Tagen)

Geschrieben

Hallo Film-Mechaniker (=Simon?), 

Herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich schaue mir das alles genauer an, da ich ein Fan von alten Geräten bin. Geht da kein Nähmaschinenöl? Die Riemen stelle ich mir auch als Schwachpunkt vor... Ob es die noch gibt? 

Jetzt geht es drum, die ganzen alten Filme hier anzuschauen. Aber wer weiß, vielleicht packt mich das Fieber - 3 alte Kameras liegen hier auch noch... 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 27 Minuten schrieb JCL:

Des isser... 😊

 

Alle Achtung! Dem Foto nach zu urteilen echt in neuwertigem Zustand (zumindest von aussen).

Wie aber die Mit-Forenten schon anklingen haben lassen kann das Gerät dennoch Standschäden aufweisen ("wer rastet rostet....")

Aber einfach zum Geburtstag ausprobieren.

Wenn es eine Panne gibt wird Dir das sicher keiner übelnehmen.

Wenn die Vorführung gelingt wird das Geburtstagkind umso erfreuter und überraschter sein!

Und ein Ersatz-Leuchtmittel scheint ja auch noch dabei zu sein (wenn der Karton mit der Aufschrift "Valvo" nicht leer ist...).

Bearbeitet von k.schreier (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb k.schreier:

Alle Achtung! Dem Foto nach zu urteilen echt in neuwertigem Zustand (zumindest von aussen).

Wie aber die Mit-Forenten schon anklingen haben lassen kann das Gerät dennoch Standschäden aufweisen ("wer rastet rostet....")

Aber einfach zum Geburtstag ausprobieren.

Wenn es eine Panne gibt wird Dir das sicher keiner übelnehmen.

Wenn die Vorführung gelingt wird das Geburtstagkind umso erfreuter und überraschter sein!

Und ein Ersatz-Leuchtmittel scheint ja auch noch dabei zu sein (wenn der Karton mit der Aufschrift "Valvo" nicht leer ist...).

 Die Valvo- Schaltel enthält 'ne Röhre vom Verstärker, EL98...🙂

Bearbeitet von jacquestati (Änderungen anzeigen)
Geschrieben

Nähmaschinenöl geht auch, ist halt dünn und läuft gleich davon. Ölfilz dagegen kannst du damit tränken.

 

 

Magnetbandhersteller

 

ATR Magnetics, LLC

385 Emig Road, Suite A,

York, Pennsylvania

https://www.atrtape.com/

 

Hollywood Film Supplies könnte perforieren. Bandmaterial z. B. von ATR

 

RTM, Avranches, Frankreich, könnte wohl noch Mf. herstellen, hat aber aufgehört.

 

Kahl kann perforieren, tut es jedoch nicht.

 

FilmoTec bräuchte das Perforierwerkzeug, wofür sich MABA anbietet.

 

FOMA BOHEMIA kann perforieren.

 

Film Ferrania müßte einen Perforierapparat herrichten.

 

In England gibt es mindestens zwei Privatpersonen, die Doppelacht perforieren möchten, aber (noch) nicht über das Werkzeug verfügen.

 

Wittner könnte Mf. 8 herstellen. Anfragen?

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb jacquestati:

 Die Valvo- Schaltel enthält 'ne Röhre vom Verstärker, EL98...🙂

Das ist völlig korrekt... Ich sehe hier ist gewaltiges Wissen vereint... 👍🏻😀

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb jacquestati:

 Die Valvo- Schaltel enthält 'ne Röhre vom Verstärker, 

ok!

Danke für die Aufklärung!

Man sollte halt seinen Senf für sich behalten, wenn man sich nicht auskennt...

Geschrieben (bearbeitet)
vor 15 Minuten schrieb JCL:

Das ist völlig korrekt... Ich sehe hier ist gewaltiges Wissen vereint... 👍🏻😀

Nichts für ungut, ich weiß  das nur, weil ich beim großen Bruder,  dem Siemens 2000, gerade den Tonteil komplett entfernt habe,  weil kaputt..., und da ist genau die EL98 drin.

Bearbeitet von jacquestati (Änderungen anzeigen)
Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Film-Mechaniker:

Magnetbandhersteller

 

 

ATR Magnetics, LLC

385 Emig Road, Suite A,

York, Pennsylvania

https://www.atrtape.com/

 

Wäre es denn mit der Perforierung irgendeines aktuellen Magnetbandes getan ?

 

Perfoband ist ja eher selten, und ich habe tatsächlich noch keines in der Hand gehalten. Ich stelle mir aber vor, daß es eine gewisse Dicke und Härte aufweisen muß, um nicht durch die Transportzähne ausgeleiert oder zerissen zu werden. Und daß solches absichtlich steifes Bandmaterial aktuell noch produziert würde, kann ich mir nicht vorstellen.

 

Oder mache ich da einen Denkfehler ?

 

Bearbeitet von Lichtspieler
Ausdruck (Änderungen anzeigen)
Geschrieben
vor 58 Minuten schrieb Lichtspieler:

Und daß solches absichtlich steifes Bandmaterial aktuell noch produziert würde, kann ich mir nicht vorstellen.

 

Doch, gibt es noch. Z.B. zuletzt von Pyral: https://www.wittnercinetec.com/7033DE

Muss man allerdings eher auf Ebay suchen. Ist inzwischen wirklich selten und war zuletzt eher im Berecih 16mm zu finden.

Geschrieben

Kein Denkfehler, Magnetfilm ist tatsächlich stärker als Magnettonband. Ein Studioband mit Polyesterunterlage kann aber durchaus verwendet werden. Schnitt auf Breite 16, dann Perforatur 2 × 8 und zuletzt spalten.

 

Die Werkzeuge stumpfen schneller ab, weil der Hauptbestandteil der Magnetschicht ein Gestein ist. Metalloxide spricht man gemeinhin als Mineralien an: Eisenoxid (Rost), Chromdioxid, usw. Dafür kann man bei Tageslicht arbeiten.

 

Eine Variante, an der ich schon einige Zeit herumdenke, beruhte darauf, 16-mm-Magnetfilm auf 8 mm Breite zu teilen. Der Tonteil des P. 800 würde mit einer Zahntrommel doppelten Umfanges versehen werden, damit der Magnetfilm gleich schnell bewegt wird wie 16er. So hätte man guten Ton und die Voraussetzung für (ein) 16-mm-Tonnegativ(e). Sollte einem ein toller 8-mm-Film gelingen, könnte man diesen auf 16 mm vergrößern.

Geschrieben

Zu Illustration, was ich gefunden habe: obere Spulen: Links Film- und rechts Tonspule. Das Magnetband (braun, perforiert) ist von seiner Steifigkeit, Dicke und Haptik nach meinem Gefühl mit dem Filmmaterial (hier dunkelgrün). Also viel dicker und stabiler als das Standard-Tonband (unten, hellgrün). Dieses ist sehr dünn und ça 1mm schmaler. IMG_20240105_084642.thumb.jpg.aa61e86a4dcb3af97c11285cc66017e8.jpg

  • Like 1
Geschrieben

Auf dem Magnet(ton)band ist möglicherweise etwas, das auf Magnetfilm umzuspielen war/wäre. Tonband hat die Nennbreite 6,25 mm. Die genormten Bandgeschwindigkeiten sind 30 Zoll pro Sekunde (76,2 cm/s), 15 Zoll pro Sekunde (38,1 cm/s), 7½ Zoll pro Sekunde (19,05 cm/s), 3¾ Zoll pro Sekunde (9,525 cm/s) und 1⅞ Zoll pro Sekunde (4,762 cm/s).

 

Es gibt auch perforierte Tonbänder mit runden und länglichen Löchern. Diese werden seltener mechanisch, häufig optisch abgetastet. Das Einheitstonsystem funktioniert entweder mit Magnetimpulsen auf dem Band oder via Perforation. Jaja, SEPMAG, schön kompliziert das Ganze, damit es dir nicht langweilig wird

 

Magnetfilm hat stets die gleichen Abmessungen und eine Perforation wie Bildfilm, also 35 mm oder 17,5 mm oder 16 oder 8. Die beiden Träger laufen mit identischer Geschwindigkeit. Breitfilm und IMAX werden mit Mf. 35 verbunden. Magnetfilm 9,5 mm habe ich noch nie gesehen.

Geschrieben

Der Siemens verträgt übrigens ohne Probleme Nähmaschinenöl, da alle Lager mit Filzen "versorgt" sind die am Ende eines jeden Ölkanales liegen.

Wichtig ist, dass das Greiferwerk VOR einer längeren Inbetriebnahme geschmiert wird, geht da was fest wars das, Teile gibts keine mehr.

Der 800er war eh schon sehr selten, in der Magnettonausführung war er für die meisten Haushalte unbezahlbar (ca. 3x ein Color-Fernsehgerät zur damaligen Zeit).

Gratulation zum tollen Zustand des Gerätes. Ich hab auch noch so einen, der wurde wohl auch nur gekauft um ihn ins Regal zu stellen 😉

 

Bei Olaf Carls´s Seite gibts auch noch einige Infos zum 800er, die dort downloadbaren Anleitungen zum 2000er (16mm) kann man fast 1:1 für den 800er nutzen, da die Mechanik weitgehend gleich ist.

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