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Geschrieben

Zum Start von "Todd-AO" erschien folgender interessante Artikel:

 

Drei Jahre Entwicklungszeit und fünf Milionen Dollar hatte der Supermann der amerikanischen Filmindustrie, Michael ("Mike") Todd, in sein Unternehmen investiert, ehe er Anfang September 1955 ein Dutzend Fachleute zur Vorführung eines neuartigen Filmaufnahme- und Vorführverfahrens einlud, mit dem er alle herkömmlichen Kino-Normen auf einmal zu sprengen gedachte.

"Mike Todd schickt sich an, die Grundfesten der Leinwand zu erschüttern", urteilte damals die "New York Times" über das "Todd-AO"-Verfahren*, und Todd selbst verkündete: "Neben meinem System sind Cinemascope, Vistavision und Cinerama so altmodisch wie die Laterna magica gegenüber dem ersten Film." Das Toddsche Verfahren gilt seither in der Zelluloidbranche wegen seiner gigantischen Bildwand, seinem riesigen Bildwinkel, dem sechskanaligen Raumton und anderen Raffinessen in wörtlichem wie in übertragenem Sinne als das A und O kinematographischer Illusionstechnik.

Deutsche Kinobesucher hatten vor rund fünf Monaten zum ersten Male Gelegenheit, das "Wunder Todd-AO" zu betrachten: Zwei eigens für die Aufführung von Todd-AO-Filmen hergerichtete Lichtspielhäuser, das "Savoy" in Hamburg und der "Royal-Palast" in München, zeigten das Leinwand-Musical "Oklahoma", den ersten nach dem neuen Verfahren hergestellten Film. Als nächste Aufführung avisierten die beiden Kinos Mike Todds zweiten AO-Film, das Kolossalwerk "In achtzig Tagen um die Welt" (Todd: "Das ist kein Film, das ist eine Schau"). Gleichzeitig begannen Theaterbesitzer in anderen Großstädten der Bundesrepublik, ihre Kinos im Eiltempo umzubauen, um möglichst bald in das Todd-AO-Rennen einsteigen zu können.

Nach pompöser Uraufführungsfeier lief der Film schließlich in München und in anderen Orten an. Bei dem lauten Werbefeldzug, den Verleih und Kino-Besitzer aus diesem Anlaß veranstalteten, blieb freilich eine seltsame Tatsache fast völlig unbeachtet: Der Film "In achtzig Tagen um die Welt" hatte, ehe er nach Deutschland kam, eine eigentümliche Verwandlung durchgemacht. Die Verleihfirma United Artists hatte "Todds triumphale Schau" in aller Stille zu einem gewöhnlichen Cinemascopefilm umgemodelt.

Nach dem Willen des Verleihs soll "In achtzig Tagen um die Welt" weder in Deutschland noch in sonst einem nichtamerikanischen Land als echter Todd-AO -Film gezeigt werden. Die United Artists hat den Film von dem 70 Millimeter breiten Zelluloidband, das bei dem Todd -AO-Verfahren nötig ist, auf normales Filmmaterial von 35 Millimeter Breite umkopieren lassen.

Die Überbreite des Filmstreifens aber war das Besondere an Mike Todds Filmsystem gewesen. Nur mit dem 70-Millimeter-Film hatte der Produzent vor zwei Jahren sein Ziel erreicht: ein Leinwandbild von etwa 150 Quadratmetern zu erzeugen, das er ohne Übertreibung als "das größte je in einem geschlossenen Raum projizierte Filmbild" bezeichnen konnte. Das Riesenbild, das auf eine an den Seiten stark zum Zuschauerraum gekrümmte Bildwand geworfen wird, sollte das Kinopublikum "suggestiv in das filmische Geschehen einsaugen".

 

Zwei Kanäle wurden geopfert

Todd mußte breitere Zelluloidbänder verwenden, weil das Bild, eines konventionellen 35 Millimeter breiten Zelluloid -Streifens nicht über ein bestimmtes Maß hinaus vergrößert werden kann, solange die Entfernung zwischen Bildwand und Betrachter gleich bleibt. Die verwischten Konturen, die ein photographiertes Bild stets aufweist, kämen zum Vorschein, das Bild würde körnig und unscharf wirken.

Der doppelt so breite Filmstreifen des Todd-AO-Verfahrens dagegen gestattet es, ein Bild zu projizieren, das den Blickwinkel eines Kinobesuchers beinahe völlig ausfüllt. Durch Verwendung des 70-Millimeter-Films war es auch möglich, noch eine andere Toddsche Film-Neuerung anzuwenden: den Sechs-Kanal-Stereo-Ton.

Mike Todd hatte diese Tontechnik entwickeln lassen, um dem perfekt naturalistischen Eindruck des Todd-AO-Bildes ein akustisches Pendant entgegenzusetzen. Fünf voneinander getrennte Magnet-Tonspuren steuern nach dem Prinzip des Tonbandgeräts ebenso viele Lautsprechergruppen hinter der Bildwand und sorgen dafür, daß die Dialogtexte entsprechend dem Standort der Akteure ausgestrahlt werden Eine weitere Tonspur, die sogenannte "Effektspur", liefert Geräusche an einige Dutzend Lautsprecher, die im Saal verteilt sind Sie sollen die Ton-Effekte wiedergeben, die nicht dem Filmbild entstammen können - etwa ein fernes Donnergrollen.

Das Sechs-Kanal-Tonsystem aber ist ebenso wie das Todd-AO-Riesenbild von dem 70 Millimeter breiten Zelluloidstreifen abhängig, denn auf herkömmlichem 35-Millimeter-Film haben bestenfalls vier. Tonspuren Platz United Artists mußte mithin beim Umkopieren des Todd-Films auf 35-Millimeter-Material zwei der sechs Tonkanäle opfern. Vier-Kanal-Tonfilme aber sind für deutsche Kinogeher nichts Außergewöhnliches - fast jeder Cinemascope-Film arbeitet mit diesem System.

Über die Gründe, die den Verleih veranlaßten, das in den USA als "bester Film des Jahres" prämiierte Todd-Werk zu verstümmeln, erklärte United Artists: "Rein kommerzielle Überlegungen" hätten zu dem Entschluß geführt, das Filmspektakel nicht im Todd-AO-Verfahren zu zeigen. Der Mangel an Todd-AO-Kinos schließe den Masseneinsatz des Films aus, und nur beim Großeinsatz in vielen Städten lohne sich das Verleibgeschäft. Die United -Artists-Chefs versicherten bieder, die jetzt angewandte Vorführtechnik und der geschmälerte Todd-Film seien "fast so gut" wie "Todd-AO". Sie mühen sich, den Verdacht zu zerstreuen, daß sie sich, bei ihrer. Geheim-Aktion freiwillig auf eine niedrigere technische Ebene begeben hätten.

Tatsächlich läßt sich eine Qualitätsminderung aber kaum bestreiten. Von dem ursprünglichen Todd-AO-Verfahren ist nur ein einziger der einstmals gepriesenen Vorzüge erhalten geblieben: Der überweite Aufnahme- und Projektionswinkel bei Todd-AO (128 Grad) umfaßt auch jetzt noch etwa den dreifachen Projektionswinkel eines Normalfilms und immerhin noch etwa den doppelten eines Cinemascope -Films.

 

Neue Spezial-Leinwand

Die Bildqualität dagegen hat gelitten: Mitunter flimmert das Bild - was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, daß der bei Todd-AO auf 30 Bilder in der Sekunde hochgeschraubte Bildwechsel wieder auf das Normalmaß (24 Bilder in der Sekunde) reduziert werden mußte. Den Inhabern der Lichtspieltheater, die eigens zur Vorführung des neuen Todd-AO-Films umgerüstet worden sind, droht durch den Einsatz des verkleinerten Todd-Films aber noch eine andere Unannehmlichkeit. Sie müssen - wie im Münchener "Royal" bereits geschehen - die gekrümmte Todd -AO-Bildwand wieder herausreißen und durch eine aus Amerika importierte Spezial-Leinwand ersetzen. "Das hat Mike Todd in Amerika alles selbst ausprobiert", entschuldigt der Verleih das Durcheinander.

Wenn für die seltsame Verwandlung des Todd-AO-Films auch wirtschaftliche Erwägungen angeführt werden, so scheint doch der wahre Grund für die Filmverstümmelung in einer Kontroverse begründet zu sein, die Todd mit der Todd-AO -Gesellschaft ausficht. Seit der Produzent aus der Gesellschaft ausgeschieden ist, will er verhindern, daß Lizenzgebühren für Todd-AO-Aufführungen an die Gesellschaft fließen, die heute die Rechte an dem Verfahren besitzt.

Todd selbst soll deshalb veranlaßt haben, daß Normalkopien von "In achtzig Tagen um die Welt" hergestellt und verliehen werden. Er war mit dem ihm eigenen Selbstbewußtsein überzeugt, daß die Filmqualität durch einen solchen gewaltsamen Eingriff nicht gemindert werden würde: "Mein Film ist so gut, daß die Leute schon klatschen, wenn sie die Eintrittskarten kaufen."

In Deutschland hat der Verleih United Artists es aber wohlweislich vermieden, das Kinopublikum auf die seltsame Verwandlung aufmerksam zu machen, und kaum jemand bemerkte, daß die Verleihfirma auf ihren Plakaten die Bezeichnung "Todd-AO" längst gestrichen hat. Selbst routinierte Kinobesucher ließen sich täuschen. Schrieb der Kritiker der Hamburger Zeitung "Die Welt" nach der deutschen Premiere des heimlich verkleinerten Films: "Wer will, kann vergleichen, wie herrlich weit Todd-AO es gegenüber den grotesken Kintopp-Anfängen gebracht hat."

 

(Spiegel, Nov. 1957)

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Geschrieben

Da stellt sich nun die Frage, wurde "In 80 Tagen um die Welt" in der deutschen Erstaufführung wirklich nur 35 mm CS gezeigt, wie in England, da aber angeblich wegen dem Zoll, wo noch 1mm abgehobelt wurde und mit 34mm angeblich gespielt wurde. Wer also war dabei und kann bestätigen, daß der Titel in 70 lief und mit welcher Bildfrequenz? Es gab ja den Film mit 30 und mit 24 Bilder in 70.

Geschrieben

Ganz wunderbarer Report - und im Sinne des professionellen Journalismus eher rar, wo auf dem Sektor Filmtechnik vornehmlich nur "paremetrisch" oder "nostalgisch" geschrieben wird.

Und er räumt auf mit den "Wundern von Todd-AO", die von Todd selbst schon frühzeitig demontiert wurden.

 

Zur Theaterpraxis:

 

In Dtl. gab es vor 1968 keine 70mm-Vorführungen von AROUND THE WORLD IN 80 DAYS. Die neu kopierte 70mm-Version von 1968 liegt offenbar bei 24 fps (zumindest meine Kopie), aber einige Amerikaner besagen, es gäbe auch 30 fps-Kopien aus dieser Zeit, und Ähnliches hörte ich auch von @stefan2 und von englischen Bradford-Berichten. Ich bin da aber unsicher, ob es sie wirklich gibt. Angeblich bewies nämlich das Flackern einer Videokamera beim Abfilmen einiger Leinwandszenen in Bradford eine Frequenz von nur 24 B/s, obwohl die Kopie mit 30 B/s angekündigt war. Müßte man noch einmal nachhaken!

 

1959 fand die Berlin-Premiere des Films statt und wochenlang wirbelte eine Serie in der Bildzeitung Spektakuläre zum Leben des Michael Todd auf. Die FILMBLÄTTER berichteten zuderzeit, das berliner CAPITOL (Ex-Universum am Lehniner Platz) werde nun auf Todd-AO umgebaut. Ein Bild zeigt nun eine völlige Entkernung des Saals, der doch erst 1950 von Gerhard Fritzsche neu eingerichtet wurde - erstaunlich, zumal nur eine (von mehreren) etwa 14 Meter breiten Panorama-Bildwänden dort installiert wurde.

Der angekündigte Todd-AO-Film IN 80 TAGEN UM DIE WELT lief dann ab dem 17.10.1958 in "CinemaScope", so eine interne Mitteilung der betreuenden kinotechnischen Firma, die mir vorliegt. Angekündigt wurde in den Zeitungsannoncen überhaupt kein Format, lediglich "TRIUMPHALE MONSTRE SHOW". Zur gleichen Zeit standen auch in Hamburg und München spielfertige 70mm-Häuser zur Verfügung, die den Film nur in 35mm zeigen durften und dafür nochmalige und überflüssige Umbauten zu tätigen hatten. Auch das 'Savoy' am Steindamm war am dem 14. März 1957 längst 70-mm-spielfähig. Es schein eine langlebige Legende zu sein, daß Nichteinsätze von RAINTREE COUNTY und AROUND THE WORLD IN 80 DAYS immer wieder auf mangelnde Theater-Infrastrukturen abgeschoben wurden. Wie heute beim Digital Cinema war es eine Überlegung der Risiken, sodaß der Verleiher eine zweigleisige Distribution scheute wie der Teufel das Weihwasser. Daß es dennoch zu so vielen 70mm-Produktionen und Einsätzen kam, steht im Widerspruch zu Erlärungen und Ankündigungen namhafter Vertreter der damaligen Filmverbände.

 

 

Brant Lobban schreibt in "Image Technology" vom Dec. 1986 in seinem Report IN THE SPLENDOR OF 70MM" in bezug auf AROUND THE WORLD IN 80 DAYS:

 

With no 70mm projection facilities available in Britain, or the rest of Europe, the first two Todd-AO films were shwon using 35mm prints. "Oklahoma!" was released using the CinemaScope version and "Around the World in 80 days" using a reduction print comptaible withe CinemaScope. For some of the 'Around the World in 80 Days"-European roadshow engagements a special presentation system called "Cinestage" was deviced, A 35mm reduction print was made from tge original 65mm /24 f.p.s.) negative using the non-standatrd "squeeze" factor of 1.56 which was calculated to maintain all the original picture information. When projected through the appropiate anamorphic attachmanet, the screen had an aspect ratio of 2.2:1 the same as if a 70mm print was actually being shown.

Erstlaufzeit war vom 17.10.1957 bis zum 5.10.1958 im New Yorker 'RIVOLI', eine fast zweijährige ununterbrochene Roadshow, während dessen der Film in anderen US-Städten und in Westeuropa mitunter erst 14 Monate später anlief, und dann doch nur in 35mm, obwohl bereits etliche Häuser für Tdod-AO ausgerüstet waren.

 

Wie so manchesmal irrt der gute Grant Lobban in seiner Angabe zur Theatersituation (und wiederholt den Kanon seiner Vorführerlaufbahn): es gab selbstverständlich mehrere europäische Todd-AO-Theater zur Zeit der Erstaufführung von AROUND THE WORLD IN 80 DAYS

Geschrieben
Erstlaufzeit war vom 17.10.1957 bis zum 5.10.1958 im New Yorker 'RIVOLI', eine fast zweijährige ununterbrochene Roadshow ...

 

... wie so manchesmal irrt der gute Grant Lobban in seiner Angabe

 

reine mathematik ergibt eine weniger als einjährige laufzeit .... nun ja ... "irren ist menschlich"

Geschrieben

An

geblich bewies nämlich das Flackern einer Videokamera beim Abfilmen einiger Leinwandszenen in Bradford eine Frequenz von nur 24 B/s, obwohl die Kopie mit 30 B/s angekündigt war. Müßte man noch einmal nachhaken!

Wenn der Film mit 24 Bilder läuft und mit einer Videokamera mit 50 Hz Shutter aufgenommen wird, dann pumpt das Bild nur leicht. Bei 30 Bilder wäre das schon ein richtiges Flackern.

Geschrieben
Erstlaufzeit war vom 17.10.1957 bis zum 5.10.1958 im New Yorker 'RIVOLI', eine fast zweijährige ununterbrochene Roadshow ...

 

... wie so manchesmal irrt der gute Grant Lobban in seiner Angabe

 

reine mathematik ergibt eine weniger als einjährige laufzeit .... nun ja ... "irren ist menschlich"

Nächtlicher Schreibfehler, man dankt den Korrektoren und Mathematikern.

Laufzeit im RIVOLI vom 17.10.1956 bis 5.10.1958 - daher die fast zweijährige Laufzeit und die späteren Premieren in vielen anderen Städten, zudem auch noch in 35mm - dies war meine steile These auf "Untergrabung" des Verfahrens..

An
geblich bewies nämlich das Flackern einer Videokamera beim Abfilmen einiger Leinwandszenen in Bradford eine Frequenz von nur 24 B/s, obwohl die Kopie mit 30 B/s angekündigt war. Müßte man noch einmal nachhaken!

Wenn der Film mit 24 Bilder läuft und mit einer Videokamera mit 50 Hz Shutter aufgenommen wird, dann pumpt das Bild nur leicht. Bei 30 Bilder wäre das schon ein richtiges Flackern.

Der Bekannte berichtet, es sei das typische 24 Hz-Flackern gewesen, bei OKLAHOMA! habe es anders geflackert. Ich kann dafür nicht bürgen und stelle das nur zur Diskussion.

 

Wenn beide 65-mm-Versionen (24 f.p.s. und 30 f.p.s.) 1968 kopiert wurden, dann müßte in beiden Negativen die Moontrip-Szene herausgeschnitten worden sein, oder diese lag immer als separates Negativ vor und wurde in 35mm projziert. (Allerdings hatte ich eine "neue" LPP-Kopie hier von 1982/83: dort war auf 70mm die Moontrip-Szene eingefügt, aber ich versäumte darauf zu achten, von welchem Negativ das Randumfeld uns die Herkunft verrät. Dick May von Warner könnte dies wissen...)

 

Weiß dies jemand von den internationalen experts?

Geschrieben
Vier-Kanal-Tonfilme aber sind für deutsche Kinogeher nichts Außergewöhnliches - fast jeder Cinemascope-Film arbeitet mit diesem System.

 

Und wieviele Kinos hatten damals denn schon eine 4-Kanal Installation? Von Standard kann keine Rede sein.

 

Eine weitere Tonspur, die sogenannte "Effektspur", liefert Geräusche an einige Dutzend Lautsprecher, die im Saal verteilt sind Sie sollen die Ton-Effekte wiedergeben, die nicht dem Filmbild entstammen können - etwa ein fernes Donnergrollen.

 

Genau! Und eben diese Effektspur machte bei CinemaScope im Gegensatz zu Todd-AO ja immer wieder große Probleme, wenn hochwertige Mehrweg-Surroundlautsprecherreihen installiert waren. Deshalb waren für den 4-Kanal-Stereoton bei CinemaScope ja auch Breitbandlautsprecher für den Effektbereich empfohlen und keine Mehrwegsysteme wie bei Todd-AO.

 

mfG

Christian

Geschrieben

Ich habe solche Fragmente einer 4 Kanal Magnettonwiedergabe schon in einigen Sälen gesehen. Wendet mal den Blick nach oben. DA finden sich in alten Sälen oft noch die Breitbänder der 4 Kanalinstallation. Dicht unter der Decke und auch nicht so reichlich wie die heutigen Surroundinstallationen. Oft in die Wandverkleidung integriert.

Jens

Geschrieben
Deshalb waren für den 4-Kanal-Stereoton bei CinemaScope ja auch Breitbandlautsprecher für den Effektbereich empfohlen und keine Mehrwegsysteme wie bei Todd-AO

Bei 4-Kanal Magnetton war die Surroundspur mit einem 12 kHz Ton überlagert, der die Spur dann stumm schaltete, wenn keine Steuersignal kam. Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde oder wenigstens mit einem 35 Hz Signal, keine Ahnung. Jedenfalls wurde dieser hochfrequente Ton aus dem Nutzsignal herausgefiltert. Übrig blieb da nur noch ein stark beschränkter Effektkanal und da reichten auch die Breitbandlautsprecher. Viele 70 mm Häuser nutzten aber auch bei Todd AO diese Surroundlautsprecher, die in manchen Häusern auch in der Decke untergebracht waren oder wie beschrieben in den Seitenwänden hinter der Bespannung. In Stuttgart im Atrium gab es nur 2 Breitbandlautsprecher rechts und links hinten im Saal für den Surroundton. Der Balkon hatte überhaupt keinen Surroundsound bis ich mal in der Zwischendecke die Breitbandlautsprecher fand, die aber nicht mehr angeschlossen waren. Das habe ich natürlich dann geändert. In einem anderen Haus wurde 70 mm nur mit 4 Kanal gespielt: Halblinks/Halbrechts gab es nicht, es wurde einfach gespart. Durch Überbrückung im Tonkopf wurden diese Spuren auf Links und Rechts außen übertragen. Das gab dann manchmal tolle Löschungen, da die Bespielung der Magnettonspuren oft mit phasenverdrehten Signal vorgenommen wurden.

Geschrieben
Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde keine Ahnung.

Im Ostblock war es umgekehrt. Da konnte man auch tlw. am V V umschalten mit welcher Variante man spielt.

Gab es solch eine Umschaltung auch bei den "kapitalistischen" V V`s ??

Geschrieben

Die 12 kHz Schleuse konnte man auch ausschalten, der Pfeifton kam aber trotzdem durch. Es gab auch Kopien wo der Steuerton auch auf den Hauptspuren mit aufgespielt wurde, das war dann ein tolles Tonerlebnis. In späteren 4-Kanal Kopien wurder der Steuerton weggelassen oder aber überhaupt nur 3 Magnettonspuren auf den Film aufgebracht (Windjammer, Jesus Christ Superstar und Tommy z. B.)

Geschrieben
Vier-Kanal-Tonfilme aber sind für deutsche Kinogeher nichts Außergewöhnliches - fast jeder Cinemascope-Film arbeitet mit diesem System.

 

Und wieviele Kinos hatten damals denn schon eine 4-Kanal Installation? Von Standard kann keine Rede sein.

Durchaus war der Mehrkanal-Magnetton seit CinemaScope ein internationaler Standard, so wie auch die Verfahren Todd-AO oder Imax (letztere wurden trotz geringster Verbreitung dennoch zum internationalen Standard).

Irgendwann erreichte die Marktdurchdringung in Westeuropa oder/und USA mit 35mm-4-Kanal Magnetton-Anlagen sogar 30% aller Kinos - das genaue Jahr weiß ich nicht aus dem Kopf, es steht aber in der Literatur. Und 4-Kanal Magnetton auf 35 Millimetern konnte sich als Verfahren immerhin über 3 Jahrzehnte halten (im Gegensatz zum Dolby-A-Lichtton, zum SDDS-Ton, zum DLP-Cinema today u.a. heute sehr lautstark umworbene Verfahren, die schon morgen keiner mehr braucht, wenn doch gar keine Kinosäle mehr anmietbar sind.

 

In den Literaturen zur Kinematographie-Entwicklung ärgern mich immer wieder Statements, wie gerade zum Magnetton:

- hat sich nicht durchgesetzt

- war zu teuer und kaum verbreitet

- war störanfällig und schwerfällig handhabbar

- blätterte ab oder hatte nach wenigen Jahren der Lagerung einen irreparablen Höhenverlust etc. pp.

 

Genau! Und eben diese Effektspur machte bei CinemaScope im Gegensatz zu Todd-AO ja immer wieder große Probleme, wenn hochwertige Mehrweg-Surroundlautsprecherreihen installiert waren. Deshalb waren für den 4-Kanal-Stereoton bei CinemaScope ja auch Breitbandlautsprecher für den Effektbereich empfohlen und keine Mehrwegsysteme wie bei Todd-AO.

 

mfG

Christian

Sicherlich war die Effekttonspur auf 35mm nie eine Primärfunktion, leider. Wohl zuzuschreiben dem zeitästhethischen Verständnis von Raumklang und Tonmischung: eben ein "programmatisch" und als Akzent eines Handlungsumschwunges ins Spiel gebrachter Toneffekt, der Pferdehufen, Blitz und Donner, Wasserplätschern oder die FlyBys "hervorzauberte", aber nicht für die Langzeit-Beschallung "durchkomponiert" wurde, da er keine diegetische Funktion hatte. Anders als heute, wo mit Atmo-Sound "virtuelle Räumlichkeit" wie die "Reklame" von Omnipotenz aufgrichtet wird, hinter der sich oft wenig mehr als "Geräuschkulisse" verbirgt, gab sich das Sound-Konzept "naturalistischer". Daher "langweilen" den 50er-Jahre-Fan viele heutige Tonmischungen, wo wenig Programm, aber immerzu die Dauerclusters berieseln. Ähnlich der ständig in Bewegung und freihand agierenden Kameraführung seit Dogma-95 - und seitdem in halb Hollywood - stöhnt aus mancher neuzeitlichen Soundmischung nur der Wille zur Erregung des Adrenalyn-Haushalts, weniger der mentalen Erregung, scheint mir.

Könnte und sollte man heute die Blockbuster-Filme auch anders gestalten? In einem Moment der Kontemplation oder Konzentration, also der Ausschaltung oder der "Kadrierung des Ensembles", wie Deleuze es auszudrücken pflegte, würde wohl ein Moment des beherrschten Nachdenkens evoziert werden - und das wollen die meisten doch nicht im heutigen Eventkino nicht aufgezungen bekommen, oder? Wer hat so viel Geduld? Obwohl auch die unverbindliche "Berieselung" ja einen Zwang darstellt.

In Ermangelung verbindlicher filmischer "Aussagen" und Langzeitprojekte (im US-Kino seit Ende der 1970er Jahre) triumphiert seither der "Klangteppich", diffus und schmenhaft - und folglich wurde der Surround-Kanal auch im ideologischen Sinne massiv aufgewertet, mehrheitlich wohl aus kommerziellen und nicht aus künstlerischen Erwägungen. Wo das Bild sich unter dem Vorwand des poetischen Ausdrucks ins Diffuse zurückzieht, kann der Ton nicht plötzlich verbindlich werden.

"Jedem Bild sein Ton" - ließe sich ironisch zum Wandel in der Bild- und Tongestaltung sagen - und in die "Unverbindlichkeit" des nur flüchtig Angerissenen in der Postmoderne sind Demontagen eingelassen.

 

Unter diesem Gesichtspunkt war dieser Tonkanal in der Anfangsphase der Raumtonentwicklung im Kino durchaus auch ausreichend, da immerhin die Frontkanäle die "Last" des Bild- und Orchesterpanoramas (auch heute noch ganz unverwechselbar auf 35mm-Magnetton zu erleben) zu tragen hatten. Trotz kleiner Abstriche läuft es mir heute immer wieder kalt den Rücken herunter, sobald ich 50er Jahre Magnettonkopien auf 35mm einlege. Echter, "präsenter" Ambience Sound, der auch dem natürlichen Orchesterklang am nächsten kommt.

 

Bisweilen kritisch wurde es mit der Effekt-Spur auf 35mm eigentlich erst mit Einführung der MagOptical-Kopien, da die KS-Perforation mehr Platz in Anspruch nahm und die Effektspur "perlenschnuartig" ausdünnt wurde (Stichpunkt: Stolperton)

Ich habe solche Fragmente einer 4 Kanal Magnettonwiedergabe schon in einigen Sälen gesehen. Wendet mal den Blick nach oben. DA finden sich in alten Sälen oft noch die Breitbänder der 4 Kanalinstallation. Dicht unter der Decke und auch nicht so reichlich wie die heutigen Surroundinstallationen. Oft in die Wandverkleidung integriert.

Jens

Nicht unbedingt leistungsfähige und gegen Spitzenpegel geschützte Systeme. Aber: so wie sie installiert waren, weit oben an der Decke und als Breitbandlautsprecher, war das Schallfeld diffuser und weniger "ortbar" als mit Einführung der Dolby-Systeme und der damit verbundelten JBL 8330/40-Systeme, die zudem wie schwarze "Abhöranlagen" ausschauend die Saalarchitektur verschandelten.

Schade, man hätte die Wandaussparungen der alten Breitbandlautsprecher mit neueren Systemen weiternutzen können.

Warum wurde dies abgelehnt? Waren es nur akustische und technische Gründe, oder auch Verkaufsargumente für die JBL-Systeme? Fragen an die historisch interessierten Sound-Experten!

 

[

Bei 4-Kanal Magnetton war die Surroundspur mit einem 12 kHz Ton überlagert, der die Spur dann stumm schaltete, wenn keine Steuersignal kam. Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde oder wenigstens mit einem 35 Hz Signal, keine Ahnung. Jedenfalls wurde dieser hochfrequente Ton aus dem Nutzsignal herausgefiltert. Übrig blieb da nur noch ein stark beschränkter Effektkanal und da reichten auch die Breitbandlautsprecher. Viele 70 mm Häuser nutzten aber auch bei Todd AO diese Surroundlautsprecher, die in manchen Häusern auch in der Decke untergebracht waren oder wie beschrieben in den Seitenwänden hinter der Bespannung. [...] In einem anderen Haus wurde 70 mm nur mit 4 Kanal gespielt: Halblinks/Halbrechts gab es nicht, es wurde einfach gespart. Durch Überbrückung im Tonkopf wurden diese Spuren auf Links und Rechts außen übertragen. Das gab dann manchmal tolle [Phasenaus-]Löschungen, da die Bespielung der Magnettonspuren oft mit phasenverdrehten Signal vorgenommen wurden.

War leider in den meisten Häusern der westeuropäischen Länder der Fall (wie gut die Anlagen in der DDR instand gehalten wurden, würde mich interessieren. Durch die VEB-Filmtheaterbetriebe gab es immerhin regelmässige Wartungsperioden, bei denen zumindest die Schäden repariert wurden oder auf bescheidenem Niveau normgerecht die Anlagen herzurichten waren).

 

Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde keine Ahnung.

Im Ostblock war es umgekehrt. Da konnte man auch tlw. am V V umschalten mit welcher Variante man spielt.

Gab es solch eine Umschaltung auch bei den "kapitalistischen" V V`s ??

Hatte ich auch mit Überraschung bei der DER SCHWEIGENDE STERN bemerkt: die 12 kHz steuerten m.W. den Ruhezustand an, schaltungstechnisch umgekehrt zum Westen.

Ingesamt waren die ingenierwissenschaftlichen Leistungen und auch die Vielzahl der Formatentwicklungen in der RGW-Staaten ingeniöser und agiler als im Wilden Westen - trotz der Probleme der Umsetzungen der Ideen aufgrund der Mangelwirtschaft. Man schaute vom Westen ab, erfand etwas dazu und hatte dann die optimale Formatlösung gefunden. Ich hege davor mehr Respekt als vor Todd, Dolby, Lucas, Reisini und anderen Mischwarenverkäufern. Diese hatten durch schlechte Kompromisse in der vertikalen Diversifikation die von ihnen geschaffenen Werte untergraben und letzlich über Bord geworfen, anstatt in der Horizontalen zu bleiben und dort die Roadshow am Leben zu erhalten.

 

Die 12 kHz Schleuse konnte man auch ausschalten, der Pfeifton kam aber trotzdem durch. Es gab auch Kopien wo der Steuerton auch auf den Hauptspuren mit aufgespielt wurde, das war dann ein tolles Tonerlebnis. In späteren 4-Kanal Kopien wurder der Steuerton weggelassen oder aber überhaupt nur 3 Magnettonspuren auf den Film aufgebracht (Windjammer, Jesus Christ Superstar und Tommy z. B.)

Gut, daß daran einmal erinnert wird. Besonders die späten Fox-Filme wie ALIEN oder DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK zeigten dies. Übrigens mit hervorragenden Effektton auf 35mm! Von wegen...und das funktionierte alles nicht?

 

Lassen wir uns überraschen, welche Dolby-Digital-Ton-Kopie in 50 Jahren noch spielt, ganz zu schweigen von den Harddiscs eines Digital Cinema. Und es ist gut, daß heute in der analogen Bild-Technik höchstwertige Sicherheitsvorkehrungen auf Polyester-Material getroffen werden können, was auf Basis des Magnetbandes eigentlich auch für den Ton gelten sollte. Hier ist der Stichpunkt "Re-Analogisierung" von Priorität, nachdem man lange Zeit glaubte, auf DVDs den Sound vergangener Epochen angeblich konserviert zu haben - offenbar eine Illusion. :wink:

 

Zum Wandel der Kinorezeption hier ein Link - vielleicht ist dies die beste Reportage des Jahres zum Kino überhaupt (abzgl. der nicht so stimmigen Verklärung eher minderwertiger Kopienqualitäten):

http://www.meinews.net/bye-t72328.html?...a6c53&

Geschrieben
Durchaus war der Mehrkanal-Magnetton seit CinemaScope ein internationaler Standard, so wie auch die Verfahren Todd-AO oder Imax (letztere wurden trotz geringster Verbreitung ein internationaler Standard).

Also Imax ist ein Standard für sich selber? So kann man das auch sehen.

Dann ist ja alles immer Standard für sich selber...

Der Mehrkanal-Magnetton war nie Standard, sondern immer Ausnahme. Niemand ging je jede Woche in Mehrkanalfilme, weil es für solche Regelmäßigkeit nie genug gab. Während der Mehrkanal-Magnetton existierte, war der Standard der Mono-Lichtton. Dürfte grob geschätzt um den Faktor 300 Mal öfter vorgeführt worden sein als Mehrkanalton, egal ob 35mm oder 70mm.

 

 

In den Literaturen zur Kinematographie-Entwicklung ärgern mich immer wieder Statements, wie gerade zum Magnetton:

- hat sich nicht durchgesetzt

- war zu teuer und kaum verbreitet

- war störanfällig und schwerfällig handhabbar

- blätterte ab oder hatte nach wenigen Jahren der Lagerung einen irreparablen Höhenverlust etc. pp.

Alle diese angeführten Gründe stimmten, all diese Autoren sind ja nicht bekloppt. Irgendwelche Gründe müssen ja vorhanden gewesen sein, dass der 35mm-Magnetton Ende der 60er Jahre langsam aber sicher ins Koma fiel. Das wäre ja nicht passiert, hätte er

 

- sich durchgesetzt

- wäre er billig gewesen

- wäre er einfach zu handhaben gewesen

- hätten seine Spuren nicht oft das Laufen bekommen

 

 

Lassen wir uns überraschen, welche Dolby-Digital-Ton-Kopie in 50 Jahren noch spielt, ganz zu schweigen von den Harddiscs eines Digital Cinema.

Dieses technikfeindliche Argument wird durch ewige zwanghafte Wiederholung auch nicht besser. Elektronische Datenmigration wird seit über 50 Jahren erfolgreich gehandhabt, sie ist Teil der elektronischen Datenverarbeitung, die bekanntlich äußerst erfolgreich ist. Tatsächlich ist elektronische Datenverarbeitung ohne regelmäßige Migration schwer vorstellbar, denn irgendwoher müssen die Daten ja kommen. All das war nie ein grundlegendes Problem und wird es auch nie sein.

 

 

Und 4-Kanal Magnetton auf 35 Millimetern konnte sich als Verfahren immerhin über 3 Jahrzehnte halten (im Gegensatz zum Dolby-A-Lichtton, zum SDDS-Ton, zum DLP-Cinema (...).

Im Verhältnis zu der Zahl von Mono-Lichtton-Vorführungen war der 4-Kanal-Magnetton seit Ende der 60er so gut wie scheintod. Wenn ich hier die Liste der Mono-Lichtton-Filme von 1953 bis 1980 posten würde, dann würde der Server in die Knie gehen. Die Liste der 4-Kanal-Magnettonfilme 1953-1980 wäre etwas überschaubarer... Und technische Entwicklungen müssen auch nicht ewig halten, sie müssen bloß so lange erfolgreich sein, bis etwas Besseres kommt. Schließlich fahren wir auch keine Autos mehr von 1953.

 

 

 

Echter, "präsenter" Ambience Sound, der auch dem natürlichen Orchesterklang am nächsten kommt.

??? Einfach mal wieder ein Orchester live besuchen, dann wird schnell klar, warum man seit langer Zeit Orchesteraufnamen digital und nicht mehr analog aufnimmt. Karajan sagte 1981, bei Einführung der CD (deren Entwicklung er maßgeblich gefördert hatte): "Alles andere ist wie Gaslicht". Und der musste es ja wohl wissen...

Geschrieben

Bei 4-Kanal Magnetton war die Surroundspur mit einem 12 kHz Ton überlagert, der die Spur dann stumm schaltete, wenn keine Steuersignal kam. Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde oder wenigstens mit einem 35 Hz Signal, keine Ahnung.

 

Vermutlich aufgrund der Kopfspiegelresonanzen die bei solchen Transportgeschwindigkeiten des Magnetbandes unvermeidlich sind und eine Steuerung bei niedrigen Frequenzen zur Glückssache machen würden.

 

Jedenfalls wurde dieser hochfrequente Ton aus dem Nutzsignal herausgefiltert. Übrig blieb da nur noch ein stark beschränkter Effektkanal und da reichten auch die Breitbandlautsprecher.

 

Und waren vorteilhaft, denn das 12kHz Signal war bei hohen Lautstärken und hochwertigen Lautsprechern im Seiten bzw. Umgebungsbereich durchaus hörbar.

 

Es gab auch Kopien wo der Steuerton auch auf den Hauptspuren mit aufgespielt wurde, das war dann ein tolles Tonerlebnis.

 

Kannst Du Dich noch an Titel erinnern wo man das so gehandhabt hat?

 

mfG

Christian

Geschrieben

 

Im Verhältnis zu der Zahl von Mono-Lichtton-Vorführungen war der 4-Kanal-Magnetton seit Ende der 60er so gut wie scheintod. Wenn ich hier die Liste der Mono-Lichtton-Filme von 1953 bis 1980 posten würde, dann würde der Server in die Knie gehen. Die Liste der 4-Kanal-Magnettonfilme 1953-1980 wäre etwas überschaubarer...

 

4-kanal-magnetton kann sich hervorragend anhören, keine frage, war aber auch zu seinen "hoch"zeiten nie ein massenformat gewesen (leider).

 

die anzahl der filmtheater, die 4-kanal-magnetton fähig waren, lag unter 10%.

Geschrieben

Kannst Du Dich noch an Titel erinnern wo man das so gehandhabt hat?

Ich erinnere mich an "Gottseidank es is Freitag".

Vermutlich aufgrund der Kopfspiegelresonanzen die bei solchen Transportgeschwindigkeiten des Magnetbandes unvermeidlich sind und eine Steuerung bei niedrigen Frequenzen zur Glückssache machen würden.

Ich meinte es wäre besser gewesen 12 Khz zum Ausschalten der Spur zu benützen, wie es scheinbar in der DDR war wie man gelesen hat.

Der Mehrkanal-Magnetton war nie Standard, sondern immer Ausnahme.

So sehe ich das auch, nach relativ kurzer Zeit haben die Kleinstadtkinos, die mit 4-Kanal ausgerüstet waren nur noch Lichtton gespielt. Dafür 1800 m Trommeln angebracht und bei den Verleihmieten gespart. Wenn allerdings die Zuschauer wieder weggegangen wären, weil eben nicht Magnetton (obwohl vorhanden und auch lieferbar ) gespielt wurde oder auch nicht in 70 mm, dann hätte möglicherweise diese Technik länger überlebt.

Geschrieben
Ich meinte es wäre besser gewesen 12 Khz zum Ausschalten der Spur zu benützen, wie es scheinbar in der DDR war wie man gelesen hat.

 

Naja hast ja auch von 35Hz als Steuersignal geschrieben und das hätte wegen des Kopfspiegelproblems wohl auch nicht funktioniert.

 

mfG

Christian

Geschrieben
Vier-Kanal-Tonfilme aber sind für deutsche Kinogeher nichts Außergewöhnliches - fast jeder Cinemascope-Film arbeitet mit diesem System.

 

Und wieviele Kinos hatten damals denn schon eine 4-Kanal Installation? Von Standard kann keine Rede sein.

Durchaus war der Mehrkanal-Magnetton seit CinemaScope ein internationaler Standard, so wie auch die Verfahren Todd-AO oder Imax (letztere wurden trotz geringster Verbreitung dennoch zum internationalen Standard).

Irgendwann erreichte die Marktdurchdringung in Westeuropa oder/und USA mit 35mm-4-Kanal Magnetton-Anlagen sogar 30% aller Kinos - das genaue Jahr weiß ich nicht aus dem Kopf, es steht aber in der Literatur. Und 4-Kanal Magnetton auf 35 Millimetern konnte sich als Verfahren immerhin über 3 Jahrzehnte halten (im Gegensatz zum Dolby-A-Lichtton, zum SDDS-Ton, zum DLP-Cinema today u.a. heute sehr lautstark umworbene Verfahren, die schon morgen keiner mehr braucht, wenn doch gar keine Kinosäle mehr anmietbar sind.

 

In den Literaturen zur Kinematographie-Entwicklung ärgern mich immer wieder Statements, wie gerade zum Magnetton:

- hat sich nicht durchgesetzt

- war zu teuer und kaum verbreitet

- war störanfällig und schwerfällig handhabbar

- blätterte ab oder hatte nach wenigen Jahren der Lagerung einen irreparablen Höhenverlust etc. pp.

 

Genau! Und eben diese Effektspur machte bei CinemaScope im Gegensatz zu Todd-AO ja immer wieder große Probleme, wenn hochwertige Mehrweg-Surroundlautsprecherreihen installiert waren. Deshalb waren für den 4-Kanal-Stereoton bei CinemaScope ja auch Breitbandlautsprecher für den Effektbereich empfohlen und keine Mehrwegsysteme wie bei Todd-AO.

 

mfG

Christian

Sicherlich war die Effekttonspur auf 35mm nie eine Primärfunktion, leider. Wohl zuzuschreiben dem zeitästhethischen Verständnis von Raumklang und Tonmischung: eben ein "programmatisch" und als Akzent eines Handlungsumschwunges ins Spiel gebrachter Toneffekt, der Pferdehufen, Blitz und Donner, Wasserplätschern oder die FlyBys "hervorzauberte", aber nicht für die Langzeit-Beschallung "durchkomponiert" wurde, da er keine diegetische Funktion hatte. Anders als heute, wo mit Atmo-Sound "virtuelle Räumlichkeit" wie die "Reklame" von Omnipotenz aufgrichtet wird, hinter der sich oft wenig mehr als "Geräuschkulisse" verbirgt, gab sich das Sound-Konzept "naturalistischer". Daher "langweilen" den 50er-Jahre-Fan viele heutige Tonmischungen, wo wenig Programm, aber immerzu die Dauerclusters berieseln. Ähnlich der ständig in Bewegung und freihand agierenden Kameraführung seit Dogma-95 - und seitdem in halb Hollywood - stöhnt aus mancher neuzeitlichen Soundmischung nur der Wille zur Erregung des Adrenalyn-Haushalts, weniger der mentalen Erregung, scheint mir.

Könnte und sollte man heute die Blockbuster-Filme auch anders gestalten? In einem Moment der Kontemplation oder Konzentration, also der Ausschaltung oder der "Kadrierung des Ensembles", wie Deleuze es auszudrücken pflegte, würde wohl ein Moment des beherrschten Nachdenkens evoziert werden - und das wollen die meisten doch nicht im heutigen Eventkino nicht aufgezungen bekommen, oder? Wer hat so viel Geduld? Obwohl auch die unverbindliche "Berieselung" ja einen Zwang darstellt.

In Ermangelung verbindlicher filmischer "Aussagen" und Langzeitprojekte (im US-Kino seit Ende der 1970er Jahre) triumphiert seither der "Klangteppich", diffus und schmenhaft - und folglich wurde der Surround-Kanal auch im ideologischen Sinne massiv aufgewertet, mehrheitlich wohl aus kommerziellen und nicht aus künstlerischen Erwägungen. Wo das Bild sich unter dem Vorwand des poetischen Ausdrucks ins Diffuse zurückzieht, kann der Ton nicht plötzlich verbindlich werden.

"Jedem Bild sein Ton" - ließe sich ironisch zum Wandel in der Bild- und Tongestaltung sagen - und in die "Unverbindlichkeit" des nur flüchtig Angerissenen in der Postmoderne sind Demontagen eingelassen.

 

Unter diesem Gesichtspunkt war dieser Tonkanal in der Anfangsphase der Raumtonentwicklung im Kino durchaus auch ausreichend, da immerhin die Frontkanäle die "Last" des Bild- und Orchesterpanoramas (auch heute noch ganz unverwechselbar auf 35mm-Magnetton zu erleben) zu tragen hatten. Trotz kleiner Abstriche läuft es mir heute immer wieder kalt den Rücken herunter, sobald ich 50er Jahre Magnettonkopien auf 35mm einlege. Echter, "präsenter" Ambience Sound, der auch dem natürlichen Orchesterklang am nächsten kommt.

 

Bisweilen kritisch wurde es mit der Effekt-Spur auf 35mm eigentlich erst mit Einführung der MagOptical-Kopien, da die KS-Perforation mehr Platz in Anspruch nahm und die Effektspur "perlenschnuartig" ausdünnt wurde (Stichpunkt: Stolperton)

Ich habe solche Fragmente einer 4 Kanal Magnettonwiedergabe schon in einigen Sälen gesehen. Wendet mal den Blick nach oben. DA finden sich in alten Sälen oft noch die Breitbänder der 4 Kanalinstallation. Dicht unter der Decke und auch nicht so reichlich wie die heutigen Surroundinstallationen. Oft in die Wandverkleidung integriert.

Jens

Nicht unbedingt leistungsfähige und gegen Spitzenpegel geschützte Systeme. Aber: so wie sie installiert waren, weit oben an der Decke und als Breitbandlautsprecher, war das Schallfeld diffuser und weniger "ortbar" als mit Einführung der Dolby-Systeme und der damit verbundelten JBL 8330/40-Systeme, die zudem wie schwarze "Abhöranlagen" ausschauend die Saalarchitektur verschandelten.

Schade, man hätte die Wandaussparungen der alten Breitbandlautsprecher mit neueren Systemen weiternutzen können.

Warum wurde dies abgelehnt? Waren es nur akustische und technische Gründe, oder auch Verkaufsargumente für die JBL-Systeme? Fragen an die historisch interessierten Sound-Experten!

 

[

Bei 4-Kanal Magnetton war die Surroundspur mit einem 12 kHz Ton überlagert, der die Spur dann stumm schaltete, wenn keine Steuersignal kam. Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde oder wenigstens mit einem 35 Hz Signal, keine Ahnung. Jedenfalls wurde dieser hochfrequente Ton aus dem Nutzsignal herausgefiltert. Übrig blieb da nur noch ein stark beschränkter Effektkanal und da reichten auch die Breitbandlautsprecher. Viele 70 mm Häuser nutzten aber auch bei Todd AO diese Surroundlautsprecher, die in manchen Häusern auch in der Decke untergebracht waren oder wie beschrieben in den Seitenwänden hinter der Bespannung. [...] In einem anderen Haus wurde 70 mm nur mit 4 Kanal gespielt: Halblinks/Halbrechts gab es nicht, es wurde einfach gespart. Durch Überbrückung im Tonkopf wurden diese Spuren auf Links und Rechts außen übertragen. Das gab dann manchmal tolle [Phasenaus-]Löschungen, da die Bespielung der Magnettonspuren oft mit phasenverdrehten Signal vorgenommen wurden.

War leider in den meisten Häusern der westeuropäischen Länder der Fall (wie gut die Anlagen in der DDR instand gehalten wurden, würde mich interessieren. Durch die VEB-Filmtheaterbetriebe gab es immerhin regelmässige Wartungsperioden, bei denen zumindest die Schäden repariert wurden oder auf bescheidenem Niveau normgerecht die Anlagen herzurichten waren).

 

Warum das nicht umgekehrt gemacht wurde keine Ahnung.

Im Ostblock war es umgekehrt. Da konnte man auch tlw. am V V umschalten mit welcher Variante man spielt.

Gab es solch eine Umschaltung auch bei den "kapitalistischen" V V`s ??

Hatte ich auch mit Überraschung bei der DER SCHWEIGENDE STERN bemerkt: die 12 kHz steuerten m.W. den Ruhezustand an, schaltungstechnisch umgekehrt zum Westen.

Ingesamt waren die ingenierwissenschaftlichen Leistungen und auch die Vielzahl der Formatentwicklungen in der RGW-Staaten ingeniöser und agiler als im Wilden Westen - trotz der Probleme der Umsetzungen der Ideen aufgrund der Mangelwirtschaft. Man schaute vom Westen ab, erfand etwas dazu und hatte dann die optimale Formatlösung gefunden. Ich hege davor mehr Respekt als vor Todd, Dolby, Lucas, Reisini und anderen Mischwarenverkäufern. Diese hatten durch schlechte Kompromisse in der vertikalen Diversifikation die von ihnen geschaffenen Werte untergraben und letzlich über Bord geworfen, anstatt in der Horizontalen zu bleiben und dort die Roadshow am Leben zu erhalten.

 

Die 12 kHz Schleuse konnte man auch ausschalten, der Pfeifton kam aber trotzdem durch. Es gab auch Kopien wo der Steuerton auch auf den Hauptspuren mit aufgespielt wurde, das war dann ein tolles Tonerlebnis. In späteren 4-Kanal Kopien wurder der Steuerton weggelassen oder aber überhaupt nur 3 Magnettonspuren auf den Film aufgebracht (Windjammer, Jesus Christ Superstar und Tommy z. B.)

Gut, daß daran einmal erinnert wird. Besonders die späten Fox-Filme wie ALIEN oder DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK zeigten dies. Übrigens mit hervorragenden Effektton auf 35mm! Von wegen...und das funktionierte alles nicht?

 

Lassen wir uns überraschen, welche Dolby-Digital-Ton-Kopie in 50 Jahren noch spielt, ganz zu schweigen von den Harddiscs eines Digital Cinema. Und es ist gut, daß heute in der analogen Bild-Technik höchstwertige Sicherheitsvorkehrungen auf Polyester-Material getroffen werden können, was auf Basis des Magnetbandes eigentlich auch für den Ton gelten sollte. Hier ist der Stichpunkt "Re-Analogisierung" von Priorität, nachdem man lange Zeit glaubte, auf DVDs den Sound vergangener Epochen angeblich konserviert zu haben - offenbar eine Illusion. :wink:

 

Zum Wandel der Kinorezeption hier ein Link - vielleicht ist dies die beste Reportage des Jahres zum Kino überhaupt (abzgl. der nicht so stimmigen Verklärung eher minderwertiger Kopienqualitäten):

http://www.meinews.net/bye-t72328.html?...a6c53&

 

Oh.. je... Anno 1927

Geschrieben
Außerdem funktioniert das mit dem kurzen 12kHz Signal fürs Ein- und Ausschalten ohnehin nicht, da die Prints nach zahlreichen Einsätzen (vor allem früher) nicht mehr vollständig waren. Wenn also eine Einschaltstelle fehlt, dann gibts bei der Szene auch keinen Surroundkanal. Oder es fehlt die Abschaltstelle.
Das funktionierte nicht nach dem Prinzip des Verkehrsfunks. Und darin dürfte auch der Grund liegen, weshalb nicht die "Ruhephase" geschaltet wurde: Gerade an stillen Stellen wäre ein (leises) dauerndes Pfeifen zu hören, bei gelegentlichen Störungen mit kurzeitigem Ansteigen des Rauschpegels verbunden.

Der Saalkanal hieß "Effektkanal" und wurde hauptsächlich für Gewitter, Hubschrauber etc. genutzt. Da störten 12 KHz weniger.

Geschrieben
Das funktionierte nicht nach dem Prinzip des Verkehrsfunks. Und darin dürfte auch der Grund liegen, weshalb nicht die "Ruhephase" geschaltet wurde: Gerade an stillen Stellen wäre ein (leises) dauerndes Pfeifen zu hören, bei gelegentlichen Störungen mit kurzeitigem Ansteigen des Rauschpegels verbunden.

Der Saalkanal hieß "Effektkanal" und wurde hauptsächlich für Gewitter, Hubschrauber etc. genutzt. Da störten 12 KHz weniger.

 

Bitte den ganzen Thread durchlesen und (erst) dann mitdiskutieren. :wink:

 

mfG

Christian

Geschrieben
Deshalb waren für den 4-Kanal-Stereoton bei CinemaScope ja auch Breitbandlautsprecher für den Effektbereich empfohlen und keine Mehrwegsysteme wie bei Todd-AO

Bei 4-Kanal Magnetton war die Surroundspur mit einem 12 kHz Ton überlagert, der die Spur dann stumm schaltete, wenn keine Steuersignal kam.

 

Leider nicht nach deutscher Norm: Hier schaltete der 12 kHz Ton das Signal aus. Bei KLangfilm Anlagen konnte man z.B. über eine Brücke wählemn, ob der Film in US oder Dt Tonkonfiguration vorlag.

Die 12 kHz Steuerspur wurde später ganz fallen gelassen.

Wenn jedoch mit Steuerspur, dann war der deutsche Ansatz der einzig richtige.

 

 

Stefan

Geschrieben
Bitte den ganzen Thread durchlesen und (erst) dann mitdiskutieren. :wink:
Hatte ich eigentlich. Es wurde immer von einem durchgehenden Steuerton gesprochen. Nur bei @Christian_Mueller gab es den Hinweis auf ein kurzes 12 KHz Signal zum Ein- und Ausschalten.
Geschrieben

Die 12 kHz Steuerspur wurde später ganz fallen gelassen.

 

Und die schmale Magnetspur hat dann die ganze Zeit gerauscht wie die Hölle. Deshalb hat man wohl auch immer mehr Effektgeräusche eingesetzt, damit das starke Rauschen nicht so auffällt...

Geschrieben
Bitte den ganzen Thread durchlesen und (erst) dann mitdiskutieren. :wink:
Hatte ich eigentlich. Es wurde immer von einem durchgehenden Steuerton gesprochen. Nur bei @Christian_Mueller gab es den Hinweis auf ein kurzes 12 KHz Signal zum Ein- und Ausschalten.

 

Sorry, war mein Fehler. :wink:

 

mfG

Christian

Geschrieben

Also Imax ist ein Standard für sich selber? So kann man das auch sehen.

Dann ist ja alles immer Standard für sich selber...

Der Mehrkanal-Magnetton war nie Standard, sondern immer Ausnahme. Niemand ging je jede Woche in Mehrkanalfilme, weil es für solche Regelmäßigkeit nie genug gab. Während der Mehrkanal-Magnetton existierte, war der Standard der Mono-Lichtton. Dürfte grob geschätzt um den Faktor 300 Mal öfter vorgeführt worden sein als Mehrkanalton, egal ob 35mm oder 70mm.

Fraglos hatte der Mono-Lichtton immer die Dominanz gegenüber allen stereophonischen Verfahren - in der historischen Spanne bis heute.

Beim umgangssprachlichen Gebrauch des Begriffs "Standard" entstehen Mißverständnisse.

Ich bezog es

a) auf die herrschende Theaterpraxis, wonach in jener Dekade das Gros des Geschäfts mit den Breitwandfilmen bei magnetischen Kopien lag und

b) der 4-Kanal Magnetton als Sound-Format von der SMPTE genormt wurde. Der Standard wurde - wie viele Standards - später zurückgezogen:

 

The March 1957 SMPTE Journal has PH22.104-1957, the standard for 2.55:1 anamorphic (no optical track), with an aperture size of 0.912 X 0.715 inches. Notice of withdrawal of this standard was in the January 1964 Journal.

 

Aus: http://www.widescreenmuseum.com/widescr...rtures.htm

 

Was stünde nun für sich selber, und was für andere da?

 

CinemaScope-Magnetton war zwar verbreiteter und langlebiger als Digital Cinema, aber gleichermaßen ruinös. R.M. Hayes schreibt:

 

CinemaScope an the other wide screen processes did not save the industry. Despite what you've read elsewhere, CinemaScope and stereophonic sound were a blessing to only a third or so of the existing theaters in the early fifties - those that could absorb the high expense of adding the new screen technologies. Most neighborhood theaters, depleted of their audience by television, only dug their own graves more quickly by shelling out thousands of dollars for new equipment

[...] CinemaScope's impact was also deadened by the quick adoption of cropped wide screen. [man vgl. heute: 2k-DLP versus 4k-SRXD].

 

Quelle: Carr, Robert E./Hayes, R.M.: Wide Screen Movies - A History and Filmography of Wide Gauge Filmmaking. Darin: III: The Anamorphic Processes {S. 57-143}. Dort: CinemaScope. {S. 57-65}. Jefferson: McFarland Press 1988. S. 64

 

20th Century-Fox verzeichnete jedoch 1954 ein Umsatzplus von 400 % gegenüber dem Vorjahr.

 

Kannst Du Dich noch an Titel erinnern wo man das so gehandhabt hat?

 

mfG

Christian

Als ich CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND in der Hand hatte, gab es einen 12 Khz-Ton im Effektkanal, was bei 70mm unüblich ist.

 

die anzahl der filmtheater, die 4-kanal-magnetton fähig waren, lag unter 10%.

Quelle? VdF, HDF, ein Mentor?

Außerdem funktioniert das mit dem kurzen 12kHz Signal fürs Ein- und Ausschalten ohnehin nicht, da die Prints nach zahlreichen Einsätzen (vor allem früher) nicht mehr vollständig waren. Wenn also eine Einschaltstelle fehlt, dann gibts bei der Szene auch keinen Surroundkanal. Oder es fehlt die Abschaltstelle.
Das funktionierte nicht nach dem Prinzip des Verkehrsfunks. Und darin dürfte auch der Grund liegen, weshalb nicht die "Ruhephase" geschaltet wurde: Gerade an stillen Stellen wäre ein (leises) dauerndes Pfeifen zu hören, bei gelegentlichen Störungen mit kurzeitigem Ansteigen des Rauschpegels verbunden.

Der Saalkanal hieß "Effektkanal" und wurde hauptsächlich für Gewitter, Hubschrauber etc. genutzt. Da störten 12 KHz weniger.

Auf die "programmatische" Funktion des Effektkanals geht auch Herbert Tümmel in B&T 1953 ein: er erwähnt überdies noch die Schritte von Protagonisten, die noch nicht im Bildgeschehen stünden und sich erst ankündigten, was man heute als den diegetischen Ton aus dem Off bezeichnet.

Die 12 KHz hatten nach meinem Verständnis zu keiner Zeit zu stören, wenn die Filter richtig eingestellt und bemessen waren.

Ein für mich erstmals auffälliges Handicap entstand mit Verbreitung der Dolby-MPU-1-Einheiten, in denen die Filter auf der Cat. 96 unzureichend arbeiteten. Der interessanteste Part einer Berlinale-Retrospektive wurde somit 1993 massiv gestört: die Gästen guckten ständig zu den JBL-8330-Speakern an der Seitenwand des 'FpBln', was mir bewies, dass es mit traditioneller Kinotechnik nur noch bergab gehen konnte.

Bei älteren Röhrenverstärkern von Philips und Klangfilm war der Schleusenton nie vernehmbar.

 

Zu seiner Zeit funktionierte das Verfahren einwandfrei bei sachgemäßem Umgang mit den Kopien und Verstärkern. Dasselbe wie heute, wo die Ausschussrate aber der DD-Kopien weit höher liegt als die damaligen gelegentlichen Fehlfabrikationen von Magnettonkopien (zu dünne Paste, falsche eingestellte Ventile).

 

Die 12 kHz Steuerspur wurde später ganz fallen gelassen.

Wenn jedoch mit Steuerspur, dann war der deutsche Ansatz der einzig richtige.

 

 

Stefan

Aufgrund rauschärmerer Mischverstärker und hochwertigerer Magnetitpisten. Das Verfahren wäre heute state-of-the-art: noch vor sämtlichen digitalen Tonsystemen des Kinos.

Auch die Idee, einen Tonkanal in der Ruhephase ganz wegzuschalten, finde ich noch heute faszinierend. So manche Endstufe rauscht weiter vor sich hin. Wenn man sie nicht braucht, dann schalte man sie aus. :wink:

Die 12 kHz Steuerspur wurde später ganz fallen gelassen.

 

Und die schmale Magnetspur hat dann die ganze Zeit gerauscht wie die Hölle. Deshalb hat man wohl auch immer mehr Effektgeräusche eingesetzt, damit das starke Rauschen nicht so auffällt...

Auf meinen Kopien rauscht sie nur ganz wenig. Wer einmal hier in der Region ist, dem zeige ich eine 4-Kanal-Magnettonkopie von DIE GLADIATOREN. Es rauscht dort weniger allemal als das lästige Knistern bei Dolby-A-Kopien in den Anfangsjahren selbst bei nagelneuen Kopien: man musste sich in der Anfangszeit von Dolby die Ohren zuhalten, wie bereits Johannes Webers ("Handbuch der Film- und Videotechnik") zurecht reklamierte.

 

Mich ärgern diese Herabsetzungen des konventionellen Magnettons, wenn sie sich nur auf die schlechten Vorkommnisse beschränken, und die schändlichsten Vorkommnisse sind heute Fachartikel und Diplomarbeiten über die Sound-Verfahren, in denen ein Autor vom anderen abschreibt, insbesonderen die Mißstände noch weiter ausschmückt, um sich als kritischen Geist hervorzutun.

Fast keiner dieser Schreiberlinge hat doch je eine zeitgenössische Kopie im authentischen Ambiente gesehen oder gehört.

Das sind dieselben Schreibtischtäter, die derzeit die Filmverfahren in den Schmutz ziehen, um sich am Hype des HDTV-Roll-outs postmodern in Szene zu setzen.

 

Oder war Dein Erlebnis von STAR WARS in 4-Kanal Magnetton im 'Gartenbau' seinerzeit so eklatant depravierend ?

 

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