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IN DIESER WOCHE VOR 112 JAHREN ...


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Geschrieben

Aus dem 2001 (Versand) Newsletter:

 

IN DIESER WOCHE VOR 112 JAHREN FAND DIE ERSTE ÖFFENTLICHE

KINOVORSTELLUNG STATT. Im Pariser Grand Cafe zeigten die Brueder

Lumiere mit ihrem Kinematografen 11 komödiantische Slapstick-Kurz-

Streifen, Gesamtspieldauer 20 Minuten: Die Veranstaltung gilt als

GEBURTSSTUNDE DES KINOS.

 

 

.

Geschrieben

Moin,

zu diesem Thema fällt mir nur der Film "Die Gebrüder Skladanowsky" von Wenders ein. Er spielt zwar einige Wochen später, ist aber trotzdem sehr sehenswert und auch noch im Verleih erhältlich.

Geschrieben

Europa Cinemas hatte für das Jubiläum "100 Jahre Kino" die erste Vorstellung der Lumières anhand erhaltener Filmsequenzen rekonstruiert - auf sehr nette Art, mit nachgestellten Einlegepausen etc., in der deutschen Version mit Bruno Ganz als "Rekommandeur" aus dem Off.

Geschrieben
IN DIESER WOCHE VOR 112 JAHREN FAND DIE ERSTE ÖFFENTLICHE

KINOVORSTELLUNG STATT.

 

Nein, das ist so nicht richtig, aus zwei Gründen.

Erstens: Was damals stattfand, war eine Filmvorführung, keine Kinovorstellung. Bevor man das Kino erfindet, muss man erst mal eine Vorstellung von Kino haben, und das hatte naturgemäß keiner der Filmpioniere und das Publikum schon gar nicht. Kino, was wir heutzutage darunter verstehen, entstand daher erst in den zwei Jahrzehnten nach den ersten Filmvorführungen. Daher natürlich auch keine Rede von "der Geburtsstunde des Kinos".

 

Zweitens: Moderne Filmhistoriker legen sich im Gegensatz zu den Filmhistorikern früherer Zeiten kaum mehr fest, wer wann wo die "erste öffentliche Filmvorführung" stattfinden ließ. Die damaligen Übergänge waren dafür einfach zu fließend. Für eine Festlegung müsste man daher erst mal genau definieren, was eine (frühe) Filmvorführung ausmachte und was nicht, und da kommt man durch die fließenden Übergänge der Anfänge der Filmgeschichte regelmäßig ins Schleudern. Es gibt daher mittlerweile in der modernen seriösen Forschung keine allgemeingültige Definition der "ersten Filmvorführung" mehr. Natürlich gibt es sehr wohl individuelle Definitionen, aber die sind halt technisch und entwicklungsgeschichtlich alle angreifbar. Aber natürlich ist diese vorsichtige Abwägung der damaligen Geschehnisse für Journalisten nicht plakativ genug, daher werden wir also auch die nächsten hundert Jahre regelmäßig sehen, wie diese Jubiläumssau immer wieder aufs neue durchs mediale Dorf getrieben wird.

Geschrieben

@brillo: jetzt bleib mal locker, mensch ob es die erste filmvorführung oder die erste kinovorführung war, in unserer branche sieht man dieses ereignis als die geburt des kinos bzw. kinofilms an und das soll auch so bleiben. ob man mittlerweile sich nicht mehr sicher ist ob es die erste war oder nicht ist in solch einem moment relativ egal, finde ich jedenfalls und was da vor 112 jahren genau gelaufen ist, kann man nicht mehr recherieren.

 

ich find es schade, da nicht dabeigewesen zu sein, denn es war damals sicher absolut atemberaubend

 

also immer locker bleiben und nicht korinthen kacken :lol: 8) :lol:

guten rutsch an alle

Geschrieben

Auf den Seiten des Deutschen Filmmuseums steht es genauer:

 

Der 28. Dezember 1895, an dem die Brüder Lumière in Paris ihre kurzen Filme mit 16 Bildern pro Sekunde erstmals vor zahlendem Publikum vorführten, gilt als Geburtsstunde des Films.

 

unter Museumspädagogik - Schule des Sehens - FILMANALYSE IM KINO

 

 

.

Geschrieben
Recht inakzeptable Historiographie.

Manche Museen gerieren sich seit der Jahrtausendwende ohnedies mehr als Film- oder Video- denn als Filmmuseum. :roll:

 

wieso inakzeptabel? einfach nur eine negative aussage hinwerfen - gibt ein schwaches bild für den autor ab - aber warum wundert das mich nicht :?: :!: :?:

Geschrieben

Gibt eine 1943er Festschrift: 50 Jahre Deutscher Film...

... also 1893! :D

 

Wenn es wirklich interessant ist, wann, dann sollte man auf Quellen der Zeit, eventuell der 1920 er zurückgreifen, wo damals noch lebende Pioniere wie Guido Seeber ganz gut den historischen Ablauf schildern können. wie z.B, in damaligen Ausgaben von Filmtechnischen Zeitschriften geschehen.

 

Bitte nicht auf Zweitliteratur und heutige Museumsangaben vertrauen.

 

Stefan

Geschrieben

Nun ja, ich wollte keine filmhistorische Debatte auslösen, ist hier sowieso nicht der richtige Ort dafür. Man will auch nicht immer bei Adam und Eva anfangen. Pepu zum Beispiel fühlt sich offenbar sprachlich überfordert vom Unterschied zwischen Kinovorführung/Filmvorführung. Ist für ihn halt alles irgendwie das gleiche. Na ja, und das ist dann zwangsläufig schon das Ende einer nennenswerten Diskussion. Eine eigene Meinung zu diesem Thema ("112 Jahre Film") hat er leider nicht, sondern verweist auf "unsere Branche". Als wenn Branchenmeinungen historische Relevanz hätten. Falls ja, behauptet demnächst die Getränkebranche, die Welt erschaffen zu haben.

Wenn Pepu wie ich 1995 in der Gala der Filmfestspiele gesessen hätte, hätte er immerhin erlebt, wie frenetisch "unsere Branche" damals zum 100jährigen Jubiläum die restaurierten Filme von Skladanowsky bejubelt hatte. Ob zu Recht oder zu Unrecht, ist eine ganz andere Frage.

Davon abgesehen, "unsere Branche" feiert in den USA wiederum ein ganz anderes Datum, nämlich Edisons Kinetoscope usw. Hat sich also nichts mit einer einheitlichen Meinung der Branche, Pepu. Aber so ist das, wenn man glaubt, für Branchen sprechen zu können...

 

Wie bei jedem Thema: Es reicht nun mal nicht, eine eigene Meinung zu haben, man muss sie auch begründen können.

Geschrieben

@brillo:

ich fühle mich sicher nicht sprachlich überfordert zwecks film- oder kinovorführung. eine filmvorführung vor zahlendem publikum ist für mich eine kinovorführung.

sicher ist auch, das man darum streitet, ob die erste filmvorführung vor zahlendem publikum durch die gebrüder skladanowsky am 1.11.1895 im berliner wintergarten stattfand oder durch die gebrüder lumiere am 28.12.1895 im Grand Café in Paris. bei beiden zahlten die leute dafür. für die brüder skladanowsky spricht, das der berliner wintergarten ein variete war. beide zähle ich als erste kinovorstellung.

die erste öffentliche filmvorführung soll nach heutigem wissensstand am 5. februar 1894 in manhattan statt, veranstaltet durch jean-aime le roy. von der ist aber nichts bekannt, ob es eintritt gekostet hat. edison hat dieses verfahren gekauft und dann als kinetograph verkauft.

das "die branche" in den ländern unterschiedliche meinung ist, ist doch ganz logisch - und das ist einfach nationalitätenbedingt. wenn ich von "branche" spreche, meine ich natürlich die deutsche und bin auch davon ausgegangen, dass das jeder kapiert - denkfehler von mir, daher danke an dich, brillo, das du mich in deiner netten art hingewiesen hast.

Geschrieben

Hallo

 

Tut mir leid, Skladanowsky, kann ich nicht akzeptieren, die sind garantiert nicht die ersten, das war zwar eine großartige Leistung eines ländlichen Gastwirtes (betrachtet man dessen Kenntnisse und Möglichkeiten zur Apparatefertigung in 1894) aus Panckow bei Berlin, die Nebelbildmaschine zu bauen, doch Film oder gar bezahltes Kino ist diese Nebennummer eines Varietetheaters nie gewesen, bestenfalls Serienbilder in kaum wahrnehmbarer Stärke.

Skladanowsky selber versuchte ca. 25 Jahre später sich in den Vordergrund zu drängen, und genau jene Äußerungen dienen dann heute als Urquellhinweise.

 

Ich kann hier immer nur auf den wirklich guten Aufsatz von Seeber (*22.06.1879 Karl-Marx-Stadt; †02.07.1940 Berlin) verweisen, der als lebender Zeitzeuge und Fachmann erster Güte 1929 relativ genau die tatsächliche Abfolge wiederzugeben wußte, und besonders die Skladonowskyschen Manipulationsversuche und die gebotenen Nebelbilder des Wintergartens als tatsächlicher Fachmann dieser Zeit die Veranstaltung richtig zu kommentieren wußte.

 

Die gebrüder lumiere am 28.12.1895 im Grand Café in Paris sind eine Möglichkeit, der aber weltweit verschiedenste Vorführungen sogar Jahre vorher vorausgehen, aber nicht alle gegen Entgelt...

 

Stefan

Geschrieben

Ja, diese Skladanowsky-Diskussion hatten wir doch schon, glaube nicht, das wir da weiter kommen. Mir geht es auch gar nicht um die Festlegung, wer denn nun wann der erste war, weil ich nicht glaube, das es einen "Ersten" im Sinne gab, hoppla, ich habe eben den Film erfunden. Wenn man sich eine Weile mit der Entstehungsgeschichte des Films beschäftigt hat, wird diese Frage auch ziemlich uninteressant, viel wichtiger ist die dann folgende weitere Entwicklung des Films bis ungefähr 1915. Die frühen Filmpioniere lieferten jedenfalls um 1895 alle höchst unfertige Produkte ab, auch die Lumieres 1895 im Grand Cafe. Deren Greifersystem war nicht geeignet, um dem Film eine besonders hoffnungsvolle Perspektive zu bieten, weil die damaligen Kopien damit nur wenige Vorführungen überlebten und dann die Perforation zerschreddert war. Die Vorführung der Lumieres war natürlich trotzdem ein Meilenstein der Filmgeschichte, vielleicht der wichtigste. Übrigens haben die Lumieres sich öfters dagegen gewehrt (wenn auch erfolglos), als "Die Erfinder des Films" bezeichnet zu werden, sie lehnten diese Einschätzung ab, weil sie sich als Teil einer Entwicklung sahen.

 

Nichtsdestotrotz noch einige Korrekturen zu Stefans Skladanowsky-Anmerkungen.

(...) doch Film oder gar bezahltes Kino ist diese Nebennummer eines Varietetheaters nie gewesen,

Es war keine Nebennummer, sondern die Schlussnummer. Wer sich im Variete auskennt, weiß, das man als Variete-Schlußnummer einen Knaller braucht, weil sonst die Leute das Variete vor Programmende verlassen, und das will keiner.

 

 

(...) bestenfalls Serienbilder in kaum wahrnehmbarer Stärke

Wie kommst du auf kaum wahrnehmbare Stärke? Skladanowsky war vorher ein erfahrener Nebelbildvorführer, wieso sollte er da nicht für genug Licht hätte sorgen können? Höre ich jetzt hier zum ersten Mal.

Skladanowsky bekam damals für seinen Wintergarten-Vertrag, der auf 4 Wochen begrenzt war, 2500 Mark. Das war ungefähr das 25fache, was damals ein kleiner Angestellter im Monat verdiente. Also richtig viel Asche. Und die damalige Wintergarten-Direktion bezahlte nur für Sensationen, und nicht für Bilder "in kaum wahrnehmbarer Stärke".

 

 

Skladanowsky selber versuchte ca. 25 Jahre später sich in den Vordergrund zu drängen, und genau jene Äußerungen dienen dann heute als Urquellhinweise.

Da bist du leider einige Jahrzehnte hinter der Diskussion zurück. Die zu Recht zweifelhaften Äußerungen und Manipulationen der 20er/30er Jahre von Skladanowsky interessieren heute keinen mehr, weil sie völlig irrelevant sind für die Antwort auf die Frage: Wie genau sah das aus, was Skladanowsky 1895 vorgeführt hat. Wenn man alle Worte aller Erfinder mehrere Jahrzehnte nach ihren Erfindungen auf die Goldwage legen wollte, dann gute Nacht weltweite Geschichte der Erfindungen. Auch Edison war nicht übel im nachträglichen Zurechtbiegen, das tat aber seiner posthumen Wirkung nie Abbruch, warum auch. Relevant sind die Erfindungen, nicht die Meinungen der Erfinder dazu.

 

 

 

Ich kann hier immer nur auf den wirklich guten Aufsatz von Seeber (*22.06.1879 Karl-Marx-Stadt; †02.07.1940 Berlin) verweisen, der als lebender Zeitzeuge und Fachmann erster Güte 1929 relativ genau die tatsächliche Abfolge wiederzugeben wußte, und besonders die Skladonowskyschen Manipulationsversuche und die gebotenen Nebelbilder des Wintergartens als tatsächlicher Fachmann dieser Zeit die Veranstaltung richtig zu kommentieren wußte.

Ja, das führt allmählich zu weit, weil Seeber alles andere als neutral war und auch kommerziell stark verwickelt in den damaligen "Erfinderstreit" zwischen Skaldanowsky und Messter. Die Hintergründe dürften den meisten hier nicht geläufig sein, ist auch viel zu kompliziert, jetzt hier drauf einzugehen. Und natürlich war Seeber kein aktiver "Zeitzeuge" der Vorgänge von 1895, er war 1895 gerade mal 16 Jahre alt und zu dieser Zeit in keiner Weise involviert in die Entwicklung des Films.

 

Nur soviel, Seeber ging Skaldanowskys Wintergarten-Vorführungen als Techniker an, und das war falsch. Im Wintergarten-Saal von 1895 saßen nämlich keine Techniker, sondern, man höre und staune, Publikum. Für die wurde (und wird) das alles nämlich gemacht. Und die waren nicht nur begeistert (ca. 33.000 Zuschauer in vier Wochen), die sahen auch bewegte Bilder, wie sie in dieser Form nie zuvor in Europa gesehen worden waren. Die damaligen enthusiastischen Zeitungsartikel über Skladanowskys Vorführungen sind da völlig eindeutig.

 

Aber egal, es geht, wie gesagt, gar nicht um Skladanowsky hin oder her, oder wer war der erste usw. Mich stört allerdings, das willkürlich irgend ein Datum herausgegriffen wird und dann gesagt wird: Das isses, das ist "Die Geburt des Films/Kinos". So simpel hat das damals einfach nicht funktioniert.

Geschrieben

Aber egal, es geht, wie gesagt, gar nicht um Skladanowsky hin oder her, oder wer war der erste usw. Mich stört allerdings, das willkürlich irgend ein Datum herausgegriffen wird und dann gesagt wird: Das isses, das ist "Die Geburt des Films/Kinos". So simpel hat das damals einfach nicht funktioniert.

 

dein gedanke ist schon richtig und genau kann man diesen startzeitpunkt des kinos/films nicht festlegen, denn das war alles damals in einem fliessendem prozess, doch stellt 1895 schon ein jahr dar, in dem verstärkt aufführungen stattfanden und so könnte man ja sich auf ein geburtsjahr und nicht auf einen tag einigen und da ist in meine augen 1895 schon geeignet.

Geschrieben
Seeber (*22.06.1879 Karl-Marx-Stadt; †02.07.1940 Berlin)

 

Du meinst doch wohl sicher Chemnitz, Karl-MarxStadt wahr der Name der Stadt zwischen 1953 und 1990.

Geschrieben
Die frühen Filmpioniere lieferten jedenfalls um 1895 alle höchst unfertige Produkte ab,[...]

Nichtsdestotrotz noch einige Korrekturen zu Stefans Skladanowsky-Anmerkungen. [...]

Da bist du leider einige Jahrzehnte hinter der Diskussion zurück. Die zu Recht zweifelhaften Äußerungen und Manipulationen der 20er/30er Jahre von Skladanowsky interessieren heute keinen mehr, weil sie völlig irrelevant sind für die Antwort auf die Frage: Wie genau sah das aus, was Skladanowsky 1895 vorgeführt hat. [...]

Ja, das führt allmählich zu weit, weil Seeber alles andere als neutral war und auch kommerziell stark verwickelt in den damaligen "Erfinderstreit" zwischen Skaldanowsky und Messter. Die Hintergründe dürften den meisten hier nicht geläufig sein, ist auch viel zu kompliziert, jetzt hier drauf einzugehen. Und natürlich war Seeber kein aktiver "Zeitzeuge" der Vorgänge von 1895, er war 1895 gerade mal 16 Jahre alt und zu dieser Zeit in keiner Weise involviert in die Entwicklung des Films.

 

Nur soviel, Seeber ging Skaldanowskys Wintergarten-Vorführungen als Techniker an, und das war falsch. Im Wintergarten-Saal von 1895 saßen nämlich keine Techniker, sondern, man höre und staune, Publikum. Für die wurde (und wird) das alles nämlich gemacht. Und die waren nicht nur begeistert (ca. 33.000 Zuschauer in vier Wochen), die sahen auch bewegte Bilder, wie sie in dieser Form nie zuvor in Europa gesehen worden waren. Die damaligen enthusiastischen Zeitungsartikel über Skladanowskys Vorführungen sind da völlig eindeutig. .

 

Im Gegensatz zu Skladanowskys "Breitfilm"-Zweibandverfahren ließe sich m.E. 35mm-Format und Perforation des Edison-Formats von 1893 (Kinetoscope) keineswegs als "höchst unfertiges Produkt" bezeichnen.

Solche Zweifel und Provokationen können im Dickicht der Filmgeschichte durchaus auch nützlich sein, wenn sie Klarheit evozieren. Aber bei Seeber subjektive Färbung zu vermuten, der Skladanowskys Verfahren aufgrund seiner Jugend nicht hätte ausreichend würdigen oder beurteilen können, bleibt pure Spekulation.

 

Gerade gestern in einer Arbeitspause mal eine Akte des Hauses heraufgeholt, und dort steht:

 

Aber auch Max Skladanowsky steht im Mittelpunkt einer Ehrung. Gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Kinemathek zeigte das Bundesarchiv-Filmarchiv auf der Berlinale-Eröffnung erstmalig das von Max und Emil Skladanowsky im Berliner Varieté-Theater "Wintergarten" am 1. November 1895 vorgeführte vollständige Filmprogramm. Die rekonstruierte Fassung enthält auch den anhand von Fotos reanimierten Programmteil "Die Serpentinentänzerin". (S. 10)

Skladanowsky läßt bereits in den 20er Jahren einen Teil seines Breitfilms im Originalformat [um]kopieren. Außerdem wird in den 20er und 40er Jahren auf 35-mm-Material umkopiert [...]. (S. 50)

Das Bundesarchiv-Filmarchiv hat sich einerseits für eine sichernde Umkopierung im erhaltenen Originalformat (5,4 cm) entschieden. [...] Andererseits entsteht eine mit heutiger Technik projizierbare Kopie, die einen Eindruck vom "Wintergartenprogramm" des 1. November 1895 vermittelt. Die völlige Änderung der technischen Bedingungen in den vergangenen 100 Jahre und die problematische Materiallage erforderte unübliche Lösungen. [...] Die wichtigsten Arbeitsschritte dabei waren die Optimierung der Bildschärfe, die teilweise deutliche Mängel zeigte, das Verbessern des schlechten Bildstandes, das Ausgleichen von Fehlbelichtungen und schließlich das "Retuschieren" einkopierter mechanischer Schäden, wie beispielsweise Schmutz. (S. 52)

Lehmann, Messter, Seeber, Wolter und andere prominente Filmschaffende (S. 74) gingen in aller Schärfe gegen den Anspruch Skladanowskys, erstmals am 1. November 1895 Filme in einer öffentlichen Vorführung gezeigt zu haben, vor. Die Möglichkeit einer Filmprojektion mit seinen 1895 verwendeten Apparaten wurde bestritten, implizit in Abrede gestellt, daß es sich um Filmaufnahmen handelte und eine Unterscheidung in Film - Reihenbilder - lebende Photographien diskutiert. [...] Unter Federführung Carl Niessens, Professor an der Universität Köln, forschten die Skladanowskys nach einer jüdischen Herkunft der Gebrüder Lumière, die im Dezember 1895 erstmalig in Paris ihre Filme vorführten. [...] Dem Wegbereiter des Films gerecht zu werden, ist ein schwieriges Unterfangen. Ihm gelang (S. 75) erstmals die öffentliche Vorführung von Filmen für ein breites Publikum, eine geniale Einzelleistung. Seine Erfindung erlangte jedoch nicht das Niveau für eine industrielle Verwertung und konnte nicht als Ausgangsapunkt für weitere technische Neuerungen auf dem Gebiet der Kinematographie dienen. (S. 76)

 

(Aus: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv. Themenheft: Bundesarchiv-Filmarchiv. 1-1995, 3. Jahrgang)

 

Die Ausgangssituation bezüglich der verfügbaren Materialien bzw. deren technischem Zustand läßt sich wie folgt beschreiben: Zum einen liegen, wie bereits angedeutet, 35 mm-Materialien auf Basis älterer Umkopierungen vor. Wie auch die im Rahmen der Restaurierung des Wintergartenprogramms benutzten Materialien, stammen diese von durch Guido Seeber ausgeführten Umkopierungen ab, die er im Auftrag Skladanowskys angefertigt hatte. (S. 49)

 

(Aus: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv. 1-2000, 8. Jahrgang)

 

 

Wenn ich einmal Zeit habe, scanne ich einen Frame des Nitro-Filmoriginals von angeblich "1893". Mal sehen, wieviel an Brillanz der sog. Nebelbilder dann noch - auch im Vergleich zu zeitgenössischen Edison- und Lumière-Bildgüten - übrig bleibt.

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