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Geschrieben

Abschied vom Filmvorführer

 

Artikel des manager Magazin

 

Die digitale Umwälzung hat fast überall gesiegt - beim Fotografieren, Fernsehen und Telefonieren. Bei der neuen digitalen Kinotechnik scheiden sich jedoch die Geister - Zelluloid ist zwar optisch noch besser, aber auch teurer.

 

Frankfurt am Main - Selbst wenn die guten alten Vinylplatten immer noch ihre Liebhaber erfreuen, die Masse der Musikkonsumenten hört längst CD. Auch Filmemacher wie George Lucas, James Cameron oder Lars von Trier drehen ihre Werke vorzugsweise mit Digitalkameras. Für die Nachbearbeitung von Kinofilmen ist die Digitaltechnik längst unverzichtbar geworden, denn damit lassen sich Effekte erzielen, die früher undenkbar waren.

 

Noch immer aber werden die meisten Kinofilme auf dem Material gebannt, das seit einem Jahrhundert Verwendung findet und eine magische Bedeutung gewonnen hat, nämlich auf Zelluloid. Wenn es nach mächtigen Kräften in der Filmbranche geht, sind die Tage der Zelluloidära jedoch gezählt. Denn nun sollen auch der Vertrieb und die Projektion der Traumfabrikprodukte auf digitale Weise erfolgen.

 

Für die Kinotechnik hat das revolutionäre Folgen, die von den einen als Chance, von vielen anderen aber auch als große Bedrohung angesehen wird und auf jeden Fall dem fast legendären Beruf des Filmvorführers jegliche Grundlage rauben würde.

 

Tatsache ist: Die Umstellung von analoger auf digitale Vorführung von Spielfilmen verursacht hohe Investitionen für Kinobesitzer. Der Wissenschaftler Jean-Pierre Gutzeit, gelernter Filmtheaterkaufmann, hat kürzlich in der Fachzeitschrift "Filmecho/Filmwoche" die Kosten der Kinobetreiber für die Einführung der neuen Technik so aufgeführt. "Pro Saal etwa 100.000 bis 120.000 Euro Investitionskosten, Unwirtschaftlichkeit eines parallel digital und analog geführten Vorführbetriebs, mögliche Objektumbauten, und bei geschätzten Kosten von 1,5 Millionen Euro pro Multiplex käme eine Zinsbelastung von 120.000 Euro per anno (ohne Tilgung der Kapitaldienste) hinzu."

 

Da stellt sich natürlich die Frage: Wer soll, wer kann das bezahlen? Diese Frage treibt die großen Hollywoodstudios noch am wenigsten um. Sie sehen sich nämlich als die wahren Profiteure der technischen Umwälzung. Denn nicht nur die Herstellung von digital aufgenommenen und bearbeiteten Filmen wird billiger, auch könnten mit einem künftigen digitalen Vertriebssystem über Satellitenverbindungen zweistellige Millionensummen pro Film wegfallen.

 

 

Düsterer Blick in die Zukunft des Kinos

 

In einem Artikel der Zeitschrift "Film" wurde am Beispiel von Steven Spielbergs "Krieg der Welten", der mit fast 9000 Zelluloidkopien weltweit gestartet ist, ausgerechnet, dass bei Kosten zwischen 2000 und 4000 Dollar pro Kopie insgesamt zwischen 18 und 36 Millionen Dollar hätten eingespart werden können, dazu noch die beträchtlichen Versandkosten. Auch das Personal für den Vertrieb könnte drastisch reduziert werden.

 

Deshalb haben die mächtigsten US-Traumfabriken schon 2002 die Digital Cinema Initiative (DCI) gegründet, deren Ziel die möglichst rasche und umfassende Verbreitung von digitalem Kino ist. Dass die optische Qualität von digital gedrehten und vorgeführten Filmen noch nicht an die des technisch allerdings völlig ausgereizten Zelluloids heranreicht, ist unbestritten, kümmert allerdings die kaum, die sich von der Umrüstung so große Vorteile versprechen.

 

In den USA ist die DCI schon sehr erfolgreich, allerdings schrecken die rabiaten Methoden, mit denen dort die Umstellung der Kinos betrieben wird, die Europäer noch ab. Experte Gutzeit befürchtet ebenso wie viele Kinobetreiber in Deutschland und im europäischen Ausland nicht nur einen gewaltigen Machtzuwachs für die Hollywood-Filmfabriken, die künftig die Konditionen für die Auswertung ihrer Produkte fast nach Belieben diktieren könnten.

 

Der Berliner Wissenschaftler erkennt vielmehr sogar eine grundsätzliche Existenzgefährdung für die Kinos. Denn digitale Filme seien bestens geeignet für die "Strategien der Home-Cinema-Industrie und der Fernsehtechnik". Das ganz Besondere am Kinoerlebnis, das auch den ohnehin immer kürzer werdenden zeitlichen Vorlauf vor der DVD-und TV-Auswertung beinhaltet, drohe auf der Strecke zu bleiben.

 

Gutzeit formuliert deshalb einen düsteren Blick in die Zukunft: "Filmtheater könnten Züge von Multimedia-Stores annehmen und mit Elektronikkaufhäusern, großen Fernsehstuben, bahnhofsähnlichen Sektoren und Bierhallen verschmelzen." Das digitale Kino wird sich aller Erfahrung nach nicht aufhalten lassen. Doch es wird einen Preis fordern, der für die traditionelle Kinokultur zu hoch sein könnte.

 

Wolfgang Hübner, ap

 

 

.

Geschrieben

Erstens mal kann ich im Text den Begriff "Zelluloid" durchaus nachvollziehen, weil die vermutlich der einzige Begriff ist, mit dem der Ottonormalverbraucher im entferntesten überhaupt was azufangen weiß.

 

Soll man bitteschön schreiben:"Wir kopieren die Filme auf Triacetat/Polyester"???

 

Und außerdem finde ich es nicht gut, daß hier schon wieder auf *c* rumgehackt wird. Daß er viel Ahnung von der MAterie hat, ist wohl unbestreitbar, auch wenn er manchmal mit seinen Meinungen/Äußerungen und Formulierungen den Bogen etwas überspannt.

 

Im voliegenden Artikel ist doch eigentlich kein Wort/Zusammenhang falsch oder unwahr geschrieben. Auch werden hier durchaus nachvollziehbare Vermutungen angestellt.

 

Wer *c*, so wie ich, persönlich kennt, wird ihn als netten Menschen mit einem unglaublichen Fachwissen kennen.

 

Liebe Grüße

MArtin

Geschrieben
Wird heute immer noch auf Zelluloid kopiert? Ist Herr *c* jetzt unter die Wissenschaftler einzureihen?

Ich habe das nicht bösartig gemeint, nur werden bis heute viele Namen für Material (Leinwand anstelle Bildwand) usw benützt und das stört mich.

Geschrieben
Wird heute immer noch auf Zelluloid kopiert? Ist Herr *c* jetzt unter die Wissenschaftler einzureihen?

Ich habe das nicht bösartig gemeint, nur werden bis heute viele Namen für Material (Leinwand anstelle Bildwand) usw benützt und das stört mich.

 

der artikel ist von 2006 - auch nicht ganz so frisch mehr und etwas überholt ...

 

interessante aktuelle diskussionen hier ...

 

http://www.programmkino.de/UserFiles/Fi...8214891d5a

 

und hier ...

 

http://www.mediabiz.de/download/DigiKinovdf.pdf

Geschrieben

der artikel ist von 2006 - auch nicht ganz so frisch mehr und etwas überholt ...

 

interessante aktuelle diskussionen hier ...

 

http://www.programmkino.de/UserFiles/Fi...8214891d5a

 

und hier ...

 

http://www.mediabiz.de/download/DigiKinovdf.pdf

 

Ich sehe zwar nicht, daß der Artikel durch das, was unter diesen beiden Links zu lesen ist, überholt wird, aber danke, die Statements von Gilde und VdF sind sehr informativ. Allenfalls hat sich seit 2006 etwas an den Details geändert, aber nicht an der grundsätzlichen Situation, die der Artikel beschreibt.

 

Hochinteressant an dem VdF Statement finde ich das Plädoyer für eine flächendeckende Monopolisierung der EDV ("der fragwürdige Luxus händischer Abrechnungen" usw) und die Konsequenzen, die das impliziert.

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