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Geschrieben

Es gibt vielerlei gefährliche Materialien. Menge, Art des Umgangs und Sicherheitsmaßnahmen bestimmen die tatsächlich davon ausgehende Gefahr.

 

Wer einmal mit einem Brandschutzexperten einen Betrieb (ich meine jetzt mal nicht Kino) durchgecheckt hat, wird zum Beispiel Aktenberge, Verpackungsmaterialien, alte Möbel und dergleichen, die sich über Jahre ansammeln, mit anderen Augen sehen - nämlich als "Brandlast".

 

Nitrofilm ist kein Plutonium. Auch Benzin, Reinigungsmittel und Duftlampenöl sind potentiell gefährlich, daher sollte man hier keine Katastrophenszenarien verbreiten. Der gewaltige Studio-Lagerbrand neulich in Los Angeles war nicht auf Nitrofilm zurückzuführen, gebrannt haben einfache Videobänder und auch Filmkopien auf Sicherheitsbasis.

 

Was in bezug auf Archivierung und Sicherung zu sagen wäre:

 

Kein Material, das nicht konkret in chemischer Zersetzung begriffen ist, sollte leichtfertig vernichtet werden, zumal wenn bestimmte Charakteristika (bei Nitro z.B. Kontrastumfang, chemische Färbung/Virage) nicht oder nur unvollkommen dupliziert werden können.

 

Man stelle sich vor, das METROPOLIS-Originalnegativ wäre vor zwanzig Jahren vernichtet worden, weil man ja akzeptable Duplikate auf Sicherheitsfilm hatte. Wer hätte damals vorausgesehen, welche Bearbeitungsmöglichkeiten man ein paar Jahrzehnte später haben würde?

 

In den späten 1950er Jahren beschloß man bei den RKO-Studios, die großen und wichtigen Filme des Studios für die Zukunft zu sichern. Nach damaligem Stand der Technik hieß das: Umkopierung auf Triacetat-Sicherheitsmaterial, anschließend Vernichtung der Nitronegative. Nur für die kleinen, als unwichtig erachteten B- und C-Filme sparte man sich den Aufwand.

 

Zeitsprung - dreißig Jahre später: Die Triacetat-Sicherungspakete sind vom (in den 1950ern noch unbekannten) Essigsyndrom befallen und zersetzen sich unaufhaltsam. Nur mit hohen Kosten und erheblichen Einschränkungen in Bildqualität können die wichtigen Filme für neue Nutzungsformen und Medien (Homevideo, DVD usw.) instandgesetzt werden.

 

Lustiger Nebeneffekt: Die Nitronegative der B- und C-Filme, die man nicht "gesichert" und vernichtet hatte, sind tadellos erhalten, so daß von den "unwichtigen" Low-Budget-Filmen heute brillante DVD- und sogar HD-Fassungen hergestellt werden können!

 

Auch die Kopierartefakte in den Umkopierungen (Dichteschwankungen, Staub und Schmutz durch Trockenkopierung) auf dem damaligen Stand der Technik ernähren heute viele Pixelschubser, die diese lästigen Störenfriede "wegputzen" dürfen.

 

Also Vorsicht, der Stand der Technik ist auch immer eine Selbstüberschätzung der Fachleute. Daher erheitern mich die Glücksversprechen der Digitalfraktion immer sehr, wenn unendliche Lagersicherheit für alle Zeiten versprochen wird - klar, wenn sich ein noch zu gründender Mönchsorden, der unabhängig von Politik, Wirtschaft und kulturellen Einflüssen arbeitet, ehrenamtlich zum dauernden Datensichern bereitfindet... ;)

 

Man neigt leicht dazu, die Werkzeuge und Verfahren, mit denen man täglich arbeitet, für das Nonplusultra zu halten, nur weil es ein Industriestandard ist. Auch zahlreiche Tontechniker erklärten in den 1980ern, die Audio-CD sei jeder analogen Quelle weit überlegen - was sie nicht daran hindert, sich über höher auflösende Neudigitalisierungen alter, gutgelagerter Masterbänder zu freuen.

 

Früher war keineswegs alles besser, aber der Umkehrschluß, heute sei alles besser, stimmt genauso wenig.

  • Like 1
Geschrieben

Kann mir jemand sagen, ob die Info richtig ist das die Studios Ihre Neg. in alten Stollen in Kansas lagern?

 

Grund: Luftfeuchtigkeit und Temp. sollen dort optimal sein. und selbstverständlich kein Tageslicht.

Geschrieben

Ich bin ein Nitrofilm Geschädigter, ich hatte einen Nitrobrand in meinem

Haus. (ca. 1988)

Ich erbte eine Nitrosammlung eines Produzenten mit ca. 150 Akte.

Nach Jahren bekam ich aber doch Bedenken und vermachte diese Sammlung einem TV-Sender. Der durfte sie natürlich nicht im Gelände lagern und so einigten wir uns, dass ich Video - Casetten in meinem Haus fertigte.

Ich bekam eine TV-Studio-Kamera gestellt. Selbst richtete ich eine Bauer B 12 her, mit allen Sicherheitsvorrichtungen. Als Licht diente eine 12V/150 A - Halogen-Lampe, die ich vor dem Spiegel montierte. Gerade genug Licht, um Video aufnehmen zu können.

Nach Stunden war der Maschinen-Kopf nur handwarm. Als der Film riss und ich am Boden beide Teile zusammen kleben wollte, fing der Film Feuer (warum weiß ich heute noch nicht) und vernichtete den vollen Akt in der (fast) geschlossenen Feuerschutztrommel (oben).

Dabei brannten 3 Zimmer aus.....

 

@Eastwood: Nitrofilm kann Brennen, so harmlos wie Zeitungspapier, oder es brennt wie Schiesspulver. Beides ist möglich.

 

Ich bin zwar kein Hasenfuß, nahm aber seit dieser Zeit keinen Nitrofilm mehr ins Haus.

Servus

Theo

Geschrieben

@Theo

 

Das Nitrofilm brennen kann weiß ich auch. Habe nie was anderes behauptet. Es ist nur so, das wie Du schon selbst schreibst die Abbrenngeschwindigkeit und die Intensität variert.

 

Ich bin zwar kein Chemiker, aber ich denke das liegt am Lagerungszustand, also in welcher Form der Film "ausgedünstet" sein kann.

 

Hab selsbt schon mal ein "Röllchen" angezündelt, so wie auf dem Video von Youtube.

 

Allerdings brannte es ab wie eine Zeitung, habe aber ganz andere Geschichten gehört das sozusagen die 600m Rolle wie ein feuerwerk abgefackelt ist.

 

Ich sag nur: gefährlich aber Sprengstoff ist sicher noch gefährlicher.

 

Ich würde garkeine Nitrofilmrolle abspielen, das was Dir passiert ist ist kein Einzelfall und das TV Studio wußte schon warum...Übrigens verdienen die mit einer Abtastung von solchem Material sehr sehr viel, weil vielfach eh keine Rechte mehr vorhanden, bzw es keiner weis werd die Rechte hat. Daher kriegst Du ja auch im TV immer neue Bilder aus der Zeit des 2. Weltkrieges und davor geliefert.

Geschrieben

Im übrigen, das Vergnügen, einen historischen Film in brillanter Qualität zu sehen, kann niemals so wichtig sein, dass man die Gesundheit/ Unversehrtheit/ das Leben von Menschen aufs Spiel setzt.

Geschrieben
Kann mir jemand sagen, ob die Info richtig ist das die Studios Ihre Neg. in alten Stollen in Kansas lagern? Grund: Luftfeuchtigkeit und Temp. sollen dort optimal sein. und selbstverständlich kein Tageslicht.

 

Das ist richtig:

 

http://www.undergroundvaults.com/offerings/itemsstored/moviefilmstorage.cfm

 

http://www.undergroundvaults.com/aboutus/hutchinson.cfm

 

Wobei man sagen muß, daß vor der DVD-Ära viele wertvolle Negative großer Filmklassiker auch in überheizten Wellblechhallen und staubigen Kellern gelagert wurden - erst die Aussicht, mit neuen Auswertungsformen wieder Kohle machen zu können, hat hier zu einem Umdenken geführt. Einige Studios haben allerdings von jeher eine erstklassige Archivpolitik betrieben, zum Beispiel Disney, wo man ja von Wiederaufführungen lebte. Am übelsten sind unabhängige Produktionen dran, die von Studios nur vertrieben wurden, da hat die Vernachlässigung oft zu nicht wieder behebbaren Schäden geführt (z.B. TOM JONES).

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

..eine Randbemerkung zu einem kurzen Beitrag, der in den 1930er Jahren das Zwischenbildverfahren beim frühen Fernsehen ansprach.

 

Verwendet wurden dazu Übertragungswagen mit der Filmkamera auf dem Dach des Busses. der Film ging direkt runter in eine Entwicklungsmaschine wurde im Brutal-Hauruck-verfahren entwickelt und nach meinen Informationen noch nass abgetastet. Alte Unterlagen geben einen zeitversatz von ca. 30..40 Sekunden zwischen Kinofilm-Aufnahme und Abtastung an.

Danach wurde das Material i.d.R. nicht archiviert. Es sind m.W. nur noch ganz kurze "Filmschnipsel" von Fernsehaufnahmen mit dem Zwischenbildverfahren vorhanden. Vor vielen Jahren sah ich mal solche schlecht erhaltenen Szenen in einer Fernsehreportage. Müßte auch nachsehen ob über Nipkow-Scheibe oder via Ikonoskop abgetatste wurde.

Geschrieben

in einem fim+tv kameramann war ein 10 seiten bericht über das zwischenfilmverfahren abgedruckt, irgendwann in ner ausgabe von 1998, ich such die mal und werd den dann einscannen.

 

 

ich hab heute übrigens auch ne nitrokopie über die industrie meiner stadt um 1915 entdeckt, die ist sogar coloriert!

  • 6 Monate später...
Geschrieben

Also ich persönlich finde diese Panikmache um Nitrofilme schon etwas übertrieben.

Ich selbst habe hier auch einige 600 Meter Rollen stehen.

Gefährlich ist nur frischer Nitrofilm. Der brennt schon ordentlich. Aber den gibts ja nicht mehr.

Und alte Nitrofilme, wie man sie ab und an bekommt, liegen ja auch schon einige Zeit und sind doch schon stärker ausgegast. Brennen tun die natürlich schon noch, ist aber kein Vergleich zu frischem Film. Wir haben auch mal Reste-Meter angezündet, war aber wenig spektakulär.

Den Feuerwehrlöschversuchsfilm kenne ich auch. Da kann man sich ein Bild machen. Solang Du keine 300 Meter Rolle in den Kachelofen wirfst, wird da auch nicht soviel passieren.

 

Im übrigen ist fraglich, ob bei ebay angebotene Filme wirklich so alt sind, wie dort deklariert. Es kann sich genausogut um eine neuere Kopie davon handeln.

 

Also Leute: Keine Panik. Wozu sich drüber so panisch auslassen? Wer Angst davor hat, der soll ihn halt nicht kaufen. Und dass ein Nitrofilm beim Paketdienst hochgegangen wäre, hab ich noch nirgends gelesen.

Und warum dem "armen" Verkäufer Angst machen? Man siehts ja: Der beendet dann panisch das Angebot und wirft den Film in die nächste Mülltonne. Und so bekäme ihn jemand, der damit umzugehen weiß und bei dem er gut aufgehoben ist. :idea: :idea:

 

@Fabian: Warum machst Du, scheinbar aus Langeweile, immer solche Threads auf? Ich meine: Ist doch ok, wenn man das Thema Nitrofilm mal bespricht, aber immer gleich so drauf rumreiten und Panik machen?!?

Geschrieben

Und warum dem "armen" Verkäufer Angst machen? Man siehts ja: Der beendet dann panisch das Angebot und wirft den Film in die nächste Mülltonne. Und so bekäme ihn jemand, der damit umzugehen weiß und bei dem er gut aufgehoben ist. :idea: :idea:

 

 

War das jetzt ironisch gemeint? Wenn ein Verkäufer den Film in die Tonne schmeißt, findet ihn ein Fachmann? Hm, wohl eher nicht!!

 

Der Verkäufer weiß immerhin, für wen das Angebot geeignet ist.

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