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Filmverunstaltungen - Zurück in die Zukunft [Korrektur]


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Moin,

 

gibt’s eigentlich einen plausiblen Grund, warum Filme, wenn sie nicht nur zu Tode geschnitten, auch noch nachsynchronisiert oder sonst wie verändert werden?

 

Beispiele, die mir gerade einfallen, insbesondere ZidZ der gerade im TV lief...

 

- Ton -

 

Fast am ende des Films; Marty steht total verwirrt im Zimmer als seine Eltern die Tür reinkommen. Er geht fassungslos zu Boden und meint dann "Mam, Du bist so - schlank!".

Das hieß früher "Mam, Du bist so - dünn!". Die Nachynchronisation hört man sehr deutlich, da der Ton wesentlich brillanter und rauschfrei ist.

 

- Änderungen –

 

Z.b. Disneys „Merlin und Mim“ – an einer Stelle kullern dem kleinen Arthur plötzlich Tränen aus den Augen, die im Original definitiv fehlen. Die nachträglich gezeichneten Tränen sind auch hier wesentlich brillanter und heben sich vom restlich verrauschten Film deutlich ab.

 

Das bei E.T. die Pumpguns gegen Handfunkgeräte retouchiert wurden, mag sich mir ja noch als logisch erschließen. Aber die anderen Dinge? Da blick ich’s nicht ganz.

 

Vielleicht hat ja jemand ‚ne gute Erklärung hierfür.

 

Gruß, Guido

Geschrieben

Manchmal wird um- und neusynchronisiert, weil man Inhalte nicht akzeptabel findet. Beispiel: SLAP SHOT (Kinotitel: Schlappschuß, TV-Titel: Schlagschuß).

In diesem Film besucht Eishockeytrainer Paul Newman die Besitzerin des Teams, um zu verhindern, daß die Mannschaft verkauft und aufgelöst wird.

Der Kino-Originaldialog lautete etwa: "Ihr Sohn sieht mir aus wie ein kleiner Sch*****, wundern Sie sich nicht, wenn Sie ihn mit einem ******* im Mund erwischen."

 

Im deutschen TV wurde das dann durch einen anderen, weniger drastischen Inhalt ersetzt, damals sogar durch Newman-Synchronsprecher G.G. Hoffmann neu eingesprochen.

 

Rätselhaft ist, warum oft alte deutsche Synchros ohne Not durch neue TV-Billigfassungen ersetzt werden, zum Beispiel John Sturges' STADT IN ANGST (Bad Day at Black Rock), wobei zu wenige Sprecher und eine eintönige Grillen-in-der Wüste-Endlosatmo den Film ruinieren.

 

Leider wird aus Unkenntnis oder Desinteresse auch bei DVD-Veröffentlichungen oft der Film verfälscht bzw. alte Sünden neu verpackt - auf der SZ-Editions-DVD von ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN ist die matte und unlustige erste Kinosynchro zu hören, nicht die erstklassige und werkgetreue zweite Fassung, die Atlas eigens in den 1960ern in Auftrag gab.

 

Bei SINGIN' IN THE RAIN hat man die alte deutsche Synchro mit vollsynchronisierten Liedern (grauenvoll verstümmelt mit Erik Ode als Gene-Kelly-Stimme) beibehalten, anstatt der Praxis des ZDF zu folgen, bei der die Lieder im Original bleiben und nur die Dialoge deutsch zu hören sind. Wer sich die MGM-Musicals auf deutsch ansieht, muß also entweder dauern zwischen den Spuren hin- und herschalten oder sich wundern, was Textdichtern damals so alles eingefallen ist (aus Kellys "I'm singin' in the Rain" wird dann "Ich bin heut so verdreht", mühsam von Erik Ode herausgeknödelt).

 

Filme haben keine Lobby, es sei denn, es handelt sich um ein "Meisterwerk" aus dem Kanon der offiziellen Filmgeschichtsschreibung.

Geschrieben
magentacine hat folgendes geschrieben:

Rätselhaft ist, warum oft alte deutsche Synchros ohne Not durch neue TV-Billigfassungen ersetzt werden (...).

Der Grund ist Wechsel der Filmrechte ohne Erwerb der Rechte an einer bereits bestehenden Synchronisation. Es ist für einen neuen Filmrechteinhaber manchmal billiger, vorteilhafter oder schlicht nicht anders zu machen, als eine neue Synchronisierung anzufertigen statt die bereits bestehende Synchronisation mitzukaufen.

 

 

magentacine hat folgendes geschrieben:

Leider wird aus Unkenntnis oder Desinteresse auch bei DVD-Veröffentlichungen oft der Film verfälscht bzw. alte Sünden neu verpackt - auf der SZ-Editions-DVD von ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN ist die matte und unlustige erste Kinosynchro zu hören, nicht die erstklassige und werkgetreue zweite Fassung, die Atlas eigens in den 1960ern in Auftrag gab.

Das hat meistens weder mit Unkenntnis noch mit Desinteresse zu tun, sondern mit der Rechtelage. Man bekommt einfach oft nicht die Rechte (oder sie sind unsinnig teuer), die man eigentlich haben will, in diesem Falle die Rechte an einer bestimmten Synchronisation. Dann muss man auf eine Synchronisation ausweichen, deren Rechte auch tatsächlich erworben werden können.

 

 

magentacine hat folgendes geschrieben:

(...) (aus Kellys "I'm singin' in the Rain" wird dann "Ich bin heut so verdreht", mühsam von Erik Ode herausgeknödelt).

Ob einem eine Synchronstimmer gefällt oder nicht, ist Geschmackssache. Aber wer sagt, Ode hätte Gesang mühsam herausgeknödelt, der versteht nicht viel von Gesang. Ode war ein exzellenter Sänger, weswegen er neben Kelly auch mit Musicals mit Fred Astaire und Sinatra beauftragt wurde.

Geschrieben

@Brillo:

 

Das mit den Rechten an der Synchronfassung leuchtet mir schon ein - aber im Fall von ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN ist es eben ziemlich gravierend, wenn man aus Kostengründen statt der seit vierzig Jahren aus Kino und TV bekannte ziemlich werkgetreue Synchro eine andere (noch dazu unlustige) als DVD herausbringt.

 

Im Vergleich OF/DF - einmal wollte ich die deutsche Musikfassung wenigstens durchhalten - hatte ich bei SINGIN' IN THE RAIN schon den Eindruck, daß Erik Ode mit den ganz schnellen Nummern, die gleichzeitig gesangliche Anforderungen stellten, seine Probleme hatte, zum Beispiel in MOSES SUPPOSES. Stimmlich entsprach Ode weder Sinatra noch Kelly, etwas besser paßte er zu Astaire.

 

Aber wie Sie richtig sagten, das ist alles Geschmackssache, und entschieden hat das jemand bei MGM vor einem halben Jahrhundert... Gut, daß Cary Grant nur selten singen mußte! :)

Geschrieben
Gut, daß Cary Grant nur selten singen mußte!

Und noch seltener musste er reiten, weil er Angst vor Gäulen hatte. Deshalb gibt es (meines Wissens) auch keinen Western mit Grant. Hätte wahrscheinlich auch sonderbar gewirkt.

Geschrieben
Hm, gab es nicht entweder in GUNGA DIN Reiterszenen mit Grant, oder war es in THE PRIDE AND THE PASSION?

und in NOTORIOUS reitet er in einer szene zusammen mit Ingrid Bergman (auf Pferden natürlich!)

Nee, das waren bestimmt Komparsen in Pferdekostümen...

 

Abgesehen davon weiß ich jetzt, wie gewisse Schauspieler immer so fix auf die Zossen gelangen. Hat neulich Kirk Douglas in der Süddeutschen im Interview verraten:

Ich hatte damals ähnliche Tricks mit Pferden drauf; ich stellte zum Beispiel immer ein kleines Trampolin neben das Pferd, was sehr effektiv war, um den Arsch hochzuwuchten. John Wayne hatte damals selbst Schwierigkeiten, aufs Pferd zu steigen. Saß er erst einmal oben, war alles okay. Auf dem Filmset sagte dann mal jemand zu ihm: "Kirk ist ein echter Könner auf dem Pferderücken". Da antwortete er nur: "Quatsch. Der kommt doch auf kein Pferd ohne Trampolin".

Geschrieben
John Wayne hatte damals selbst Schwierigkeiten, aufs Pferd zu steigen.

 

@mr. brillo...würden Sie bitte den "held" meiner kindheit, meiner jugend und meines jetzigen daseins nicht in den schmutz ziehen.

 

Wie man sich in einem kleinen tv-studio mit minimalistischer attrappe auf einen edlen rappen bewegt und dazu noch einem whiskey-gestählten moderator so nebenbei amerikanische werte vermittelt, zeigt folgender ausschnitt ...

 

http://www.youtube.com/watch?v=AucxqtpCZL0

 

... und sogar riding & singing beherrschte der "duke" perfekt ...

 

http://www.youtube.com/watch?v=YtkPYICLEcw

 

@mr. brillo...ich fordere eine unterlassungserklärung!!

Geschrieben

Auf der DVD sagt er auch "schlank". Fällt mir jetzt erst auf. Die Box steht zwar schone Jahre bei mir rum, aber das Triple haben wir trotzdem auf 35mm durchgezogen. :-)

Geschrieben

Mr. Sturges,

 

nichts liegt mir ferner, als Mr. Wayne (der auch mein Idol ist) in den Schmutz zu ziehen. Ich nehme daher alles zurück und habe die Unterlassungserklärung bereits über meine Anwälte an Kirk Douglas, Hollywood, Kalifornien weiterleiten lassen. Wenn es Gerechtigkeit gibt, wird Herr Douglas nach Karlsruhe ausgeliefert werden. Vielleicht kann man die Auslieferung mit einer 70mm-Vorführung von Spartacus verbinden, so könnte Herr Douglas als Entschädigung vielleicht das ein oder andere Detail dieses Films aufhellen. Zum Beispiel würde ich gerne wissen, was aus der Frau und dem Baby von Spartacus geworden ist. Hat die Frau wieder geheiratet? Hat das Baby später einen soliden Beruf ausgeübt? Und die Sache mit den "Muscheln oder Schnecken", da würde ich gerne wissen, wer war denn im alten Rom wer? Männer Muscheln und Frauen Schnecken oder andersrum? Fragen über Fragen.

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Moin,

 

ich hab mir den Film jetzt dann doch mal parallel auf Video und DVD angesehen. Das Band ist von 1985 und ich bin erstaunt, das von der Magnetisierung nach 23 Jahren überhaupt noch etwas übrig ist. Aber es ging bis auf ein paar Dropouts ganz gut und sogar in Farbe.

 

Fakt ist, und da muss ich mich halt jetzt korrigieren, das Marty auch auf der alten Aufnahme schon sagt: "Mam, Du bist so - schlank" und ich das wohl irgendwie nur falsch in Erinnerung hatte. Mein Fehler.

"Mam, Du bist so - dünn!" sagt er, als er 1955 in Lorraine Zimmer wach wird, nachdem er dort von ihrem Vater angefahren wurde.

 

Btw. was mach ich nur mit all den Videokassetten? Im Keller liegen 1600 VHS Bänder die wir seit 1980 gesammelt haben.

 

Gruß, Guido

Geschrieben
Btw. was mach ich nur mit all den Videokassetten? Im Keller liegen 1600 VHS Bänder die wir seit 1980 gesammelt haben.

Das Problem hatte ich auch schon. Leider werden die VHS-Bänder mit der Zeit immer schlechter. Habe daher einen kombinierten VHS-DVD-Rekorder gekauft, vernünftige Markengeräte bekommt man ab ca. 250 Euro. Dann alles auf solide DVDs (kein Noname) gebrannt, Kopieren ist damit kinderleicht. Danach den VHS-DVD-Rekorder wieder verkauft.

Und falls jemand zu den Langzeitfetischisten gehört: Ja, die DVDs sind nicht für ewig, aber irgendwann landet der Quatsch doch sowieso auf dem Sperrmüll. Bis dahin reicht es aus.

Geschrieben

Auch sogenannte Filmklassiker kursieren manchmal in schauerlichen Synchronfassungen.

 

Man sollte beispielsweise die deutsche Fassung von CITIZEN KANE meiden, da ist weder Ton noch Hall den Räumen entsprechend aufgenommen.

 

Kraß fand ich auch WUTHERING HEIGHTS, den ich vor rund einem Jahrzehnt noch mal in einem kommerziellen Kino sah, da wurde kein einziges th bei englischen Namen richtig ausgesprochen und es hieß immer "Miss Kessy" statt Cathy!

 

Vor einiger Zeit lief hier in Frankfurt auch noch die alte verstümmelte und zensierte deutsche Fassung von GILDA, ohne daß darauf hingewiesen wurde. Nachher wunderten wir uns dann über dieses sogenannte Meisterwerk, bis ich herausfand, daß wir eine völlig andere Fassung, die die Handlung entstellt, gesehen hatten!

 

Ein neuerer Film, der völlig seiner Qualität durch öde Synchronisation beraubt wurde ist FARGO, auf deutsch unglaublich fade wirkend und auf englisch eine Sozialstudie und Kriminalfall in einem. Der bekam aber auch extra einen Preis für die mißlungendste Synchro.

 

Erik Ode für Gene Kelly in SINGIN' IN THE RAIN wird noch getoppt durch die DVD von TOP HAT: stellt man den deutschen Dialog ein, knödelt Caprifischer Rudi Schuricke für Fred Astaire! Ohne Rhythmusgefühl und im Text die herrlichen Songs von Irving Berlin banalisierend.

Geschrieben

es gibt schaurige synchronfassungen, @albertk hat da zu recht bei einige filmen den finger in die wunde gelegt.

 

es gibt aber auch hervorragende synchros ... ein beispiel DAS APPARTMENT ... Georg Thomalla ist besser als Lemmons Stimme ... UHRWERK ORANGE fand (und finde ich immer noch) hervorragend adaptiert ... LEBEN DES BRIAN ("Werft den Purschen zu Poden") ist im deutschen so witzig wie im Original ... und ganz aktuell WILLKOMMEN BEI DEN SCH'TIS - Respekt ... eine so gute und witzige Synchro habe ich nicht erwartet ...

Geschrieben
Erik Ode für Gene Kelly in SINGIN' IN THE RAIN wird noch getoppt durch die DVD von TOP HAT: stellt man den deutschen Dialog ein, knödelt Caprifischer Rudi Schuricke für Fred Astaire! Ohne Rhythmusgefühl und im Text die herrlichen Songs von Irving Berlin banalisierend.

Da können wir doch Disney dankbar sein: In fast allen Zeichentrickfilmen wurde für die Synchronisation die erste Garde der deutschsprachigen Sprecher verpflichtet, deshalb sind Filme wie Das Dschungelbuch auch heute noch ein Genuss.

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