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Geschrieben
Woher diese Irrationalität des Neoliberalismus rührt, kann ich mir nicht erklären.

 

Interessant wäre die Frage, warum "Brot und Spiele" aber in der Antike noch kollektive Prozesse reflektierten, heute indessen zum Bildschirm und zum Autismus neigen. Bin mir darüber noch nicht im Klaren. :?:

Liberalismus und Neoliberalismus sind per se irrational. Was der Rationalismus gebracht hat, kann man an der Besiedlung Nordamerikas ablesen.

 

Autismus? Wenn ich mir die Abfolge der großen Zeitepochen, der Ären, anschaue, dann waren da klar die Antike marsialisch (Sonne-Widder), die vergangenen gut 2000 Jahre p[o]lytonisch (Sonne-Fische) und nun sind wir uranisch drauf (Sonne-Wassermann). Das ist eigentlich eher etwas für ein Astro-Forum, aber deine Frage hat mich angestochen. So sehe ich den Film als eine Art Klammer, den sprechenden Übergang von einer politischen zu einer wirtschaftlichen Epoche. Film und Kino tragen die Merkmale der Ausbreitung, Ausdehnung, Eroberung (plutonisch) und der Integration alles Bestehenden, des Themas Vergangenheit (uranisch). Wenn ich in Erinnerung rufen darf, daß die Ausbreitung des Kinematografen wie ein Krebsgeschwür empfunden und heftig bekämpft wurde. Später hat man dem Film alles aufgebürdet, was man konnte, von der Kindererziehung über politische Indoktrination bis zur Werbung.

 

Nun, da die Fische-Zeit in Trümmern ist, wirkt der Weltmagen ungehemmt. Alles wird auf irgend eine Weise verdaut, abgebaut, zerlegt und beurteilt. Was früher mit Letternlegierung, mit Ligaturen, als langsam herausgedüftelte Druckschwärze in relativ weiches Papier gesenkt wurde, ist heute, falls es noch materiell gehandelt wird, flaches Offset auf glattem Papier, gerechnet, grob auf den Markt geworfen.

 

Die Diskussion Film-Video endet immer an der Stelle, scheitert an der heute allgemeinen Unerfahrenheit in feinspürigen Sachen. Wir erleben es ja mit, wie ein Beruf nach dem anderen verschwindet, und stets ein Handwerk, ein Betätigungsfeld voller Sinnlichkeit und Freiheiten. Welcher Unterschied zwischen dem Wirken von Cuttern in einem Schneideraum, wo die Regale voll von Film sind, wo Schneidetisch und Galgen stehen, und der indirekten Befehlesammlung derjenigen, die Pixelhaufen am Monitor eines Computers mit einem „Schnittprogramm“ „bearbeiten“ ! Was bleiben wird, ist das Kino, was ins Museum muß, ist der Film. Eine Mumie, mit Konservierungsmethoden erhalten, aber tot. Film und Kino sind ewig jung, wenn sie neu genossen werden.

Geschrieben

Als ob die Prophezeihungen des @nostradamus nicht genug wären, meldet sich jetzt auch noch ein Astrologe zu Wort. :wink:

 

Nicht mehr ganz neu aber exakt zum Titel des Threads passend ist dieser Bericht aus der Süddeutschen Zeitung vom März 2009, den ich schon lange posten wollte

 

http://www.sueddeutsche.de/kultur/860/462478/text/

 

... Trotz Internet, Kabelfernsehen und Computerspielen scheint ein altes Hollywood-Gesetz noch immer zu gelten: Nie sind die Leute gieriger auf Filme als in schlechten Zeiten. Auch während der Great Depression, so die immer wieder bemühte historische Analogie, drängten die Menschen vor die Leinwände. ...

Da hoffen wir doch, dass die wirtschaftliche Erholung noch recht lange auf sich warten läßt. :wink:

 

Was mir am Bericht nicht so gut gefällt, ist dass der Redakteur von "Leinwänden" schreibt. Müßte das nicht "Bildwände" heißen? :wink:

Geschrieben
Als ob die Prophezeihungen des @nostradamus nicht genug wären, meldet sich jetzt auch noch ein Astrologe zu Wort. :wink:

 

 

Langsam wird es Zeit, dass sich ein Psychologe zu Wort meldet --- eine Fundgrube für Spezialisten der mentalen Befindlichkeiten ... :-)

Geschrieben
Was mir am Bericht nicht so gut gefällt, ist dass der Redakteur von "Leinwänden" schreibt. Müßte das nicht "Bildwände" heißen? :wink:

Manchmal beneide ich den Laien um seine Unbeschwertheit, wenn er Leinwand sagt. Die alte Jutewand klingt damit an, grobes Sackgewebe, das man in einen Rahmen gespannt und mit Kalksumpf geweißelt hat.

Geschrieben

 

Gerade die von Dir genannten neuen "Medien" ersetzen in keinster Weise den Kinobesuch, im Gegenteil. Menschen wollen gemeinsam etwas erleben und die Emotionalität des Nachbarn spüren. Das hat umso mehr Gültigkeit, je kälter und einsamer unsere "normale" Welt draussen wird.

 

 

Die Leute kommen noch, aber (zahlenmässig relevant) nur, wenn die anderen auch kommen (Eventisierung). Der Rest ist "ferner liefen", denn der Nachbar sitzt jetzt nicht mehr neben einem und diese (umgekehrte) Sogwirkung entsteht, da die "gemeinsamen Erlebnisse" von zu Hause möglich (wie einst Kuhlenkampf und Konsorten) und nicht mehr an den "öffentlichen" Raum (oder diesen spezifischen Ort Kino) gebunden sind, oder gerade die heranwachsende Jugend andere Kommunikationswege gefunden hat.

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