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"Film digital - Aspekte langfristiger Informationssiche


Empfohlene Beiträge

Geschrieben
Die Vortragsfolien der Veranstaltung "Film digital - Aspekte langfristiger

Informationssicherung" der nestor-Arbeitsgruppe Media, die am 27. Mai 2009

in der Deutschen Kinemathek in Berlin stattgefunden hat, sind jetzt, soweit

sie uns von den Referenten zur Verfügung gestellt werden konnten, über das

nestor-Portal http://www.langzeitarchivierung.de unter der Rubrik

"Veröffentlichungen" verfügbar.

 

Oder über diesen Direkt-Link:

http://www.langzeitarchivierung.de/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&page_id=2#section21

 

 

.

Geschrieben

Wenn ich mich da so einlese, stelle ich fest, daß nicht eine Sekunde lang daran gedacht wird, Film weiter leben zu wollen als Betätigung, wie Menschen Bedürftigenpflege als Beruf haben oder meinetwegen Rechtspflege. Die Diskrepanz zwischen dem, was museal oder auf irgend eine Art und Weise erhaltend getan wird (als Alltag bei allen größeren Sammlungen), und den läppischen Folien, die man präsentiert, schmerzt.

 

Freddy Buache, Leiter der Cinémathèque suisse von 1951 bis 1996, hatte Recht mit seinem Vorwort zu Bordes Buch von 1983, wo er sagt: „Le report du nitrate sur acétate, la dégradation désespérante des films en couleurs, les restaurations coûteuses, une vaste problématique insoupçonnée voici trois ou quatre lustres exige désormais des gestionnaires, des chimistes, des physiciens, qui ne se préoccupent guère de la charge affective des photogrammes soumis à la radiographie. L’ordinateur va remplacer la mémoire d’un seul capitaine qui savait tout de da cargaison, états des copies et valeurs subjectives des contenus. ( . . . ) Les cinémathèques risquent de n’être alors que l’envers de ce qu’elles furent: non plus des sources jaillissantes et mal captées, mais des bureaux parmi d’autres bureaux, soumis à l’ordre stérile de la robotique.“ Die Übertragung von Nitrat auf Acetat, die entmutigende Verschlechterung der Farbfilme, die kostspieligen Restaurationen, eine breite unvermutete Problematik schon seit drei, vier Jahren verlangt künftig Verwalter, Chemiker, Physiker, die sich kaum um die Empfindungsladung der Fotogramme kümmern, die der Durchleuchtung unterworfen sind. Der Rechner wird das Gedächtnis eines einzigen Kapitäns ersetzen, der alles über seine Ladung wußte, Zustand der Kopien und subjektive Werte der Inhalte. ( . . . ) Die Filmarchive laufen Gefahr, gerade die Umkehrung dessen zu sein, was sie waren: nicht mehr sprudelnde und schlecht gefaßte Quellen, sondern Büros unter anderen Büros, der sterilen Gewalt der Robotik untertan.

 

Buache hat, ich kann das in der Öffentlichkeit sagen, weil es schwarz auf weiß belegt ist, gerade höchstpersönlich nichts für das technische Phänomen Film getan, er hat davon gezehrt, wie seine Worte verraten. Raymond Borde, der Leiter der Cinémathèque de Toulouse, hat da schon mehr Ahnung, wie man in « Les cinémathèques » lesen kann. Er schreibt: „Certains archivistes rêvent du jour où tous leurs films, qui sont chers à entreposer et qui donnent des déboires techniques, seraient transférés sur disques. Finies les voûtes, les rayonnages, les boîtes en tôle et en plastique. Finie la vérification laborieuse de la pellicule. Fini le poids: un film passerait de 30 kg à 200 g. ( . . . ) A cette question, John Kuiper (Rochester) a répondu que les archives sont des musées et qu’il faut conserver les normes du passé, tant que celles de l’avenir n’auront pas fait leurs preuves. Wolfgang Klaue (Berlin) a dit qu’on ne remplace pas les incunables par des photocopies. Peter Konlechner [sic] (Wien) a rappelé un principe fondamental: nous sommes d’abord des conservateurs de la pellicule. ( . . . ) J’ajoute qu’il y a dans la manipulation des images sur un support en 35 mm, une sorte de joie artisanale et un plaisir tactile qui sont irremplaçables: c’est un métier d’art. Dans la vie quotidienne des cinémathèques, je plaide le maniement amoureux de l’objet. Je plaide le tableau, le livre et le film contre le désert gris des signaux invisibles.“ Gewisse Archivleute träumen von dem Tag, da alle ihre Filme, die teuer aufzubewahren sind und technischen Kummer bereiten, auf Scheiben übertragen sein werden. Schluß mit den Gewölben, den Regalen, den Dosen aus Blech und Kunststoff. Schluß mit der mühsamen Untersuchung der Streifen. Schluß mit dem Gewicht: Ein Film von 30 kg wird zu 200 g. ( . . . ) Auf diese Frage hat John Kuiper (Rochester) geantwortet, daß die Archive Museen sind und daß man die Normen der Vergangenheit erhalten muß, umso mehr, als die kommenden sich noch nicht bewährt haben. Wolfgang Klaue (Berlin) hat gesagt, daß man keine Gemälde durch Fotokopien ersetzt. Peter Konlechner (Wien) hat ein grundlegendes Prinzip in Erinnerung gerufen: Wir sind in erster Linie Erhalter des Films. ( . . . ) Ich füge bei, daß es in der Handhabung von Bildern auf einem 35-mm-Träger eine Art kunsthandwerkliche Freude gibt und ein Berührungsvergnügen, die unersetzlich sind: Es ist ein Kunstberuf. Im Alltag der Filmarchive verteidige ich den liebevollen Umgang mit dem Gegenstand. Ich verteidige das Bild, das Buch und den Film gegen die graue Wüste der unsichtbaren Signale.“ S. 206-207

Geschrieben

Archive dienen einem Zweck - ganz sicher ist der nicht die Selbstbefriedigung der Archivare. Es sei denn, es wäre ein Privatarchiv. Die anderen müssen ihre Budgets schon sinnvoller verwenden als nur die Nostalgie der Mitarbeiter zu pflegen.

 

- Carsten

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