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Geschrieben

Hallo,

so da wollte ich mir doch gerade einen Schwung Orwo(Scheint ein tolles Material zu sein) S8 und Singel8 Filme bestellen da fällt mir folgendes auf.

 

Der RetroX Singel8 gefüllt mit Orwo54 hat ISO 200 , bei S8 hat der Orwo 54 aber nur ISO 125 oder 100 bei Negativentwicklung.

Kann ich mir nicht erklären.

Im übrigen scheint z.B. Wittner gar keine Original Fuji Singel8 Filme zu haben, trotzdem hat man noch ansprechende Auswahl.

Also geht doch!!!

Einfach filmen dann stimmt die Nachfrage und hoffentlich das Angebot.

 

Gruß

Stefan

Geschrieben

Ist mir aber auch schon aufgefallen: in der Single8-Variante soll der anscheinend gleiche Film (Orwo UN54) angeblich 200 ASA haben...

Geschrieben

Orwo Universal-Negativ 54 ist zu 100 ISO Empfindlichkeit ausnutzbar mit dem Entwicklerrezept Orwo 1182 oder Eastman-Kodak D-96, ein Metol-Hydrochinon-Ansatz.

 

Die erhöhte oder Scheinempfindlichkeit von 200 ISO hängt mit der Umkehrentwicklung zusammen, bei der man zu einem größeren so genannten Gamma entwickelt, also das Negativbild eigentlich drückt. Mit der Zweitentwicklung, die das restliche Silbersalz zu einem ebenfalls höheren Gammawert reduziert, kommt schließlich der erwähnte Wert zu Stande. Oft werden andere Entwickler eingesetzt beim Umkehren, etwa nach der Orwo-Vorschrift 2182 bzw. Eastman-Kodak D-97.

 

Der Film eignet sich wegen seines Grauträgers nicht zur Projektion, obwohl man die Schicht gut umkehrentwickeln kann. Ich habe schon ziemlich alles umgekehrt, was mir in die Hände gekommen ist, von russischem Typografiematerial über gewöhnliches Positiv von Orwo und Eastman bis zu Gigabitfilm.

 

Nach wie vor ein sehr schönes echtes Umkehrmaterial ist der Agfa-Scala. Ich habe schon mit Agfa intensiv korrespondiert über Konfektionierung als Kinefilm, doch man hat sich taub gestellt. Dann ist da noch der Fomapan-R, ebenfalls mit Mischemulsion und Lichthofschutzunterguß auf farblosem Träger. Diesen 100-ISO-Film gibt es in 35, 16, Doppel-8 und DS-8.

Geschrieben

Hallo Stefan,

 

Manfred hat völlig Recht. Das ist kein Versehen sondern muß so gemacht werden. Das Negativ muß kräftiger "gedeckt" sein als ein Positiv.

Ich habe das Gleiche einmal umgekehrt erlebt als ich einen NP15 wie einen UP 15 entwickelt habe.

Es gibt einige Kameraleute die ihr Negativmaterial extra etwas überbelichten. Ein zu "dünnes" Negativ ergibt im Positiv eher ausgefressene Lichter.

 

Gruß otti

Geschrieben

Hallo Filmtechniker,

 

Benutzen die Hersteller da eigentlich so unterschiedliche Farben?

Ich frage das nur deshalb weil ja die alten ORWO`s violett eingefärbt waren. Aber wenn ich einen NP wie einen UP entwickelt habe, war das Violett komplett verschwunden im Gegensatz zur Negativentwicklung.

Für Negativ habe ich immer A49 benutzt und für SW Umkehr A4105.

 

Gruß otti

Geschrieben

Jetzt wird's noch etwas komplizierter. Es geht wahrscheinlich um die beim NP 15 verwendeten Auxochrome, Hilfsstoffe, die Ultraviolett in längerwelliges Licht wandeln, was dem Film einen violetten Ton gab. Beim Umkehren bleichst du diese Ionenträger weg, bei einfacher Entwicklung nicht oder nicht ganz.

 

Wenn man die Träger vergleicht, gibt es einige Schattierungen von neutral grau über bläulich grau bis blau, aber immer in kalten Tönen. Das hat mit der Farbtemperatur der Vergrößerungslampen zu tun, die damit aufs Fotopapier umgestimmt werden kann.

Geschrieben
Die erhöhte oder Scheinempfindlichkeit von 200 ISO hängt mit der Umkehrentwicklung zusammen ...

 

Kannst Du da mal länger ausholen?

Geschrieben

Empfindlichkeitsangaben werden nach einem Normverfahren gemacht, Film-Belichtung-Entwicklerrezept-Bearbeitung, alles wiederholbar gleich gehalten. Negativfilme wie Orwo UN 54 oder Ilford FP 4 oder Kodak Plus-X oder Fuji-Neopan 100 werden zu einem Gradienten, wie Manfred schreibt, oder Gamma um 0,65 entwickelt, damit auf einem Papier von Gamma 2 ein Positivkontrast von 2,0 X 0,65 = 1,3 entsteht (Regel nach Emanuel Goldberg).

 

Im Kino ist 1,55 richtig, weil mit der vergrößernden Projektionsoptik ein Callier-Koeffizient von etwa 1,2 hinzukommt, womit das Bild an der Wand den Kontrast von etwa 1,3 hat. Theoretisch ideal nimmt man den Kontrast 1,0 an. In der Praxis hat sich ein etwas härteres Positiv aber als interessanter gezeigt.

 

Wie ich schon sagte, wird beim Umkehren zu mehr Kontrast entwickelt, und zwar mit der Erstentwicklung auf vielleicht 0,9 und mit der zweiten auf 1,7. Damit geht ein scheinbarer Empfindlichkeitsgewinn einher. Wenn ich also z. B. UN 54 auf 200 ISO belichte, dann verlasse ich mich darauf, daß seine unterbelichtete Schicht überentwickelt wird, um ein ansprechendes Bild zu erhalten. Das geht auf Kosten der Güte. Überentwicklung ist feiner Körnigkeit nie förderlich. Unterbelichtung läßt die Schatten absaufen. Heutige Filme verkraften eher Über- als Unterbelichtung.

 

Prominentes Beispiel dafür ist Gigabitfilm, der bei Unterbelichtung brutal leer ist. In den tiefsten Schatten ist nichts, was noch irgendwie herausentwickelt werden könnte. Altmodische Materialien kann man da noch quälen. Dafür „verbrennt“ Gigabitfilm nicht, wenn die hellsten Stellen acht Blenden mehr Licht erhalten als die dunkelste. Er hat eine sehr wirksame Lichthofschutzschicht und mit einer nur 8 Tausendstel starken Bildschicht kaum Streulichtfehler. Ein ausgesprochenes High-Key-Material zusammen mit der originalen Chemie.

 

Auch Orwo UN 54, hergestellt bei Agfa-Gevaert in Belgien, ist modern, auf Polyesterträger erhältlich, sauber in der Verarbeitung und rasch trocknend. Man darf ihn etwas großzügiger belichten, wenn man dichtere Negative mag. Empfindlichkeitsangaben, wie sie gemacht worden sind, stellen den Versuch dar, dem Käufer ohne Erklärung etwas Fertiges aufzuschwatzen. Wenn es bei den verschiedenen Bearbeitern noch ein Thema wäre, wie sie entwickeln, könnte der Verbraucher vergleichen, doch fragt mal Kahl, Wittner, Andec, usw., welches Rezept sie einsetzen. Bei der „Filmkunst“, jetzt kommt halt Eigenwerbung, gab es von Anfang an, seit 1. November 1999, Transparenz. Ich kann heute noch zu jedem Auftrag im Dunkelkammerjournal und im Ansatzheft nachschlagen, womit ich entwickelte und wie.

Geschrieben

Hallo, Schmalfilmfreunde

 

Es liegt ja gar kein Problem vor, nur die Tatsache, daß die Filmer von heute in Zusammenhänge vordringen (mit beständiger Fragerei, an sich nichts Verwerfliches), die früher von Fachleuten, Berufsfotografen, Chemiker und Optiker, beherrscht wurden. Gleichzeitig verschwinden die wahren Fachleute von der Bildfläche. Das Ärgste jedoch: Man hat keine Bibliothek mehr. Es werden keine Bücher mehr gelesen. Leute, ich habe mein Wissen nicht aus dem Internet und die Praxis kommt nicht über Nacht.

Geschrieben

Hallo Filmtechniker,

 

Ich kann Dir da einfach nur zustimmen. Sicher kann ich mich da nicht mit Dir messen, aber da ich selbst viel experimentiert habe, bin ich auf einige Zusammenhänge ganz von allein gestoßen. Über den Unterschied von Negativ und Umkehrentwicklung habe ich ja schon was geschrieben.

Auch ich habe mir viele Bücher angeschafft. Das muß nicht teuer sein wenn man weiß was ein Antiquariat ist.

Was zumindest ORWO anbetrifft, hat mir das Buch "fotografische Chemie" von Junge und Hübner viel geholfen. Wer schon mal selbst entwickelt hat, weiß einfach daß der Entwickler mit entescheidet. Bestimmte Feinkornentwickler arbeiten so daß man die Empfindlichkeit um 3 DIN zurückrechnen muß. Dabei kommt es auch noch auf die Konzentration an.

Ein schönes Buch für Nichtwissenschaftler die doch einiges verstehen wollen, ist Stapf "Fotografische Praxis" oder wer kennt noch Herrn Opfermann oder Herrn Windisch?

Oder wer weiß noch wie man mit einer Graukarte arbeitet, um bei kontrastreichen Bildern trotzdem gute Ergebnisse zu bekommen?

Nicht umsonst stand früher immer auf den Packungen "zu belichten w i e

xx DIN".

Aber es ist hier wenigstens so daß man sich vernünfig darüber austauschen kann. Manfred kann mir bestätigen daß es da woanders ganz anders abgeht, aber schlauer wird man davon dann auch nicht.

 

Gruß otti

Geschrieben

Hallo otti61,

 

kennst Du eigentlich FOTOGRAFIE von Kurt Dieter Solf (erschienen 1971 und x-mal nachgedruckt, als handliches Fischer-Taschenbuch in jedem guten Antiquariat) ?

Das Standwerk für alle Fragen der Fotooptik und -chemie, auf die (außer weisen alten Männern mit Fixierer im weißen Bart) keiner eine Antwort weiß.

 

Opfermann ist auch gut, besonders H.C. OPFERMANNS FILMKURS (1982), der weit über Amateurfilm hinausgeht und wichtige filmgestalterische Themen behandelt.

Geschrieben

Hallo,

 

Nein magentacine das eine Buch kenne ich nicht und auch von Opfermann das Buch habe ich noch nicht. Ich habe die Foto und die Schmalfilmschule.

Ein Exemplar ist schon historisch weil noch vor dem Krieg erschienen. Ist aber interessant wegen der alten Eumigs und Dittmars, die damals ladenneu angeboten wurden, lach.

Wie Manfred schon schreibt, habe ich fast alles vom Fotokinoverlag, Schmalfilmbuch für alle, die Schmalfilmkamera, Filmtrick-Trickfilm, das Foto und das Filmbastelbuch usw.

Als ich hier her kam, mußte ich ja erst neu suchen. Aufgefallen ist mir, daß es wenig Bücher für anspruchsvolle Amateure gibt.

Die einen Bücher sind für Anfänger " wo schalte ich meine Kamera ein" und die anderen sind dann eher für Experten " wie errechne ich mir ein 15 linsiges Zoom" na und so weit gehe ich dabei auch nicht.

Aber ich habe mir von Kodak und auch von anderen immer die Datenblätter besorgt. Alles ist veilleicht nicht für uns von Bedeutung aber man kann Vergleiche anstellen.

 

Gruß otti

Geschrieben

Hallo Otti,

 

ist zwar nicht direkt zum Thema, trotzdem kurze Anmerkung meinerseits:

Lehrbücher aus der DDR waren bzw. sind oft einsame Spitze und genießen zu Recht bei denen, die beruflich damit umgehen, hohen Respekt. Hier wurde Wissen verständlich, oft praxisbezogener vermittelt. Das von Dir angesprochene Problem (entweder für blutige Anfänger oder aber viel zu theoretisch durchgeistigt) ist mir auch schon öfters begegnet.

 

Ich erinnere mich immer gerne an "Arbeitsnächte" im Studium, wo wir im Maschinenbau Übungszeichnungen im Team anfertigen mußten. Hier hatten wir im wesentlichen 2 Bücher als Hilfe zur Auswahl, den westlichen "Dubbel" (allen Maschinenbauern bestens bekannt) und sein Pendant aus dem Osten, den ein Kollege von dort lebenden Verwandten bekommen hatte - ich erinnere leider nicht mehr den Namen. Wir haben zum Nachschlagen von Berechnungen und Materialeigenschaften fast immer den "DDR-Dubbel" benutzt !

 

Wenn man die wissenschaftlichen Ostbücher liest, fragt man sich allerdings, wie man das offensichtlich durchaus vorhandene Theoriepotenzial nur so oft (nicht immer!) vergeuden konnte, Beispiel Automobilbau... aber wir wollen die Politik hier draussen lassen.

 

Gleiches gilt wohl auch für Bücher zur Fototechnik.

 

Gruß

Reinhard

Geschrieben

Hallo Reinhard,

 

Dann bestätigst Du mir das was ich schon oft gehört habe.

Was meinst Du wie meine Schüler immer staunen wenn ich "Tabellen und Formeln" aus der DDR auf den Tisch lege. Da ist alles drin, Wurzeln Logarithmen, Formeln, Geometrie, Chemie, Physik, Materialkonstanten und so weiter, alles in einem unscheinbaren Buch.

Aber ganz ehrlich, im Zeitalter von Rechenschiebern (garantiert Taschenrechnerfrei) wäre man ohne das Ding echt aufgeschnissen gewesen.

Geschrieben

Hallo zusammen,

 

die DDR Literatur hat es verstanden, komplexe Themen übersichtlich, verständlich und in knapper Form zusammenzufassen.

 

Diese Kunst gerät leider zunehmend in Vergessenheit - und dicke Wälzer zu jedem Nebenthema studieren zu müssen, erhöht nicht grade die Lesebereitschaft - aber das Lesen ist nunmal wichtig wie Filmtechniker auch schon festgestellt hat.

 

Übrigens an Otti ... lach' nicht, aber oft fand ich das belächelte, holzige, leicht bräunliche Papier (zumindest bei der DDR-Literatur, die ich benutzte) angenehmer zum Lesen, weil da der Kontrast zur Druckerschwärze nicht so hoch war.

Unter hellen Bedingungen liest sich das angenehmer im Vergleich zu blütenweißem Papier.

Und da wären wir eigentlich wieder beim Thema ...

 

 

Gruß

Reinhard

PS: Den erwähnten "DDR-Dubbel" für Maschinenelemente bzw. allg. Maschinenbau würde ich gerne "in die Finger kriegen". Wenn also jemand dieses Werk verkauft ...

Und nebenbei: Die Ritter Runkel Comics der DDR waren auch Spitze ;-)

Geschrieben

Hallo Reinhard,

 

Nein ich bin nicht böse, ich lese ja noch heute in dem braunen Papier und Photopapier gab es ja auch in Chamouis, lach (sorry kein franz. Duden zur Hand)

Sag mir doch noch ein mal genau was Du suchst. Meine Verwandten haben an der TU Dresden studiert, vielleicht haben die ja noch was Du suchst.

 

Die Hefte von Hannes Hegen " Dig, Dag und ...." waren auch super, grins.

 

Gruß otti

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