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Leinwandfieber - Comrades in Dreams -->> auf arte


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Geschrieben

Samstag 01.08.2009 - 23.10 Uhr auf arte

Leinwandfieber - Comrades in Dreams

Programmtext von arte

Filmemacher Uli Gaulke hat eine faszinierende Reise zu vier Orten unternommen, an denen Kino noch ein Ereignis ist.

Ob es um Cowboys in der Kirche, Tränen für den Großen Führer Kim Jong Il, eifersüchtige Ehefrauen oder den Untergang der "Titanic" geht, großes Kino findet man nicht nur in den Metropolen der Welt. Filmemacher Uli Gaulke hat eine faszinierende Reise zu vier außergewöhnlichen Orten unternommen, an denen Kino noch ein Ereignis ist.

 

Kino bedeutet nicht immer Multiplex mit Klimaanlage und Großbildleinwand. Auf der ganzen Welt fand Filmemacher Uli Gaulke filmbegeisterte Einzelkämpfer, die das Kino zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben. In Indien etwa bereist Anup die Hälfte des Jahres mit seinem Zeltkino den Bundesstaat Maharashtra. Der Mittzwanziger zieht von Dorf zu Dorf und sorgt mit pathetischen Bollywoodrührstücken für Begeisterung. Zu Hunderten stehen die Dorfbewohner vor seinem Zelt, fast jede Vorstellung ist ausverkauft. Anup hat einen Bachelorabschluss in BWL, doch die Leidenschaft fürs Kino packte ihn ebenso wie seinen Vater, der das Zeltkino gründete. Sein größter Traum ist ein festes Kino. Eine Ehefrau zu finden ist daneben fast schon zweitrangig.

In Nordkorea bedient Han Yong-Sil den Filmprojektor in einer Veranstaltungshalle der Kooperative in Chongsan-Ri und verwandelt den Raum in ein Kino für die Landarbeiter. Bis in die Hauptstadt Pjöngjang fährt sie, um Filme zu organisieren, die dem Volk nach der Arbeit zur Erbauung dienen sollen. Natürlich ist Film in Nordkorea mindestens so sehr Propaganda wie Vergnügen. Als junges Mädchen war Han Yong-Sil oft im Kino und träumte davon, Schauspielerin zu werden. Stattdessen wurde sie Ehefrau und Mutter und eben Genossin Filmvorführerin. Und sie lässt keinen Zweifel daran, dass ihr Filme als Weggefährten eigentlich wichtiger sind als jeder Mann.

In Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou verbringen Lassane, Luc und Zakaria viel mehr Zeit mit ihrem kleinen Kino als mit ihren Familien. Per Mofa holen sie Filmrollen ab, im örtlichen Radiosender machen sie Werbung und noch kurz vor Vorführungsbeginn versuchen sie, Zuschauer aus der Nachbarschaft ins Kino zu locken. Ihr von der Gemeinde gepachtetes "Emergence"-Kino hat zwar kein Dach, aber einen funktionierenden Projektor. Und den drei Jungs geht es weniger ums Geldverdienen, als viel mehr um ihre cineastische Leidenschaft. Ihr größter Traum besteht darin, das Kino eines Tages zu besitzen.

Von ihrem Bruder und dessen Sohn hat Penny in Big Piney im US-Bundesstaat Wyoming das Kino "The Flick" übernommen, das aussieht wie eine große Scheune, aber über eine Popcorn-Maschine verfügt. Für ein Städtchen, das außer endlosen Straßen und riesigen Wohnwagensiedlungen nichts zu bieten hat, ist das beachtlich. So sitzt jeder, der in Big Piney am Wochenende ein Date hat, irgendwann in Pennys Kino. Früher hat sie in einer Bank gearbeitet, die Kinder großgezogen und hatte keine Ahnung davon, wie man Filmrollen einlegt. Aber mittlerweile ist das kein Problem mehr und sie übernimmt nebenbei noch am Telefon die Programmansage. Der Stress hält Penny fit und hilft ihr gegen das Alleinsein. In einer Sondervorführung zeigt sie den Blockbuster "Titanic". Es ist einer ihrer Lieblingsfilme, und noch immer rührt die Liebesgeschichte die gestandene Frau zu Tränen.

Auch im "Emergence"-Kino in Burkina Faso gilt diese Lovestory als Inbegriff der romantischen Liebe und wird gern gezeigt. Dem Publikum in Nordkorea, das zur Verbesserung der Produktivität ins Kino geschickt wird, enthält man ein solches Hollywood-Spektakel lieber vor. Und Anup in Indien würde den Film in seinem Zeltkino nicht spielen, denn seinem dörflichen Publikum wäre ein bloßer Schiffsuntergang als Filmkonflikt zu wenig. Doch ganz gleich, ob es um oscarprämierte Welterfolge geht oder um koreanisches Propagandakino, um kitschige Bollywoodmusicals oder um drittklassige Thriller: Penny und Anup, Han Yong-Sil sowie Lassane, Luc und Zakaria sprechen die gleiche Sprache. Es ist die Weltsprache des Kinos, die in Asien ebenso gesprochen wird wie in Afrika - und natürlich im Rest der Welt.

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