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Geschrieben
Heute abend, am 18.6.2010 um 19.30, läuft die Redux-Version ...

Wäre es denkbar, dass jemand, der noch rechtzeitig den Weg ins Arsenal gefunden hat, seinen Eindruck von den optischen Qualitäten des neuen (und schon wieder verflossenen) Technicolor-Verfahrens beschreibt?

Geschrieben

Ja, schon.

Farben wie aus einem anderen Jahrtausend - als wollte die Bildwand zu glühen anfangen! - Dagegen sieht die aufgemotzte Flora und Fauna in AVATAR fahl und leblos aus, ist aber auch nur eine anhand von Natur-Fotografievorlagen "gerenderte" Natur.

(Kritisch betrachtet könnte man bei APOCALYPSE NOW analysieren: vor allem das noch junge Heißprozeßnegativ von Kodak um 1977 ist anfechtbar. Mir wäre somit ein Direkt-Blow-up auf 70mm lieber, und natürlich 6-Kanal Dolby-Magnetton mit SS)

Besucher: Abgesehen von meinen beiden Geburtstagsgästen verirrten sich etwa 27 spanisch sprechende Touristen in diesen Film. Mit anderen Worten: interessiert niemand (außer den Usern in diesem Thread).

Effekt-Ton kaum gehört. 1 x vielleicht.

Heute abend dann die andere Rarität: REAR WINDOW in der 1997er Harris-Restaurierung, der ihn erstmals auf TC herausbrachte. Allerdings sind die farbigen Titeldups ein Problem bei TC: sie bluten aus.

Leider ebenfalls in Kino 2, dem "Schwimmbassin-Kino". Zum Glück in Mono.

Geschrieben
Mir wäre somit ein Direkt-Blow-up auf 70mm lieber, und natürlich 6-Kanal Dolby-Magnetton mit SS) Besucher: Abgesehen von meinen beiden Geburtstagsgästen verirrten sich etwa 27 spanisch sprechende Touristen in diesen Film. Mit anderen Worten: interessiert niemand (außer den Usern in diesem Thread).

 

Ich wußte gar nicht, dass Mr. Cinerama ein später Zwilling noch ist...

 

Mit zunehmendem Alter kommen ja die Erinnerungen an früher: Im Dezember 1979 habe ich in London die 70mm-Erstaufführungsfassung von "Apocalypse Now" im ABC Cinema, Shaftesbury Avenue, Soho sehen dürfen und war – wie kann es anders sein – beeindruckt. Vor allem beeindruckt über eine titel- und creditlose Filmpräsentation mit den erstmaligen 360-Grad-Stereosurround-Helikoptern in zirpender und dann dröhnender und beängstigend-bedrohlicher Lautstärke, bei der nette Platzanweiserinnen zuvor einem eine sorgsam publizierte und gedruckte Erstaufführungsbroschüre mit den Credits persönlich in die Hand drückten. Schwarzes Glanzcover, mit Titel-Schriftzug vorne drauf. Es klang definitiv anders als bei der 4KMT-Ersatz-Innovation von Dolby Stereo bei der dt. Synchronfassung von "HAIR", rund 18 Monate vorher. Ins Londoner Kino gelockt hatte mich die Cannes-Berichterstattung vom inzwischen verstorbenen Peter W. Jansen: Das ist kein Film über Vietnam, die Filmherstellung von A.N. "war Vietnam".

 

Ansonsten halte ich "The Conversation" für den bedeutendsten Film von Coppola, wohl auch deshalb, weil die Filmform im Schnitt durch Murch gefunden wurde, während Coppola bereits am Paten wurschtelte.

Ich finde i.Ü., dass A.N. gegenüber "Deer Hunter" mit den Jahrzehnten jetzt eher "verblasst" (nicht wegen TC, sondern von der Bedeutung her). Deer Hunter bildet mit seiner Fiktionalisierung die Alltagseinbettung der bevorstehenden Traumatisierung ab, während A.N. mir zu sehr selbstreflexiv bleibt und damit leicht beliebig wird. Deer Hunter habe ich damals im 70mm-Blowup auch in London sehen können. Ich würde angesichts der Anmerkungen hier im Thread gerne weiterhin anmerken wollen, dass ich Cameron (den Regisseur) für einen grottenschlechten Künstler und raffinierten Kaufmann halte und zur Zeit immer zusammenschrecke, wenn der Name fällt -- meist ist es dann doch nur der neue UK-PrimeMinister, der gemeint ist. Auch Scorsese halte ich i.Ü. für einen relativ unbegabten und sich ständig wiederholenden Regisseur, der allerdings einer der größten Pädagogen des Kinos sein dürfte. Seine Dokumentarfilmproduktionen sind mit das Beste zum italienischen und US-amerikansichen Film, die man bekommen kann.

 

www.kinoperspektiven.de

Geschrieben

Das trifft warscheinlich zu. APOCALYPSE NOW hinterliess bei mir 1979 fast den selben fahlen Nachgeschmack wie heute eine Filmbotschaft des J. Cameron: überzüchtete Ersatzwelten (Joseph Conrad verwässert hier eine Vietnam-Aufarbeitung nur und soll offenbar den mangelnden narrativen Content oder zu staffagenhafte Darsteller übertönen) und eine mystisch verbrämte "Horror-Show" zwischen Geisterbahnfahrt und Hollywood-Erlebnispark (trotzdem auf den Philippinen und in Dominik gedreht wurde). Man hatte 1979 endlich etwas über Vietnam erfahren wollen und bekam einen Film wie von Lean, der seine Liebes- (hier Horror-)Geschichte "vor historisch bewegtem Hintergrund" illustrierte. Die opernhafte Kullisse für eine Manege der Attraktionen, sodass man nicht wusste, ob man beim Walkürenritt applaudieren oder sich schämen sollte. Aber vielleicht liegt darin der einzige kritische Ansatz des Films, der die Schande offenbar werden lässt und zur Läuterung führt.

Die Darsteller hatten wohl zeitweise ein Alkohol- und Kokain-Problem (Sheen und Hopper).

Vielleicht half diese Rollenauslegung über die Runden.

Bei Brando ist zu spüren, dass er ganz schnell weg wollte vom Set und nur das Geld abgreifen wollte. Ganz negativer Punkt des Films - was sehr schade ist.

So schafft Martin Sheens Blick direkt ins Kamerauge die nötige Identifikationsklammerung: "Schaut, ich bin wie ihr - kommt mit in die Horro-Show!" - was als abgeschwächtes "Alex"-Zitat aus CLOCKWORK ORANGE verstanden werden kann [wenn man so gemein ist, auch daran kein gutes Haar zu lassen].

 

Der Regisseur muss sich durch jede Szene und Drehbuchseite - mit sich selbst uneinig - gequält haben, als wollte er ursprünglich einen ganz anderen Film inszenieren. Sodann rettete nur der Filmschnitt den Zusammenhalt des Plots und der auseinanderdriftenden, nicht zuendegeführten Ansätze (John Milius, spekulativer Abenteuerfilm-Regisseur, drehte später "Die rote Flut").

 

Natürlich geht szenisch einiges "unter die Haut": so der Naturalismus der Luftangriffe (dabei wurde kameraperspektivisch die Beschleunigung aus Bondartschuks BORODINO zitiert), psychotische Delirien und Tagträume, Orte der Einsamkeit, animalische Triebstrukturen usw.

Über die Vietnamesen erfährt man (bis zu Oliver Stones ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE) natürlich nichts: dunkle Chiffren, unzivilisierte Zombies. Von nationalem Befreiungskampf und politischer Gegenstrategie: keine Rede. Im Vordergrund: die verletzte Seele des Amerikaners.

 

Mein damaliger italienischer Dozent am OSI schon über Francis F. C.'s GODFATHER: "reine Folklore!". Betrifft m.E. auch Nino Rotas Musik.

(Aber über Carmine Coppola darf man dann getrost den Mantel des Schweigens ausbreiten.)

 

Nun aber eine positive Kritik:

 

Willard fährt zu den Quellen des Horrors, des Wahnsinns, der dunklen Seite seiner Seele und der dunklen Seite der Zivilisation. Er sieht, wie Soldaten angesichts des überwältigenden Horrors, zu dem sie selbst maßgeblich beitragen, verzweifelt und ohne irgendeine Chance auf Erfolg eine Normalität des Zu-Hause-Seins inszenieren wollen, wie sie eine Show veranstalten, Willard und seinen Leuten bereitwillige Mädchen zur Verfügung stellen. Er sieht aber auch – als wenn es ein Albtraum im Albtraum wäre – eine Insel der vorherigen Kolonialmacht Frankreich, eine Truppe Heimatloser, die weder weggehen, noch wirklich da bleiben können, die sich einbilden, ein Zuhause in der Verlorenheit errichten zu können, die mit ihrer Vergangenheit nicht fertig werden und sehen, wie ihre Nachfolger, die Amerikaner den gleichen Kreislauf durchlaufen wie sie selbst, nur noch brutaler. Das Lager von Kurtz ist der Höhepunkt der apokalyptischen Vision, die zur Realität geworden ist. Schon der Speer, der Chief tötet, deutet den Rückbezug auf eine Barbarei an, die nichts anderes war als der Beginn der Zivilisation. Ganz anders und doch ähnlich wie Kubrick in der Anfangssequenz von „2001: A Space Odyssey“, „entdecken“ wir und Willard hier die Ursprünge einer Kultur, die das Werkzeug als verlängerten Arm erfand und damit direkt einhergehend als Waffe gegen sich selbst, gegen die eigene Spezies. Die Vietnamesen haben ihre Kleidung, ihre Uniformen abgelegt, sich angemalt wie ihre Vorfahren. „This is the end, my friend“, singen die „Doors“. Das Ende und der Anfang zugleich.

 

Die gespenstische Stille im Dschungel, der nicht mehr für sich selbst, sondern für den Dschungel des Lebens steht, in dem Kurtz seine letzten Tage verbringt, drückt die Perversion dessen aus, was Zivilisation ausmacht. Nicht die Menschenrechte, irgendein humaner Forschritt oder dergleichen herrschen hier, sondern der Krieg gegen den Krieg, den Kurtz mit aller Brutalität führt. Die Zivilisation wendet sich gegen sich selbst und erfüllt doch zugleich ihr ureigenes Anliegen: die Herrschaft des Menschen über den Menschen, über die Natur, über das Dasein. Willard ist Augenzeuge, Täter und Opfer zugleich. Er tötet Kurtz wie die Vietnamesen den Ochsen in einer Opferzeremonie, mit einer Machete. Der Mythos des (religiösen) Opfers aber verkommt zum Eingeständnis der völligen Unterordnung unter die Regeln der kriegerischen Gesellschaft, als die sich die Zivilisation letztlich erweist. Aus dem Kult der Vorfahren wird der Kult des Todes. „Apocalypse Now Redux“ besticht noch mehr als die ursprüngliche Fassung durch seine kompromisslose Darstellung dieses Gangs durch die Hölle. Die zivilisationskritische Tendenz des Films schätze ich ebenso hoch ein wie die von Kubricks „2001: A Space Odyssey“. Die zusätzlichen 49 Minuten passen sich meinem Gefühl nach nahtlos in die ursprüngliche Fassung ein, vertiefen die Aussage des Films. Coppola schuf damit neben dem „Paten“ ein weiteres Meisterwerk der Filmgeschichte.

 

Aus: http://www.filmzentrale.com/rezis/apocalypsenow.htm

  • 4 Jahre später...
Geschrieben

Ich häng mich mal an diese alte Diskussion an: ist in APOCALYSE NOW REDUX in der analogen Fassung eine Pause vorgesehen gewesen oder wo konnte man bei Bedarf eine machen? Es ist bei mir zu lange her mit der Vorführung der analogen Fassung als dass ich das noch wüsste.

(Die Frage bezieht sich auf die korrekte Vorführung des DCPs von Studiocanal, hier sind zu Pausen leider keine Angaben beliegend).

 

Die Schärfe des DCPs ist (in den ersten Minuten zumindest) nicht umwerfend, ausführliche Bewertung später.

Geschrieben

Apocalypse Now hatte eigentlich keine Pause und auch keine Anfangstitel.

Es bietet sich eine Pause an, nachdem das Vietnamesische Boot von den Amerikanischen Soldaten durchsucht wurde und alle an Bord erschossen werden, Martin Sheen spricht dann noch ein paar Sätze, kurz danach ist im Film eine Abblende (so erinnere ich mich noch an die erste Fassung)

Geschrieben

Danke für die Info. Im DCP wäre das bei 1:39:45, also fast genau bei der Hälfte. Sichtbar in der Schwarzblende ist der Aktwechsel. Schwach erinnere ich mich, dass wir damals an dieser Stelle einen Rollenwechsel und damit auch eine Pause gemacht haben müssen.

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