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Geschrieben

Hallo, Leute

Bin ein alter Filmvorführer. Erster Einsatz 1962 auf der Bauer B 8. In meiner langen Laufbahn, bis heute habe ich viele Maschinen gefahren. Tellertechnick war damals ein Fremdwort, und alle 500m mußte überblendet werden. Die Lichtbogenkohle mußte alle 2min nachgestellt werden, sonst wurde es zappenduster und der unvermeidliche Geruch von Filmkitt hing in der Luft. Wie gesagt, Bauer B 8, B 12, Ernemann, Friske und Höpfner bbegleiteten mich in meinem langen Vorführerleben. Wäre schön, wenn sich hier ein paar "ältere" Haudegen melden würden, zwecks Meinungsaustausch. alte Geschichten, kuriose Erlebnisse usw. Daran mangelt es doch bestimmt nicht. Auf gehts, haut in die Tasten und meldet euch!

Gruß, Filmkittschnüffler Wajo

PS. Stelle hier auch gerne Geschichten aus dem Leben eines Filmvorführers ein, nur selbsterlebte.

Geschrieben

PS. Stelle hier auch gerne Geschichten aus dem Leben eines Filmvorführers ein, nur selbsterlebte.

 

Dann mal herzlich willkommen ... und leg' mal gleich los, mit dem Kuriositätenkabinett. :wink:

Geschrieben

Hi, wajo

 

Alte Haudegen? Hier wimmelt es von Vorführkünstlern: Surrealisten, Realisten, Utopisten, Abstrakte und Konkrete. Ich darf dank lenkender Hand des Schicksals aus der Sicht des Filmlabormenschen beitragen. Kinomäßig war meine erste Erfahrung Bauer B 11, von Grund auf gelernt habe ich mit FP 20, gearbeitet habe ich jahrelang mit FH 66, FP 6, FP 3, Ernemann-Zeiß-Ikon VIII B, IX und X, auch V (diese mit Hi.-Kohlen). Auf 16 mm bin ich vertraut mit FP 18 und 38, Diksi-Tfp., Bauer P 5 ff, Bell & Howell Filmo, Filmosound und JAN Civilian, Victor Animatograph, Bolex-Paillard G, 300er Reihe und noch andere.

 

Willkommen im Verein!

Geschrieben

Ja, ja, die alten Kinomacher haben überlebt. Das waren noch Zeiten, als die Operateure fast Respektspersonen waren. Vor ca. 40 Jahren war das Filmvorführen noch harte Knochenarbeit. Das Zentralschweizer Vorortskino bäumte sich vor seiner Schliessung an Wochenenden noch mit vier Programmen auf:

 

15.00 Kinderfilm

17.00 Pistolero, Maciste oder Hercules für die italienischen Gastarbeiter

20.15 Hauptprogramm

22.00 Eroticfilm

 

Dabei war höchste Konzentration angesagt. Alles im Überblend- und Kohlenbogenbetrieb. Die Masken und Objektive der Ernemann IX konnten nur im Stillstand gewechselt werden. Dass ja nicht der Erotictrailer in den Kinderfilm gerät, den Anamorphot nicht vorzusetzen vergessen usw. Umrollen, Filme versandfertig machen, rechtzeitig die Röhrengleichrichter einschalten, der Kasse die Pause ankündigen und dann noch die Zitterpartie, reichen die Kohlen oder nicht. Die Projektionskabine konnte nur über einen seperaten Eingang erreicht werden. Wie oft musste der Vorführer der Not gehorchend in die Blumenrabatte pi... , nur weil er keine Zeit fand, um das Lichtspielhaus zu rennen. Aber immer herrschte der Ehrgeiz, eine einwandfreie Vorführung zu machen. Wir hatten die Licht- Masken- und Vorhangsteuerung und den Start im Griff.

 

Später, in einem Kino in der Kantonshauptstadt, wurde das Vorführen (mit FP 6) schon fast als Schokoladejob empfunden. Immer noch mit Kohlenbogenlicht, aber mit 1800m Spulenkapazität hatte man endlich die Gelegenheit, ab und zu mit den Platzanweiserinnen zu schäkern!

 

Natürlich gehen wir nach wie vor ins Kino. Diese gehören jetzt meistens grossen Konzernen. Das Personal kommt uniformiert in schicken T-Shirts daher. Die Filmeinleger machen mehr oder weniger motivert ihren Job. Das Programm wird von der Kasse aus gestartet. Wen kümmerts, ober der Bildstrich und die Schärfe stimmen? Der Unterzeichnete hat schon oft sehr deprimiert eine Vorstellung verlassen. Aber was soll's? Mit der digitalen Projektion wird alles besser. Oder?

 

Lichtspielfan

Geschrieben

Es freut mich, daß hier Leute schreiben, die eine Ahnung vom alten Kinogeschäft haben.

Hier ein kleiner Ausschnitt Ausschnitt aus meiner Laufbahn.

Es ist Freitag, Programmwechseltag

17Uhr. Kopie des neuen Films vom Vorspieler am Bahnhof abgeholt, inclusive Werbetrailer, die damals alle auf diesem Weg verschickt wurden. 17Uhr dreißig Film die engen Treppen zum Vorführraum hochgeschleift, Film vom Bobby auf Spulen aufgezogen. Wenn man Pech hatte, und das hatte man öfters und der Akt lief am Anfang, durfte man ihn sogar zweimal umspulen, dabei die Kopie überprüft, indem sie durch Daumen und Zeigefinger glitt. Die neuen Dias richten, Werbetrailer zusammenkleben. 19Uhr ein Bierchen. Maschinen überprüfen, dann 20Uhr

Kulturfilm raus, dann die Wochenschau. Dann, Musik ab, Dias raus, danach die Werbung, das HB Männchen ist mir da in Erinnerung geblieben,

weil es mir als genau so ging. Vorhang zu, Licht auf halbe Kraft an im Saal, die Platzanweiserin verkaufte Langnese Eiskonfekt. Ja, daß waren noch Zeiten und die gabs wirklich.

In dieser Zeit wurden die Objektive und Bildmaske gewechselt, wenn nötig, Cinemascope war das Zauberwort. Als die Dame, die ich durch meine Gucklöcher sehen konnte im Saal, fertig war, Gong, Vorhang auf, Licht aus, und dann das Bild raus, geschafft, der Laden lief. Ich bin mir sicher, daß alle Vorführer damals mit den einfachsten Mitteln, oder gerade deswegen, aus jeder Vorführung die perfekteste machen wollten.

Nun, es gibt bestimmt noch 1000 andere Geschichten. Bin mal auf eure gespannt. Ich jedenfalls könnte ein Buch schreiben über dieses Thema.

Gruß, Wajo

@ Lichspielfan, daß mit dem pi...ist mir auch noch in guter Erinnerung.

Geschrieben

Ja, Leute, wenn man das so alles liest... dz dz.

 

Vor ca. 40 Jahren da hatte ich das Glück, noch DP 70 mit HI 85 A Bogenlampen fahren zu dürfen, dazu noch eine FP 56 Xenon und ein Hortson 16mm, auch mit Kohlebogenlampe. Alle Geräte waren Top, haben nie schlapp gemacht, keine Kopie beschädigt. Allerdings, die Tonanlage, von der rheinländischen Philipsniederlassung aus ´ner 4-Kanal Commag zusammengestrickt, weil man ja 6 Kanäle für Todd AO brauchte, war im Vorverstärkerbereich und im Relaisüberblender eher " Krampf", um nicht zu sagen Schrott. Netzspannungsschwankungen nahm der Ton-Überblender zum Anlass, unpräzise zu arbeiten, will sagen, nach Überblendung wieder zurückzuschalten auf die auslaufende Maschine. Nun gut, wir konnten die Netzspannung für die Tonanlage an der Schalttafel hochjagen,- man durfte das nur nicht vergessen,- das half. Da ohnehin Lichtton der am meisten benutzte Ton war und die Tonüberblendung dabei durch Tonlampenschaltung vorgenommen wurde, waren die o.g. Probleme eher weniger wichtig. Wo war das? in einer Großstadt am Rhein, leider nicht in der Innenstadt, weswegen wir keinen Erstauffüherstatus hatten, der Niedergang des super-schönen Theaters mit Rang und Loge war also vorprogrammiert.

 

Noch was zur DP 70: ich habe die Maschinen dieses Theaters wohl als letzter "Operateur" in der von Konstruktuer Jan Kotte vorgesehenen Form gefahren, um - man halte sich fest-, einen 70mm Zigarrettenspot zu zeigen,- der Rest des Programms war dann 35mm, CS, COMMAG. Oh Aufwand, oh Aufwand !

Die DP70 halte ich für das Beste was es je gab, in Bezug auf Betriebssicherheit und Filmschonung, nur die FH 99 U ist definitiv noch fortschrittlicher gewesen. Meine Zeit an der Zeiss Favorit 70 zähle ich hingegen nicht zu den schönen Erinnerungen

 

Es grüßt die Runde

 

einer der (-sträflich, sträflich- ) die Perforationszeit hintersich hat und nun an der digitalen film- + bandlosen TV-Kamera steht

Geschrieben

dz dz... = stand schon damals bei Onkel Donald immer in der Sprechblase, als Ausdruck für intensives Nachdenken. Ans Nachdenken kommt man immer dann, wenn man sieht, was wir mal hatten ( Kinos mit Leinwänden größer 10m, mit Balkon- und Logenplätzen und ständig sachkundig besetzten Projektionsräumen) + was heute davon geblieben ist mit tollen Telleranlagen, die unbewacht vor sich hin laufen und Objektiven, die auf Pi x Daumenschärfe eingestellt sind. m f G

Geschrieben

Trotz viel dz dz noch keine Erklärung gefunden.

Was bedeutet folgendes im Threadzusammenhang:

Sonst können wajo, Andere und ich auch per E-Mails miteinander korrespondieren.
Geschrieben

Hallo.

 

Ich bin zwar "erst" 36, aber auch ich habe das Vorführen einst richtig gelernt. Angefangen habe ich mit 17 Jahren, und betreibe das Vorführen nicht hauptberuflich. Ich sehe es als ein Hobby an, dem ich immer noch mit großem Vergnügen nachgehe. Wenn auch nicht mehr so oft wie früher, aber immer dort, wo man mich braucht, springe ich gerne ein, und helfe aus. Ich kann zwar auch mit Teller und Spulenturm umgehen, aber der Überblendbetrieb macht mir immer noch am meißten Spass. Daher spiele ich ab und an auch noch so. Nur um des Spasses an der Sache wegen. Dann schläft man auch nicht während der Arbeit ein. Habe gelernt auf Bauer B 14 (mit Xenonlicht). Spielte später dann auch Philips FP 6 (mit Kohlebogenlampen) und dann noch auf Ernemann 12 (als Zeiformat-Variante für 35 und 16mm), sowie auf Kinoton FP 30. Ach ja, den Bauer Selection 2 für 16mm hätte ich jetzt beinahe vergessen. Ein paar kleine Anekdoten, zu Sachen, die mir mal so passiert sind, werde ich später beisteuern, da ich jetzt noch was anderes tun muß.

 

LG von Bauer-Fan

Geschrieben

Streitet doch hier nicht rum wegen dem DZ........Habe ich als auch gesagt, wenn der Film mal wieder gerissen ist. Nur, damals gings ruck zuck weiter, Spule unten raus, Leerspule rein, Film eingefädelt und ab die Post. Ein unbezahlbarer Vorteil der "alten" Zeit. Wenn heute der Film mal reißt oder hängen bleibt, dauert das auf der Tellermaschine etwas länger, bis es weitergeht. vor Allem wenn der Rest des Films vom Teller fliegt, oder?

Und was noch sehr schön ist, wenn du den Filmkern mit dem Ring auflegen willst, und es fällt dir der Ring in der Mitte raus. Da fallen garantiert zwei Vorstellungen aus. Habt ihr auch schon solche Erlebnisse gehabt? Schreibt doch mal frei von der Leber weg, über das Abenteuer ein Filmvohrführer zu sein.

Gruß, wajo

Geschrieben

Hallo, zusammen,

ein Erlebnis gefällig ? 16 Uhr Vorstellung, Vorprogramm. Das Publikum mahnt fehlende Lautstärke und dumpfen Ton, - wir sagten damals "mulmigen Knödelton" an. Der Kartenabreissbevöllmächtigte an der Saaltür bemerkt: "Dat is, so,- kommt mit dem Hauptfilm besser...!" Kam aber nicht. Ton nur von rechts, kaum Höhen, irgendwie zerhakt, fast trällernd. Ich quäle mich aus Reihe 15 Mitte raus und gehe an die Kasse. "Der Ton ist daneben, kann sich mal jemand das anhören und dann für Abhilfe sorgen?" lautet mein Satz, der ein Telefonat zur Folge hat. Die Filmeinlegeperson ist gerade im Haus 2 und startet dort das Programm. Nach Rückkehr in Haus 1 ruft sie telefonisch zurück. Sie erhält Anleitung, die Fehlermeldung am Dekoder auszulesen und den Dekoder zu "resetten". Danach ist der Ton brilliant und stereofon. Leider dauerte die Aktion 10 Minuten, nimmt man die 15 Min. versauten Vorprogramms dazu 22 Minuten.

Da kommt man schon ins Nachdenken, über Einrittspreise, Kundenzufriedenheit, Showmanship, (früher Fachkenntnis) Arbeitsabläufe, Personalmanagement, Gewinnerwartung des Verleihs und des Betreibers usw. usw. Kurz, man ist mal wieder beim dz.. dz.. Nebenbei, das Haus war mit mehr als 120 Besuchern fast ausverkauft. So geschehen gestern, 27.12.2009, Großstadt-Filmkunsttheater in einer rheinischen Metropole. Erstaufführung Soul Kitchen.

 

Es grüßt die Runde ein Fan von Jan Kotte, Heinz Thümmel + Dr. Ing. Jotzoff

Geschrieben
Es grüßt die Runde ein Fan von Jan Kotte, Heinz Thümmel + Dr. Ing. Jotzoff

 

Moin, Moin,

 

gebt mir bitte ein bißchen Nachhilfe: Jan Jacob Kotte und Dr. Angelo Jotzoff - da ist alles klar. Wer, bitte, ist Heinz Thümmel?

 

Gruß

RR

Geschrieben
Es grüßt die Runde ein Fan von Jan Kotte, Heinz Thümmel + Dr. Ing. Jotzoff

 

Moin, Moin,

 

gebt mir bitte ein bißchen Nachhilfe: Jan Jacob Kotte und Dr. Angelo Jotzoff - da ist alles klar. Wer, bitte, ist Heinz Thümmel?

 

Gruß

RR

 

Vielleicht meinte Dr.Jo Herbert Tümmel ? :wink:

Geschrieben

Jau, mag sein, dass ich aus Herbert Heinz gemacht habe, - sorry Herbert. Ich hätte aber auch Kurt Enz, R. Bergfelder o. Dr. F.J. InderSmitten schreiben können. Jeder davon hat zu seiner Zeit die Bildtechnik gehörig vorangebracht.

 

m f G

Geschrieben

Hallo, kleine Geschichte, selbst erlebt:

Während der Vorstelllung bin ich kurz im Foyer gewesen. In dem Moment kommt ein Mann aus dem Saal, zeigt mit dem Finger auf mich.

Dann ergab sich folgender Dialog:

Gast: Sie! Sind Sie hier Monteur?

Ich : Ehhhh.......ja! Was kann ich für Sie tun?

Gast: Das Bild ist zu klein!

Kurzer Blick von mir auf die Leinwand: Alles in Ordnung!

Gast: Vorige Woche war das viel grösser.

:?: :!:

Ich : Der Film in der vorigen Woche war in Cinemascope, der hier nicht.

Gast: Cinemawas, ist mir egal, Sie machen das sofort grösser!!

Ca. 10 Minuten habe ich versucht ihm zu erklären, das es nicht geht

(Zusatzvorhang für Cinemascope, anderes Objektiv u.s.w.)

Gast: Mein Fernseher hat eine Zoomtaste, und Sie wollen mir einreden, Ihr modernes Kino kann das nicht?

Nach kurzer Diskussion habe ich mich dann verabschiedet, da meine Anwesenheit im BWR nötig ist.

 

Nach einigen Wochen, ein Cinemascope Film.....

besagter Gast trifft mich zufällig nach der Vorstellung auf dem Parkplatz:

Der Gast reckt den Daumen Richtung Kino und meint: Na also! Geht doch! Das man sich immer erst beschweren muss....

 

Claus-Dieter

Geschrieben
@ Claus-Dieter

 

Eine der lustigsten Begebenheiten die ich je gehört habe... :D

 

Ich weiß nicht, lustig ... :?:

 

Manche Leute sind ebend echt resistend gegenüber jeglichen Erklärungsversuchen. :shoot3:

 

Ein Wunder, dass er nicht gleich noch seinen Eintritt und die Ausgaben an der Theke wieder haben wollte. :shock1:

Geschrieben

vorherigen Beitrag. Der sollte woanderst hin. CD, danke für deinen lustigen Beitrag.

Hier einer von mir, live erlebt: Kunde kommt raus zum Kassenhäuschen, beschwert sich, der Film sei unscharf, ich gehe in den Saal, die Schärfe ist top. Ich gehe zurück zum Gast, um ihm die freudige Nachricht zu überbringen, jetzt aber fängt der Kunde in scharfen Ton an, sein Eintrittsgeld zurückzufordern. Er bekommt es vom Kassier, nur, daß er verschwindet und wieder Ruhe herrscht in unserem kleinen Kino.

Jetzt die Überraschung, Gast kommt zwei Tage später und verlangt zwei Karten für die nächste Vorstellung. Ich reiße zufällig die Karten ab, denn der Filmstart ist erst in 5 Minuten. Ich frage ihn, wieso er zwei Karten habe, er sei doch alleine. Antwort, daß wäre für sein Gemaule vor Kurzem, wegen der Schärfe. Ich könne nichts dafür, er habe ganz einfach seine Brille vergessen. Für so viel Einsicht bekam er für die nächste Vorstellung die er bei uns besuchte, eine Freikarte.

Wajo

Geschrieben

@ wajo

 

Nee, is nich...

 

Also hier mal ein Erlebnis meinerseits:

 

Ich hatte gerade meine Ausbildung zum Vorführer hinter mir, als ich zum ersten mal auf die Menschheit losgelassen wurde. Mein erster Chef war ein Privatunternehmer. Er vermietete das Kino auch ab und an mal für ein paar Mark. Damals waren zwei verschiedene "Tamielen-Clans" bei uns im Ort, die das Kino für Filmvorstellungen mieteten. Meine erste Vorstellung, ohne meinen Chef im Vorführaum dabei zu haben, sollte also eine Art Doublefeature mit nem Bollywood-Streifen werden, im Überblendbetrieb. Ich zog die Akte (insgesamt 10 Stück, denn keiner dieser Bollywood-Geschichten läuft unter drei Stunden) auf 600m-Spulen und verstaute diese, logischerweise, in dem dafür vorgesehenen Aktschrank. Gespielt wurde also zwei mal der gleiche Film, mit jeweils einer Pause dazwischen. Nachdem der Spass, bis dahin ohne Pannen, durch war, setzte ich die Akte wieder auf die Bobby's zurück, dann ab in die Dosen und hinein in den Koffer. Klappe zu, Affe tot. DENKSTE... Als ich die neunte Dose gefüllt hatte, blieb die Dose Nr. 10 leer übrig. Aber warum? Ich hatte in meiner Nervosität vergessen, den Anfang des Startbandes vom 4. Akt, ein klein wenig aus dem Aktschrank rausschauen zu lassen. Aus dem Auge, aus dem Sinn, wie man immer so schön sagt. Allerdings: Keinem, aber wirklich keinem, weder mir, meinem Chef, dem Mieter, noch den Zuschauern ist irgendetwas aufgefallen. Niemand hatte bemekt, das ich unabsichtlich ca. 20 Minuten Film unterschlagen hatte. Und das gleich zwei mal!!! Da die Filme ja auch im Originalton daher kommen, und die Handlung stets immer die gleiche ist, fiel mir das absolut nicht auf. Erst als ich den Aktschrank nochmal durchsah, kam mir der vierte Akt wieder entgegen gerollt. Ich dachte nur: "O Heimat, Deine Sterne, das gibt's doch nicht". Also, eins fix drei alles wieder richtig eingedost, und darauf gehofft, das es kein Gemecker gibt. Das Glück war mir hold. Es meckerte wirklich niemand. Der Mieter zahlte seine Miete, und mir mein Trinkgeld, der Chef gab mir meinen Lohn, und alle waren zufrieden. Erst am nächsten Tag erzählte ich meinem Chef von meinem Fouxpas, und er fragte: "Hat sich jemand beschwert?" Ich sagte: "Nein, niemand". Daraufhin erwiederte er: "Was solls, dann hattest Du halt eben etwas früher Feierabend gemacht :wink: ".

 

LG Bauer-Fan

Geschrieben

Schöner Bericht, Bauer Fan.

Es geht doch, dieser Blog müsste doch pöatzen vor Erlebnissen alter Filmpioniere. Auf gehts, bin gespannt, werd enersten Beitrag im neueu Jahr bringt, zu dem ich euch alle einen guten Rutsch Wünsche, und was sonst noch so dazugehört.

Wajo

Geschrieben

Auch ich hatte schon den Schuppen voll von Tamilen, Kino gemietet. Der Veranstalter stand eines Tages vor mir mit einer Sporttasche und einem gerollten Plakat. Nachdem wir uns einig waren, hängte ich das Filmplakat aus, was noch ging, doch bei der Probevorführung (für mich selbst) war ich plötzlich verunsichert, ob nicht etwas seitenverkehrt sein könnte. Von Schnurschrift verstehe ich einfach nichts.

 

Was ich bestätigen kann: Unter zweieinhalb Stunden ist wirklich kein Streifen aus Bangalore, allermeistens CS, ab total verregnetem Internegativ. Es ist auch immer alles dabei, Schlägereien, Verfolgungsjagden, Liebesgeschichte, Familiendrama, Tierliebe und allgemeine Folklore, stets in der Mehrzahl. Nicht zu vergessen das Augenpaar des Stars in Riesengroßaufnahme und nicht zu knapp an Dauer.

 

In der Pause wollte man Eis, nur und ausschließlich Vanille. Es war sofort ausverkauft. Wie ich Erdbeer und Schokolade anbot, war man gänzlich abgeneigt. Tja.

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