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starker Ölverlust Erna IV an Antriebsachse


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Geschrieben

Hallo Forumsmitglieder,

 

ich habe hier ein kleines Sorgenkind vor mir stehen: eine alte Ernemann IV. Eine Nutzung ist natürlich wenig sinnvoll, ich hätte sie aber zumindest gerne soweit flott gemacht daß man sie zu Demozwecken prinzipiell auch mal anwerfen könnte.

 

Erste Frage: wie viel Öl muss überhaupt rein? Wie hoch sollte das innen stehen? Ich habe mal ca. 1/2 Liter eingefüllt, und das Öl läuft hinten an der Riemen-Scheibe (Kopf mit Riemenantrieb) wieder raus. Muss der Ölstand also niedriger sein als bis zu dieser Welle? Falls er höher stehen muss, wie funktioniert an dieser Stell das Dichtungsprinzip? Ich hab es noch nicht zerlegt, aber Wellendichtringe gabs 1940 ja sicher noch nicht?

 

Zweiter Punkt: ich habe so viel Öl überhaupt nur eingefüllt, da die Pumpe offenbar kein Öl fördert. Jedenfalls ist oben im Schauglas keines zu sehen, und auch aufs Kreuz tropft keines über die Rohrleitungen, auch nach längerem Kurbeln von Hand (natürlich mit manueller Ölversorgung für das Kreuz während dieser Zeit). Woran kanns liegen, wie krieg ich das wieder flott? Aktuell ist Kinoton-Öl (FP30) drin, ist das ggf. zu dünn um richtig gefördert zu werden?

 

Bin dankbar für jegliche Hinweise.

 

s16

Geschrieben

Probier mal, ob es was nutzt, wenn Du in das Ölschauglas ein bischen Öl einfüllst (vielleicht mit einem kleinen Kännchen). Möglicherweise fördert die Pumpe dann.

Es kann schon sein, dass Du zu viel Öl eingefüllt hast. Bei der VIIB läuft es jedenfalls auch an der Achse für die untere Friktion raus, wenn man zu viel einfüllt.

 

Viel Erfolg!

 

Viele Grüße

Pascal

Geschrieben

Ja, mit der Ölpumpe hat @Ernemann ganz recht: gib mal in das Schauglas etwas Öl rein. Das wirkt sehr oft wahre Wunder.

Ich würde auch vorher etwas Öl ablassen. 300ml müssten genügen.

Wenn das nichts nützt, dann wird man schlimmstenfalls das Werk n der Rückseite öffnen müssen.

Vorher würde ich aber noch einen Versuch mit Universalverdünnung starten, da das Werk, wenn man es öffnen würde, hinterher auch wieder abgedichtet werden will, was zwar nicht besonders schwierig ist, aber doch auch ein bißchen Aufwand.

1/4 bis 1/3 Anteil Öl, den Rest Universalverdünnung und dann laufen lassen. Auch sehr hilfreich bei Ölschlamm.

Geschrieben

Kurz mein Wissen zu dem Problem.

 

Eigentlich müsste bei der EIV mit Riemenantrieb frontseitig ein Ölstandsrohr dran sein. Ölfüllung bis Mitte Schaurohr. Falls dieses fehlt füllt man in der Tat nur soviel Öl ein, bis die Unterkante des Ölspiegels die Angussrundung der tiefstgelegenen Achse erreicht (in diesem Fall die Antriebsachse).

 

Die Bauweise der Projektoren war ohne Kugellager ausgelegt. Die Achsen sind aus hochwertigem Stahl, die Lager als Gleitlager tw. aus Bronze bzw. Gusseisen. Deshalb muss eine guter Ölumlauf gesichert sein. Dies wurde am runden Schauglas kontrolliert. Eine Ölpumpe pumpt das Öl direkt zum Schauglas, in dem gleichzeitig noch ein Filterpatrone drin steckt. Danach läuft das Öl ohne Druck nur durch die Schwerkraft in die Ölleitungen, die ein offenes Ende haben und das Öl trieft direkt in das Schaltgetriebe, den Trommelblendenantrieb und in die Achsen der Vor- und Nachwickelrolle.

 

An den Achsen ist das in Richtung Gehäuseinneres herauslaufende Öl unproblematisch. Das in Richtung Filmlauf heraustretende Öl wurde über (meist 2) Abtropfkanten der Achsen in die Gehäuseausdrehung der Achslager (Ölfangnut) abgetropft und läuft über Ölablaufbohrungen in das innere des Projektorgehäuses zurück. Technisch benennt man diese Form einen offenen Ölumlauf und es kann passieren, dass bei schlechter Wartung die Ölrücklaufbohrungen verstopfen und Öl nun aus dem Projektorkopf auf der Filmführungsseite herraustritt. Je verstopfter um so mehr trieft dann heraus. Normalerweise hat das Öl bei Betriebstemperatur die optimale Viskosität, sodass das Lagerspiel so eng gestaltet werden konnte, dass die durch die Schwerkraft zugeführte Ölmenge zur guten Schmierung der Achsen ausreichte.

 

Wird das Öl alt sammelt sich immer mehr Feinstabrieb an und es oxidiert auch. Im Ergebnis wird es immer zäher. Die Schmierung kann nicht mehr garantiert werden. Abrieb setzt die Ablaufbohrungen zu (ist wie beim Klo, das Dicke krustet an, das Wasser fließt nicht mehr so, es krustet nun stärker, weil der Dreck nicht mehr weggespült wird, bis dann alles vestopft ist).

 

Zu dünnflüssiges Öl läuft zu schnell durch die Lager und es kann bei dieser Umlaufschmierungsart auch zu einem filmseitigen Heraustreten von Öl kommen. Teilweise ist das Axialspiel und Zahnradspiel in der Zahnradpumpe für den Ölkreislauf nicht mehr in der Lage bei zu dünnflüssigen das Öl überhaupt richtig hochzupumpen (zu geringe Ölmenge). Wenn nun die geförderte Ölmenge geringer ist als der Umlaufbedarf reisst irgenwann irgendwo der Ölfilm ab und es kommt zum Trockenlauf. Man tut dieses eigentlich nur zum Reinigen des Getriebes (siehe oben zu dickel Öl). Dafür gibt es das sogenante dünnere Spülöl. Es wird auch nur für einen einmaöligen Spüldurchlauf angewendet. Auf keinen Fall sollte man Petroleum, Diesel oder noch schlimmer Benzin zum spülen durchjagen. Das kann der sofortige Getriebetod sein.

 

Fazit (gilt zumindest für die Ernemänner bis VIIB und Pentacon D-Serie, bei UP700 kann ich dazu noch nichts sagen):

 

- nur geeignetes unlegiertes additivfreies (Projektor-)Öl verwenden (hier im Forum wird von stefan2 empfohlen: Maschinengetriebeoel MG 68, allgemein etwas dünneres unlegiertes Getriebeöl, evtl. tut's 15W40 für den Präsentationszweck auch);

- wenn dass Öl schon dunkel geworden ist, sind viele Ruß- und Oxidationspartikel drin, der Hersteller nennt auch Wechselzeiträume;

- kleine Leckagen sind bei dieser Bauweise eigentlich üblich - wischt man nach jeder Nutzung weg;

- tritt Öl verstärkt aus, sind die Rücklaufbohrungen zu reinigen, falls dies nicht hilft ist das Spiel in den zutreffenden Lagern zu groß - eigentlich ein Hinweis darauf, das irgendwie was gefressen hat, denn diese Maschinen habe bei richtiger Ölung kaum Verschleiss, nur das Schaltgetriebe wird öfter im Projektorleben gewechselt;

- Die Getrieberäder kämmen wegen der Schrägverzahnung auch fast verschleissfrei, was anderes ist es, wenn man den Motor nicht sanft anlässt, dass schrabst und reisst dann an den Zähnen inklusive der dann zu erwartenden Ausfallfolgen;

- Additive bedeuten Getriebetod (z. B. Molybdändisulfid) sie setzen auf die Lagerlaufflächen zwar eine super Gleitschicht, aber das Lagerspiel ist für diesen Fall nicht ausreichend;

- irgenwo sollte ein Magnet für den Eisenabrieb sein (manchmal beim Siebfilter im Schauglas oder in der Ablassschraube), nach dem Einlaufen der Projektoren (verstärkter Abrieb) sollten eigentlich nur minimalster Stahlfeinstaub an dem Magneten hängen, wird er stärker ist der Projektor zur Durchsicht fällig, Ursachenforschung ist angesagt --> Schaltgetriebe --> Umlaufblende --> Transportrollenachsen --> Nachwickelantrieb --> Tonbahn (wo vorhanden) --> Zahnflanken der Getrieberäder --> Zahnradpumpe;

 

Für den Betrieb nur mal so zum Ansehen kann man natürlich das nicht so weit treiben. Bei richtigem Öl und gutem Reinigungszustand kann ein alter Projektor selbst nach 100 Jahren noch gut laufen, aber er sollte jährlich mindestens einmal ca. 10 min. durchdrehen. Das Öl läuft ja bei langem Stillstand des Getriebes selbst aus den kleinsten Ritzen heraus, Luftfeuchtigkeit hat die Eigenschaft in die kapillaren Lagerspiele einzudringen und dann kommt der Rost. Der Projektor lässt sich dann zwar manchmal noch durchdrehen, aber die angerosteten Stellen in den Lagern schmirgeln jetzt erstmal so richtig das Lagerspiel aus. Man merkt sowas erstmal garnicht. Aber die Auswirkungen machen sich dann doch bemerkbar.

 

Ich hoffe, ich konnte ein paar Denkanstöße liefern.

 

Übrigens habe ich bei der D-Serie bemerkt, dass das Umlauföl auch in die Kugellager der Tohnbahnwelle läuft. Das ist m. E. ein Mangel, man kannte zu der Zeit wohl noch nicht die entsprechende Kugellagertechnik. Der Mangel besteht darin, dass durch das umlaufende Öl auch jeder mitgeführte Feinstabrieb und der entstehende Abrieb durch die Kugelrollflächen gedrückt wird und somit die Kugellager ausgurken, was ja wohl gerade der Baugruppe sehr abträglich ist.

 

 

Das Thema ist so umfassend, da könnte ich ein Tagesseminar draus machen. Aber es gibt ja das Web und da darf fleissig gegurgelt werde.

 

also dann ff

filmuwe

Geschrieben

Sehr ausführlich.

Was mir dazu noch einfällt:

Ein Ölstandsglas hat die Ernemann IV normalerweise nicht. Die kleine Schwester Ernon IV hat eins.

15W40 ist ok, kann aber v.a. im Winter in kalten räumen beim starten Schwierigkeiten machen.

Ob die Ernemann IV einen magnetischen Ölfilter hat, da bin ich mir nicht sicher. Die Ernemann II hat jedenfalls keinen. Zumindest die Bauform, die ich hier habe.

Geschrieben

Zur Frage Petroleum:

 

Petroleum, wenn es die Zahnradpumpe überhaupt richtig fördert, drückt sich bei den Gleitlagern sehr schnell aus den Laufflächen und birgt daher das Risiko des Festlaufens. Daher ist es nicht ratsam. Wer's trotzdem macht? Das ist dann Lotterie. Bei Diesel kommt noch die chemische Agressivität dazu. Ich neige stets zur, wenn auch evtl. mühevolleren, gesicherten Vorgehensweise

Mit Petroleum reinigt man mit Pinsel / Waschschale Bauruppen und Einzelteile. Beim Zusammensetzen sollte man Lagerlaufteile mit ein paar Tropfen Projektoröl versehen.

 

Aus meinem bisherigem Berufsleben weiss ich aber, das Petroleum als Gleitlageröl bei Achslagerungen mit hoher Drehzahl verwendet wird (z. B. Hauptspindel an Flach- und Rundschleifmaschinen).

 

und nun ff

 

filmuwe

Geschrieben

Ich hatte das Teil mit Petroleum gespült vorher - wohl aber nicht so wild, soll ja nicht im Dauerbetrieb laufen.

 

Wie komme ich ins Schauglas? Vorne aufschrauben? Wie macht man das am besten ohne diese Spezial-Form (extra Schlüssel?) zu verwürgen?

 

Schauglas hat der Projektor unten keines, nur oben eines um den Ölfluss zu checken. Hat jemand eine Anleitung wo drinsteht wie viel Öl defintiv rein muss?

Geschrieben

Hallo,

 

mit ein bischen Vorsicht kannst Du das Schauglas mit einer Rohrzange öffnen, aber Du solltest unbedingt einen Lappen drumlegen. Dahinter wird sich wohl ein zylindrisches Ölsieb befinden (wenn es so ich, wie bei der VIIB). Das kannst Du rausziehen und in Benzin reinigen.

 

Viele Grüße

Pascal

 

P.S. Günstiges Projektorenöl gibt es bei Kinotechnik Welsch in Hennef. Mit speziellen Projektorenöl gehst Du auf Nummer sicher. Auch wenn hier oft anders geschrieben wird, ich verwende nur Projektorenöl. In mein Auto kippe ich ja auch nicht irgend ein Öl;-) Aber das ist halt Ansichtssache.

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